Archiv
21.12.2017
Visualisierung des Vogelzugs in Europa – EuroBirdPortal mit neuem Online-Viewer
© EuroBirdPortal
Der neue Online-Viewer des EuroBirdPortal (EBP) zeigt die Verbreitung von insgesamt 105 ausgewählten Vogelarten für weite Teile Europas rund ums Jahr. Im EBP werden durch eine Partnerschaft von derzeit 81 Organisationen Vogelbeobachtungen von Online-Portalen aus 29 Ländern Europas zusammengeführt. In Deutschland ist ornitho.de Partner des EBP.
Mit der jüngsten Überarbeitung im Rahmen des EU-LIFE-Projektes „Combining and improving online bird portals data to display near-real-time spatiotemporal patterns of bird distribution across Europe“ hat das EBP eine komplett überarbeitete Kartendarstellung mit einigen neuen Funktionen bekommen. Insgesamt neun verschiedene Kartendarstellungen der Vogelbeobachtungen sowie klimatischer Variablen, von denen sich jeweils zwei nebeneinander kombiniert anzeigen lassen, führen zu mehr als 30 Millionen wählbaren Kartenkombinationen. Außerdem lassen sich die Inhalte neuerdings auch über Social Media teilen oder als iFrame in Webseiten einbinden.
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Neben den technischen Weiterentwicklungen wurde auch die Datenbasis des EBP um 40 Millionen zusätzliche Vogelbeobachtungen des Jahrgangs 2016 ergänzt. Und auch räumlich wurde das EBP deutlich erweitert: So sind nun auch Daten aus Bulgarien, Estland, Griechenland, Israel, Rumänien, der Türkei, Ungarn und Zypern enthalten.
Die neue, verbesserte Version des EBP soll dazu beitragen, den Wert der über Onlineportale wie ornitho.de gesammelten Daten sowie die Relevanz des internationalen Austauschs hervorzuheben. Dank des Beitrags von rund 100.000 ehrenamtlichen Vogelbeobachtern, die ihre Beobachtungen in den beteiligten Portalen melden, lassen sich saisonale Muster der Verbreitung der Vögel Europas auf faszinierende Weise visualisieren. Das EBP soll künftig auch dabei helfen, Veränderungen des Vogelzugs und den Einfluss von Wetter und Klima auf diesen besser zu verstehen.
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18.12.2017
Vogelschützer erhalten Ehrenpreis der Karl Kaus Stiftung für Tier und Natur
Joachim Seitz, Vorsitzender der Karl Kaus Stiftung, mit den beiden Preisträgern Heinz Schwarze (links) und Bernd Koop (rechts
© Henning Kunze
Mit dem Emmy & Karl Kaus-Preis ehrte die Karl Kaus Stiftung am 8. Dezember 2017 Bernd Koop und Heinz Schwarze für ihren jahrzehntelangen unermüdlichen Einsatz im Natur- und Vogelschutz.
Der Biologe Bernd Koop ist Koordinator der Wasservogelzählungen im schleswig-holsteinischen Binnenland und an der Ostsee. Mit großer Sorge betrachtet er den weiteren Einsatz von Stellnetzen
vor der Küste und zunehmend auch in den Binnenseen. In den fast unsichtbaren Nylonschnüren verfangen sich tauchende Seevögel. Eine enorme Zahl von jährlich rund 45.000 Enten, Haubentauchern oder Kormoranen ertrinkt auf diese Weise allein in der südlichen Ostsee qualvoll als Beifang. Stark betroffen ist davon auch die mittlerweile weltweit gefährdete Eisente, Seevogel des Jahres 2017. Die freiwillige Vereinbarung des Landes Schleswig-Holstein mit den Fischern endet dieses Jahr und greift laut Koop zu kurz. Sie bremst die Fischerei darin aus, schonendere Fangmethoden zu entwickeln. Zudem ist eine Überwachung kaum möglich. Ein Berichterstattungssystem für den Beifang fehlt. Bernd Koop dokumentiert bei Wasservogel-Zähltouren die (Nicht-)Einhaltung der Vereinbarung sowie Todeszahlen ertrunkener Vögel. Viele Fachdaten zur Vogelwelt im Bundesland stammen von ihm. In Mecklenburg-Vorpommern existiert gar keine Regelung, obwohl dort das Problem noch gravierender ist. Der Handlungsbedarf ist groß.
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Auch Heinz Schwarze erhielt den Ehrenpreis der Karl Kaus Stiftung. Im Vogelschutz ist sein Engagement im „Komitee gegen den Vogelmord“, dessen Vorsitzender er heute ist, herausragend. In Ländern wie Malta, Italien und Zypern hat Schwarze Fallen, Schlingen und Netze der Vogelfänger abgebaut, in denen tausende ziehende Singvögel ihren Tod fanden. Neben seinem Engagement für den Schutz unserer Zugvögel ist Schwarze auch Gründer der Initiative „Froschland“, die bis heute in Schleswig-Holstein mehr als 300 Kleingewässer als Lebensraum für Amphibien geschaffen oder saniert hat. Heinz Schwarze setzt sich seit Jahrzehnten gegen die immer intensivere Landnutzung ein. Dies ist heute wichtiger denn je, denn der Natur geht es immer schlechter. Das dramatische Insektensterben rückt endlich in den Fokus der Öffentlichkeit und der Alleingang des Agrarministers Schmidt zum europaweiten Durchsetzen des Ackergifts Glyphosat offenbart Politikversagen und die Nähe zur Agrarindustrie. Die intensive Landwirtschaft ist der Hauptfaktor für das Artensterben auch in Schleswig-Holstein.
Die Karl Kaus Stiftung möchte mit der Preisverleihung auch die politische Debatte über die schwerwiegenden Mängel befördern. Die Stiftung fordert eine wirkungsvolle Änderung der Küstenfischereiverordnung für Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern sowie endlich Maßnahmen für eine naturverträglichere Landwirtschaft.
Der Emmy & Karl Kaus-Preis wird an Personen oder Personengruppen verliehen, die sich besondere Verdienste erworben haben um den Schutz von freilebenden Tieren oder um die Verbesserung der Lebensbedingungen von Tieren, die in Menschenhand gehalten werden. Seit 1982 wird der mit 5.000 Euro dotierte Preis in unregelmäßigen Zeitabständen vom Vorstand vergeben.
Der Dachverband Deutscher Avifaunisten gratuliert beiden Preisträgern ganz herzlich zu dieser Auszeichnung und wünscht ihnen weiterhin viel Erfolg bei ihrer Arbeit im Natur- und Vogelschutz.
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18.12.2017
Erster ornitho-QR-Code in Nordrhein-Westfalen liefert ab sofort die aktuellsten Informationen zur lokalen Vogelwelt
Der ornitho-QR-Code im NSG „Enger Bruch“ im Kreis Herford ist der erste seiner Art in Nordrhein-Westfalen. Auch in anderen Gebieten sollen die Codes künftig über aktuelle Vogelbeobachtungen informieren
© Biologische Station Ravensberg
Was gibt es aktuell für Vögel zu beobachten? Im Naturschutzgebiet „Enger Bruch“ im Kreis Herford können sich Besucher diese Frage nun mithilfe eines QR-Codes beantworten, der die Beobachtungen ganz aktuell aus dem Internetportal
www.ornitho.de abfragt. Über die Kamera im Smartphone lässt sich der Code scannen und zeigt Naturinteressierten anschließend die zuletzt aus dem Gebiet gemeldeten Vogelbeobachtungen an.
Am Mittwoch (13.12.) präsentierten die Biologische Station Ravensberg und der BUND Herford das neue QR-Code-Schild am Beobachtungsturm im Enger Bruch der Öffentlichkeit. Bürgermeister Thomas Meyer zeigte sich erfreut, dass die Bedeutung des Naturschutzgebietes als Rückzugsraum für zahlreiche Vogelarten künftig auf diesem Wege vermittelt wird und sich Besucher stets aktuell über die Geschehnisse in der Vogelwelt informieren können. Der
ornitho-QR-Code im Enger Bruch ist der erste seiner Art in Nordrhein-Westfalen.
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Das Naturschutzgebiet „Enger Bruch“ hat für die Vogelwelt des Ravensberger Hügellandes eine herausragende Bedeutung. Aber welche Arten sich vom Aussichtsturm beim Blick über die feuchte Niederung entdecken lassen, ist für viele Besucher nicht leicht zu erschließen. Mit dem neuen ornitho-QR-Code hat nun jede(r) Zugang zu den aktuellsten Sichtungen. Und das sind eine ganze Menge: Mehr als 15.000 Beobachtungen haben die Vogelkundler in den letzten sechs Jahren aus dem Gebiet über ornitho.de gemeldet.
Die Weißstörche, die 2017 erstmals seit 100 Jahren wieder im Bruch gebrütet haben, werden die Meisten kennen. Auf Teichhühner, Krickenten und Rohrammern werden aber wohl die Wenigsten aufmerksam. Immer wieder werden im Enger Bruch seltene Arten entdeckt. So machten in den letzten Jahren Teichwasserläufer, Weißflügel-Seeschwalbe und ein Wachtelkönig Station.
Die QR-Codes von ornitho.de finden sich auch bereits in einigen Gebieten in Schleswig-Holstein und Niedersachsen. In Sachsen-Anhalt, Hessen und Bayern werden sie bald ebenfalls in verschiedenen Gebieten über aktuelle Vogelbeobachtungen informieren.
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06.12.2017
Jetzt eine Rotmilan-Patenschaft verschenken und gleichzeitig den Artenschutz fördern!
Jetzt eine Rotmilan-Patenschaft verschenken und gleichzeitig den Artenschutz fördern!
© Thomas Hinsche
Gibt es einen persönlicheren Weg als die Faszination für Vögel durch eine Patenschaft zum Ausdruck zu bringen? Im Rahmen des Artenschutzprojektes „Land zum Leben“ werden seit 2014 Rotmilane in Deutschland mithilfe von Satellitensendern erforscht. Dieses Projekt können Sie maßgeblich durch eine Patenschaft unterstützen und bekommen gleichzeitig ganz besondere Einblicke in das Leben der imposanten Greifvögel.
www.dda-web.de/rotmilanpaten [mehr]
Rotmilan-Paten erhalten eine Patenurkunde und werden über die zweimal im Jahr erscheinende „Rotmilan-Post“ exklusiv mit Neuigkeiten über „ihren“ Milan informiert. Haben Sie für Weihnachten schon alle Geschenke zusammen? Die Rotmilan-Patenschaften stellen sicherlich auch ein tolles, nicht alltägliches und sehr persönliches Geschenk dar.
Wer eine ganz besondere Form der Verbindung zu einem Rotmilan eingehen möchte, hat sogar die Möglichkeit über eine Namenspatenschaft den Vogel zu benennen. Informationen zu den verschiedenen Patenschaften finden Sie unter www.dda-web.de/rotmilan.
Etwa die Hälfte aller Rotmilane weltweit brütet in Deutschland. Doch in der monoton bewirtschafteten Agrarlandschaft finden die Vögel oft nicht genügend Futter. Den Greifvögeln durch geeignete Landbewirtschaftungsmaßnahmen zur Brutzeit mehr Nahrung zur Verfügung zu stellen, ist Ziel des bundesweiten Schutzprojektes, das der Dachverband Deutscher Avifaunisten gemeinsam mit weiteren Partnern durchführt. Aber wo suchen Rotmilane ihre Nahrung und wie muss ein Rotmilan-Revier eigentlich beschaffen sein, damit die Vögel erfolgreich brüten können? Mithilfe der besenderten Vögel sollen diese Fragen geklärt und geeignete Schutzmaßnahmen entwickelt werden. Unterstützen Sie uns dabei und schließen Sie für sich selbst oder einen ihrer Lieben, z.B. Ihr Patenkind, eine Rotmilan-Patenschaft ab!
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01.12.2017
Der DDA-Adventskalender mit spannenden Infos zu unseren Brutvögeln
© DDA
Öffnen Sie jeden Tag ein Türchen unseres
DDA-Adventskalenders und entdecken Sie kombinierte Informationen aus dem
Atlas deutscher Brutvogelarten (ADEBAR), den Meldungen über das Internetportal
ornitho.de und Ergebnissen aus den systematischen Erfassungsprogrammen des bundesweiten
Vogelmonitorings.
Die 24 Beispiele zeigen eindrucksvoll, dass einerseits ADEBAR (bis Weihnachten zum Sonderpreis erhältlich!) den bislang vollständigsten Überblick über das Wissen rund um unsere Brutvögel liefert, sich zudem aber auch anhand der Daten von ornitho.de spannende Entwicklungen erkennen lassen. Dennoch bleibt eindeutig erkennbar, dass systematische Erfassungen stets die unverzichtbare Grundlage darstellen, wenn es um Aussagen zu Populationsgrößen und Bestandstrends geht.
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Hinter jedem Türchen des Adventskalenders versteckt sich außerdem ein kleines Rätsel, mit dem wir jeweils eine bestimmte deutsche Brutvogelart suchen. Die Antwort liefern wir stets am nächsten Tag. Besuchen Sie unseren Adventskalenders am besten direkt!
Das Team des DDA wünscht Ihnen eine schöne Vorweihnachstzeit
PS: Wenn sich das 24. Türchen geöffnet hat, endet auch der Zeitraum, in dem der Atlas Deutscher Brutvogelarten zum Sonderpreis von nur 39,90 € zzgl. Versandkosten erworben werden kann. Zögern Sie daher nicht, und sichern Sie sich oder Ihren Freunden und Verwandten direkt eines der 800 Seiten starken Bücher.
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29.11.2017
Atlas Deutscher Brutvogelarten bis Weihnachten zum Sonderpreis von nur 39,90 Euro
© SVD / DDA
Der Atlas Deutscher Brutvogelarten (ADEBAR) hat sich zu einem Grundlagenwerk für den nachhaltigen Vogelschutz in Deutschland entwickelt und bietet das aktuelle Wissen rund um unsere Brutvögel in einem nie dagewesenen Überblick. Über 500.000 Stunden investierten die mehr als 4.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seinerzeit in die Kartierung, Auswertung und Erstellung. Machen Sie sich selbst ein Bild von der Fülle an Informationen und werfen Sie einen Blick in unsere
Leseprobe!
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Als Nachschlagewerk zur Verbreitung, Häufigkeit und Bestandsentwicklung aller 280 Brutvogelarten Deutschlands ist ADEBAR heute unverzichtbar. Der im Rahmen des größten Kartiervorhabens, zu dem jemals in Deutschland zur Mitarbeit aufgerufen wurde, erstellte 800 Seiten starke Atlas wird noch für viele Jahre ein Standardwerk zum Wissen über unsere Vogelwelt sein.
Zum vorweihnachtlichen Sonderpreis von nur 39,90 € zzgl. Versand können Sie den Atlas Deutscher Brutvogelarten nun bis zum 24.12.2017 bei uns bestellen. Sie sparen damit rund 60% gegenüber dem normalen Verkaufspreis im Buchhandel! Haben Sie schon alle Geschenke zusammen? Ansonsten ist der ADEBAR sicher auch für an der Natur interessierte Freunde und Verwandte eine tolle Überraschung. Für Bestellungen, die nach dem 17. Dezember eingehen, kann eine Auslieferung bis Weihnachten jedoch nicht garantiert werden. Daher am besten direkt eines der letzten Bücher bestellen! Die Bestellung kann ganz einfach über das Online-Formular oder alternativ beim DDA-Schriftenversand aufgegeben werden.
Dachverband Deutscher Avifaunisten e.V.
An den Speichern 6
48157 Münster
Telefon 0251/210140-0
schriftenversand@dda-web.de
www.dda-web.de
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20.11.2017
Atlas über „Seltene Vögel in Nordrhein-Westfalen“ erschienen
© LWL
Am vergangenen Wochenende wurde im LWL-Museum für Naturkunde in Münster der erste Atlas über "Seltene Vögel in Nordrhein-Westfalen" der Öffentlichkeit vorgestellt. Hunderte ehrenamtliche Vogelkundler kamen zum naturkundlichen Ehrenamtsforum, zu dem der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) ins Museum eingeladen hatte, um das Buch direkt in Empfang zu nehmen.
Die Dokumentation seltener Vogelarten in Nordrhein-Westfalen stützt sich auf die lange ehrenamtliche Arbeit in den Avifaunistischen Kommissionen in der Nordrhein-Westfälischen Ornithologengesellschaft (NWO). Das Buch hat das LWL-Museum für Naturkunde produziert. Das Kooperationsprojekt mit der NWO wurde durch den Förderverein des Museums und die NRW-Stiftung finanziell unterstützt.
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Das 420 Seiten starke Werk im DIN-A4-Format stellt in Form von 179 Artsteckbriefen, reich bebildert und mit Karten illustriert, die einzelnen seltenen Vogelarten vor und erläutert die Geschichte ihres Auftretens während der vergangenen 200 Jahre. Hunderte Melder haben seit den 1970er Jahren ihre Vogelbeobachtungen beschrieben und Belege in Form von Fotos, Filmen oder Tonaufnahmen eingereicht. Zudem wurde die Literatur ausgewertet, die die Naturforscher des 19. Jahrhunderts hinterlassen haben. Jetzt haben die ehrenamtlichen Vogelkundler der Avifaunistischen Kommission die Ergebnisse ausgewertet und übersichtlich zusammengestellt.
Das Buch soll die Leser für die heimische Vogelwelt begeistern und das Augenmerk auf die Gruppe seltener Arten lenken. Es soll auch als Arbeitsgrundlage für die vielen ehrenamtlich und beruflich arbeitenden Ornithologinnen und Ornithologen bei der Erforschung von Phänomenen wie Vogelzug oder Klimawandel dienen.
"Seltene Vögel in Nordrhein-Westfalen", ISBN 978-3-940726-55-1, 420 Seiten, Preis 24,90 Euro, Bezugsadresse: LWL-Museum für Naturkunde, Sentruper Str. 285, 48161 Münster. Telefon 0251.591-05, naturkundemuseum@lwl.org
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13.11.2017
Schelladler Tõnn spät dran
© http://birdmap.5dvision.ee/
Der 2008 in Estland als Nestling besenderte Schelladler „Tõnn“ ist unter Vogelbeobachtern weit bekannt. Fast jedes Jahr schafft es der Vogel, unbemerkt sowohl auf dem Heim- als auch Wegzug quer über Deutschland zu ziehen, ohne dass er dabei beobachtet wird. Erst wenige Male ließ er sich bei seinem Überflug auch optisch bestätigen, ansonsten liefern nur die Daten des Senders seine Positionen.
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Im Frühjahr 2017 zog Tõnn innerhalb von nur einem Tag einmal quer durch den Süden Deutschlands. Nachdem er die Brutzeit in Estland verbracht und dort hoffentlich erfolgreich gebrütet hat, ist der Schelladler seit Anfang Oktober auf dem Weg in sein traditionelles Winterquartier an der spanischen Mittelmeerküste. Mittlerweile hält sich Tõnn kurz vor der deutschen Grenze auf. Über Lettland, Litauen, Weißrussland, Polen und Tschechien ging es bis nach Oberösterreich. Dort hält er sich nun schon seit vier Tagen im unmittelbaren Grenzbereich zu Deutschland auf. Die letzten Ortungen vom 12.11.2017 liegen südlich von Passau nur rund fünf Kilometer von der Grenze entfernt.
Wie geht es weiter? Im letzten Jahr führte seine Route südlich an München vorbei. Sein Besuch dauerte lediglich zwei Tage. Doch in diesem Jahr ist sein Timing generell anders: Tõnn erreicht Deutschland diesmal rund einen Monat später als 2016. Gönnt er sich vielleicht generell mehr Zeit zur Rast und bieten sich somit vielleicht noch Gelegenheiten auf eine Beobachtung?
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06.11.2017
TV-Tipp: Beitrag „Die Roten der Rhön“ – 7. November 2017 20:45 Uhr auf MDR
Deutschlands heimlicher Wappenvogel: der Rotmilan
© Christoph Robiller
In der Sendereihe „Der Osten - entdecke wo du lebst“ geht es in einem Film von Frank Koschewski um „Die Roten der Rhön“. Im Biosphärenreservat Rhön lebt eine der größten Rotmilan-Populationen Europas, die im Rahmen des Artenschutzprojektes erforscht wird. Schwerpunkt bildet dabei die Umsetzung praktischer Landschaftspflegemaßnahmen zum Schutz und zur Entwicklung des Rotmilanbestandes in der Rhön. Aufgabe des DDA ist es, den Erfolg dieser Maßnahmen zu evaluieren. Der Artenschutz ist aber nur ein Aspekt des Films, der die „Roten“ der Rhön in faszinierenden Aufnahmen von der Brut bis zum Vogelzug zeigt.
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Weitere Informationen zum Rotmilan-Projekt in der Rhön finden Sie unter biosphaerenreservat-rhoen.de/rotmilanprojekt.
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06.11.2017
Vögel in Deutschland aktuell: Rückblick auf den Sommer 2017
© Aula-Verlag
In unserem Rückblick auf die zurückliegende Jahreszeit blicken wir diesmal auf den im Norden durchschnittlichen, im Süden Deutschland sehr heißen Sommer 2017 zurück. Die 1,3 Millionen Vogelbeobachtungen, die zwischen Juni und August über
ornitho.de gemeldet wurden, liefern die Datengrundlage für Auswertungen zu Waldohreule und Wachtelkönig sowie einen Überblick über die im Sommer entdeckten Seltenheiten.
Waldohreulen machen im zeitigen Frühjahr vor allem durch ihren „Gesang“ auf sich aufmerksam. Bei fortgeschrittener Brutzeit sind dann schließlich die bettelnden Jungvögel mit ihren schrillen
Rufen zu hören. Wir haben in unserem Beitrag einmal die Gesangsperiode der Waldohreule anhand der Daten von ornitho.de ermittelt und auch festgestellt, in welchem Zeitraum die Bettelrufe der Jungvögel am häufigsten zu hören sind.
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Vom Wachtelkönig wurde aus den Niederlanden und der Schweiz berichtet, dass er 2017 nur sehr spärlich vertreten war. Anhand der ornitho-Meldungen haben wir auch die Aktivitätszeit dieser nur sehr schwer zu beobachtenden Ralle einmal genauer betrachtet und mit den Daten der Vorjahre verglichen. War auch in Deutschland 2017 ein „schwaches Wachtelkönig-Jahr“ zu verzeichnen? Ließen sich regionale Unterschiede feststellen?
Unter den zwischen Juni und August entdeckten Seltenheiten waren einige Überraschungen. Die Spanne reicht von hochnordischen Polarmöwen bis zum tropischen Weißbauchtölpel und vom amerikanischen Grasläufer bis zum asiatischen Steinortolan. Die Highlights des Sommers schauen wir uns etwas genauer an. Darunter auch zwei unerwartete erste Brutnachweise für Deutschland.
Den Beitrag „Vögel in Deutschland aktuell: Sommer 2017: Waldohreule, Wachtelkönig, Weißbauchtölpel“ in der Zeitschrift „Der Falke“ können Sie hier als PDF herunterladen. Alle weiteren Beiträge mit direktem Bezug zu ornitho.de finden Sie unter Publikationen und Auswertungen.
Das komplette Falke-Heft 11/2017 mit vielen weiteren Beiträgen, u.a. über den französischen Bartgeier „Durzon“, Weißstörche, Drohnen als Gefahr für Vögel, Sperberrupfungen sowie Alpenstrandläufer und das Auerhahnknappen können Sie über die Internetseite von „Der Falke“ beziehen.
Viel Spaß beim Lesen wünscht
das Team von ornitho.de und ornitho.lu
Weitere Informationen
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16.10.2017
Höherer Bruterfolg bei Sperbern in Städten
Sperber finden in Städten offenbar gute Bedingungen vor
© Frank Sudendey
Wissenschaftler der
Royal Society for the Protection of Birds und der Schottischen Greifvogel-Arbeitsgruppe haben sich von 2009 bis 2012 mit zwei Populationen des Sperbers beschäftigt und dabei interessante Unterschiede festgestellt. In der urbanen Umgebung von Edinburgh wurden nicht nur Reviere weitaus länger besetzt als in der ländlichen Grafschaft Ayrshire, auch der Bruterfolg der Stadt-Sperber lag deutlich über dem der Vögel auf dem Land. Bei der Größe der Gelege und der Anzahl flügger Jungvögel pro erfolgreichem Paar konnten hingegen keine Unterschiede festgestellt werden.
Insgesamt wurden in den beiden Gebieten 195 Sperber-Paare kartiert. Mehr als 97% der Stadt-Sperber brüteten erfolgreich, während es in der ländlichen Umgebung nur rund 80% waren. Der niedrige Wert hing vor allem mit Brutaufgaben während der Bebrütungs- und Nestlingsphase zusammen. Von insgesamt 20 registrierten Brutverlusten entfielen nur zwei auf das städtische Untersuchungsgebiet.
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In weiteren Studien wollen die schottischen Forscher einzelne Nester mit Kameras überwachen und so mehr über die Nahrung und das Brutverhalten der Sperber in verschiedenen Gegenden Schottlands herausfinden.
Die im Journal Écoscience veröffentlichten Ergebnisse der Studie zeigen, dass innerstädtische Grünflächen sowohl geeignete Nistplätze als auch eine hohe Nahrungsverfügbarkeit bieten, die dem Sperber einen hohen Bruterfolg ermöglichen. Nicht nur Haussperlinge oder Stare finden in urbanen Gegenden demnach gute Bedingungen vor, auch für Sperber bieten Städte große Vorteile bei der Jagd. Seit etwa den 1980er Jahren besiedelt der Sperber zunehmend die urbanen Bereiche Großbritanniens. Die Verbreitung und Bestandsentwicklung in Deutschland wird im Atlas Deutscher Brutvogelarten detailliert beschrieben.
Weitere Informationen
- Thornton et al. 2017: Breeding success and productivity of urban and rural Eurasian sparrowhawks Accipiter nisus in Scotland. DOI: 10.1080/11956860.2017.1374322
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25.09.2017
Kündigt sich ein neuer Kreuzschnabel-Einflug an?
Auftreten von Fichtenkreuzschnäbeln in Deutschland
© ornitho
Das Auftreten von Fichtenkreuzschnäbeln in Deutschland unterscheidet sich von Jahr zu Jahr deutlich und ist generell ganzjährig sehr unregelmäßig und unbeständig. Einzelheiten zu Wanderungen, Mauser- und Brutzeit sind weitgehend unbekannt. Alle paar Jahre kommt es zu größeren Invasionen von Kreuzschnäbeln nördlicher und östlicher Populationen. Zuletzt gab es im Jahr 2013 so einen massiven Einflug nach Deutschland. Damals waren neben den zahlreichen Fichtenkreuzschnäbeln auch Kiefern- und Bindenkreuzschnäbel in außergewöhnlicher Zahl vertreten. Der Einflug der Kreuzschnäbel 2013 wurde in unserem Rückblick auf den Sommer in „Der Falke“ genauer betrachtet. Der Beitrag ist auf
www.ornitho.de unter „Publikationen und Auswertungen“ frei verfügbar.
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Die Meldungen bei www.ornitho.de deuten darauf hin, dass sich derzeit ein erneuter Kreuzschnabeleinflug anbahnt bzw. bereits stattfindet. Mehr als 800 Meldungen von Fichtenkreuzschnäbeln gingen in den vergangenen drei Wochen ein – im letzten Jahr waren es im gleichen Zeitraum nur 480. Auch die Regionen, in denen Fichtenkreuzschnäbel gehäuft gemeldet wurden, unterscheiden sich deutlich, wie die Gegenüberstellung der Karten aus ornitho anschaulich zeigt. Aktuell sind vor allem im nordöstlichen Deutschland Fichtenkreuzschnäbel auffällig häufig.
Die aktuellen Entwicklungen wurden auch in anderen Ländern Europas bemerkt. In den Niederlanden werden derzeit ebenfalls ungewöhnlich viele Fichtenkreuzschnäbel gemeldet und am schwedischen Zugvogel-Hotspot Falsterbo, der südwestlichsten Spitze der skandinavischen Halbinsel, werden aktuell rund zehnmal so viele gezählt, wie in durchschnittlichen Jahren. Bereits jetzt wurde dort der Rekordwert aus dem Jahr 2013 erreicht, als von August bis November mehr als 28.000 Fichtenkreuzschnäbel durchzogen. Kiefernkreuzschnäbel waren bislang nicht darunter, allerdings wurden auch 2013 erst ab Ende September die ersten dort registriert.
Man sollte also in den kommenden Wochen in geeigneten Habitaten sowie bei Zugvogelbeobachtungen auf Kreuzschnäbel eingestellt sein. Bei Verdacht auf eine der seltenen Arten sollten möglichst Belege angefertigt werden, da insbesondere die Unterscheidung von Fichten- und Kiefernkreuzschnäbeln sehr schwierig ist. Optisch oder akustisch belegte Sichtungen sind bei der Deutschen Avifaunistischen Kommission zu dokumentieren.
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20.09.2017
Ornitho-QR-Codes für die Carl Zeiss Vogelstation Wedeler Marsch
QR-Code-Schilder informieren Besucher der Wedeler Marsch jetzt über die aktuellen Vogelbeobachtungen im Gebiet
© Thomas Dröse
Vom 11. bis 13. September lud Carl Zeiss Sports Optics zur Vorstellung des neuen, ab Januar 2018 verfügbaren Spektivs Zeiss Victory Harpia nach Hamburg ein. Neben der Produktvorstellung stand für die geladenen Gäste, u.a. des Dachverbandes Deutscher Avifaunisten (DDA), auch eine Bootsfahrt zur vom NABU Hamburg betriebenen Carl Zeiss Vogelstation in der Wedeler Marsch auf dem Programm. Dort konnte das neue Spektiv mit dem außergewöhnlichen Objektivsystem mit 3-fach Weitwinkelzoom unter realen Bedingungen ausgiebig getestet werden.
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Darüber, welche Vögel aktuell in der Wedeler Marsch zu beobachten sind, können sich Besucher auf einer Kreidetafel an der Eingangstür der Vogelstation informieren, die vom Leiter Marco Sommerfeld regelmäßig aktualisiert wird. Um hier künftig zusätzlich mit moderner Technik noch aktueller informieren zu können, übergab der DDA-Vorsitzende Bernd Hälterlein im Rahmen des Zeiss-Events zwei Schilder mit einem QR-Code an Marco Sommerfeld. Gefördert auch durch die Kooperation zwischen dem DDA und Carl Zeiss Sports Optics ermöglichen die QR-Codes direkte Abfragen aktueller Beobachtungen aus dem Internetportal ornitho.de.
Rund 85.000 Vogelbeobachtungen wurden aus der Wedeler Marsch in den vergangenen Jahren bei ornitho.de gemeldet – eine ideale Informationsquelle also, um sich über das aktuelle Geschehen in der lokalen Vogelwelt zu informieren. Ein Mobiltelefon hat heutzutage nahezu jeder dabei, mit dem sich die Inhalte der QR-Codes kinderleicht über die eingebaute Kamera scannen lassen. Beobachterinnen und Beobachter in der Wedeler Marsch haben somit ab sofort die Möglichkeit, sich mit dem eigenen Smartphone stets über die aktuellsten Entdeckungen zu informieren. Die Teilnehmer der Zeiss-Produktvorstellung wurden über die QR-Codes beispielsweise direkt in Kenntnis gesetzt, dass sich unter den in der Marsch rastenden Goldregenpfeifern auch ein in Deutschland nur sehr selten zu beobachtender asiatischer Tundra-Goldregenpfeifer befand. Dieser ließ sich mit dem Spektiv Zeiss Victory Harpia mit bis zu 70-facher Vergrößerung finden und ideal beobachten.
Derzeit sind im Rahmen eines Pilotprojektes bereits 22 QR-Codes zur Abfrage aktueller Beobachtungen aus ornitho.de in verschiedenen Beobachtungsgebieten im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer installiert. Bald sollen solche Codes auch in zahlreichen weiteren Gebieten in Deutschland angebracht werden und dort über aktuelle Sichtungen informieren. Verschiedene Regionen und Organisationen von Naturparken bis zu Ornithologischen Arbeitsgemeinschaften haben bereits Interesse bekundet.
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20.09.2017
Hervorragender Naturschutz: Projekt zum Schutz des Rotmilans durch UN-Dekade Biologische Vielfalt ausgezeichnet
Dr. Christiane Paulus (5te v.l.) vom BMUB und das Projektteam bei der feierlichen Übergabe
© DVL
Mehr Nahrung während der Brutzeit zur Verfügung zu stellen und Horststandorte zu sichern sind die Ziele des bundesweiten Artenschutzprojektes
Rotmilan – Land zum Leben. Um dies zu erreichen, haben sich 2013 der Deutsche Verband für Landschaftspflege (DVL), der Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA) und die Deutsche Wildtier Stiftung mit verschiedenen Partnern aus der Praxis zusammengeschlossen. Die Praxispartner beraten während des bis 2019 laufenden Projektes in neun Modellregionen in sieben Bundesländern die Landnutzer über praktische Maßnahmen rotmilanfreundlicher Landbewirtschaftung. Der Schlüssel zum Erfolg ist die naturschutzfachliche Beratung zum Anbau geeigneter landwirtschaftlicher Kulturen, in denen der Rotmilan Beute machen kann. Darüber hinaus werden Hecken angelegt, bestehende Nester geschützt und Bäume als zukünftige Brutstätten gepflanzt.
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Dieser Einsatz wurde mit der Auszeichnung als „Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt“ belohnt. Die Urkunde wurde am 18. September im Rahmen einer Fachtagung von Frau Dr. Christiane Paulus vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit an die Projektträger überreicht. Zu der Tagung, in deren Mittelpunkt die Naturschutzberatung, praktische Maßnahmen und erste Monitoringergebnisse stehen, kamen über 100 Gäste aus ganz Deutschland.
Als UN-Dekade für die biologische Vielfalt wurden von den Vereinten Nationen die Jahre 2011 bis 2020 erklärt. Die Staatengemeinschaft ruft damit die Weltöffentlichkeit auf, sich für die biologische Vielfalt einzusetzen. Hintergrund ist der kontinuierliche Rückgang an Biodiversität in fast allen Ländern der Erde. Die Dekade soll die Bedeutung der Biodiversität für unser Leben bewusst machen und zum Handeln anstoßen.
Welchen Nutzen die für den Rotmilan optimierte Landschaft für die Greifvogelart tatsächlich hat, evaluiert im Projekt der Dachverband Deutscher Avifaunisten. Die Auswertung der ersten Projektjahre liefert spannende Ergebnisse, die in Weimar erstmals dargestellt werden. Auskunft darüber, wie genau die Rotmilane die für sie verbesserten Flächen nutzen, liefern winzige Datenlogger, die wie ein Rucksack auf dem Rücken der Vögel befestigt sind. Darüber hinaus wurden Einblicke in das verborgene Leben der beeindruckenden Greifvogelart aus den verschiedenen Projektgebieten vorgestellt. Eine Exkursion in das Thüringer Projektgebiet am 19. September rundete die Konferenz ab.
Weitere Informationen zum Rotmilan und dem Projekt Land zum Leben finden Sie auf www.rotmilan.org.
Auf www.dda-web.de/rotmilan erfahren Sie Genaueres über die wissenschaftlichen Begleituntersuchungen und alles rund um die Patenschaftsaktion des DDA, bei der Sie für die im Rahmen des Projekts besenderten Milane Patenschaften abschliessen können.
Weitere Informationen zur UN-Dekade für biologische Vielfalt erhalten Sie unter www.undekade-biologischevielfalt.de.
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19.09.2017
Neue Beschlüsse der Länderarbeitsgemeinschaft der Vogelschutzwarten zur Abschaltung von Windenergieanlagen und zur Nutzung von Drohnen
Der Mäusebussard ist die Art mit den meisten dokumentierten Vogelschlägen an Windenergieanlagen
© Florian Braun
Die Länderarbeitsgemeinschaft der Vogelschutzwarten (LAG VSW), eines der ältesten staatlichen Fachgremien in Deutschland, hat durch die Veröffentlichung zweier Beschlüsse zur Abschaltung von Windenergieanlagen (WEA) zum Schutz von Greifvögeln und Störchen bei bestimmten landwirtschaftlichen Arbeiten sowie zu Drohnen und Naturschutz eindeutig Position bezogen.
Die LAG VSW stellt fest, dass beim Pflügen sowie bei der Ernte/Mahd auf landwirtschaftlichen Flächen kurzzeitig ein großes Nahrungsangebot für einige der windkraftsensiblen Vogelarten entsteht, was zu einer zeitlich befristeten Erhöhung des Kollisionsrisikos führen kann. Es wird daher empfohlen, bei der artenschutzrechtlichen Prüfung von Windrädern in landwirtschaftlich genutzten Gebieten bei Pflügen/Ernte/Mahd in den Monaten April bis Oktober im Umkreis von 300 m um ein Windrad ab Beginn der Feldbearbeitung und an den drei Folgetagen tagsüber eine Abschaltung als Vermeidungsmaßnahme zu berücksichtigen.
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Ein zweites Positionspapier behandelt Drohnen, die sich durch die rasante technische Entwicklung und ihre zunehmende Verbreitung in der Landschaft zu einem Thema entwickelt haben, mit dem sich auch der Naturschutz auseinandersetzen muss. Die Erfassung von Vogelkolonien und von schwer zugänglichen Brutplätzen kann mit Hilfe von Drohnen anstelle einer Begehung mit sehr viel weniger Störungen für die Vögel verbunden sein. Somit ist der Einsatz von Drohnen nicht generell negativ zu bewerten. Bei der zunehmenden Anzahl an Freizeitfliegern mit freihand-gesteuerten Drohnen in der
Landschaft ist allerdings damit zu rechnen, dass es in Zukunft vermehrt zu Störungen von Vögeln durch Drohnen kommt. Diese Personen sollten für die möglichen negativen Wirkungen der Drohnen auf Vögel sensibilisiert werden. Ein Einsatz zur Vergrämung von Vögeln darf nur mit Genehmigung der Naturschutzbehörden unter Berücksichtigung aller negativen Begleiteffekte erfolgen und wird von der LAG VSW in Schutzgebieten grundsätzlich abgelehnt.
Die jüngsten Beschlüsse der Länderarbeitsgemeinschaft der Vogelschutzwarten werden in der kommenden Ausgabe der Berichte zum Vogelschutz veröffentlicht und sind bereits vorab auf der Internetseite der LAG VSW in voller Länge kostenlos abrufbar.
Weitere Informationen
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19.09.2017
Windenergie: Gutachten-Check belegt Mängel
Auf der Landespressekonferenz stellten NABU, BUND und LNV ihr Ergebnis zu den Windenergie-Gutachten vor
© NABU / Sofia Bonhaus
Im Rahmen einer Landespressekonferenz informierten NABU, BUND und Landesnaturschutzverband Baden-Württemberg (LNV) am 7. September in Stuttgart gemeinsam über die Ergebnisse einer umfangreichen Prüfung artenschutzrechtlicher Gutachten, die bei der Genehmigung von Windenergieanlagen eine Schlüsselrolle spielen. Untersucht wurde eine Stichprobe von acht Genehmigungsverfahren in Baden-Württemberg aus dem Jahr 2016. Dies entspricht knapp 18% der dort im vergangenen Jahr zur Genehmigung von Windenergieanlagen abgeschlossen Verfahren. Bei der Prüfung kam eine umfangreiche Checkliste mit rund 100 Kriterien zum Einsatz.
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Das Ergebnis der Prüfung ist für den NABU-Landesvorsitzenden Johannes Enssle ernüchternd. Der Anfangsverdacht, dass die Gutachten teilweise in erheblichem Umfang methodische Mängel aufweisen, habe sich leider bestätigt. Keines der Gutachten entsprach vollumfänglich den Erwartungen und Ansprüchen der Verbände an „gute Gutachten“. Im vogelkundlichen Teil waren Defizite bei der Durchführung und Dokumentation (Nachvollziehbarkeit) der Feldaufnahmen sowie bei den Raumnutzungsanalysen besonders häufig.
Die BUND-Landesvorsitzende Brigitte Dahlbender kritisiert, dass die Gutachten im Einzelfall nicht ausreichen, um eine fundierte naturschutzfachliche Bewertung möglicher Standorte für Windenergieanlagen vorzunehmen. Sie fordert die Behörden auf, in Zukunft Nachbesserungen von den Betreibern einzufordern, damit die Gutachten in der Praxis auch wirklich wirksam sind. Eine naturverträgliche Energiewende ist nach Ansicht der Verbände nur mit verlässlichen Gutachten möglich.
Genauere Informationen zu den angewandten Prüfkriterien und zu möglichen Konsequenzen des Gutachten-Checks hat der NABU Baden-Württemberg auf seiner Internetseite zusammengestellt.
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19.09.2017
Der Wahl-O-Mat der Vögel – Welche Partei würden Kranich oder Kiebitz wählen?
Mit der derzeitigen Landwirtschaftspolitik dürften nicht nur Kiebitze ziemlich unzufrieden sein
© Mathias Schäf
Es wird viel darüber geklagt, dass im Bundestagswahlkampf Umweltthemen keine Rolle spielen. Eigentlich erstaunlich, da sich die Positionen der konkurrierenden Parteien in vielen Bereichen, die für die Zukunft von Natur und Vogelwelt in Deutschland zentral wichtig sind, stark unterscheiden.
Die Online-Plattform RiffReporter bietet einen Publikations- und Arbeitsraum für freie Journalisten.
"Flugbegleiter - Die Vogeljournalisten" haben dort einerseits die Wahlprogramme der größeren Parteien analysiert und jene Positionen herausgearbeitet und zusammengestellt, die für Naturschutz und Vogelwelt besonders wichtig sind. Darüber hinaus haben sich die Journalisten auch damit beschäftigt, welche Parteien Vögel wohl wählen würden. Lesen Sie selbst, warum der Kiebitz sein Kreuzchen bei den Grünen macht, der Kranich zur CDU tendiert und der Habicht sich aus taktischen Gründen für die SPD entscheidet.
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18.09.2017
Immer mehr Geier übersommern in den westlichen Alpen
2017 wurden in den Westalpen deutlich mehr Gänsegeier als in den Vorjahren festgestellt
© Hans Glader
Mitte August fand die alljährliche Synchronzählung der Gänsegeier in den westlichen Alpen statt. Insgesamt wurden an den bekannten Schlafplätzen knapp 2500 Gänsegeier gezählt – ein deutlicher Anstieg gegenüber den Vorjahreswerten. Im letzten Jahr musste die Zählung wetterbedingt entfallen, 2014 und 2015 wurden jeweils rund 1700 Gänsegeier gezählt.
Die Zählung wird seit 2010 in Kooperation verschiedener National- und Naturparke, Ornithologischer Verbände und weiterer Partner von mehreren hundert Freiwilligen durchgeführt. Das untersuchte Gebiet in den französischen Alpen reicht von der Rhone im Westen bis an die italienische Grenze und vom Mittelmeer nordwärts bis an den Genfer See.
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Neben Gänsegeiern wurden in diesem Jahr auch insgesamt 10 Mönchsgeier, 14 Bartgeier sowie sechs Schmutzgeier gezählt. Bei den meisten in den Westalpen übersommernden Gänsegeiern handelt es sich um immature Nichtbrüter aus den wachsenden Brutbeständen in Spanien und Frankreich, die im Frühsommer nach Nordosten wandern und die Westalpen im September wieder räumen.
Auch in Deutschland ist sowohl im Alpenraum als auch weiter nördlich eine positive Tendenz der Geierbeobachtungen erkennbar. Immer häufiger machen Vögel aus den südlichen Brutgebieten lange Ausflüge. Alle Geier-Beobachtungen in Deutschland sollten bei den Avifaunistischen Kommissionen dokumentiert werden. Sichtungen von Gänsegeiern sammeln die Avifaunistischen Landeskommissionen, Beobachtungen der übrigen Arten sind bei der Deutschen Avifaunistischen Kommission zu melden.
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13.09.2017
Veranstaltungshinweis: 150. Jahresversammlung der Deutschen Ornithologen-Gesellschaft
Schon im letzten Jahr fand mit der europäischen Tagung „Birdnumbers 2016“ eine große Ornithologen-Tagung an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg statt
© Karsten Berlin
Auf Einladung des Ornithologenverbandes Sachsen-Anhalt (OSA) und der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg findet von Freitag, 29. September (Anreisetag) bis Dienstag, 3. Oktober 2017 (Exkursionen) in Halle an der Saale die 150. Jahresversammlung der Deutschen Ornithologen-Gesellschaft statt. Das Programm der Jubiläumsversammlung soll ein breites Spektrum von Themen unter dem Motto „Ornithologie – von der Vergangenheit in die Zukunft “ abdecken.
Der DDA ist am Montag, 2. Oktober 2017 mit einem eigenen Symposium zum Thema „Avifaunistik in Deutschland und Europa“ vertreten. Dabei wird unter anderem über ornitho.de, die Wasservogelzählung, das EuroBirdPortal und den neuen europäischen Brutvogelatlas berichtet.
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12.09.2017
Erfolgreiche Maßnahmen: Erste erfolgreiche Brut der Flussseeschwalbe im Saarland
Flügge Flussseeschwalben auf einem der beiden saarländischen Brutflöße
© Karl Rudi Reiter
Mit rund 10.000 Paaren brüten etwa 2-3 % des europäischen Bestands der Flussseeschwalbe in Deutschland. Etwa zwei Drittel des deutschen Brutbestandes konzentrieren sich im Wattenmeer, während sich die Vorkommen in Süddeutschland auf die Oberrheinische Tiefebene sowie Flusstäler und Seen im Alpenvorland beschränken. Dank erfolgreicher Artenschutzmaßnahmen kann nun ein weiteres Bundesland die Flussseeschwalbe als Brutvogel verzeichnen. Ausgehend von Brutvorkommen am Oberlauf der Mosel im französischen Lothringen, erschloss sich diese Art seit den 1980er Jahren immer mehr Gebiete und näherte sich der Grenzregion an. Im Jahr 2016 scheiterte ein erster Brutversuch auf einem überschwemmten Acker in der saarländischen Moselaue. Dieses Ereignis wurde von Mitgliedern des Ornithologischen Beobachterrings Saar (OBS) zum Anlass genommen, durch den Bau von Brutflößen geeignete Nistmöglichkeiten für die Flussseeschwalbe im Saarland zu schaffen.
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Ende April 2017 wurden daher zwei Brutflöße im zentralen Weihergebiet bei Nennig in der Moselaue verankert. Bereits vier Tage später wurden erstmals balzende Flussseeschwalben auf einem der Flöße beobachtet, Anfang Mai folgte ein zweites Paar. Zusätzlich zu den beiden Brutflößen startete ein zusätzliches Flussseeschwalben-Paar einen Brutversuch auf Kiesinseln eines aktiven Abgrabungsgewässers. Im Rahmen einer Hitzewelle Ende Mai kam es dort jedoch zu starken Störungen durch illegale Badegäste, die zur Aufgabe der Brut führten. Auch im Bereich der Brutflöße stieg der Druck durch Badebetrieb, sodass Mitglieder des OBS die saarländische Naturwacht einschalten mussten, die nur durch regelmäßige Kontrollen und Platzverweise weiteren Schaden abwenden konnte.
Insgesamt zogen die beiden Paare auf den Brutflößen im Baggerweihergebiet Nennig fünf Jungvögel groß, die Anfang Juni auch beringt wurden. Es handelt sich um die ersten im Saarland erbrüteten Flussseeschwalben überhaupt. Die Beobachtungen in diesem Jahr zeigen, dass mit einer weiteren Ansiedlung und Zunahme im saarländischen Moseltal zu rechnen ist. Aus diesem Grund ist für die kommende Brutzeit bereits das Ausbringen weiterer Brutflöße geplant. Die gescheiterte Brut am natürlichen Standort zeigt aber auch eine grundlegende Problematik im Kiesweihergebiet Nennig auf: Solange der immer stärker werdende illegale Badebetrieb unkontrolliert und ungestört auf die sensiblen Brutvögel des Biotops trifft, ist das Schutzgebiet teilweise entwertet. Um eine ähnliche Situation in den nächsten Jahren zu verhindern, will der OBS mit der saarländischen Naturwacht über geeignete Maßnahmen zum Schutz der Vögel diskutieren.
Wo in Deutschland Flussseeschwalben brüten und wie sich ihre Bestände hierzulande entwickelt haben, ist – genau wie für die 279 weiteren Brutvögel – detailliert im Atlas Deutscher Brutvogelarten (ADEBAR) beschrieben.
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11.09.2017
Avifauna „Die Vögel Niedersachsens und des Landes Bremen“ abgeschlossen
© NLWKN
Die Niedersächsische Ornithologische Vereinigung (NOV) hat in Zusammenarbeit mit dem Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) den letzten, noch ausstehenden Band ihrer Avifauna-Reihe vorgelegt. Die Avifauna Niedersachsens hat eine lange und wechselvolle Geschichte mit Tiefen und mit Höhepunkten hinter sich. Schon allein der lange Zeitraum von 57 Jahren zwischen dem ersten Aufruf zur Mitarbeit 1960, dem Erscheinen der ersten Lieferung 1979 und dem Abschluss 2017 hat genügend Gelegenheiten geboten, das Vorhaben zum Scheitern zu bringen.
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Der nun publizierte Band „Zur Kenntnis der Vogelwelt Niedersachsens 1920-1940 und Nachträge zum Speziellen Teil“ ist als zweite und abschließende Lieferung des „Allgemeinen Teils“ gedacht. Er enthält Themenkomplexe, wie sie in den bisherigen Lieferungen nicht einzubringen waren.
Zu einem sind dies Angaben und Ergebnisse aus den 1920er, 1930er und 1940er Jahren, die vor allem in die Zeit zwischen dem Erscheinen der „Vogelwelt Nordwestdeutschlands“ von Brinkmann (1933) und dem Beginn der Arbeit 1960 für eine neue, moderne Avifauna liegen. Von herausragender Bedeutung ist dabei ein Verbreitungsatlas der Vögel Niedersachsens aus den 1920er/1930er Jahren, den Hugo Weigold begonnen hat. Darüber hinaus enthält der Band Nachträge zum Speziellen Teil der Avifauna, soweit sie in dem langen Bearbeitungszeitraum neu hinzugekommene Arten und Unterarten betreffen, und die Liste der seit 1800 in Niedersachsen und Bremen nachgewiesenen Brut- und Gastvogelarten. Der fast 250 Seiten starke Band schließt mit einer Würdigung der mitwirkenden Herausgeber und Artbearbeiter sowie einigen bislang nicht erfolgten Berichtigungen.
„Die Vögel Niedersachsens und des Landes Bremen – Zur Kenntnis der Vogelwelt Niedersachsens 1920-1940 und Nachträge zum Speziellen Teil“ kann beim NLWKN für eine Schutzgebühr von 20 € zzgl. 2,50 € Versandkostenpauschale bezogen werden.
Bezug
Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) - Naturschutzinformation
Postfach 91 07 13
30427 Hannover
Tel.: 0511 / 3014-3305
E-Mail: naturschutzinformation@nlwkn-h.niedersachsen.de
Weitere Informationen
- Krüger, T. & H. Zang (Hrsg., 2017): Naturschutz Landschaftspflege Niedersachsen B, H. 1.2. Eigenverlag NLWKN, Hannover. 244 S., zahlr. Farbfotos sowie farbige Abbildungen und Verbreitungskarten
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11.09.2017
Kraniche in den Niederlanden 2017 mit geringem Bruterfolg
Das gebietsweise äußerst trockene Frühjahr 2017 sorgte für schwierige Brutbedingungen für Kraniche
© Jan Goedelt
Die Zahl der in den Niederlanden brütenden Kraniche nimmt seit Jahren kontinuierlich zu. Mit insgesamt 22 Revierpaaren wurde auch in diesem Jahr wieder ein neuer Rekord aufgestellt (nach 21 Paaren 2016), obwohl einige im letzten Jahr noch besetzte Brutplätze in diesem Jahr nicht wieder besetzt wurden. Nur 16 davon bauten jedoch ein Nest und insgesamt wurden im ganzen Land nur neun Jungvögel flügge. Grund ist wohl vor allem die sehr trockene Brutsaison, die Nester und Jungvögel für Prädatoren leichter erreichbar machte. Auch der hohe Freizeitdruck spielt laut Angaben der niederländischen Vogelschutzorganisation Vogelbescherming eine Rolle. Großflächig ungestörte Lebensräume sind selten und Kranich-Familien müssen regelmäßig vor Wanderern oder nicht angeleinten Hunden flüchten. Dies führt dazu, dass die Kraniche immer scheuer werden und durch ständiges Wachen und Ausweichen weniger Zeit mit der Nahrungssuche verbringen können.
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Der Bruterfolg der niederländischen Kraniche beträgt in diesem Jahr 0,6 Küken pro Brutpaar. 2016 lag dieser Wert bei 0,8. Da eine Vielzahl potenziell geeigneter Lebensräume in den Niederlanden bislang nicht besiedelt ist, sind die Kranichschützer trotz der wenig erfolgreich verlaufenen Brutsaison 2017 optimistisch, dass Kraniche auch weiterhin neue Gebiete erschließen werden. Würden ausreichend geschützte Rückzugsräume für die Vögel geschaffen, könnten mehr als 100 Paare in den Niederlanden geeignete Brutplätze finden.
In Deutschland koordiniert die Arbeitsgemeinschaft "Kranichschutz Deutschland" die Erfassung von Brut, Rast und Durchzug des Kranichs in Deutschland. Ihr Ziel ist es – neben der Öffentlichkeitsarbeit – dem Kranich eine sichere Brutheimat sowie störungsfreie Sammel- und Rastplätze in Deutschland zu erhalten und zum internationalen Kranichschutz beizutragen. Der DDA arbeitet im Bereich der Datensammlung eng mit der AG "Kranichschutz Deutschland" zusammen. Melden Sie daher alle Ihre Kranich-Beobachtungen bei ornitho.de und stellen Sie Ihre Daten für detaillierte Auswertungen wie den jährlichen Bericht „Das Kranichjahr“ zur Verfügung.
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22.08.2017
Seltener Gast aus den Tropen: Erstnachweis des Weißbauchtölpels für Deutschland
Kein Zweifel: Ein Weißbauchtölpel flog am 20. August fernab der Küste von den Niederlanden quer durch das Nordwestdeutsche Tiefland.
© Thomas Kuppel
Seevögel aus der Familie der Tölpel sind von der Arktis über die Tropen bis in die Subantarktis als Brutvögel vertreten. Hierzulande ist der Basstölpel seit den 1990er Jahren Brutvogel auf Helgoland. Der überwiegende Teil der Tölpel-Arten lebt hingegen in tropischen und subtropischen Klimazonen. So auch der Weißbauchtölpel, dessen nächste Brutkolonien auf den Kapverdischen Inseln und im Roten Meer liegen. Sein Zugverhalten ist bislang wenig erforscht, man weiß aber, dass Jungvögel und Nicht-Brüter teilweise weit umherfliegen, was Nachweise aus Spanien, Italien oder Irland belegen.
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Am 20. August 2017 verbreitete sich eine Meldung schnell unter Vogelbeobachtern in ganz Europa: Bei Zugplanbeobachtungen im niederländischen Binnenland war um 8:10 Uhr ein Weißbauchtölpel zweifelsfrei fotografiert worden. Der Vogel flog in der Nähe von Utrecht entlang des Flusses Lek nach Osten – also in Richtung der deutschen Grenze. Genau drei Stunden später wurde er tatsächlich auf deutscher Seite entdeckt, an einer Sandabgrabung in der Grafschaft Bentheim. Für nur etwa fünf Minuten kreiste der Vogel über dem Gewässer, um dann nach Nordosten über die Baumwipfel zu verschwinden. Eine sicherlich unvergessliche Beobachtung für die beiden glücklichen Entdecker und erneut genug Zeit für eindeutige Belegaufnahmen. Doch die Geschichte ging noch weiter. Bremer Ornithologen bemerkten, dass eine Linie von Utrecht über den Beobachtungsort westlich von Lingen genau nach Bremen führt. Würde der Tölpel also Kurs halten, müsste er früher oder später auch Bremen streifen. Kaum zu glauben, würde es nicht erneut herrliche Fotos geben: 14:10 Uhr, Weißbauchtölpel an der Weser südlich von Bremen. Beobachtungsdauer leider wieder nur fünf Minuten, bevor der Vogel in nicht genauer bekannte Richtung weiter zog. An vielen Stellen in Norddeutschland machten sich spätestens jetzt die Beobachter zu einer sonntäglichen Exkursion an die nächsten Gewässer auf. Die Nachsuche blieb jedoch erfolglos. Wo der exotische Weißbauchtölpel sich seitdem aufhält ist völlig unklar. Denkbar ist einerseits eine Rückkehr in Richtung Küste, aber auch ein Flug weiter tief ins Binnenland.
Woher der Weißbauchtölpel stammt, ist unklar. Man kann aber wohl trotz der weit entfernten Brutgebiete von einem Wildvogel ausgehen. Aus europäischen Zoos sind keine Weißbauchtölpel bekannt und der mehrfach fotografierte Vogel in Deutschland und den Niederlanden zeigt keine Hinweise auf eine frühere Haltung in Gefangenschaft. Vorbehaltlich der Anerkennung durch die Deutsche Avifaunistische Kommission (DAK) ist es der erste Nachweis für Deutschland. Auch in den Niederlanden wurde die Art nie zuvor beobachtet.
Dass in der Vogelwelt offenbar nichts unmöglich ist, zeigt nicht nur der aktuelle Nachweis des Weißbauchtölpels in Norddeutschland. Im Jahr 2015 rieben sich Vogelkundler ungläubig die Augen, als Fotos eines Bulwersturmvogels von einem Badesee in Baden-Württemberg veröffentlicht wurden. Zu diesem ersten Nachweis für Deutschland und Mitteleuropa sowie gleichzeitig der ersten Binnenlandfeststellung weltweit wurde ein umfassender Beitrag im Magazin „Seltene Vögel in Deutschland“ veröffentlicht.
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21.08.2017
„Vögel in Deutschland — Erfassung rastender Wasservögel“
© DDA
Ente, Schnepfe und Co. im Visier der Vogelkunde - Woher wissen wir zum Beispiel, dass Wasservögel aufgrund des Klimawandels ihre Rastgebiete nach Nordosten verlagert haben? Die Antwort darauf gibt die neue Ausgabe von „
Vögel in Deutschland – Erfassung rastender Wasservögel“, die jetzt erschienen ist. Sie liefert einen bundesweiten Überblick über die Erfassungen, an denen sich jährlich mehrere tausend Ehrenamtliche beteiligen. Damit investieren sie hunderttausende Stunden ihrer Freizeit und sammeln die grundlegenden Daten über Vorkommen, Bestände und Trends rastender Wasservögel.
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„Allein am Monitoring rastender Wasservögel beteiligen sich derzeit rund 2000 Personen. Die meisten tun dies ehrenamtlich“, erklärt Prof. Beate Jessel, Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz (BfN). „Beim Monitoring wird über viele Jahre nach den gleichen Standards gezählt. Die Beteiligten leisten mit ihren Beobachtungsdaten eine wichtige Unterstützung für die Ausweisung von Schutzgebieten und für gezielte Schutzmaßnahmen“, sagt die BfN-Präsidentin und ergänzt: „Dieses freiwillige Engagement wissen wir sehr zu schätzen. Damit die Ehrenamtlichen kompetente Ansprechpersonen finden, stellen Bund und Länder Finanzmittel für das Vogelmonitoring bereit.“ Wie das Zusammenspiel zwischen Ehrenamtlichen, Koordinierungsstellen und Behörden funktioniert, darüber berichtet „Vögel in Deutschland“ am Beispiel der Erfassung in Deutschland rastender oder überwinternder Wasservögel.
Seit über 50 Jahren werden rastende Wasservögel in Deutschland nach internationalen Standards gezählt. Seit fünf Jahren ergänzen Gelegenheitsbeobachtungen aus dem Online-Portal ornitho.de und der Smartphone-App NaturaList den immensen Datenfundus. Im Unterschied zum Monitoring gibt es für die Gelegenheitsbeobachtungen keine standardisierten Methoden. „Welches Begeisterungspotenzial in der Vogelbeobachtung steckt, zeigen die Erfahrungen mit dem Online-Portal ornitho.de: Mittlerweile haben sich dort über 20.000 Personen angemeldet, die in fünf Jahren über 25 Millionen Datensätze eingegeben haben“, sagt Bernd Hälterlein, Vorsitzender des Dachverbandes Deutscher Avifaunisten (DDA). Die ornitho-Daten geben einen guten Überblick über das Auftreten von Vogelarten in Deutschland und die jahreszeitlichen Veränderungen in der Vogelwelt. „Die Gelegenheitsbeobachtungen werden durch ein Netzwerk von über 400 Fachleuten ständig überprüft, dies gewährleistet die notwendige Qualität der Angaben für wissenschaftliche Analysen“, betont Hälterlein.
Fachleute kontrollieren sich auch untereinander: „Avifaunistische Kommissionen auf Bundes- und Länderebene überprüfen die Dokumentationen von sehr selten beobachteten Arten oder jahreszeitlich ungewöhnliche Beobachtungen auf Plausibilität. Damit wird die Bestimmung seltener und wenig bekannter Arten auf höchstem Niveau abgesichert“, stellt Joachim Ulbricht für die Geschäftsführung der Länderarbeitsgemeinschaft der Vogelschutzwarten fest. „Damit wird eine verlässliche Basis für die Dokumentation von Änderungen unserer Vogelfauna gelegt, beispielsweise wenn es um die ersten Nachweise einer Art geht, die dabei ist sich neu zu etablieren.“
Vögel zu beobachten kann durchaus zur Leidenschaft werden. Wer einmal begonnen hat, möchte oft tiefer einsteigen und sich an der gemeinsamen Erforschung der Vogelwelt beteiligen. Die neue Publikation zeigt, wie leicht der Einstieg in die Vogelerfassung ist. Gleichzeitig werden zahlreiche Möglichkeiten beschrieben, wie man sich für anspruchsvolle Datenerhebungen qualifizieren und langfristig an einem der wissenschaftlichen Programme zur Erfassung der Vogelwelt beteiligen kann, eben beispielsweise am „Monitoring rastender Wasservögel“. Für Enten, Schwäne und Watvögel können aus dem Monitoring langfristige Zeitreihen erstellt werden, die zur Beantwortung wissenschaftlicher und angewandter Fragestellungen im Naturschutz notwendig sind.
Bezug der gedruckten Ausgabe über
DDA-Schriftenversand, z. H. Thomas Thissen
An den Speichern 6, 48157 Münster, Tel: 0251/2101400
E-Mail:
Internet: http://www.dda-web.de/index.php?cat=pub&subcat=order
Schutzgebühr: 9,80 EUR zzgl. Versandkosten
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16.08.2017
Freizeitaktivitäten im Wald reduzieren Vielfalt und Häufigkeit von Vögeln
Offenbrüter wie der Grauschnäpper sind von Störungen im Wald offenbar besonders betroffen
© Andreas Heiland
Freizeitaktivitäten finden oft draußen in der Natur statt und tangieren die Lebensräume und deren Bewohner. Viele Freizeitaktivitäten benötigen zudem gewisse Infrastrukturen von Wanderwegen bis zu Skiliften, welche teilweise die Habitate der Arten stark verändern. Eine der häufigsten Infrastrukturen sind Wege und Straßen. Durch ihren Bau geht Fläche verloren, und das Habitat wird z.B. über veränderte Lichtverhältnisse oder beeinträchtigten Wasserhaushalt unmittelbar sowie in der nahen Umgebung verändert. Außerdem zerschneiden Wege Lebensräume in kleinere Fragmente mit Folgen für die Tierwelt.
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Wenn die Auswirkungen menschlicher Freizeitaktivitäten auf die Tierwelt aufgezeigt werden soll, muss man berücksichtigen, dass neben dem direkten Effekt der Menschen auch indirekte Effekte durch die Infrastruktur einen Einfluss haben können. In einer Studie haben Forscher der Schweizerischen Vogelwarte Sempach nun den Effekt «Mensch» getestet. Dafür haben sie experimentell in einem französischen Waldgebiet direkt an der Grenze zur Schweiz den Effekt von Wanderern auf das Vorkommen von Waldvögeln untersucht. Von Anfang März bis Mitte April gingen 1-3 mal täglich kleine Gruppen von 2-3 Personen durch insgesamt 12 Versuchsflächen. Zu jeder der Versuchsflächen gab es eine ungestörte Kontrollfläche. Ab Mitte April wurden in drei Rundgängen in sämtlichen Flächen die Brutvögel kartiert. Spät eintreffende Langstreckenzieher wurden von den Analysen ausgeschlossen.
Die menschliche Freizeitaktivität hatte eine Reduktion der Anzahl Territorien wie auch Arten um jeweils rund 15% zufolge. Offenbrüter reagierten im Vergleich zu Höhlen- und Bodenbrütern am stärksten auf die Störung. Eine Einteilung der Arten mit Hilfe von Fluchtdistanz-Literaturdaten ergab, dass sensible Arten stärker reagierten als unsensiblere.
Die Forscher schließen aus diesem Experiment, dass bereits geringe Intensitäten an menschlicher Störung einen Einfluss auf die Vogelwelt in zuvor ungestörten Lebensräumen haben können. Somit sind ungestörte, für den Menschen nicht zugängliche Flächen als Rückzugsraum von großer Bedeutung. Die Ergebnisse der Studie wurden im Wissenschaftsmagazin Proceedings of the Royal Society B veröffentlicht.
Quelle: Informationsdienst Biodiversität Schweiz, 8.8.2017
Weitere Informationen
- Bötsch et al. 2017: Experimental evidence of human recreational disturbance effects on bird-territory establishment. Proc. R. Soc. B 284 20170846; DOI: 10.1098/rspb.2017.0846.
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15.08.2017
GEO-Tag der Natur zieht positive Bilanz
© GEO
Mehr als 430 Aktionen fanden anlässlich des GEO-Tages der Natur im Juni 2017 bundesweit in mehr als 260 Städten, Gemeinden und Regionen von der Ostsee bis in die Alpen statt. Forscher, Schüler und Interessierte schwärmten aus, um festzustellen, welche Tier- und Pflanzenarten in Metropolen, Städten und Gemeinden oder auch in Wald, Wiesen und anderen Biotopen leben und wachsen. Rund 13.000 Menschen, darunter auch zahlreiche Schulen mit etwa 1.500 Schülern, beteiligten sich an den Aktionen in ganz Deutschland. Zu den Highlights in diesem Jahr zählten unter dem Motto „Wie grün sind unsere Städte?“ die Hauptveranstaltung in Essen in Kooperation mit dem NABU Nordrhein-Westfalen sowie die Kooperation mit dem Centrum für Naturkunde (CeNak) und dem langen Tag der Stadtnatur der Loki-Schmidt-Stiftung in Hamburg.
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Das bundesweite Birdrace des DDA ist seit mehreren Jahren quasi „Warm-up“ für diese Veranstaltung und zeichnet sich für einen Großteil der Aktionen verantwortlich. In mehr als 300 Teams gingen in diesem Jahr über 1000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer an den Start. Sie entdeckten innerhalb von 24 Stunden insgesamt 311 verschiedene Vogelarten von Alpenbraunelle bis Zwergtaucher. Der DDA freut sich, den GEO-Tag der Natur mit dem Birdrace unterstützen zu können und so das Thema Artenvielfalt und deren Erhaltung gemeinsam in die Öffentlichkeit zu tragen.
Der 20. GEO-Tag der Natur wird am 16. und 17. Juni 2018 stattfinden. Sechs Wochen vorher startet mit dem 15. Birdrace am 5. Mai 2018 wieder der „Tag der Vogelartenvielfalt“. Am besten gleich in den Kalender eintragen!
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15.08.2017
Britische Waldvögel im Sinkflug
© BTO
Vor wenigen Tagen wurde der Statusbericht zum Brutvogelmonitoring in Großbritannien für das Jahr 2016 veröffentlicht. Für 111 Vogelarten werden darin aktuelle Trends dargestellt. Besonders auffällig sind dabei die Entwicklungen in den britischen Wäldern. Während die Bestände der Sumpfmeise von 1995 bis 2015 um beunruhigende 41% zurückgingen, brach der Brutbestand der nahe verwandten Weidenmeise in diesem Zeitraum mit einem Rückgang um 80% quasi völlig zusammen. Auch einige weitere typische Arten der Wälder zeigen einen deutlich negativen Trend. Die Langstreckenzieher Grauschnäpper und Waldlaubsänger gingen innerhalb von gut 20 Jahren in Großbritannien um 38 bzw. sogar 57% zurück. Die Gründe für diese Entwicklungen sind vielfältig und hängen sowohl mit Zugrouten und Überwinterungsgebieten als auch mit den Habitaten im Vereinigten Königreich zusammen. Umfangreiche Forschungsprojekte werden hier hoffentlich in den kommenden Jahren konkretere Ergebnisse liefern.
Doch es gibt auch positive Nachrichten: Die Brutpopulation des Kleibers verzeichnete einen Zuwachs um 90%, die Bestände des Zilpzalp stiegen in den letzten 23 Jahren sogar um 109% an.
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Der Bericht beschreibt nicht nur den Zustand der Waldvogelarten, sondern widmet sich ebenso den Vögeln anderer Lebensräume. Eine starke Zunahme wurde z.B. beim Halsbandsittich verzeichnet. Rund 15-mal so viele Sittiche wie noch 1995 brüten heute in Großbritannien. Eine katastrophale Talfahrt erlebt hingegen die Turteltaube. Innerhalb von 20 Jahren wurde hier ein Rückgang um rund 94% registriert.
Der erst durch den großen Einsatz von rund 2800 ehrenamtlichen Kartiererinnen und Kartierern ermöglichte Bericht wird alljährlich vom British Trust for Ornithology (BTO) gemeinsam mit seinen Partnerorganisationen, dem Joint Nature Conservation Committee (JNCC) und der Royal Society for the Protection of Birds (RSPB), erstellt. Er bildet Jahr für Jahr eine Übersicht über den Zustand der Brutvogelwelt Großbritanniens und dient als Werkzeug für den Vogelschutz und den Erhalt wichtiger Lebensräume.
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14.08.2017
Experiment zur Orientierung junger Schreiadler mit überraschenden Ergebnissen
In Naturbruten von Schreiadlern wird nur in seltenen Ausnahmefällen mehr als ein Jungvogel flügge. Entsprechend anfällig sind die Bestände und jeder Verlust ist für die Population von Bedeutung.
© Gunther Zieger
Die Bestandsentwicklung des Schreiadlers in Deutschland verläuft seit etwa Mitte der 1990er Jahre negativ und beträgt mittlerweile nur noch rund 100 Paare. Als Gründe werden vor allem Lebensraumzerstörung sowie Verfolgung auf dem Zug in die südafrikanischen Winterquartiere genannt. Schreiadler sind für den sogenannten „obligatorischen Kainismus“ bekannt, bei dem das zweite Küken („Abel“ nach der alttestamentlichen Überlieferung des Brudermordes Kains) in nahezu allen Fällen vom erstgeschlüpften getötet wird. Um die sinkenden Bestände zu stabilisieren wurden zwischen 2004 und 2016 insgesamt 85 zweitgeschlüpfte Jungvögel wilder Bruten in Gefangenschaft aufgezogen und später über Auswilderungsvolieren in Brandenburg freigelassen. 50 davon entstammten der rund 1000 Kilometer entfernten stabilen Population in Lettland. Zu Beginn dieses Experiments war unklar, ob die lettischen Adler den anstrengenden Zug in die afrikanischen Winterquartiere finden und überleben würden. Um dem genauer auf den Grund zu gehen, wurden 12 verlagerte sowie acht aus Deutschland stammende Schreiadler im 1. Kalenderjahr und neun hiesige Altvögel im Jahr 2009 mit GPS-Sendern ausgestattet.
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Die deutschen Jungvögel starteten ihren Wegzug etwa zur gleichen Zeit wie die ausgewachsenen Schreiadler. Sechs von acht Jungvögeln und alle Altvögel nutzen dabei den östlich um das Mittelmeer führenden Zugweg. Bei den aus Lettland verlagerten Adlern zeigten sich hingegen deutliche Unterschiede: Sie begaben sich bereits durchschnittlich sechs Tage früher auf den Wegzug und fünf Jungadler zogen anfangs nach Westen, später dann in südliche Richtung und starben im zentralen Mittelmeergebiet. Während von den heimischen Jungvögeln also sieben von acht Afrika erreichten, verlief unter den lettischen Schreiadlern nur für ein Drittel der Wegzug erfolgreich.
Die Wissenschaftler vermuten, dass junge Schreiadler eine weitaus größere Chance haben, den strategisch günstigen südöstlichen Zugweg zu erlernen, wenn sie zur gleichen Zeit wie erfahrene Altvögel aufbrechen. Die Gründe für den frühen Abzug der verlagerten Jungvögel sind unklar.
Bis zum Ende des Jahres kamen leider insgesamt 16 der 20 Jungvögel ums Leben. Auch wenn damit nur jeweils zwei der heimischen bzw. lettischen in Gefangenschaft aufgezogenen Schreiadler den ersten Winter überlebten, bilden diese einen deutlichen Anstieg der Produktivität der deutschen Schreiadler-Population im Auswilderungsjahr 2009. Eines der lettischen Adlermännchen brütete drei Jahre später in der Nähe der Auswilderungsvoliere selbst erfolgreich. Insgesamt sind die Forscher daher mit dem Erfolg der „Abel-Strategie“ durchaus zufrieden.
Die wenig erfreuliche Bestandsentwicklung des Schreiadlers in Deutschland und in welchen Gegenden Deutschlands die Chance auf eine Beobachtung am größten ist, wird neben Informationen zu allen weiteren 279 Brutvögel im Atlas Deutscher Brutvogelarten (ADEBAR) dargestellt und erläutert.
Weitere Informationen
- Meyburg et al. 2017: Orientation of native versus translocated juvenile lesser spotted eagles (Clanga pomarina) on the first autumn migration. J. Exp. Biol. 220: 2765-2776; doi: 10.1242/jeb.148932
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14.08.2017
Rekordjahr für Stelzenläufer-Bruten in Großbritannien
Der Brutversuch dieses Stelzenläufer-Paares 2017 auf Fehmarn verlief leider nicht erfolgreich
© Wolfgang Henkes
Genau wie in Deutschlands sind auch in Großbritannien Stelzenläufer alljährliche Gastvögel, die jedoch nur unregelmäßig und in stark schwankender Zahl zur Brut schreiten. 2017 stellt dort das bislang erfolgreichste Jahr für diese Art dar. Insgesamt 13 Jungvögel wurden in den südöstlichen Grafschaften Kent, Cambridgeshire und Norfolk flügge. Diese Zahl ist bemerkenswert, da im gesamten letzten Jahrzehnt nur wenige erfolgreiche Bruten dokumentiert wurden und die Anzahl der Jungvögel 2017 den bisherigen Nachwuchs aller Bruten von der Erstbrut 1986 bis 2016 übertrifft.
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Hierzulande zeigen Stelzenläufer bislang nur eine geringe Brutplatztreue und selbst nach erfolgreichen Bruten werden die Gebiete im Folgejahr nur selten wieder aufgesucht. Im ergiebigsten Gebiet, dem RSPB-Reservat Cliffe Pools, zogen zwei Paare zusammen sieben Jungvögel auf. Bereits in den letzten drei Jahren hatte es dort erfolglose Brutversuche von Stelzenläufern gegeben.
