Aktuell
22.03.2022
Sag mir, wo die Rebhühner sind
Quelle: Gunther Zieger
Das Frühjahr steckt zwar noch in den Startlöchern, aber bei den Rebhühnern sind die Frühlingsgefühle schon längst aufgekommen. Bereits in der letzten Februarwoche beginnt bei dieser einst häufigen Vogelart die Balz. Dieses Naturschauspiel ist selten geworden. Seit den 1980er Jahren sind die Bestände des Rebhuhns stark rückläufig und in Deutschland um circa 90 Prozent eingebrochen. Für den Schutz der verbliebenden Bestände ist es daher sehr wichtig, wirksame Schutzmaßnahmen umzusetzen und die Entwicklung der Bestände weiter zu verfolgen.
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Bundesweites Rebhuhnschutzprojekt
Das Team des Projekts „Rebhuhn retten – Vielfalt fördern!“ (www.rebhuhn-retten.de) im Bundesprogramm Biologische Vielfalt bereitet momentan ein deutschlandweites Rebhuhnschutzprojekt vor. In mindestens fünf Projektgebieten sollen ab April 2023 auf sieben Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche geeignete Lebensräume für das Rebhuhn entstehen. Ziel ist es, innerhalb von sechs Jahren durch die Maßnahmenumsetzung die Rebhuhnbestände in diesen Gebieten zu erhöhen und gleichzeitig die lokale Bestandsentwicklung zu verfolgen. Um einen langfristigen Vergleich zu ermöglichen, wurde bereits in diesem Jahr mit dem Monitoring von Rebhühnern begonnen. Dabei erfolgt die ehrenamtliche Zählung der Rebhühner entlang von 1 bis 1,5 Kilometer langen Zählrouten. Eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang wird in regelmäßigen Abständen der Rebhahnruf mit einem Lautsprecher abgespielt und antwortende Rebhähne notiert.
Über 2.000 Zählrouten – mehr als 500 Freiwillige
Die Resonanz auf die Aufrufe zur Mithilfe bei den Zählungen hat die Erwartungen der Projektbeteiligten weit übertroffen und zeigt eine große Begeisterung und weitreichende Unterstützung für den Schutz der Artenvielfalt in unserer Agrarlandschaft. In den Projektgebieten werden ab diesem Jahr auf circa 2.000 Zählrouten Rebhühner erfasst. Über 500 freiwillige Helferinnen und Helfer haben sich gemeldet, um dort an den Rebhuhnzählungen teilzunehmen. Auch außerhalb der Projektregionen konnten deutschlandweit bereits hunderte weitere Zählrouten vergeben und eine Vielzahl von Freiwilligen für das Rebhuhn-Monitoring gewonnen werden.
Die gesammelten Daten werden dazu beitragen, ein genaues Bild über die Rebhuhnbestände in den Projektgebieten und darüber hinaus zu bekommen und ihre Entwicklung in den kommenden Jahren nachzuverfolgen. Die Projektbeteiligten von „Rebhuhn retten – Vielfalt fördern!“, der Deutscher Verband für Landschaftspflege (DVL), der Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA), die Abteilung Naturschutzbiologie der Universität Göttingen und die beteiligten Partner in den Projektgebieten, freuen sich über das große Interesse am Rebhuhn und dem sehr erfolgreichen Start des Monitorings.
Wenn Sie mehr über das Rebhuhn-Monitoring erfahren möchten, finden Sie alle wichtigen Informationen auf unserer Projektwebsite
Das Projekt „Rebhuhn retten – Vielfalt fördern!“ wird im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz sowie mit Mitteln des Landes Niedersachsen durch das Niedersächsische Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz, des Bayerischen Naturschutzfonds, der Manfred-Hermsen-Stiftung sowie des Deutschen Falkenordens e.V. gefördert.
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25.02.2022
Monitoring häufiger Brutvögel startet in die neue Saison!
In vielen Teilen Deutschlands haben Hausrotschwänze überwintert
Quelle: Ralf Weise
Nicht nur Spechte und Eulen sind bereits sehr aktiv, auch viele unserer häufigsten Brutvogelarten singen angesichts des milden Wetters bereits mehr oder weniger intensiv. Kein Zweifel, mit dem Beginn der Brutzeit steht auch die Kartiersaison beim Monitoring häufiger Brutvögel vor der Tür! Am 10. März geht es wieder los, die letzten Vorbereitungen laufen und für Kurzentschlossene sind noch einige freie Probeflächen verfügbar.
Seit 1989 werden die Bestandsentwicklungen aller häufigen Brutvogelarten mithilfe standardisierter Methoden überwachtDie Erfassungen finden auf bundesweit repräsentativen, 1x1 km-großen Probeflächen statt, auf denen zwischen März und Juni vier Begehungen entlang einer ca. drei km langen Route durchgeführt werden. Für 100 Brutvogelarten können mit den erhobenen Daten Bestandstrends berechnet werden.
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Vielfältiger Einsatz der Ergebnisse für den Naturschutz
Die Zählergebnisse sind Basis für Trendberechnungen, werden im Bericht „Vögel in Deutschland“ fortgeschrieben und fließen in den Indikator „Artenvielfalt und Landschaftsqualität“ der Bundesregierung (BfN) sowie Indikatoren auf europäischer Ebene ein, u.a. den „European Farmland Bird“-Indikator (EBCC), der von der EU-Kommission als Referenz für eine nachhaltige Nutzung der Agrarlandschaft herangezogen wird. Auch für Einstufungen in die Rote Liste gefährdeter Vogelarten in ganz Deutschland, sowie für Auswertungen und Berichte in den Bundesländern werden sie genutzt und liefern damit von Bundesland- bis europäischer Ebene in fachlichen und politischen Diskussionen gute Argumente für Natur- und Artenschutz.
MhB - nun auch digital
2021 wurde bereits auf 530 Probeflächen mit Smartphone oder Tablet kartiert. Rund 440 Ehrenamtliche nutzten dafür die für Android-Geräte verfügbare Kartier-Erweiterung“ der App NaturaList.
Vorteile der digitalen Erfassung ist die genauere Verortung im Gelände, flexiblere Auswahl der Kartengrundlage, sowie ein reduzierter Aufwand der Schreibtischarbeit...
Neugierig geworden? Unter
www.dda-web.de/mhb-digital finden sich Anleitungen und Informationen zum Start in die digitale Kartierung.
hier als PDF herunterladen.
Informationen, wie Sie beim MhB mitmachen können, finden Sie auch auf unserer Homepage unter der Rubrik Monitoring > MhB.
Das komplette Falke-Heft 12/2020 mit vielen weiteren spannenden Beiträgen erhalten Sie über die Internetseite des Magazins „Der Falke“. Die Artikel sind dort auch einzeln als PDF-Download gegen eine geringe Gebühr erhältlich.
Machen Sie mit!
Der zeitliche Aufwand je Probefläche beträgt für die vier Gebietsbegehungen inkl. Auswertung der Daten 30–40 Stunden, bei digitaler Erfassung entfällt die Auswertung. Bundesweit stehen 2.637 Probeflächen zur Verfügung, von denen bereits mehr als 1.800 vergeben werden konnten. Es gibt somit noch reichlich Beteiligungsmöglichkeiten zwischen Rügen und Bodensee! Wo es freie Probeflächen in Ihrer Nähe gibt und wie diese beschaffen sind, erfahren Sie auf der DDA-Website. Am besten Sie sehen direkt einmal nach, denn bis spätestens zum 10. März sollten Sie sich entschieden haben, wenn Sie dieses Jahr noch mitmachen möchten:
Wir freuen uns auf Ihre Unterstützung!
Friederike Kunz und Sven Trautmann
im Namen der landesweiten Koordinatorinnen und Koordinatoren
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11.02.2022
Frühstart in die Kartiersaison: Brutbestandsmonitoring von Spechten
Schwarzspecht
Quelle: Hans Glader
Ende Februar und Anfang März sind die Tage oft grau und windig. Umso mehr zieht gelegentliches ruhiges und sonniges Wetter in dieser Zeit viele Vogelinteressierte in die Natur. Während die meisten Vogelarten jetzt noch ein gutes Stück vor der Revierbesetzung stehen, gibt es in unseren Wäldern eine Artengruppe, die bei günstiger Witterung bereits ein Aktivitätsmaximum erreicht: Die Spechte!
Wer also einen frühen Start in die Kartiersaison „hinlegen“ möchte, hat im Rahmen des Spechtmonitorings dazu Gelegenheit!
In der aktuellen Ausgabe des Magazins DER FALKE wird das
Specht-Modul genauer beschrieben.
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Zwischen Ende Februar und Mitte April werden im Spechtmonitoring zwei Zählungen durchgeführt. Die Erfassung der Spechte erfolgt an festen Stopps, die jeweils 300 m auseinander liegen und an denen Klangattrappen zum Locken der Spechte eingesetzt werden. Die Stopps liegen vorzugsweise in Waldstücken, aber auch in Parkanlagen oder in Streuobstwiesen, und werden im Vorfeld der Zählung festgelegt. Kartierende können die Stopps, nach Abstimmung mit der zuständigen Koordinierungsstelle, selbst festlegen. Es ist also möglich, sich wohnortnah z.B. in einem Waldgebiet, das man ohnehin regelmäßig für Beobachtungstouren aufsucht, eine „Zählroute“ anzulegen und sich am Spechtmonitoring zu beteiligen. Zählrouten müssen aus mindestens 5 Stopps (= etwa 1.200 m) bestehen, sollten in der Regel aber etwa 8-10 Stopps (10 Stopps = etwa 2.700 m) umfassen. Damit die Zählungen zwischen Sonnenaufgang und Mittag durchgeführt und abgeschlossen werden können, sollten deutlich längere Zählrouten vermieden werden. Gerade im Flachland ist bereits ab etwa 11:00 Uhr mit einem deutlichen Abflauen der Aktivität der Spechte zu rechnen.
Machen Sie mit bei der Erfassung der Spechte
Sind Sie regelmäßig in einem Waldgebiet unterwegs in dem mehrere Spechtarten vorkommen und haben Interesse Ihre Erkenntnisse in das bundesweite Monitoring einfließen zu lassen? Oder interessieren Sie sich für Spechte und würden gern eine Zählroute in Ihrer Nähe vorgeschlagen bekommen? Dann machen Sie mit!
Das Specht-Modul startete 2020 in kleinerem Umfang und hat 2021 großen Zulauf erfahren, so dass inzwischen bundesweit bereits mehr als 400 Zählrouten in fast allen Landesteilen etabliert und zur mobilen Erfassung im Gelände in ornitho.de hinterlegt wurden. Für nahezu 300 Zählrouten wurden 2021 bereits Ergebnisse übermittelt. Das Spechtmonitoring zielt auf die weniger häufigen Spechtarten ab, so dass der Kartieraufwand überschaubar bleibt.
Bei Interesse an der Mitarbeit und der Etablierung einer Zählroute in Ihrer Umgebung wenden Sie sich bitte an die Koordinationsstelle in Ihrem Bundesland, denn die Eingabe von Ergebnissen über die App NaturaList oder ornitho.de ist erst dann möglich, wenn Sie als Zählerin oder Zähler für eine Zählroute eingetragen sind.
Weitere Informationen: www.ornitho.de/index.php?m_id=20108
Ansprechpartner auf Landesebene: www.ornitho.de/index.php?m_id=20106
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18.11.2021
600 Millionen Vögel weniger - Neue Studie zeigt starke Rückgänge bei europäischen Brutvogelarten
Gewinner und Verlierer in der Vogelwelt: Während die Mönchsgrasmücke europaweit zunimmt, gehen die Bestände des Stars zurück
Quelle: Karsten Berlin
Eine neue Studie des European Bird Census Council zeigt, dass in der europäischen Union in den letzten 40 Jahren ca. 600 Millionen Brutvögel verloren gegangen sind. Insbesondere häufige und weit verbreitete Vogelarten haben stark abgenommen, es gibt aber v.a. bei Waldarten auch positive Entwicklungen. Das pan-europäische Brutvogelmonitoring (PECBMS) und die Berichte zur Vogelschutzrichtlinie wurden als Datengrundlage genutzt, die in Deutschland vom Dachverband Deutscher Avifaunisten zusammengetragen wird.
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Wissenschaftler der Royal Society for the Protection of Birds, von BirdLife International und der Czech Society for Ornithology analysierten für eine wissenschaftliche Studie Daten von 378 der 445 in Europa einheimischen Brutvogelarten. Zwischen 1980 und 2017 haben die Vogelbestände um 17 bis 19 % abgenommen, was einem Verlust zwischen 560 und 620 Millionen Vögel entspricht.
Verluste konzentrieren sich auf wenige Arten
Nicht alle Arten zeigen negative Bestandsentwicklungen. Jedoch stehen Zunahmen einiger Arten um 340 Millionen Vögel Abnahmen anderer Arten um bis zu 900 Millionen Vögel gegenüber. Insbesondere die überproportionale Abnahme einer kleineren Anzahl häufiger Vogelarten beeinflusst die insgesamt starken Verluste. So entfallen 69 Prozent der Rückgänge auf gerade einmal acht Arten, die überwiegend in ländlich geprägten Lebensräumen brüten bzw. dort Nahrung suchen:
1. Haussperling -247 Mio. Ind.
2. Schafstelze -97 Mio. Ind.
3. Star -75 Mio. Ind.
4. Feldlerche -68 Mio. Ind.
5. Fitis -37 Mio. Ind.
6. Girlitz -35 Mio. Ind.
7. Bluthänfling -34 Mio. Ind.
8. Feldsperling -30 Mio. Ind.
Ähnliche Entwicklungen in Deutschland
Der größte Teil dieser Arten nimmt auch in Deutschland ab. So gibt es beispielsweise in Deutschland im Vergleich mit 1980 je 55 Prozent weniger Stare und Feldlerchen. Die Rückgänge in Deutschland tragen beim Star mit ca. 5 Prozent, bei der Feldlerche mit ca. 3 Prozent zur europaweiten Entwicklung bei. Die Verluste aller acht vorgenannten Arten summieren sich allein zwischen 1992 und 2016 auf 14,2 verlorenen Vogelindividuen in Deutschland. Das sind 87 Prozent der insgesamt ca. 16,4 Millionen verlorenen Vogelindividuen.
Mit dem Haussperling und der Wiesenschafstelze nehmen in Europa aber zwei Arten am stärksten ab, die hierzulande seit 1980 insgesamt stabile Bestandsentwicklungen aufweisen. Bei beiden Arten zeigen sich allerdings in der jüngeren Vergangenheit Trendänderungen, so dass der Haussperling in Deutschland seit 2004 sogar um 24 Prozent im Bestand zugenommen hat, während die Schafstelze seitdem in Deutschland um 21 Prozent zurückgegangen ist.
Beim Haussperling vermuten die Autoren der Studie als Ursachen der europaweit negativen Entwicklungen mangelnde Nahrungsressourcen, Infektionskrankheiten oder auch Luftverschmutzung. Für Deutschland besteht bezüglich der Ursachen der Zunahmen des letzten Jahrzehnts noch Forschungsbedarf.
In einzelnen Habitaten zeigen sich durchaus sehr unterschiedliche Entwicklungen. Die stärksten Verluste finden sich deutschland- ebenso wie europaweit bei den Agrarvogelarten. Als Ursachen wurden bereits die Intensivierung der Bewirtschaftungsweise, u.a. mit Monokulturen, hoher Bearbeitungsfrequenz und starkem Pestizideinsatz ermittelt.
Zu den Gewinnern gehören hingegen Arten, die in Wäldern, Parks und Grüngürteln der Siedlungen vorkommen. Dazu gehören beispielsweise Mönchsgrasmücke, Ringeltaube und Zilpzalp, die auch in Deutschland positive Bestandstrends aufweisen.
Monitoring liefert wichtige Daten
Das Monitoring häufiger Brutvögel und das Monitoring seltener Brutvögel liefern durch starke ehrenamtliche Beteiligung die Datenbasis für solch umfassende Auswertungen. Den zahlreichen Ehrenamtlichen sei an dieser Stelle ganz herzlich für ihr Engagement gedankt.
Die Monitoringprogramme werden außerdem durch Finanzmittel des Bundes und der Länder über das Bundesamt von Naturschutz gefördert und von den Länderfachverbänden und –behörden in den einzelnen Bundesländern insbesondere koordinativ unterstützt, auch hierfür möchte sich der DDA gerne bedanken.
Mitmachen beim Vogelmonitoring
Der Winter steht vor der Tür, aber auch das nächste Frühjahr ist nicht mehr allzu fern. Falls Sie sich also überlegen, im kommenden Jahr an einem der Programme zur Erfassung der Brutvögel mitzuwirken, finden Sie unter
https://dda-web.de/monitoring Links zu den einzelnen Programmen, deren Aufbau und fachlichen Anforderungen. Weitere Informationen finden sich in der Publikation „Vögel in Deutschland – Erfassung von Brutvögeln“. Für alle Programme besteht mittlerweile auch die Möglichkeit, digital zu kartieren und damit den Aufwand bei Erfassung und Auswertung zu minimieren.
Bei Fragen zum Monitoring wenden Sie sich bitte an Sven Trautmann und Friederike Kunz für das Monitoring häufiger Brutvögel (Tel. 0251-210140-14, mhb@dda-web.de), sowie Malte Busch und Bettina Gerlach für das Monitoring seltener Brutvögel (Tel. 0251-210140-12, msb@dda-web.de).
Weitere Informationen
- Burns F., Eaton M. A., Burfield I. J., Klvañová A., Šilarová E., Staneva A., Gregory R.D. (2021): Abundance decline in the avifauna of the European Union reveals global similarities in biodiversity change. Ecology and Evolution https://doi.org/10.1002/ece3.8282
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10.11.2021
Vogelwelt aktuell: Rückblick auf den Sommer 2021
Quelle: Aula-Verlag
In der November-Ausgabe von DER FALKE blicken wir auf das vogelkundliche Geschehen im Sommer 2021 zurück. Dieser war der regenreichste Sommer seit zehn Jahren. Besonders Mitte Juli gab es in Teilen Westdeutschlands extreme Regenfälle. Zugleich fielen die Monate Juni, Juli und August erneut deutlich zu warm aus. Rund 1,9 Millionen zwischen Juni und August bei
ornitho.de gemeldete Vogelbeobachtungen bildeten die Grundlage unserer Auswertungen.
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Einen speziellen Blick widmen wir diesmal dem Alpenbirkenzeisig. Anhand der ornitho-Daten zeigt sich bei dieser Art von 2017 auf 2018 ein auffälliger Rückgang. Wir haben die Meldungen zur Brutzeit 2018 bis 2021 mit der Verbreitung nach dem Atlas Deutscher Brutvogelarten verglichen und deutliche Unterschiede festgestellt.
So zahlreich wie noch nie wurden ab Juli hingegen Zwergscharben in Deutschland nachgewiesen. Seit der Jahrtausendwende hat sich diese Art zu einem alljährlichen, aber weiterhin seltenen Gast entwickelt. An mehreren Stellen wurden im Rahmen eines bislang beispiellosen Einflugs 2021 zweistellige Anzahlen festgestellt und den Rekord bildeten 35 Zwergscharben an einem Schlafplatz in Unterfranken. Wir haben den Einflug eingeordnet und mögliche Gründe diskutiert.
Aus den im Sommer 2021 festgestellten Raritäten sticht erneut ein deutscher Erstnachweis heraus: Eine asiatische Orientbrachschwalbe hielt sich über mehrere Wochen an der Nordseeküste auf. Darüber hinaus berichten wir in unserem Überblick u.a. von Beobachtungen von Purpurhuhn, Weißschwanzkiebitz, gleich mehreren Großen Schlammläufern, Bonapartemöwe und Pazifiksegler.
Den Beitrag „Vogelwelt aktuell: Sommer 2021 – Alpenbirkenzeisige auf dem Rückzug (?) und so viele Zwergscharben wie noch nie“ können Sie hier als PDF herunterladen. Alle weiteren bisher erschienenen Beiträge mit direktem ornitho-Bezug finden Sie unter Publikationen und Auswertungen.
Das komplette Falke-Heft 11/2021 mit vielen weiteren Beiträgen u.a. über 10 Jahre ornitho.de, Gefahren auf dem Zugweg von Uferschnepfen, Gänsesäger, den Schutz von Großtrappen in Deutschland, die Wahl zum Vogel des Jahres 2022 sowie zum Nationalpark Bayerischer Wald können Sie über die Internetseite von Der Falke beziehen. Der Falke finden Sie auch im gutsortierten Zeitschriften-Handel.
Viel Spaß beim Lesen wünscht das Team von ornitho.de und ornitho.lu!
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14.07.2021
Deutliche Zunahme der online eingehenden Bestandsdaten beim Graureiher
Bei der Begehung werden intakte Graureihernester gezählt
Quelle: Karsten Berlin
Das Graureiher-Modul, unter dem Dach des Monitorings seltener Brutvögel (MsB), erfreut sich zunehmender Beliebtheit. In einer zunehmenden Zahl von Bundesländern nutzen immer mehr Erfasser*innen die Möglichkeit zur digitalen Übermittlung ihrer Zählergebnisse via
NaturaList direkt aus dem Gelände.
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Der Fokus der Erfassungen liegt bei diesem Koloniebrüter auf der Anzahl intakter Nester, die im Rahmen einer Begehung gezählt werden. Die Anzahl intakter Nester umfasst neben den am Erfassungstermin selbst besetzten Nestern auch solche Nester, die offensichtlich in der aktuellen Brutperiode benutzt worden sind, auch wenn diesen bei der Begehung kein Altvogel zugeordnet werden kann. Unbenutzte, alte Nester werden hingegen nicht mitgezählt. Anhand welcher Kriterien intakte von unbenutzten Nester unterschieden werden können, ist im Methodenmerkblatt detailliert beschrieben.
In der Saison 2021 konnten sowohl die Kulisse an Zählgebieten, die Koloniestandorte abgrenzen, als auch die Anzahl erfasster Koloniestandorte, deutlich gesteigert werden. Inzwischen sind bundesweit über 1.000 Graureiherkolonien-Standorte digitalisiert und bei ornitho.de hinterlegt. Aktuell (Mitte Juli 2021) wurden bereits aus 431 Zählgebieten Ergebnisse übermittelt und insgesamt über 7.500 intakte Nester dokumentiert.
