Das Monitoring „Rastende Gänse und Schwäne“ – eine wichtige Ergänzung abseits von Gewässern
Hintergrund, Ziele und Methoden

Foto:H. Glader
Nachfolgend finden Sie die wichtigsten Informationen zu diesem Programm in gestraffter Form. Ausführlichere Informationen finden Sie im Buch „Vogelmonitoring in Deutschland – Programme und Anwendungen“.
Wie Sie sich am Monitoring „Rastende Gänse und Schwäne“ (GuS) beteiligen können, erfahren Sie unter dem Menüpunkt Mitmachen !
Warum ein separates Programm zur Erfassung von Gänsen und Schwänen?

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Gänse zeigen eine Reihe von Verhaltensweisen, die weitreichende Auswirkungen auf Bestandserfassungen haben:
- Sie schlafen gemeinsam in teilweise sehr großen Ansammlungen, die in vielen Regionen Norddeutschlands mehrere Zehntausend Individuen umfassen können. Die Schlafplätze werden in der Dämmerung, oft erst deutlich nach Sonnenuntergang angeflogen. Am Morgen fliegen sie meist noch vor Sonnenaufgang, jedoch in aller Regel nicht bei vollständiger Dunkelheit wieder in Richtung der Nahrungsgebiete ab.
- Während des Tages verteilen sie sich zur Nahrungssuche ins Umland des Schlafplatzes. Entfernungen von 20 bis 30 km sind keine Seltenheit.
Schwäne treten in wesentlich kleineren Trupps auf als Gänse, und nur selten umfassen sie mehrere Hundert Individuen. Sie sind weit weniger mobil als Gänse, entfernen sich meist nicht so weit von den Gewässern und nehmen während des Tages meist nur kleinräumige Ortswechsel vor. Ihre Erfassung ist daher mit weitaus weniger Herausforderungen verbunden als die der Gänse; sie erfolgt vor allem in den Nahrungsgebieten tagsüber.
Die Schlafplatzzählungen konzentrieren sich deshalb auf die Schlafplätze von Gänsen.
Wo wird gezählt?

Wann und wie oft wird gezählt?
Gezählt wird im Binnenland und an der Ostseeküste an bis zu 8 Terminen um die Monatsmitte (September bis März sowie ggf. Mai; Schwerpunkte s.u.), die bundesweit festgelegt werden. Dabei gilt die Faustregel: Gezählt wird an dem Wochenende, dessen Sonntag dem 15. am nächsten liegt. In Niedersachsen und an der Wattenmeerküste in Schleswig-Holstein orientieren sich die Zähltermine (auch für Gänse und Schwäne) an den Hochwasserzeiten. Sie können deshalb von jenen im Binnenland und an der Ostseeküste abweichen.
In Nordrhein-Westfalen (seit 2011) und Niedersachsen (seit 2018) wird zusätzlich im Juli eine Sommer-Gänsezählung durchgeführt. Zähltermin ist das Wochenende vor dem Beginn der Jagdzeit auf Kanadagans, Graugans und Nilgans, die in NRW am 16. Juli beginnt.
Die Zählungen sollten vorrangig am festgelegten Zähltag durchgeführt werden. Ein Ausweichen auf die umliegenden Tage ist aber möglich, wenn beispielsweise die Wettersituation am Zähltag eine zuverlässige Erfassung nicht zulässt.
Die Zähltermine der aktuellen Zählperiode finden Sie unter dem Menüpunkt Monitoring rastender Wasservögel > Zähltermine.
Wie oft sollte gezählt werden?
Der Fokus liegt im Monitoring „Rastende Gänse und Schwäne“ auf den ungeraden Monaten, in denen Schwerpunkte auf bestimmte Arten gelegt werden. Für diese Arten sollen an dem Zähltermin die wichtigsten Rastgebiete abgedeckt werden, um verlässliche überregionale Bestandsschätzungen zu erlangen:
- September: Graugans
- November: Tundrasaatgans, Blässgans
- Januar: alle Arten; in diesem Monat sollte eine größtmögliche Abdeckung der Zählgebiete erreicht werden (Termin der Internationalen Wasservogelzählung)
- März: Weißwangengans und Zwergschwan
- Mai: Ringelgans
Grundsätzlich werden an allen Terminen immer alle Arten des Artenspektrums gezählt. Im Oktober, Dezember und Februar erfolgen ebenfalls Gänsezählungen, die jedoch nicht auf bestimmte Arten ausgerichtet sind.
Antworten auf die Frage „Wie oft soll ich zählen?“ finden Sie unter dem Menüpunkt Mitmachen .
Wie wird gezählt?

Über eine Erfassung an Schlafplätzen lässt sich der Gesamtbestand von Gänsen in einer Region mit vergleichsweise geringem Aufwand in seiner Größenordnung erfassen, eine Artansprache ist hingegen oft nicht möglich, und die Bestandsangaben sind teilweise nur grob. Bei Erfassungen in Feldzählgebieten sind eine Differenzierung nach Arten und eine exakte Bestandserfassung möglich, der Aufwand für die Erfassung ist jedoch hoch. Welche Methode auf regionaler Ebene angewendet wird, entscheiden die KoordinatorInnen vor Ort. Eine Kombination beider Erfassungsansätze bringt oft die besten Ergebnisse: Beim Abflug vom Schlafplatz wird der Gesamtbestand ermittelt, und während des Tages wird versucht, eine möglichst große Stichprobe des Schlafplatzbestandes auf den Nahrungsflächen artgenau zu zählen. Die auf den Nahrungsflächen ermittelten Angaben können dazu genutzt werden, die Anteile der einzelnen Arten am Schlafplatzbestand zu differenzieren. Bei den Erfassungen in den Feldzählgebieten sollten neben den Schwänen nach Möglichkeit auch die Arten der „erweiterten Artenliste“ mitgezählt werden.
Schwäne werden während des Tages in Zählgebieten in der Feldflur gezählt. Schlafplatzzählungen können auf Gebietsebene ergänzende Informationen liefern, z. B. zur Ermittlung der Bedeutung eines Gebiets als Schlafgewässer.
Nullzählungen sind vollwertige Zählungen und wichtig!
Wenn keine der zu erfassenden Arten im Zählgebiet anwesend war, handelt es sich um eine Nullzählung. Nullzählungen sind vollwertige Zählungen: alle Arten erhalten dann automatisch den Bestand = 0. Für die Datenauswertung ist diese Information sehr wichtig. Das gilt für alle Erfassungsansätze!
Erfassungsmethode „Schlafplatzzählung“