Die Wissenschaftler der Royal Society for the Protection of Birds (RSPB) gehen davon aus, dass Stelzenläufer im Zuge des Klimawandels künftig immer häufiger auch in Großbritannien zur Brut schreiten könnten. Eine ähnliche Entwicklung wird für verschiedene Reiherarten prognostiziert.
In Deutschland sind Stelzenläufer unregelmäßige Brutvögel. 2017 schritten zwei Paare an der Ostseeküste zur Brut. Während ein Brutversuch in Wallnau auf Fehmarn bereits in einem frühen Stadium scheiterte, wurde an der Geltinger Birk weiter nördlich ein Jungvogel flügge. Informationen zu Bruten des Stelzenläufers in Deutschland und seiner Bestandsentwicklung sind im Atlas Deutscher Brutvogelarten (ADEBAR) dargestellt.
Weitere Informationen
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31.07.2017
Bartgeier „Durzon“ geschwächt aufgegriffen
Der junge Bartgeier „Durzon“ verdankt sein Leben sicherlich dem besonnenen Einsatz der Naturschützer.
© Thomas Brandt
Der besenderte junge Bartgeier, der sich für einige Tage in Deutschland aufhielt (vgl. DDA-News vom 24.07.2017), wurde inzwischen eingefangen. Naturschützer haben den Vogel am 24. Juli völlig durchnässt in der Nähe seines letzten Schlafplatzes (der zuletzt georteten Position) finden können. Er war flugfähig, doch offenbar so geschwächt, dass er es nicht aus eigener Kraft über die Baumwipfel der Lichtung hinweg schaffte.
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Gemeinsam mit Kollegen der Wildtier- und Artenschutzstation Sachsenhagen (WASS) und in Abstimmung mit den französischen Geierforschern wurde Durzon noch am gleichen Abend eingefangen, um in der Pflegestation wieder zu Kräften zu kommen. Der Vogel machte insgesamt einen gesunden Eindruck ohne äußerliche Verletzungen. Lediglich der Dauerregen der letzten Tage sowie möglicher Nahrungsmangel hatten dem unerfahrenen Vogel offenbar stark zu schaffen gemacht.
So schnell wie möglich soll Durzon nun in den rund 1000 Kilometer südwestlich gelegenen Naturpark der Grands Causses, sein Auswilderungsgebiet in Frankreich, zurückgebracht und dort erneut freigelassen werden.
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31.07.2017
Kappenammer und Brillengrasmücke – Zwei neue Brutvogelarten in Deutschland
Männliche Kappenammer und männliche sowie juvenile Brillengrasmücke von den beiden Erstbruten für Deutschland
© Heiner Götz / Armin Kreusel
In der Vogelwelt kommt es laufend zu Veränderungen von Arealen und Beständen. Einige Arten werden immer seltener, andere zeigen – oft dank intensiver Schutzmaßnahmen – positive Trends. Hin und wieder gelingen auch Brutnachweise von Arten, deren Hauptverbreitungsgebiete eigentlich hunderte Kilometer entfernt liegen. Es kann sich dabei um Einzelfälle oder Vorreiter einer Arealausweitung handeln. Die möglichen Ursachen sind vielfältig und meist kaum zu klären. In Deutschland gelangen 2017 zwei bemerkenswerte Brutnachweise von Arten, die vermutlich kaum jemand als potenzielle neue Brutvogelart auf der Rechnung hatte.
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Kappenammern sind in Südosteuropa von Italien über Griechenland und die Türkei bis in den Iran verbreitet. Die nördlichsten Vorkommen liegen im Osten der Ukraine. In Deutschland ist die Kappenammer eine Ausnahmeerscheinung mit nur 13 Nachweisen seit 1977. Erstmalig wurde in der Nähe von Tübingen am 30. Mai 2017 ein singendes Kappenammer-Männchen festgestellt. Da es sich um ein sensibles Gebiet mit in Baden-Württemberg vom Aussterben bedrohten Brutvögeln handelte, wurde die Entdeckung intern gehalten und nicht veröffentlicht, um Störungen im Gebiet zu vermeiden. Während weiterer Beobachtungen in der Folgezeit stellte sich dann heraus, dass sich auch eine weibliche Kappenammer im Gebiet aufhielt und die beiden offenbar mit dem Nestbau beschäftigt waren. Von da an wurde das Verhalten der Vögel genau studiert und schließlich eine erfolgreiche Brut mit vier flüggen Jungvögeln dokumentiert. Im späten Stadium der Brut wurden durch die lokalen Gebietsbetreuer Führungen für Interessierte angeboten. Während der Zeit des Ausfliegens konnten so mehr als 100 Beobachterinnen und Beobachter die erste Brut der Kappenammer in Deutschland mit eigenen Augen verfolgen. Gesammelte Spenden kamen dem Landwirt zugute, auf dessen Acker die Ammern gebrütet haben. Seiner ökologischen Wirtschaftsweise ist es überhaupt zu verdanken, dass dort noch eine bemerkenswert hohe Dichte an Feldvögeln vorkommt. Es handelt sich um den ersten Brutnachweis der Kappenammer für Deutschland. Bemerkenswert ist auch die ebenfalls erste Brut für Ungarn im Sommer 2017.
Am 13. Juni 2017 sorgte die Entdeckung einer Brillengrasmücke im auf der Dreiborner Hochfläche im Nationalpark Eifel in Nordrhein-Westfalen für Aufsehen. Viele Beobachter konnten den über mehrere Wochen eifrig singenden Vogel beobachten, der mit der Zeit aber immer heimlicher wurde. Trotz fortwährender Beobachtung wurde erst am 13. Juli von zwei Beobachtern unabhängig von einander entdeckt, dass das Brillengrasmücken-Männchen offenbar einen Partner gefunden hatte. An diesem Tag konnten erstmals eben flügge Jungvögel fotografiert werden. Neben dem bereits am Entdeckungstag beringten Männchen wurden am 19. Juli schließlich sechs weibchenfarbige Brillengrasmücken gesehen und fotografisch belegt, wobei es sich dem Verhalten nach um das Weibchen und fünf flügge Jungvögel handelte. Drei der Jungvögel konnten gefangen und beringt werden. Dabei wurden auch DNA-Proben genommen, die letzte Sicherheit für eine artreine Brut geben sollen. Es handelt sich um den ersten deutschen und vierten mitteleuropäischen (nach drei Bruten in der Schweiz) Brutnachweis.
Die Verbreitung und Bestandsentwicklung aller übrigen Brutvogelarten Deutschlands ist im Atlas Deutscher Brutvogelarten (ADEBAR) wird bislang einmaliger Vollständigkeit auf rund 800 Seiten reich illustriert dargestellt und erläutert.
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24.07.2017
Wieder fliegt ein Bartgeier durch Deutschland – Wo ist „Durzon“?
Gestern übernachtete der Bartgeier „Durzon“ nördlich des Steinhuder Meeres. Wo hält er sich aktuell auf?
© LPO
Bereits im vergangenen Frühjahr hielt sich über einen längeren Zeitraum ein junger Bartgeier in Deutschland auf. Er konnte dabei in Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Hessen und Niedersachsen gesichtet werden. Die letzten Beobachtungen stammten von der Nordseeküste – eine für Geier gefährliche Gegend, da fehlende Thermik das Fliegen sehr kräftezehrend macht. Über das weitere Schicksal des unmarkierten und unberingten Bartgeiers ist nichts bekannt. Hoffentlich hat er es wieder zurück in die Alpen, sein vermutliches Herkunftsgebiet, geschafft. Die Wissenschaftler der Stiftung zur Erhaltung der Geier (VCF) waren damals sehr erfreut über die tolle Mitarbeit der Vogelbeobachter. Auf diese Weise ließ sich der Gesundheitszustand des Vogels aus der Ferne recht gut bewerten. Da der Geier damals auch häufiger fressend beobachtet wurde, war auf ein Einfangen verzichtet worden.
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Nun wendeten sich französische Forscher mit einem Hilferuf an verschiedene deutsche Naturschutzorganisationen. Ein beringter, individuell gekennzeichneter und besenderter junger Bartgeier namens „Durzon“ aus einem Wiederansiedlungsprojekt im französischen Zentralmassiv ist derzeit auf Reisen und hält sich bereits seit einigen Tagen in Deutschland auf, nachdem er quer durch Frankreich und über Luxemburg, Belgien und die Niederlande geflogen war. Die letzte Ortung des erst sechs Monate alten Vogels stammt nun aus dem Großraum Steinhuder Meer. Dort hat er vom 23. Auf den 24. Juli in einem Wäldchen westlich von Eilvese bei Neustadt am Rübenberge übernachtet.
Die Kollegen vom französischen BirdLife-Partner LPO machen sich Sorgen um diesen noch sehr unerfahrenen Vogel und bitten um Hilfe, insbesondere Informationen zu Beobachtungen des Vogels und seinem aktuellen Gesundheitszustand. Wer den Bartgeier beobachten kann, wird gebeten sich dem Tier nicht zu nähern, um es nicht unnötig in Stress zu versetzen!
Wer den Bartgeier „Durzon“ entdeckt, kann sich umgehend (auf Englisch oder Französisch) direkt an den Geierforscher Raphael Neouze (E-Mail: raphael.neouze@lpo.fr) wenden. Alternativ oder gern zusätzlich ist auch eine Meldung über das Beobachtungsportal ornitho.de oder an den DDA möglich. Die Informationen werden dann umgehend an die französischen Experten weitergeleitet.
Mit dieser Nachricht sollen insbesondere Vogelkundler im Großraum Hannover sensibilisiert werden. Es ist jedoch auch denkbar, dass sich der Vogel mittlerweile bereits in einer anderen Region aufhält. Diese Nachricht darf und soll daher gern weiter verbreitet werden!
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19.07.2017
Vögel in Deutschland aktuell: Rückblick auf das Frühjahr 2017
© Aula-Verlag
Die Monate März bis Mai 2017 wurden vom Deutschen Wetterdienst als „deutlich zu warm, gebietsweise äußerst trocken und mit viel Sonnenschein“ umschrieben. Das fast frühsommerliche Wetter beschleunigte den Heimzug einiger Arten bis Mitte April offenbar deutlich. Ein Kälteeinbruch zu Ostern bremste die später ankommenden und bei uns durchziehenden Arten dann allerdings. Zwar entsprach die Ankunft der ersten Individuen bei den meisten Arten etwa dem Mittel der letzten fünf Jahre, die Hauptankunft verschob sich aber teils um mehrere Tage. Um diese Erkenntnis zu erlangen, haben wir die Daten der Beobachtungslisten ausgewertet. Auf den großen Mehrwert von Beobachtungslisten und wie diese zu verwenden sind, weisen wir in unserer Rückschau auf das Frühjahr 2017 hin.
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Raubseeschwalben sind insbesondere im Binnenland hierzulande seltene Durchzügler. Das vergangene Frühjahr zeigte sich ungewöhnlich individuenreich, sodass wir diese Art einmal genauer betrachten. Wann sind im Binnenland die Chancen auf eine Entdeckung am besten und wie ist das Auftreten im Frühjahr 2017 im Vergleich mit den Vorjahren zu bewerten?
Unter den 1,3 Millionen Meldungen auf ornitho.de in den drei Frühlingsmonaten fanden sich selbstredend auch wieder zahlreiche Seltenheiten. Auffällig war das recht starke Au¬ftreten amerikanischer Entenarten. Von Kanadapfeif-, Carolinakrick-, Blauflügel-, Ringschnabel- sowie Prachteider- und Spatelente wurden teils mehrere Individuen entdeckt. Schwarzbrauenalbatros, Blauracke, Kalanderlerche, Schwarzkehldrossel und Fichtenammer gehören zu den weiteren Highlights.
Den Beitrag „Vögel in Deutschland aktuell: Frühjahr 2017: Raubseeschwalben, Zugvögel und der Mehrwert von Beobachtungslisten“ in der Zeitschrift "Der Falke" können Sie hier als PDF herunterladen. Alle weiteren Beiträge mit direktem Bezug zu ornitho.de finden Sie unter Publikationen und Auswertungen.
Das komplette Falke-Heft 7/2017 mit vielen weiteren Beiträgen, u.a. zum Rotmilanprojekt „Land zum Leben“, Sanderlinge, die „Stunde der Gartenvögel“, Flussregenpfeifer sowie den neuen Bericht „Seltene Vögel in Deutschland 2015“ können Sie über die Internetseite von „Der Falke“ beziehen.
Viel Spaß beim Lesen wünscht
das Team von ornitho.de und ornitho.lu
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17.07.2017
Zum ersten Mal überhaupt brüteten Steppenweihen 2017 in den Niederlanden
Zum ersten Mal überhaupt brüteten Steppenweihen 2017 in den Niederlanden
© Martin Jordan
Die Steppenweihe ist eine Vogelart der eurasischen Steppen und Halbwüsten. Bereits seit den 1990er Jahren wird aber ein deutlich zunehmendes Auftreten westlich der Brutgebiete festgestellt und mehrfach kam es zu individuenreichen Einflügen. Die letzten Bruten in Mitteleuropa liegen lange zurück. In Deutschland gab es in den 1950er Jahren die letzten Brutnachweise. Nun gelang in den Niederlanden ein neuer Brutnachweis und der erste jemals dort dokumentierte. Beeindruckende Aufnahmen sind in einem
Youtube-Video zusammengefasst worden.
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Während Brutvogelkartierungen wurde im Mai erstmalig das Männchen in dem Gebiet in der Nähe von Groningen festgestellt. Bereits am nächsten Tag konnte das Nest in einem Wintergetreide-Feld gefunden werden. Der Verlauf der Brut wurde von Beginn an intensiv überwacht. Um die Jungvögel vor Prädatoren wie Steinmarder oder Fuchs zu schützen, wurde Mitte Juni ein Schutzzaun errichtet. Zu diesem Zeitpunkt fanden sich fünf wenige Tage alte Küken im Nest. Als die Wintergerste Anfang Juli geerntet wurde, waren zwei der jungen Steppenweihen bereits flügge, zwei weitere kurz vor dem Ausfliegen. Das fünfte Küken war bereits in einer frühen Phase der Brut eingegangen. Die vier weiblichen Jungvögel wurden mit schwarzen Farbringen markiert.
Die erfolgreiche Brut der Steppenweihen in den Niederlanden ist bemerkenswert. Die nächsten bekannten Brutplätze liegen rund 1700 Kilometer nordöstlich in Finnland. In Deutschland ist die Steppenweihe weiterhin ein seltener Durchzügler, doch zeigen einzelne Brutzeitbeobachtungen in den letzten Jahren, dass es möglicherweise auch hierzulande nach rund 70 Jahren vielleicht mal wieder zu einer Steppenweihen-Brut kommen könnte.
Mit dem Auftreten der Steppenweihe in Deutschland haben sich Stefan Stübing und Thomas Sacher in „Seltene Vögel in Deutschland 2011/12“ intensiv befasst.
Weitere Informationen:
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04.07.2017
Erst die Weibchen, dann die Männchen? Alters- und Geschlechterverhältnis bei Waldschnepfen auf dem Herbstzug
Mehr als eine Million Waldschnepfen werden pro Jagdsaison allein in Frankreich geschossen
© Thomas Kirchen
Die Waldschnepfe ist mit 20-26 Millionen Individuen die häufigste und mit einer jährlichen Jagdstrecke von 2,7 Mio. auch die am häufigsten geschossene Watvogelart in Europa. Über das Alter der Vögel ist bereits relativ viel bekannt, weniger erforscht ist hingegen das Geschlechterverhältnis, da sich Männchen und Weibchen optisch nicht unterscheiden lassen. Eine aktuelle Auswertung brachte nun interessante Details zum Zuablauf hervor.
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In der Studie, die im European Journal of Wildlife Research veröffentlicht ist, wurden 327 in Dänemark geschossene Waldschnepfen aus zwei Jagdperioden (1.10.-31.1. 2012/13 und 2013/14) einer DNA-Analyse unterzogen. Es stellte sich heraus, dass insgesamt 37 % der geschossenen Waldschnepfen junge Weibchen betrafen. 27 % entfielen auf junge Männchen, 16 % auf adulte Weibchen und 20 % auf adulte Männchen. Besonders auffällig war ein starker Weibchen-Überschuss unter den Jungvögeln im Oktober, während zu keiner anderen Zeit oder bei Altvögeln ähnliche Verhältnisse auftraten. Unter Berücksichtigung weniger vergleichbarer Untersuchungen aus anderen Ländern Europas kommen die Forscher zu dem Schluss, dass der Herbstzug der Waldschnepfe mit einer Welle junger Weibchen beginnt, der junge Männchen und Altvögel folgen. Möglicherweise verharren die Männchen in Herbst und Winter grundsätzlich weiter nördlich als weibliche Vögel. Das ermittelte Durchzugsmuster lässt vermuten, dass ein späterer Beginn der Jagdzeiten den Abschuss von Weibchen reduzieren könnte. Dies könnte sich wiederum positiv auf die Reproduktion dieser polygamen Art auswirken.
Verbreitung und Bestandsentwicklung der Waldschnepfe in Deutschland sind – wie auch die Daten zu allen 279 weiteren Brutvögeln – im Atlas Deutscher Brutvogelarten beschrieben.
Weitere Informationen
- Christensen et al. 2017: Seasonal variation in the sex and age composition of the woodcock bag in Denmark. Eur J Wildl Res 63: 52. doi:10.1007/s10344-017-1114-5
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04.07.2017
Wiesenweihen offenbaren erstaunliche Flugleistungen
Nicht nur auf dem Durchzug, auch zur Brutzeit legen männliche Wiesenweihen täglich große Strecken zurück
© Gunther Zieger
Die beeindruckenden Strecken, die viele Langstreckenzieher wie die Küstenseeschwalbe zweimal pro Jahr zurücklegen, sind weit bekannt. Doch während man bei einigen Arten mittlerweile recht genau weiß, welche Strecken zwischen Brut- und Winterquartier zurückgelegt werden, haben sich bislang nur wenige Studien mit den Distanzen während der übrigen Zeit des Jahres beschäftigt. Mithilfe von GPS-Daten von 29 besenderten Wiesenweihen in Brutgebieten in Frankreich, den Niederlanden und Dänemark sind Wissenschaftler dieser Sache nun auf den Grund gegangen. Die Ergebnisse wurden im Wissenschaftsjournal
Biology Letters veröffentlicht.
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Insgesamt legten die Vögel im Jahresverlauf zwischen 35.000 und 88.000 Kilometer zurück – was der Strecke von ein bis zwei Erdumrundungen entspricht. Gerade einmal 28,5% dieser Strecke entfielen dabei auf den Zugweg. Im Herbst legten die Wiesenweihen pro Tag durchschnittlich knapp 300 km zurück, auf dem Frühjahrszug rund 250 km. Erstaunlicherweise flogen die Männchen auch während der Brutzeit vergleichbare Distanzen (217 km), während die Weibchen zu dieser Zeit nur deutlich kürzere Ausflüge machten (101 km). Bezogen auf die reine Flugleistung ist die Brutzeit für die Männchen also ähnlich fordernd wie der Zug in die afrikanischen Winterquartiere. Im Überwinterungsgebiet wurden bei beiden Geschlechtern weitaus kürzere Distanzen zurückgelegt als auf dem Durchzug (114 bzw. 128 km).
Legen auch andere Greifvögel während der Brutzeit solche Distanzen zurück? Seit 2014 besendert der DDA Rotmilane in Deutschland. Werden Sie Patin oder Pate eines solchen Rotmilans und unterstützen Sie die Erforschung von Deutschlands heimlichem Wappenvogel. Sie bekommen neben einer Patenurkunde dann regelmäßig die „Rotmilan-Post“ mit exklusiven Neuigkeiten über „Ihren“ Milan und erfahren, wann das Revier besetzt wurde, wo er sich zur Brutzeit aufgehalten hat und viel Spannendes mehr.
Weitere Informationen
- Schlaich et al. 2017: A circannual perspective on daily and total flight distances in a long-distance migratory raptor, the Montagu′s harrier, Circus pygargus. Biol. Lett. 2017 13 20170073; doi: 10.1098/rsbl.2017.0073.
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03.07.2017
Radio-Tipp: „Kommt kein Vogel geflogen – warum immer mehr Vogelarten in ihrem Bestand gefährdet sind“ – Live-Diskussion im Nordwestradio am 5. Juli
© Nordwestradio
„
Amsel, Drossel, Fink und Star und die ganze Vogelschar wünschen dir ein frohes Jahr...“, heißt es in einem der berühmtesten deutschen Kinderlieder. Doch die Textzeile scheint kaum noch in die Realität zu passen. Schon seit Jahren beklagen Ornithologen, dass die Bestände vieler Feldvögel und Gebäudebrüter immer stärker abnehmen. Dass das keine gefühlte Entwicklung ist, zeigt die Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Grünen vor wenigen Wochen.
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Danach hat sich die Anzahl der Vögel in den vergangenen 30 Jahren halbiert. Besonders betroffen sind die Kiebitze, deren Bestand um mehr als 80 Prozent gesunken ist. Bei den Braunkehlchen beträgt der Rückgang mehr als 60 Prozent, bei den Feldlerchen 35 Prozent. Selbst ein „Allerweltsvogel“ wie der Haussperling könnte demnächst vom Aussterben bedroht sein, sollte sich die Entwicklung ungebremst fortsetzen. EU-weit beziffern Naturschützer den Aderlass in der Vogelwelt auf rund 300 Millionen Brutpaare.
Geht es um Ursachenforschung, heißt es schnell: die moderne Landwirtschaft sei der Hauptverantwortliche für das Vogelsterben. Tatsächlich gibt es durch den Einsatz von Pestiziden immer weniger Insekten, die eine wichtige Futterquelle für Vögel sind. Zudem werden die Felder immer früher abgeerntet, wodurch wertvolle Brutstätten verloren gehen. Doch allein die Landwirtschaft für das Vogelsterben verantwortlich zu machen, greift zu kurz. So verweisen Wissenschaftler auf die zunehmende Verbreitung von Nesträubern wie streunenden Katzen, Mardern oder Waschbären. Auch Glasfassaden, Stromleitungen oder Windkrafträder erweisen sich immer wieder als tödliche Gefahr für Vögel.
Anderseits hat es in der Vogelwelt in den zurückliegenden Jahrzehnten nicht ausschließlich Verlierer, sondern auch Gewinner gegeben. So ist zum Beispiel der Bestand von Weißstörchen, Saatkrähen oder Zaunammern gestiegen – was die Komplexität des Themas verdeutlicht.
In der Sendung „Nordwestradio unterwegs“ werden mit Vertretern des niedersächsischen Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft & Verbraucherschutz, des NABU Landesverbandes Bremen, der Biologischen Station Osterholz, des Niedersächsischen Landvolks sowie einem Biolandwirt unter anderem die Ursachen für das Vogelsterben, die betroffenen Arten, Erwartungen an die Politik und die Möglichkeit des Vogelschutzes im eigenen Garten diskutiert.
Die Sendung wird am Mittwoch, 5. Juli von 18:05 bis 19 Uhr live aus dem Norddeutschen Vogelmuseum in Osterholz-Scharmbeck übertragen und ist über den Nordwestradio-Livestream verfügbar. Es besteht auch die Möglichkeit, selbst im Auditorium zu sitzen. Die Sendung findet im Norddeutschen Vogelmuseum, Bördestraße 42, 27711 Osterholz-Scharmbeck, statt. Der Eintritt ist frei.
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27.06.2017
Unbemannte Flugsysteme mit Wärmebildkamera: Nestsuche im 21. Jahrhundert
Sag mir wo die Nester sind… Modernste Technik kommt heute im Artenschutz zum Einsatz
© Christoph Moning
In der stark intensivierten Agrarlandschaft haben es Vögel immer schwerer erfolgreich zu brüten. Starke Bestandseinbrüche sind die Folge und aufwändige Schutzmaßnahmen nötig, um einige Arten nicht an den Rand des Aussterbens zu bringen. Um besetzte Nester vor der Zerstörung durch landwirtschaftliche Maschinen zu bewahren, werden diese in vielen Gegenden Deutschlands markiert. Auf diese Weise können Landwirte die entsprechenden Stellen bei der Feldbearbeitung gezielt umfahren.
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Auf der Internationalen Konferenz über unbemannte Flugsysteme (ICUAS 2017) in Miami/USA, stellten Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt und der NABU-Naturschutzstation Münsterland Mitte Juni eine neue Methode vor, bei der mithilfe von Drohnen Nester von Bodenbrütern auf landwirtschaftlichen Nutzflächen entdeckt werden können. Zum Einsatz kommt dabei ein kleines Flugsystem mit Wärmebildkamera. Mit diesem lassen sich Kiebitznester aus einer Höhe von rund 40 Metern leicht entdecken. Um das Auffinden noch zu vereinfachen und die Ergebnisse zu verbessern wird zur Vorverarbeitung ein Algorithmus genutzt, der den Kontrast der Bilder um 10-50% erhöht. In einem Testlauf konnten auf diese Weise 93% der bekannten Nester aufgefunden werden. In einem Beitrag im frei zugänglichen Tagungsband werden die notwendigen technischen Voraussetzungen und optimale Einstellungen zum Erkennen von Kiebitzgelegen per Wärmebildkamera beschrieben.
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27.06.2017
Wie wirkt sich der Klimawandel auf die Verbreitung des Rötelfalken aus?
Bei einem europäischen Gesamtbestand von 20.000–35.000 Brutpaaren, wird der Rötelfalken derzeit als „gefährdet“ klassifiziert
© Ingo Waschkies
Rötelfalken sind von Nordafrika über Südeuropa und den Mittleren Osten bis zum Baikalsee verbreitet. Optisch ähneln sie unseren Turmfalken, zeigen aber eine andere Brutbiologie und sind weitgehend Zugvögel, die in Afrika und auf der Arabischen Halbinsel überwintern. Zunehmend kommt es allerdings auch zu Überwinterungen in Südeuropa. Seit dem Jahr 2000 kam es unter anderem in Italien, Frankreich und Spanien zu einem Bestandsanstieg.
Inwiefern sich Klimaveränderungen auf die Verbreitung des Rötelfalken in Italien auswirken könnten, haben Wissenschaftler nun anhand verschiedener Klimamodelle getestet und ihre Ergebnisse im
Journal of Avian Biology veröffentlicht. Die italienischen Rötelfalken-Kolonien finden sich vorwiegend im Süden des Landes, doch bereits seit einigen Jahren breitet sich die Art nach Norden aus, sodass mittlerweile auch zentrale und sogar nördliche Bereiche der Halbinsel besiedelt sind. Auch Winternachweise gelingen immer häufiger. Diese Entwicklungen werden mit der globalen Klimaerwärmung in Verbindung gebracht. Einerseits geht man davon aus, dass wärmeliebende Arten durch steigende Temperaturen (auch im Winter) profitieren könnten, andererseits könnten sich veränderte Niederschlagsregime auch negativ auf die Nahrungsverfügbarkeit auswirken.
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Rötelfalken sind insbesondere in der Zeit von März bis Mai auf ein großes Insektenangebot angewiesen. Dieses ist nur gegeben, wenn ausreichend Niederschläge ein üppiges Pflanzenwachstum ermöglichen. Auch in der Zeit von August bis September, während der sich die Vögel für den Zug ins Winterquartier stärken, führt eine veränderte Nahrungssituation unweigerlich zu deutlichen Konsequenzen.
In ihrer Untersuchung modellierten die Forscher die Auswirkungen von Temperatur- und Niederschlagsveränderungen aus acht Klimaszenarien auf die Eignung als Brut- und Überwinterungsgebiet für Rötelfalken anhand der derzeitigen Verbreitung und klimatischen Bedingungen. Sie prognostizierten für pessimistische bis sehr pessimistische Klimaszenarien bis 2050 einen Verlust von 42% der geeigneten Brutgebiete in Italien. 66% der derzeitigen Kolonien wären davon betroffen und könnten demnach langfristig aufgegeben werden. Kurzfristig wäre allerdings eine weitere Expansion denkbar. Große Gebiete, die gemäß der Habitatmodellierung unter derzeitigen Bedingungen zur Brut geeignet wären, sind bislang nicht besiedelt. Darüber hinaus zeigte sich auch, dass ein deutlicher Anstieg der Wintertemperaturen ein Ausharren im Brutgebiet begünstigen würde. Bis auf eines sagten alle Szenarios eine Verschiebung der Brutgebiete um rund 40 Kilometer nach Norden bis zum Jahr 2050 vorher.
Auch wenn sich der Rötelfalke derzeit in Ausbreitung befindet, führen die Wissenschaftler vor Augen, dass der Schutz der italienischen Rötelfalken nicht vernachlässigt werden darf und Klimaveränderungen voraussichtlich zu deutlichen Veränderungen der Habitateignung führen werden. Insbesondere am südlichen Rand der Verbreitung droht durch Wüstenbildung die Aufgabe von Koloniestandorten. Neben der globalen Erwärmung müssen zudem weitere nicht-klimatische Faktoren bedacht werden, die sowohl zur Brutzeit als auch im Winterhalbjahr die Effekte der Klimaveränderungen abschwächen oder verstärken können.
Insgesamt erst wenige Male wurden Rötelfalken in Deutschland beobachtet. Allein in den letzten zwei Jahren gelangen aber mehrere Nachweise. Möglicherweise sind dies Auswirkungen der positiven Bestandsentwicklung in Südeuropa. Genauere Infos zu den letzten anerkannten Nachweisen finden sich im jüngst veröffentlichten Bericht der Deutschen Avifaunistischen Kommission in „Seltene Vögel in Deutschland 2015“.
Weitere Informationen
- Morganti et al. 2017: Climate determinants of breeding and wintering ranges of lesser kestrels in Italy and predicted impacts of climate change. J Avian Biol. doi:10.1111/jav.01179
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23.06.2017
Radio-Tipp: „Die Nachtigall war’s und nicht die Lerche …“ – Eine Lange Nacht über Singvögel
© Deutschlandfunk
Die Lange Nacht im Deutschlandfunk ist eine Sendereihe, die sich jeweils dreistündig mit einem ganz bestimmten Thema beschäftigt. In den Nächten 23./24. und 24./25. Juni 2017 wird es um Singvögel, Ornithologen und die Vogelbeobachtung gehen. In der „Langen Nacht der Singvögel“ führen Ornithologen und Vogelbeobachter ein in den Vogelgesang, in Gesangsarten und -dialekte. Und gehen der ebenso intensiv erforschten wie immer noch unbeantworteten Frage nach: Warum singen Vögel? Deutschlands berühmtester Vogelstimmenimitator Uwe Westphal wird zu hören sein und die Nachtigallenforscherin Silke Kipper. Der Solocellist der Berliner Philharmoniker Ludwig Quandt erzählt von seiner Passion für den Vogelgesang. Mit Musik von Vivaldi, Haydn und Mozart führen der Landschaftsökologe Martin Flade und der Hobbyornithologe Anselm Weidner durch die Lange Nacht.
Die genauen Sendetermine sind 23./24. Juni (Freitag auf Samstag) 00:05 – 3:00 Uhr auf Deutschlandfunk Kultur sowie 24./25. Juni (Samstag auf Sonntag) 23:05 – 2:00 Uhr auf Deutschlandfunk.
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20.06.2017
Bundesamt für Naturschutz legt Agrar-Report zur biologischen Vielfalt vor
Das Rebhuhn ist trauriger Rekordhalter bei den Bestandsrückgängen der Vogelarten in der Agrarlandschaft
© Mathias Schäf
Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) stellt erstmals einen umfassenden Agrar-Report zur biologischen Vielfalt vor und zeigt in seiner Analyse, dass sich die Situation der biologischen Vielfalt in der Agrarlandschaft deutlich verschlechtert hat. „
Diese Entwicklung muss für uns alle alarmierend sein“, erklärt BfN-Präsidentin Prof. Beate Jessel. „
Wir brauchen deshalb dringend eine Kehrtwende in der Agrarpolitik.“
Für seinen Agrar-Report hat das Bundesamt für Naturschutz die Ergebnisse aus verschiedenen Forschungsvorhaben zur Entwicklung der Natur in der Agrarlandschaft zusammengeführt. „
Praktisch alle Tier- und Pflanzengruppen in der Agrarlandschaft sind von einem eklatanten Schwund betroffen. Besonders deutlich wird dies beispielsweise bei den Vögeln und den Insekten. Die Problematik setzt sich aber leider auch bei der Situation der Lebensraumvielfalt fort“, sagt die BfN-Präsidentin. Die aktuelle Rote Liste der gefährdeten Biotoptypen Deutschlands sowie das Monitoring von Landwirtschaftsflächen mit hohem Naturwert verdeutlichen dies eindringlich.
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Auch das für den Naturschutz besonders wichtige Grünland, die Wiesen und Weiden, steht unter Druck. „Zwar scheint der Flächenverlust gestoppt, aber wir müssen eine weiter anhaltende deutliche qualitative Verschlechterung des Grünlands feststellen, die infolge der zunehmend intensiven Bewirtschaftung ungebremst voranschreitet“, erläutert Prof. Jessel. „Alarmierend ist, dass dadurch mittlerweile verbreitet auch blütenreiche Mähwiesen mittlerer Bewirtschaftungsintensitäten massiv unter Druck geraten.“ Etwa 40 Prozent der in Deutschland gefährdeten Arten der Farn- und Blütenpflanzen haben ihr Hauptvorkommen im Grünland. Hier ist eine Entwicklung vorgezeichnet, die bei früher typischen Ackerwildkräutern wie Acker-Rittersporn und Sommer-Adonisröschen oder anderen, heute nur noch selten zu findenden und extrem gefährdeten Arten schon weit fortgeschritten ist: Im Inneren von Ackerflächen ist ihre Anzahl bereits um mehr als 70 Prozent gesunken.
Aber nicht nur die Nahrungsgrundlage und der Lebensraum vieler Insekten und Agrarvögel geht verloren. Auch wichtige Ökosystemleistungen können immer weniger erbracht werden. Betroffen davon ist nicht nur die Landwirtschaft, die beispielsweise auf die Bestäubung angewiesen ist. In der breiten Bevölkerung wird der Verlust von Ökosystemleistungen spürbar, wenn beispielsweise die Wasserqualität schlechter wird. Eine nicht standortgerechte oder nicht naturverträgliche Landbewirtschaftung verursacht damit auch erhebliche volkswirtschaftliche Kosten.
Mit dem Agrar-Report belegt das Bundesamt für Naturschutz deutlich, dass sowohl die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) der Europäischen Union als auch die nationale Umsetzung hinsichtlich der Erhaltung der Biodiversität versagt haben. Sie leisten keinen substanziellen Beitrag, dem anhaltenden Verlust biologischer Vielfalt in den Agrarlandschaften entgegen zu wirken.
Konkret kritisiert das BfN beispielsweise die Vorschriften für die so genannten ökologischen Vorrangflächen als völlig unzureichend. Sie sind das zentrale Element des „Greening“, das in der EU-Agrarpolitik mit der letzten Reform eingeführt und mit erheblichen öffentlichen Mitteln versehen wurde. „Allerdings wird die Erfüllung der Anforderungen für den überwiegenden Teil dieser Flächen durch den Anbau von Zwischenfrüchten und Leguminosen realisiert, die keinen Mehrwert für die biologische Vielfalt erbringen“, erklärt Prof. Jessel. „Gemessen an den eingesetzten Finanzmitteln - jährlich werden etwa 1,5 Milliarden Euro als Greening-Prämie für Landwirte in Deutschland vorgesehen - müssen die Vorrangflächen wie auch das Greening als solches daher als weitgehend wirkungslose und gleichzeitig zu teure Fehlentwicklung bezeichnet werden.“
Hinzu kommt eine große Lücke zwischen dem Bedarf und den in der Realität zur Verfügung stehenden EU-Finanzmitteln zum Schutz der biologischen Vielfalt. Selbst auch nur elementare Aufgaben bei der Umsetzung der rechtlich zwingend vorgegebenen EU-Naturschutzrichtlinien lassen sich damit nicht erfüllen. „Dies alles zeigt die Notwendigkeit einer grundlegenden und schnellstmöglichen Kehrtwende in der GAP, die nur bei wirksamer Berücksichtigung von Naturschutzforderungen zukunftsfähig und gesellschaftlich legitimiert sein wird“, erklärt die BfN-Präsidentin.
Anforderungen an eine zukunftsfähige GAP:
- Konsequente Ausrichtung von Zahlungen an die Landwirtschaft am Gemeinwohlprinzip nach dem Grundsatz "Öffentliches Geld für öffentliche Leistungen". Finanzielle Mittel in ausreichender Höhe sind hierfür bereitzustellen.
- Schaffung von Anreizen für eine naturverträgliche, standortangepasste und damit nachhaltige Bewirtschaftung einschließlich der Sicherung von ökologischen Leistungen bei drastischer Reduzierung des administrativen Aufwands und Vereinfachung der Kontrollregelungen.
- Sicherstellung eines Mindestmaßes an Biodiversität auch in Intensivregionen - unter anderem durch konsequente Einhaltung eines zu optimierenden ordnungsrechtlichen Rahmens.
Quelle: BfN-Pressemitteilung, 20.6.2017
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20.06.2017
„Seltene Vögel in Deutschland 2015“ erschienen
© DAK/DDA
Eine Kurzzehenlerche ziert das Titelbild der bereits fünften Ausgabe der Reihe „Seltene Vögel in Deutschland“. Kern des 64 Seiten umfassenden Heftes bildet wie gewohnt der Seltenheitenbericht der DAK über die Nachweise seltener Vogelarten in Deutschland im Jahr 2015. Zu den Highlights gehören die Erstnachweise von Blutspecht und Bulwersturmvogel. Weitere bemerkenswerte Nachweise aus 2015 sind Deutschlands zweiter und dritter Sandstrandläufer, die dritten Beobachtungen von Zwergdrossel und Balkansteinschmätzer sowie die vierten Nachweise von Kalanderlerche, Brillengrasmücke und Weißbrauendrossel. Diese und mehrere hundert weitere Nachweise werden detailliert und mit zahlreichen Fotos und ergänzenden Grafiken und Karten präsentiert.
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Der im Juli 2015 in Baden-Württemberg geschwächt gegriffene Bulwersturmvogel gehört sicher zu den überraschendsten Entdeckungen der vergangenen Jahre. Es war nicht nur der erste für Deutschland, sondern für ganz Mitteleuropa und der wohl weltweit erste Binnenlandnachweis. Bulwersturmvögel sind vor allem im Indischen und Pazifischen Ozean beheimatet, die kleine atlantische Population brütet auf den Azoren, Madeira, den Kanarischen und den Kapverdischen Inseln sowie vor allem auf Selvagem Grande, einer unbewohnten Insel zwischen Madeira und den Kanaren. Andreas Hachenberg beschreibt für die Avifaunistische Kommission Baden-Württemberg den spektakulären Bulwersturmvogel-Nachweis genauer und ordnet diesen in das Auftreten in Europa ein.
Auch ein weiterer Beitrag in „Seltene Vögel in Deutschland 2015“ behandelt einen bemerkenswerten Nachweis aus Baden-Württemberg. Andreas Hachenberg, Christian Wegst & Daniel Schmidt-Rothmund beschäftigen sich mit der seltenen Sichtung einer amerikanischen Zwergdrossel. Bis einschließlich 2016 wurde diese Drosselart 74-mal in Europa nachgewiesen. Insgesamt sechs Nachweise 2015 stellen gemeinsam mit 2011 das bislang stärkste Auftreten dieser Art in Europa dar.
Immer wieder wird die Frage gestellt, ob eine genaue Dokumentation von Seltenheiten sowie die zeitaufwendige Prüfung der Nachweise durch Seltenheitenkommissionen denn überhaupt nötig und sinnvoll sind. In einem separaten Beitrag gehen Jochen Dierschke und Christopher König auf die Bedeutung von Seltenheitsdokumentationen ein und geben Hinweise und Hilfestellungen worauf man bei deren Erstellung besonders achten sollte.
Die ansprechend gestaltete und reich bebilderte fünfte Ausgabe von „Seltene Vögel in Deutschland“ kann zum Preis von 9,80 € zzgl. Versandkosten bestellt werden bei:
DDA-Schriftenversand
An den Speichern 6, D-48157 Münster
Tel: 0251 / 2101400
E-Mail: schriftenversand@dda-web.de
Internet: www.dda-web.de/publikationen
Die Reihe ist auch im Abonnement erhältlich. Eine Ausgabe kostet dann 7,50 € zzgl. Versandkosten. Sollten Sie die ersten vier Ausgaben noch nicht kennen, können Sie diese jetzt zum reduzierten Preis von nur jeweils 5,00 € zzgl. Versandkosten oder im Paket für 16,00 € zzgl. Versandkosten erwerben.
Mit dem Erscheinen des fünften Bandes von „Seltene Vögel in Deutschland“ möchten wir Ihnen außerdem auch wie gewohnt den Seltenheitenbericht der letzten Ausgabe „Seltene Vögel in Deutschland 2014“ kostenlos als online lesbare Version anbieten.
Mit freundlichen Grüßen
Ihre Deutsche Avifaunistische Kommission
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18.06.2017
Ornithologische Schriftenschau mit neuem Gesicht und mehr als 30.000 Einträgen
© DDA
Mehr als 30.000 Artikel umfasst die vom DDA unterhaltene kostenlose Online-Datenbank „Ornithologische Schriftenschau“ (OS), die im Rahmen einer technischen Aktualisierung grundlegend überarbeitet wurde und sich nun in einem neuen, modernen Design zeigt.
Ziel der OS ist es, Beiträge mit ornithologischem Inhalt aus vorwiegend deutschen und mitteleuropäischen wissenschaftlichen Periodika einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Sie behandelt ausschließlich ornithologische Originalarbeiten aus wissenschaftlichen Zeitschriften.
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Die OS erschien bereits ab 1970 in gedruckter Form im Format DIN A5 als, herausgegeben vom DDA in Zusammenarbeit mit der Zeitschrift „Die Vogelwelt“. Nach längeren Vorbereitungen startete im Jahre 2011 die Ornithologische Schriftenschau als Online-Datenbank, die mittlerweile mehr als 30.000 Artikel aus 450 Periodika umfasst. Für alle Zeitschriften sind zahlreiche nützliche Informationen in der Datenbank hinterlegt, wie etwa die Erscheinungsweise, die Internetseite oder die normierte Abkürzung. Das Verzeichnis der Zeitschriften kann somit Schriftleitern und wissenschaftlich Arbeitenden als Referenzliste für die normierten Abkürzungen der Zeitschriftentitel sowie als "Sprungbrett" zu umfangreicheren Informationen dienen.
Die OS wächst stetig und ist bemüht, Zeitschriften vollständig mit ihren Beiträgen abzubilden. Mindestens sind die bibliographischen Angaben enthalten, aber auch Zusammenfassungen und Links sind vielfach verfügbar. Vollständig bzw. nahezu vollständig enthalten sind aktuell die folgenden Zeitschriften:
- Anzeiger des Vereins Thüringer Ornithologen
- Berliner ornithologischer Bericht
- Bird Study
- Charadrius
- Corax
- Scottish Birds
- Seevögel
- Vogelwelt
Die OS ist auf Hilfe angewiesen. Um sie aktuell zu halten und wachsen zu lassen, ist die wichtigste Form der Unterstützung die Bearbeitung einer Zeitschrift. Wenden Sie sich gerne an die
, wenn Sie Interesse an der Übernahme einer Zeitschrift haben. Die Ornithologische Schriftenschau ist kostenlos, aber dies bedeutet nicht, dass der Service nicht mit erheblichen Kosten für den DDA verbunden ist. Wenn Sie die Arbeit der OS durch eine Spende unterstützen möchten, gelangen Sie hier zum Spendenformular.
Die Ornithologische Schriftenschau ist erreichbar unter http://www.ornithologische-schriftenschau.de.
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14.06.2017
Vogelfestival HanseBird in Hamburg
© NABU Hamburg
Vom 17. bis 18. Juni 2017 bringt der NABU Hamburg Vogelfreunde, Naturbeobachter und Fotografen bereits zum achten Mal inmitten der Hansestadt zusammen. Vor der reizvollen Kulisse der Wasserkunst Elbinsel Kaltehofe mit ihren 44 Brutvogelarten können Ferngläser, Spektive, Kameras und Zubehör unter realen Bedingungen ausprobiert und verglichen werden. Ausflugszentren und Reiseanbieter stellen Vogelparadiese vor, daneben gibt es Naturschutzprodukte, Outdoor-Ausrüstung, Fachliteratur und Kunst. Inspirationen für eigene Streifzüge durch die Natur bieten zahlreiche Bildvorträge von Vogelkundlern und Naturfotografen. Führungen, Workshops und Kinderangebote runden das Rahmenprogramm ab.
Auch der DDA ist wie immer mit einem eigenen Stand bei der HanseBird vertreten. Christopher König wird am Sonntag darüber hinaus im Rahmen eines Vortrags über die ersten fünf Jahre von
ornitho.de berichten.
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Die HanseBird ist an beiden Tagen von 10-18 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 5,50 Euro / 3,80 Euro (ermäßigt oder NABU-Mitglied)/frei bis 12 Jahre. Kombitickets für beide Tage sind für 10 Euro / 6,50 Euro erhältlich. Für die Besucher ist ein kostenloser Bus-Shuttle ab S-Bahn-Haltestelle Tiefstack eingerichtet, der ab 9:45 Uhr stündlich verkehrt.
Weitere Informationen
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14.06.2017
Niederländische Drosselrohrsänger auf Weltreise
Mithilfe von Geolokatoren ließen sich niederländische Drosselrohrsänger bis nach Westafrika und zurück verfolgen
© Thomas Harbig
Der Bestand des Drosselrohrsängers ist in den Niederlanden seit vielen Jahren stark rückläufig. Auch in Deutschland gingen die Bestände bis in die 1980er Jahre bundesweit stark zurück. Als Gründe wurden vor allem Gewässerausbau und -verschmutzung sowie Eutrophierung und ein damit verbundener Rückgang der Schilfbestände an Still- und Fließgewässern genannt. In den letzten 30 Jahren nahm der Drosselrohrsänger in Deutschland wieder zu, was vor allem mit der Besiedlung schilfbestandener Gräben und dem Entstehen neuer Gewässer in den Bergbaufolgelandschaften sowie der Ausdehnung von Schilfzonen als Folge reduzierter Nährstoffeinträge zusammenhängen dürfte. Diese Bestandserholung betraf allerdings nicht die kleinen Bestände am nordwestlichen Verbreitungsrand, vielmehr kam es in den Dichtezentren im Nordostdeutschen Tiefland regional
zu erheblichen Bestandzunahmen und zum Auffüllen von Verbreitungslücken.
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Um herauszufinden, ob die Gründe für den anhaltenden Rückgang in den Niederlanden ausschließlich im Brutgebiet zu suchen sind oder vielleicht auch mit den Durchzugs- und Überwinterungsgebieten zusammenhängen, haben niederländische und schwedische Wissenschaftler der Universitäten Groningen und Lund in Kooperation mit verschiedenen Naturschutzorganisationen ein Forschungsprojekt gestartet, in dem Drosselrohrsänger mithilfe von Geolokatoren bis ins Winterquartier verfolgt werden.
Insgesamt sieben Drosselrohrsänger wurden zur Brutzeit 2016 in den Niederlanden beloggert. Drei Vögel konnten in diesem Jahr erneut gefangen und für zwei davon mittlerweile die Geolokatoren ausgewertet werden. Die Daten brachten interessante Ergebnisse zu Tage. Die Rohrsänger folgten ähnlichen Routen in ähnliche Überwinterungsgebiete südlich der Sahelzone wie verschiedene andere Schilfbrüter wie Purpurreiher, Rohrdommel oder Rohrweihe. Im Juli wurden die Brutgebiete geräumt, das Mittelmeer schließlich im August bzw. September in Südwesteuropa überquert. Bereits Mitte/Ende September fanden sich die Vögel nach der Überquerung der Sahara im Winterquartier im Grenzgebiet von Mali und Guinea ein. Beide Vögel überwinterten nicht weit voneinander entfernt und verblieben dort bis Anfang/Mitte April. Mit Zwischenrast auf der Iberischen Halbinsel ging es zügig bis Ende April/Anfang Mai zurück ins Brutgebiet in die Niederlande.
Europäische Drosselrohrsänger ziehen im Herbst nach Süd-Südwest bis Süd-Südost ins tropische Afrika. Über die genauen Überwinterungsgebiete in Deutschland brütender Drosselrohrsänger ist bislang wenig bekannt. Zwei Ringfunde aus dem Winter stammen aus Ghana und Mali. Die Ergebnisse der hier beschriebenen Studie dürften sich also zumindest teilweise auch auf unsere Brutvögel übertragen lassen. Wiederfunde aus dem östlichen Mittelmeerraum legen allerdings auch nahe, dass zumindest ein Teil der hiesigen Drosselrohrsänger eher ins östliche Afrika zieht.
Nur mithilfe eines besseren Verständnisses der Bestandsentwicklungen und Gefährdungsursachen unserer Brutvögel lassen sich zielführende Schutzmaßnahmen durchführen. Im heimischen Brutgebiet liefert uns das Vogelmonitoring eine aktuelle Datengrundlage, die unsere Kenntnisse zu Verbreitung, Häufigkeit und Bestandsentwicklung der Brutvögel Deutschlands, wie sie im Atlas Deutscher Brutvogelarten in einmaliger Form zusammengefasst sind, laufend erweitert.
Weitere Informationen
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12.06.2017
Stellenausschreibung: DDA-Team sucht Verstärkung!
Die DDA-Geschäftsstelle befindet sich auf dem Gelände der Speicherstadt Münster
© Gereon Holtschneider
Der DDA sucht zur Verstärkung seines Teams in seiner Geschäftsstelle in Münster zum nächstmöglichen Zeitpunkt eine/n wissenschaftliche/n Mitarbeiter/in in Teilzeit (60%) und befristet bis zum 31. März 2019. Es wird angestrebt, diese Personalstelle aufzustocken und zu entfristen, sobald die finanziellen Voraussetzungen geschaffen sind. Zu bearbeiten sind Aufgaben im Arbeitsbereich des Monitorings rastender Wasservögel, die Tätigkeiten im In- und Ausland einschließen. Das Aufgabengebiet umfasst vor allem die Unterstützung bei der Koordination des Monitorings rastender Wasservögel.
Weitere Informationen finden Sie auf der
Internetseite des DDA.
07.06.2017
Neue Rote Liste gefährdeter Biotoptypen: Offenland in Gefahr
Verzeichnisse gefährdeter Biotoptypen stellen eine parallel einzusetzende Ergänzung zu den Roten Listen der Arten dar, deren besonderer Vorteil in dem vollständigen Raumbezug liegt
© BfN
Bundesumweltministerium und Bundesamt für Naturschutz stellten kürzlich die neue Rote Liste gefährdeter Biotoptypen vor. Diese zeigt ein durchwachsenes Bild vom Zustand der Natur in Deutschland: Für knapp zwei Drittel der 863 in Deutschland vorkommenden Biotoptypen besteht demnach eine angespannte Gefährdungslage. Besonders dramatisch ist die Entwicklung beim Offenland, vor allem den Wiesen und Weiden. Positive Entwicklungen gab es dagegen bei Küsten-Biotopen sowie an vielen Flüssen und Bächen. Zu den größten Gefährdern der Biotoptypen zählt nach wie vor die intensiv betriebene Landwirtschaft.
Die Folgen dieser Entwicklung spiegeln sich bekanntermaßen auch im dramatischen Rückgang von Vögeln der Agrarlandschaft wieder, beispielsweise Feldlerche, Braunkehlchen oder Kiebitz. Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie unter anderem im Statusbericht „
Vögel in Deutschland 2014“.
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Die Rote Liste der gefährdeten Biotoptypen wird seit 1994 in einem ca. 10-jährigen Intervall vom Bundesamt für Naturschutz herausgegeben. Sie unterscheidet sich von denen der Arten durch eine noch stärkere Ausrichtung auf die räumliche Planung bzw.die Praxis des Biotopschutzes. Mit der überarbeiteten Liste wird für die Naturschutzpraxis in Deutschland ein umfassendes Handbuch bereitgestellt, das über die Biotoptypen und ihre Gefährdungen Auskunft gibt sowie eine Grundlage für alle raumrelevanten Planungen darstellt.
Weitere Informationen
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07.06.2017
Erhöht die Markierung von Kiebitz-Nestern das Prädationsrisiko?
Ohne entsprechenden Schutz werden Kiebitz-Gelege oft bereits vor dem Schlupf der Jungvögel durch Feldbearbeitung zerstört
© Hans Glader
Um z.B. beim Kiebitz besetzte Nester vor der Zerstörung durch landwirtschaftliche Maschinen zu bewahren, werden in vielen Gegenden Deutschlands große Anstrengungen zum Schutz einzelner Nester unternommen. Nur wenige Studien haben sich bislang jedoch mit dem möglicherweise erhöhten Risiko der Prädation solcher Nester beschäftigt oder geeignete Methoden der Markierung erarbeitet.
In einer nun im Journal „
Bird Conservation International“ veröffentlichten Untersuchung wurde in zwei tschechischen Brutgebieten über drei Jahre lang der Einfluss der Markierung von Kiebitznestern mithilfe von zwei Meter langen Bambusstäben mit rot oder orange gefärbter Spitze getestet. Insgesamt 52 Nest-Paare (zu jedem markierten Nest ein Nest ohne entsprechende Markierung) im Agrarland wurden über mehr als 2000 Tage bis zum Schlupf, der Feldbearbeitung oder Brutverlust untersucht.
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Die Wissenschaftler stellten dabei fest, dass Nestmarkierung nicht zu einer erhöhten Prädation führte. Grundsätzlich standen Nester im frühen Stadium der Bebrütung unter hohem Risiko ausgeraubt zu werden, jedoch ungeachtet des Vorhandenseins einer Markierung. Die positiven Erfahren beim Kiebitz, sowie in geringerem Rahmen mit drei weiteren Limikolenarten zeigen, dass die Markierung von Gelegen eine geeignete Maßnahme zum Schutz einzelner Vorkommen ist und diese sich vermutlich auf weitere bodenbrütende Vogelarten übertragen ließe.
Weitere Informationen
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06.06.2017
TV-Tipp zum Birdrace: 6.6. 18:15 Uhr NDR NaturNah: Auf der Suche nach dem Ziegenmelker
Auf der Jagd nach einem neuen Hamburger Birdrace-Rekord wurde das Team „Hamburch, mein Perlhuhn“ von einem Kamerateam begleitet
© NDR
Samstag, 6. Mai 2017, 3 Uhr morgens. Im dunklen Duvenstedter Brook stehen fünf Gestalten im Halbdunkel neben ihren Fahrrädern und spitzen die Ohren. Es sind die Mitglieder des Teams "Hamburch, mein Perlhuhn", die heute am deutschlandweiten Birdrace teilnehmen. Sie sind schon um zwei Uhr früh aufgestanden, haben ihre Fahrradtaschen beladen und werden bis zum späten Abend, mit dem Rad und der U- und S-Bahn, kreuz und quer durch Hamburg düsen, immer auf der Suche nach außergewöhnlichen Vögeln. Ihre Route führt in den Wohldorfer Wald, von dort aus geht es weiter über den Öjendorfer See und Billstedt, dann an die Elbe zum Holzhafen. Danach besuchen sie noch zwei Gebiete in der Elbmarsch. Gegen 22 Uhr wollen sie in der Fischbeker Heide sein. Eine Route auf der die Vogel-Sucher mehr als 100 verschiedene Arten hören und zum Teil auch sehen werden.
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Die Erstaustrahlung läuft am Dienstag, 06.06.17, 18:15-18:45 Uhr. Eine Wiederholung gibt es am Donnerstag, 08.06.17, 11.30-12:00 Uhr. Bereits jetzt ist der Beitrag auch in der NDR-Mediathek verfügbar: http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/Birdrace-in-Hamburg,sendung649066.html
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06.06.2017
Sachpreis-Verlosung Birdrace 2017 - herzlichen Glückwunsch?!
Ein Wiesenpieper ziert in diesem Jahr die Urkunde, die in Kürze an alle Teams verschickt wird. Das Original wurde wie immer verlost. Die/Der Glückliche ist ...
© Stefanie Rick
Wir hoffen, dass alle das 14. bundesweite Birdrace am 6. Mai noch in guter Erinnerung haben. Wir auf jeden Fall: Mit 1071 Teilnehmerinnen und Teilnehmern und 302 Teams waren so viele dabei wie nie zuvor. Mehr als 33.000 Euro an Spenden kamen für
ornitho.de dank zahlreicher Spender zusammen. Auch das ist ein neuer Höchstwert. Dafür möchten wir allen Beteiligten nochmals aufs Herzlichste danken! Der einen oder dem anderen mit Hilfe unserer Glücksfee auch im materiellen Sinne, denn in diesem Jahr waren nicht weniger als 140 Preise in der Lostrommel. Die Chancen, zu den Glücklichen zu zählen, waren somit trotz Rekordbeteiligung wieder einmal sehr hoch - insbesondere dann, wenn das eigene Team Spenden für ornitho.de einwarb oder ohne Auto unterwegs war. Die folgenden Teilnehmerinnen und Teilnehmer dürfen sich in diesem Jahr freuen:
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Original-Gemälde "Wiesenpieper" von Stefanie Rick
Malte Bickel
Zeiss Victory SF 10x42
Jonas Kotlarz
Oertl-Kamera-Nistkasten
Matthias Meyer
Lucky Looker Reisegutschein
Holger Schürstedt
Rotmilan-Jahrespatenschaft
Michael Petersen
König Photobags Fahrradtaschen
Daniel Kratzer, Anne Schacht, Carsten Trappmann
Glutz von Blotzheim: Handbuch der Vögel Mitteleuropas auf CD-Rom
Heinrich Raupach
Jahresabo der Zeitschrift "GEO"
Mirko Basen, Andreas Leistikow, Jutta Pfenningschmidt, Jörn Wildberger
Probeabo der Zeitschrift „Die Vogelwelt“
Cedric Kleinert, André Kramer, Lars Scheller
Jahresabo der Zeitschrift "Vögel"
Karl-Heinz Bümmerstede, Susanne Dembinski, Liana Geersen, Gerrit Holighaus, Antonia Keller, Friedrich Maronde, Tore Mayland-Quellholz, Ulf Mohr, Hans-Günther Ritschel, Astrid Schwabe
Jahresabo der Zeitschrift "Ornithologische Mitteilungen"
Erich Kretzschmar, Roland Rühlke, Norbert Schmell, Thorsten Stegmann, Jakob Wildraut
25-Euro-Buchgutschein Christ Media
Martin Flade, Matthias Füller, Henrik Hollensteiner, Holger Lauruschkus, Martin Niggemann, Colin Pielsticker, Hendrik Reers, Jerome Schulz, Reinhard Teuber, Franz Wenzl
Bairlein et al.: Atlas des Vogelzugs
Martin Blum, Karl Heinz Graß
Bergmann: Die Stimmen der Vögel Europas (DVD)
Elias Barnickel, Mischa Drüner, Maren Milsmann
Bruderer: Vogelzug – Eine schweizerische Perspektive
Ulf Baehker, Martin Fichtler
Lohmann & Rudolph: Die Vogelwelt des Chiemseegebietes
Mischa Koerner
„Die besten 100 Vogelbeobachtungsplätze in Deutschland“
Marie Köster, Mathis Pfreundt, Alicia Wagner
Scheuer: Die Sprache der Vögel
Matthias Franz, Natascha Gaedecke, Wolf Hartweg, Tim Kress, Lisa Vergin
Macdonald: Falke – Biographie eines Räubers
Severin Hauenstein, Birgit Kury, Isa Lemke, Annika Peter, Gerald Wohlgemuth
Lorgé & Melchior: Die Vögel Luxemburgs
Dagmar Cimiotti, Markus Gerum, Karl Jünemann, Oliver Krüger, Yvonne Münster, Eric Neuling, Swantje Pitters, Michael Schulte, Gabriele Trinckler, Uwe Voß
Bergmann & Klaus: Spuren & Zeichen der Vögel Mitteleuropas
Leonie Ten Hagen, Dominik Jablotschkin, Nico Stenschke
Ophoven: Deutschlands wilde Tiere
Imke Böckmann, Michael Fischer, Kai Fuhrmann, Celia Grande, Frederik Kesting, Helwig Haag, Michaela Hahnenbruch-Jandl, Benjamin Herold, Johannes Hofmann, Cordula Knabe, Kai Kruse, Frauke Menzel, Sonja Noell, Erhard Nolte, Sebastian Olschewski, Joy Opitz, Kristin Rohrseitz, Norbert Roth, Silke Schmidt, Daniel Towers, Jan Weinbecker, Frank Wichmann, Thomas Wiesner, Julian Winkelmann, Tobias Wirsing
Wernicke: Schreiadler – Vogel ohne Lebensraum
Nicole Eberhardt, Felix Jachmann, Gert Klages, Lothar Köhler, Anika Lamprecht, Jonas Linke, Ewald Lippok, Wolf Meinken, Christoph Nissen, Maria Romes
Schmidt: Die Reise des Schreiadlers
Frederik Ast, Nina Borst, Jaro Köhler, Paul Reichel, Jannis Twietmeyer
Schwegler-Futtersäule „Birdlover“
Lea Fischer, Georg Hahnenbruch, Moritz Meinken, Paula Michel, Lukas Rühlke, Julius Thieme
Schwegler-Futtersäule „Classic“
Matthias Bussen, Johanna Funken, Elke Gross, Armin Jagel, Helmut Klein, Nadine Knipping, Thomas Kühne, Ullrich Kuhlmann, Eberhard Leich, Andre Schwuchow
Vivara-"Auffangpaket" (Futtersäule plus Futter)
Claudia Frank, Martin Fuhse, Colette Henrichmann, Burkhard Neumann, Gunnar Oehmichen, Yannik Rathgeber, Ando Yoo
DVD „Birds & People“
Franziska Klauer, Ralf Wendt
Herzlichen Glückwunsch!
Unabhängig vom glücklichen Glücksfee-Händchen dürfen sich das TEAM BO-BACHTER, Birding for Nature und die BOR-Seeschwalben sowie die Gäste aus Luxemburg vom Team „ornitho.lu - the quest for the paradise fiscal“ freuen: Als fleißigste Spendensammler finden sie die Zeitschrift Der Falke von Juni 2017 bis Mai 2018 jeweils zum Monatsanfang im Briefkasten!
Für die volle Lostrommel danken wir ...
... Carl Zeiss Sports Optics, Stefanie Rick, dem AULA-Verlag, Lucky Looker, der Deutschen Wildtier Stiftung, König Photobags, Christ Media Natur, Oertl, GEO, Schwegler, natur&ëmwelt, Vivara, dem dwj-Verlag, dem Verlag C.H. Beck, APZ Medien, der Dr. Walther Thiede-Stiftung, der Ornithologischen Gesellschaft in Bayern und der Schweizerischen Vogelwarte Sempach, die die Preise für die Verlosung zur Verfügung stellten!
Bis zum 15. bundesweiten Birdrace am 5. Mai 2018!
Euer Birdrace-Team des DDA
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22.05.2017
Deutsche Avifaunistische Kommission bittet um Seltenheitsmeldungen 2016
© DAK/DDA
Die fünfte Ausgabe der Schriftenreihe „Seltene Vögel in Deutschland“ steht mittlerweile kurz vor der Veröffentlichung. Neben einem Beitrag über den ersten Bulwersturmvogel für Deutschland und Mitteleuropa sowie zu einem neuen deutschen Nachweis der Zwergdrossel und einem Artikel mit Hinweisen zur Dokumentation von Seltenheiten, enthält das Heft auch den Bericht der Deutschen Avifaunistischen Kommission (DAK) über die bundesweit dokumentationspflichtigen Beobachtungen des Jahres 2015.
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Nach dem Bericht ist vor dem Bericht! Um Ihnen bereits in rund einem Jahr den Bericht über seltene Vogelarten in Deutschland 2016 vorlegen zu können, benötigen wir Ihre Mithilfe! Rund 350 Dokumentationen sind bereits zu im vergangenen Jahr beobachteten Seltenheiten bei der DAK eingegangen (Übersicht). Für viele teils gut belegte Raritäten liegen jedoch noch keine Dokumentationen vor. Falls also noch undokumentierte Beobachtungen seltener Vogelarten aus dem vergangenen Jahr in Ihren Notizbüchern oder auch bei ornitho schlummern, möchten wir Sie bitten, die Dokumentationen bis zum 31. Juli 2017 an die DAK zu senden.
Zur Dokumentation bundesweit dokumentationspflichtiger Arten nutzen Sie bitte die aktuelle Version des Meldebogens. Bitte senden Sie den ausgefüllten Bogen direkt an die DAK! Wir leiten alle Dokumentationen auch umgehend an die Landeskommission des betreffenden Bundeslandes weiter.
Viele Dokumentationen erreichen uns mittlerweile sehr zeitnah, oft schon wenige Tage nach der Beobachtung. Dafür danken wir allen Beobachterinnen und Beobachtern ganz herzlich!
Das Team der Deutschen Avifaunistischen Kommission
Die Meldeadresse der DAK lautet:
Deutsche Avifaunistische Kommission
c/o Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA) e.V.
An den Speichern 6
48157 Münster
Homepage der DAK
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16.05.2017
Folgen des Klimawandels: Eisbären müssen immer öfter auf Vogeleier als Nahrung ausweichen
Arktische Weißwangengänse geraten zunehmend unter (Prädatoren)Druck
© Jochen Gerlach
Wie ein Team des Norwegischen Polarinstituts herausfand, verschmähen Eisbären offenbar zunehmend Meerestiere und weichen auf Vogeleier als Nahrung aus. Die Wissenschaftler zeichneten die Bewegungen von 67 Eisbären und 60 Ringelrobben vor und nach einem unerwarteten Rückgang der Meereisfläche im Jahr 2006 auf, der die Küstenlinie von Spitzbergen veränderte. Grund scheint das Abschmelzen des Nordpols zu sein. Die Veränderung der Küstenlinie macht die Robbenjagd für den Prädator immer schwieriger. Einfacher sind da die Eier der arktischen Weißwangengänse zu erreichen.
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Vor dem deutlichen Abschmelzen wurden bei beiden Geschlechtern und allen Altersklassen des Eisbären große Erfolgsquoten bei der Robbenjagd vom Eis aus festgestellt. Entlang der schmelzenden Küstenlinie waren die Bären anschließend jedoch gezwungen, sich den Robben häufiger schwimmend zu nähern. Diese vermutlich auch kräftezehrendere Jagdtechnik führte zu vielen Fehlversuchen, was die Eisbären wiederum auf der Suche nach alternativen Nahrungsquellen weit ins Inland ausweichen ließ. Die norwegischen Forscher, die die Ergebnisse ihrer Untersuchung nun im Journal of Animal Ecology veröffentlichten, registrierten bei den Bewegungsmustern der Bären häufig eine längere Aufenthaltszeit in der Nähe von Vogelkolonien, die darauf schließen lässt, dass Vogeleier zu dieser Zeit als Nahrung genutzt wurden. Auch wenn die Eier sicher keinen gleichwertigen Ersatz zu den erlegten Robben bildeten, so können sich die Bären damit vermutlich zumindest am Leben halten. Für die Vögel sind die Konsequenzen allerdings weitreichend: einzelne Kolonien dürften dadurch nahezu vollständig vernichtet worden sein.
Das Ausrauben von Nestern arktischer Gänse durch Eisbären bestätigen auch Ökologen der niederländischen Universität Groningen. Sie registrierten Gelegeverluste von bis zu 90%. Die durch den Klimawandel bedingte zunehmende Umstellung der Eisbären auf Eier als Ersatznahrung könnte negative Folgen für das gesamte Ökosystem haben. Auch die Bestände der Polarfüchse sind beispielsweise unmittelbar betroffen. Für sie stellen junge Gänse zeitweise eine wichtige Nahrungsquelle dar, die nun wegzufallen droht. Artübergreifende Studien zu den Auswirkungen des klimabedingten Abschmelzen des Meereises sind dringend nötig, um die Folgen für das gesamte Ökosystem der Arktis besser einschätzen und ggf. Maßnahmen ergreifen zu können.
Weitere Informationen
- Hamilton et al. 2017: An Arctic predator-prey system in flux: climate change impacts on coastal space use by polar bears and ringed seals. J Anim Ecol. doi:10.1111/1365-2656.12685
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15.05.2017
Wissenschaftler erleichtert: Neuigkeiten von Steppenweihe „Potku“
Routen des Frühjahrszugs von Steppenweihe „Potku“ in den Jahren 2016 (grün) und 2017 (blau) (Stand: 9.5.2017)
©
http://satelliitti.laji.fiDie Hoffnung der finnischen Forscher, die 2015 das Steppenweihen-Weibchen „Potku“ mit einem GPS-Sender besendert hatten, war nur noch gering: Im Oktober 2016 hatte der Sender aus der Nähe der Hauptstadt Mauretaniens letztmalig Daten übertragen. Danach gab es monatelang keine Neuigkeiten. Es blieb eigentlich nur noch zu hoffen, dass lediglich der Sender ausgefallen, die Weihe aber weiterhin am Leben war. Doch dann kam Mitte Januar die erlösende Nachricht und neue Positionen des Vogels wurden übertragen. Offenbar hielt sich Potku bis in den Januar im Grenzbereich zwischen Mauretanien und dem Senegal auf. Von dort ging es anschließend zuerst nur rund 100 Kilometer nordwärts, wo der Vogel bis Anfang März verweilte.
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Erst Ende Mai setzte der Heimzug dann richtig ein und in großen Sprüngen ging es nach Norden. Am 28. März wurde die Meerenge von Gibraltar überquert. Statt sich von diesen Strapazen zu erholen, setzte die Weihe ihren Zug in einem wahren Marathon fort. Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 50 km/h flog Potku innerhalb von 24 Stunden nonstop 1200 km. Und selbst dann kam eine längere Rast offenbar noch nicht in Frage. Nach der Überquerung der Pyrenäen wurde erst am 31. März abends in Westfrankreich wieder eine Stelle zum Schlafen aufgesucht. Letztlich flog die Steppenweihe in dieser Etappe mehr als 1500 km ohne Pause. Anfang April mussten die Reserven dann aber offenbar doch erst einmal wieder aufgefüllt werden. In der Nähe von Paris wurde eine Woche Rast eingelegt. Anschließend ging es über Belgien und die Niederlande nach Deutschland.
Die niederländisch-deutsche Grenze wurde am 10. April bei Nettetal im Kreis Viersen überquert. Quer durch Nordrhein-Westfalen ging es noch am selben Tag bis in die Nähe von Braunschweig. Für eine Beobachtung des Vogels blieb quasi kaum Gelegenheit: Bereits am 11. April flog Potku über Sachsen-Anhalt, Brandenburg und direkt über das Berliner Stadtgebiet über die Grenze nach Polen. Mittlerweile hält sich die Steppenweihe nach einem Trip durch Weißrussland und mit kurzem Abstecher nach Finnland rund 500 km nördlich von Moskau auf.
Es ist spannend zu sehen, welche Routen dieser Vogel zurücklegt und wie synchron der Zug offenbar von Jahr zu Jahr verläuft. Das identische Winterquartier in Mauretanien wurde 2016 zwei Tage früher erreicht als 2015. Verlassen wurde dieses Gebiet sogar zum genau gleichen Datum, jeweils am 31. Januar. Auch die Zeit bis zur Ankunft in Europa zog sich ähnlich lange hin. Während 2016 die Meerenge von Gibraltar am 29. März überquert wurde, war Potku in diesem Jahr einen Tag früher dran. Doch nicht nur zeitlich scheint der Zug erstaunlich gut geplant zu sein, es wurde in beiden Jahren auch eine nahezu identische Route mit teilweise selben Rastgebieten gewählt. Die Kartendarstellung verdeutlicht dies sehr anschaulich.
Übrigens laufen auch in Deutschland verschiedene interessante Telemetrieprojekte. Seit 2014 werden im Rahmen des Projektes „Land zum Leben“ unter Beteiligung des DDA Rotmilane besendert. Es besteht sogar die Möglichkeit eine ganz besondere Verbindung zu diesen Vögeln aufzubauen: Werden Sie Rotmilan-Patin oder -Pate! Als Patin bzw. Pate erhalten Sie eine persönliche Patenurkunde und die zweimal im Jahr erscheinende „Rotmilan-Post“ mit Neuigkeiten über „Ihren“ Milan. So erfahren Sie exklusiv, wann das Revier besetzt wurde, wo er sich zur Brutzeit aufgehalten hat und viel Spannendes mehr.
Weitere Informationen
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14.05.2017
Birdrace 2017: Ein Rennen mit vielen Überraschungen und Höhenflügen
Ohne Rücksicht auf Verluste und Vergnügen ging’s beim Birdrace auch dieses Jahr zu ... Da müssen selbst die beinharten Ellenbogenchecker herzhaft lachen. Wir freuen uns schon jetzt auf den 5. Mai 2018!
© Ellenbogenchecker
Mit Ausnahme des äußersten Südens, wo ab dem Nachmittag im Regen leider so manche Hoffnung dahinschwamm, herrschten größtenteils gute und recht ähnliche Bedingungen beim 14. bundesweiten Birdrace des DDA am 6. Mai, bei dem so manche Bestmarke purzelte. Die erste fiel schon vor dem Start: Mit letztendlich 302 Teams und wiederum über 1.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern gab es wieder einen neuen Teilnahmerekord. Die Bedingungen besonders gut nutzte das Team
Cuxland, das mit 177 Arten eine neue Bestmarke setzte und damit die Nase am Ende ungewöhnlich deutlich vor der Konkurrenz hatte. Am nächsten kamen ihnen mit exzellenten 165 Arten die
Ostroller, bei denen selbiger dieses Jahr ausgezeichnete lief. Ungewöhnlich gut schnitten in diesem Jahr auch die autofreien Teams ab: Fünf Teams kamen in die Top 10, neun in die Top 20.
Darß Wader landete mit 162 Arten sogar auf dem geteilten dritten Platz. Auch in der Sonderwertung „Singvögel“ mischten die autofreien Teams – erfreulicherweise wieder mehr als die Hälfte – ganz vorne mit: Das Team
GOLDENE AUErhähne, das das Rennen traditionell zu Fuß (!) beschreitet, landete gemeinsam mit den
Speedbirdern und
Gätkes Erben ganz oben auf dem Treppchen. Auch das ist ein Novum. Unter den 23 Nachwuchsteams (in der Mehrzahl unter 20 Jahre alt) hatte
#Fischadlalala die Nase vor der Konkurrenz.
Im Spendenrennen ließen die
BO-BACHTER im deutschlandweiten Vergleich mit 4.712 Euro einmalmehr nichts anbrennen und gewannen zum vierzehnten Mal und wieder mit einer neuen Bestmarke. Auf Platz zwei und drei kamen wie im Vorjahr
Birding for Nature (3.195,38 Euro) und die
BOR-Seeschwalben (2.507 Euro), die ebenfalls ihre Vorjahresergebnisse nochmals (deutlich) steigern konnten. Ganz obenauf schwangen sich jedoch die Gäste von
ornitho.lu - the quest for the paradise fiscal aus Luxemburg, die mit 4.872 Euro ins Geschehen einstiegen. Herausragend war deshalb auch das Gesamtergebnis des Spendenrennens zugunsten des gemeinsam mit Luxemburg betriebenen Internetportals
ornitho.de bzw.
ornitho.lu: Über 33.000 Euro kamen durch den Einsatz von 111 Teams in diesem Jahr zusammen.
DANKE an alle, die dazu beigetragen haben!
311 Arten wurden nach derzeitigem Stand am „Tag der Vogelartenvielfalt“ entdeckt – noch einmal mehr als im vergangenen Jahr (302). Warum es in diesem Jahr so viele Arten waren und welche Besonderheiten die Teams entdeckten, beleuchten wir ebenso wie manche Anekdote in dieser ausführlichen Nachlese auf das Birdrace 2017.
[mehr]
Cuxland mit beeindruckender neuer Bestmarke, Ostroller in „Länderspielform“ auf Platz 2, Darß Wader radelt aufs Treppchen