Das mit deutlichem Abstand größte dokumentierte Vorkommen ist die Graureiher-Kolonie im Tierpark Ueckermünde in Mecklenburg-Vorpommern mit beeindruckenden 493 intakten Nestern!
Dank der digitalen Datenübermittlung über NaturaList und ornitho.de sind die Ergebnisse nun bereits kurz nach Ende der Brutsaison verfügbar und auch Aspekte wie die Meldeaktivität lassen sich einfach nachvollziehen. So zeigt die nachfolgende Grafik einen deutlichen Peak der gemeldeten Beobachtungen im April, entsprechend der Vorgabe die Erfassung zu einem möglichst späten Zeitpunkt während der Nestbauperiode, aber zwingend vor dem Laubaustrieb, durchzuführen. Aber auch im Mai und Juni gingen noch eine ganze Reihe von Daten ein, insbesondere Kolonien in Nadelbaumbeständen betreffend, die erst nach dem Schlupf der Jungvögel verlässlich erfasst werden konnten, da Horstbäume dann eine starke Bekalkung (Kotspuren) am Boden aufwiesen.
Soweit ein kurzes Feedback zur Brutsaison des Graureihers 2021.
Zugleich warten noch viele Kolonien auf engagierte Erfasser*innen! Falls Sie Interesse haben, sich im nächsten Jahr am Graureiher-Monitoring zu beteiligen, nehmen Sie bitte Kontakt zur Kontaktperson in Ihrem Bundesland auf.
Wir haben daneben auch weitergehende Informationen zum Graureiher-Modul im Rahmen des Monitorings seltener Brutvögel zusammengestellt.
Herzlichen Dank an alle Kartierenden für ihren Einsatz! Außerdem möchten wir den Modul-Koordinator*innen J. Schwarz, L. Maier, M. Schmolz, W. Eikhorst, C. Gelpke, I. Poerschke, T. Krüger, M. Jöbges, F. Vökler, C. Dietzen, J. Kieckbusch, S. Fischer und S. Fritzlar für ihren Einsatz danken.
Malte Busch & Bettina Gerlach
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29.04.2021
Große Fortschritte beim Monitoring heimischer Spechte
Verteilung der Spechtrouten, für die bisher 2021 (Stand 28.04) Daten übermittelt wurden
Quelle: DDA
Seit dem letzten Jahr können Klein-, Mittel-, Grau- und Schwarzspecht und, wo sie vorkommen, auch Dreizehen- und Weißrückenspecht im Rahmen des MsB-Spechtmonitorings erfasst werden. Dazu werden zwei Begehungen von Zählrouten mit festgelegten Stopps durchgeführt, bei denen die Zielarten mit Hilfe von Klangattrappen gelockt und gezählt werden.
In diesem Jahr konnte die Erfassung zum ersten Mal mithilfe der App
NaturaList durchgeführt werden, die eine digitale Erfassung direkt im Gelände ermöglicht und im Nachgang keine weitere Schreibtischarbeit erfordert.
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Da die Spechte bereits im Winter und zeitigen Frühjahr aktiv werden, neigt sich die Kartiersaison 2021 nun bereits dem Ende zu. Das Erfassungsfenster für die 2. Begehung endete offiziell am 20. April. Wegen kalter Witterung und viel Schnee in den höheren Lagen werden in den kommenden Tagen aber sicherlich noch ein paar weitere Begehungen erfolgen, und einige Kartierende, die nicht NaturaList zur Erfassung genutzt haben, könnten noch nachträglich Ergebnisse über ornitho.de eintragen, die bisher nur auf einem Kartierbogen dokumentiert sind.
Doch schon jetzt wird bereits deutlich, dass wir 2021 im Specht-Monitoring einen sehr großen Schritt nach vorne gemacht haben! Wurden 2020 für 26 Routen Daten über ornitho/NaturaList eingetragen, waren es in diesem Jahr bereits 271 Routen in fast allen Landesteilen (siehe Karte). Insgesamt wurden nahezu 600 km Zählrouten erfasst und somit im Rahmen der jeweils zwei Begehungen etwa 1.200 km zu Fuß zurückgelegt, um Spechte zu erfassen. Eine durchaus beeindruckende Leistung!
Soweit ein erstes kurzes Feedback, was Dank der Dateneingaben via ornitho/NaturaList und der automatisierten Vorauswertung inzwischen kurzfristig und tagesaktuell möglich ist!
Herzlichen Dank an alle Kartierenden für ihren Einsatz! Außerdem möchten wir den Modul-Koordinator*innen J. Schwarz, M. Kramer, M. Schmolz, S. Niederbacher, S. Gärtner, I. Poerschke, C. Dietzen, B. Koop, A. Knoll, C. Pertl, M. Kursawe für ihren Einsatz danken.
Malte Busch & Bettina Gerlach
Weitere Informationen
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13.01.2021
Wochenende der Wasservögel im Zeichen der Corona-Pandemie
Die Reiherente ist eine der häufigsten Wasservogelarten im Winterhalbjahr in Deutschland
Quelle: Ingo Waschkies
Am bevorstehenden Wochenende, dem 16./17. Januar, schultern wieder viele Tausend Beobachterinnen und Beobachter weltweit die Spektive, um im Rahmen des von
Wetlands International organisierten
International Waterbird Census (IWC) Wasservögel zu erfassen. Seit Ende der 1960er-Jahre werden alljährlich Mitte Januar in mehr als 25.000 Gebieten in über 100 Ländern auf allen Kontinenten die Wasservögel gezählt. Eine in vielen Regionen ehrenamtlich getragene Gemeinschaftsleistung, die weltweit vermutlich ihresgleichen sucht. Mit über 2.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern alleine in Deutschland ist die Wasservogelzählung auch hierzulande das umfangreichste und älteste Erfassungsprogramm in der Vogelwelt. Viele der Zählerinnen und Zähler beteiligen sich seit mehreren Jahrzehnten an der Erfassung und sorgen durch diese Kontinuität gleichzeitig für eine hohe Datenqualität. Über die international bedeutendste Zählung im Januar hinaus werden in vielen Hundert Feuchtgebieten vom Herbst bis zum Frühjahr Wasservögel erfasst, in einigen Gebieten wie dem Wattenmeer sogar rund ums Jahr. Das ehrenamtliche Engagement alleine zur Erfassung der durchziehenden und überwinternden Wasservögel beläuft sich auf rund 100.000 Stunden — jährlich!
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Corona-Einschränkungen
Das Zählen von Vögeln ist weiterhin möglich und stellt zudem eine gute und sichere Alternative zu vielen anderen Formen der Freizeitgestaltung dar. Wir möchten Sie jedoch bitten, sich stets über die tagesaktuellen behördlichen Bestimmungen vor Ort zu informieren und die folgenden Richtlinien zu beachten, um die Sicherheit zu gewährleisten:
- Zählen Sie allein oder maximal mit einer weiteren Person.
- Vermeiden Sie die Anreise mit dem ÖPNV.
- Vermeiden Sie überfüllte Orte und vermeiden Sie Gruppen von mehr als zwei Personen.
- Halten Sie beim Zählen immer einen Abstand von 1,5 Metern zu Mitmenschen ein.
- Meiden Sie Vogelbeobachtungshütten.
- Schauen Sie nicht durch die optische Ausrüstung anderer Personen.
- Beachten Sie mögliche Ausgangssperren und / oder Einschränkungen des Bewegungsradius.
- Sollten Sie aufgrund von Ausgangs- und Bewegungseinschränkungen die Zählung nicht durchführen können, halten Sie Rücksprache mit Ihrer Koordinationsstelle, so dass ggf. eine Bestätigung Ihrer dienstlichen oder ehrenamtlichen Tätigkeit ausgestellt werden kann.
Bitte denken Sie unter allen Umständen zuerst an Ihre eigene Gesundheit und die Ihrer Mitmenschen! Niemand sollte sich unter den gegebenen Umständen dazu gezwungen fühlen, die Zählung durchzuführen. Es versteht sich von selbst, dass im Krankheitsfalle, bei Quarantäne-Anordnung oder bei Verdacht einer Ansteckung mit dem Corona-Virus keine Zählung durchgeführt werden kann.
DANKE!
Unser großer Dank für ihre Beteiligung gebührt schon jetzt den meist ehrenamtlich tätigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, insbesondere all jenen, die auf koordinativer Ebene — ebenfalls oft ehrenamtlich — für einen reibungslosen Ablauf sorgen und bei Fragen mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Wir wünschen allen Beteiligten eine sichere, störungs- und niederschlagsfreie Zählung und damit viel Freude an der frischen Luft sowie bei der Erfassung der Wasservögel!
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22.12.2020
Ergebnisse der Synchronzählung von Wasservögeln entlang des Ostatlantischen Zugwegs im Januar 2020
Quelle: WSFI, WI & BLI
Von Island bis Estland und von Norwegen bis Südafrika nahmen alle Länder entlang des Ostatlantischen Zugwegs im Januar 2020 an synchronen Wasservogelzählungen teil. Insgesamt beteiligten sich mehr als 12.000 Personen an der Datensammlung und erfassten insgesamt 250 verschiedene Arten. Von den 95 Schwerpunktarten des Ostatlantischen Zugwegs wurden mehr als 14 Millionen Vögel gezählt. Um einen genaueren Eindruck der gesammelten Ergebnisse liefern zu können, stellten 32 beteiligte Länder nun ihre Ergebnisse in einem Bericht zusammen, der in Kooperation zwischen der Wadden Sea Flyway Initiative (WSFI), Wetlands International (WI) und BirdLife International (BLI) erstellt wurde. Eine noch umfassendere Analyse des Populationsstatus der Arten und des Zustands der von ihnen genutzten Feuchtgebiete soll Ende 2021 veröffentlicht werden.
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In Deutschland koordiniert der DDA bundesweit das Monitoring rastender Wasservögel. Seit 2016 kann die Wasservogelzählung standardisiert über das Online-Portal ornitho.de erfasst werden. Die dadurch unmittelbare Verfügbarkeit der Zählergebnisse bildete die Grundlage, um bereits wenige Monate nach dem Zähltermin erste Ergebnisse der Internationalen Mittwinterzählung im Januar 2020 präsentieren zu können. In früheren Jahren wäre eine kurzfristige Zusammenstellung aktueller Zählergebnisse aus tausenden Zählgebieten unmöglich gewesen.
Der Winter 2019/20 war hierzulande der zweitwärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Unter diesen milden Bedingungen wurden besonders viele Ringelgänse, Schwarzhalstaucher sowie Pfeif- und Spießenten festgestellt. Auf eine weiterhin positive Entwicklung deuten auch die Zahlen von Weißwangen- und Graugans sowie Silberreiher hin. Verglichen mit Zahlen aus früheren Jahren fällt bei fast allen Watvogelarten hingegen auf, dass – anders als zu erwarten – geringere Bestände gezählt wurden. Dies könnte auf weitere Bestandsrückgänge einiger Arten wie Austernfischer, Kiebitzregenpfeifer oder Knutt hindeuten. Auffällig und nur schwer zu erklären sind sehr geringe Bestände von Brandgans, Großem Brachvogel und Alpenstrandläufer.
Das nationale Kapitel zu Deutschland wurde gemeinsam von DDA, Schutzstation Wattenmeer, NLWKN und Nationalpark Wattenmeer zusammengestellt. Der gesamte Bericht ist frei als PDF verfügbar.
Weitere Informationen:
- Wahl, J., K. Günther, J. Ludwig & N. Prior 2020: Preliminary results of the January 2020 count of waterbirds in coastal and inland Germany. In: van Roomen, M., G. Agblonon, T. Langendoen, G. Citegetse, A.Y. Diallo, K. Gueye, E. van Winden & G. Luerssen (Hrsg.) 2020: Simultaneous January 2020 waterbird census along the East Atlantic Flyway: National Reports. Wadden Sea Flyway Initiative p/a Common Wadden Sea Secretariat, Wilhelmshaven, Wetlands International, Wageningen, Niederlande, BirdLife International, Cambridge, Großbritannien. https://www.waddensea-worldheritage.org/node/1283/
- Monitoring rastender Wasservögel
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02.12.2020
Vogelmonitoring: Ein Rückblick auf die erste digitale Karitiersaison beim MhB
Wie sich die Bestände von Goldammer, Amsel und anderen weit verbreiteten Vogelarten entwickeln, wird seit 2004 durch das Monitoring häufiger Brutvögel (MhB) erfasst. Rund 1.300 Kartierer*innen beteiligen sich jedes Jahr ehrenamtlich an dem bundesweiten Monitoringrogramm. In diesem Jahr konnten die Kartierungen nun erstmalig mit Smartphone oder Tablet durchgeführt werden. Rund 230 Ehrenamtliche nutzten dafür die „Kartier-Erweiterung“ der App NaturaList und kartierten mehr als 300 Probeflächen.
Neugierig geworden? In einem Beitrag in der Zeitschrift „Der Falke“ blicken wir zurück auf diese erste digitale Saison.
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Sie können den Artikel „Erfolgreicher Start ins digitale Zeitalter: Machen Sie mit beim Monitoring häufiger Brutvögel“ hier als PDF herunterladen. Informationen wie Sie beim MhB mitmachen können finden Sie auf unserer Homepage unter der Rubrik Monitoring > MhB.
Das komplette Falke-Heft 12/2020 mit vielen weiteren Beiträgen, u.a. über das neue Ornitho-Regioportal, die Vogelwelt in Norditaliens, Seidenschwänzen, Massensterben während des Vogelzugs und der geplanten Wiesenbrütererfassung in Bayern erhalten Sie im gut sortierten Zeitschriftenhandel oder über die Internetseite des Magazins „Der Falke“. Die Artikel sind dort auch einzeln als PDF-Download gegen eine geringe Gebühr erhältlich.
Viel Spaß beim Lesen wünscht
das MhB-Team
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12.10.2020
Akademien fordern schnelles Handeln zum Schutz und zur Erhöhung der Artenvielfalt in der Agrarlandschaft
Die Turteltaube ist mittlerweile so selten, dass sie in immer mehr Regionen nicht mehr zu finden ist.
Quelle: Rosl Rößner
Die biologische Vielfalt in der Agrarlandschaft ist in Deutschland in den letzten Jahren, selbst in Naturschutzgebieten, stark zurückgegangen. In ihrer heute veröffentlichten gemeinsamen Stellungnahme „
Biodiversität und Management von Agrarlandschaften“ geben die deutschen Wissenschaftsakademien Empfehlungen in acht Handlungsfeldern. Sie benennen den Schutz der Artenvielfalt als eine dringende und komplexe Herausforderung. Es bedürfe eines gesamtgesellschaftlichen Wandels hin zu einer nachhaltigen Landwirtschaft. Wichtig sei es, dabei die ökonomischen, politischen, rechtlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen in der Landwirtschaft zu berücksichtigen. Daher empfehlen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eine systemische Herangehensweise mit vielfältigen, parallelen Lösungsansätzen. Der wichtigste Ansatzpunkt seien die Subventionszahlungen im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik der Europäischen Union (GAP). Diese sollten zukünftig stärker an tatsächlich erbrachte und messbare Ökosystemleistungen geknüpft werden.
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Der beobachtete Rückgang der biologischen Vielfalt in der Agrarlandschaft in Deutschland wird zukünftig die Funktionsfähigkeit der Agrarökosysteme einschränken und spürbare Folgen für Mensch und Umwelt haben. Die Expertinnen und Experten weisen darauf hin, dass sich der Wert der Biodiversität nicht nach rein ökonomischen Kriterien bemessen lässt. Verursacht sehen sie den Rückgang an Tier‐ und Pflanzenarten durch ein Zusammenspiel vieler Faktoren. Diese seien auf intensivierte Landnutzung und biologisch-technische Innovationen zur Produktionssteigerung zurückzuführen. Die Autorinnen und Autoren der Stellungnahme sehen akuten Handlungsbedarf, um die Biodiversität in der deutschen Agrarlandschaft zu schützen und zu fördern. Künftige Rahmenbedingungen sollten Landwirtinnen und Landwirte aktiv dabei unterstützen, biodiversitätsfreundlich zu wirtschaften. Durch eine Kombination der vorgeschlagenen Maßnahmen ließe sich der Rückgang der biologischen Vielfalt in der Agrarlandschaft nicht nur aufhalten, sondern auch wieder umkehren, so die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Die Stellungnahme zeigt Handlungsoptionen in acht Bereichen auf:
- Weiterentwicklung der Agrar- und Umweltpolitik auf europäischer und nationaler Ebene:
Die Akademien empfehlen unter anderem eine engere Kopplung von Agrar- und Umweltpolitik. GAP-Förderinstrumente sollten sich auf zielorientierte Maßnahmen fokussieren und Subventionszahlungen an die Landwirtschaft an erbrachte und messbare Ökosystemleistungen geknüpft werden.
- Anpassung des Agrar- und Umweltrechts:
Die Schaffung eines EU-Landwirtschaftsgesetzes würde die Umweltschutzvorschriften für die Betriebe rechtlich verankern und gleichzeitig Wettbewerbsverzerrung innerhalb der EU vermeiden. Bestehende Rechtsvorschriften sollten konsequenter vollzogen werden.
- Entwicklung von planungsbasierten, regional differenzierten und gemeinschaftlichen Ansätzen:
Ziel solcher Anpassungen in der Landschaftsplanung sei eine geänderte Landnutzung in enger Zusammenarbeit aller beteiligten Akteurinnen und Akteure. Dabei sollte ein Teil der zur Verfügung stehenden Flächen zukünftig entweder aus der landwirtschaftlichen Produktion genommen oder deutlich weniger intensiv genutzt werden.
- Verantwortung der Kommunen:
Als sichtbare Vorreiter und Multiplikatoren sollten sie sich stärker dafür einsetzen, die biologische Vielfalt auf ihren Flächen zu erhalten, zu pflegen und zu erhöhen.
- Einfluss durch Handel und Märkte:
Produkte aus regionaler biodiversitätsfreundlicher Produktion sollten im Handel entsprechend gekennzeichnet werden. Zudem müsse die Infrastruktur verbessert werden, um regionale landwirtschaftliche Produkte lokal weiterverarbeiten zu können. Darüber hinaus gelte es, Lebensmittelverluste zu verringern.
- Unterstützung von landwirtschaftlichen Betrieben:
Für landwirtschaftliche Betriebe muss biodiversitätsfreundliche Produktion wirtschaftlich attraktiv sein. Sie sollten bei der Umsetzung entsprechender Bewirtschaftungsmethoden sowie bei Investitionen in innerbetrieblichen Naturschutz unterstützt werden. Neben dem ökologischen Landbau sollten innovative Konzepte für den integrierten Anbau ausgebaut und kontinuierlich weiterentwickelt werden.
- Veränderung der gesellschaftlichen Wahrnehmung und Wertschätzung:
Das Bewusstsein für die Bedeutung biologischer Vielfalt in der Agrarlandschaft sollte grundlegend gestärkt werden und müsse sich auch in einem geänderten Konsumverhalten zeigen. Besonders wichtig sei es, die Bereitschaft zum Kauf biodiversitätsfreundlicher Produkte zu erhöhen und den Fleischkonsum zu reduzieren.
- Ausbau von Monitoring und Forschung:
Es brauche ein langfristiges, bundesweites und standardisiertes Monitoring sowie Forschung, um die Wirksamkeit der umgesetzten Maßnahmen zum Schutz der biologischen Vielfalt überprüfen sowie ein breites und repräsentatives Spektrum an Arten und Lebensräumen dokumentieren zu können.
Begleitend zur Stellungnahme stellt die Leopoldina ein digitales Dossier zur Verfügung, das das Thema anschaulich und interaktiv aufbereitet: http://interaktiv.leopoldina.org/artenvielfalt
Quelle: Pressemitteilung Leopoldina, 12.10.2020
Der DDA unterstützte die Stellungnahme in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Naturschutz durch Bereitstellung von Material zu Brutbeständen und Bestandsveränderungen einer Reihe typischer Vogelarten der Agrarlandschaft.
Weitere Informationen:
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06.10.2020
Europaweite Kiebitz- und Goldregenpfeiferzählung 17./18. Oktober 2020 – machen Sie mit!
Kiebitze werden - ebenso wie Große Brachvögel - seit 2014 im Rahmen der Goldregenpfeiferzählung ebenfalls erfasst
Quelle: Hans Glader
In einem mittlerweile sechsjährigen Turnus werden europaweit die Goldregenpfeifer und hierzulande auch die Kiebitze und Großen Brachvögel erfasst, das nächste Mal am Wochenende 17./18. Oktober. Hierzu werden vor allem nördlich der Mittelgebirge viele zusätzliche Zählerinnen und Zähler benötigt. Denn im Gegensatz zu den meisten anderen Watvogelarten halten sich v.a. Kiebitze und Goldregenpfeifer auf dem Zug nicht überwiegend in Feuchtgebieten auf, sondern rasten auch in großer Zahl in der Agrarlandschaft.
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Entsprechend werden europaweit nur geringe Anteile des Gesamtbestandes über die Monitoringprogramme rastender Wasservögel erfasst. Koordiniert wird die europaweite Zählung von der International Wader Study Group. Zentrales Anliegen der Zählung ist es, die Bestandsangaben der Waterbird Population Estimates regelmäßig zu aktualisieren, die von Wetlands International zusammengestellt werden. Darin werden die Bestandsangaben und -trends aller Wasservogelpopulationen weltweit veröffentlicht. Die aus den Bestandsangaben abgeleiteten 1 %-Werte bilden die Grundlage für die Identifizierung international bedeutender Rastgebiete. Gleichzeitig sind die Zählungen die Basis für bundesweite Rastbestandsschätzungen, denn der Termin im Oktober fällt in den Zeitraum des Durchzugsgipfels der Arten in Deutschland. Ein hoher Erfassungsgrad ist damit aus mehreren Gründen wichtig.
Machen Sie mit und unterstützen die wichtige und spannende Zählung. Die Datenerfassung kann wie immer via ornitho.de erfolgen.
Wichtig:
Vielen Dank für Ihre Unterstützung!
