Internationale Schwanen-Synchronzählung im Januar 2026

Rastende Zwergschwäne
Deutschland trägt eine besondere Verantwortung für Zwergschwäne. Ihr Gesamtbestand wird – zusammen mit Sing- und Höckerschwan – im Januar 2026 im Rahmen der europaweiten Schwanen-Synchronzählung erfasst.
Foto: L. Ritzel

Am 17./18. Januar 2026 steht eine weitere europaweite Zählung der heimischen Schwanenarten an. Ziel ist es, eine möglichst vollständige Erfassung von Zwerg-, Sing- und Höckerschwan auch in Deutschland zu erreichen.

Warum findet diese spezielle Zählung statt? Schwäne halten sich während des Tages oft abseits der Gewässer in den Nahrungsgebieten auf landwirtschaftlich genutzten Flächen auf. Ihre Bestände werden deshalb nur zu einem Teil über die Zählgebietskulisse der Wasservogelzählung erfasst. Seit den 1980er-Jahren werden deshalb internationale Synchronzählungen durchgeführt, um die Bestandsschätzungen auf Populationsebene regelmäßig zu aktualisieren (siehe wpp.wetlands.org). Bis 2020 fanden sie in fünfjährigem Turnus statt, ab 2026 gilt ein sechsjähriger Rhythmus in Anpassung an internationale Übereinkommen wie die EU-Vogelschutzrichtlinie oder das Afrikanisch-Eurasische Wasservogel-Abkommen (AEWA). Die Zählungen werden von der Swan Specialist Group von Wetlands International koordiniert.

Das Wichtigste in Kürze

  • Falls Sie im Rahmen der Wasservogelzählung, des Monitorings Gänse und Schwäne oder der Rastvogelzählungen im Wattenmeer Zählgebiete übernommen haben: Sie müssen nichts weiter unternehmen (außer natürlich bitte zu zählen). Ihre Daten fließen direkt in die Auswertung ein. Bitte differenzieren Sie möglichst zwischen Alt- und Jungvögeln und notieren die Flächennutzung für jeden Trupp.
  • Wenn Sie nicht an diesen Programmen teilnehmen: Bitte halten Sie unbedingt vorab Rücksprache mit ihrer zuständigen Landeskoordination. Das vermeidet unnötige Dopplungen und Lücken!
  • Bitte zählen Sie möglichst am Wochenende 17./18. Januar. Bitte erfassen Sie in dem von Ihnen bearbeiteten Gebiet den Bestand von Zwerg-, Sing- und Höckerschwan möglichst vollständig.
  • Bitte erfassen Sie jeden Trupp separat und notieren Sie die Flächennutzung zu jedem Trupp. Bitte differenzieren Sie zudem möglichst zwischen Alt- und Jungvögeln.
  • Bitte melden Sie auch Nullzählungen (= keine Schwäne anwesend).
  • Bitte melden Sie die Zählergebnisse vorrangig via NaturaList oder ornitho.de. Sie helfen uns sehr, wenn Sie das Erfassungsprojekt „Europaweite Synchronzählung Schwäne Jan. 2026“ auswählen, Projektcode SWAN2026/1 (verfügbar rund um die Zählung).
  • Es ist empfehlenswert, frühestens 1 Std. nach Sonnenaufgang mit der Zählung zu beginnen. Die Schwäne sind dann in den Nahrungsgebieten angekommen. Wenn Sie an einem Schlafplatz zählen, bitte unbedingt bei der Datenübermittlung vermerken.
  • In vielen Gebieten ist ein Spektiv hilfreich und teils auch notwendig, ebenso eine Zähluhr.
  • Falls Sie die Angaben nicht per via NaturaList oder ornitho.de übermitteln, melden Sie diese bitte bis spätestens 30. April 2026 an Ihre Koordinationsstelle.

Vielen Dank für Ihre Unterstützung!

Wir brauchen viele, machen Sie mit!

Für ein solch ehrgeiziges Vorhaben werden viele Menschen benötigt. Über die Zählerinnen und Zähler an den Monitoringprogrammen (Wasservogelzählung, Monitoring Gänse und Schwäne, Rastvogelzählungen im Wattenmeer) alleine wird es nicht gelingen, alle Rastgebiete abzudecken. Vor allem in den nördlichen Bundesländern werden deshalb dringend zusätzliche Personen gesucht. In einem kleinen Team lässt sich die Zählung hervorragend mit einer Beobachtungstour in eine vielleicht bislang unbekannte Gegend verbinden!

Wichtig: Wenn Sie erstmals und außerhalb der Monitoringprogramme an den Zählungen teilnehmen oder abseits Ihrer angestammten Zählgebiete nach Schwänen suchen möchten, nehmen Sie bitte vor der Zählung Kontakt mit der zuständigen Landeskoordination auf. Vielen Dank!

Ihre Koordinator*innen und Koordinatoren

Deshalb ist eine gute Abdeckung in Deutschland wichtig!