Rasieren fürs Birdrace? Entscheidend ist, dass es rollt ... dachten sich die Ostroller und ließen es laufen. Lief auch, und wie: Platz zwei mit 165 Arten!
Sieben Jahre hatten sich das Team Cuxland und alle anderen Team an der eigenen, 2009 aufgestellten Bestmarke von 174 Arten versucht, doch die 170er-Marke wurde seither nur noch einmal wieder geknackt. Dank kleiner taktischer Änderungen, ihrer exzellenten Kenntnisse des Cuxlandes (durch die sie den nach eigenen Aussagen schwächsten Vogelzug an der Küste in 14 Jahren Birdrace sowie ungünstige Rastbedingungen für die Küstenlimikolen wett machen konnten), des späten Abzugs einiger Wintergäste und günstiger Witterungsbedingungen gelang ihnen nun mit 177 Arten eine bemerkenswerte neue Bestmarke. Das ist gleichzeitig der elfte (!) Titel. Warum nun doch „nur“ 177 Arten? Nach internen Diskussionen entschieden sie sich, den Pfau – obgleich fernab einer Haltung beobachtet und damit nach den Regeln zählbar – nicht zu werten. Bei Arten wie dieser – oder auch dem Wellensittich, den Darß Wader nicht werteten – ist die Regel „Gezählt werden dürfen alle frei fliegenden Arten abseits von Haltungen und ähnlichen Anlagen“ Ansichtssache und teils eine Frage der Ehre („Ziergeflügel? Zählen wir nicht!“). Hier zählen wir auf einen selbstkritischen Umgang der Teams mit dieser Regel, die seit 2011 gilt und sich als praktikabel erwiesen hat. So dürfen die seit Jahrzehnten frei fliegenden und reproduzierenden, aber Aussetzungen entstammenden Weißwangengänse in Süddeutschland ebenso gezählt werden, wie ihre Anfang Mai zu Zehntausenden an der Küste rastenden Artgenossinnen, ebenso wie die unregelmäßig in Dortmund brütenden Rotschulterenten oder auch die Ringschnabelenten und die Rothalsgänse, deren Herkunft mitunter unklar ist.
Nach diesem kurzen Einschub zur Regelauslegung gilt den überraschenden Zweiten, den Ostrollern aus Ostsachsen, die volle Aufmerksamkeit, die im Kurzkommentar am Tag nach dem Rennen noch nicht auftauchten. Vermutlich schliefen sie noch ihren „Rausch“ nach einem Tag aus, der für sie „wie ein Länderspiel“ lief und nach einem furiosen Finale mit Kleinem Sumpfhuhn, Zwergdommel und Nachtreiher bei beeindruckenden 165 Arten endete. Damit gelang ihnen das zweitbeste Ergebnis eines Binnenlandteams bislang; nur die Speedbirder aus Westsachsen kamen im vergangenen Jahr noch auf eine Art mehr. Manchem Team aus dem Süden und Westen, das sich durch die intensive Agrarlandschaft und „geleckte“ Dörfer mit sterilen Neubaugebieten ackern muss, kommen bei solchen Arten fast die Tränen ...
Fast ebenso weit östlich, aber mit Meerblick unterwegs waren Darß Wader, die im Gegensatz zur Mutmaßung (Fake News?) vor Spielbeginn keine getarnten Usedommeln sind. Denn die leben nunmal auf Usedom und nicht auf dem Darß. Ergo: gleiches Team, neue Stelle, neue Welle. Auf dieser surften die Vorkämpfern für ein autofreies Birdrace einmal mehr lässig auf Rang drei: Mit 162 Arten stellten sie nicht nur ihren eigenen Radlrekord aus dem vergangenen Jahr ein, sondern radelten sich erneut aufs Treppchen. Dieses teilen sie sich mit Gätkes Erben, die wie die Cuxländer seit 2004 dabei sind und zum elften (!) Mal in die Top 3 kamen.
Alter schützt vor Bestmarke nicht, ist man geneigt zu sagen: Mit famosen 159 entdeckten Arten – darunter der erste Birdrace-Grünlaubsänger überhaupt – landeten die Alten Socken mit neuem Teamrekord auf dem vierten Platz ... es herrschten offenbar beste Bedingungen im Cuxland. Sie hielten damit die letztjährigen Zweiten, die Speedbirder aus der Region Leipzig, um Artenbreite auf Distanz, die zwar dieses Jahr wieder eine Waldschnepfe pfuizen hörten (nachdem sie in den 13 Jahren zuvor ihrem Phantomvogel vergeblich aufgelauert hatten), so manche Art aber schmerzlich vermissten.