Gezählt werden zunächst die abfliegenden Gänse und am Ende – wenn es ausreichend hell ist – die am Schlafplatz verbliebenen Vögel. Am Schlafplatz werden neben den Gänsen auch Schwäne sowie Kraniche erfasst.
Wichtigstes Ziel ist die möglichst exakte Erfassung der Individuenzahl am Schlafplatz, mindestens differenziert nach Gänsen, Schwänen und Kranichen. Die Bestimmung insbesondere bei den Gänsen auf Artniveau ist optional, da diese oft nicht zuverlässig möglich ist. Sie sollte grundsätzlich optisch erfolgen, nicht anhand der Rufe (Blässgänse sind deutlich ruffreudiger!).
Erfassungsmethode „Feldzählung“
Während des Tages verteilen sich Gänse zur Nahrungssuche ins Umland des Schafplatzes. Dabei legen die Tiere Strecken von 20 bis 30km zurück. Feldzählungen auf Nahrungsflächen sollten deshalb tagsüber, ab 1 Stunde nach Sonnenaufgang durchgeführt werden.
Die Sommer-Gänsezählung erfolgt als „Feldzählung“ während des Tages. Es wird eine Erfassung zwischen 09:00 und 18:00 Uhr empfohlen. Die Zählungen konzentrieren sich im Juli vorrangig auf Gewässer und deren unmittelbare Umgebung.
Wichtigstes Ziel ist die möglichst exakte Erfassung des im Gebiet anwesenden Rastbestandes der zu zählenden Arten (s. u.). Sofern es die zeitlichen Möglichkeiten erlauben, sollten auch die Arten der „erweiterten Artenliste“ erfasst werden. Gezählt wird nach der „Look-See-Methode“ an vorgegebenen Zählterminen: Es werden alle Individuen erfasst, die sich zur Zeit der Zählung im Zählgebiet aufhalten, abfliegen oder landen. Überfliegende Vögel ohne Gebietsbezug zählen nicht zum Rastbestand. Über die Rastbestände der einzelnen Arten hinaus sind folgende Angaben bei den Zählungen in den Nahrungsgebieten zusätzlich wünschenswert:
- punktgenaue Verortung der einzelnen Trupps
- Angaben zum Rast- bzw. Nahrungsflächenhabitat
- Jungvogelanteile von Schwänen (zu Gänsen s. „Box“)

Foto:H. Glader.
Erfassung von Jungvogelanteilen bei Gänsen
Eine Differenzierung von Jung- und Altvögeln bei Gänsen ist zeitaufwändig, da die Trupps in der Regel groß sind. Zudem ist die Bestimmung deutlich schwieriger als bei Schwänen und teilweise nur in einem kurzen Zeitfenster im Herbst möglich. Angaben zum Jungvogelanteil werden deshalb über ein spezielles Zählernetzwerk gesammelt.
Für die arktischen Gänse wird das Zählernetzwerk koordiniert von Kees Koffijberg. Bitte setzen Sie sich mit ihm in Verbindung, wenn Sie sich beteiligen möchten.
Artenspektrum

Bei Schlafplatzzählungen werden nur Gänse und Schwäne sowie Kraniche erfasst (keine erweiterte Artenliste).
Welche Arten zu „Basis-Artenliste“ und welche zu „erweiterte Artenliste“ zählen, finden Sie in der nachfolgenden Tabelle:
Modul „Feldzählung“ | Modul „Schlafplatzzählung“ | |||
Arten(gruppe) | Basis-Artenliste | Erw.-Artenliste | Basis-Artenliste | Erw.-Artenliste |
Schwäne1 | X | X | X | Es gibt keine |
Gänse1 | X | X | X | erweiterte |
Halbgänse1,2 | X | X | Artenliste | |
Silberreiher | X | |||
Graureiher | X | |||
Kranich | X | X | ||
Kiebitz | X | |||
Goldregenpfeifer | X | |||
Gr. Brachvogel | X | |||
Regenbrachvogel | X | |||
Kampfläufer | X | |||
Kornweihe | X | |||
1 inkl. aller nicht-heimischen Arten und Hybriden; 2 inkl. Brandgans |
Fragen und Kontakt
Wenn Sie sich an der WVZ beteiligen möchten, empfehlen wir Ihnen den Menüpunkt Mitmachen bzw. wenden sich bitte vertrauensvoll an Ihre Koordinatorin oder Ihren Koordinator auf der DDA- Webseite. Vielen Dank!
Weitere Auskünfte zur „Rastende Gänse und Schwäne“ in Deutschland allgemein erhalten Sie bei
Dr. Johannes Wahl
Dachverband Deutscher Avifaunisten
An den Speichern 2
48157 Münster
0251-210140-16
oder bei
Thomas Heinicke
Gingster Str. 18
18573 Samtens