Zwergschwan

Verbreitung Zwergschwan Jan 2025
Verbreitung des Zwergschwans im Januar 2025 nach den Datenmeldungen in ornitho.de. Quelle: ornitho

Von den Zwergschwänen wurden im Januar 2025 deutschlandweit 7.183 Ind. erfasst. Im Vergleich zu 1995 hatte sich der Januarbestand in Deutschland damit vervielfacht. Neben einer generellen Verlagerung der Winterquartiere nach Nordosten dürfte hierfür vor allem die sehr milden Winter der letzten Jahre verantwortlich gewesen sein, da die Gesamtpopulation der in Nordwesteuropa überwinternden Zwergschwäne seit Mitte der 1990er-Jahre deutlich zurückgegangen ist. Im Rahmen der Januarzählung 2020 wurde international nur noch ein Bestand von 12.900 Ind. gezählt. Der Bestandsrückgang setzte sich zumindest bis dahin also weiter fort. Das verdeutlicht, wie wichtig die Zählung im Januar und eine hohe Abdeckung in Deutschland ist!

Singschwan

Verbreitung Zwergschwan Jan 2025
Verbreitung des Singschwans im Januar 2025 nach den Datenmeldungen in ornitho.de. Quelle: ornitho

Bei der letzten Synchronzählung im Januar 2020 wurden in Deutschland inkl. des gesamten Bodensees 30.108 Singschwäne gezählt, auf deren Basis ein Bestand von mind. 32.000 Ind. geschätzt wurde. Das entspricht etwa dem Bestand der Synchronzählung von 2005, als 29.000 Ind. geschätzt wurden, liegt jedoch deutlich unter dem Rekordbestand von geschätzten 48.000 Ind. im Januar 2015.

Höckerschwan

Verbreitung Zwergschwan Jan 2025
Verbreitung des Höckerschwans im Januar 2025 nach den Datenmeldungen in ornitho.de. Quelle: ornitho

Bitte auch Höckerschwäne erfassen! Höckerschwäne rasten ebenfalls in großer Zahl abseits von Stillgewässern. Wir zählen deshalb in Deutschland seit Januar 2015 auch Höckerschwäne im Rahmen der europaweiten Synchronzählung, um so die Schätzung des Mittwinterrastbestandes zu präzisieren und ein exakteres Bild ihrer Verbreitung zu erhalten. Obgleich Zwerg- und Singschwan traditionell im Fokus der Schwanen-Synchronzählung stehen, möchten wir Sie darum bitten, auch abseits der bekannten Vorkommen dieser beiden Arten gezielt nach Schwänen zu suchen. Vor allem in der Umgebung größerer Stillgewässer und in den Niederungsgebieten der großen Flüsse halten sich Höckerschwäne gerne auf landwirtschaftlich genutzten Flächen auf.

Eine Reihe weiterer Arten, allen voran Gänse, suchen ebenfalls in der Agrarlandschaft nach Nahrung. Sofern diese im Rahmen der „Schwanensuche“ entdeckt werden und es die zeitlichen Möglichkeiten zulassen, möchten wir Sie bitten, diese ebenfalls zu zählen und zu melden. Diese ergänzenden Informationen tragen dazu bei, das Monitoring rastender Wasservögel in Deutschland zu verbessern.

Bitte Alter und Nahrungshabitate erfassen!

Der Jungvogelanteil unter den überwinternden Schwänen gibt wichtige Hinweise auf den Bruterfolg in der vorhergehenden Brutzeit – und damit Hinweise auf die Ursachen von Bestandsveränderungen.

Im Januar 2020 wurden 73,4 % der Singschwäne nach Alter differenziert, beim Zwergschwan waren es sogar 85 % – Quoten, die in Europa ihresgleichen suchen! Mit 16,5 % (Singschwan) bzw. 6,6 % (Zwergschwan) wurden – im langjährigen Vergleich – eher unterdurchschnittliche (Singschwan) bzw. geringe (Zwergschwan) Jungvogelanteile ermittelt.

Nahrungshabitat

Von den im Januar 2020 gezählten Singschwänen wurden für immerhin rund 33 % eine Angabe zum Nahrungshabitat übermittelt, bei den Zwergschwänen waren es sogar 69 %. Beim Zwergschwan waren die dominierenden Nahrungshabitate Grünland (50 %) und Mais (31 %). Beim Singschwan war die Verteilung deutlich anders: Der Großteil wurde auf Rapsfeldern (29 %), dicht gefolgt von Mais (25 %) und Wintergetreide (23 %) angetroffen.

Um diese gerade im langjährigen Vergleich wichtigen Informationen fortschreiben zu können, möchten wir Sie bitten, auch bei den Zählungen 2026 die Nahrungshabitate der einzelnen Trupps zu notieren und möglichst viele Schwäne nach Alter zu differenzieren. Vielen Dank!

Interessante Beobachtungen, vor allem aber zählfreundliches Winterwetter und kooperative Schwäne wünschen Ihnen
Stefan Wolff und Kim Lindner

Literatur

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