Keen Tied zu verlieren hatte diese drei ... wohl wahr, wer nicht nur 145 km Radfahren, sondern dabei auch noch Vögel beobachten will. Bei 153 Arten waren es am Ende. Respekt und gute Erholung!
Und wo bleiben denn nun die Radteams? Hier kommen sie, und wie: Die Plätze sieben bis zwölf gehen ausnahmslos an sie! Mit je 155 Arten machen Corax und Wannacks Topti(c)ker den Anfang. Beide nutzten nicht nur die 24 Stunden, sondern auch die ganze Palette der umweltfreundlichen Fortbewegungsmittel aus: zu Fuß, vor allem mit dem Rad, aber auch mit der Bahn zeigten sie vielen motorisierten Teams die Rücklichter und was machbar ist. Nur um Reifenbreite dahinter kamen Keen Tied aus Nordfriesland mit 153, Pody und Co mit 151 und der mit 150 Arten geschmeidig rollende Trans Hannover Express ein. Vermutlich nicht nur Into the Wald radelte das Quintett aus Vorpommern-Greifswald, denn trotz vielfältiger Wälder lassen sich auch in dieser artenreichen Region nicht 149 Arten in diesen finden.
Mit 149 „nur“ auf Platz 12? Yepp, so weit sind wir jetzt. In den Anfangsjahren hätte das noch fürs Treppchen gereicht. Das verdeutlicht, wie gut die Kenntnisse der Regionen und wie ausgefuchst die Taktiken der Teams nach teils etlichen Jahren Erfahrung inzwischen sind. 131 Arten waren in diesem Jahr für die Top50 nötig und nicht weniger als 170 (!) Teams knackten die 100-Arten-Schallmauer.
Die anderen rund 130 Teams müssen halt noch etwas üben, was? Mitnichten! Die Landschaften, in denen sie unterwegs sind, beherbergen schlicht in vielen Fällen nicht mehr eine Artenvielfalt, wie sie andernorts noch zu finden ist! Wo eine Feldlerche schon schwer zu finden ist, muss man das Rebhuhn und vielerorts auch inzwischen den Kiebitz gar nicht erst suchen. Auch das macht das Birdrace deutlich. Leider.
Darß Wader radeln vorweg, fünf 150er im Windschatten knapp dahinter

