Pünktlich zur Balzzeit der Rebhähne fand in diesem Frühjahr der erste Durchlauf des Rebhuhnmonitorings in den 13 Projektgebieten des Projektes „Rebhuhn retten – Vielfalt fördern!“ statt. Die jährlich durchgeführten Zählungen sollen Aufschluss darüber geben, wie sich die Rebhuhnpopulationen in den Projektgebieten entwickeln.
Das Projekt „Rebhuhn retten – Vielfalt schützen!“
Die Bestände des Rebhuhns, früher ein häufiger Vogel unserer Agrarlandschaft, sind europaweit seit 1980 um 94 Prozent zurückgegangen. Um dem Rebhuhn unter die Flügel zu greifen, haben sich der Dachverband Deutscher Avifaunisten, der
Deutsche Verband für Landschaftspflege e.V. (DVL)
und die
Abteilung Naturschutzbiologie der Georg-August-Universität Göttingen
im April 2021 in einem zweijährigen, im Bundesprogramm für Biologische Vielfalt durchgeführten Verbundprojekt zusammengeschlossen. Durch Lebensraumaufwertung soll der Rebhuhnbestand dauerhaft auf das Niveau sich selbst tragender Populationen erhöht werden. Weitere Arten der Agrarlandschaft, wie Insekten, Feldhasen und Feldvögel, sollen von den geplanten Schutzmaßnahmen ebenfalls profitieren. Dazu wurden besonders geeignete Projektgebiete in unterschiedlichen Naturräumen Deutschlands durch ein Bewerbungsverfahren ausgewählt und für die geplante Maßnahmenumsetzung im sechsjährigen Folgeprojekt vorbereitet.
Im Februar und März 2022 fand erstmals ein standardisiertes Rebhuhnmonitoring innerhalb der Projektgebiete statt. Die Erfassungsmethode deckt sich mit der des ebenfalls neu angelaufenen Rebhuhnmoduls im Monitorings seltener Brutvögel
Wie zählt man eigentlich Rebhühner?
In der Abenddämmerung zwischen Ende Februar und Ende März laufen Ehrenamtler:innen zuvor festgelegte Zählrouten ab. Dabei spielen sie über einen kleinen Lautsprecher den Ruf des Rebhahns ab, um anwesende Hähne zum Antworten anzuregen. Alle Rebhuhnbeobachtungen werden dann per App oder auf einer ausgedruckten Feldkarte vermerkt.
Erwartungen weit übertroffen
Der diesjährige Start der
langfristig angelegten Rebhuhnerfassung
war zunächst als Probelauf für alle Beteiligten gedacht. Neben dem Sammeln erster Daten sollten die diesjährigen Erfassungen auch dazu dienen, anfängliche Probleme in der methodischen und technischen Umsetzung ausfindig zu machen. Dank der überwältigenden Mithilfe von über 500 ehrenamtlich Kartierenden und der guten Zusammenarbeit aller Projektpartner wurden diese Zielvorstellungen weit übertroffen. Ganz besonders danken wir hierfür den hunderten Freiwilligen, die durch Ihre Beteiligung diese großflächige Erfassung des Rebhuhn-Bestandes erst möglich machen!
Bereits Dreiviertel der über 2000 geplanten Zählrouten wurden methodenkonform untersucht und somit eine Fläche von über 1300 km² auf Rebhühner überprüft. Dabei konnten unsere Erfasser:innen über 2300 Rebhuhnnachweise, meist rufende Rebhähne, vermelden. Zwischen den 13 Projektgebieten gab es große Unterschiede in der Rebhuhndichte pro 100 ha. Wie auf der Karte zu sehen ist, variierte sie zwischen 0,1 und 3,5. Im Schnitt lag die Dichte bei 1,77 Rebhühnern pro 100 ha. Im Wendland, sowie im Projektgebiet Wetterau und Gießener Land konnten die höchsten Dichten festgestellt werden. Auf mehr als der Hälfte der Routen wurden die fleißigen Kartierer:innen mit einer oder mehreren Rebhuhnsichtungen belohnt. Der Rekord lag bei 14 Rebhühnern auf einer einzelnen 1,2 km langen Strecke!
Die Ergebnisse der einzelnen Projektgebiete und Details zur Auswertungsmethode können alle Interessierten im Monitoringbericht 2022 nachlesen.
Üersichtskarte der Rebhuhndichten in den 13 Projektgebieten
Die Zukunft des Monitorings
Dieser überwältigende Start bildet den Beginn einer Datenreihe, die in den nächsten Jahren fortgeschrieben werden soll. Die ersten beiden Jahre des langjährigen Monitorings sind außerdem eine wertvolle Grundlage für unsere im Folgeprojekt geplanten Untersuchungen zu Maßnahmeneffekten, da sie den gegenwärtigen Zustand abbilden. Ab 2023 sollen Lebensräume für Rebhühner und andere Arten der Agrarlandschaft in unseren Projektgebieten durch Schutzmaßnahmen geschaffen und aufgewertet werden. Durch das dann bereits etablierte, fortlaufende Monitoring, können wir ihre Wirkung auf die lokalen Rebhuhnpopulationen dokumentieren und die Effekte auf die Rebhuhnbestände vor und nach der Maßnahmenumsetzung untersuchen.
Wie kann man sich am Monitoring beteiligen?
Wenn Sie Interesse daran haben, durch eine ehrenamtliche Zählung in den nächsten Jahren die Rebhuhnerfassung im Projekt zu unterstützen, finden Sie die Kontaktdaten der einzelnen Projektgebiete auf der Übersichtskarte.
Sie können auch über die Projektgebiete hinaus durch eine Rebhuhn-Erfassung bei Ihnen vor Ort, das deutschlandweite Vogelmonitoring und damit auch den Rebhuhnschutz unterstützen. Rebhuhnmonitoring außerhalb der Projektgebiete wird im Rahmen des Monitorings seltener Brutvögel vom Dachverband Deutscher Avifaunisten und von den zuständigen Landeskoordinator:innen organisiert.
Das Projekt „Rebhuhn retten – Vielfalt fördern!“ wird im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz sowie mit Mitteln des Landes Niedersachsen durch das Niedersächsische Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, des Bayerischen Naturschutzfonds, der Manfred-Hermsen-Stiftung und des Deutschen Falkenordens e. V. gefördert.
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