Johannes Wahl und Nikolas Prior
im Namen aller Koordinatorinnen und Koordinatoren
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17.06.2020
Volkszählung bei Steinkauz, Star und Stelzenläufer
Quelle: DDA
Das Zwitschern und Singen der Vögel vor allem im Frühling – es ist nicht nur Allgemeinwissen, sondern auch Bestandteil unseres Lied- und Kulturgutes. Weniger bekannt ist, dass der Vogelgesang Artgenossinnen und Artgenossen zeigt: Hier ist mein Revier, hier wohnt meine Familie! Aus dem tierischen Verhalten lässt sich deshalb ableiten, wann, wo und wie viele Vögel in Deutschland jedes Jahr brüten. Mit der heute veröffentlichten Publikation „
Vögel in Deutschland – Erfassung der Brutvögel“ zeigen die Herausgeber, der Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA), die Länderarbeitsgemeinschaft der Vogelschutzwarten und das Bundesamt für Naturschutz (BfN), wie sich Interessierte an der Vogelerfassung auf vielfältige Weise beteiligen können. Erläutert werden sowohl die einzelnen Programme als auch die Vorgaben für die Kartierung von Brutvögeln. Jährlich beteiligen sich in Deutschland mehr als 20.000 Personen an der Erfassung von Brutvögeln, davon etwa ein Viertel an den Monitoringprogrammen.
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„In kaum einem Bereich des Naturschutzes steht uns eine vergleichbar umfassende und hochwertige Datenbasis zur Verfügung wie bei den Vögeln“, resümiert BfN-Präsidentin Prof. Dr. Beate Jessel. „Die mit viel Engagement und profunden Kenntnissen erhobenen Daten sind Grundlage für die Vogelschutzberichte, die die Bundesregierung alle sechs Jahre an die EU-Kommission melden muss. Sie sind aber auch ein Indikator dafür, wie es um die biologische Vielfalt in Deutschland steht.“ Das Bundesamt für Naturschutz unterstützt den Ausbau des Vogelmonitorings und fördert die Einführung digitaler Werkzeuge zur Datenerfassung über das Online-Portal ornitho.de.
„Die Möglichkeiten, sich am Vogelmonitoring zu beteiligen, reichen von der Erfassung häufiger Arten wie dem Star bis hin zu seltenen Brutvögeln wie dem Steinkauz“, sagt Bernd Hälterlein, Vorsitzender des DDA. „Wir bieten Module zur Beobachtung einzelner Brutvogelarten wie der Uferschwalbe an, die den Einstieg in die Welt des Vogelmonitorings erleichtern.“
„Gerade in diesem Frühjahr, das von den Einschränkungen der Corona-Pandemie geprägt ist, zeigt sich das Bedürfnis vieler Mitmenschen, sich draußen in der Natur aufzuhalten und dabei Vögel zu beobachten“, stellt Dr. Kai Gedeon für die Staatlichen Vogelschutzwarten der Länder fest. „Mit unserer Veröffentlichung zeigen wir, dass das Vogelmonitoring Freude an der Beobachtung von Vögeln und immer wieder überraschende neue Einsichten in die Vogelwelt bietet. Gleichzeitig ist das Vogelmonitoring geeignet, Fakten für die Politikberatung bereitzustellen.“ Die Vogelschutzwarten der Länder sind in die Koordination des Vogelmonitorings vor Ort eingebunden und unterstützen es auch finanziell.
In der Publikation „Vögel in Deutschland – Erfassung der Brutvögel“ wird beschrieben, welche Voraussetzungen für die Mitwirkung am Vogelmonitoring erfüllt sein müssen, damit die Daten für wissenschaftliche Auswertungen genutzt werden können. Für den Einstieg in das Monitoring seltener Brutvögel kann dies zum Beispiel die sehr gute Kenntnis einer einzelnen zu kartierenden Art wie der Saatkrähe sein. Das Monitoring häufiger Brutvögel erfordert dagegen die sichere Bestimmung aller vorkommenden Arten, optisch und akustisch. Um sehr selten auftretende Arten wie den Stelzenläufer kümmern sich sogenannte Avifaunistische Kommissionen, deren Expertinnen und Experten mit ihrem Sachverstand das Auftreten neuer oder selten beobachteter Arten verifizieren. Das Online-Portal ornitho.de bietet die Möglichkeit, Vogelbeobachtungen zu dokumentieren: von den fütternden Schwanzmeisen im Garten bis hin zur Beobachtungsliste aller an einem See festgestellten Vogelarten.
Der DDA sorgt dafür, dass die ehrenamtlichen Aktivitäten bei der Vogelerfassung bundesweit koordiniert erfolgen, von Fachleuten geprüft werden und die Daten für die Beantwortung wichtiger Fragen zur Erhaltung der Artenvielfalt ausgewertet werden.
Die Publikation „Vögel in Deutschland: Erfassung der Brutvögel“ steht als PDF-Datei zum Download bereit unter https://www.dda-web.de/vid
Die gedruckte Publikation ist zum Preis von 9,80 Euro, zzgl. Versandkosten über den Schriftenversand des DDA erhältlich:
Telefon: 0251 / 21 01 40 0
E-Mail: schriftenversand@dda-web.de
Internet: https://www.dda-web.de/index.php?cat=pub&subcat=order
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20.02.2020
Das Monitoring häufiger Brutvögel startet in die neue Saison – machen Sie mit!
Auf den Probeflächen des Monitoringprogramms stehen häufige Arten wie die Goldammer im Mittelpunkt
Quelle: Mathias Schäf
Mit den längeren Tagen sind bei Kleibern, Heckenbraunellen, Meisen und Buchfinken die Frühlingsgefühle nicht mehr zu überhören. Besonders bei schönem Wetter schmettern viele Vögel schon lautstark ihr Lied, um so das Revier gegenüber Artgenossen abzugrenzen. Keine Frage, die Brutzeit hat bei vielen Arten bereits begonnen. Auch bei uns laufen die Vorbereitungen auf die Brutzeit 2020 auf Hochtouren, denn am 10. März beginnt die Kartiersaison des Monitorings häufiger Brutvögel.
Seit 1989 werden die Bestandsentwicklungen aller häufigen Brutvogelarten mithilfe standardisierter Methoden überwacht, um u.a. die Frage „Wie entwickeln sich die Brutbestände weit verbreiteter, häufiger Vogelarten?“ beantworten zu können. Seit 2004 finden die Erfassungen auf bundesweit repräsentativen, 1x1 km-großen Probeflächen statt, auf denen zwischen März und Juni vier Begehungen entlang einer ca. drei km langen Route durchgeführt werden.
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Vielfältiger Einsatz der Ergebnisse für den Naturschutz
Die Ergebnisse des Programms werden im Bericht „Vögel in Deutschland“ fortgeschrieben und fließen in den Indikator „Artenvielfalt und Landschaftsqualität“ der Bundesregierung (BfN) sowie Indikatoren auf europäischer Ebene ein, u.a. den „European Farmland Bird“-Indikator (EBCC), der von der EU-Kommission als Referenz für eine nachhaltige Nutzung der Agrarlandschaft herangezogen wird.
Machen Sie mit!
Der zeitliche Aufwand je Probefläche beträgt für die vier Gebietsbegehungen inkl. Auswertung der Daten 30–40 Stunden. Bundesweit stehen 2.637 Probeflächen zur Verfügung, von denen bereits knapp 1.650 vergeben werden konnten. Es gibt somit noch reichlich Beteiligungsmöglichkeiten zwischen Rügen und Bodensee! Wo es freie Probeflächen in Ihrer Nähe gibt und wie diese beschaffen sind, erfahren Sie über das Informationssystem „Mitmachen beim Monitoring häufiger Brutvögel!“ auf der DDA-Website. Am besten Sie sehen direkt einmal nach, denn bis spätestens zum 10. März sollten Sie sich entschieden haben, wenn Sie dieses Jahr noch mitmachen möchten:
Wir freuen uns auf Ihre Unterstützung!
Friederike Kunz und Sven Trautmann
im Namen der landesweiten Koordinatorinnen und Koordinatoren
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05.02.2020
Neue Publikation zur Lage der Vogelwelt Deutschlands: Schwund im Offenland hält an – Bestandszunahmen im Wald
Quelle: DDA
Der deutliche Rückgang heimischer Vögel auf Wiesen, Weiden und Äckern hält weiter an, in den Wäldern zeichnen sich hingegen Zunahmen der Bestände ab. Das ist die Kernaussage der jetzt erschienenen Publikation „
Vögel in Deutschland – Übersichten zur Bestandssituation “. Die aktuelle Gesamtschau enthält umfangreiche Informationen zu Bestandsgrößen, Bestandstrends und der Verbreitung aller Brut- und vieler rastender Wasservogel-Arten. Sie wurde vom
Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA), der
Länderarbeitsgemeinschaft der Vogelschutzwarten und dem
Bundesamt für Naturschutz (BfN) gemeinsam erarbeitet.
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Die Auswertung tausender Datensätze, die überwiegend von Ehrenamtlichen gesammelt wurden, zeigt, dass die Zahl der Brutpaare aller Arten von 1992 bis 2016 in Deutschland um mehr als sieben Millionen Paare zurückging. Somit leben heute etwa acht Prozent weniger Brutvögel in Deutschland als noch vor 24 Jahren. Vor allem in der Agrarlandschaft halten die Rückgänge an.
Prof. Dr. Beate Jessel, Präsidentin des BfN, erläutert: „In den offenen Agrarlandschaften ist der Bestand an Brutpaaren über ein Vierteljahrhundert um etwa zwei Millionen zurückgegangen. Eine Trendwende zeichnet sich bislang nicht ab. Dies unterstreicht erneut die Dringlichkeit von Reformen in der Landwirtschaftspolitik.“ So hätten die Bestände von Rebhuhn und Kiebitz seit 1992 um fast 90 Prozent abgenommen. Ähnlich dramatisch sei die Entwicklung bei Uferschnepfe, Bekassine und Braunkehlchen, die als Lebensraum Feuchtwiesen und wenig intensiv genutzte Weiden benötigen.
Bernd Hälterlein, Vorsitzender des DDA, hält fest: „Manche Arten der Agrarlandschaft sind mittlerweile so selten geworden, dass sie über weite Bereiche unserer Landschaften gar nicht mehr anzutreffen sind, wie zum Beispiel der Vogel des Jahres 2020, die Turteltaube.“ Unter anderem auch ehemals häufige Arten wie die Feldlerche zeigen inzwischen größere Verbreitungslücken.
Dr. Stefan Jaehne weist für die Geschäftsführung der Länderarbeitsgemeinschaft der Vogelschutzwarten darauf hin, dass eine Umkehr der negativen Trends möglich ist: „Auch wenn die Verluste ein düsteres Bild des Zustands unserer Agrarvögel zeichnen, können wir den Rückgang stoppen. Wir wissen in vielen Bereichen, was getan werden muss, um einen wirksamen Schutz der biologischen Vielfalt zu gewährleisten. Davon zeugen beispielsweise die erfolgreichen Artenschutzprogramme für Großtrappe und Wiesenweihe.“ Allerdings würden diese erforderlichen und aufwändigen Maßnahmen meist erst dann ergriffen und umgesetzt, wenn es schon fast zu spät ist. „Vorausschauender Vogelschutz muss hier künftig deutlich eher handeln.“
Bemerkenswert sind auffällige räumliche Unterschiede des Vogelartenreichtums in Deutschland. Artenreiche Vogelgemeinschaften sind beispielsweise in den nordostdeutschen Agrarlandschaften dort erhalten geblieben, wo noch genügend Strukturen mit hohem Wert für Vögel und Insekten vorzufinden sind, wie mageres Grünland, Brachen, breite Ackerrandstreifen und ungenutzte Wegsäume nicht asphaltierter Feldwege. Im dicht besiedelten Westen und vielen Regionen Süddeutschlands haben sie dagegen das Feld bereits geräumt. Dies gilt insbesondere für viele gefährdete Vogelarten wie beispielsweise die Grauammer.
Im Gegensatz zur Agrarlandschaft haben sich die Vogelbestände im Wald und in Siedlungen in den vergangenen Jahren deutlich erholt. Im Zeitraum 2005 bis 2016 sind etwa 1,5 Millionen Waldvögel und eine halbe Million Vögel in den Siedlungsbereichen dazugekommen. Auffällig ist beispielsweise die deutliche Zunahme der Bestände von Waldvogelarten seit 2010. Die Ursachen für diese positive Entwicklung sind noch wenig verstanden. Eine wichtige Rolle spielt sicher das Älterwerden der Wälder und auch höhere Totholzanteile könnten einige Arten gefördert haben. Und schließlich wirkt sich der Klimawandel über einen stärkeren Samenansatz von Bäumen in kürzeren Abständen positiv aus: Standvögel finden im Winter mehr zu fressen. Im Siedlungsbereich profitieren sicherlich einige Arten auch von der zunehmenden Begrünung und damit dem Strukturreichtum der Städte.
Hintergrund
Die Veröffentlichung „Vögel in Deutschland – Übersichten zur Bestandssituation “ liefert eine umfangreiche, aktuelle Übersicht zu allen 305 Brutvogelarten Deutschlands, deren Bestandsgrößen und Trends über mehrere Jahrzehnte. Auch für alle 136 regelmäßig in Deutschland rastenden Wasservogelarten sind Tabellen zu ihren Rastbeständen und deren Entwicklung über fast 50 Jahre enthalten. Die Datenzusammenstellung bildet die Bezugsgrundlage für die Bewertung des Erhaltungszustandes und der Gefährdungssituation brütender, überwinternder und durchziehender Vogelarten, unter anderem auch für den nationalen Vogelschutzbericht, der von Deutschland im Oktober 2019 an die Europäische Kommission übermittelt wurde.
Die Datenzusammenstellung basiert ganz überwiegend auf den ehrenamtlich getragenen Programmen des bundesweiten Vogelmonitorings, das vom DDA bundesweit koordiniert und von Bund und Ländern unterstützt wird. Darüber hinaus sind zahlreiche weitere Daten der Vogelschutzwarten der Bundesländer und von Landesfachverbänden eingeflossen. Im Meeres-, Wattenmeer- und Küstenbereich basieren die Ergebnisse auf den Programmen der Bundesländer, dem „Trilateralen Monitoring- und Assessment Programm (TMAP)“ der drei Wattenmeer-Anrainerstaaten, und auf Daten des BfN. Zu einer unverzichtbaren Informationsquelle für Verbreitung und Häufigkeit von Vogelarten hat sich mittlerweile das Online-Portal ornitho.de entwickelt, über das jährlich mehr als fünf Millionen Vogelbeobachtungen gemeldet werden, die für Fachfragen des Naturschutzes bereitstehen.
Bezug:
Der Bericht „Vögel in Deutschland: Übersichten zur Bestandssituation“ steht als Download bereit unter
Die gedruckte Ausgabe ist über den DDA erhältlich:
E-Mail: schriftenversand@dda-web.de
Internet: https://www.dda-web.de/index.php?cat=pub&subcat=order
Schutzgebühr: 9,80 EUR zzgl. Versandkosten
Ansprechpartner für Presseanfragen beim DDA
Dr. Christoph Sudfeldt, 0251 / 21 01 40 11,
info@dda-web.de
Weitere Informationen
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10.01.2020
„Wochenende der Wasservögel“ — Internationale Wasservogelzählung, europaweite Schwanenzählung von Zwerg- und Singschwan und East Atlantic Flyway Count
Schellente
Quelle: Martin Grimm
Am bevorstehenden Wochenende, dem 11./12. Januar, schultern wieder viele Tausend Beobachterinnen und Beobachter weltweit die Spektive, um im Rahmen des von
Wetlands International organisierten
International Waterbird Census (IWC) Wasservögel zu erfassen. Seit Ende der 1960er-Jahre werden alljährlich Mitte Januar in mehr als 25.000 Gebieten in über 100 Ländern auf allen Kontinenten die Wasservögel gezählt. Eine in vielen Regionen ehrenamtlich getragene Gemeinschaftsleistung, die weltweit vermutlich ihresgleichen sucht. Mit über 2.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern alleine in Deutschland ist die Wasservogelzählung auch hierzulande das umfangreichste und älteste Erfassungsprogramm in der Vogelwelt. Viele der Zählerinnen und Zähler beteiligen sich seit mehreren Jahrzehnten an der Erfassung und sorgen durch diese Kontinuität gleichzeitig für eine hohe Datenqualität. Über die international bedeutendste Zählung im Januar hinaus werden in vielen Hundert Feuchtgebieten vom Herbst bis zum Frühjahr Wasservögel erfasst, in einigen Gebieten wie dem Wattenmeer sogar rund ums Jahr. Das ehrenamtliche Engagement alleine zur Erfassung der durchziehenden und überwinternden Wasservögel beläuft sich auf rund 100.000 Stunden — jährlich!
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Weitergehende Informationen zum Monitoring rastender Wasservögel in Deutschland finden Sie in der Broschüre „Vögel in Deutschland – Erfassung rastender Wasservögel“ auf der DDA-Webseite oder auf ornitho.de.
Europaweite Synchronzählung der Schwäne
Nicht alle Wasservogelarten halten sich ganztägig auch auf Gewässern auf. Vor allem Schwäne und Gänse suchen während des Tages größtenteils auf landwirtschaftlich genutzten Flächen nach Nahrung. Sie werden deshalb im Rahmen ergänzender, spezieller Erfassungsprogramme gezählt. Für Zwerg- und Singschwan finden so seit den 1980er-Jahren — und seit den 1990er-Jahren in fünfjährigem Turnus — europaweite Synchronzählungen statt. Ziel ist es, den Gesamtbestand zu erfassen und weitergehende Informationen zum Bruterfolg und zum Nahrungshabitat zu erhalten. Eine solche europaweite Synchronzählung der beiden gelbschnäbligen Schwanenarten findet am kommenden Wochenende statt; in Deutschland fügen wir diesen den Höckerschwan hinzu. Weitergehende Informationen zu dieser Sonderzählung finden sich in der Nachricht vom 8. Januar.
East Atlantic Flyway Count
Der ostatlantische Zugweg erstreckt sich von der Arktis zwischen Kanada und Sibirien bis ins südliche Afrika. Eine Vielzahl von binnenländischen Feuchtgebieten sowie Meeres- und Küstengewässern sind für die entlang dieses Zugweges wandernden Wasservogelarten überlebenswichtig. Herauszuheben sind hierbei für Deutschland neben dem Wattenmeer die Ostseeküste, die vor allem für Entenvögel eine international herausragende Bedeutung hat. Kenntnisse der Bestandsgrößen und -trends und der räumlichen Verteilung, aber auch der Gefährdungen, denen einzelne Gebiete und damit die Populationen unterliegen, sind eine Grundvoraussetzung für ihren Schutz. Im Januar 2020 wird – wie schon 2014 und 2017 – versucht, im Rahmen des so genannten East Atlantic Flyway Count eine möglichst hohe Abdeckung zu erreichen. Hierzulande finden die Zählungen überwiegend am Wochenende 11./12. Januar statt.
Der beeindruckende Bericht zur Zählung 2017 kann auf der Seite des Weltnaturerbes Wattenmeer heruntergeladen werden.
DANKE!
Es steht also wahrlich ein „Wochenende der Wasservögel“ bevor. Unser großer Dank für ihre Beteiligung gebührt schon jetzt den meist ehrenamtlich tätigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, insbesondere all jenen, die auf koordinativer Ebene — ebenfalls oft ehrenamtlich — für einen reibungslosen Ablauf sorgen und bei Fragen mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Wir wünschen allen Beteiligten eine vor allem störungs- und niederschlagsfreie Zählung und damit viel Freude an der frischen Luft und bei der Erfassung der Wasservögel!
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08.01.2020
Europaweite Zwerg- und Singschwan-Erfassung 11./12. Januar 2020 – machen Sie mit!
Quelle: Ralf Kistowski
Seit den 1980er-Jahren – und seit den 1990er-Jahren in fünfjährigem Turnus – werden spezielle Synchronzählungen von Zwerg- und Singschwan in Europa durchgeführt, um die Bestandsschätzungen auf internationaler Ebene zu aktualisieren. Die Zählungen werden von der
Swan Specialist Group von
Wetlands International koordiniert. Am 11./12. Januar 2020 steht nun eine weitere europaweite Erfassung der beiden gelbschnäbligen Schwanenarten an. Für beide Arten ist eine gute Abdeckung wichtig: Beim Singschwan z.B. überwintert rund ein Drittel der nordwesteuropäischen Population in Deutschland und auch beim Zwergschwan können es in milden Wintern bis zu 30 % sein. So wurden bei der Zählung im Januar 2015 in Deutschland 44.465 Singschwäne und 5.444 Zwergschwäne gezählt. Im Vergleich zu 1995 hat sich der Mittwinterbestand beim Singschwan damit nahezu verdreifacht und beim Zwergschwan sogar verfünffacht.
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Höckerschwäne sind oft mit den beiden anderen Arten vergesellschaftet.. Wie bei der letzten Synchronzählung 2015 zählen wir sie deshalb hierzulande mit. Dadurch lässt sich die Schätzung des Mittwinterrastbestandes präzisieren und wir erhalten ein exakteres Bild ihrer Verbreitung. Im Rahmen der ersten flächendeckenden Zählung im Januar 2015 konnten 74.931 Höckerschwäne in Deutschland gezählt werden.
Alle wichtigen Informationen zur Synchronzählung haben wir in einem Merkblatt zusammengefasst. Dieses können Sie hier als PDF herunterladen.
Zusätzliche Informationen finden sie auf der Internetseite des DDA.
Wichtig: Wenn Sie zusätzliche Erfassungen planen und bislang nicht in die Wasservogelzählung etc. eingebunden sind (oder abseits Ihrer Zählgebiete zählen möchten), bitten wir Sie, sich VORHER an Ihren Koordinator bzw. Koordinatorin zu wenden, damit Doppelzählungen vermieden werden und Zähllücken gezielt geschlossen werden können. Vielen Dank!
Die Zählung findet am selben Wochenende wie die Mittwinterzählung statt, so dass die Abdeckung von vielen Rastgebieten gewährleistet ist. Insbesondere nördlich der Mittelgebirge, wo die großen Zwerg- und Singschwan-Trupps anzutreffen sind, werden jedoch zusätzliche Zählerinnen und Zähler benötigt. Deshalb: Zählen Sie mit beim europaweiten Wochenende der Schwäne!