Ja, wo sind sie denn die motorisierten Teams? Dieses Jahr waren nicht nur so viele Teams wie nie umweltfreundlich unterwegs, sie schnitten auch so gut ab wie nie: Sieben Teams kamen in die Top 12! Foto: Wannacks Topti(c)ker
Mit 161 Fahrradteams waren so viele wie noch nie dabei. Und wieder waren es mehr als die Hälfte, die sich unmotorisiert aufmachten, dieses Mal 53 %. Nur 2014 war der Anteil noch etwas höher. Eine Entwicklung, über die wir uns sehr freuen. Seit der Einführung 2007 (damals ließ gerade einmal ein Viertel das Auto stehen) gibt es deshalb ein Rennen im Rennen: Wer hat den Reifen vorn im „echten“ Birdrace? Ein Birdrace ist für alle anstrengend. Aber wenn man nicht nur 24 Stunden, sondern diese zu Fuß, mit dem Rad und der Bahn unterwegs ist, dann ist das nochmal eine ganz andere sportliche Nummer. Nicht selten kommen dabei 100 und deutlich mehr Kilometer zusammen! Das Bierchen danach entfaltet dann eine ganze besondere Wirkung ...
Doch die autofreien Teams waren dieses Jahr nicht nur so zahlreich, sondern auch so artenreich wie nie: Fünf Fahrradteams in den Top 10 und insgesamt sechs mit 150 Arten oder mehr. Das gab’s auch noch nie. Die Fahrradteams zeigten damit vielen konventionellen Teams die Rücklichter. Ganz vornweg mit sieben Arten Vorsprung radelten Darß Wader, die – setzt man sie mit den Usedommeln gleich –damit ihren siebten Titel einfuhren. Mit einem wilden Run durch die Großregion um Halle an der Saale, mit dem sie nicht nur die meisten Teams hinter sich, sondern auch einen verdatterten Kneipenbesitzer in Schladebach zurückließen, flog das Corax-Quartett mit 155 Arten auf den zweiten Platz, den sie sich mit Wannacks Topti(c)kern teilen, die ebenso wie Corax ihre bisherige Bestmarke als Radteam quasi pulverisierten. Und das nach einem frustrierenden Start in der novemberwetterähnlichen Suppe Ostholsteins mit gerade einmal elf Arten bis zum Morgengrauen. Wenn man um Mitternacht startet, geht Motivation anders. Corax hatten um 4:30 immerhin 25. Darß Wader rieb sich mit den ersten Arten gerade noch den Sand aus den Augen ... sie starteten dieses Jahr erst gegen 4:00 Uhr ihren Star War. Mit ihren 155 Arten schnappten sich Corax übrigens den Fahrradteam-ohne-Zugang-zur-Küste-Rekord. Man muss die Ergebnislisten nur richtig rütteln und schütteln ...
Knapp am Radpodest vorbei strampelten Keen Tied aus dem hohen Norden Nordfrieslands und kamen pro Kilometer auf etwas mehr als eine Art: 153 bei 145 Kilometern im Sattel. Noch Fragen? Ja, wie kann man da am Ende noch Vögel bestimmen? Hochachtung (aber vor allen Radlteams!), da können ruhig mal alle Autoteams kurz applaudieren. Sie ließen damit Pody und Co knapp hinter sich, die – nachdem sie jahrelang an der 150er-Marke fast verzweifelt waren – diese nun schon wieder knackten. Und das ohne Nachtigall, aber wenn diese Lücke mit der zweiten Birdrace- Kanadapfeifente geschlossen wird, dann kann man sich auch nicht ernsthaft beschweren. Nur um eine mickrige Art weniger, aber noch im illustren Club150 lief der Trans Hannover Express auch dieses Jahr über 120 Rad-Kilometer wie geschmiert und rollte damit auf Platz 6, wiederum um eine Art vor dem mit 90 km vergleichsweise effektiven Gang Into the Wald des Quintetts aus Vorpommern-Greifswald.
Ein paar Kilometer weiter südlich in der Uckermark traten die Klapper-Rad-Mücken erstmals in die Pedale (bis dato als Pornithos motorisiert unterwegs) und hatten am Ende direkt nicht nur 146 Arten, sondern auch über 100 km auf dem Tacho. Ob das eine Eintagsmücke bleibt oder sich weitere Konkurrenz für die arrivierten Radteams hier warm gefahren hat? In jedem Fall scheint der Umstieg der Artenzahl kaum einen Abbruch getan zu haben ... Von Anfang an sind die Oderhuehnchen mit eigener Muskelkraft und nach drei Ausflügen nach Bayern und die Alpen dieses Jahr wieder in ihrem Kernverbreitungsgebiet unterwegs. Mit 145 Arten schubsten sie ihren eigenen Teamrekord um schlappe zehn Arten nach oben ... und werden sich nun doppelt über ihre nicht dingfest gemachte Gartengrasmücke grämen, fehlte doch ihnen doch genau diese, um mit den Klapper-Rad-Mücken und dem (allerdings motorisierten) Vogelzirkus BARUM uckermark- und brandenburgweit gleichzuziehen. Die Top 10 – und das verdient nochmals besonderen Applaus – komplettieren die GOLDENEn AUErhähne, die wie immer in der namengebenden Goldenen Aue rund um den Stausee Berga-Kelbra und im Kyffhäuser ausschließlich zu Fuß unterwegs waren. Die Mischung in den Schuhen dürfte nach über 20 km sicherlich wieder explosiv gewesen sein ... katapultierte sie aber in ungeahnte Höhen und ganz nach vorne in der Singvogelwertung. Dementsprechend heißt es
Läuft ... GOLDENE AUErhähne wandern in der Singvogelwertung vorweg!

Nicht nur Into the Wald, sondern auch in die Top10 in der Fahrrad- und der Singvogelwertung ging es für die fünf schrägen Vögel aus Vorpommern-Greifswald.
Am späten Abend werden sie, noch in ihren qualmenden Stiefeln, selbst am meisten gestaunt haben: 77 Singvogelarten! Denn auf diese Anzahl waren sie ihren bislang sieben Wanderjahren nicht annähernd gekommen. Und als dann die Blasen versorgt und die Ergebnisse eingetragen waren, rieben sie sich vermutlich erst recht die Augen: Wie, Platz 1 in der Singvogelwertung? Yepp, als erstes autofreies Team! Sie teilen sich den Platz an der Sonne zwar mit zwei weiteren Teams, den Speedbirdern und Gätkes Erben, die sich seit Jahren um den ersten Platz balgen. Aber Sonne ist Sonne, da gibt’s kein Vertun – Glückwunsch gleichermaßen an alle drei! Die Speedbirder dürfen sich damit schon zum sechsten Mal in Folge sonnen, und Gätkes Erben stehen nach einer langen Durststrecke hinter den Westsachsen mal wieder ganz oben.
Hinter diesem Trio reihen sich wie auf der Perlenschnur die Klapper-Rad-Mücken und die Ostroller mit 75, die Oderhuehnchen und die Elbregenpfeifer mit 74 und gleich fünf Teams mit 73 Arten ein und komplettieren damit die Top 10 (die dieses Jahr aus zwölf bestehen).
Die Sonderwertung „Singvögel“ wurde 2007 speziell für Binnenlandteams als „Ausgleich“ für die fehlenden Küstenarten eingeführt. Bislang hatten auch tatsächlich immer Teams aus dem Binnenland die Nase vorne. Den Rekord halten die Speedbirder mit 83 Singvogelarten, erzielt bei ihrem Fast-Sieglauf im vergangenen Jahr.
U20-Teams: #Fischadlalala vor Vogelfrei

Yepp, Daumen hoch: Cool und lässig birdete sich die FÖJler-Crew von #Fischadlalala auf Platz 1 unter den insgesamt 24 Nachwuchsteams.
Beachtliche 24 Teams, darunter wieder mehrere Familienteams, waren in diesem Jahr in der Nachwuchs-Wertung dabei, auch hier deutlich mehr denn je. Mit nur zwei Arten mehr trällerten sich #Fischadlalala aus Wilhelmshaven mit 115 Arten ganz nach vorne, knapp gefolgt von Vogelfrei, die schon um 15 Uhr ihren Teamnamen umsetzen, aber dennoch auf 113 Arten kamen. Den dritten Rang teilen sich mit der Schnapszahl 111 KatWatt and Friends aus Nordfriesland und Two half and a man aus Heinsberg in NRW, die fast 24 Stunden racten und abends in der Lokalzeit im WDR zur besten Sendezeit ihren großen Auftritt hatten. Nur hauchdünn am Podest vorbei birdeten die drei Naturparkfuzzis von der Insel Borkum, die aber u.a. bei Seidenreiher, Schleiereule und Ringdrossel ihr Kreuzchen setzen durften. Auch wenn bei dem einen oder anderen Team sicherlich die Ü20-Fraktion etwas bei der Bestimmung mithalf: Da sind einige gute Artenkennerinnen und -kenner auf dem Vormarsch. Also von wegen kein Bock auf frische Luft und nur daddeln, der Nachwuchs ist auf Zack!
Um als U20-Team starten zu dürfen, muss die Mehrheit der Teammitglieder jünger als 20 Jahre alt sein muss. Diese Sonderwertung gibt es seit 2009. Die Bestmarke liegt bei 133 Arten, aufgestellt vom Team Wetterau beim Birdrace 2015.
BO-BACHTER mit Rekordsumme wieder obenauf, Luxemburg (noch) außer Konkurrenz vorweg

Zum Glück mit dem Rad unterwegs waren die fröhlichen Doppelkornweihen, die 549,10 Euro zum großartigen Spendenergebnis beitrugen. DANKE an alle Teams ... Darauf stoßen wir gerne mit einem Doppelten mit euch an!
Da fällt einem langsam kein Superlativ mehr ein: Zum 14. Mal setzten sich die BO-BACHTER als Spendenkönige die Krone auf. Und wie? Natürlich wieder mit einer neuen Bestmarke: Dank eines großartigen Laufs im Rennen, in dem sie im 14. Anlauf zum ersten Mal die 100-Arten-Marke knackten, kamen sie auf 4.712 Euro. Über 45.000 (!) Euro trugen sie bislang zu den bundesweiten Spendenprojekten Atlas Deutscher Brutvogelarten (ADEBAR; 2004 bis 2009) und ornitho.de (seit 2010) bei – jedes Mal mit über 1.000 Euro. Vielmehr muss man dazu wohl nicht sagen. Außer: Ihr seid großartig. DANKE!
Kaum weniger Hochachtung gebührt Birding for Nature, die – wie immer – und dank einer neuen eigenen Bestmarke von 3.195,38 Euro und der Unterstützung von 35 (!) Fans auf dem zweiten Platz einkamen und mittlerweile über 27.000 (!) Euro zu den bundesweiten Projekten beisteuerten. Auf Rang 3 – ebenfalls mit einem großartigen neuen Teamrekord – flatterten die BOR-Seeschwalben mit 2.507 Euro, die gleichzeitig auch noch den Landesmeistertitel in NRW holten. Lief wohl geschmeidig im Westmünsterland am 6. Mai 2017 ...
Wie im Vorjahr knapp am Treppchen vorbei beobachtete sich die HGON Kelkheim, ebenfalls mit einem Abo auf die Top 5 und auch dieses Mal – wie auch in den letzten fünf Jahren – mit 1.110 Euro lässig über der 1000-Euro-Marke. Damit geht alleine ein Drittel der diesjährigen Spenden – wir hoffen nur im übertragenen Sinne – auf das Konto dieser drei Teams!
Auf Rang fünf nach vorne schoben sich die Altrocker der Gimpel minds, die sich im Breisgau-Hochschwarzwald ihre 712,81 Euro hart erradelten, knapp vor den Thüringer Becken-Birdern, die mit 675 Euro zwei weitere Teams aus dem Münsterland, die Steinfurter Vogelvenns mit 642,50 Euro und das EFTAS-NLU-Birdraceteam mit 610 Euro knapp hinter sich ließen.

Was für ein Einstieg: Mit der Unterstützung von nicht weniger als 43 (!) Freunden, Bekannten, Firmen und Einrichtungen sammelten die Gäste von ornitho.lu - the quest for the paradise fiscal in diesem Jahr die meisten Spenden ein. Villmools Merci!
Da stimmt doch was nicht, fragt sich jetzt vielleicht die eine oder der andere. Die Luxemburger von ornitho.lu - the quest for the paradise fiscal haben mit 4.872 Euro doch die meisten Spenden eingesammelt. Richtig! Das wollen wir auch keinesfalls unter den Tisch fallen lassen. Ganz im Gegenteil: Villmools Merci für euren grandiosen Einsatz für unser gemeinsames Portal!
Sie waren dieses Mal aber (noch) außer Konkurrenz als Gäste dabei. Mit einem solchen Einstieg ins Geschehen haben sie hoffentlich Lust auf mehr bekommen und sich fürs nächste Jahr nicht nur eine Verbesserung des nun bei 115 Arten stehenden Luxemburger Rekords vorgenommen, sondern vielleicht können sie auch noch weitere Teams im Großherzogtum begeistern. Mit über 400 Angemeldeten bei ornitho.lu, d.h. mehr als in manchem Bundesland, könnte da etwas gehen. Immerhin hat selbst du Luxemburger Umweltministerin das Team zeitweise unterstützt. Das hat noch kein Team hierzulande geschafft!
DANKE für ein großartiges Spendenergebnis!
In der Summe kamen über 33.000 Euro an Spenden zusammen, die auch in diesem Jahr in Betreuung, Unterhalt und Weiterentwicklung des Internetportals ornitho.de bzw. ornitho.lu fließen werden. Die beiden Portale werden gemeinsam von DDA und natur&?mwelt betrieben. Insgesamt 111 Teams trugen zur bislang höchsten Spendensumme bei, 66 mit 100 und mehr Euro. Das ist fantastisch!
Wir und die vielen Tausend Nutzerinnen und Nutzer von ornitho.de und ornitho.lu danken allen Spenderinnen und Spendern sowie allen Teams, die in oft wochenlanger Vorarbeit die Spenden einwarben, auf Herzlichste für dieses großartige Engagement!
Alle Spenderinnen und Spender werden – so sie nicht anonym bleiben wollen – in Kürze auf ornitho.de bzw. ornitho.lu unter „Unterstützung“ aufgeführt.
Thorshühnchen, Goldhähnchen-Laubsänger und weitere 309 Arten

Seit dem 25. Februar dreht dieses Thorshühnchen auf dem Speicher Dachwig in Thüringen seine Kreise und ist dabei (aber wohl nicht davon) inzwischen rötlich „angelaufen“. Zur Freude der Thüringer Becken-Birder blieb es bis zum Birdrace ... und ward danach nicht mehr gesehen. Foto: H. Laußmann
Beachtliche 311 Vogelarten wurden am 6. Mai im Rahmen des Birdraces entdeckt. Das sind neun Arten mehr als im vergangenen Jahr und damit ein neuer Höchstwert. Diese hohe Artenzahl ist auf die stetig steigende Anzahl an Teams – mehr Augen sehen eben auch mehr –, aber auch darauf zurückzuführen, dass mindestens ein Team bis in die Hochlagen der Alpen stapfte, mehrere Teams auf Helgoland und darüber hinaus in allen Bundesländern mindestens zwei Teams unterwegs waren. Damit wurden die verschiedenen Lebensraumtypen Deutschlands einmal mehr sehr gut abgedeckt. Hinzukommt die ungewöhnlich kalte zweite Aprilhälfte mit für die Jahreszeit (zu) niedrigen Temperaturen bis kurz vor das Birdrace. Der Anteil an Teams, die noch typische Wintergäste wie Zwergsäger oder Saatgans beobachten konnten, war in diesem Jahr deutlich höher als in vorangegangenen. Gleichzeitig war der 6. Mai ein vergleichsweise später Termin, so dass auch von den spät ankommenden Arten wie Bienenfresser, Schlagschwirl oder Sperbergrasmücke schon die ersten entdeckt wurden. Diese Kombination gespickt mit einzelnen ausgesprochenen Seltenheiten, von denen gleich mehrere entdeckt wurden oder noch anwesend waren, dürfte zu dieser hohen Artenzahl beigetragen haben. Dass diese in den nächsten Jahren noch einmal übertroffen wird, scheint doch eher unwahrscheinlich.
Artenreichstes Bundesland war einmal mehr Niedersachsen mit 242 Arten, gefolgt von Schleswig-Holstein mit 234 und Mecklenburg-Vorpommern mit 212 Arten. An vierter Stelle folgt Baden-Württemberg mit bemerkenswerten 205 und Nordrhein-Westfalen mit 202 Arten, letzteres aufgrund des bunten Multikulti an freifliegenden Exoten. Insgesamt 28 Neubürger wurden in diesem Jahr beobachtet.
Beachtliche sechs Arten in diesem Jahr neu hinzu: Chilepfeifente, Gelbschnabelente, Rotschnabelente, Thorshühnchen, Gelbbrauen-Laubsänger und Grünlaubsänger. Die Anzahl der insgesamt im Rahmen der dreizehn Jahre beobachteten Arten stieg damit auf 365. Doch nun zumindest grob der systematischen Reihenfolge nach ...

Dieser Rallenreiher wird die Bodensehschwalben etwas über das verregnete Ende des Birdraces hinweggetäuscht haben. Es war erst der zweite im Rahmen des Birdraces. Foto: D. Doer
Mindestens zwei Schwarzkopf-Ruderenten wurden in diesem Jahr beobachtet: eine in Braunschweig und eine von Wattnspass in Nordfriesland. Mindestens drei verschiedene und sehr wahrscheinlich wilde Rothalsgänse wurden entdeckt: In Nordfriesland, auf Neuwerk und auf Fehmarn. Ein echter „Knaller“ war die Kanadapfeifente, die bei Pody und Co für noch bessere Stimmung sorgte. Fast ein Drittel der Teams sah eine Spießente, so viele wie noch nie (im Mittel der letzten 5 Jahre waren es nur 20 %). Auch das dürfte den kalten letzten Wochen geschuldet sein. Hingegen entdeckten so wenige Teams wie noch nie eine Knäkente (35 % vs. 45 %). Gleiches gilt wieder einmal für das Rebhuhn, das gerade noch 12 % der Teams entdeckten. In den ersten fünf Birdraces lag der Wert noch bei 45 %. So manches der Teams notierte das Rebhuhn schon unter den Highlights ... Nach der ersten Zwergscharbe im vergangenen Jahr wurden dieses Jahr gleich zwei entdeckt: eine im Salzlandkreis in Sachsen-Anhalt von Don Jorge und das Auge und eine von den Fritzlarer Vogelfritzen im Schwalm-Eder-Kreis in Nordhessen. Den erst zweiten Birdrace-Rallenreiher war den Bodensehschwalben vergönnt und hellte unterm Strich den arg verregneten Tag am Bodensee etwas auf. Fast gegenläufig zur Entwicklung beim Rebhuhn ist jene beim Silberreiher: Während dieser in den Anfangsjahren nur von etwa einem Fünftel der Teams notiert werden konnte, sind es inzwischen fast doppelt so viele. 22 % der Teams freuten sich in diesem Jahr über einen Fischadler, mehr denn je. Mit mindestens vier verschiedenen Steppenweihen schlägt sich deren Zunahme auch beim Birdrace in diesem Jahr bemerkenswert deutlich nieder. Ob Artefakt oder doch bittere Realität wird sich in den nächsten Jahren zeigen: nur 73 % der Teams bekamen einen Kiebitz zu Gesicht, so wenige wie nie. In den ersten fünf Birdraces waren es noch 90 %, in den darauffolgenden noch knapp über 80 %. Wiederum zwei Teams gab je ein Mornellregenpfeifer auf Norderney und im Cuxland weiteren Vortrieb, gleiches galt vermutlich für die zwei verschiedenen Teichwasserläufer in Nordfriesland und im Osterfeiner Moor im Kreis Vechta. Bemerkenswert ist, dass mit Schleiereule, Steinkauz, Waldohreule und Uhu gleich vier überwiegend Kleinsäuger fressende Arten verglichen mit den vergangenen fünf Jahren unterdurchschnittlich nachgewiesen wurden. Und der „Winterhärte-Anzeiger“ Eisvogel hat nach den Ergebnissen des Birdraces wieder im vergangenen Winter wieder Verluste hinnehmen müssen: Nur 39 % der Teams hatten in auf der Liste, in den drei Jahren zuvor waren es jeweils über 50 %. Einen neuen Höchstwert erreichte hingegen der Wendehals, den rund ein Viertel rufen hörte.

Hat einer von euch nen Fläschchen Rotkäppchen-Sekt in der Jackentasche? Ob ja oder nein, der Rotkopfwürger in den Raistinger Wiesen war unbestritten eines der Highlights des Birdraces, das den Ammersehern vergönnt war. Foto: M. Metzger
Unter den Singvogelarten gehört der Rotkopfwürger der Ammerseher zu den besonders bemerkenswerten Entdeckungen am 6. Mai. Die Neuntöter machten sich – vermutlich in Folge der kühlen Witterung – noch rar: Trotz des späten Termins konnten ihn nur 17 % der Teams nachweisen. Im vergangenen Jahr waren es – OK, einen Tag später und bei ungleich wärmerem Wetter – 55 %. Der schleichende Rückzug der Beutelmeise macht sich auch deutlich beim Birdrace bemerkbar: Nur jedes zehnte Team vernahm den melancholischen Ruf. In den Anfangsjahren war es noch jedes vierte. Eine vertrackte Art beim Birdrace ist die Weidenmeise, die in diesem Jahr so wenige Teams wie noch nie – nur etwa jedes vierte – zu sehen oder zu hören bekamen. Im Monitoring häufiger Brutvögel ist ein Rückgang zwischen 2004 und 2015 allerdings nicht zu erkennen. Hier deutet sich vielmehr ein Zusammenhang mit dem Birdrace-Termin an: je später das Birdrace, desto weniger Teams sehen oder hören eine Weidenmeise. Nach den Daten von ornitho liegt der Höhepunkt der Gesangsaktivität (Brutzeitcode A2) Ende März / Anfang April und geht nachfolgend kontinuierlich zurück. Bei der Bartmeise zeigt sich ähnlich wie beim Eisvogel ein auffälliger Zusammenhang mit der Ausprägung des vorhergehenden Winters: Nach kalten Wintern sind oft auch die Nachweisquoten im Rahmen des Birdraces geringer.

Was ist das denn für eine leuchtend gelbe Endbinde da im Weidenbusch? Unverhofft kommt ... na ja, vielleicht nicht oft, aber doch ab und an, wie dieser Seidenschwanz auf Norderney, den Dünenjogis entdeckten. Foto: M. Fuhse
Gleich drei seltene Laubsänger-Arten wurden beim Birdrace entdeckt: Ein Grünlaubsänger von den Alten Socken nahe der Kugelbake in Cuxhaven, auf Helgoland und auf der Greifswalder Oie wurden Gelbbrauen-Laubsänger beobachtet bzw. beringt (die ersten überhaupt im Rahmen des Birdraces) und ebenfalls auf der Greifswalder Oie ging Migrants Welcome! auch ein Goldhähnchen-Laubsänger ins Netz (zweiter Birdrace-Nachweis nach 2008). Die beiden letztgenannten sind speziell im Frühjahr sehr selten. Das gilt für Anfang Mai auch für den Seidenschwanz, der in diesem Jahr sowohl die Milanos in Brandenburg als auch die Dünenjogis auf Norderney verzückte. Es ist erst das fünfte Mal, dass der schnieke Gast aus der Taiga dem Birdrace die Ehre erwies. Nach der Entdeckung eines Zitronenstelzen-Weibchens am Vortag war die Hoffnung der Göttinger Teams groß, sie auch beim Birdrace beobachten zu können. Sie staunten dann aber nicht schlecht: das Weibchen ward nicht gesehen, dafür aber ein Männchen am selben Gewässer. Vielleicht will es ja der Zufall, dass wieder einmal zwei zur richtigen Zeit zusammenfinden. Allzu oft kam das bei noch nicht vor, zuletzt 2013 im Polder Glies im Norden Niedersachsens. Apropos: Zur richtigen Zeit am richtigen Ort war auch das Luxemburger Team, das eine Aschkopf-Schafstelze entdeckte, die bei Anerkennung durch die dortige Seltenheitenkommission der Erstnachweis für das Großherzogtum wäre.
Übrigens: Wer die Ergebnisse auf Bundes-, Landes- und Kreisebene weiter im Detail betrachten (oder analysieren) will, nur zu:
Bundesländer
Nachdem in den ersten Jahren vor allem in Nordrhein-Westfalen das Birdrace immer mehr Anhänger fand, hat das Birdrace-Fieber nun auch in anderen Bundesländern viele angesteckt. In bereits acht Bundesländern waren mehr als zehn Teams unterwegs, und für 149 Kreise – und damit 15 mehr als im Vorjahr – waren Teams angemeldet, in 61 mindestens zwei. Mit direkter Konkurrenz im eigenen Kreis macht es gleich mindestens doppelt so viel Laune. Auf Länder mit mindestens 20 Teams wollen wir im Folgenden etwas genauer eingehen. Übrigens: Die Ergebnisse jedes einzelnen Bundeslandes lassen sich über die Filterfunktion unter „Ergebnis Arten“ mit einem Klick aufrufen.
Nordrhein-Westfalen

Allen Grund zum Lachen haben die fünf BOR-Seeschwalben: Landesmeister in NRW und 3. Platz in der bundesweiten Spendenwertung – fast wie Weihnachten und Ostern. Nur im Mai.
Mit 80 Teams war NRW auch 2017 wieder die unumstrittene Birdrace-Hochburg. Doch erstmals gab es hier keinen weiteren Zuwachs. Ist NRW etwa schon an der Lebensraumkapazität angelangt? Wir vermuten eher eine Verschnaufpause. Bei den Medien im indivuenreichsten Bundesland ist das Birdrace jedenfalls nach wie vor hoch im Kurs. Dieses Jahr flimmerte in der WDR Lokalzeit zur besten Sendezeit ein Beitrag über die Bildschirme.
Sicherlich mit einem breiten Grinsen ins Bett gefallen sein werden die BOR-Seeschwalben. Neben ihrem großartigen Ergebnis im „Spendenrennen“ (Rang 3 mit 2.510 Euro) lief es auch sonst wie am Schnürchen: 130 Arten entdeckten sie auf ihrer Runde durch den Kreis Borken im Westmünsterland und sorgten damit für eine faustdicke Überraschung. Neben dem nötigen Quäntchen Glück macht sich da auch die inzwischen mehrjährige Erfahrung bemerkbar.
Mit auf die die längste Erfahrung können die Birdrace-Urgesteine der Gütersloher Gimpel um den Birdrace-Mitbegründer Klaus Nottmeyer zurückgreifen. Schon bevor es zum bundesweiten Wettbewerb wurde, wurde in Ostwestfalen geract. Und diese Erfahrung warfen sie in diesem Jahr voll in die Waagschale: Bääm, 129 Arten, Teamrekord und Rang 2 im landesweiten Vergleich!
Da staunten auch die Teams aus dem erfolgsverwöhnten Münster nicht schlecht. Dort blieben auf dem vergleichsweise kleinen Stadtgebiet, an das sich alle Teams strikt halten, in diesem Jahr die gefiederten Überraschungen aus. Und so blieb den Ex-Meistern von Ex-Perdix mit guten 126 Arten in diesem Jahr nur Rang 3 (und damit kehrte der münsteraner Birdrace-Pokal wieder in die DDA-Geschäftsstelle zurück). Diesen teilen sie sich mit den letztjährigen Landesmeistern, den ehemaligen Di-Bi-Di-Birdern, die nun als Flutmulden-Mafia der Konkurrenz das Fürchten lehren wollen. Vielleicht wird das auch bald das junge Lyriker-Team von Alte Liebe Rostgans nicht!, die 123 Arten auf beeindruckenden 115 Fahrrad-Kilometern einsammelten und damit das EFTAS-NLU-Birdraceteam, wie alle münsteraner Teams autofrei unterwegs, mit 121 Arten auf Rang 5 verwiesen.
Die dort magische und bislang nur einmal geknackte 120er-Marke blieb für die 15 (!) Teams der diesjährigen Birdrace-Hauptstadt Herford dieses Mal unerreicht. Bei 117 Arten blieb der „Tacho“ bei den Herford Birders stehen, eine Art mehr als ihre Dauerrivalen von Corvus Corax. Dafür purzelte bei den benachbarten Bielefeld Birders mit 118 Arten ebenso der Stadtrekord wie bei Buteo1DO, die den Stadtrekord für Dortmund auf 114 Arten schraubten.
In der Singvogelwertung verteidigten die Bon(n)apartemöwen souverän ihren Titel aus dem Vorjahr und knackten nach der legendären Raumpatrouille Oriolus erst als zweites NRW-Team die 70-Arten-Marke.
Niedersachsen

Mit 137 Arten auf Norderney entschieden die Dünenjogis das „Inselduell“ nicht nur in Niedersachsen, sondern unter allen in diesem Jahr vertretenen Inseln für sich. Und sie kamen als dritte unter den Fahrradteams in Niedersachsen ein. Läuft auch ...
So peu á peu rücken die Niedersachsen den NRWlern in Sachen Teamzahl auf die Pelle: In diesem Jahr waren es schon 45 und dazu in Bremen weitere drei. Da entwickelt sich was ... Eines bleibt aber dennoch beim Alten: Aufs Treppchen in Niedersachsen kommt man nur, wenn man auch bundesweit top ist: vier Teams kamen auf 150 oder mehr Arten, für die Top 10 brauchte man dieses Jahr schon 141 Kreuzchen auf der Liste. In vielen anderen Bundesländern wäre das Landesrekord. Hinter Cuxland (177), Gätkes Erben (162) und den Alten Socken (159) düste der Trans Hannover Express mit 150 auf Rang vier, knapp vor den beiden Auricher Teams, den AURhaehnen und den beiden Turteltäubchen, die jeweils mit je 148 Arten. Ein hartes, aber artenreiches Pflaster zwischen Elbe und Ems ...
Radelnde Teams sucht man – anders als in allen anderen Bundesländern – auf den ganz vorderen Plätzen in Niedersachsen leider noch fast vergebens. Einzig der Trans Hannover Express brach mit seinen 150 Arten unter den Topteams eine Lanze für die autofreie Variante und wurde souveräner Landesmeister vor den Galliern von Bördnix, die bei ihrer traditionellen Tour de Dümmer mit 141 sogar noch unter die Top 10 landesweit kamen. Überraschende Dritte auf dem Radler-Treppchen wurden die Dünenjogis, die mit für eine Insel herausragenden 137 Arten auch das „Inselduell“ für sich entschieden und die bisherige Bestmarke eines Inselteams damit einstellten. IInsgesamt scheint es auf der größten ostfriesischen Insel ein prima Tag gewesen zu sein: Mit 131 Ticks legten auch die Leegehähne im Vergleich zu den Vorjahren nochmal einen drauf und knackten erstmals die 130er-Marke. Platz 5 im „grünen“ Rennen hinter Mais and Moor aus Rotenburg (Wümme), die auf 132 kamen, denen aber in der unveröffentlichten Wertung der kreativsten neuen Teamnamen kaum einer das Wasser reichen kann.
In der Sonderwertung „Singvögel“ ließen Gätkes Erben einmal mehr nix anbrennen und lagen mit 77 Arten vor den Göttinger Sozialbrachvögeln tief aus dem waldreichen Süden Niedersachsen, die damit auch die Rekordrenner aus dem Cuxland um eine Art hinter sich ließen. Was so eine Zitrostelze nicht alles ausmachen kann ...
Schleswig-Holstein

„Ihren“ Leuchtturm fast nie aus dem Blick verloren die Birkassinen, die in und um die Geltinger Birk herum auf 140 Arten kamen.
Niedersachsen und Schleswig-Holstein sind in weiten Teilen ähnlich flach. Doch während die Niedersachsen nach wie vor nicht so recht aufs Rad umsatteln wollen, gehört es im echten Norden inzwischen fast schon zum guten Ton, sich auf die eigene Muskelkraft oder die Bahn zu verlassen. 34 Teams waren dieses Mal am Start (sechs weniger als im Vorjahr), davon 23 ohne Auto. Die ersten vier Plätze gingen allesamt an radelnde Teams: Wannacks Topti(c)ker (155), Keen Tied (153) sowie Pody und Co (151), gefolgt von den Birkassinen, die nur in und um die Geltinger Birk herum unterwegs waren und auf beachtliche 140 Arten kamen, knapp vor Houston, wir haben ein Pirol mit 137, nur leider ohne Pirol, aber mit Gelbkopf-Schafstelze und neuem Teamrekord sowie den wiederum radelnden Marschmenschen aus Nordfriesland, die sich über gleich drei Seidenreiher und sicherlich einen der ersten Gelbspötter dieses Jahres im hohen Norden freuen durften.
In der Singvogelwertung nahmen Wannacks Topti(c)ker den virtuellen Pokal in Empfang (71), während sich Pody und Co (68) die silberne und Houston, wir haben ein Pirol (67) die Bronzemedaille ins Vereinsheim hängen dürfen.
Baden-Württemberg

Von 46 Arten beim ersten Start 2012 auf 125 Arten in diesem Jahr birdeten sich Spatzengang aus Karlsruhe: Platz 3 im Ländle!
Mit 29 Teams war im Ländle auch in diesem Jahr wieder ordentlich Konkurrenz am Start, vorwiegend im badischen Landesteil (für den wir aber keinen Meister ausweisen, um separatistischen Gedanken keinen Nährboden zu bieten). Einmal mehr lag das Alb-Donaumoos- Kompetenzteam, das als Doppelteam antrat, mit je 134 Arten vorn, denen die Karlsruher Spätzle aus dem badischen Landesteil mit 128 und Spatzengang ebenfalls aus Karlsruhe mit 125 erstaunlich nahe kamen.
Die Fahrradwertung war dieses Jahr wieder fest in badischer Hand: Karlsruher Spätzle und Spatzengang aus dem Norden hielten die Gimpel minds aus Freiburg mit 121 in Schach. Im Gegensatz zu den nordbadischen Teams verstummte bei ihnen aber so manche Hoffnung im Dauerregen ab dem Nachmittag. Auf ein Neues im kommenden Jahr ...
Die Singvogelwertung heimsten wie im vergangenen Jahr und wiederum 72 Arten die Gimpel Minds ein, knapp vor den SCHÖNBUCHFinken (70) und den Kiesmätzen (66). Alles übrigens radelnde Teams ...
Bayern

Hoch hinaus stapften wieder einmal Die 3 Zehenspechter, dank derer neben Mauerläufer auch Alpendohle und Alpenbraunelle auf der Birdrace-Artenliste vertreten sind.
Mit 21 Teams (nach 25 im Vorjahr) lichtete sich das Feld auch im blau-weißen Bundesland ein wenig. Am höchsten hinaus zog es auch in diesem Jahr wieder Die 3 Zehenspechter im Kreis Garmisch-Partenkirchen, die nach viiiiielen Jahren erstmals wieder einen Mauerläufer auf die Birdrace-Artenliste brachten und am Ende eines weiten Weges mit 126 Arten den Bayern-Titel holten und die beiden Die Donauuferlaeufer - Actitis ratisbonensis, die ihrem Namen alle Ehre machten und 37 km zu Fuß gingen, mit 122 Arten knapp hinter sich lassen konnten. Auf Rang 3 und damit gleichzeitig zur Bayernmeister in dieser Sonderwertung radelten die Aischgründer Biebmätzla aus Erlangen-Höchstadt, bei denen bei 121 Arten der Feierabend eingeläutet wurde.
Diese drei Teams machten auch die Singvogelwertung unter sich aus, wobei die Die 3 Zehenspechter (71), dem Mauerläufer sei Dank, die Biebmätzla um eine Art überflügelten. Die Donauuferlaeufer wanderten mit 64 nach Hause.
Auf ein 15. im nächsten Jahr!