Die Ergebnisse der internationalen Zählungen von Zwerg- und Singschwan wurden kürzlich in der Zeitschrift Wildfowl veröffentlicht. Die (englischsprachigen) Beiträge, die spannende Veränderungen bei beiden Arten dokumentieren und unter der Mitarbeit des DDA erstellt wurden, können Sie unter den folgenden Links herunterladen:
Wir freuen uns auf Ihre Mithilfe an der europaweiten Schwanenzählung bei hoffentlich herrlichem Wetter am 11./12. Januar 2020!
Nikolas Prior, Axel Degen, Thomas Heinicke und Johannes Wahl
Weitere Informationen
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18.09.2019
„Seltene Vögel in Deutschland 2017“ erschienen
Quelle: DAK/DDA
Mit der jüngst veröffentlichten siebten Ausgabe der Reihe „Seltene Vögel in Deutschland“ folgt ein weiterer umfassender Überblick über das Auftreten von Seltenheiten in Deutschland. Kernbeitrag des 68 Seiten umfassenden Heftes ist die Zusammenstellung der Nachweise seltener Vogelarten in Deutschland im Jahr 2017. Neben den Erstnachweisen von Kamtschatkasamtente und Weißbauchtölpel und den dritten Nachweisen von Wüstengrasmücke und Steinortolan sind vor allem auch die ersten Brutnachweise von Brillengrasmücke und Kappenammer für Deutschland bemerkenswert. Diese und mehrere hundert weitere Nachweise werden detailliert und mit zahlreichen Fotos und ergänzenden Grafiken und Karten präsentiert.
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Als am 13. Juni 2017 in Nordrhein-Westfalen der erst siebte deutsche Nachweis einer Brillengrasmücke gelang, dachte wohl noch niemand daran, dass wenige Woche später der erste Brutnachweis dieser mediterranen Art dokumentiert würde. Die Entdeckungsgeschichte wird von Armin Kreusel, Micha A. Neumann und Arne Torkler umfassend beschrieben und die Beobachtung in das Auftreten von Brillengrasmücken in Europa nördlich der bekannten Brutgebiete eingeordnet. Hinweise zur Bestimmung insbesondere eben flügger Brillengrasmücken runden den Beitrag ab.
Noch ungewöhnlicher als die Erstbrut der Brillengrasmücke ist der erste Nachweis des Weißbauchtölpels für Deutschland, der am 20. August 2017 nicht an der Nordsee, sondern tief im deutschen Binnenland erfolgte. Auf die Erstbeobachtung um 8 Uhr in den Niederlanden folgte eine Beobachtung um 11 Uhr in der Grafschaft Bentheim sowie eine weitere Beobachtung um 14 Uhr südlich von Bremen. Die unglaubliche Geschichte wird von den Beobachtern Gero Gülker, Günter Niehaus und Thomas Kuppel erzählt, der Nachweis außerdem durch Unterstützung von Patric Lorgé und Christopher König in das Auftreten in Europa eingeordnet sowie die Bestimmung gegenüber weiteren Tölpelarten erläutert.
Das Auftreten seltener Vogelarten ist ständigen Veränderungen unterworfen. Dementsprechend müssen auch die Meldelisten der Avifaunistischen Kommissionen regelmäßig überarbeitet und aktualisiert werden. Nach 2011 und 2015 wurde die nationale Meldeliste der Deutschen Avifaunistischen Kommission zum 1.1.2019 überarbeitet. Gestrichen und in die Obhut der Avifaunistischen Landeskommissionen übergeben wurden Sichler, Triel, Doppelschnepfe, Eismöwe, Taigazilpzalp, Zitronenstelze und Zwergammer. Das Auftreten dieser Arten in Deutschland wird jeweils kurz beschrieben, teilweise durch Grafiken und Karten untermalt. Darüber hinaus wurden gemäß der neuen Artenliste der Vögel Deutschlands (Barthel & Krüger 2018) weitere Veränderungen der Meldeliste vorgenommen, die im Detail erläutert werden. Die vollständige aktuelle Meldeliste bildet den Abschluss des Beitrags.
Die ansprechend gestaltete und reich bebilderte siebte Ausgabe von „Seltene Vögel in Deutschland“ kann zum Preis von 9,80 € zzgl. Versandkosten bestellt werden bei:
DDA-Schriftenversand
An den Speichern 6, 48157 Münster
Tel: 0251 / 2101400
E-Mail: schriftenversand@dda-web.de
Internet: www.dda-web.de/publikationen
Die Reihe ist auch im Abonnement erhältlich. Eine Ausgabe kostet dann 7,50 € zzgl. Versandkosten. Sollten Sie die ersten sechsAusgaben noch nicht kennen, können Sie diese jetzt zum reduzierten Preis von nur jeweils 5,00 € zzgl. Versandkosten oder im Paket für 25,00 € zzgl. Versandkosten erwerben.
Mit dem Erscheinen des siebten Bandes von „Seltene Vögel in Deutschland“ möchten wir Ihnen außerdem auch wie gewohnt den Seltenheitenbericht der letzten Ausgabe „Seltene Vögel in Deutschland 2016“ kostenlos als PDF anbieten. Eine Übersicht der Seltenheitenberichte der DAK finden Sie hier.
Mit freundlichen Grüßen
Ihre Deutsche Avifaunistische Kommission
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20.03.2019
Zwergschwäne 2018 mit durchschnittlichem Bruterfolg
Quelle: Hans Glader
Einen Anteil von 10,6 % Jungvögeln ergab die bundesweite Erfassung des Jungvogelanteils beim Zwergschwan um den 15./16. Dezember 2018. Nach dem sehr geringen Jungvogelanteil im Vorjahr (4,2 %) wurde damit ‒ bezogen auf die letzten Jahre ‒ wieder ein durchschnittlicher Bruterfolg erreicht. Auf Populationsebene lag der Jungvogelanteil bei 8,7 % in einer Stichprobe von rund 9.000 Vögeln.
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Wie schon in den Vorjahren war der Jungvogelanteil 2018 in Deutschland (10,6 %) höher als unter den in Nordwesteuropa überwinternden Zwergschwänen insgesamt (8,7 %). Das ist bemerkenswert, denn Deutschland bildet derzeit die östliche Grenze des Kernüberwinterungsgebietes. Hier ist es durchschnittlich kälter als in den Niederlanden oder England. Erwarten würde man eher, dass Altvögel mit Jungen diese in die milderen Überwinterungsgebiete weiter westlich führen. Allerdings gab es Dezember 2018 bemerkenswerte Unterschiede innerhalb Deutschlands, die diese Annahme unterstützen: Während in Schleswig-Holstein 8,6 % Jungvögel ermittelt wurden (n = 1.178), waren es in Niedersachsen 11,8 % (n = 1.930).
Für 104 Familien konnte die Anzahl an Jungvögeln ermittelt werden. Die meisten erfolgreichen Altvögel hatten einen oder zwei Jungvögel „im Schlepptau“. Im Gegensatz zum Vorjahr konnten auch Familien mit vier Jungen am Zählwochenende beobachtet werden. Die durchschnittliche Jungenanzahl je Familie lag bei 1,8 Jungvögeln (2016: 2,2 Juv./Fam.).
Seit 2011 beteiligt sich der DDA aufgrund des steigenden Rastbestandes im Frühwinter an der systematischen Erfassung des jährlichen Bruterfolgs der in Nordwesteuropa überwinternden Zwergschwäne. 3.577 Individuen wurden in Deutschland nach Alter differenziert. Dank des gut etablierten Netzwerks ehrenamtlicher Zählerinnen und Zähler dürfte ein großer Teil des anwesenden Rastbestandes erfasst worden sein. Basierend auf der Verbreitung zu dieser Jahreszeit in den vergangenen Jahren hielten sich Mitte Dezember 2018 mindestens 3.800 Individuen bei uns auf.
Danke!
Allen an der Erfassung Beteiligten danken wir aufs Herzlichste, insbesondere Axel Degen für die Koordination in Niedersachsen und die bundesweite Auswertung der Daten sowie Hans-Joachim Augst für die Koordination in Schleswig-Holstein!
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25.02.2019
Das Monitoring häufiger Brutvögel startet in die neue Saison – machen Sie mit!
Auf den Probeflächen des Monitoringprogramms stehen häufige Arten wie die Goldammer im Mittelpunkt
Quelle: Mathias Schäf
Mit den längeren Tagen sind bei Kleibern, Heckenbraunellen, Meisen und Buchfinken die Frühlingsgefühle nicht mehr zu überhören. Besonders bei schönem Wetter schmettern viele Vögel schon lautstark ihr Lied, um so das Revier gegenüber Artgenossen abzugrenzen. Keine Frage, die Brutzeit hat bei vielen Arten bereits begonnen. Auch bei uns laufen die Vorbereitungen auf die Brutzeit 2019 auf Hochtouren, denn am 10. März beginnt die Kartiersaison des Monitorings häufiger Brutvögel.
Seit 1989 werden die Bestandsentwicklungen aller häufigen Brutvogelarten mithilfe standardisierter Methoden überwacht, um u.a. die Frage „Wie entwickeln sich die Brutbestände weit verbreiteter, häufiger Vogelarten?“ beantworten zu können. Seit 2004 finden die Erfassungen auf bundesweit repräsentativen, 1x1 km-großen Probeflächen statt, auf denen zwischen März und Juni vier Begehungen entlang einer ca. drei km langen Route durchgeführt werden.
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Vielfältiger Einsatz der Ergebnisse für den Naturschutz
Die Ergebnisse des Programms werden jährlich im Bericht „Vögel in Deutschland“ fortgeschrieben und fließen in den Indikator „Artenvielfalt und Landschaftsqualität“ der Bundesregierung (BfN) sowie Indikatoren auf europäischer Ebene ein, u.a. den „European Farmland Bird“-Indikator (EBCC), der von der EU-Kommission als Referenz für eine nachhaltige Nutzung der Agrarlandschaft herangezogen wird.
Machen Sie mit!
Der zeitliche Aufwand je Probefläche beträgt für die vier Gebietsbegehungen inkl. Auswertung der Daten 30–40 Stunden. Bundesweit stehen 2.637 Probeflächen zur Verfügung, von denen bereits rund 1.700 vergeben werden konnten. Es gibt somit noch reichlich Beteiligungsmöglichkeiten zwischen Rügen und Bodensee! Wo es freie Probeflächen in Ihrer Nähe gibt und wie diese beschaffen sind, erfahren Sie über das Informationssystem „Mitmachen beim Monitoring häufiger Brutvögel!“ auf der DDA-Website. Am besten Sie sehen direkt einmal nach, denn bis spätestens zum 10. März sollten Sie sich entschieden haben, wenn Sie dieses Jahr noch mitmachen möchten:
Wir freuen uns auf Ihre Unterstützung!
Johanna Karthäuser und Sven Trautmann
im Namen der landesweiten Koordinatorinnen und Koordinatoren
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22.01.2019
Bestandstrends häufiger Brutvögel in Europa aktualisiert
Negative Trends v.a. bei häufigen Arten der Agrarlandschaft halten ungebrochen an. Dargestellt ist der aktualisierte Trendverlauf des Agrarvogelindikators (farmland bird index), in den die Bestandsentwicklungen von 39 häufigen Vogelarten der Agrarlandschaft einfließen.
Quelle: EBCC/BirdLife/RSPB/CSO
Zu Anfang eines jeden Jahres schreibt der
European Bird Census Council (EBCC) im Rahmen des
Pan-European Common Bird Monitoring Scheme (PECBMS) die Bestandstrends der häufigen Brutvögel Europas fort. Dazu leiten die Koordinatorinnen und Koordinatoren der nationalen Programme zur Erfassung der Brutvögel der EU-Mitgliedstaaten ihre jeweils aktuellen Trends an den EBCC weiter, der die Daten zusammenfassend auswertet. In die aktuelle Fortschreibung der europaweiten Bestandtrends flossen Daten zu insgesamt 170 Arten aus 28 Ländern und aus 37 Jahren (1980–2016) ein. Neben den Populationstrends einzelner Arten werden vom EBCC in dem Zusammenhang jährlich auch die europaweiten Indikatoren wildlebender Vogelarten aktualisiert: der Agrarvogelindikator, der Waldvogelindikator und der Indikator für alle häufigen Vogelarten.
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Ziel von PECBMS ist es, die großräumigen und über einen langen Zeitraum erhobenen Monitoringdaten zu den Beständen der häufigen Brutvogelarten als eine Art Barometer für den Zustand der Natur in Europa zu verwenden. Vögel eignen sich besonders gut als Indikatoren. Durch ihre Stellung am Ende der Nahrungskette, zeigt die An- oder Abwesenheit bestimmter Vogelarten auch das Vorhandensein weiterer Tier- und Pflanzenarten an und gibt so Auskunft über den Zustand der biologischen Vielfalt in einem bestimmten Lebensraum.
Im EBCC sind Ornithologinnen und Ornithologen aus verschiedenen wissenschaftlichen Einrichtungen Europas vereint, um gemeinsam das Vogelmonitoring und die Erarbeitung europaweiter Brutvogelatlanten voranzutreiben und gleichzeitig den Schutz der Vogelarten zu stärken.
Die europaweiten Trends der 170 Vogelarten sowie Diagramme der aktuellen Indikatoren können Sie unter folgendem Link abrufen: https://pecbms.info/
Weitere Informationen über den EBCC und das europäische Brutvogelmonitoring erhalten Sie auf der Internetseite: https://www.ebcc.info
Die Bestandtrends für Deutschland stammen aus dem Monitoring häufiger Brutvogelarten (MhB) und werden jedes Jahr vom DDA an den EBCC weitergeleitet. An dieser Stelle ein ganz herzlicher Dank an alle Kartiererinnen und Kartierer, die am MhB teilnehmen! Vielleicht haben Sie Lust, ebenfalls mitzuarbeiten und eine der über 2.500 Probeflächen zu bearbeiten? Alle wichtigen Details und Ansprechpersonen für Ihr Bundesland finden Sie unter https://www.dda-web.de/mhb.
Über die aktuellen Bestandsentwicklungen der häufigen Brutvogelarten Deutschlands können Sie sich im Informationssystem „Vögel in Deutschland online“ auf der Internetseite des DDA informieren: https://www.dda-web.de/vid-online > Daten und Service.
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29.11.2018
Feier zum zehnjährigen Bestehen der Kooperation zum bundesweiten Vogelmonitoring
Feier anlässlich des zehnjährigen Bestehens der VVV. Von links: Dr. Christoph Sudfeldt (Geschäftsführer DDA), Dr. Stefan Jaehne (Geschäftsführer LAG der Staatlichen Vogelschutzwarten), Bernd Hälterlein (Vorsitzender DDA) und Rainer Dröschmeister (BfN. FB Monitoring)
Quelle: Johannes Wahl
Eine positive Bilanz ziehen Bund, Länder und der Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA) anlässlich des zehnjährigen Bestehens ihrer Kooperation zum bundesweiten Vogelmonitoring bei einer Festveranstaltung auf Burg Seebach in Thüringen. Die Bund-Länder-Verwaltungsvereinbarung Vogelmonitoring sichert die Organisation und die wissenschaftliche Auswertung des ehrenamtlichen Vogelmonitorings durch den DDA und die Nutzung der Ergebnisse durch Bund und Länder langfristig ab. Um die Entwicklung der Vogelbestände in Deutschland nachvollziehen und auch Maßnahmen zu deren Schutz ergreifen zu können, ist das Vogelmonitoring – darunter versteht man standardisierte Vogelkartierungen über mehrere Jahre – von grundlegender Bedeutung.
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Das Vogelmonitoring wird in Deutschland zum großen Teil von ehrenamtlichen Erfassungen getragen. Von der „Bund-Länder-Verwaltungsvereinbarung Vogelmonitoring“ profitieren alle Beteiligten, indem eine dauerhafte Organisation der Kartierungen und Auswertungen gewährleistet wird. „Die ehrenamtlichen Vogelbeobachtungen sind für uns zu einer unerlässlichen Faktenbasis geworden. Wir brauchen nicht nur für unsere Berichte an die Europäische Union stets aktuelle Angaben, wie sich die Bestände der Vögel in Deutschland entwickeln und was zu ihrer Erhaltung getan werden muss. Deshalb wollen wir das Vogelmonitoring weiter stärken“, erklärt Prof. Beate Jessel, Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz (BfN). „Die Ergebnisse des Vogelmonitorings zeigen uns in vielen Bereichen konkrete Gefährdungen und Handlungsbedarfe an.“
Olaf Möller, Staatssekretär im Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz, bezeichnet die Verwaltungsvereinbarung Vogelmonitoring als ein Erfolgsmodell. „Dieses ist beispielgebend im Natur- und Umweltschutz. Wir können damit erstmalig einen Teil der in den Ländern dringend benötigten Daten für den Naturschutz in der erforderlichen Qualität und Quantität zur Verfügung stellen. Mit der gemeinsamen Entwicklung von Methoden und länderübergreifend einheitlichen Auswertungsverfahren kann Doppelarbeit vermieden werden, was darüber hinaus auch hilft Kosten zu sparen. Die Zusammenarbeit im Vogelmonitoring bedeutet somit gleichzeitig eine effiziente Arbeitsteilung zwischen den Behörden von Bund und Ländern.“
Bund und Länder bauen beim Vogelmonitoring auf die enge Kooperation mit dem Ehrenamt. Bernd Hälterlein, Vorsitzender des DDA, erklärt: „Schon immer begeistern sich Menschen für die Vogelbeobachtung. Seit den 1970er Jahren wird die Vogelwelt in Raum und Zeit wissenschaftlich untersucht. Der DDA hat es sich zur Aufgabe gemacht, Spaß und Datenerhebung zusammenzubringen. Inzwischen sind es mehr als 30.000 Menschen, die uns ihre Beobachtungen melden, darunter 6.000, die sich an der systematischen Erfassung von Brut- und Rastvögeln beteiligen.“ Damit ist das bundesweite Vogelmonitoring das wohl größte bürgerwissenschaftliche Netzwerk in Deutschland. „Damit dieses Netz nicht reißt, bedarf es einer qualifizierten Betreuung und Koordination des ehrenamtlichen Engagements. Hierfür ist die seit nunmehr zehn Jahren gewährte finanzielle Unterstützung unverzichtbar“, sagt der DDA-Vorsitzende und dankt Bund und Ländern für die vorbildliche und einzigartige Zusammenarbeit zwischen staatlichem und verbandlichem Naturschutz.
Hintergrund
Über die sogenannte Bund-Länder Verwaltungsvereinbarung Vogelmonitoring, die im Jahr 2008 in Kraft getreten ist, stellen Bund und Länder jährlich Finanzmittel in Höhe von mittlerweile knapp 300.000 Euro zur Verfügung, um die Koordination der ehrenamtlichen Beteiligung und eine Datenauswertung durch den Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA) zu unterstützen. Hinter dem Begriff Avifaunistik verbirgt sich eine Wissenschaft, die sich mit dem Vorkommen, der Größe und Entwicklungen von Vogelbeständen beschäftigt. Die Analyse der Ursachen von Veränderungen in der Vogelfauna ist eine entscheidende Basis für zielgerichtete Maßnahmen im Vogelschutz.
Die systematischen Erfassungen im Vogelmonitoring haben klar definierte Methodenvorgaben, die es ermöglichen, aus den Daten wissenschaftlich belastbare Aussagen über Bestandsveränderungen der Vogelwelt und deren Hintergründen abzuleiten. An den Monitoringprogrammen beteiligen sich zurzeit etwa 6.000 Ehrenamtliche in Deutschland. Die Ergebnisse des Monitorings werden von Bund und Ländern, aber auch von der Europäischen Union für Naturschutzfragen verwendet.
Weitere Informationen
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21.02.2018
Das Monitoring häufiger Brutvögel startet in die neue Saison – machen Sie mit!
Auf den Probeflächen des Monitoringprogramms stehen häufige Arten wie die Goldammer im Mittelpunkt
Quelle: Mathias Schäf
Mit den längeren Tagen sind bei Kleibern, Heckenbraunellen, Meisen und Buchfinken die Frühlingsgefühle nicht mehr zu überhören. Besonders bei schönem Wetter schmettern viele Vögel schon lautstark ihr Lied, um so das Revier gegenüber Artgenossen abzugrenzen. Keine Frage, die Brutzeit hat bei vielen Arten bereits begonnen. Auch bei uns laufen die Vorbereitungen auf die Brutzeit 2018 auf Hochtouren, denn am 10. März beginnt die Kartiersaison des Monitorings häufiger Brutvögel.
Seit 1989 werden die Bestandsentwicklungen aller häufigen Brutvogelarten mithilfe standardisierter Methoden überwacht, um u.a. die Frage „Wie entwickeln sich die Brutbestände weit verbreiteter, häufiger Vogelarten?“ beantworten zu können. Seit 2004 finden die Erfassungen auf bundesweit repräsentativen, 1x1 km-großen Probeflächen statt, auf denen zwischen März und Juni vier Begehungen entlang einer ca. drei km langen Route durchgeführt werden.
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Vielfältiger Einsatz der Ergebnisse für den Naturschutz
Die Ergebnisse des Programms werden jährlich im Bericht „Vögel in Deutschland“ fortgeschrieben und fließen in den Indikator „Artenvielfalt und Landschaftsqualität“ der Bundesregierung (BfN) sowie Indikatoren auf europäischer Ebene ein, u.a. den „European Farmland Bird“-Indikator (EBCC), der von der EU-Kommission als Referenz für eine nachhaltige Nutzung der Agrarlandschaft herangezogen wird.
Machen Sie mit!
Der zeitliche Aufwand je Probefläche beträgt für die vier Gebietsbegehungen inkl. Auswertung der Daten 30–40 Stunden. Bundesweit stehen 2.637 Probeflächen zur Verfügung, von denen bereits rund 1.500 vergeben werden konnten. Es gibt somit noch reichlich Beteiligungsmöglichkeiten zwischen Rügen und Bodensee! Wo es freie Probeflächen in Ihrer Nähe gibt und wie diese beschaffen sind, erfahren Sie über das Informationssystem „Mitmachen beim Monitoring häufiger Brutvögel!“ auf der DDA-Website. Am besten Sie sehen direkt einmal nach, denn bis spätestens zum 10. März sollten Sie sich entschieden haben, wenn Sie dieses Jahr noch mitmachen möchten:
Wir freuen uns auf Ihre Unterstützung!
Johanna Karthäuser und Sven Trautmann
im Namen der landesweiten Koordinatorinnen und Koordinatoren
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08.01.2018
QR-Codes von ornitho.de jetzt auch in Süddeutschland
Neues Schild mit QR-Code von ornitho.de im Grießenbacher Moos
Quelle: Alexander Scholz
Aktuelle Vogelbeobachtungen können nun auch in Niederbayern mithilfe von QR-Codes aus dem Internetportal www.ornitho.de abgefragt werden. Über die Kamera im Smartphone lassen sich die Codes scannen und zeigen Naturinteressierten anschließend die zuletzt aus dem Gebiet gemeldeten Vogelbeobachtungen an. Nach dem Pilotprojekt im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer und der Anbringung von QR-Code-Schildern in weiteren Gebieten in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen können sich nun auch in Süddeutschland Interessierte auf diese Weise über aktuelle Vogelbeobachtungen informieren.
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Der erste ornitho-QR-Code Süddeutschlands wurde an einer für Brut- und Gastvögel hochattraktiven Vernässungsfläche im Unteren Isartal, einem der bedeutendsten Wiesenbrütergebiete Bayerns, installiert. Weitere QR-Codes, die ebenfalls mit Förderung der höheren Naturschutzbehörde an der Regierung von Niederbayern erstellt worden sind, sollen bald am Vilstalstausee, an der Isarmündung und am Unteren Inn folgen. So können neue Medien wie Smartphones einfach genutzt werden, um auch naturkundliche Laien auf aktuelle Vogelbestände hinzuweisen und den hohen Wert der jeweiligen Gebiete für den Naturschutz zu vermitteln.
In verschiedenen Gebieten in Sachsen-Anhalt und Hessen werden die QR-Codes von ornitho.de bald ebenfalls an vogelkundlich interessanten Stellen über aktuelle Beobachtungen informieren. Weitere Informationen zu den QR-Codes von ornitho.de unter http://www.ornitho.de/index.php?m_id=20092
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18.12.2017
Erster ornitho-QR-Code in Nordrhein-Westfalen liefert ab sofort die aktuellsten Informationen zur lokalen Vogelwelt
Der ornitho-QR-Code im NSG „Enger Bruch“ im Kreis Herford ist der erste seiner Art in Nordrhein-Westfalen. Auch in anderen Gebieten sollen die Codes künftig über aktuelle Vogelbeobachtungen informieren
Quelle: Biologische Station Ravensberg
Was gibt es aktuell für Vögel zu beobachten? Im Naturschutzgebiet „Enger Bruch“ im Kreis Herford können sich Besucher diese Frage nun mithilfe eines QR-Codes beantworten, der die Beobachtungen ganz aktuell aus dem Internetportal
www.ornitho.de abfragt. Über die Kamera im Smartphone lässt sich der Code scannen und zeigt Naturinteressierten anschließend die zuletzt aus dem Gebiet gemeldeten Vogelbeobachtungen an.
Am Mittwoch (13.12.) präsentierten die Biologische Station Ravensberg und der BUND Herford das neue QR-Code-Schild am Beobachtungsturm im Enger Bruch der Öffentlichkeit. Bürgermeister Thomas Meyer zeigte sich erfreut, dass die Bedeutung des Naturschutzgebietes als Rückzugsraum für zahlreiche Vogelarten künftig auf diesem Wege vermittelt wird und sich Besucher stets aktuell über die Geschehnisse in der Vogelwelt informieren können. Der
ornitho-QR-Code im Enger Bruch ist der erste seiner Art in Nordrhein-Westfalen.
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Das Naturschutzgebiet „Enger Bruch“ hat für die Vogelwelt des Ravensberger Hügellandes eine herausragende Bedeutung. Aber welche Arten sich vom Aussichtsturm beim Blick über die feuchte Niederung entdecken lassen, ist für viele Besucher nicht leicht zu erschließen. Mit dem neuen ornitho-QR-Code hat nun jede(r) Zugang zu den aktuellsten Sichtungen. Und das sind eine ganze Menge: Mehr als 15.000 Beobachtungen haben die Vogelkundler in den letzten sechs Jahren aus dem Gebiet über ornitho.de gemeldet.
Die Weißstörche, die 2017 erstmals seit 100 Jahren wieder im Bruch gebrütet haben, werden die Meisten kennen. Auf Teichhühner, Krickenten und Rohrammern werden aber wohl die Wenigsten aufmerksam. Immer wieder werden im Enger Bruch seltene Arten entdeckt. So machten in den letzten Jahren Teichwasserläufer, Weißflügel-Seeschwalbe und ein Wachtelkönig Station.
Die QR-Codes von ornitho.de finden sich auch bereits in einigen Gebieten in Schleswig-Holstein und Niedersachsen. In Sachsen-Anhalt, Hessen und Bayern werden sie bald ebenfalls in verschiedenen Gebieten über aktuelle Vogelbeobachtungen informieren.
Weitere Informationen
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20.11.2017
Atlas über „Seltene Vögel in Nordrhein-Westfalen“ erschienen
Quelle: LWL
Am vergangenen Wochenende wurde im LWL-Museum für Naturkunde in Münster der erste Atlas über "Seltene Vögel in Nordrhein-Westfalen" der Öffentlichkeit vorgestellt. Hunderte ehrenamtliche Vogelkundler kamen zum naturkundlichen Ehrenamtsforum, zu dem der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) ins Museum eingeladen hatte, um das Buch direkt in Empfang zu nehmen.
Die Dokumentation seltener Vogelarten in Nordrhein-Westfalen stützt sich auf die lange ehrenamtliche Arbeit in den Avifaunistischen Kommissionen in der Nordrhein-Westfälischen Ornithologengesellschaft (NWO). Das Buch hat das LWL-Museum für Naturkunde produziert. Das Kooperationsprojekt mit der NWO wurde durch den Förderverein des Museums und die NRW-Stiftung finanziell unterstützt.
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Das 420 Seiten starke Werk im DIN-A4-Format stellt in Form von 179 Artsteckbriefen, reich bebildert und mit Karten illustriert, die einzelnen seltenen Vogelarten vor und erläutert die Geschichte ihres Auftretens während der vergangenen 200 Jahre. Hunderte Melder haben seit den 1970er Jahren ihre Vogelbeobachtungen beschrieben und Belege in Form von Fotos, Filmen oder Tonaufnahmen eingereicht. Zudem wurde die Literatur ausgewertet, die die Naturforscher des 19. Jahrhunderts hinterlassen haben. Jetzt haben die ehrenamtlichen Vogelkundler der Avifaunistischen Kommission die Ergebnisse ausgewertet und übersichtlich zusammengestellt.
Das Buch soll die Leser für die heimische Vogelwelt begeistern und das Augenmerk auf die Gruppe seltener Arten lenken. Es soll auch als Arbeitsgrundlage für die vielen ehrenamtlich und beruflich arbeitenden Ornithologinnen und Ornithologen bei der Erforschung von Phänomenen wie Vogelzug oder Klimawandel dienen.
"Seltene Vögel in Nordrhein-Westfalen", ISBN 978-3-940726-55-1, 420 Seiten, Preis 24,90 Euro, Bezugsadresse: LWL-Museum für Naturkunde, Sentruper Str. 285, 48161 Münster. Telefon 0251.591-05, naturkundemuseum@lwl.org
Weitere Informationen
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13.11.2017
Schelladler Tõnn spät dran
Quelle: http://birdmap.5dvision.ee/
Der 2008 in Estland als Nestling besenderte Schelladler „Tõnn“ ist unter Vogelbeobachtern weit bekannt. Fast jedes Jahr schafft es der Vogel, unbemerkt sowohl auf dem Heim- als auch Wegzug quer über Deutschland zu ziehen, ohne dass er dabei beobachtet wird. Erst wenige Male ließ er sich bei seinem Überflug auch optisch bestätigen, ansonsten liefern nur die Daten des Senders seine Positionen.
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Im Frühjahr 2017 zog Tõnn innerhalb von nur einem Tag einmal quer durch den Süden Deutschlands. Nachdem er die Brutzeit in Estland verbracht und dort hoffentlich erfolgreich gebrütet hat, ist der Schelladler seit Anfang Oktober auf dem Weg in sein traditionelles Winterquartier an der spanischen Mittelmeerküste. Mittlerweile hält sich Tõnn kurz vor der deutschen Grenze auf. Über Lettland, Litauen, Weißrussland, Polen und Tschechien ging es bis nach Oberösterreich. Dort hält er sich nun schon seit vier Tagen im unmittelbaren Grenzbereich zu Deutschland auf. Die letzten Ortungen vom 12.11.2017 liegen südlich von Passau nur rund fünf Kilometer von der Grenze entfernt.
Wie geht es weiter? Im letzten Jahr führte seine Route südlich an München vorbei. Sein Besuch dauerte lediglich zwei Tage. Doch in diesem Jahr ist sein Timing generell anders: Tõnn erreicht Deutschland diesmal rund einen Monat später als 2016. Gönnt er sich vielleicht generell mehr Zeit zur Rast und bieten sich somit vielleicht noch Gelegenheiten auf eine Beobachtung?
Weitere Informationen
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03.04.2017
Erster Nachweis der Höckersamtente für Deutschland
Beobachtungsort und Foto von Deutschlands erster Höckersamtente
Quelle: Margus Ellermaa
Bis vor wenigen Jahren waren Höckersamtenten nicht auf dem „Radar“ europäischer Vogelbeobachter. Die nah mit der in größerer Zahl auf Nord- und Ostsee überwinternden Samtente verwandte Art brütet in Nordostasien sowie in Alaska und Kanada. Neuerdings werden die asiatische Form „Kamtschatkasamtente“ (
stejnegeri) und die amerikanische „Höckersamtente“ (
deglandi) sogar von einigen Autoren als eigene Arten angesehen. Im Winter ziehen die Vögel entlang der ostasiatischen Küste nach Süden bis ins Japanische und Gelbe Meer bzw. überwintern entlang der Westküste der USA. Ein kleiner Teil der amerikanischen Population verbringt den Winter auch an der Ostküste südlich bis nach Florida.
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Während einer Seevogelerfassung machte der Finne Margus Ellermaa am 16. Januar 2017 von einem Forschungsschiff mitten auf der Ostsee hunderte Fotos von Seevögeln. Erst bei der Sichtung seiner Aufnahmen am Abend entdeckte er neben acht Samtenten eine weitere, ungewöhnlich gefärbte Ente. Es kam der Verdacht auf eine Höckersamtente auf, doch erst im März fand eine weitere Beschäftigung mit diesem außergewöhnlichen Fund statt und weitere erfahrene Beobachter wurden zur Bestimmung herangezogen. Es bestätigte sich eindeutig, dass es sich um eine Höckersamtente handelte.
Der genaue Aufnahmeort befand sich zwischen der dänischen Insel Bornholm und Rügen. Aufgrund der Nähe zu Bornholm war der Entdecker anfangs davon ausgegangen, dass sich der Vogel in dänischen Gewässern befunden hatte und veröffentlichte seine Beobachtung in einem dänischen Internetforum. Dort wurde zwar die Bestimmung des Vogels bestätigt, der Beobachtungsort musste aber korrigiert werden: Rund 400 Meter jenseits der Grenze entstanden die Fotos eindeutig in der Ausschließlichen Wirtschaftszone der deutschen Ostsee im Bereich Adlergrund. Erstnachweis für Deutschland!
In der gesamten Westpaläarktis sind Höckersamtenten eine große Ausnahmeerscheinung. Zwar gelang der erste Nachweis bereits 1886 in Frankreich, doch folgten weitere erst ab den 1990er Jahren. Bis heute existieren rund 35 Nachweise. Die genaue Zahl lässt sich schwer ermitteln, da einzelne Vögel nachweislich selbst nach jahrelanger Abwesenheit an bekannte Orte zurückkehrten. Rund ein Drittel aller Nachweise in der Westpaläarktis entfällt auf Island. Dort wird erwartungsgemäß die amerikanische Form beobachtet. Viele weitere Nachweise, insbesondere in Skandinavien, betreffen aber die asiatische Kamtschatkasamtente. Mit der Anerkennung des Erstnachweises und der Zuordnung zu einer Form wird sich die Deutsche Avifaunistische Kommission intensiv beschäftigen. Der sehr auffällige Höcker auf dem Schnabel und der große weiße Augenfleck deuten stark auf die östliche Kamtschatkasamtente hin.
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31.03.2017
Vögel in Deutschland aktuell: Rückblick auf den Winter 2016/17
Wir blicken zurück auf einen der sonnenscheinreichsten Winter seit dem Beginn flächendeckender Messungen. Die Monate November bis Februar verliefen außergewöhnlich trocken und mit teils klaren, sehr kalten Nächten. Schnee fiel vor allem Anfang Januar. Wir haben aus den mehr als 1,6 Millionen innerhalb dieser vier Monate bei ornitho.de eingegebenen Vogelbeobachtungen einige Aspekte und Entwicklungen aufgegriffen und näher analysiert.
Bereits seit 2007 wird in Frankreich mithilfe einer Schlafplatzzählung der landesweite Rotmilan-Winterbestand ermittelt. Inzwischen werden am ersten Januar-Wochenende auch in anderen Ländern Rotmilane erfasst, so seit dem Winter 2015/16 auch in Deutschland. Im zurückliegenden Winter kam es kurz vor dem Zählwochenende zu einem schneereichen Kälteeinbruch. Wie sich dies auf die Zahl der bei uns überwinternden Rotmilane auswirkte, haben wir in unserem Beitrag genauer unter die Lupe genommen.
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Viele Beobachterinnen und Beobachter konnten sich in den vergangenen Monaten über die eher seltene Beobachtung von Meeresenten tief im Binnenland freuen. Insbesondere Bergenten wurden in großer Zahl aus vielen Gebieten gemeldet. Wir vergleichen die aktuellen Zahlen mit denen der letzten fünf Winter und schauen uns auch das jahreszeitliche Auftreten an. Gab es tatsächlich einen auffälligen Einflug und wurden auch Unterschiede im saisonalen Auftreten festgestellt?
Nicht weniger spektakulär war auch das Auftreten der in Deutschland zwar alljährlich aber nur in sehr geringer Zahl zu beobachtenden Eismöwe. Bei einem Strandspaziergang um die Jahreswende war die Chance auf die Sichtung eines solchen arktischen Gastes erstaunlich hoch. Wir betrachten den Verlauf des stärksten Auftretens der Eismöwe seit mehr als zwanzig Jahren genauer.
Doch Eismöwen waren nicht die einzigen Raritäten, die in der zurückliegenden Jahreszeit in Deutschland entdeckt wurden. Wir berichten von verschiedenen amerikanischen Enten, dem Ausflug eines Bartgeiers, einem Winternachweis des Steppenpiepers und zahlreichen weiteren Seltenheiten.
Den Beitrag „Vögel in Deutschland aktuell: Winter 2016/17: Rotmilane, Bergenten und ein Einflug von Eismöwen“ in der Zeitschrift "Der Falke" können Sie hier als PDF herunterladen. Alle weiteren Beiträge mit direktem Bezug zu ornitho.de finden Sie unter Publikationen und Auswertungen.
Das komplette Falke-Heft 4/2017 mit vielen weiteren Beiträgen, u.a. zum polnischen Bia?owie?a-Urwald, dem zweiten Band der „Illustrated Checklist of the Birds of the World“, Flussseeschwalben sowie Europas arktischen Meeresenten können Sie über die Internetseite von „Der Falke“ beziehen.
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27.03.2017
Deutsche Ornithologen halfen bei der Küstenvogelzählung in Westafrika
Deutsche Ornithologen unterstützten zehn Tage lang die afrikanischen Biologen bei ihrer Arbeit.
Quelle: Klaus Günther
Im Januar im T-Shirt den ganzen Tag an der Küste stehen und Zugvögel zählen? Was in unseren Breiten wohl zu einem kräftigen Schnupfen führen dürfte, birgt am südlichen Ende des Wattenmeers eher Sonnenbrandgefahr: Wolkenlose 30 Grad hat es zu Jahresbeginn an der westafrikanischen Küste – das wissen viele Wasservogelarten zu schätzen, die dort überwintern. Drei Vogelforscher aus Schleswig-Holstein sind ihnen nach Guinea gefolgt – zur weltweiten Synchronzählung der Wat- und Wasservögel. Die findet im Januar statt, wenn sich die Zugvögel noch in ihren Überwinterungsgebieten aufhalten. In einigen Ländern Westafrikas gibt es nur wenige Institutionen, die diese Zählungen organisieren können. Daher werden alle fünf Jahre mit internationaler Hilfe auch dort Zählungen organisiert, um verlässliche Populationsgrößen zu ermitteln. "Die Gesamtzählung im Januar 2014 hatte an den wichtigsten Überwinterungsplätzen in Westafrika erschreckend niedrige Zahlen erbracht", sagt Jutta Leyrer vom Naturschutzbund Deutschland (NABU), "deshalb wurde bereits in diesem Jahr wieder gezählt." Die promovierte Biologin, die als stellvertretende Leiterin des Michael-Otto-Instituts in Bergenhusen arbeitet, ist eine von drei versierten Ornithologen aus Schleswig-Holstein, die dafür im Januar nach Guinea geflogen sind. Gemeinsam mit dem DDA-Vorsitzenden Bernd Hälterlein aus der Verwaltung des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer und dem Diplom-Biologen Klaus Günther von der Schutzstation Wattenmeer unterstützte sie zehn Tage lang die afrikanischen Biologen bei ihrer Arbeit.
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"In Deutschland ist die Bedeutung des Wattenmeers für die Zugvögel seit den 1970er-Jahren gut erforscht", sagt Bernd Hälterlein, "dann erfolgte langsam die Vernetzung über Länder und Kontinente." Denn so wichtig die Erkenntnis, dass das Wattenmeer von den Niederlanden bis Dänemark die "zentrale Tankstelle" für durchziehende Vögel ist, so klar ist auch: "Es nützt nichts, den Knutt nur hier im Wattenmeer zu schützen. Man muss es auch an beiden Enden der Zugroute, im arktischen Norden und tropischen Süden, tun." Dazu verpflichtet nicht zuletzt die Anerkennung als Weltnaturerbe durch die Unesco. Das Verständnis für die globale Bedeutung des hiesigen Wattenmeeres für die Zugvögel bringt auch die Verantwortung mit sich, zu ihrem Schutz mit anderen Ländern entlang der Ostatlantik-Zugroute zusammenzuarbeiten.
Das eine Ende der Zugroute ist Sibirien, wo viele Arten den kurzen arktischen Sommer zum Brüten nutzen. Verbindungen zur sibirischen Taimyr-Halbinsel, dem Brutgebiet von Ringelgans und Knutt, wurden bereits 1992 geknüpft, fast 20 Jahre lang gab es eine gute Zusammenarbeit. Heute ruht diese weitgehend. Bernd Hälterlein: "Internationale Kooperation erfordert von allen Seiten dauerhaft große Anstrengungen – es ist schwer, das über Jahrzehnte lebendig zu halten."
Das andere Ende sind die Küsten Westafrikas, wo die Vögel den Winter verbringen. Um die Forschung in diesem Gebiet zu stärken, wurde die Wadden Sea Flyway Initiative ins Leben gerufen. Finanziert durch das Land Schleswig-Holstein reisten die Experten aus Schleswig-Holstein für dieses Vorhaben jetzt erstmals nach Guinea.
Vom Nordseerand zum Tropenstrand
"Die Zusammenarbeit mit den afrikanischen Kollegen und Kolleginnen ist trotz mancher kultureller Unterschiede sehr gut", sagt Jutta Leyrer über ihre Arbeit in afrikanischen Wattgebieten. Sie kennt die Alltagsschwierigkeiten, denen europäische Ornithologen sich dort gegenüber sehen von vielen Forschungsreisen nach Mauretanien: "Absprachen sind nicht immer so verbindlich – und wenn man mit einem engen Zeitfenster hinfliegt, steht man oft unter enormem Druck, auch Ergebnisse mitzubringen."
Das spürten die Schleswig-Holsteiner gleich am Tag nach ihrer Ankunft in der Hauptstadt Conakry, einem einstigen Fischerdorf, in dem heute fast zwei Millionen Menschen leben. Jutta Leyrer: "Die Expedition war immer wieder schwierig. Die Gelder, die zur Finanzierung der Zählung vor Ort gedacht waren, waren angeblich nicht angekommen, es gab zwar einen Plan, aber kein Auto, kein Benzin, kein Boot." Doch aus Erfahrung wusste sie: "Da muss man stur bleiben, dann geht es irgendwann." Sie erklärte den Vertretern des Ministeriums für Umwelt, Wasser und Wälder Guineas, dass sie zum Vogelzählen gekommen seien und nun auch zählen wollten. Dann konnte es tatsächlich losgehen mit dem Organisieren eines Transports an die Küste im Norden, wo viele Vögel vermutet wurden, mit der Suche nach einem Boot und Treibstoff.
Die ehemalige französische Kolonie Guinea ist etwa so groß wie Großbritannien, riesige Teile sind mit Bergurwäldern bedeckt. Bis vor zwei Jahren wütete die Ebola-Epidemie in dem Land. Die größten Herausforderungen sind Armut und Hunger. Das Land hat sich vorgenommen, sich bis 2030 von einem Entwicklungsland zu einem Schwellenland emporzuarbeiten. Die Menschen hier kämpfen ums Überleben, das Zählen von Wasservögeln hat da keine Priorität. "Die meisten Leute sind sich der Umweltprobleme sehr bewusst, es stehen aber einfach andere Dinge im Vordergrund", sagt Leyrer.
Die Zusammenarbeit mit den Rangern des Meeresschutzgebietes klappte dann sehr gut. Die deutschen Experten fühlten sich sehr willkommen. "Die Leute sind engagiert", sagt Jutta Leyrer, "sie machen sehr viel in dem Rahmen, in dem sie sich bewegen können. Aber es ist eine ganz andere Welt."