Klar, so eine Stimmung gibt es nicht nur am ersten Samstag im Mai. An diesem Tag wird sie jedoch so intensiv wie selten wahrgenommen ... Auf ein Neues im nächsten Jahr!
„Das Birdrace ist ein tolles Werkzeug zum Naturverständnis: Ganz viel Spaß, Ehrgeiz und Eigenantrieb, um Neues zu lernen und das zusammen mit Naturerlebnissen vom Morgengrauen bis in die Nacht. Hier geht es um mehr als eine Zahl als Endergebnis.“ Solche Rückmeldungen wie vom Team Wattnspaß freuen und motivieren uns gleichermaßen. Wir können das nur zurückgeben: Watt n Spaß mit euch jedes Jahr!
In diesem Sinne erzählt eure vielen spannenden Erlebnisse und Anekdoten weiter, so dass im kommenden Jahr noch mehr Teams die Botschaft des „Tags der Vogelartenvielfalt“ hinaustragen: Eine vielfältige und artenreiche Landschaft macht nicht nur Birdracerinnen und Birdracer glücklich, sondern uns alle!
Wir hoffen, dass der arten- und überraschungsreiche Samstag mit vielen schönen Erinnerungen noch lange nachschwingt und freuen uns auf das 15. bundesweite Birdrace am 5. Mai 2018.
Zuvor wird aber noch die Glücksfee in die Wundertüte greifen ... Wir drücken die Daumen!
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09.05.2017
Neues Magazin der Internationalen Arbeitsgruppe zum Schutz des Braunkehlchens
© International Whinchat Working Group
WhinCHAT lautet der Name des neuen, digitalen Magazins der Internationalen Arbeitsgruppe zum Schutz des Braunkehlchens. Die erste Ausgabe der frei verfügbaren Online-Zeitschrift umfasst rund 100 Seiten und enthält Beiträge aus acht Ländern Europas, die sich schwerpunktmäßig mit Bestandsentwicklungen und Schutzmaßnahmen beschäftigen. Die Beiträge sind teils deutsch-, teils englischsprachig. Darüber hinaus enthält WhinCHAT Vol. 1 Tagungsinformationen, die Braunkehlchen-Resolution ("Message from Helmbrechts"), eine 23-seitige Vorstufe einer Braunkehlchen-Bibliographie, einen Überblick über die Braunkehlchen-Forschung im Vereinigten Königreich und über Braunkehlchen-Publikationen des Jahres 2016.
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09.05.2017
Sonderausgabe „Natur und Landschaft“: Naturschutzarbeit in Deutschland 2016
© BfN
Einen informativen Überblick über die Naturschutzarbeit in Deutschland bietet die aktuelle Sonderausgabe der Fachzeitschrift "Natur und Landschaft", die vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) herausgegeben wird. Die für Naturschutz und Landschaftspflege zuständigen Institutionen in Deutschland präsentieren in diesem Themenheft ihre Arbeitsschwerpunkte für das Jahr 2016: das Bundesumweltministerium, das Bundesamt für Naturschutz, die für Naturschutz zuständigen Landesämter, die Bund/Länderarbeitsgemeinschaft Naturschutz, Landschaftspflege und Erholung (LANA), die Länderarbeitsgemeinschaft der Vogelschutzwarten (LAG VSW), Bildungsstätten im Natur- und Umweltschutz sowie zahlreiche Naturschutzverbände und Stiftungen. Auch der DDA ist wie in jedem Jahr vertreten und berichtet über die Arbeit des Vereins.
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BfN-Präsidentin Prof. Beate Jessel resümiert: „Eine wichtige Rolle spielten 2016 zweifellos die Aktivitäten auf Verbands-, Landes- und Bundesebene zur weiteren Entwicklung der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU (GAP).“ Denn essentiell für die Erhaltung der biologischen Vielfalt ist es, inwieweit es gelingt, die landwirtschaftliche Nutzung naturverträglicher zu gestalten. „Leider ist das Ziel noch nicht erreicht“, sagt Jessel. Auch die Naturschutzverbände setzten sich konstruktiv mit diesen Fragen auseinander, wie die Beispiele in der Sonderausgabe zeigen. So entwickelte der Deutsche Verband für Landschaftspflege gemeinsam mit Praxisbetrieben die sogenannte Gemeinwohlprämie. Damit soll unter anderem auch die extensive Bewirtschaftung unproduktiver Flächen mit hohem Naturschutzwert attraktiv werden. Zudem fordern der NABU und andere Umweltverbände die Einrichtung eines eigenständigen EU-Naturschutzfonds in der Größenordnung von jährlich zwölf bis 15 Milliarden Euro. „In erster Linie wird es auch künftig darum gehen, die für die Landwirtschaft bereitgestellten öffentlichen Mittel an die Erbringung von Leistungen für den Erhalt der biologischen Vielfalt und damit an eine nachhaltige Nutzung zu knüpfen“.
Ergänzt werden die zahlreichen Kurzbeiträge über Naturschutzmaßnahmen, Forschungsergebnisse und Innovationen 2016 in der Sonderausgabe der "Natur und Landschaft" durch tabellarische Steckbriefe der beteiligten Institutionen. Die Kontaktdaten der zuständigen Ansprechpartnerinnen und -partner sollen einen Austausch mit Interessierten ermöglichen. "Wir hoffen, dass der Einblick in die Höhepunkte der Naturschutzarbeit in Deutschland 2016 auch Anregungen bietet, selbst aktiv zu werden", erklärt BfN-Präsidentin Jessel.
Ein gedrucktes Exemplar kann kostenfrei über das Bundesamt für Naturschutz, Referat Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Konstantinstraße 110, 53179 Bonn, Tel.(0228) 8491-4444, presse@bfn.de, bezogen werden. Ein kostenfreier Download dieser Sonderausgabe als Screen-PDF-Datei steht unter
www.natur-und-landschaft.de/de/produkt/sonderausgaben-5 zur Verfügung.
Quelle: BfN-Pressemitteilung, 9.5.2017
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07.05.2017
Ein Tag mit vielen Bestmarken – das Birdrace 2017 im Kurzkommentar
Für prächtige Laune und manchen Höhenflug sorgten die fast überall guten Bedingungen beim Birdrace
© Die Lökkelstrandläufer
Mit Ausnahme des äußersten Südens, wo ab dem Nachmittag im Regen leider so manche Hoffnung dahinschwamm, herrschten beste Bedingungen beim 14. bundesweiten Birdrace des DDA, bei dem so manche Bestmarke purzelte. Das nehmen wir zum Anlass für einen Kurzkommentar, obgleich noch nicht alle Teams ihre Ergebnisse übermittelt haben. Die erste Bestmarke fiel schon vor dem Start: Mit letztendlich 302 Teams und wiederum über 1.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern gab es wieder einen neuen Teilnahmerekord. Die Bedingungen besonders gut nutzte das Team
Cuxland, das mit 178 Arten eine neue Bestmarke setzte und damit die Nase am Ende ungewöhnlich deutlich vor der Konkurrenz hatte. Ungewöhnlich gut schnitten in diesem Jahr auch die autofreien Teams ab: Nach aktuellem Stand kamen sieben Teams in die Top 11, und
Darß Wader landete auf dem geteilten zweiten Platz. Das ist die bislang beste Platzierung eines radelnden Teams überhaupt. Auch in der Sonderwertung „Singvögel“ mischten sie ganz vorne mit: Das Team
GOLDENE AUErhähne, das das Rennen traditionell zu Fuß beschreitet, landete gemeinsam mit den
Speedbirdern und
Gätkes Erben ganz oben auf dem Treppchen. Auch das ist ein Novum. Unter den 23 Nachwuchsteams (in der Mehrzahl unter 20 Jahre alt) hatte
#Fischadlalala die Nase vor der Konkurrenz.
Im Spendenrennen ließen die
BO-BACHTER im deutschlandweiten Vergleich mit 4.712 Euro einmalmehr nichts anbrennen und gewannen zum vierzehnten Mal und wieder mit einer neuen Bestmarke. Auf Platz zwei und drei kamen wie im Vorjahr
Birding for Nature (3.195,38 Euro) und die
BOR-Seeschwalben (2.507 Euro), die ebenfalls ihre Vorjahresergebnisse nochmals (deutlich) steigern konnten. Ganz oben auf schwangen sich jedoch die Gäste von
ornitho.lu - the quest for the paradise fiscal aus Luxemburg, die mit 4.872 Euro ins Geschehen einstiegen. Herausragend war deshalb auch das Gesamtergebnis des Spendenrennens zugunsten des gemeinsam mit Luxemburg betriebenen Internetportals
ornitho.de bzw.
ornitho.lu: Über 31.000 Euro kamen nach aktuellem Stand durch den Einsatz von 102 Teams in diesem Jahr zusammen.
DANKE an alle, die dazu beigetragen haben!
306 Arten wurden nach derzeitigem Stand am „Tag der Vogelartenvielfalt“ entdeckt – noch einmal mehr als im vergangenen Jahr (302), darunter selbstredend auch zahlreiche Seltenheiten. Mehr dazu und vielen weiteren Facetten des diesjährigen Birdraces gibt es im Laufe der nächsten Tage in unserer ausführlichen Nachlese.
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06.05.2017
Guckguck, Guckguck, ruft’s nicht nur im Wald ... Das Birdrace 2017 ist gestartet
Stress? Können andere haben ... Birdrace geht auch ganz sutsche.
© Die westlichen Travekieker
„Pack‘ die Badehose ein ...“ hieß es noch im letzten Jahr. Heute sind wohl alle der wieder über 1.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer des 14. bundesweiten Birdraces vor allem froh, dass es nach den zuletzt frisch-feuchten Tagen wohl weitgehend trocken bleibt, der Wind die Puste anhält, ja sich hie und da sogar die Sonne zeigt und vor allem der angekündigte Kälteeinbruch bis nächste Woche wartet. So dürften – wenngleich die Temperaturen teils eher herbstlich als wonnemonatlich sind – von Friesland bis Freiburg und von Luxemburg bis Ladebow ähnliche und faire Bedingungen herrschen. Kurzum, es ist wieder angerichtet für einen spannenden und erlebnisreichen „Tag der Vogelartenvielfalt“, der sich auch in diesem Jahr einer Rekordbeteiligung erfreut: 298 Teams – über die Hälfte davon umweltfreundlich radelnd oder zu Fuß – sind seit Mitternacht unterwegs, um in 24 Stunden möglichst viele Vogelarten zu sehen oder zu hören. Wer die cleverste Taktik oder einfach am meisten Glück hatte, wissen wir ab morgen. Fest steht schon jetzt: Alle werden wieder einen intensiven Tag voller bleibender Eindrücke in der Natur erlebt haben, von dem jede und jeder noch lange zehren wird.
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Cuxland, Speedbirder, Gätkes Erben ... oder Darss Wader?
Gut, dass auf den Ausgang des Birdraces in Wettbüros noch kein Geld gesetzt wird. Hoffen wir jedenfalls. Sonst müssten wir uns in dieser grundehrlichen, sauberen Frischluft-Sportart vielleicht auch noch mit Doping und Bestechung auseinandersetzen oder Ethik-Kommissionen einsetzen. Gleichwohl darf im Vorfeld wild spekuliert werden, wer dieses Mal mit der besten Taktik aufwartet und wer das nötige Quäntchen Glück den anderen voraus ist, um am Ende ganz vorne zu laden. Mit inzwischen zehn (!) ersten Plätzen dürfte das Team Cuxland, das auch heute wieder in der erfolgreichen Besetzung der letzten Jahre antritt, wiederum den Ritt durch den Landkreis Cuxhaven minutiös geplant haben, um die Speedbirder aus dem Raum Leipzig sowie Gätkes Erben aus Lüneburg und Umgebung wie im vergangenen Jahr hinter sich zu lassen. Diese wiederum werden sicherlich wieder 24 Stunden weder Augen noch Ohren zumachen, um die eine bzw. die drei Arten, die im vergangenen Jahr fehlten, zu entdecken. Die inzwischen legendären Usedommeln, die im vergangenen Jahr bis auf Platz vier radelten, versuchen in diesem Jahr getarnt als Darß Wader einen selbstredend wieder autofreien Angriff auf die Spitze. Ebenfalls von Vorpommern-Rügen aus und mit extraterrestrischen Kräften werden auch Darss Attacks versuchen, das Spitzentrio der vergangenen Jahre zu sprengen.
Ebenfalls mit großen Ambitionen, vor allem aber viel Spaß in den (Po)Backen werden das Team Havelland, Pody und Co., die Klapper-Rad-Mücken, Wannacks Topti(c)ker, das Asiola-Quartett, der Trans-Hannover-Express, die Schreiradler, die Oderhühnchen, die Brodowinner und wie sie alle heißen, ausschwärmen, um mit der Vielfalt ihrer Region vielleicht sogar die 150-Artenmarke zu knacken.
Apropos knacken: Wann fällt eigentlich die Bestmarke von 174 Arten der Cuxländer aus dem Jahr 2009? Die Wetterprognosen sind jedenfalls nicht zu gut oder so katastrophal, als dass ihr Wackeln von vorneherein auszuschließen wäre ...
Das echte Birdrace: die autofreie Variante
Mit 158 Teams schwingt sich wiederum über die Hälfte der Teams in den Sattel oder ist zu Fuß unterwegs. Das freut uns sehr und wir drücken dementsprechend fest die Daumen, dass Petrus die Wolken zum Dichthalten bewegen kann und besonders die autofreien Teams trockenen Fußes oder Rades ins Ziel kommen.
Durch die erfreulich hohe Beteiligung an dieser Birdrace-Variante, die 2008 als Sonderwertung eingeführt wurde, ist es besonders prestigeträchtig, hier vorne zu liegen. Mit 162 Arten stellten die Usedommeln im vergangenen Jahr eine neue Bestmarke auf, womit sie nur haarscharf das „Treppchen“ verfehlten. Das zeigt, dass autofrei nicht nur umweltfreundlich und großer Sport (viele Teams haben am Ende des Tages über 100 km in den Beinen), sondern auch konkurrenzfähig ist!
Die zu Darß Wader mutierten Usedommeln sind damit auch ganz klar in diesem Jahr wieder die Favoriten auf den Platz an der Sonne bei den umweltfreundlichen Teams. Mit ihrem Husarenritt auf 156 Arten im vergangenen Jahr gehören aber auch Pody und Co. wieder zum heißen Kreis der Treppchen-Steiger, ebenso wie das Team Havelland, Wannacks Topti(c)ker, die Klapper-Rad-Mücken, oder der Trans-Hannover-Express, die alle schon einmal die 150er-Marke geknackt haben oder nur knapp daran vorbeigeschrammt sind.
Allen, die strampelnd oder wandernd das Birdrace bestreiten, wünschen wir schon jetzt, dass die Tour ohne Blasen, Pech und Platten verläuft und sich Waden, Füße und die Allerwertesten zügig wieder entspannen!
BO-BACHTER, die unbezwingbaren Spendenkönige?
Nachdem sie sich auch im angeblich so verflixten 13. Jahr als Birdrace-Spendenkönige feiern lassen durften, kommt es einer rhetorischen Frage gleich, ob die BO-BACHTER es auch heute wieder schaffen werden, die meisten Spenden einzuwerben? Es sieht ganz danach aus: Mit 36 Euro pro Art und der Aussicht auf eine Artenzahl von 90+ sowie zusätzlich knapp 1.000 Euro werden sie die 4.000-Euro-Marke ziemlich sicher wieder überspringen. Damit könnte sogar ihre eigene Bestmarke aus dem Vorjahr bereits heute wieder fallen.
Doch auch die Konkurrenz hat sich in diesem Jahr viel vorgenommen: Nachdem sie im vergangenen Jahr erstmals und erst als zweites Team mehr als 3.000 Euro erbirden konnten, haben sich die „ewigen Zweiten“ in der Spendenwertung, Birding for Nature aus Bonn wieder mit ähnlichen Aussichten in Stellung gebracht. Sie müssen sich aber ihren zweiten Platz erst noch durch ein artenreiches Rennen erarbeiten, denn auch die BOR-Seeschwalben haben zu einem neuen Höhenflug angesetzt und bereits mit den nicht-artbezogenen Spenden ihr Vorjahresergebnis übertroffen.
Und dann sind da noch die Freunde aus Luxemburg von ornitho.lu and the quest for the paradise fiscal, die ihre Ziele bereits im Namen selbstbewusst kundtun und sich ganz oben aufschwingen wollen. Doch nach Stand zum Rennstart werden sie die BO-BACHTER noch nicht vom Thron schubsen können. Aber vielleicht ziehen sie ja noch einen Goldbarren aus dem Safe einer Luxemburger Bank?
Wir möchten allen Spenderinnen und Spendern sowie allen, die sich teils über Wochen und mit vielen Telefonaten und Schreiben für das Einwerben von Spenden engagiert haben, ganz herzlich danken. Ihr und euer Einsatz ist großartig, wir wissen das sehr zu schätzen!
Die Spenden werden auf Beschluss der DDA-Mitgliederversammlung auch in diesem Jahr wieder der Betreuung, dem Unterhalt und der Weiterentwicklung des Internetportals ornitho.de bzw. ornitho.lu zugutekommen. Die mittlerweile über 25.000 Nutzerinnen und Nutzer des gemeinsamen Portals wird es besonders freuen.
Teams aus allen Bundesländern ...
... sind auch in diesem Jahr wieder am Start. Doch es ist und bleibt wundersam, wie unterschiedlich der Anklang in den einzelnen Bundesländern ist. Während sich die 78 Teams im „Birdrace-Mutterland“ Nordrhein-Westfalen förmlich auf den Füßen stehen, muss man in Thüringen schon letzter werden, um nicht aufs Treppchen zu kommen. Also fast so, als würde man in Liechtenstein Fußball, aber nicht in der Nationalmannschaft spielen. Irgendwie scheint es so, als wenn einmal eine „kritische Masse“ dabei sein muss, damit die Birdrace-Idee so richtig zündet: So sind in Niedersachsen mittlerweile 42 Teams unterwegs und in Schleswig-Holstein 33 bzw. in Baden-Württemberg 31. Noch vor wenigen Jahren lagen sie im Verhältnis zu NRW deutlich weiter zurück.
15 (!) Teams sind in diesem Jahr alleine in Herford ist Ostwestfalen am Start – mehr als in vielen Bundesländern. Damit haben die Ostfalen die Westfalen aus Münster in diesem Jahr klar hinter sich gelassen, die jedoch auch auf zwölf Teams kommen, die aber alle mit dem Fahrrad unterwegs sind, ebenso wie die elf Teams im Kreis Nordfriesland. Doch auch in vielen anderen Kreisen belebt inzwischen reichlich Konkurrenz „das Geschäft“: Im Kreis Breisgau-Hochschwarzwald sind sechs, in Berlin, Bonn, Hamburg und Vorpommern-Greifswald jeweils fünf und in insgesamt 60 Kreisen mindestens zwei Teams unterwegs.
Wo und wie auch immer und mit welchen Ambitionen ihr unterwegs seid, wir wünschen allen Teams einen an positiven Überraschungen und Erlebnissen reichen Tag ohne Blasen, Pech und Pannen!
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02.05.2017
Neue Studie des DDA: Wie stark stören Windenergieanlagen die Lebensräume unserer Vögel?
Der Schwarzstorch gehört zu den Arten mit besonders hohem Konfliktpotenzial zwischen Brutlebensraum und Windkraftnutzung.
© Hans Glader
Auswirkungen von Windenergieanlagen (WEA) auf Vögel wurden in den vergangenen Jahren in vielfältiger Weise untersucht. Großflächige Untersuchungen zu den möglichen Auswirkungen des bereits realisierten Ausbaustands des Windenergiesektors auf windkraftsensitive Arten fehlen jedoch bislang weitgehend. Im Rahmen einer Studie hat sich der DDA nun mit der Überlagerung der Brutzeithabitate ausgewählter Vogelarten mit Risiken, die von der Windkraftnutzung ausgehen, beschäftigt.
Um die von WEA ausgehenden Risiken für Vögel abzuschwächen, wurden in Deutschland durch die Länderarbeitsgemeinschaft der Vogelwarten (LAG VSW) Abstandsempfehlungen für WEA zu bedeutenden Vogellebensräumen sowie Brutplätzen ausgewählter, windkraftsensitiver Vogelarten definiert. Diese Abstandsempfehlungen wurden genutzt, um basierend auf dem aktuellen Ausbaustand der Windenergienutzung die Überlagerung von Brutzeitlebensräumen mit windkraftinduzierten Risiken als auch die potenziell beeinflussten Populationsanteile windkraftsensitiver Arten abzuschätzen.
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Die Untersuchung basiert auf Verbreitungs- und Häufigkeitsinformationen des aktuellen Atlas Deutscher Brutvogelarten (ADEBAR), Landnutzungsinformationen der Corine Land Cover Datenbank sowie Standortdaten zu im Betrieb befindlichen onshore WEA in Deutschland. WEA-Standorte in Gebieten mit Brutvorkommen windkraftsensitiver Arten wurden mit den artspezifischen Abstandsempfehlungen gepuffert und so die Überlappung mit potenziellen Brutzeitlebensräumen, die durch ihre Zugehörigkeit zu bestimmten Landnutzungsklassen identifiziert wurden, berechnet.
Die Ergebnisse zeigen für die verschiedenen als windkraftsensitiv eingestufte Arten eine erhebliche Überlappung zwischen Brutzeitlebensräumen und Bereichen, in denen potenziell windkraftinduzierte Risiken auf diese Vogelarten einwirken. Insbesondere die Gruppe der Offenlandarten scheint vergleichsweise stark betroffen. Das identifizierte Habitatstörungspotenzial liegt hier regelmäßig bei Werten zwischen 9 und 13 % des Brutzeitlebensraums. Für einzelne Arten, oft mit nur kleinräumiger Verbreitung in Deutschland, werden darüber hinaus aber auch erheblich höhere Werte von bis zu 55 % des Brutzeithabitats im Einflussbereich von WEA erreicht. Für die meisten untersuchten Arten waren die Werte zur möglichen prozentualen Habitatstörung bzw. -beeinflussung und Schätzungen der durch WEA beeinflussten Populationsanteile recht ähnlich. Eine Validierung der angewandten Methode war zudem durch die Ergebnisse einer bundesweiten Rotmilankartierung 2011/12 möglich. Die Pufferung der in diesem Rahmen zusammengetragenen Neststandorte mit der artspezifischen Abstandsempfehlung erzielte im Hinblick auf das identifizierte Beeinflussungspotenzial eine gute Übereinstimmung mit den Ergebnissen die auf der Pufferung des WEA-Standorte basierten. Demnach scheint sich das räumliche Beeinflussungspotenzial von WEA auf Vogellebensräume auch ohne Brutplatzdaten, die zumeist nicht flächig vorliegen, recht gut abschätzen zu lassen.
Die kürzlich in der Zeitschrift „Die Vogelwelt“ veröffentlichten Ergebnisse der DDA-Studie können Sie sich auf der Homepage des Magazins kostenlos als PDF herunterladen.
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26.04.2017
Aktion #LivingLand - Jetzt für eine bessere Landwirtschaft abstimmen!
Geben Sie Ihre Stimme für das Rebhuhn und weitere Arten der Agrarlandschaft ab!
© NABU
Die Agrarpolitik ist eine enorme Bedrohung für die Artenvielfalt Europas und wird ihrer globalen Verantwortung für Klimaschutz und nachhaltige Entwicklung nicht gerecht. Die bereits mehrfach hier beworbene Kampagne für eine ökologische Agrarwende kommt nun zu Ihrem ersten Höhepunkt: Bis 2. Mai kann man über
www.NABU.de/abstimmen ganz einfach bei der laufenden EU-Konsultation für eine ökologische Agrarreform stimmen.
Dies ist eine einzigartige Chance für uns, den Ausverkauf der Natur zu stoppen! Immense Fördergelder fließen Jahr für Jahr in die industrielle Landwirtschaft, die den Lebensraum vieler Tier- und Pflanzenarten vernichtet und unsere eigene Lebensgrundlage gefährdet. Wir müssen die hierfür verantwortliche Gemeinsame Agrarpolitik der EU (GAP) dringend ändern.
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Weitere Informationen
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24.04.2017
Artenschutzprojekt sucht Rotmilan-Paten!
Bringen Sie Ihre Unterstützung mit einer Patenschaft zum Ausdruck und verfolgen Sie so das Leben „Ihres“ Rotmilans
© Thomas Hinsche
Gibt es einen persönlicheren Weg als Ihre Faszination für Vögel durch eine Patenschaft zum Ausdruck zu bringen? Im Rahmen des Artenschutzprojektes „Land zum Leben“ besendert der DDA seit 2014 Rotmilane in Deutschland. Für viele dieser Vögel suchen wir noch Patinnen und Paten!
Etwa die Hälfte aller Rotmilane weltweit brütet bekanntlich in Deutschland. Doch in der monoton bewirtschafteten Agrarlandschaft finden die Vögel oft nicht genügend Futter. Mehr nahrungsreichen Lebensraum zu schaffen und so den Rückgang des Rotmilans aufzuhalten, ist Ziel des bundesweiten Schutzprojektes „Land zum Leben“, das der DDA gemeinsam mit dem
Deutschen Verband für Landschaftspflege und der
Deutschen Wildtier Stiftung durchführt. Das Projekt wird im Rahmen des
Bundesprogramms Biologische Vielfalt durch das
Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des
Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit gefördert. Die
Stiftung Naturschutz Thüringen unterstützt die wissenschaftlichen Begleituntersuchungen.
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Wo suchen Rotmilane ihre Nahrung während der Brutzeit? Wie muss ein Rotmilan-Revier beschaffen sein, damit die Vögel erfolgreich brüten können? Um Fragen wie diese zu beantworten, plant der DDA im Rahmen des Projekts 30 in Deutschland brütende Rotmilane mit modernen GPS-Sendern auszustatten.
Werden Sie Patin oder Pate unserer besenderten Rotmilane! Als Patin/Pate erhalten Sie eine Patenurkunde und die zweimal im Jahr erscheinende „Rotmilan-Post“, in der wir Sie exklusiv mit Neuigkeiten über „Ihren“ Milan informieren. Natürlich können Patenschaften auch als Geschenk abgeschlossen werden (z.B. für Ihr Patenkind).
Welche Formen der Rotmilan-Patenschaften es gibt und wie Sie Patin oder Pate werden können, erfahren Sie auf der Projekthomepage.
PS: Neben vielen anderen attraktiven Preisen verlosen wir beim diesjährigen Birdrace am 6. Mai 2017 unter allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern, deren Teams Spenden für ornitho.de einwerben, eine Rotmilan-Jahrespatenschaft! Weitere Informationen zum „Vogel-Rennen“ und alles rund um die Anmeldung gibt es unter www.dda-web.de/birdrace.
Weitere Informationen
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18.04.2017
Gemeinsam für einen Wandel in der Agrarpolitik – gemeinsam für LivingLand
Logo LivingLand
© NABU
Die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) der EU ist gescheitert. Sie verhindert weder Arten- noch Höfesterben. Setzt ein Landwirt sich besonders für Naturschutz, Ernährung oder Gesellschaft ein, wird das aber kaum belohnt. 60 Mrd. € Steuergelder werden derzeit jährlich für Agrarsubventionen in der EU ausgegeben und sollen ab 2021 neu verteilt werden. Landwirte, Verbraucher und Natur haben eine bessere Landwirtschaftspolitik verdient.
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Der DDA unterstützt deshalb die europäischen Umwelt- und Naturschutzverbände (BirdLife Europe mit dem NABU als deutschem Partner, Europäisches Umweltbüro (EEB) und WWF Europe) bei ihrem Einsatz für eine nachhaltige, naturverträgliche und faire Agrarpolitik. Mit der Initiative LivingLand soll ein starkes Zeichen für die überfällige Reform der GAP und einen grundlegenden Wandel gesetzt werden.
Auch Sie haben die Chance mitzuwirken: Bis zum 2. Mai steht die Online-Konsultation zur Modernisierung und Vereinfachung der GAP zur öffentlichen Beteiligung offen. Die Kommission will die eingegangenen Beiträge nutzen, um die Prioritäten der künftigen Agrarpolitik festzulegen. Nehmen Sie sich 20 Minuten Zeit, damit erreichen Sie die EU-Kommission direkt:
https://ec.europa.eu/eusurvey/runner/FutureCAP?surveylanguage=DE
Nutzen Sie ggf. auch die ausführliche Ausfüllhilfe des NABU: www.NABU.de/ausfuellhilfe
Werden Sie wie wir Teil dieser Bewegung und unterstützen Sie gemeinsam mit uns und vielen anderen Organisationen und Unternehmen die LivingLand-Vision: Wir treten ein für eine EU-Agrarpolitik, die Gemeinwohlleistungen fördert, die fair für Landwirte und ländliche Regionen ist, ökologisch nachhaltig, gesund und global verantwortungsvoll.
Weitere Informationen:
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13.04.2017
HanseBird 2017 lockt mit hochkarätigem Programm
© Thomas Dröse/NABU
Rund 2.000 Besucher und 45 Aussteller haben die HanseBird im vergangenen Jahr zum vollen Erfolg gemacht, an den die Veranstalter vom NABU Hamburg auch 2017 anknüpfen wollen. Für das Vogelfestival des Nordens auf der Wasserkunst Elbinsel Kaltehofe haben sie dazu wieder ein hochkarätiges Programm auf die Beine gestellt, das vom 17. bis 18. Juni 2017 bereits zum achten Mal einen breit gefächerten Messebereich sowie zahlreiche Vorträge, Führungen und Workshops für Vogelfreunde, Naturbeobachter und Fotografen bietet.
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Im Messezelt stellen Hauptsponsor Zeiss und viele weitere bekannte Branchengrößen ihre neuesten Ferngläser und Spektive vor, die mit Blick in die umgebende Natur perfekt ausprobiert und verglichen werden können. Tierfotografen können sich auf lange Brennweiten und stimmungsvolle Motive vor der Kulisse der Wasserkunst freuen. Ausflugszentren und Reiseanbieter präsentieren Vogelparadiese von nah bis fern, daneben gibt es Outdoor-Ausrüstung, Naturschutzprodukte, Fachliteratur sowie Kunstwerke von Vogelmalern. Unter allen Naturliebhabern werden zudem attraktive Preise wie Ferngläser oder Reisen verlost.
Das Vortragsprogramm der HanseBird verspricht abwechslungsreiche Themen und Referenten. Thorsten Krüger richtet den Fokus auf Wiesenvögel in den norddeutschen Niederungen, Martin Kühn wird über das vogelkundliche Geschehen im Nationalpark Wattenmeer berichten. Jan Goedelt verrät, welche Überlegungen zur Planung und Tarnung für ein gutes Vogelfoto unerlässlich sind, während Dr. Jörg Kretzschmar die Herausforderungen und gestalterischen Möglichkeiten der Digiskopie – also dem Fotografieren durchs Spektiv – erklärt. Als ornithologische Leckerbissen in aller Welt werden dieses Mal New York, Mittelamerika und Bulgarien vorgestellt. Den Schwerpunkt Vogelschutz wird Klemens Steiof (Vogelschutz am Glas sowie Ursachen der Geflügelpest) näherbringen. Auch der DDA ist wie immer mit einem eigenen Stand bei der HanseBird vertreten. Christopher König wird darüber hinaus über die ersten sechs Jahre von ornitho.de berichten.
Der NABU wird mit unterschiedlichen Gruppen vor Ort sein und Vogel- und Insektenführungen anbieten sowie praktische Tipps zum Naturschutz geben. Darüber hinaus sind auch Workshops zu Fotografie und Digiskopie im Eintrittspreis enthalten, die Anmeldung erfolgt jeweils direkt auf der Veranstaltung. Und wer sein in die Jahre gekommenes Fernglas überprüfen lassen möchte, kann dieses – ebenfalls kostenfrei – den Experten am Stand von Zeiss anvertrauen. Kleine Vogelfreunde können am Fuchs-Mobil forschen, sich bei der NAJU informieren, auf Schnitzeljagd gehen oder sich beim Kinderschminken tolle Tiermotive aussuchen.
Weitere Informationen
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13.04.2017
„The State of the UK′s birds 2016“ — Aktuelle Trends der Vögel Großbritanniens veröffentlicht
© RSPB
Bereits zum 17. Mal wurde nun der Statusbericht „The State of the UK′s Birds“ veröffentlicht. Neben Bestandsveränderungen der Vögel Großbritanniens wird in der aktuellen Ausgabe des gemeinsam von der Royal Society for the Protection of Birds (RSPB), dem British Trust for Ornithology (BTO) sowie dem Wildfowl & Wetlands Trust (WWT) in Zusammenarbeit mit weiteren britischen Naturschutzorganisationen veröffentlichten Berichts auch auf Ergebnisse unterschiedlicher Studien und Monitoringprogramme eingegangen.
Die Ergebnisse des Statusberichts sind ernüchternd: Mehr als 25% aller regelmäßig in Großbritannien vorkommenden Vogelarten stehen auf der Roten Liste gefährdeter Arten. Die Liste der gefährdeten Arten musste um Arten wie Großer Brachvogel, Papageitaucher und Nachtigall erweitert werden. Die Ergänzungen sind Folgen teilweise bedeutender Bestandsrückgänge. Mehrere Arten, wie Seggenrohrsänger, Tafelente und Turteltaube, sind sogar global gefährdet.
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Rund ein Viertel der weltweiten Population des Großen Brachvogels brütet in Großbritannien und Irland. Doch vor allem durch Lebensraumveränderungen sind die Bestände in den letzten Jahrzehnten um fast die Hälfte zusammengebrochen. Ähnliche Entwicklungen gab es auch in anderen Ländern Europas, sodass für die charakteristischen Wiesenbrüter ein Internationaler Artenaktionsplan ins Leben gerufen wurde.
Immerhin kann der Statusbericht aber auch über einige positive Entwicklungen berichten. So nahmen die Bestände des Steinadlers im Vereinigten Königreich um rund 15% zu und die Zahl der Zaunammer-Paare ist mittlerweile vierstellig.
Durch umfangreiche Schutzmaßnahmen und Habitatrenaturierung konnten mehr als 20 Arten in eine geringere Gefährdungskategorie wechseln, darunter Rohrdommel und Ziegenmelker, oder wurden sogar neuerdings als ungefährdet bewertet. Mit dem Rotmilan gilt eine der ehemals gefährdetsten Brutvogelarten in Großbritannien dank des enormen Einsatzes der Artenschützer mittlerweile wieder als ungefährdet. Diese positive Entwicklung gibt vielleicht auch für weitere seltene Arten Hoffnung und zeigt, dass die Anstrengungen im Vogelschutz nicht umsonst sind.
Auch in Deutschland sind die Bestände des Rotmilans seit Ende der 1980er Jahre um ein Drittel zurückgegangen. Mehr als die Hälfte aller Rotmilane weltweit brütet in Deutschland, sodass wir eine hohe Verantwortung für den Schutz dieser Art haben. Der DDA engagiert sich daher im Artenschutzprojekt „Land zum Leben“. Unterstützen Sie den Schutz des heimlichen deutschen Wappenvogels durch eine Spende oder werden Sie Pate oder Patin eines im Rahmen des Projektes besenderen Vogels!
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13.04.2017
Was ist ein Rotmilan? Bestimmungskenntnisse der Briten auf dem Prüfstand
Welches Bild zeigt einen Haussperling? Für viele Briten offenbar keine einfache Frage.
© Twirlywoos/RSPB
Eine aktuelle Umfrage, die die britische Royal Society for the Protection of Birds (RSPB) gemeinsam mit der Kinder-TV-Serie „Twirlywoos“ durchgeführt hat, ergab, dass ein Großteil der Bevölkerung Schwierigkeiten mit der Bestimmung selbst häufigster heimischer Vögel hat.
Mehr als die Hälfte der Befragten waren demnach nicht in der Lage einen Haussperling zu bestimmen und zwei von zehn Teilnehmern der Studie gingen davon aus, dass männliche und weibliche Stockenten zwei unterschiedliche Entenarten sind. Bei der Frage, um was es sich bei einem Rotmilan handelt, lag ein Fünftel der Befragten falsch. Einige vermuteten dabei einen Charakter aus den Batman-Filmen, andere hielten ihn für einen Fisch.
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Doch es gab auch positive Erkenntnisse. 60% der Probanden gaben an, sich grundsätzlich für die Vogelwelt zu interessieren. Neun von zehn Erwachsenen hatten bereits von Mauerseglern gehört und ebenfalls neun von zehn Erwachsenen mit Kindern hielten es für bedeutsam, dass ihre Kinder mehr über die Natur und Vogelwelt Großbritanniens erfahren.
Im Rahmen der Studie wurden mehr als 2000 Erwachsene befragt, darunter mehr als 1200 Eltern. An Ostern startet die RSPB einen neuen Online-Wettbewerb, der Kinder, Familien und Schulklassen motivieren soll, nach draußen zu gehen und die Natur in der eigenen Umgebung besser kennenzulernen. Geplant sind dazu zahlreiche kostenlose Aktionen und Aktivitäten. Unterstützt wird die RSPB dabei von der Fernsehserie „Twirlywoos“, in der vier vogelähnliche Charaktere die Welt um sie herum erkunden und dabei viele neue Dinge entdecken. Die Verbindung aus TV-Programm und Outdoor-Aktivitäten soll Eltern dabei helfen, ihrem Nachwuchs die Umwelt möglichst spielerisch nahe zu bringen.
Wer seine eigenen Kenntnisse einmal testen möchte, der findet das (englischsprachige) Vogelquiz unter https://nursery.twirlywoos.com/wildlife-watch/
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11.04.2017
Aktualisierte Informationen über Einflüsse der Windenergienutzung auf Vögel
© Mathias Putze
Seit dem Jahr 2002 trägt die Staatliche Vogelschutzwarte des Landesamtes für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz Brandenburg (LUGV) verfügbare Daten zu Kollisionen von Vögeln und Fledermäusen an Windenergieanlagen (WEA) aus ganz Deutschland zusammen. Ziel der Datenbank ist es, die vorhandenen, bundesweit verstreuten Daten über Anflugverluste an WEA zusammenzutragen, durch diese Sammlung zusätzliche Erkenntnisse zu gewinnen und die Einhaltung von Mindeststandards bei der weiteren Datengewinnung und -dokumentation durchzusetzen. Die „Dokumentation Vögel und Windenergienutzung“ auf der Internetseite des LUGV wurde nun aktualisiert und die Informationen und Kollisionszahlen auf den neuesten Stand gebracht. Nach der Erweiterung sind jetzt mehr als 420 Literaturquellen verarbeitet, die eine solide Basis für Entscheidungen verschiedenster Art bilden.
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Bei jeder Art ist jeder Einzelfund nachvollziehbar, so dass jeder selbst überprüfen kann, was bereits gemeldet wurde und was nicht. Ergänzt werden die Daten durch Informationen über Einflüsse der Windenergienutzung auf Vögel. Darin werden für die einzelnen Arten Schutzstatus, Gefährdung durch Kollision, Lebensraumentwertung, Aktionsraum, Abstandsregelungen und hilfreiche Literaturhinweise zusammengefasst. Unterstützen Sie die Datensammlung durch die Meldung von Kollisionsopfern oder weiterer hilfreicher Publikationen zu dem Thema!
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11.04.2017
Ornithologen fordern Schutz von Möwenbrutplätzen auf Flachdächern
Neben Sturmmöwen nutzen auch Lachmöwen regelmäßig Flachdächer als Brutplatz
© Thomas Hinsche
Störungen und Vertreibung von Möwen auf Flachdächern haben ein besorgniserregendes Ausmaß erreicht. Immer mehr Mitglieder verschiedener Vogel- und Naturschutzvereine fordern den Stopp dieser Maßnahmen und ein abgestimmtes Vorgehen aller Verantwortlichen zum Schutz und zur Erhaltung dieser Brutvorkommen. Die Ornithologische Arbeitsgemeinschaft für Schleswig-Holstein und Hamburg e.V. ist bereit, durch fachliche Beratung, Maßnahmenvorschläge, Bestandsmonitoring, Bruterfolgskontrollen und Beringung die Entwicklung und Umsetzung eines solchen Konzepts zu unterstützen. Der Vorstand der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft hat am 31.3.2017 zu diesem Thema nun die sogenannte „Plöner Erklärung“ verabschiedet:
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An ihren ursprünglichen Brutplätzen an der Ostseeküste sind die Brutbestände der Sturmmöwe dramatisch zurückgegangen, und die Brutkolonien der Lachmöwe auf den Inseln von Seen und Teichen sind nahezu allesamt erloschen. Die wesentlichen Gründe dafür sind die Verschlechterung der Nahrungssituation durch agrarstrukturelle Veränderungen, insbesondere durch die Umwandlung von Grünland in Acker, sowie Veränderungen der Vegetationsstruktur auf den „Möweninseln“ und die Einengung der Brutmöglichkeiten an der Ostseeküste durch die intensive touristische Nutzung der Strände. Auf den letzten verbliebenen Brutplätzen an der Ostsee sind die Vögel einem erhöhten Räuberdruck durch Fuchs und Marder ausgesetzt. Deshalb werden besondere Anstrengungen unternommen, um hier die Brutmöglichkeiten und den Schutz der Vögel vor Feinden zu verbessern.
Als Reaktion auf die schwindenden und immer weniger geeigneten Brutmöglichkeiten in ihren ursprünglichen Lebensräumen haben Sturmmöwen in den 1990er Jahren als Erste begonnen, auf Flachdächern zu brüten, die mit Kieselsteinen belegt sind. Sie entsprechen ihrer Vorstellung von einem Brutplatz und bieten ihnen Schutz vor Feinden, die ein erfolgreiches Brüten am Boden nahezu unmöglich machen. Silber- und Lachmöwen folgten. In geringer Zahl brüten inzwischen auch Heringsmöwen und die seltene Schwarzkopfmöwe sowie Flussseeschwalben und Austernfischer auf Dächern.
Wenngleich die Bestandsabnahmen in den ursprünglichen Lebensräumen durch die „Dachbrüter“ keineswegs ausgeglichen werden, tragen deren gute Bruterfolge entscheidend dazu bei, dass insbesondere Sturm- und Lachmöwen nicht regional ganz verschwinden. Eine „uferlose“ Zunahme auf den Dächern ist nicht zu befürchten, weil geeignete Nahrungsgebiete in erreichbarer Entfernung begrenzt sind.
Ob Möwenrufe als belästigender Lärm oder als belebendes Element empfunden werden, ist eine Frage der Einstellung. Wenngleich namentlich bei größeren Kolonien Probleme durch Kotverschmutzung entstehen und die Rufe als störend empfunden werden können, sind sie grundsätzlich als ortsübliche Belastung anzusehen, zumal die Brutzeit nur wenige Monate dauert und oft erst durch Störungen verlängert wird. Behördliche Ausnahmegenehmigungen zur Vergrämung müssen deshalb auf Sonderfälle beschränkt bleiben und illegale Maßnahmen wie Störung während der Brutzeit, Zerstörung von Gelegen und Töten von Jungvögeln mit Nachdruck verfolgt und geahndet werden.
Vertreibung, die grundsätzlich nur vor Beginn der Brutzeit erfolgen darf, löst das Problem nicht, sondern verlagert es nur, weil die Möwen sich angesichts des Verlusts und der Entwertung ihrer ursprünglichen Lebensräume anderswo im städtischen Bereich ansiedeln. Vertreibung kann deshalb nur funktionieren und Entlastung bringen, wenn sie auf besonders kritische Einzelfälle beschränkt bleibt und alle anderen besiedelten und potenziell besiedelbaren Dächer den Vögeln als ungestörte Brutplätze zur Verfügung stehen.
Notwendig dafür ist ein von den Kommunalverwaltungen zusammen mit den Gebäudeeigentümern zu entwickelndes, mit Maßnahmen zur Akzeptanzerhöhung zu begleitendes „Raumordnungskonzept“, in dem festgelegt wird, wo Möwen ungestört brüten können und wo ihre Ansiedlung mit legalen Mitteln verhindert werden kann. Insbesondere gewerblich genutzte Gebäude bieten hier ein hohes Potenzial.
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11.04.2017
Nachwuchs-Ornithologen aufgepasst! Jetzt anmelden zum NAJU Birders Camp 2017
© NABU Hamburg
Beim NAJU Birders Camp in Hamburg können sich vom 12. bis 14. Mai 2017 Nachwuchs-Ornithologen im Alter von 12-27 Jahren rund um die Ornithologie informieren, Hamburgs Vogelwelt kennenlernen, wissenschaftliche Methoden ausprobieren und sich mit anderen jungen Vogelfreunden aus ganz Deutschland austauschen und vernetzen. Drei Tage lang finden in der Freiluftschule Moorwerder direkt an der Elbe am Naturschutzgebiet Heuckenlock verschiedene Exkursionen und Workshops statt.
Neben einer Vogelstimmenexkursion und der gemeinsamen Beobachtung von Wasservögeln am Hamburger Hafen wird auch eine Abendexkursion zu den Ziegenmelkern angeboten. Darüber hinaus werden auch wissenschaftliche Methoden vermittelt und es können neue Optiken ausprobiert werden, die der Sponsoring-Partner Zeiss zur Verfügung stellt. Bei einem Vogelquiz gibt es außerdem ein Fernglas zu gewinnen.
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Für das spannende Wochenende rund ums Thema Vögel kann man sich noch bis zum 27. April anmelden.
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08.04.2017
14. bundesweites Birdrace am 6. Mai – die Anmeldung hat begonnen
Das Birdrace – der perfekte Rahmen für einen unvergesslichen Tag!
© Team "Graubartschwalben"
„Kinners, wie die Zeit vergeht ...“ Schon wieder sind es nur noch vier Wochen, bis es am ersten Samstag im Mai, dieses Mal somit am 6., rund geht und ab Mitternacht die Teams voller Vorfreude auf einen einmalmehr unvergesslichen Tag an der virtuellen Startlinie stehen. An keinem anderen Tag im Jahr wird deutschlandweit so intensiv beobachtet: 302 Vogelarten wurden im vergangenen Jahr von den 291 Teams entdeckt. Erstmals waren über 1.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei traumhaften Bedingungen am Start. Es wird schwer werden, die letztjährigen Bestmarken zu knacken.
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Aber das haben wir jedes Jahr gedacht, und dann übertrafen die Anzahlen kurz vor dem Rennen doch wie in allen Jahren zuvor wieder die des Vorjahres. Als sich beim ersten bundesweiten Birdrace 2014 seinerzeit recht spontan 41 Teams aufmachten, hatten wir von einer solchen Entwicklung geträumt, aber – ganz ehrlich – es kaum für möglich gehalten.
Bezüglich der Regel blebt alles beim Alten. Ein Novum wird es aber dennoch geben: Erstmals wird ein Team aus Luxemburg dabei sein. Zunächst zwar nur als Gast, dennoch mit dem Ziel, den Nachbarn im Saarland Paroli zu bieten und möglichst viele Spenden für das Gemeinschaftsprojekt ornitho.de/lu zu sammeln. Kurzum, wir sind wieder einmal gespannt wie die guten alten Flitzebögen, welche Überraschungen der inoffizielle „Tag der Vogelartenvielfalt“ in diesem Jahr für uns alle bereithält ...
Worum geht es bei einem Birdrace?
Für alle, die noch nicht dabei waren: Entgegen der direkten Übersetzung „Vogelrennen“ lassen wir bei einem Birdrace nicht die Vögel rennen, sondern die Beobachterinnen und Beobachter versuchen in Teams von 3 bis 5 Personen innerhalb von 24 Std. so viele Vogelarten wie möglich zu sehen oder zu hören. Das Beobachtungsgebiet kann frei gewählt werden, klare Grenzen sind jedoch v.a. bei mehreren Teams im gleichen Raum wichtig. Hierbei haben sich (Land)Kreise als Einheiten vielfach bewährt. Wer am Ende die meisten Arten entdeckt hat, hat gewonnen. Einen Preis gibt es dafür jedoch nicht, die zahlreichen Sachpreise werden unter allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern verlost. Schon deshalb betrügt man letztendlich nur sich selbst, wenn man schummelt. Es ist also Ehrensache, dass man sich sportlich fair verhält. Und dass der Schutz der Natur und insbesondere der Vogelwelt dabei an erster Stelle steht, ist selbstverständlich und oberstes Gebot (weitere Regeln s.u.).
Spendenrennen für ornitho.de – und ornitho.lu!
Schon seit dem ersten bundesweiten Birdrace sind die Teams dazu aufgerufen (es ist aber keine Teilnahmevoraussetzung!), Spenden für ein jährlich festgelegtes Projekt zu sammeln. Nachdem für sechs Jahre der bundesweite Brutvogelatlas ADEBAR unterstützt wurde (der in keinem Bücherregal fehlen sollte; zur Leseprobe), fließen die Spenden seit 2010 in den Unterhalt, die Betreuung sowie die Weiterentwicklung von ornitho.de (und somit auch ornitho.lu, denn beide Portale sind technisch eng verbandelt). Das gemeinsame Internetportal, bei dem mittlerweile über 20.000 Personen angemeldet sind, die über 24 Mio. Beobachtungen gemeldet haben, ist auch dieses Jahr wieder das Spendenprojekt. Wir hoffen, dass es gerade für begeisterte Nutzer von ornitho.de und ornitho.lu ein zusätzlicher Ansporn ist, über die Teilnahme am Birdrace selbst zum Unterhalt und zur Betreuung des Gemeinschaftsprojekts beitragen zu können. Alle Unterstützer der letzten Jahre sind, so sie nicht anonym bleiben wollten, unter „Unterstützung“ auf ornitho.de und ornitho.lu genannt.
Welche Art ziert in diesem Jahr die Urkunde?
Seit 2007 wird die Urkunde, die alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer als Erinnerung erhalten, von einer Künstlerin oder einem Künstler gestaltet. In diesem Jahr konnten wir Stefanie Rick dafür begeistern: Nach mehreren Nicht-Singvogel-Jahren wird mit einem Wiesenpieper wieder einmal ein Singvogel die Urkunde zieren. Das Original, das die Künstlerin exklusiv für das Birdrace gemalt und dem DDA gespendet hat, wird unter all jenen verlost wird, deren Team mindestens 100 Euro für ornitho.de und ornitho.lu eingeworben hat. Einen Überblick über die Künstlerinnen und Künstler, die in den vergangenen elf Jahren die Urkunde gestaltet haben, erhalten Sie unter Birdrace > Künstler.
Lostrommel schon gut gefüllt
Dank großzügiger Spenden von Carl Zeiss Sports Optics, des AULA-Verlags, von AOZ Medien, Christ Media Natur, GEO, Lowepro, Lucky Looker, Schwegler, der Schweizerischen Vogelwarte, König Photobags, Oertl, des Verlags C.H. Beck, Vivara sowie der Zeitschrift VÖGEL ist die Lostrommel in diesem Jahr schon zum Beginn der Anmeldung gut gefüllt. Wir können somit unter allen BirdracerInnen, besonders jenen, die sich beim Einwerben von Spenden engagieren, wieder viele attraktive Preise verlosen.
Zuguterletzt noch ein Hinweis an alle, die noch überlegen, erstmals oder nach vielen Jahren wieder an einem Birdrace teilzunehmen: Macht’s einfach! Denn das Wetter wird sicherlich wieder herrlich. Und wenn nicht? Das Ergebnis ist dasselbe: der Tag wird unvergesslich – so oder so. Also: Anmelden und los geht’s!
Allen eine gute Vorbereitung wünscht
das Birdrace-Team des DDA
Weitere Informationen und Anmeldung:
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04.04.2017
Aufruf zum Ablesen von Flügelmarken bei Rotmilanen
Flügelmarken lassen sich oft selbst aus der Entfernung sicher ablesen
© Jens Halbauer
Flügelmarkierungen stellen heute eine wertvolle Methode dar, um Informationen zum Aufenthalt von Vögeln im Jahresverlauf zu gewinnen. Seit einigen Jahren werden in Deutschland Rot- und Schwarzmilane mit Flügelmarken markiert, die spannende Erkenntnisse vom Aufenthalt im Winter über die Rückkehr in die Brutgebiete bis zu Ansiedlungen in neuen Gebieten erbracht haben. Voraussetzung für solche Ergebnisse sind möglichst zahlreiche Ablesungen und Meldungen gesichteter Vögel im Jahresverlauf. So wurden Ablesungen beringter Überwinterer beispielsweise bislang nur aus Spanien gemeldet.
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Diese Nachricht soll dazu aufrufen, gesichtete Rot- und Schwarzmilane mit Flügelmarken zu melden.
Gewünscht ist die vollständige Ablesung und Meldung der Flügelmarke sowie die Bezeichnung des Beobachtungsortes. Letzterer kann gerne mit geographischen Koordinaten angegeben werden, doch auch Angaben mit räumlichem Bezug (z.B. Pappelreihe westlich Cochstedt) sind ansonsten hilfreich.
Bitte melden Sie Ihre Beobachtungen direkt an den jeweiligen Beringer. Vergleichen Sie dazu die abgelesene Flügelmarke mit der Übersicht der Verwendung von Flügelmarken an Rot- und Schwarzmilanen in Deutschland und ermitteln Sie so das Projekt, in dem der Vogel markiert wurde. Nachfolgend die Kontaktdaten der Ornithologen, die aktuell Rotmilane mit Flügelmarken markieren, sortiert nach den in der Übersicht genannten Regionen:
Region1: Thomas Pfeiffer (thpfeiffer@gmx.net)
Region2: Prof. Dr. Michael Stubbe (stubbe@zoologie.uni-halle.de
Region3: Christian Gelpke (panamagelpke@yahoo.de)
Region4: Prof. Dr. Oliver Krüger (oliver.krueger@uni-bielefeld.de)
Region5: Marika Schuchardt (m.schuchardt@lse-sternberg.de)
Region6: Dr. Winfried Nachtigall (winfried.nachtigall@vogelschutzwarte-neschwitz.de)
Region7: Robert Schönbrodt (grschoenbrodt@googlemail.com)
Viel Erfolg und Spaß beim Ablesen wünschen
Christoph Grüneberg (DDA) und Uwe Lerch (DVL)
Projekt „ROTMILAN – LAND ZUM LEBEN“
www.dda-web.de/rotmilan
www.rotmilan.org
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03.04.2017
Erster Nachweis der Höckersamtente für Deutschland
Beobachtungsort und Foto von Deutschlands erster Höckersamtente
© Margus Ellermaa
Bis vor wenigen Jahren waren Höckersamtenten nicht auf dem „Radar“ europäischer Vogelbeobachter. Die nah mit der in größerer Zahl auf Nord- und Ostsee überwinternden Samtente verwandte Art brütet in Nordostasien sowie in Alaska und Kanada. Neuerdings werden die asiatische Form „Kamtschatkasamtente“ (
stejnegeri) und die amerikanische „Höckersamtente“ (
deglandi) sogar von einigen Autoren als eigene Arten angesehen. Im Winter ziehen die Vögel entlang der ostasiatischen Küste nach Süden bis ins Japanische und Gelbe Meer bzw. überwintern entlang der Westküste der USA. Ein kleiner Teil der amerikanischen Population verbringt den Winter auch an der Ostküste südlich bis nach Florida.
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Während einer Seevogelerfassung machte der Finne Margus Ellermaa am 16. Januar 2017 von einem Forschungsschiff mitten auf der Ostsee hunderte Fotos von Seevögeln. Erst bei der Sichtung seiner Aufnahmen am Abend entdeckte er neben acht Samtenten eine weitere, ungewöhnlich gefärbte Ente. Es kam der Verdacht auf eine Höckersamtente auf, doch erst im März fand eine weitere Beschäftigung mit diesem außergewöhnlichen Fund statt und weitere erfahrene Beobachter wurden zur Bestimmung herangezogen. Es bestätigte sich eindeutig, dass es sich um eine Höckersamtente handelte.
Der genaue Aufnahmeort befand sich zwischen der dänischen Insel Bornholm und Rügen. Aufgrund der Nähe zu Bornholm war der Entdecker anfangs davon ausgegangen, dass sich der Vogel in dänischen Gewässern befunden hatte und veröffentlichte seine Beobachtung in einem dänischen Internetforum. Dort wurde zwar die Bestimmung des Vogels bestätigt, der Beobachtungsort musste aber korrigiert werden: Rund 400 Meter jenseits der Grenze entstanden die Fotos eindeutig in der Ausschließlichen Wirtschaftszone der deutschen Ostsee im Bereich Adlergrund. Erstnachweis für Deutschland!
In der gesamten Westpaläarktis sind Höckersamtenten eine große Ausnahmeerscheinung. Zwar gelang der erste Nachweis bereits 1886 in Frankreich, doch folgten weitere erst ab den 1990er Jahren. Bis heute existieren rund 35 Nachweise. Die genaue Zahl lässt sich schwer ermitteln, da einzelne Vögel nachweislich selbst nach jahrelanger Abwesenheit an bekannte Orte zurückkehrten. Rund ein Drittel aller Nachweise in der Westpaläarktis entfällt auf Island. Dort wird erwartungsgemäß die amerikanische Form beobachtet. Viele weitere Nachweise, insbesondere in Skandinavien, betreffen aber die asiatische Kamtschatkasamtente. Mit der Anerkennung des Erstnachweises und der Zuordnung zu einer Form wird sich die Deutsche Avifaunistische Kommission intensiv beschäftigen. Der sehr auffällige Höcker auf dem Schnabel und der große weiße Augenfleck deuten stark auf die östliche Kamtschatkasamtente hin.
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03.04.2017
Bartgeier weiter im Norden unterwegs – Wo hält er sich aktuell auf?
Die Brandgänse auf Wangerooge waren von dem ungewöhnlichen Gast sichtbar irritiert
© Behrend Dellwisch
Ende Februar berichteten wir an dieser Stelle über einen jungen Bartgeier, der erstmals am 17. Januar im Eifelkreis Bitburg-Prüm in Rheinland-Pfalz fotografiert worden war. Erst am 19. Februar gelang die nächste Sichtung des mutmaßlich selben vorjährigen, unmarkierten Vogels im Rhein-Sieg-Kreis in Nordrhein-Westfalen. Vielleicht auch dank der öffentlichen Berichterstattung kam es in der Folgezeit zu weiteren Sichtungen: Am 25. Februar bei Marburg in Hessen, am 1. März im Hochsauerlandkreis in Nordrhein-Westfalen, am 4. März bei Osnabrück in Niedersachsen. Nach einigen Tagen ohne weitere Meldungen kam dann die Info aus den Niederlanden: Bartgeier über Den Haag! Fotos dieses Vogels belegten anhand einer beschädigten Handschwinge eindeutig, dass es sich um den zuvor in Deutschland beobachteten Vogel gehandelt hatte. Auch am 13. März wurde er erneut in den Niederlanden gesichtet – bereits wieder mit Kurs in Richtung deutsche Grenze.
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Mehr als zwei Wochen bleib der riesige Vogel unentdeckt, dann folgte die nächste Nachricht von der Nordsee. Mitarbeiter des Mellumrats fotografierten den Bartgeier am 30. und 31. März auf der Insel Wangerooge. Leider machte der Vogel hier einen geschwächten Eindruck und so stiegen die Sorgen bei den umgehend über die Beobachtung informierten Wissenschaftlern der Stiftung zur Erhaltung der Geier VCF. Für Geier sind Inseln aufgrund der fehlenden Thermik ein kräftezehrender Ort. Während bereits über ein mögliches Einfangen und Aufpäppeln des Vogels diskutiert wurde, schaffte es der Bartgeier offenbar doch noch die Insel auf eigenen Flügeln zu verlassen. Bei der letzten Sichtung flog er am Freitag (31.3.) gegen 15 Uhr nach Osten ab. Eine intensive Nachsuche auf der ganzen Insel verlief am nächsten Tag erfolglos, sodass davon ausgegangen wird, dass sich der Bartgeier nicht mehr auf Wangerooge aufhält.