Während die deutschen Vollblut-Ornithologen selbst in ihrer Freizeit regelmäßig und auch privat perfekt zur Vogelbeobachtung ausgerüstet auf dem Deich stehen, ist dies bei den Rangern an der Küste Guineas völlig anders. Sie kennen schlicht einige Gebiete nicht so gut, weil sie dort aufgrund fehlender finanzieller Mittel und Logistik nicht hinkommen. Es fehlt an Booten, die für die Erkundung der tidenbeeinflussten Wattgebiete geeignet sind, und auch an der Ausrüstung: die Ferngläser sind alt und schlecht, es gibt kein funktionierendes Spektiv. Dadurch haben die Mitarbeiter der Schutzgebiete auch wenig Übung bei Vogelzählungen in Wattgebieten. Klaus Günter: "Bei uns ist es schon nicht leicht, Vögel im Wattenmeer zu zählen – in Afrika ist das noch viel schwieriger." Ob Knutts, Pfuhlschnepfen, Sandregenpfeifer oder Seeschwalben – die Vögel tragen ihr winterliches Schlichtkleid, mit dem sie im Flirren der heißen Luft und im Gegenlicht in großer Distanz nur schwer zu bestimmen sind. Und Jutta Leyrer ergänzt: "Es hilft den hauptamtlichen Naturschützern in Guinea sehr, wenn internationale Experten kommen um sie zu unterstützen". Sie hofft auf eine langfristige Partnerschaft zwischen dem Wattenmeer und Schutzgebieten in Guinea.
Und zu welchem Ergebnisse sind die Experten gekommen – war das beunruhigende Ergebnis von 2014 nur ein Ausreißer? "Die Zahlen sind noch nicht ausgewertet und müssen zusammen mit den Zählergebnissen aus den anderen westafrikanischen Ländern, wie Mauretanien, Senegal und Guinea-Bissau betrachtet werden", sagt Jutta Leyrer, "doch je mehr Daten vorliegen, desto verlässlicher lässt sich sagen, ob es tatsächlich weniger Vögel gibt oder aber die Zahlen nicht ausreichend genau und vollständig sind." Dass die Zugvögel an der westafrikanischen Küste bedroht sind, liegt für sie aber auf der Hand: "Die Küste ist zugemüllt, alles ist bunt von Plastik, Abwässer werden ungefiltert eingeleitet, Mangroven werden abgeholzt, um Bau- oder Feuerholz zu gewinnen – der Lebensraum der Wat- und Wasservögel wird stark gefährdet und wird vielerorts zerstört."
Eindrucksvoll war es für die drei Vogelkundler aus Deutschland, die ihnen bekannten Knutts und Pfuhlschnepfen neben afrikanischen Flamingos, Pelikanen und vielen kleinen Winkerkrabben auf von Mangroven gesäumten Wattflächen unter tropischer Sonne wiederzusehen. Und am Ende der Reise gab es dann noch den ganz persönlichen Höhepunkt: Gesichtet wurde eine Lachseeschwalbe, die die drei Biologen selbst im vorigen Sommer als Küken im Dithmarscher Wattenmeer mit Farbringen versehen hatten. "Das ist der erste sichere Nachweis einer unserer Wattenmeer-Lachseeschwalben im fast 5.500 Kilometer entfernten in Westafrika", sagt Klaus Günther. "Dieser Fund zeigt auch, wie wichtig der Schutz der Wattenmeervögel auf ihrem gesamten Zugweg ist. Die Wattgebiete an Afrikas Küste, wahre Naturschätze, müssen unbedingt großflächig und möglichst vollständig unter Schutz gestellt werden."
Quelle: Gemeinsame Medieninformation der Michael-Otto-Institut im NABU, der Schutzstation Wattenmeer und der Nationalparkverwaltung Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer vom 21. März 2017
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28.02.2017
Das Monitoring häufiger Brutvögel startet in die neue Saison – machen Sie mit!
Auf den Probeflächen des Monitoringprogramms stehen häufige Arten wie die Goldammer im Mittelpunkt.
Quelle: DDA
Mit den längeren Tagen sind bei Amseln, Kleibern, Heckenbraunellen oder Meisen die Frühlingsgefühle nicht mehr zu überhören. Keine Frage, die Vorbereitungen für die Brutzeit haben bei vielen Arten bereits begonnen. Aber auch bei uns laufen die Vorbereitungen auf die Brutzeit 2017 auf Hochtouren, denn am 10. März beginnt die Kartiersaison des Monitorings häufiger Brutvögel.
Seit 1989 werden die Bestandsentwicklungen aller häufigen Brutvogelarten mithilfe standardisierter Methoden überwacht, um u.a. die Frage „Wie entwickeln sich die Brutbestände weit verbreiteter, häufiger Vogelarten?“ beantworten zu können. Seit 2004 finden die Erfassungen auf bundesweit repräsentativen, 1x1 km-großen Probeflächen statt, auf denen zwischen März und Juni 4 Begehungen entlang einer ca. 3 km langen Route durchgeführt werden.
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Vielfältiger Einsatz der Ergebnisse für den Naturschutz
Die Ergebnisse des Programms werden jährlich im Bericht „Vögel in Deutschland“ fortgeschrieben und sie fließen u.a. in den Indikator „Artenvielfalt und Landschaftsqualität“ der Bundesregierung (BfN) sowie Indikatoren auf europäischer Ebene ein, u.a. den „European Farmland Bird“-Indikator (EBCC), der von der EU-Kommission als Referenz für eine nachhaltige Nutzung der Agrarlandschaft herangezogen wird.
Machen Sie mit!
Der zeitliche Aufwand je Probefläche beträgt für die vier Begehungen zwischen März und Juni inkl. der Auswertung der Daten 30–40 Stunden. Bundesweit stehen 2.637 Probeflächen zur Verfügung, von denen bereits rund 1.500 vergeben werden konnten. Es gibt somit noch reichlich Beteiligungsmöglichkeiten zwischen Rügen und Bodensee! Wo es noch freie Probeflächen in Ihrer Nähe gibt und wie diese beschaffen sind, können Sie über das Informationssystem „Mitmachen beim Monitoring häufiger Brutvögel!“ ganz einfach erkunden. Am besten Sie sehen direkt einmal nach, denn bis spätestens zum 10. März sollten Sie sich entschieden haben, wenn Sie dieses Jahr noch mitmachen möchten:
Wir freuen uns auf Ihre Unterstützung!
Johanna Karthäuser und Sven Trautmann
im Namen aller landesweiten Koordinatoren
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22.02.2017
Hoffnungsschimmer: Neue Kolonien des vom Aussterben bedrohten Balearensturmtauchers entdeckt
Seit der Jahrtausendwende scheinen sich die Übersommerungsgebiete der Balearensturmtaucher weiter nach Norden zu verschieben. In der Nordsee ist die Art jedoch weiterhin eine Ausnahmeerscheinung.
Quelle: Ole Krome
Die weltweit einzigen Brutplätze des Balearensturmtauchers sind die Steilküsten der Balearen-Inseln. Noch 2005 wurde die Weltpopulation auf gerade einmal 2000-2400 Paare und 8000-10000 Vögel geschätzt, die sich auf Kolonien auf Mallorca, Cabrera, Menorca, Ibiza und Formentera verteilen. Eine genauere Erfassung ergab 2010 für diese Kolonien einen geschätzten Gesamtbestand von knapp 4000 Paaren und intensive Seevogelerfassungen von der Isla de Las Palomas, einer kleinen Felsinsel vor der Südspitze des spanischen Festlandes bei Tarifa, führten schließlich zu einer noch deutlich höheren Populationsschätzung von etwa 9000-13000 Altvögeln. Nach einer 2016 veröffentlichten Studie passieren von Mai bis Juli alljährlich sogar 23000-26000 Balearensturmtaucher die Straße von Gibraltar.
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Dennoch ist der Balearensturmtaucher eine global vom Aussterben gefährdete Art mit stark rückläufigen Beständen – nach Angaben der Weltnaturschutzunion IUCN um etwa 7% pro Jahr. Als Gefährdungsfaktoren werden vor allem eingeschleppte Katzen und Ratten sowie Langleinen-Fischerei, Überfischung und Meeresverschmutzung gesehen.
Während einige Experten sogar schon das Aussterben der Art innerhalb der nächsten 50 Jahre prognostizierten, machen aktuelle Meldungen des spanischen BirdLife-Partners SEO Hoffnung: insgesamt vier neue Kolonien wurden auf der unbewohnten Felsinsel Sa Dragonera (deutsch: „Die Dracheninsel“) vor der Westküste Mallorcas entdeckt. Erst 2011 konnte die eingeschleppte Hausratte hier ausgerottet werden.
Balearensturmtaucher überwintern vor allem im westlichen Mittelmeer, doch im Spätsommer und Herbst mausert ein Großteil der Vögel vor der portugiesischen Küste und im Golf von Biskaya. Mehrere tausend Vögel halten sich zwischen Juli und Oktober vor der Küste der Bretagne auf. In geringer Zahl werden auch nördlichere Gewässer erreicht – so in Ausnahmefällen auch die deutsche Bucht. Alle Beobachtungen von Balearensturmtauchern in Deutschland sind bei der Deutschen Avifaunistischen Kommission zu dokumentieren. Zuletzt gelang 2012 ein Nachweis aus deutschen Gewässern (siehe „Seltene Vögel in Deutschland“).
Weitere Informationen
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01.09.2016
Die Wasservogelzählung geht online!
Christian Tausch (LfU), Stefan Kluth (LfU / VSW Bayern), Rainer Dröschmeister (BfN), Johannes Wahl (DDA), Manfred Siering (OG Bayern), Norbert Schäffer (LBV) und Sönke Tautz (Otus) starteten gemeinsam die Online-Dateneingabe der WVZ beim Festakt in München.
Quelle: Armin Görgen
Im Rahmen eines Festaktes „50 Jahre Wasservogelzählung in Bayern“ wurde heute in München die Online-Eingabe für die Wasservogelzählung (WVZ) offiziell freigeschaltet. Die WVZ ist damit das erste Programm des bundesweiten Vogelmonitorings, dessen Dateneingabe in
ornitho.de integriert wurde.
Systematische Erfassungen von rastenden Wasservögeln haben nicht nur in Deutschland eine lange Tradition. Ähnliche Initiativen in weiteren Ländern Westeuropas wurden in den 1960er-Jahren zum
International Waterbird Census (IWC) zusammengeführt, der seitdem – inzwischen weltweit – alljährlich Mitte Januar stattfindet. Die Zählung ist damit vermutlich die umfangreichste einer Artengruppe überhaupt. Als Startjahr des International Waterbird Census gilt der Winter 1966/67. Im Januar 2016 wurde die Internationale Mittwinterzählung somit bereits zum 50. Mal durchgeführt.
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Online-Eingabe schafft Entlastung und bietet neue Möglichkeiten
Mit der Online-Dateneingabe hoffen wir auf eine deutliche Entlastung insbesondere bei den über 2.000 ehrenamtlichen Zählerinnen und Zählern, die – wenn sie die neuen Möglichkeiten nutzen möchten – fortan keine Zählbögen mehr händisch ausfüllen und an die Koordinationsstelle einsenden müssen. Die WVZ-Daten sind dann mit den anderen Beobachtungsdaten aus ornitho.de in einem einheitlichen Format archiviert.
Die Online-Dateneingabe wird auch dazu führen, dass die Daten sehr viel schneller für Auswertungen zur Verfügung stehen, da sie nicht von den Koordinatorinnen und Koordinatoren Bogen für Bogen von Hand eingegeben oder eingelesen werden müssen. Auch die KoordinatorInnen, von denen viele ebenfalls ehrenamtlich tätig sind, werden dadurch in erheblichem Maße entlastet und in ihrer Arbeit unterstützt.
Mit einer hoffentlich zügig steigenden Teilnahme an der Online-Dateneingabe wird es künftig möglich sein, zeitnah nach einer Zählung einen landes- oder bundesweiten Überblick zu geben, und die eigenen Zählungen können in das Gesamtbild eingeordnet werden. Durch die attraktiven Möglichkeiten hoffen wir auch, „Nachwuchs“ für die Mitarbeit zu finden. Diese Hoffnung ist nicht unbegründet: Über die Hälfte der bei ornitho.de Angemeldeten beteiligen sich bislang nicht am bundesweiten Vogelmonitoring.
Sie wollen mitmachen?
Falls Sie bereits Wasservogelzählerin oder -zähler sind und die neue Möglichkeit nutzen möchten: Bitte melden Sie sich bei Ihrer Koordinatorin bzw. ihrem Koordinator (zu finden auf www.dda-web.de/wvz). Mehrere Hundert Zählgebiete sind bereits im System hinterlegt, nach und nach werden die weiteren folgen, vorrangig natürlich diejenigen, deren ZählerInnen die Daten fortan online melden möchten.
Danke!
Die Integration der Dateneingabe der WVZ in ornitho.de wurde als „Pilotprojekt“ durch den DDA mit finanzieller Unterstützung zahlreicher Partner realisiert:
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Ernst-Commentz-Stiftung
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Deutsche Ornithologen-Gesellschaft
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Stiftung des Vereins Thüringer Ornithologen
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Deutscher Rat für Vogelschutz
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Stiftung Feuchtgebiete
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Ornithologische Arbeitsgemeinschaft für Schleswig-Holstein und Hamburg
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Arbeitskreis an der Staatlichen Vogelschutzwarte Hamburg/ Förderverein Tierartenschutz in Norddeutschland
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Berliner Ornithologische Arbeitsgemeinschaft
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Ornithologischer Beobachterring Saar
Bei der Umsetzung konnten wir auf technischen Weiterentwicklungen anderer Mitglieder der ornitho-Familie aufbauen, insbesondere verschiedener Partner in Frankreich sowie der Schweizerischen Vogelwarte Sempach.
Ihnen allen gilt unser herzlicher Dank!
Dem Team von Biolovision um Gaëtan Delaloye gilt unser ganz besonderer Dank für die exzellente Arbeit bei der Umsetzung und die Geduld, den Zählerinnen und Zählern ebenso wie den Koordinatorinnen und Koordinatoren im Hintergrund ein möglichst intuitives und einfach nutzbares Werkzeug an die Hand zu geben. Merci beaucoup!
Einen guten Start in die nächsten 50 Jahre Wasservogelzählung wünschen
die Koordinatorinnen und Koordinatoren der WVZ sowie das Team von ornitho.de
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31.03.2016
Vögel in Deutschland aktuell: Rückblick auf den Winter 2015/16
Quelle: Falke - Journal für Vogelbeobachter
Wir blicken mit unserem Artikel in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift „Der Falke“ auf einen der vier wärmsten Winter seit Beginn der systematischen Aufzeichnungen 1881 zurück. Ungewöhnlich milde und oft sonnenscheinreiche Bedingungen führten zu zahlreichen bemerkenswerten Winterbeobachtungen. Einige Beispiele greifen wir auf und befassen uns darüber hinaus intensiver mit winterlichen Tafelenten und Rotmilanen sowie ungewöhnlich rufenden Gimpeln vermutlich östlicher Herkunft.
Bei der Tafelente zeigten sich zuletzt kontinuierliche Bestandsrückgänge, deren Ursachen bislang unklar sind. Seit 2015 steht die Tafelente deshalb als „gefährdet“ auf der weltweiten Roten Liste der IUCN. Um die Kenntnisse über die Populationsstruktur der Tafelente in Europa zu verbessern, wurde im Januar 2016 eine europaweite Erfassung des Geschlechterverhältnisses durchgeführt. Dabei ergaben sich deutliche Unterschiede zwischen einzelnen Überwinterungsräumen, auf die wir genauer eingehen.
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Weit weniger häufig als zur Brutzeit und in stark schwankender Zahl sind Rotmilane im Winter hierzulande zu beobachten. Neben den Witterungsbedingungen scheint vor allem die Mäusedichte eine entscheidende Rolle zu spielen. Wir beleuchten die wechselhafte Geschichte der in Deutschland überwinternden Rotmilane und zeigen erste Ergebnisse des ornitho-Aufrufs zur Meldung von Rotmilan-Schlafplätzen Anfang Januar.
Ausschließlich im Winter werden — ebenfalls von Jahr zu Jahr in stark unterschiedlicher Zahl — Gimpel mit ungewöhnlichen, an eine Kindertrompete erinnernden Rufen registriert. Diese sogenannten „Trompetergimpel“, deren Herkunft man im europäischen Russland vermutet, traten im vergangenen Winter in relativ großer Zahl bei uns auf. Wir vergleichen das jahreszeitliche und räumliche Auftreten mit dem in den letzten Jahren.
Unter den Seltenheiten kehrten einige Vögel wie Spatelente, Schelladler und Ringschnabelmöwe in ihre traditionellen Winterquartiere zurück. Darüber hinaus waren vor allem ungewöhnlich späte Beobachtungen von Arten, die zu der Zeit eigentlich nur noch in weit südlicheren Gefilden zu beobachten sind, bemerkenswert. Nicht gänzlich unerwartet, aber letztlich doch überraschend, gelang außerdem die Beobachtung des bei Anerkennung durch die Deutsche Avifaunistische Kommission ersten artreinen Blutspechts für Deutschland im Nordosten Bayerns. Diese und zahlreiche weitere bemerkenswerte Raritäten stellen wir wie gewohnt in unserem Rückblick vor.
Den Beitrag „Vögel in Deutschland aktuell: Winter 2015/16: Tafelente nach Geschlechtern, Rotmilane an Schlafplätzen und viele „Trompetergimpel“ in der Zeitschrift „Der Falke“ können Sie hier als PDF herunterladen. Alle weiteren Beiträge mit direktem Bezug zu ornitho.de finden Sie unter Publikationen und Auswertungen.
Das komplette Falke-Heft 4/2016 mit vielen weiteren Beiträgen, u.a. zum Statusbericht „Vögel in Deutschland 2014“, dem Neusiedler See, überwinternden Sumpfohreulen, verschiedenen Kleidern unserer Gartenvögel und der Waldschnepfe können Sie über die Internetseite von „Der Falke“ beziehen.
Viel Spaß beim Lesen wünscht
das Team von ornitho.de und ornitho.lu
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25.02.2016
Das Monitoring häufiger Brutvögel startet in die neue Saison — machen Sie mit!
Auf den Probeflächen des Monitoringprogramms stehen häufige Arten wie die Goldammer im Mittelpunkt.
Quelle: DDA
Mit den längeren Tagen sind bei Amseln, Kleibern, Heckenbraunellen oder Meisen die Frühlingsgefühle nicht mehr zu überhören. Keine Frage, die Vorbereitungen für die Brutzeit haben bei vielen Arten bereits begonnen. Aber auch bei uns laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren, denn am 10. März beginnt die Kartiersaison des Monitorings häufiger Brutvögel.
Seit 1989 werden die Bestandsentwicklungen aller häufigen Brutvogelarten mithilfe standardisierter Methoden überwacht, um u.a. die Frage „Wie entwickeln sich die Brutbestände weit verbreiteter, häufiger Vogelarten?“ beantworten zu können. Seit 2004 finden die Erfassungen auf bundesweit repräsentativen, 1x1 km-großen Probeflächen statt, auf denen zwischen März und Juni 4 Begehungen entlang einer ca. 3 km langen Route durchgeführt werden.
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Vielfältiger Einsatz der Ergebnisse für den Naturschutz
Die Ergebnisse des Programms werden jährlich im Bericht „Vögel in Deutschland“ fortgeschrieben und sie fließen u.a. in den Indikator „Artenvielfalt und Landschaftsqualität“ der Bundesregierung (BfN) sowie Indikatoren auf europäischer Ebene ein, u.a. den „European Farmland Bird“-Indikator (EBCC), der von der EU-Kommission als Referenz für eine nachhaltige Nutzung der Agrarlandschaft herangezogen wird.
Machen Sie mit!
Der zeitliche Aufwand je Probefläche beträgt für die vier Begehungen zwischen März und Juni inkl. der Auswertung der Daten 30—40 Stunden. Bundesweit stehen 2.637 Probeflächen zur Verfügung, von denen bereits rund 1.500 vergeben werden konnten. Es gibt somit noch reichlich Beteiligungsmöglichkeiten zwischen Rügen und Bodensee! Wo es noch freie Probeflächen in Ihrer Nähe gibt und wie diese beschaffen sind, können Sie über das Informationssystem „Mitmachen beim Monitoring häufiger Brutvögel!“ ganz einfach erkunden. Am besten Sie sehen direkt einmal nach, denn bis spätestens zum 10. März sollten Sie sich entschieden haben, wenn Sie dieses Jahr noch mitmachen möchten:
Wir freuen uns auf Ihre Unterstützung!
Johanna Karthäuser und Sven Trautmann
im Namen aller landesweiten Koordinatoren
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17.02.2016
„Vögel in Deutschland 2014“ erschienen
Quelle: DDA
Bonn, Münster, Recklinghausen, 17. Februar 2016: Die Vielfalt in der Vogelwelt schwindet. Insbesondere bislang häufige und weit verbreitete Singvogelarten wie Baumpieper und Stieglitz weisen negative Trends auf. Die jetzt veröffentlichte Studie „
Vögel in Deutschland“ beleuchtet die Hintergründe dieser Bestandsrückgänge.
„
Die Arten der Agrarlandschaft bleiben weiterhin unsere Sorgenkinder“, erläutert Prof. Beate Jessel, Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz. „
Rund die Hälfte der Vogelarten unserer Felder und Wiesen nehmen im Bestand ab. Besonders betroffen sind die am Boden brütenden Arten und solche, die sich von Kleininsekten ernähren.“ Dafür werden unter anderem die häufige und intensive Bodenbearbeitung sowie der starke Rückgang von Insekten verantwortlich gemacht.
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Trotz einzelner Erfolge bei Großvogelarten wie Schwarzstorch und Fischadler reichen die Schutzbemühungen in Deutschland für einen Großteil der Arten, auf deren Erhaltung die Europäische Vogelschutzrichtlinie abzielt, noch nicht aus. „Die Intensivierung der Landnutzung, die Entwässerung von Lebensräumen sowie Sport- und Freizeitaktivitäten sind die wichtigsten Beeinträchtigungen und Gefährdungen“, konstatiert Bernd Hälterlein, Vorsitzender des Dachver-bandes Deutscher Avifaunisten.
„Zugvögel weisen einen höheren Anteil im Brutbestand abnehmender Arten auf als diejenigen Arten, die auch im Winter bei uns bleiben“, ergänzt Peter Herkenrath, der als Geschäftsführer der Länderarbeitsgemeinschaft der Vogelschutzwarten an der Publikation mitgewirkt hat. „Neben den Schutzanstrengungen in Deutschland ist deshalb eine Intensivierung der Bemühungen zum Schutz von Zugvögeln auf ihren Zugwegen und im Überwinterungsgebiet erforderlich“, so Herkenrath.
Eine bedeutende Aufgabe in den kommenden Jahren ist die Verbesserung des Managements in den EU-Vogelschutzgebieten. Für die Mehrzahl der Gebiete liegen noch keine Pflege- und Entwicklungspläne vor. Und dort, wo sie vorliegen, sind diese oftmals nicht vollständig umgesetzt. „Soll die Erhaltung der Zielarten des europäischen Vogelschutzes Erfolg haben, müssen wir hier umgehend einen großen Schritt nach vorn machen“, betont Bernd Hälterlein und fordert Politik und Verwaltung auf, die dafür benötigten Finanzmittel bereitzustellen.
Hintergrund
„Vögel in Deutschland 2014“ basiert auf Datenerhebungen, die zum größten Teil von Ehrenamtlichen im Rahmen des bundesweiten Vogelmonitorings durchgeführt werden. Für die Studie wurde umfassendes Datenmaterial aus dem nationalen Bericht nach der europäischen Vogelschutzrichtlinie anhand der ökologischen Eigenschaften der Vögel neu analysiert und bewertet.
Die Publikation Vögel in Deutschland wird jährlich gemeinsam durch den Dachverband Deutscher Avifaunisten, die Länderarbeitsgemeinschaft der Vogelschutzwarten und das Bundesamt für Naturschutz herausgegeben. Die neue Ausgabe „Vögel in Deutschland 2014“ ist im Februar 2016 erschienen.
Der Bericht „Vögel in Deutschland 2014“ steht als Download bereit unter
Auch eine online lesbare Version des Berichtes „Vögel in Deutschland 2014“ steht bereit.
Bezug der gedruckten Ausgabe über
DDA-Schriftenversand, z. H. Thomas Thissen
An den Speichern 6, 48157 Münster, Tel: 0251 / 2101400
E-Mail: schriftenversand dda-web.de
Internet: Bestellung
Schutzgebühr: 9,80 EUR zzgl. Versandkosten
Bitte beachten Sie, dass der Versand der Berichte voraussichtlich in der ersten Märzwoche erfolgen wird.
Weitere Informationen
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30.10.2015
Geolokatoren liefern Informationen zu Überwinterungsgebieten und Zugwegen schwedischer Ortolane
Als Gefährdungsursachen für den Ortolan werden vor allem Nutzungsänderungen in der Landwirtschaft, die Eutrophierung der Landschaft sowie hoher Biozideinsatz angesehen.
Quelle: Ingo Waschkies
In den vergangenen 50 Jahren sind die Bestände des Ortolans im westlichen Europa stark eingebrochen und in einigen Ländern steht die Art sogar vor dem vollständigen Verschwinden. Um Ortolane auf ihrem Zug in die Winterquartiere verfolgen zu können, statteten schwedische Wieenschaftler mehrere Männchen mit Geolokatoren aus. Für insgesamt sieben im Folgejahr wieder gefangene Männchen konnten Informationen zu Zugwegen und Überwinterungsgebieten gesammelt werden. Auch der zeitliche Ablauf des Zuges ließ sich für diese Art erstmals genauer verfolgen.
Die Ergebnisse der Studie wurden nun im Magazin der Schwedischen Ornithologischen Gesellschaft (SOF)
Ornis Svecica veröffentlicht.
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Zur Überwinterung suchten die Vögel Baumsavannen in höher gelegenen Regionen Malis und Guineas auf. Der Zugweg entsprach weitgehend der Route typischer Südwestzieher. Die meisten der beloggerten Ortolane passierten dabei im Herbst auch das für den Ortolan-Fang berüchtigte französische Departement Landes südlich von Bordeaux. Während des Herbstzuges rasteten alle untersuchten Vögel für 6 bis 32 Tage auf der Iberischen Halbinsel oder in Marokko. Auf den Heimzug in Richtung der Brutgebiete starteten die Ortolane Ende März oder in der ersten Aprilhälfte. Alle Vögel erreichten wenige Tage später marokkanische oder spanische Rastplätze, die für 5 bis 18 Tage genutzt wurden.
Bislang lagen keinerlei Ringfunde von Ortolanen aus den afrikanischen Überwinterungsgebieten vor. Die im Winter aufgesuchten Regionen konnten anhand der aktuellen Studie somit erstmals genauer dokumentiert werden. Nur mit Hilfe eines besseren Verständnisses zu den Aufenthaltsorten der Ortolane im Jahresverlauf und möglichen Gefährdungsursachen lassen sich die Rückgänge der europäischen Population ergründen und gezielte Schutzmaßnahmen ergreifen.
Originalpublikation:
Selstam, G., J. Sondell & P. Olsson 2015: Wintering area and migration routes for Ortolan Buntings Emberiza hortulana from Sweden determined with light-geologgers. Ornis Svecica 25: 3—14.
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30.10.2015
Zahl der deutschen Vogelarten auf der globalen Roten Liste verdoppelt sich
40 Arten mussten neu aufgenommen oder in eine höhere Gefährdungskategorie eingeteilt werden — so auch Turteltaube und Tafelente.
Quelle: Christine Jensen
Die am 29. Oktober vorgestellte Aktualisierung der globalen Roten Liste gefährdeter Vogelarten, die gemeinsam von der Weltnaturschutzunion IUCN und
BirdLife International veröffentlicht wurde, führt 22 regelmäßig in Deutschland vorkommende Vogelarten auf – doppelt so viele wie bisher.
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Etwa ein Achtel der gut 10.000 weltweit vorkommenden Vogelarten ist in der Liste enthalten und gilt damit als vom Aussterben bedroht. Neu auf der Liste ist die in Deutschland weit verbreitete und ehemals häufige Turteltaube. Ihr Bestand ist hierzulande in den letzten zwölf Jahren um über 40 Prozent zurückgegangen. Ähnlich erging es ihr in vielen anderen Ländern Europas und Westasien. Obwohl bisher weltweit nicht als gefährdet betrachtet, überspringt sie daher die Vorwarnstufe und landet direkt in der Kategorie „gefährdet“. Hauptgründe sind die Intensivierung der Landwirtschaft mit dem Verlust von wildkrautreichen Brachflächen, aber auch der legale und illegale Abschuss während ihres Zuges.
Auch die Tafelente, die in Deutschland mit knapp 5.000 Paaren brütet, aber in wesentlich größeren Zahlen überwintert, hat international so stark abgenommen, dass sie nun weltweit als „gefährdet“ gilt. Über zehn Prozent des europäischen Bestandes dieser Art verbringt den Winter in Deutschland.
Weitere neun deutsche Vogelarten wurden neu in die sogenannte Vorwarnliste aufgenommen. Sie nehmen stark ab, erfüllen aber bisher noch nicht die strengen Kriterien der höheren Kategorien. Dazu gehören die Feuchtwiesenarten Kiebitz und Wiesenpieper, der auf Helgoland brütende Hochseevogel Tordalk und die bekannten Küstenvögel Eiderente, Austernfischer, Knutt, Pfuhlschnepfe und Sichelstrandläufer. Die drei letztgenannten sind Charakterarten unter den im deutschen Wattenmeer rastenden Zugvögeln. Ihre Bestände sind vor allem durch die Vernichtung von Wattflächen in Ostasien bedroht, aber auch die deutschen Rastbestände gehen zurück.
Nur für eine deutsche Vogelart gibt es gute Nachrichten: Die Samtente, eine Art von der etwa ein Viertel der Weltpopulation in der deutschen Ostsee überwintert, nahm zuletzt weniger stark ab, so dass sie von „stark gefährdet“ auf „gefährdet“ zurückgestuft werden konnte. Sie ist jedoch weiterhin bedroht, genauso wie Großtrappe, Seggenrohrsänger, Zwerggans und Eisente, die in den höchsten Gefährdungskategorien verbleiben.
Insgesamt mussten in diesem Jahr weltweit 40 Vogelarten in eine höhere Gefährdungsstufe eingeordnet werden, während nur 23 Arten herabgestuft werden konnten. Bei letzteren war meistens die bessere Kenntnis über ihre Restbestände ausschlaggebend, aber es gab dank intensiver Schutzbemühungen auch einige echte Erfolgsgeschichten, wie zum Beispiel die Rettung des Seychellen-Rohrsängers.
Besonders alarmierend ist, dass sechs der elf in Afrika vorkommenden Geierarten nun stärker gefährdet sind als zuvor, nur zwei Arten gelten noch als ungefährdet, während vier bereits als „kritisch gefährdet“ gelten, so dass ihr Aussterben ohne besondere Schutzmaßnahmen unmittelbar bevorsteht. Kürzlich publizierte Studien hatten die dramatische Abnahme dieser Arten dokumentiert (siehe u.a. Nachricht vom 18.6.2015).
Während früher vor allem Vogelarten kleiner Inseln mit sehr kleinen Verbreitungsgebieten in der weltweiten Roten Liste geführt wurden, kommen nun aufgrund starker Bestandseinbrüche viele weit verbreitete und vergleichsweise häufige Arten hinzu. Die Entwicklung effektiver Schutzmaßnahmen ist damit eine viel größere Herausforderung und bedarf neben der Arbeit von Naturschützern auch grundsätzlicher Entscheidungen der Politik, zum Beispiel für eine echte ökologische Wende in der Agrarpolitik.
Quelle: NABU-Pressemitteilung 29.10.2015
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29.10.2015
Neue Studie von Auswirkungen des Klimawandels auf die europäische Vogelwelt
Der Birkenzeisig gehört zu den Arten, die es nach den Ergebnissen der Studie bedingt durch den Klimawandel zukünftig schwerer haben werden.
Quelle: Hans Glader
Zwar gibt es auch Gewinner, doch in der Summe wird sich der Klimawandel negativ auf die Vogelwelt in Europa auswirken. Dies zeigt eine internationale Studie zu Veränderungen der europäischen Vogelwelt im Zuge des Klimawandels, bei der Daten von rund 50.000 ehrenamtlichen Beobachtern ausgewertet wurden.
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In dieser konnte das internationale Team Gewinner und Verlierer des Klimawandels definieren. Wärmere Winter wirken sich beispielsweise positiv auf Standvögel wie Gartenbaumläufer oder Türkentauben aus; von längeren Frühjahren und damit auch Brutzeiten profitieren Kurzstreckenzieher wie Stieglitz oder Heidelerche. Überwiegend wird sich der Klimawandel aber wohl negativ auf die europäische Vogelwelt auswirken. Vor allem Vögel mit Verbreitungen in kälteren Regionen wie Haussperling, Raben- und Nebelkrähe, Wiesenpieper und verschiedene Zeisigarten sind bedroht. Erschwerend kommt die Intensivierung der Landwirtschaft in vielen europäischen Ländern hinzu – besonders für Zugvögel, die zum Teil zwei Kontinente durchqueren, fehlen zunehmend geeignete Rastgebiete.
Spät heimkehrende Langstreckenzieher wie Steinschmätzer oder Gartenrotschwanz profitieren von den wärmeren Jahreszeiten. Sie sind aber gleichzeitig auch vom Klimawandel in Afrika betroffen und damit die am wenigsten vorhersehbare Gruppe. Bereits jetzt lässt sich aber anhand der Daten ein Rückgang der Artenzahl innerhalb der Langstreckenzieher dokumentieren.
Die Wissenschaftler konnten über BirdLife International und den European Bird Census Council auf Datensätze von 50.000 freiwilligen Vogelbeobachtern zurückgreifen und so die Veränderung von 51 Vogelarten aus 18 europäischen Ländern zwischen den Jahren 1990 und 2008 untersuchen. Die Datengrundlage für Deutschland entstammt dem Monitoring häufiger Brutvögel des DDA.
Quelle: nabu.de, 23.10.2015
Originalpublikation:
Jørgensen, P. S., K. Böhning-Gaese, K. Thorup, A. P. Tøttrup, P. Chylarecki, F. Jiguet, A. Lehikoinen, D. G. Noble, J. Reif, H. Schmid, C. van Turnhout, I. J. Burfield, R. Foppen, P. Vosíšek, A. van Strien, R. D. Gregory & C. Rahbek 2015: Continent-scale global change attribution in European birds - combining annual and decadal time scales. Global Change Biology. DOI: 10.1111/gcb.13097
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29.10.2015
Bestandsschätzungen der Brutvögel Polens 2008 bis 2012
Mehr als 22% des europäischen Weißstorch-Bestandes brütet in Polen
Quelle: Andreas Heiland
Im polnischen Fachmagazin
Ornis Polonica wurden nun neue Bestandsschätzungen für die Brutvögel Polens im Zeitraum 2008 bis 2012 veröffentlicht. Diese wurden anhand bereits publizierter sowie bislang unveröffentlichter Daten berechnet. Zusätzlich wurden verschiedene Experten zu Rate gezogen. Als Datengrundlage dienten vor allem die Ergebnisse des polnischen Brutvogelmonitorings, Daten der Polnischen Avifaunistischen Kommission, artspezifische Erhebungen sowie regionale Untersuchungen.
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Im Zeitraum 2008 bis 2012 konnten insgesamt 230 Brutvogelarten in Polen festgestellt werden. Ihre Bestände reichen von einem Brutpaar bis hin zu mehreren Millionen Paaren pro Art. Unter den insgesamt 46 seltenen Arten mit einem Bestand von weniger als 300 Paaren fanden sich 24 Vogelarten, deren Bestände bei unter 20 Brutpaaren lagen. Unter zahlreichen mittelhäufigen und häufigen Arten sind besonders die sieben häufigsten zu erwähnen, die Bestände von mehr als drei Millionen Brutpaare aufweisen und die somit fast die Hälfte aller Brutvögel Polens ausmachen. Die häufigsten Arten unterscheiden sich dabei jedoch deutlich von denen in Deutschland. Mit 11,1-13,6 Millionen Brutpaaren ist die Feldlerche die mit großem Abstand häufigste Vogelart Polens. Zum Vergleich: Hierzulande betrug der Bestand im ADEBAR-Zeitraum 1,3 bis 2 Mio. Reviere. Mit einem ähnlichen Bestand wie in Deutschland ist der Buchfink zweithäufigster Brutvogel Polens (7,6-8,5 Mio.), gefolgt von Haussperling (5,7-6,9 Mio.), Mönchsgrasmücke (4,3-4,9 Mio.), Goldammer (3,9-4,4 Mio.), Kohlmeise (3,7-4,5 Mio.) und Fitis (3,0-3,5 Mio.). Wesentlich seltener als in Deutschland sind beispielsweise Amsel (2,4-2,7 Mio.) und Rotkehlchen (2,2-2,7 Mio.).
Bei 45 in Europa brütenden Arten entfällt ein Anteil von mehr als 5 % des Gesamtbestandes auf Polen. Allein auf die EU beschränkt, sind es sogar 106 Vogelarten mit einem entsprechenden Anteil. Die aktuellen Bestandsschätzungen verdeutlichen die große Bedeutung Polens für zahlreiche seltene und gefährdete Vogelarten Europas. Das Land hat somit eine hohe Verantwortung zum Schutz dieser Arten.
Originalpublikation:
Chodkiewicz, T., L. Kuczynski, A. Sikora, P. Chylarecki, G. Neubauer, L. Lawicki & T. Stawarczyk 2015: Ocena liczebnosci populacji ptaków legowych w Polsce w latach 2008–2012. Ornis Polonica 56: 149–189.
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26.10.2015
Neues Positionspapier zur Ausgestaltung der Ökologischen Vorrangflächen in der Agrarlandschaft aus Sicht des Vogelschutzes
Die Bestandssituation vieler Vogelarten des Agrarlandes ist kritisch. Nicht nur die Bestände des Kiebitzes weisen einen stark negativen Trend auf.
Quelle: Hans Glader
Die Vögel der Agrarlandschaft gehören deutschland- und europaweit zu den am stärksten im Bestand zurückgehenden Arten. Ursache hierfür ist die zunehmende Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung in der Agrarlandschaft. Nach dem Indikatorenbericht „Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt“ (BMUB 2014) liegt der auf der Bestandsentwicklung typischer Agrarvögel beruhende Teilindikator Agrarland nur noch bei 56 % des Zielwertes und weist damit seinen bislang niedrigsten Wert auf.
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Hohe Erwartungen wurden im Jahr 2014 in das „Greening“ der Gemeinsamen Agrarpolitik der Europäischen Union gesetzt, insbesondere in den Beschluss zur Schaffung Ökologischer Vorrangflächen (ÖVF). Nun erweisen sich die Maßnahmen jedoch als wenig zielführend. Bewirtschafter von Ackerflächen müssen zwar den Nachweis über 5 % ÖVF erbringen, um die volle Höhe der Direktzahlungen der Agrarförderung in Anspruch zu nehmen, allerdings verhindern zahlreiche Ausnahmen, die Anrechenbarkeit von ÖVF-Typen ohne nennenswerte positive Wirkungen sowie überhöhte Gewichtungsfaktoren eine Trendwende zur Förderung der Biodiversität in der Agrarlandschaft.
In einer Stellungnahme kritisiert die Fachgruppe Agrarvögel der Deutschen Ornithologen-Gesellschaft (DO-G) den zu geringen Flächenanteil von 5 % ökologischer Vorrangflächen. Dieser liegt deutlich unter dem fachlich begründeten und geforderten Anteil von mindestens 10 % Flächenanteil pro Betrieb. Hauptkritikpunkt ist jedoch die Anrechenbarkeit wenig wirksamer ÖVF. So werden beispielsweise Zwischenfrüchte, die vielerorts seit Jahren gute fachliche Praxis sind, mit dem Faktor 0,3 als ÖVF angerechnet. Durch ihren großflächigen Anbau, z.B. vor Mais, sind damit die ÖVF-Anforderungen problemlos zu erfüllen, ohne dass sich an der Landnutzung etwas ändert und biodiversitätswirksame Flächen geschaffen werden. Ein weiteres Problem stellt der Gewichtungsfaktor dar. Durch Gewichtungsfaktoren über eins, beispielsweise für Saumstreifen ab einem Meter Breite, wird der ohnehin zu geringe Anteil von 5 % ÖVF im realen Flächenumfang nochmals reduziert.
Während sich die Stellungnahme auf die „Nachjustierung“ der bestehenden Regelungen bezieht, weist die Fachgruppe nachdrücklich darauf hin, dass es eines Netzes von mindestens 10 % ökologisch hochwirksamer, die Biodiversität fördernder Maßnahmen in der Ackerflur bedarf, um nachhaltig die Populationen der Ackerarten (Feldvögel, Feldhasen, andere Tiere, Ackerwildkräuter) zu schützen und zu fördern. Ein solches Netz ökologisch wirksamer Flächen kann nur in Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft und einer fachkundigen Beratung geschaffen werden kann.
Das Positionspapier der Fachgruppe Agrarvögel der DO-G ist in Heft 3/2015 der Zeitschrift „Vogelwarte“ veröffentlicht worden und kann zudem auf der Internetseite der Fachgruppe Agrarvögel der DO-G heruntergeladen werden.
Quelle: Pressemitteilung der DO-G vom 14.09.2015
Weitere Informationen
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26.10.2015
Schleswig-Holstein: Durchwachsene Brutsaison 2015 im Wattenmeer
Bei einigen Seeschwalbenarten führten Hochwasser und Prädation 2015 zu einem geringen Bruterfolg.
Quelle: Jan Goedelt
Die Brutvögel im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer haben schon bessere Jahre gesehen – doch die Saison 2015 war auch nicht gänzlich schlecht. Das ist die vorläufige Bilanz nach Rücksprache mit den betreuenden Nationalpark-Rangern und Naturschutzverbänden, die die Vogelwelt im Gebiet das ganze Jahr über im Blick haben.
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Zunächst gibt es gute Nachrichten zu vermelden: Obwohl es durch die kalte Witterung im Juni und eine Sturmflut Anfang Juli zu einigen Verlusten kam, weist die Brandseeschwalbe mit drei Teilkolonien und insgesamt über 2.800 Brutpaaren auf der Hallig Norderoog den Informationen zufolge einen positiven Trend auf. Diese Entwicklung ist besonders erfreulich, da der Seevogel des Jahres 2015 (gekürt vom Verein Jordsand zum Schutze der Seevögel und der Natur) in Schleswig-Holstein vom Aussterben bedroht ist.
Für die Lachseeschwalben hingegen war es, trotz eines vielversprechenden Saisonbeginns im Neufelderkoog, kein gutes Jahr. Ebenso wie bei den Fluss- und Küstenseeschwalben auf Trischen, Hooge und im Neufelderkoogvorland wurden weniger Jungtiere flügge als erwartet. Als Gründe nennen die Vogelbeobachter vor Ort vor allem Hochwasser und Prädation.
Letztere machte dieses Jahr auch anderen Arten zu schaffen: Die Bruterfolge der Herings- und Silbermöwen auf den Halligen Nordstrandischmoor und Oland litten ebenfalls unter hungrigen Füchsen. Auch die Kolonie der Löffler auf Hallig Oland (eine von vier Kolonien dieses Jahr) wurde durch Prädation dezimiert. Die Austernfischer hatten auf den Inseln und Halligen wieder ein besseres Jahr, am Festland sind die Bruterfolge nach wie vor sehr gering.
Die Brutbestände im Nationalpark Schleswig Holsteinisches Wattenmeer werden fast flächendeckend erfasst; ein Bruterfolgs-Monitoring findet dabei nur für ausgewählte Arten und in einzelnen Gebieten statt. Die endgültigen Ergebnisse der Brutsaison 2015 werden demnächst vorliegen.
Quelle: Kathrin Deichmann, SH Nationalpark Nachrichten, Oktober 2015
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28.09.2015
Neuer Statusbericht: Ist das Wattenmeer das schwächste Glied des Ostatlantischen Zugwegs?
In den letzten 15 Jahren gingen die Brutbestände der Wattenmeer-Population der Eiderente jährlich um 7% zurück.
Quelle: Ralf Kistowski
Auf dem Ostatlantischen Zugweg, einer Vogelzuglinie von der Arktis über Europa bis an die Küsten Südafrikas, hat sich das Wattenmeer als eines der schwächsten Glieder herausgestellt. Erfassungen haben ergeben, dass die besonders auf das Wattenmeer angewiesenen Arten zu den Vogelarten zählen, für die Schutzmaßnahmen bislang die geringste Wirkung zeigen. Gerade die im Wattenmeer brütenden Arten sind besonders gefährdet, auch wenn die Bestände einiger Fischfresser in den letzten Jahren wieder positive Trends zeigen.
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Die neuen Erkenntnisse sind Ergebnis einer internationalen Zählung entlang des Ostatlantischen Zugwegs im Jahr 2014. Koordiniert wurde die Erfassung von der Wadden Sea Flyway Initiative (WSFI), einem Zusammenschluss zahlreicher Projektpartner aus den drei Wattenmeer-Anrainern sowie weiterer Regionen entlang des Zugwegs. Zum ersten Mal wurden dabei im Rahmen einer einzigen Studie die Vögel entlang der kompletten Zugstrecke erfasst. Rund 1500 Vogelkundler zählten in 30 Ländern fast 15 Millionen Vögel — eine für Synchronzählungen bislang einmalige Größenordnung. Verglichen wurden die Daten mit Ergebnissen verschiedener Zugvogelerfassungen seit 1980.
Dass die Bestände einiger das Wattenmeer nutzender Vogelarten zurückgehen ist bereits länger bekannt. Die jüngsten Ergebnisse zeigen jedoch, dass auch im internationalen Vergleich das Wattenmeer außergewöhnlich schlecht abschneidet. Je stärker eine Art vom Wattenmeer als Nahrungs-, Rast- oder Bruthabitat abhängig ist, desto negativer verläuft ihr Bestandstrend. Die Winterbestände des Austernfischers sind beispielsweise seit 1988 jährlich um 2% zurückgegangen und auch der Brutbestand der Art zeigt in den letzten zehn Jahren europaweit einen negativen Trend.
Die Gründe, warum es gerade den Vögeln des Wattenmeeres so schlecht geht, sind noch nicht vollständig bekannt. Ergebnisse früherer Studien lassen aber darauf schließen, dass lokale Faktoren wie zunehmende Prädation, Überflutungen der Brutplätze sowie ein Rückgang der Nahrungsverfügbarkeit eine große Rolle spielen.
Die detaillierten Ergebnisse und Auswertungen wurden im Bericht „Status of coastal waterbird populations in the East Atlantic Flyway 2014“ auf der Internetseite des trilateralen Wattenmeersekretariats CWSS veröffentlicht. Dort sind darüber hinaus aktuelle Berichte zum Wasservogel- und Gebietsmonitoring an der afrikanischen Atlantikküste sowie zum Integrierten Monitoring von Wasser- und Watvogelpopulationen im Wattenmeer und entlang des Ostatlantischen Zugwegs verfügbar.
Weitere Informationen
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12.09.2015
Auftakt zur 50. Zählsaison bei der Wasservogelzählung
Vom Bodensee bis Rügen finden an diesem Wochenende wieder Erfassungen der Wasservögel statt
Quelle: Uwe Speck
An diesem Wochenende startet die Wasservogelzählung (WVZ) in eine neue Zählsaison, die in vielen Feuchtgebieten von September bis April durchgeführt wird. Doch es ist kein Auftakt wie jeder andere: Zum Winterhalbjahr 1966/67 wurden die Zählungen international harmonisiert und synchrone Zähltermine eingeführt. 1966/67 gilt deshalb als offizielles Startjahr der WVZ in Deutschland und vielen anderen europäischen Ländern. Am Ende dieser Zählperiode werden wir somit auf die Bestandsveränderungen von Wasservogelarten über ein halbes Jahrhundert zurückblicken können. Für keine andere Artengruppe gibt es hierzulande eine längere und umfassendere Datenreihe als für Wasservogelarten.
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Heute beteiligen sich über 2.000 Zählerinnen und Zähler an den Erfassungen, die meisten von ihnen ehrenamtlich. Und viele von ihnen seit vielen Jahrzehnten: Eine Umfrage 2004 ergab, dass die Zählerinnen und Zähler seit durchschnittlich 18 Jahren an der WVZ beteiligt waren, acht Prozent sogar seit Beginn der Zählungen 1966/67. Der überwiegende Teil blieb dabei vermutlich seinem Zählgewässer treu oder wechselte dieses nur bedingt durch die Änderung des Wohnorts. Dieses hohe Maß an Kontinuität sichert nicht nur die Aufrechterhaltung des Programms, sondern erhöht gleichzeitig die Vergleichbarkeit der Zählergebnisse - eine essenzielle Voraussetzung bei Erfassungsprogrammen, deren Ziel die langfristige Beschreibung von Bestandsveränderungen ist.
Einschließlich aller zeitlichen Aufwendungen rund um die Zählungen selbst, d.h. An- und Abfahrt, Ausfüllen der Zählbögen oder Teilnahme an Tagungen und Treffen beträgt der Aufwand durchschnittlich 50 Stunden – je Winterhalbjahr und nur für die WVZ (viele bei der WVZ Aktive beteiligen auch an anderen Erfassungsprogrammen). Bei den Koordinatorinnen und Koordinatorinnen, von denen viele diese Funktion ebenfalls ehrenamtlich durchführen, liegt der zeitliche Einsatz deutlich darüber. Dieses Engagement summiert sich je Winterhalbjahr zu mehr als 100.000 ehrenamtliche Stunden. Das entspricht einer Wertschöpfung von 1 Mio. Euro, legt man den etwa bei der Deutschen Bundesstiftung Umwelt anzusetzenden ehrenamtlichen Stundensatz von 10 Euro zugrunde.
Dank Ihres Einsatzes bei Wind und Wetter wissen wir über Wasservogelarten besser Bescheid als über jede andere Artengruppe. "DANKE!" für diesen langen Atem und das großartige Engagement auf allen Ebenen!
Die Daten der WVZ flossen in eine Vielzahl von Auswertungen auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene ein - teilweise bis hin zu Publikationen in hochrangigen internationalen Fachzeitschriften. Sie lieferten mit den anderen Programmen des Monitorings rastender Wasservögel die Datenbasis für die Ausweisung vieler Europäischer Vogelschutzgebiete, die Ergebnisse fließen in Berichte der Bundesregierung zur EU-Vogelschutzrichtlinie und anderer internationale Übereinkommen ein, sie ermöglichen die Analyse zum Einfluss klimatischer Veränderungen auf die großräumige Verbreitung von Vogelarten sowie ökologischer Veränderungen ihrer Lebensräume und sie sind eine wichtige Grundlage in der Naturschutzplanung.
Umfangreiche Ergebnisse der WVZ finden Sie in der Broschüre "Vögel in Deutschland 2011", die kostenfrei als PDF verfügbar ist. Zahlreiche weitere Publikationen, auch die oben zitierte Auswertung zum ehrenamtlichen Engagement zum Vogelmonitoring in Deutschland, finden unter www.dda-web.de/publikationen unter "Artikel, Bücher & Broschüren". Informationen zur Bestandsentwicklung und zur Verbreitung von Wasservogelarten in Deutschland finden Sie auch im Informationssystem "Vögel in Deutschland online".
Blick in die Zukunft: Die WVZ geht online
Auf der Jahrestagung der Koordinatorinnen und Koordinatoren Ende August in Münster wurde der Startschuss zur Online-Dateneingabe über ornitho.de gegeben. Foto: unbekannt.
Die Datenübermittlung bei der WVZ erfolgt bislang nach wie vor auf Papier bzw. in den letzten Jahren in zunehmendem Maße auf digitalen Zählbögen. Letzteres war jedoch nur ein zeitweiliger Zwischenschritt, um die Koordinatorinnen und Koordinatoren bei der Dateneingabe zu entlasten bis eine Dateneingabe direkt über das Internet möglich ist. Nach der erfolgreichen Etablierung von ornitho.de und umfangreichen Vorarbeiten in den letzten Jahren gaben die Koordinatorinnen und Koordinatoren der WVZ Ende August auf ihrer Jahrestagung in Münster dazu den Startschuss: Im Laufe dieses Winters wird die WVZ nun Schritt für Schritt online gehen. Derzeit befindet sich die Dateneingabe in der Testphase. Im Laufe des Winters wird die Dateneingabe dann allmählich für immer mehr Gebiete möglich sein. Bis die Daten für alle Zählgebiete via ornitho.de übermittelt werden können, wird aber noch etwas Zeit vergehen. Doch der erste große Schritt auf dem Weg in die Zukunft ist gemacht, der hoffentlich dazu führen wird, dass wir noch mehr Menschen für die Erfassung der Wasservogelwelt begeistern und auch in Zukunft mit den Ergebnissen die Grundlage für den Schutz von Wasservögeln und ihrer Lebensräume legen können.
Allen Zählerinnen und Zählern wünschen wir einen guten Auftakt in die Jubiläumssaison und danken der Ernst-Commentz-Stiftung, die mit einer großzügigen Zuwendung die Umsetzung dieses Pilotprojekt im bundesweiten Vogelmonitoring ermöglichte.
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08.09.2015
Seevögel in der deutschen AWZ von Nord- und Ostsee — Monitoringbericht 2013/14 erschienen
127 Seiten umfasst der aktuelle Bericht zum Seevogelmonitoring des FTZ.
Quelle: FTZ Westküste
Der aktuelle Bericht zum „
Monitoring von Seevögeln in der deutschen Ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) von Nord- und Ostsee“ ist jetzt verfügbar:
Der vom Forschungs- und Technologiezentrum Westküste (FTZ) der Universität Kiel im Auftrag des Bundesamts für Naturschutz erstellte Bericht beschreibt die Ergebnisse der schiffs- und flugzeuggestützten Seevogelerfassungen aus der Berichtsperiode vom 01.11.2013 bis 31.10.2014.
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Schwerpunkte des Monitoring-Programms im Jahr 2014 waren:
- die Erfassung der Wintervorkommen von Seevögeln in der deutschen Ostsee westlich von Rügen,
- das Frühjahrsvorkommen von Seetauchern, Zwergmöwen, Sturmmöwen und anderen Seevogelarten in der inneren deutschen Nordsee,
- das Brutzeit-/Sommer-Vorkommen und das Nachbrutzeit- bzw. Herbst-Vorkommen von Seevögeln in der deutschen Nordsee sowie
- das Rastvorkommen von Zwergmöwen auf dem Herbstzug in der Pommerschen Bucht.
Neben Karten zum Vorkommen der einzelnen Seevogelarten enthält der Bericht auch Informationen zu anthropogenen Nutzungen, wie z.B. Schiffsverkehr und Fischerei.
Darüber hinaus werden die Bestandstrends von Seevögeln in den deutschen Seegebieten analysiert. Betrachtet werden sowohl Veränderungen in der Bestandsgröße als auch Veränderungen der räumlichen Verteilungsmuster. Für viele Vogelarten zeigen sich dabei eindeutige Veränderungen: Insgesamt gibt es viele Arten mit stark abnehmenden Vorkommen und nur wenige Arten mit Zunahmen.
Der Bericht ist auf den Webseiten des FTZ Westküste als Download verfügbar
Ältere Berichte sind ebenfalls zugänglich.
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07.09.2015
Eistaucher überwintern über Jahre in selben Gebieten
Eistaucher suchen sowohl zur Brutzeit als auch im Winter oftmals Jahr für Jahr dieselben Gebiete auf.
Quelle: Stefan Pfützke
Eistaucher zeigen eine hohe Brutplatztreue und suchen Jahr für Jahr im Frühjahr dieselben Seen in Kanada und den nördlichen USA auf. Im Winter verlassen die Vögel ihre Brutgebiete weiträumig und überwintern in größerer Zahl vor allem in küstennahen Meeresgebieten, wo die Bewegungen der Taucher schwer zu untersuchen sind. Eine neue Studie des amerikanischen Forschungsinstituts für Biodiversität (BRI) zeigt nun erstmals, dass bei Eistauchern auch für Überwinterungsplätze eine hohe Treue besteht. Eine Auswertung von sechs besenderten sowie Wiederfängen und Ablesungen von insgesamt mehr als 250 in den letzten 20 Jahren in vier weit voneinander entfernten Gebieten Nordamerikas farbberingten Eistauchern ergab, dass 85% der Vögel dieselben Überwinterungsgebiete mehrfach aufsuchten.
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Es wird angenommen, dass die Vögel durch ein erneutes Aufsuchen bereits bekannter Gewässer von einer Kenntnis der besten Nahrungsgründe sowie der von Prädatoren bevorzugt aufgesuchten Bereiche profitieren. Da adulte Eistaucher im Winter durch Mauser zeitweise flugunfähig sind, ist insbesondere die Wahl des Überwinterungsgebiets für das Überleben der Vögel entscheidend. An den traditionellen Plätzen lag die ermittelte Überlebenswahrscheinlichkeit der Altvögel bei 77%.
Die in der Online-Ausgabe des Magazins The Condor: Ornithological Applications veröffentlichten
Erkenntnisse zur Überwinterung von Eistauchern haben große Bedeutung für Artenschutzmaßnahmen. Die küstennahen Überwinterungsgebiete sind durch Ölverschmutzung und anthropogene Störungen bedroht. Ein alljährliches Aufsuchen stark verschmutzter oder intensiv gestörter Gewässer führt dauerhaft zu einer Reduktion der Fitness und Überlebenswahrscheinlichkeit und könnte sich damit unmittelbar auf die Population auswirken.
Eistaucher sind in Deutschland seltene aber alljährliche Gäste. Besonders seit 1998 steigt die Zahl der Nachweise an, sodass die Art zum 1.1.2011 nach mehr als 300 Nachweisen zwischen 1977 und 2010 von der nationalen Meldeliste gestrichen wurde (Seltene Vögel in Deutschland 2010). Beobachtungen sind heute bei den Avifaunistischen Landeskommissionen zu dokumentieren.
Weitere Informationen
- James D. Paruk, Michael D. Chickering, Darwin Long IV, Hannah Uher-Koch, Andrew East, Daniel Poleschook, Virginia Gumm, William Hanson, Evan M. Adams, Kristin A. Kovach, and David C. Evers (2015) Winter site fidelity and winter movements in Common Loons (Gavia immer) across North America. The Condor: November 2015, Vol. 117, No. 4, pp. 485-493. doi: http://dx.doi.org/10.1650/CONDOR-15-6.1
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24.08.2015
Finnische Steppenweihe mit GPS-Sender in Deutschland unterwegs
Steppenweihe „Potku“ mit solarbetriebenem GPS-Sender.
Quelle: LUOMUS
Steppenweihen brüten vor allem in den Steppen Russlands und Kasachstans, doch auch in Finnland ist die Art mittlerweile ein seltener, aber regelmäßiger Brutvogel. Ende Juni 2015 wurde in der finnischen Region Nordösterbotten erstmals eine dort brütende Steppenweihe mit einem GPS-Sender ausgestattet. Der nur 17 Gramm leichte Sender wird über eine Solarzelle mit Energie versorgt.
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Die gewonnenen Ergebnisse sollen einerseits genauere Erkenntnisse zum Brutrevier des Weibchens „Potku“, benannt nach einem Dorf in der Nähe ihres Brutplatzes, liefern. Anders als z.B. bei kasachischen Steppenweihen wird zumindest für einige der finnischen Brutvögel eine Brutplatztreue angenommen, die hoffentlich bei einer Rückkehr des Vogels im Jahr 2016 bestätigt werden kann.
Vor allem sollen durch die Besenderung aber Informationen zur Zugroute und zum Überwinterungsquartier skandinavischer Steppenweihen gewonnen werden. In den letzten Jahren wurde in Mittel- und Westeuropa ein deutlicher Anstieg der Beobachtungen von Steppenweihen registriert. Es wird angenommen, dass die finnischen Brutvögel möglicherweise über Deutschland und Südwesteuropa in die Überwinterungsgebiete im tropischen Afrika wandern, anstatt die für Steppenweihen typische Zugroute über den Mittleren Osten zu wählen.
Der Zugweg der weiblichen Steppenweihe „Potku“ kann sehr aktuell auf der Homepage des Finnischen Naturhistorischen Museums verfolgt werden. Demnach scheint sich die Vermutung der Wissenschaftler zu bestätigen: Nachdem sich der Vogel in der letzten Woche noch im Baltikum aufhielt, hat er nun auch Polen innerhalb von nur zwei Tagen auf direktem Weg westwärts durchquert und hält sich aktuell am Scharmützelsee zwischen Frankfurt (Oder) und Berlin auf (Stand: 24.8.).
Mit dem Auftreten von Steppenweihen in Deutschland haben sich Stefan Stübing und Thomas Sacher in „Seltene Vögel in Deutschland 2011/12“ intensiv beschäftigt. Seitdem hat sich die Entwicklung weiter fortgesetzt, wie die zahlreichen bei ornitho.de gemeldeten Beobachtungen aus den letzten Jahren eindrucksvoll zeigen. Interessant ist auch die Zunahme von übersommernden Steppenweihen in Deutschland. Die letzten Brutnachweise liegen bereits mehr als 60 Jahre zurück...
Seit 2011 konnten von der Deutschen Avifaunistischen Kommission (DAK) alljährlich rund 30 Nachweise anerkannt werden. Entsprechend dieser positiven Entwicklung wurde die Steppenweihe zum 1.1.2015 von der nationalen Meldeliste gestrichen und in die Obhut der Landeskommissionen übergeben.
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19.08.2015
Unterschiedliche Nahrungsökologie von Sanderlingen in Rast- und Überwinterungsgebieten
Im Wattenmeer ernähren sich Sanderlinge vor allem von Ringelwürmern.
Quelle: Thomas Hinsche
Sanderlinge sind Brutvögel der arktischen Tundra. Als Langstreckenzieher suchen sie außerhalb der Brutzeit sowohl gemäßigte als auch tropische Breiten auf. Ihr energiezehrender Zug in die weit entfernten Überwinterungsgebiete lässt darauf schließen, dass die Nahrungsbedingungen in den Tropen deutlich besser sind, als weiter nördlich. Um die Nahrungsökologie der kleinen Strandläufer zu untersuchen, wurde das Nahrungsverhalten in Rast- bzw. Überwinterungsgebieten in den Niederlanden und Ghana untersucht. Die Studien fanden dabei in ähnlichen Habitaten sowie zu Zeiten ähnlicher Tageslänge statt, um Nahrungsaufnahme und -verfügbarkeit vergleichen zu können.
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In den Niederlanden verbrachten die Sanderlinge rund 79 % des Tages mit der Nahrungssuche, während in Ghana lediglich 38 % des Tages dafür genutzt wurden. Den größten Teil der Zeit (58 %) verbrachten die Vögel in Ghana ruhend. Als Hauptnahrung konnten in den Niederlanden die weichen Ringelwürmer Scolelepis squamata ermittelt werden, während in Ghana nahezu ausschließlich die hartschaligen Sägezahnmuscheln Donax pulchellus aufgenommen wurden, die die Vögel im Ganzen schluckten und innerlich zerkleinerten.
Die errechnete verfügbare Nahrungsmasse lag in Ghana rund zehnmal höher als in den Niederlanden. Die Sanderlinge konnten in Ghana somit innerhalb kurzer Zeit große Mengen an Nahrung zu sich nehmen. Auch wenn es auf den ersten Blick so scheint, dass die Bedingungen in Ghana um ein Vielfaches günstiger zu sein scheinen, muss auch der Unterschied zwischen hart- und weichschaliger Nahrung berücksichtigt werden. Die langen Ruhezeiten der Vögel in Ghana könnten auf eine länger andauernde Verarbeitung der Schalenfragmente hinweisen.
Die Ergebnisse der gemeinsam von Wissenschaftlern der niederländischen Universität Groningen und der ghanaischen Universität Accra durchgeführten Studie wurden in der internationalen Online-Zeitschrift PeerJ veröffentlicht.
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18.08.2015
Greifvögel in West- und Zentralafrika von illegalem Handel bedroht
Schwarzmilane sind besonders stark vom illegalen Handel auf afrikanischen Märkten betroffen.
Quelle: Jochen Gerlach
Nachdem vor einiger Zeit bereits über katastrophale Bestandseinbrüche bei den Geiern Afrikas berichtet wurde (siehe Nachricht vom 18.06.2015), offenbart nun eine im Wissenschaftsjournal
Oryx veröffentlichte Studie, dass ein bedeutender Teil der auf afrikanischen Märkten für die traditionelle Medizin oder als Wildfleisch angebotenen Greifvögel gefährdete oder sogar stark gefährdete Arten betrifft. Insgesamt entfielen 27 % der mehr als 2.500 im Zeitraum 1990-2013 auf 67 Märkten in 12 west- und zentralafrikanischen Ländern untersuchten Greifvogelkadaver auf solche Arten. Als Hotspots dieses vorwiegend illegalen Handels konnten Nigeria und Benin ermittelt werden.
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Teile von Greifvögeln werden als Wildfleisch oder zur Behandlung verschiedener Krankheiten in der traditionellen Medizin sowie in der Hellseherei genutzt. Angesichts der niedrigen Bestände einiger Arten in Ländern wie Nigeria scheint dabei ein internationaler Handel zu bestehen. Neben den bereits stark gefährdeten Geiern sind vor allem Schwarzmilane und Rohrweihen - Arten, von denen auch europäische Brutvögel zum Überwintern in die betroffenen Regionen wandern - in größerer Zahl betroffen. Vermutlich wird vorwiegend mithilfe von vergifteten Fleischködern gejagt, Aasfresser werden demnach besonders häufig erlegt. Am zahlreichsten wurden Kappengeier und Schwarzmilane auf den Märkten angeboten, die allein 41 % der gehandelten Greifvögel ausmachten. Doch auch ein beträchtlicher Anteil der verbliebenen Populationen seltener und stark im Bestand gefährdeter Arten war unter den insgesamt 52 festgestellten Greifvogelarten zu finden.
Aasfresser sind für ein intaktes Ökosystem unverzichtbar. Ohne diese "Gesundheitspolizei" steigt das Risiko der Übertragung ansteckender Krankheiten, die selbst für den Menschen gefährlich werden können. Der Handel mit diesen Arten in West- und Zentralafrika kann somit langfristig negative Folgen nicht nur für die Greifvogelbestände, sondern auch für die Menschen der Region haben.
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