Wo ist der Bartgeier jetzt? Es bleibt zu hoffen, dass er nicht auf die Außenweser oder gar die offene Nordsee hinaus geflogen, sondern ans Festland zurückgekehrt ist. Dass der Bartgeier sich überhaupt über so viele Wochen im Flachland ausreichend ernähren konnte macht Hoffnung darauf, dass seine Reise noch nicht zu Ende ist. Beobachtungen des Vogels sollten umgehend an die VCF (E-Mail: f.loercher@4vultures.org oder Tel.: +41 79 470 77 04) sowie zudem punktgenau über ornitho,de gemeldet werden. Dort stehen die Daten den Experten direkt mit allen Informationen zur Verfügung. Wer den Bartgeier beobachten kann, wird gebeten sich dem Tier nicht zu nähern, um es nicht unnötig in Stress zu versetzen.
Diese Nachricht darf und soll gern weiter verbreitet werden! Die Wissenschaftler der VCF bedanken sich bereits jetzt für die tolle Unterstützung zahlreicher Beobachter in den vergangenen Wochen.
Weitere Informationen
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31.03.2017
Vögel in Deutschland aktuell: Rückblick auf den Winter 2016/17
Wir blicken zurück auf einen der sonnenscheinreichsten Winter seit dem Beginn flächendeckender Messungen. Die Monate November bis Februar verliefen außergewöhnlich trocken und mit teils klaren, sehr kalten Nächten. Schnee fiel vor allem Anfang Januar. Wir haben aus den mehr als 1,6 Millionen innerhalb dieser vier Monate bei ornitho.de eingegebenen Vogelbeobachtungen einige Aspekte und Entwicklungen aufgegriffen und näher analysiert.
Bereits seit 2007 wird in Frankreich mithilfe einer Schlafplatzzählung der landesweite Rotmilan-Winterbestand ermittelt. Inzwischen werden am ersten Januar-Wochenende auch in anderen Ländern Rotmilane erfasst, so seit dem Winter 2015/16 auch in Deutschland. Im zurückliegenden Winter kam es kurz vor dem Zählwochenende zu einem schneereichen Kälteeinbruch. Wie sich dies auf die Zahl der bei uns überwinternden Rotmilane auswirkte, haben wir in unserem Beitrag genauer unter die Lupe genommen.
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Viele Beobachterinnen und Beobachter konnten sich in den vergangenen Monaten über die eher seltene Beobachtung von Meeresenten tief im Binnenland freuen. Insbesondere Bergenten wurden in großer Zahl aus vielen Gebieten gemeldet. Wir vergleichen die aktuellen Zahlen mit denen der letzten fünf Winter und schauen uns auch das jahreszeitliche Auftreten an. Gab es tatsächlich einen auffälligen Einflug und wurden auch Unterschiede im saisonalen Auftreten festgestellt?
Nicht weniger spektakulär war auch das Auftreten der in Deutschland zwar alljährlich aber nur in sehr geringer Zahl zu beobachtenden Eismöwe. Bei einem Strandspaziergang um die Jahreswende war die Chance auf die Sichtung eines solchen arktischen Gastes erstaunlich hoch. Wir betrachten den Verlauf des stärksten Auftretens der Eismöwe seit mehr als zwanzig Jahren genauer.
Doch Eismöwen waren nicht die einzigen Raritäten, die in der zurückliegenden Jahreszeit in Deutschland entdeckt wurden. Wir berichten von verschiedenen amerikanischen Enten, dem Ausflug eines Bartgeiers, einem Winternachweis des Steppenpiepers und zahlreichen weiteren Seltenheiten.
Den Beitrag „Vögel in Deutschland aktuell: Winter 2016/17: Rotmilane, Bergenten und ein Einflug von Eismöwen“ in der Zeitschrift "Der Falke" können Sie hier als PDF herunterladen. Alle weiteren Beiträge mit direktem Bezug zu ornitho.de finden Sie unter Publikationen und Auswertungen.
Das komplette Falke-Heft 4/2017 mit vielen weiteren Beiträgen, u.a. zum polnischen Bia?owie?a-Urwald, dem zweiten Band der „Illustrated Checklist of the Birds of the World“, Flussseeschwalben sowie Europas arktischen Meeresenten können Sie über die Internetseite von „Der Falke“ beziehen.
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31.03.2017
Kolkraben: "Junggesellen" leben in dynamischen sozialen Gruppen
Vereinte Technik: Dieser Kolkrabe ist sowohl mit Farbringen, Flügelmarken als auch einem GPS-Sender ausgestattet.
© Matthias-Claudio Loretto
Kolkraben haben erstaunliche kognitive Fähigkeiten beim Umgang mit Artgenossen; diese sind durchaus vergleichbar mit vielen Affenarten, bei denen die Entstehung ihrer sozialen Intelligenz mit ihrem Gruppenleben in Zusammenhang gebracht wird. In einer internationalen Zusammenarbeit hat ein Forscherteam der Universität Wien nun erstmalig das Gruppenleben nicht-brütender Kolkraben genauer untersucht, um die Evolution der Intelligenz von Kolkraben besser zu verstehen. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift
Scientific Reports veröffentlicht.
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Mehrere aktuelle Studien haben gezeigt, dass Raben zu den intelligentesten Vogelarten bzw. Tierarten überhaupt gehören. Aber welche Faktoren beeinflussen die Evolution von Intelligenz? Gemäß einer gängigen Hypothese fördert das Leben in sozialen Gruppen die Evolution eines leistungsfähigeren Gehirns. Dies gilt vor allem dann, wenn Individuen davon profitieren, sich die Identität anderer und Interaktionen mit diesen zu merken. Dieses Wissen können Tiere nutzen, um Konflikten mit dominanten Artgenossen auszuweichen oder Allianzen zu bilden, die den Zugang zu Ressourcen erleichtern.
Die Wissenschaftler in Österreich sowie Kollegen aus Frankreich statteten 30 Kolkraben für einige Monate bis Jahre mit GPS-Sendern aus, die stündlich die Position der Tiere übermittelten. Photovoltaikzellen erzeugten die nötige Energie und die Daten wurden über das Mobilfunknetz versendet. Seit etwa vier Jahren können die Forscher so die Flugbewegungen über bis zu 160 Kilometer am Tag beobachten. Zusätzlich markierten sie 332 Kolkraben individuell in Österreich und Italien mit Farbringen und Flügelmarken, um deren Anwesenheitsmuster in zwei Studiengebieten über diese Zeit zu dokumentieren.
Das Fazit der Biologen: Während einige Nichtbrüter sich in relativ kleinen Gebieten aufhalten, durchstreifen andere pro Jahr tausende Quadratkilometer. Dennoch treffen viele Individuen wiederholt bei reichhaltigen Nahrungsquellen (z.B. Mülldeponien, Kompostieranlagen) und gemeinsamen Schlafplätzen aufeinander.
Die Ähnlichkeit zur menschlichen Gesellschaft ist verblüffend: Manche verbringen lieber ihr Leben in gewohnter Umgebung an einer Stelle, andere hingegen genießen häufiges Reisen und Umziehen. Bei Kolkraben ist es offenbar vergleichbar. Versammeln sich Kolkraben, kann es einerseits zur Entstehung von Freundschaften kommen, andererseits aber auch oft zu heftigen, aggressiven Auseinandersetzungen.
Die Wissenschaftler kommen zu dem Schluss, dass die Kombination der beiden Faktoren – also Freundschaften bei Nichtbrütern und das Zusammenleben in derartig dynamischen sozialen Gruppen – die Intelligenz der Raben im Lauf der Evolution gefördert haben dürfte.
Quelle: Pressemitteilung Universität Wien, 23.3.2017
Weitere Informationen:
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30.03.2017
Rauchschwalben als Brutvögel in Südamerika – Bemerkenswerte Anpassungen
Eine neue Brutpopulation der Rauschwalbe breitet sich in Argentinien deutlich aus.
© Johnathan Nightingale
Schwalben sind bis auf die Antarktis auf allen Kontinenten vertreten und stehen weltweit als ausgeprägte Zugvögel für den Wechsel der Jahreszeiten. Die in Nordamerika weit verbreitete Unterart erythrogaster verbringt den Winter vorwiegend im fast 20.000 Kilometer entfernten Argentinien. Vor rund 35 Jahren siedelten sich plötzlich einige dieser Vögel in der Nähe von Buenos Aires an und gründeten rund 7000 Kilometer von den nächsten Vorkommen entfernt eine neue Population. Inzwischen hat diese Gründerpopulation ihr Areal erfolgreich um mehr als 500 Kilometer erweitert. Bruten auf der anderen Halbkugel sind auch von weiteren Schwalbenarten bekannt, wie z.B. der ebenfalls in Nordamerika verbreiteten Fahlstirnschwalbe. Die Rauchschwalbe ist jedoch die bislang einzige dieser Arten, die sich erfolgreich etablieren konnte.
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Isotopenanalysen von Federn der in Argentinien brütenden Rauchschwalben deuteten darauf hin, dass diese Vögel offenbar im nördlichen Südamerika überwintern. Um dies zu bestätigen und die Überwinterungsgebiete exakter eingrenzen zu können, wurde das Zugverhalten einiger mit Solar-Geolokatoren ausgestatteter Vögel erforscht. Die in der Fachzeitschrift Current Biology veröffentlichten Ergebnisse zeigen tatsächlich, dass die neun bis ins Winterquartier verfolgten Rauchschwalben im Südwinter nicht weiter als bis zum Äquator zogen. Sie haben ihre ursprüngliche Zugstrecke damit um mehr als ein Drittel verkürzt.
Die argentinischen Brutvögel haben also ihren jährlichen Zyklus von Mauser, Zugverhalten und Brutzeit in kürzester Zeit um etwa sechs Monate verschoben. Welche Mechanismen hinter diesen Veränderungen stehen ist weitgehend ungeklärt. Normalerweise würde man annehmen, dass sich derart drastische Änderungen erst im Laufe vieler Generationen etablieren. Die Wissenschaftler vermuten, dass sich durch die Expansion der Infrastruktur mit der Bildung von Brücken und Gebäuden die Bedingungen für Rauchschwalben auf der Südhalbkugel in den letzten 50 Jahren durch den Anstieg potenzieller Brutplätze deutlich verbessert haben.
Eine interessante Entwicklung ist zudem, dass offenbar in Nordamerika geschlüpfte Rauchschwalben zum Überwintern nach Argentinien ziehen und sich dort der neuen Brutpopulation anschließen, anstatt den Rückweg in ihr Herkunftsgebiet anzutreten. Die Kolonisation Südamerikas könnte damit auch Anfangsphase eines evolutionären Prozesses sein, der vielleicht irgendwann zur Bildung einer neuen Art führt.
Weitere Informationen:
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Winkler et al. 2017: Long-Distance Range Expansion and Rapid Adjustment of Migration in a Newly Established Population of Barn Swallows Breeding in Argentina. Current Biology. DOI: 10.1016/j.cub.2017.03.006
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30.03.2017
Schelladler Tõnn: Mit den Flügeln nach Deutschland, nur für einen Tag ...
Heimzugroute von Schelladler Tõnn (Stand: 28.3.2017).
© http://birdmap.5dvision.ee/
Über das Leben des 2008 als Nestling in Estland besenderten Schelladlers Tõnn ist erstaunlich viel bekannt. Bereits zahlreiche Routen in sein spanisches Winterquartier sowie Zugwege zurück ins Brutgebiet wurden per GPS-Satellitensender aufgezeichnet. Im Frühjahr 2014 endete sein aufgezeichneter „Lebensweg“ mit dem Ausfall des Senders vorerst, doch im April 2016 konnte Tõnns Brutplatz gefunden und der Adler mit einen neuen, funktionstüchtigen Sender ausgestattet werden. Seitdem kann die erstaunliche Reise weiter verfolgt werden.
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Im Herbst 2016 durchquerte Tõnn Deutschland – bzw. Bayern und Baden-Württemberg – vom 10. bis 12.Oktober und wurde dabei tatsächlich auch beobachtet und eindeutig fotografiert. Dies ist trotz seiner zahlreichen Flüge über Deutschland bislang nur wenige Male geglückt.
Auf dem diesjährigen Frühjahrszug hat Tõnn sein Winterquartier an der spanischen Mittelmeerküste am 20. März verlassen. In großen Schritten ging es voran, sodass er bereits zwei Tage später nördlich der Pyrenäen geortet wurde. Schon eine Woche nach dem Start in Spanien erreichte er die deutsche Grenze. Über Karlsruhe und Erlangen ging es am 28. März innerhalb nur eines Tages bis in die Nähe von Bayreuth. Und schon am nächsten Tag flog Tõnn über Tschechien und an Prag vorbei bis nach Polen. Offenbar hat er es mal wieder geschafft, unbeobachtet über Deutschland hinweg zu ziehen. Läuft alles nach Plan, beehrt Tõnn uns im Herbst zum nächsten Mal, wenn es ihn wieder ans Mittelmeer zieht.
Bis dahin können auf der Projekt-Homepage auch die Zugrouten zahlreicher weiterer besenderter Vögel vom Seeadler bis zum Kranich verfolgt werden. Aber auch in Deutschland laufen interessante Telemetrieprojekte. Seit 2014 werden im Rahmen des Projektes „Land zum Leben“ unter Beteiligung des DDA Rotmilane besendert. Es besteht sogar die Möglichkeit eine ganz besondere Verbindung zu diesen Vögeln aufzubauen: Werden Sie Rotmilan-Patin oder -Pate! Als Patin bzw. Pate erhalten Sie eine persönliche Patenurkunde und die zweimal im Jahr erscheinende „Rotmilan-Post“ mit Neuigkeiten über „Ihren“ Milan. So erfahren Sie exklusiv, wann das Revier besetzt wurde, wo er sich zur Brutzeit aufgehalten hat und viel Spannendes mehr.
Weitere Informationen:
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29.03.2017
Weißstorch: Überwinterung in Europa bringt Vorteile
Viele Weißstörche suchen zur Nahrungssuche im Winterquartier Mülldeponien auf.
© Torsten Pröhl
Vom Menschen verursachte Umweltveränderungen und die globale Klimaerwärmung stellen die Anpassungsmöglichkeiten vieler Zugvögel auf die Probe. Für eine Reihe von Vogelarten hat sich in den letzten Jahren gezeigt, dass diese weiter nördlich und damit näher an ihren Brutgebieten überwintern, so auch der Weißstorch. Um mehr über dieses Phänomen herauszufinden, hat ein internationales Wissenschaftler-Team, u.a. vom Max-Planck-Institut für Ornithologie in Radolfzell, GPS-Daten von insgesamt 54 jungen Weißstörchen derselben Brutpopulation analysiert und deren Überlebenswahrscheinlichkeit ermittelt sowie das Verhalten während des Winters studiert. Alle sechs der besenderten Störche, die ein Winterquartier in Europa wählten, überlebten. Bei den 48 in den traditionellen Gebieten in Afrika überwinternden Vögeln überlebten hingegen lediglich 38 %.
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Während der Überwinterung konnten ebenfalls deutliche Unterschiede zwischen den Störchen in Europa und Afrika festgestellt werden. In Europa wurden nur kurze Strecken zurückgelegt und das Nahrungsgebiet umfasste einen kleineren Raum. Darüber hinaus wurde weniger Zeit im Flug und mehr Zeit mit der Rast verbracht – also mehr Energie eingespart. Da sich die Weißstörche in Europa auf Mülldeponien und in landwirtschaftlich genutzten Gegenden ernährten, war auch der Aufwand bei der Nahrungssuche geringer.
Bei den in Europa überwinternden Störchen handelte es sich um Jungvögel später Bruten, die erst spät aus dem Brutgebiet abzogen. Insgesamt kann jedoch nicht behauptet werden, dass spät flügge Jungvögel demnach eine höhere Überlebenswahrscheinlichkeit haben. Nicht alle späten Jungvögel verkürzten ihre Zugstrecken.
Die Wissenschaftler kommen in ihrer im Magazin "Animal Behaviour" veröffentlichten Studie angesichts der hohen Überlebensrate der Jungvögel zu dem Schluss, dass die Überwinterung in Europa insgesamt weniger kräftezehrend zu sein scheint, als der Zug bis nach Afrika. Die Erkenntnisse passen damit zu der allgemeinen Zunahme von Überwinterungen von Weißstörchen in Europa und verkürzter Zugwege im Rahmen ökologischer Veränderungen.
Weitere Informationen:
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Rotics et al. 2017: Wintering in Europe instead of Africa enhances juvenile survival in a long-distance migrant. Animal Behaviour 126: 79–88.
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29.03.2017
Warum stürzen sich junge Trottellummen die Klippen hinunter?
Junge Trottellummen werden auf dem offenen Meer noch für mehrere Wochen von ihren Vätern begleitet.
© Mathias Putze
Auf Helgoland lässt sich im Juni in der Abenddämmerung an Deutschlands einzigem Brutplatz der Trottellumme ein beeindruckendes Schauspiel beobachten: Der sogenannte Lummensprung. Die etwa drei Wochen alten und noch flugunfähigen Jungtiere springen dabei von den bis zu 40 Meter hohen Felsvorsprüngen ins Meer bzw. vielfach auf den steinigen Boden vor den Felsen. Dank ihrer dicken Fettschicht überleben die meisten Jungvögel diesen Sturz, einige kommen jedoch auch dabei um. Doch warum gehen die Tiere dieses Risiko ein und verbleiben nicht in der Kolonie, bis sie ausreichend flugfähig sind?
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Ein internationales Wissenschaftler-Team ist dieser Frage nun genauer auf den Grund gegangen und hat die Ergebnisse im Magazin "The American Naturalist" veröffentlicht. Bislang hatte man vermutet, dass die Lummen aufs offene Meer hinaus ziehen, sobald sie ausreichend groß und wehrhaft gegenüber Prädatoren sind. Dies scheint jedoch nicht der einzige Grund für das frühe Verlassen der Kolonien zu sein. Die Forscher fanden bei Studien in Kolonien auf Grönland und vor Neufundland heraus, dass die Jungvögel auf dem Meer fast doppelt so schnell wuchsen wie in der Kolonie. Die Sterberate war auf dem Meer und im Brutfelsen vergleichbar.
Anders als bei den meisten anderen Tierarten, kümmert sich bei den Trottellummen nur das Männchen um die fünf bis sieben Wochen dauernde Aufzucht auf dem Meer. Dabei verbringen die Männchen bis zu sechs Stunden pro Tag mit der Nahrungssuche unter Wasser, um ihr Jungtier ausreichend zu versorgen. Die Weibchen paaren sich hingegen während dieser Zeit in der Kolonie mit anderen Männchen, um einen potenziellen Partner für die folgende Brutsaison zu finden, sollte das alte Männchen nicht zur Kolonie zurückkehren. Mit der Nahrungssuche unter Wasser verbringen sie nur ein bis zwei Stunden pro Tag. Doch die Weibchen haben bis zu dieser Phase der Brutzeit bereits große Anstrengungen hinter sich. Die Sommer in der Arktis sind kurz, sodass die Weibchen zügig ein Ei produzieren müssen. Für die schlechten Flieger ist jeder Flug zwischen Nahrungsgrund und Kolonie kräftezehrend und Mitte des Sommers sind die Weibchen entsprechend erschöpft.
Weitere Informationen:
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27.03.2017
Deutsche Ornithologen halfen bei der Küstenvogelzählung in Westafrika
Deutsche Ornithologen unterstützten zehn Tage lang die afrikanischen Biologen bei ihrer Arbeit.
© Klaus Günther
Im Januar im T-Shirt den ganzen Tag an der Küste stehen und Zugvögel zählen? Was in unseren Breiten wohl zu einem kräftigen Schnupfen führen dürfte, birgt am südlichen Ende des Wattenmeers eher Sonnenbrandgefahr: Wolkenlose 30 Grad hat es zu Jahresbeginn an der westafrikanischen Küste – das wissen viele Wasservogelarten zu schätzen, die dort überwintern. Drei Vogelforscher aus Schleswig-Holstein sind ihnen nach Guinea gefolgt – zur weltweiten Synchronzählung der Wat- und Wasservögel. Die findet im Januar statt, wenn sich die Zugvögel noch in ihren Überwinterungsgebieten aufhalten. In einigen Ländern Westafrikas gibt es nur wenige Institutionen, die diese Zählungen organisieren können. Daher werden alle fünf Jahre mit internationaler Hilfe auch dort Zählungen organisiert, um verlässliche Populationsgrößen zu ermitteln. "Die Gesamtzählung im Januar 2014 hatte an den wichtigsten Überwinterungsplätzen in Westafrika erschreckend niedrige Zahlen erbracht", sagt Jutta Leyrer vom Naturschutzbund Deutschland (NABU), "deshalb wurde bereits in diesem Jahr wieder gezählt." Die promovierte Biologin, die als stellvertretende Leiterin des Michael-Otto-Instituts in Bergenhusen arbeitet, ist eine von drei versierten Ornithologen aus Schleswig-Holstein, die dafür im Januar nach Guinea geflogen sind. Gemeinsam mit dem DDA-Vorsitzenden Bernd Hälterlein aus der Verwaltung des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer und dem Diplom-Biologen Klaus Günther von der Schutzstation Wattenmeer unterstützte sie zehn Tage lang die afrikanischen Biologen bei ihrer Arbeit.
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"In Deutschland ist die Bedeutung des Wattenmeers für die Zugvögel seit den 1970er-Jahren gut erforscht", sagt Bernd Hälterlein, "dann erfolgte langsam die Vernetzung über Länder und Kontinente." Denn so wichtig die Erkenntnis, dass das Wattenmeer von den Niederlanden bis Dänemark die "zentrale Tankstelle" für durchziehende Vögel ist, so klar ist auch: "Es nützt nichts, den Knutt nur hier im Wattenmeer zu schützen. Man muss es auch an beiden Enden der Zugroute, im arktischen Norden und tropischen Süden, tun." Dazu verpflichtet nicht zuletzt die Anerkennung als Weltnaturerbe durch die Unesco. Das Verständnis für die globale Bedeutung des hiesigen Wattenmeeres für die Zugvögel bringt auch die Verantwortung mit sich, zu ihrem Schutz mit anderen Ländern entlang der Ostatlantik-Zugroute zusammenzuarbeiten.
Das eine Ende der Zugroute ist Sibirien, wo viele Arten den kurzen arktischen Sommer zum Brüten nutzen. Verbindungen zur sibirischen Taimyr-Halbinsel, dem Brutgebiet von Ringelgans und Knutt, wurden bereits 1992 geknüpft, fast 20 Jahre lang gab es eine gute Zusammenarbeit. Heute ruht diese weitgehend. Bernd Hälterlein: "Internationale Kooperation erfordert von allen Seiten dauerhaft große Anstrengungen – es ist schwer, das über Jahrzehnte lebendig zu halten."
Das andere Ende sind die Küsten Westafrikas, wo die Vögel den Winter verbringen. Um die Forschung in diesem Gebiet zu stärken, wurde die Wadden Sea Flyway Initiative ins Leben gerufen. Finanziert durch das Land Schleswig-Holstein reisten die Experten aus Schleswig-Holstein für dieses Vorhaben jetzt erstmals nach Guinea.
Vom Nordseerand zum Tropenstrand
"Die Zusammenarbeit mit den afrikanischen Kollegen und Kolleginnen ist trotz mancher kultureller Unterschiede sehr gut", sagt Jutta Leyrer über ihre Arbeit in afrikanischen Wattgebieten. Sie kennt die Alltagsschwierigkeiten, denen europäische Ornithologen sich dort gegenüber sehen von vielen Forschungsreisen nach Mauretanien: "Absprachen sind nicht immer so verbindlich – und wenn man mit einem engen Zeitfenster hinfliegt, steht man oft unter enormem Druck, auch Ergebnisse mitzubringen."
Das spürten die Schleswig-Holsteiner gleich am Tag nach ihrer Ankunft in der Hauptstadt Conakry, einem einstigen Fischerdorf, in dem heute fast zwei Millionen Menschen leben. Jutta Leyrer: "Die Expedition war immer wieder schwierig. Die Gelder, die zur Finanzierung der Zählung vor Ort gedacht waren, waren angeblich nicht angekommen, es gab zwar einen Plan, aber kein Auto, kein Benzin, kein Boot." Doch aus Erfahrung wusste sie: "Da muss man stur bleiben, dann geht es irgendwann." Sie erklärte den Vertretern des Ministeriums für Umwelt, Wasser und Wälder Guineas, dass sie zum Vogelzählen gekommen seien und nun auch zählen wollten. Dann konnte es tatsächlich losgehen mit dem Organisieren eines Transports an die Küste im Norden, wo viele Vögel vermutet wurden, mit der Suche nach einem Boot und Treibstoff.
Die ehemalige französische Kolonie Guinea ist etwa so groß wie Großbritannien, riesige Teile sind mit Bergurwäldern bedeckt. Bis vor zwei Jahren wütete die Ebola-Epidemie in dem Land. Die größten Herausforderungen sind Armut und Hunger. Das Land hat sich vorgenommen, sich bis 2030 von einem Entwicklungsland zu einem Schwellenland emporzuarbeiten. Die Menschen hier kämpfen ums Überleben, das Zählen von Wasservögeln hat da keine Priorität. "Die meisten Leute sind sich der Umweltprobleme sehr bewusst, es stehen aber einfach andere Dinge im Vordergrund", sagt Leyrer.
Die Zusammenarbeit mit den Rangern des Meeresschutzgebietes klappte dann sehr gut. Die deutschen Experten fühlten sich sehr willkommen. "Die Leute sind engagiert", sagt Jutta Leyrer, "sie machen sehr viel in dem Rahmen, in dem sie sich bewegen können. Aber es ist eine ganz andere Welt."
Während die deutschen Vollblut-Ornithologen selbst in ihrer Freizeit regelmäßig und auch privat perfekt zur Vogelbeobachtung ausgerüstet auf dem Deich stehen, ist dies bei den Rangern an der Küste Guineas völlig anders. Sie kennen schlicht einige Gebiete nicht so gut, weil sie dort aufgrund fehlender finanzieller Mittel und Logistik nicht hinkommen. Es fehlt an Booten, die für die Erkundung der tidenbeeinflussten Wattgebiete geeignet sind, und auch an der Ausrüstung: die Ferngläser sind alt und schlecht, es gibt kein funktionierendes Spektiv. Dadurch haben die Mitarbeiter der Schutzgebiete auch wenig Übung bei Vogelzählungen in Wattgebieten. Klaus Günter: "Bei uns ist es schon nicht leicht, Vögel im Wattenmeer zu zählen – in Afrika ist das noch viel schwieriger." Ob Knutts, Pfuhlschnepfen, Sandregenpfeifer oder Seeschwalben – die Vögel tragen ihr winterliches Schlichtkleid, mit dem sie im Flirren der heißen Luft und im Gegenlicht in großer Distanz nur schwer zu bestimmen sind. Und Jutta Leyrer ergänzt: "Es hilft den hauptamtlichen Naturschützern in Guinea sehr, wenn internationale Experten kommen um sie zu unterstützen". Sie hofft auf eine langfristige Partnerschaft zwischen dem Wattenmeer und Schutzgebieten in Guinea.
Und zu welchem Ergebnisse sind die Experten gekommen – war das beunruhigende Ergebnis von 2014 nur ein Ausreißer? "Die Zahlen sind noch nicht ausgewertet und müssen zusammen mit den Zählergebnissen aus den anderen westafrikanischen Ländern, wie Mauretanien, Senegal und Guinea-Bissau betrachtet werden", sagt Jutta Leyrer, "doch je mehr Daten vorliegen, desto verlässlicher lässt sich sagen, ob es tatsächlich weniger Vögel gibt oder aber die Zahlen nicht ausreichend genau und vollständig sind." Dass die Zugvögel an der westafrikanischen Küste bedroht sind, liegt für sie aber auf der Hand: "Die Küste ist zugemüllt, alles ist bunt von Plastik, Abwässer werden ungefiltert eingeleitet, Mangroven werden abgeholzt, um Bau- oder Feuerholz zu gewinnen – der Lebensraum der Wat- und Wasservögel wird stark gefährdet und wird vielerorts zerstört."
Eindrucksvoll war es für die drei Vogelkundler aus Deutschland, die ihnen bekannten Knutts und Pfuhlschnepfen neben afrikanischen Flamingos, Pelikanen und vielen kleinen Winkerkrabben auf von Mangroven gesäumten Wattflächen unter tropischer Sonne wiederzusehen. Und am Ende der Reise gab es dann noch den ganz persönlichen Höhepunkt: Gesichtet wurde eine Lachseeschwalbe, die die drei Biologen selbst im vorigen Sommer als Küken im Dithmarscher Wattenmeer mit Farbringen versehen hatten. "Das ist der erste sichere Nachweis einer unserer Wattenmeer-Lachseeschwalben im fast 5.500 Kilometer entfernten in Westafrika", sagt Klaus Günther. "Dieser Fund zeigt auch, wie wichtig der Schutz der Wattenmeervögel auf ihrem gesamten Zugweg ist. Die Wattgebiete an Afrikas Küste, wahre Naturschätze, müssen unbedingt großflächig und möglichst vollständig unter Schutz gestellt werden."
Quelle: Gemeinsame Medieninformation der Michael-Otto-Institut im NABU, der Schutzstation Wattenmeer und der Nationalparkverwaltung Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer vom 21. März 2017
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14.03.2017
Vogelzug bei Wiesenweihen stark windabhängig
Wiesenweihen sind Langstreckenzieher und überwintern südlich der Sahara.
© H.-J. Fünfstück
Für den Vogelzug über große Distanzen haben sich unterschiedliche Zugstrategien entwickelt. Werden große Strecken besser möglichst schnell zurückgelegt oder sind häufige Zwischenstationen eine günstigere Vorgehensweise? Um herauszufinden inwiefern sich der Ablauf des Zuges der Wiesenweihe räumlich und saisonal sowie bei besonderen Windbedingungen verändert, haben niederländische Wissenschaftler die GPS-Daten besenderter Wiesenweihen ausgewertet.
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Die Forscher stellten fest, dass Wiesenweihen ganztägig ziehen, also mitunter bereits zum Sonnenaufgang starten und tägliche Etappen teilweise erst kurz vor Sonnenuntergang beenden. In einigen Fällen wurden die Flüge sogar noch bis in die Dunkelheit fortgesetzt. Durchschnittlich unterbrachen die Vögel ihren Durchzug täglich für 1,5 Stunden – sowohl während des Heim- als auch Wegzuges und in allen durchquerten Regionen. Die GPS-Daten offenbarten dabei zwei verschiedene Verhaltensweisen: während 41% der Unterbrechungen bewegten sich die Vögel weiterhin fort – vermutlich zur Nahrungssuche, in 32% der Fälle blieben die Weihenl an einer Stelle – offenbar zur Rast. Die übrigen Unterbrechungen des Durchzugs ließen sich keiner der beiden Verhaltensweisen zuordnen.
Die Ergebnisse zeigen, dass Wiesenweihen eine Zugstrategie wählen, bei der Durchzug und Nahrungssuche am selben Tag stattfinden. Die Rast der Vögel zeigt aber auch, dass dieses Verhalten nicht immer identisch abläuft. Interessant sind zahlreiche Unterbrechungen während der Überquerung der Sahara. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass diese Region für die ziehenden Greifvögel möglicherweise weniger lebensfeindlich ist als bislang angenommen. Im Vergleich mit Wetterdaten stellte sich heraus, dass die Weihen ihren Zug vor allem an Tagen mit starkem Gegenwind längere Zeit unterbrachen und offenbar auf geeignetere Bedingungen warteten. Die tägliche Variation der Zugunterbrechungen ließ sich weitgehend durch die Windbedingungen erklären. So nutzten die Vögel Tage mit Rückenwind für einen längeren Zug mit weniger Unterbrechungen aus.
Weitere Informationen
- Klaassen et al. 2017: Migrating Montagu′s harriers frequently interrupt daily flights in both Europe and Africa. J Avian Biol, 48: 180—190. DOI: 10.1111/jav.01362
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13.03.2017
Alarmierend! Brachvögel weltweit in Bedrängnis
Etwa 2 % des europäischen Gesamtbestandes des Großen Brachvogels brüten in Deutschland. Die Bestandsentwicklung verläuft sowohl langfristig als auch kurzfristig negativ.
© Ralf Kistowski
Insgesamt 13 größere Limikolenarten wie Großer Brachvogel, Pfuhl- und Uferschnepfe lassen sich in der Gruppe der Numeniini zusammenfassen. Diese Gruppe ist auf allen Kontinenten außer der Antarktis anzutreffen, brütet jedoch nur auf der Nordhalbkugel. Mehr als die Hälfte dieser Arten sind weltweit gefährdet, wobei Eskimo- und Dünnschnabel-Brachvogel vermutlich bereits ausgestorben sind und mit Isabell- und Borstenbrachvogel zwei weitere kurz davor sind zu verschwinden. Mit Großem Brachvogel, Pfuhl- und Uferschnepfe werden drei auch in Deutschland vorkommende Arten global als „potenziell gefährdet“ eingestuft. In einer Studie wurden nun Literaturangaben zu den Gefährdungsursachen dieser Vogelarten überprüft und mehr als 100 Fachleute befragt.
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Als stärkster Gefährdungsfaktor wurde die Lebensraumzerstörung außerhalb der Brutzeit ermittelt. Viele der Numeniini sind abseits der Brutgebiete auf Ästuare und Feuchtgebiete angewiesen, von denen viele zunehmendem Druck durch Bauvorhaben und Störungen unterliegen. Am gravierendsten ist dieser Druck im Gelben Meer vor China und Korea, dem vielleicht bedeutendsten Zugvogelrastgebiet der Welt, bezogen auf Anzahl, Artenspektrum und Anteil gefährdeter Arten. Auf dem Ostasiatisch-Australischen Zugweg bildet das Gelbe Meer einen entscheidenden Rastplatz zwischen den nördlichen Brutplätzen in Asien und Alaska und den südlichen Überwinterungsgebieten, die sich bis nach Indien und Neuseeland erstrecken. Seit den 1980er Jahren gingen rund ein Viertel der Wattbereiche verloren und auch der Zustand der verbliebenen Flächen hat sich stark verschlechtert, was zu einem Rückgang vieler dort rastender Watvogelarten führte. Vergleichbare Entwicklungen finden sich auch an vielen anderen Stellen entlang der Zugvogelrouten weltweit.
Alle Brachvogelarten, Pfuhl- und Uferschnepfen sind Bodenbrüter offener Landschaften. Die Zerstörung dieser Lebensräume, z.B. durch Änderungen der Landnutzung und –bearbeitung, Entwässerung oder Aufforstung haben erheblichen Einfluss auf die Bestände. Auch ein steigender Prädatorendruck, z.B. durch Füchse, wirkt sich negativ aus. Ganzjährig könnten sich auf längere Sicht zudem Klimaveränderungen problematisch auswirken.
Doch noch ist es nicht zu spät! Gebiete mit bedeutenden Rastbeständen müssen erkannt und effektiv vor der Zerstörung geschützt werden. Gleichzeitig müssen in den Brutgebieten in Europa und Nordamerika geeignete Maßnahmen ergriffen werden, um die Bestände zu stabilisieren.
Wie sich die Brutbestände von Großem Brachvogel und Uferschnepfe hierzulande lang- und kurzfristig entwickelt haben und wo diese Arten heute noch als Brutvogel zu finden sind, ist im Atlas Deutscher Brutvogelarten umfangreich erläutert und anhand von Verbreitungskarten dargestellt.
Weitere Informationen
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06.03.2017
Der Zug des Drosselrohrsängers: Hohe räumliche, jedoch geringe zeitliche Konstanz über mehrere Jahre
Drosselrohrsänger suchen Rastgebiete auf dem Durchzug offenbar über Jahre erneut auf.
© Lutz Ritzel
Mit der Weiterentwicklung der Telemetrie-Techniken werden laufend neue Erkenntnisse zum zeitlichen Ablauf und Zugrouten von Langstreckenziehern gewonnen. Studien zur Konstanz des Zuges einzelner Individuen über mehrere Jahre sind bei kleineren Singvögeln jedoch bislang die Ausnahme. Gleichwohl ist diese Information bedeutsam, um Entscheidungen und Möglichkeiten auf individueller Ebene zu verstehen, mögliche altersspezifische Differenzen im Zugverhalten erkennen und Schutzmaßnahmen ergreifen zu können.
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Ein Team schwedischer und norwegischer Wissenschaftler hat sich nun mit der Reproduzierbarkeit des Zugverhaltens von Drosselrohrsängern über mehrere Jahre beschäftigt. Von sieben Männchen konnten dabei mittels Geolokatoren über zwei bis vier Jahre interessante Daten gewonnen werden, die nun im Journal of Avian Biology veröffentlicht wurden. Die Forscher fanden eine geringe bis mäßige zeitliche, jedoch hohe räumliche Übereinstimmung des Zuges über mehrere Jahre. So waren die herbstliche Zugroute, die aufgesuchten Rastgebiete in Europa und die Überwinterungsgebiete südlich der Sahara erstaunlich konstant.
Die Ergebnisse unterscheiden sich damit von denen vergleichbarer Studien, in denen meist eine hohe zeitliche Synchronität, jedoch flexible Zugrouten festgestellt wurden. Die große räumliche Konstanz auf dem Zug des Drosselrohrsängers dürfte mit seiner Spezialisierung auf Feuchtgebiete zusammenhängen – einem entlang der Route ungleichmäßig verteilten Lebensraum. Eine Rastplatztradition ist für diese Art also eine sinnvolle Strategie. Die geringe zeitliche Konstanz zwischen mehreren Jahren könnte entweder durch einen unterschiedlichen Brutverlauf, hohe Flexibilität oder einer starken Beeinflussung durch Umweltfaktoren wie Wetter und Wind während des Zuges begründet sein.
Der Drosselrohrsänger weist in Deutschland langfristig einen stark rückläufigen Bestandstrend auf, der bis in die 1980er Jahre anhielt. Die kurzfristige Bestandsentwicklung verläuft jedoch positiv. Informationen zu Verbreitung und Bestandsentwicklung des Drosselrohrsängers und aller weiteren 279 Brutvogelarten Deutschlands werden im Atlas Deutscher Brutvogelarten präsentiert.
Weitere Informationen
- Hasselquist et al. 2017: Individual consistency of long-distance migration in a songbird: significant repeatability of autumn route, stopovers and wintering sites but not in timing of migration. J Avian Biol, 48: 91–102. doi:10.1111/jav.01292
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06.03.2017
Rote Liste der Durchzügler und Wintergäste in den Niederlanden veröffentlicht
Der Raufußbussard steht als „stark gefährdet“ in der neuen Roten Liste der Durchzügler und Wintergäste in den Niederlanden.
© Andreas Heiland
Die niederländische Organisation
SOVON, hat im Auftrag der Vogelschutzorganisation
Vogelbescherming eine Rote Liste der in den Niederlanden überwinternden oder dort durchziehenden Vogelarten erarbeitet, die künftig im Vogelschutz Anwendung finden soll.
Von insgesamt 263 betrachteten Vogelarten landeten schließlich 39 auf dieser neuen Roten Liste, die künftig die bereits etablierte Rote Liste der gefährdeten Brutvogelarten der Niederlande ergänzen soll. Zusätzlich zu den 39 auf der Roten Liste der Durchzügler und Wintergäste enthaltenen Arten, wurden 9 Vogelarten mit zuletzt stark sinkenden Beständen auf eine Vorwarnliste gesetzt.
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Unter den 39 Rote-Liste-Arten finden sich 15 Brutvögel der Tundra Nordeuropas, wie Ohrentaucher, Steinwälzer, Kornweihe und Ohrenlerche. Auch Brutvogelerfassungen in Skandinavien hatten bei diesen häufigen Arten der arktischen Tundra sinkende Bestände ermittelt.
Auch zahlreiche Arten der Agrarlandschaft finden sich auf der Roten Liste wieder. Feldlerchen gingen als Durchzügler und Wintergäste in den Niederlanden um 50-75 % zurück. Noch schlimmer wurde der dort bereits als Brutvogel ausgestorbene Ortolan bewertet. Die Rückgänge als Durchzügler liegen bei 75-100 %.
Mit Trauer- und Flussseeschwalbe finden sich auf der Liste zwei Arten, die europaweit gesehen eine positive Entwicklung zeigen. Als Durchzügler wurden sie in den Niederlanden hingegen auf die Rote Liste aufgenommen. Das Ijsselmeer hatte insbesondere für Trauerseeschwalben früher eine hohe Bedeutung. Die immer stärkere Übernutzung der Gewässer dürfte für den negativen Trend der beiden Seeschwalben verantwortlich sein.
Hierzulande wurde bereits 2014 unter maßgeblicher Beteiligung des DDA die erste Rote Liste der wandernden Vogelarten in Deutschland erarbeitet und vom Deutschen Rat für Vogelschutz und dem Bundesamt für Naturschutz präsentiert. Sie schloss eine wichtige Lücke in der Gefährdungseinstufung bei den Vögeln und hat Impulse für den globalen Zugvogelschutz gesetzt. Die Rote Liste der wandernden Vogelarten in Deutschland wurde veröffentlicht in Band 49/50 (2013) der Berichte zum Vogelschutz.
Weitere Informationen
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03.03.2017
EuroBirdPortal: jetzt 100 Arten und mit Daten bis 2015
Eine von mehr als 20 Millionen Kartenkombinationen des EuroBirdPortals: Verbreitung von Kranich und Bergfink Anfang August in Europa nach den Daten der Jahre 2010 bis 2015.
© EBP
Die Vogelbeobachtungen von Online-Portalen aus über 20 Ländern in Europa werden im
EuroBirdPortal zusammengeführt, das 2015 mit Daten von 50 Vogelarten der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Deutschland wird dabei durch
ornitho.de vertreten. Auf Basis eines 30x30 km-Rasters wird die Verbreitung von ausgewählten Vogelarten für weite Teile Europas rund ums Jahr visualisiert. Seit heute sind 100 Vogelarten und die Daten bis 2015 im
EuroBirdPortal verfügbar. Die Einblicke in die Verbreitung der Vögel Europas im Jahresverlauf sind wahrlich faszinierend. Für die meisten der neu hinzugekommenen Arten wie Raubwürger, Pirol oder Bergfink sind es die ersten Darstellungen auf dieser Ebene außerhalb der Brutzeit überhaupt!
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Anders als bei Erfassungsprogrammen nach standardisierten Methoden, werden in Onlineportalen wie ornitho.de das ganze Jahr über sogenannte „Zufallsbeobachtungen“ gesammelt. Die große Menge dieser unsystematisch erhobenen Daten bietet erstaunliche Möglichkeiten zur Visualisierung und Erforschung der Verbreitung von Vögeln über große geographische Räume. Um dieses große Potenzial tatsächlich ausschöpfen zu können und gemeinsame Analysen zu fördern, wurde das EuroBirdPortal initiiert. 69 Partner aus 21 europäischen Ländern sind im EuroBirdPortal derzeit zusammengeschlossen. Pro Jahr werden auf diese Weise rund 40 Millionen Vogelbeobachtungen von mehr als 100.000 Beobachterinnen und Beobachtern zusammengetragen. Das EBP ist damit das größte und dynamischste bürgerwissenschaftliche Biodiversitätsportal in Europa!
Neben den Ergänzungen um 50 zusätzliche Vogelarten und die Beobachtungen von 2015 wurde mit der jüngsten Überarbeitung eine neue Kartendarstellung hinzugefügt, die die Visualisierung der gesamten saisonalen Verbreitungsmuster durch die Kombination aller sechs Jahre ermöglicht. Da jeweils zwei animierte Karten angezeigt werden, bei der zwischen Vogelart, Jahr und Darstellungstyp gewählt werden kann, stehen im EBP nun mehr als 20 Millionen verschiedene Kartenkombinationen zur Verfügung! Technische Grundlage für die Darstellung ist die Software CARTO.
Die Bemühungen für die nahe Zukunft konzentrieren sich darauf, die Daten nahezu in Echtzeit darstellen zu können. Die Singdrossel, die heute eingegeben würde, wäre dann bereits morgen im Verbund mit Beobachtungen aus weiten Teilen Europas im EuroBirdPortal sichtbar.
Beobachtungslisten: die besonders wertvollen Daten
Eine für die Darstellungen uns Auswertungen besonders wichtige Datenquelle sind die so genannten Beobachtungslisten. Bitte melden Sie deshalb wann immer möglich und sinnvoll ihre Beobachtungen in Listenform. Über die ornitho-App „NaturaList“ ist das besonders einfach. Wichtig ist, dass Sie auf alle Vogelarten achten und zumindest alle Arten einmal notieren. Beobachtungslisten sollten sich auf einen (gelben) Gebietsnamen oder höchstens wenige (blaue) Halbminutenfelder beziehen. Sie werden merken, dass Sie ganz anders auf die Vogelwelt achten (und vielleicht auch überraschende Einblicke erhalten), wenn Sie Beobachtungslisten ausfüllen. Weitere Hinweise zu Beobachtungslisten finden Sie unter dem Menüpunkt „Beobachtungslisten-Funktion“.
Weitere Informationen:
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28.02.2017
Das Monitoring häufiger Brutvögel startet in die neue Saison – machen Sie mit!
Auf den Probeflächen des Monitoringprogramms stehen häufige Arten wie die Goldammer im Mittelpunkt.
© DDA
Mit den längeren Tagen sind bei Amseln, Kleibern, Heckenbraunellen oder Meisen die Frühlingsgefühle nicht mehr zu überhören. Keine Frage, die Vorbereitungen für die Brutzeit haben bei vielen Arten bereits begonnen. Aber auch bei uns laufen die Vorbereitungen auf die Brutzeit 2017 auf Hochtouren, denn am 10. März beginnt die Kartiersaison des Monitorings häufiger Brutvögel.
Seit 1989 werden die Bestandsentwicklungen aller häufigen Brutvogelarten mithilfe standardisierter Methoden überwacht, um u.a. die Frage „Wie entwickeln sich die Brutbestände weit verbreiteter, häufiger Vogelarten?“ beantworten zu können. Seit 2004 finden die Erfassungen auf bundesweit repräsentativen, 1x1 km-großen Probeflächen statt, auf denen zwischen März und Juni 4 Begehungen entlang einer ca. 3 km langen Route durchgeführt werden.
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Vielfältiger Einsatz der Ergebnisse für den Naturschutz
Die Ergebnisse des Programms werden jährlich im Bericht „Vögel in Deutschland“ fortgeschrieben und sie fließen u.a. in den Indikator „Artenvielfalt und Landschaftsqualität“ der Bundesregierung (BfN) sowie Indikatoren auf europäischer Ebene ein, u.a. den „European Farmland Bird“-Indikator (EBCC), der von der EU-Kommission als Referenz für eine nachhaltige Nutzung der Agrarlandschaft herangezogen wird.
Machen Sie mit!
Der zeitliche Aufwand je Probefläche beträgt für die vier Begehungen zwischen März und Juni inkl. der Auswertung der Daten 30–40 Stunden. Bundesweit stehen 2.637 Probeflächen zur Verfügung, von denen bereits rund 1.500 vergeben werden konnten. Es gibt somit noch reichlich Beteiligungsmöglichkeiten zwischen Rügen und Bodensee! Wo es noch freie Probeflächen in Ihrer Nähe gibt und wie diese beschaffen sind, können Sie über das Informationssystem „Mitmachen beim Monitoring häufiger Brutvögel!“ ganz einfach erkunden. Am besten Sie sehen direkt einmal nach, denn bis spätestens zum 10. März sollten Sie sich entschieden haben, wenn Sie dieses Jahr noch mitmachen möchten:
Wir freuen uns auf Ihre Unterstützung!
Johanna Karthäuser und Sven Trautmann
im Namen aller landesweiten Koordinatoren
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24.02.2017
Neuer Bartgeier in Deutschland – Wissenschaftler bitten um Unterstützung
Ein Bartgeier an einem Waldrand im Rheinland – alles andere als ein alltäglicher Anblick
© E. Höhner
In den letzten Jahren kam es immer wieder zu Ausflügen immaturer Bartgeier in Regionen nördlich der Alpen. Diese Ausflüge sind nicht immer unproblematisch, da die Vögel dort nur schwer ausreichend Nahrung finden. Ganz aktuell hält sich offenbar wieder so ein Vogel in Deutschland auf.
Bereits am 19. Januar wurde im Eifelkreis Bitburg-Prüm in Rheinland-Pfalz ein Bartgeier fotografiert. Der mutmaßlich selbe Vogel hält sich aber scheinbar noch immer bei uns auf: Am 19. Februar gelangen gegen 13 Uhr bei Swisttal im Rhein-Sieg-Kreis in Nordrhein-Westfalen hervorragende Fotos des auf einer Hütte am Waldrand sitzenden Geiers. Nur eine Stunde später wurde der Bartgeier dann rund 20 Kilometer südöstlich bei Bad Neuenahr fotografiert. Seitdem fehlt allerdings jede Spur!
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Auch wenn der Vogel einen gesunden Eindruck machte, könnte er geschwächt sein, da eine Annäherung bis auf wenige Meter möglich war. Es wäre daher gut, wenn der Bartgeier noch einmal entdeckt und VCF, die Stiftung zur Erhaltung der Geier, unmittelbar informiert werden könnte (E-Mail: f.loercher@4vultures.org oder Tel.: +41 79 470 77 04). Beobachtungen sollten zudem über ornitho,de gemeldet werden. Dort stehen sie den Experten direkt mit allen Informationen zur Verfügung. Wer den Bartgeier beobachten kann, wird gebeten sich dem Tier nicht zu nähern, um es nicht unnötig in Stress zu versetzen.
Mit dieser Nachricht sollen insbesondere Vogelkundler im Rheinland sensibilisiert werden. Es ist jedoch auch denkbar, dass sich der Vogel mittlerweile in einer anderen Region aufhält. Diese Nachricht darf und soll daher gern weiter verbreitet werden!
In Haltungen wie dem nahegelegenen Wildfreigehe Hellenthal werden keine Bartgeier vermisst. Da auf den Fotos keinerlei Markierungen erkennbar sind, dürfte es sich um einen wildgeschlüpften Bartgeier handeln. Sollte der Vogel wiedergefunden und eingefangen werden, wird sich seine Herkunft anhand von DNA-Analysen ermitteln lassen. Sogar eine einzelne Feder könnte hier Gewissheit bringen, ob er aus den Alpen oder Pyrenäen stammt.
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22.02.2017
Hoffnungsschimmer: Neue Kolonien des vom Aussterben bedrohten Balearensturmtauchers entdeckt
Seit der Jahrtausendwende scheinen sich die Übersommerungsgebiete der Balearensturmtaucher weiter nach Norden zu verschieben. In der Nordsee ist die Art jedoch weiterhin eine Ausnahmeerscheinung.
© Ole Krome
Die weltweit einzigen Brutplätze des Balearensturmtauchers sind die Steilküsten der Balearen-Inseln. Noch 2005 wurde die Weltpopulation auf gerade einmal 2000-2400 Paare und 8000-10000 Vögel geschätzt, die sich auf Kolonien auf Mallorca, Cabrera, Menorca, Ibiza und Formentera verteilen. Eine genauere Erfassung ergab 2010 für diese Kolonien einen geschätzten Gesamtbestand von knapp 4000 Paaren und intensive Seevogelerfassungen von der Isla de Las Palomas, einer kleinen Felsinsel vor der Südspitze des spanischen Festlandes bei Tarifa, führten schließlich zu einer noch deutlich höheren Populationsschätzung von etwa 9000-13000 Altvögeln. Nach einer 2016 veröffentlichten Studie passieren von Mai bis Juli alljährlich sogar 23000-26000 Balearensturmtaucher die Straße von Gibraltar.
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Dennoch ist der Balearensturmtaucher eine global vom Aussterben gefährdete Art mit stark rückläufigen Beständen – nach Angaben der Weltnaturschutzunion IUCN um etwa 7% pro Jahr. Als Gefährdungsfaktoren werden vor allem eingeschleppte Katzen und Ratten sowie Langleinen-Fischerei, Überfischung und Meeresverschmutzung gesehen.
Während einige Experten sogar schon das Aussterben der Art innerhalb der nächsten 50 Jahre prognostizierten, machen aktuelle Meldungen des spanischen BirdLife-Partners SEO Hoffnung: insgesamt vier neue Kolonien wurden auf der unbewohnten Felsinsel Sa Dragonera (deutsch: „Die Dracheninsel“) vor der Westküste Mallorcas entdeckt. Erst 2011 konnte die eingeschleppte Hausratte hier ausgerottet werden.
Balearensturmtaucher überwintern vor allem im westlichen Mittelmeer, doch im Spätsommer und Herbst mausert ein Großteil der Vögel vor der portugiesischen Küste und im Golf von Biskaya. Mehrere tausend Vögel halten sich zwischen Juli und Oktober vor der Küste der Bretagne auf. In geringer Zahl werden auch nördlichere Gewässer erreicht – so in Ausnahmefällen auch die deutsche Bucht. Alle Beobachtungen von Balearensturmtauchern in Deutschland sind bei der Deutschen Avifaunistischen Kommission zu dokumentieren. Zuletzt gelang 2012 ein Nachweis aus deutschen Gewässern (siehe „Seltene Vögel in Deutschland“).
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22.02.2017
Die Eisente – Seevogel des Jahres 2017
Aufgrund der starken Bestandseinbrüche wurde die Eisente 2012 in die Rote Liste weltweit bedrohter Vogelarten aufgenommen und wir dort als "gefährdet" geführt
© Peter Hering
Besorgt blicken derzeit die Meeresnaturschützer und Vogelkundler auf eine Entenart, die in der Öffentlichkeit kaum bekannt ist, aber gerade erst zum Seevogel des Jahres 2017 erklärt wurde - die Eisente. Diese mittelgroße, wunderschön gezeichnete Ente brütet in den arktischen und subarktischen Tundren Skandinaviens und Sibiriens und überwintert in großen Zahlen in der Ostsee. In den deutschen Meeresgebieten, insbesondere in der Pommerschen Bucht, findet sie eines ihrer wichtigsten Überwinterungsgebiete. Durchschnittlich wurden im deutschen Teil der Ostsee große Winterbestände von 350.000 Eisenten ermittelt. Das entspricht mit 22 Prozent einem erheblichen Anteil des westsibirischen-nordeuropäischen Gesamtbestands.
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Doch Eisenten geraten zunehmend in Bedrängnis. Untersuchungen internationaler Wissenschaftler-Teams zeigen, dass die einst häufigste Meeresente in den letzten Jahrzehnten immer weiter im Bestand abnimmt. "Vergleiche zwischen den Jahren 1992/1993 und 2007 bis 2009 belegten einen Rückgang der westsibirischen-nordeuropäischen Population um erschreckende 65 Prozent von 4,1 Millionen auf 1,5 Millionen Individuen!", sagt Prof. Beate Jessel, Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz (BfN). "Dieser Trend hat sich in den letzten Jahren fortgesetzt. Derzeit ist nicht bekannt, ob hierfür vor allem ein zu geringer Bruterfolg oder eine zu hohe Sterblichkeit verantwortlich sind. Klar ist jedoch, dass Eisenten stark rückläufig und durch verschiedenste Ursachen gefährdet sind", so Prof. Jessel weiter. In den Brutgebieten werden zum Beispiel Altvögel bejagt und Gelege und Küken fallen Räubern zum Opfer. Doch auch in den Rast- und Durchzugsgebieten der Ostsee lauern Gefahren: So halten sich viele Eisenten insbesondere in Flachwasserbereichen wie Bodden- und Küstengewässern sowie an den küstenfern gelegenen Miesmuschel- und Sandbänken auf, in denen teilweise auch intensive Stellnetzfischerei betrieben wird. Da sich Eisenten tauchend ernähren, erkennen sie bei der Nahrungssuche unter Wasser nach Muscheln oder Fischlaich die Stellnetze oft nicht rechtzeitig, können sich darin verfangen und ertrinken.
Darüber hinaus reagieren Eisenten sehr sensibel auf Störungen, zum Beispiel durch Schiffsverkehr. Bei der Flucht verbrauchen sie viel Energie, was ihre Überlebensrate mindert. Zudem konnten Wissenschaftler nachweisen, dass Eisenten besonders vielbefahrene Schifffahrtsregionen meiden, was zu einer Zerschneidung und Verringerung ihres Lebensraumes führt. Gerade über den Muschelbänken, die von den Enten als Nahrungsgrund genutzt werden, sind die Folgen des Schiffsverkehrs gravierend, denn diese wichtigen Nahrungsgebiete stehen den Enten dann nicht mehr zur Verfügung. Auch in Windparkgebieten konnten Meidungseffekte beobachtet werden. Darüber hinaus führen Verölungen insbesondere nahe der Schifffahrtswege zu weiteren hohen Verlusten.
Das Forschungs- und Technologiezentrum Westküste der Universität Kiel (FTZ) führt als Projektnehmer für die Abteilung Meeresnaturschutz des BfN das Monitoring der Seevogelvorkommen in den deutschen Meeresgebieten durch. Neben den Erfassungen der Bestandsgröße und Verteilungsmuster der rastenden Eisenten werden in internationaler Kooperation zusätzlich Untersuchungen zur Populationsstruktur mit Hilfe digitaler Fotografie durchgeführt. Aktuelles Ergebnis: In der deutschen Ostsee überwintert offensichtlich weiterhin ein hoher Anteil erwachsener (adulter) und damit fortpflanzungsfähiger Tiere.
"Dies bedeutet: Deutschland hat eine besonders hohe Verantwortung für den Schutz dieser Art, da die Überlebensrate der Altvögel ein sehr wichtiger Faktor für den Bestandserhalt ist", hebt die BfN-Präsidentin hervor.
Das Meeresgebiet des Adlergrundes mit seinen herausragenden Miesmuschelbänken bis hin zu den Flachgründen der Oderbank in der deutschen Ostsee ist das Hauptaufenthaltsgebiet der adulten Eisenten im Winter. Dieses bereits als Naturschutzgebiet ausgewiesene Vogelschutzgebiet wird zukünftig in das große zur Ausweisung anstehende Naturschutzgebiet Pommersche Bucht - Rönnebank integriert werden. Dann gilt es, umgehend geeignete Management- und Schutzmaßnahmen zu ergreifen, damit auch zukünftig ausreichend große, ungestörte Überwinterungsgebiete mit einem ausreichenden Nahrungsangebot für die Eisenten gesichert sind.
Wo in Deutschland aktuell Eisenten zu beobachten sind, können Sie ganz leicht herausfinden unter www.ornitho.de. In diesem Jahr gingen bereits mehr als 600 Eisenten-Beobachtungen in dem Online-Portal ein. Die Karte der aktuellen Verbreitung zeigt sehr gut die Schwerpunkte entlang der Ostseeküste.
Meldung verändert nach: Pressemitteilung des BfN, 22.2.2017
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21.02.2017
Basstölpel meiden Offshore-Windparks nördlich von Helgoland
Basstölpel über dem Helgoländer Brutfelsen.
© Stefan Garthe
Der Bau von Offshore-Windparks in der Nähe von Seevogelkolonien kann für die Vögel unterschiedliche Folgen haben, von erhöhtem Kollisionsrisiko bis hin zum Verlust von Nahrungsgründen und Lebensraum. Der Effekt hängt von verschiedenen Faktoren ab, z.B. von der Störungsempfindlichkeit verschiedener Arten oder auch Individuen innerhalb einer Art, die unterschiedliche Fluchtdistanzen oder Gewöhnungseffekte an veränderte Umweltbedingungen zeigen können.
Um die Auswirkungen von drei neuen Offshore-Windparks nordwestlich von Helgoland auf die Helgoländer Brutvögel zu untersuchen, hat das Büsumer Forschungs- und Technologiezentrum Westküste der Universität Kiel (FTZ) 2014 eine Studie durchgeführt, die vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie finanziert wurde. Ziel der Studie war die Analyse der räumlichen Verteilung von Basstölpeln in der südlichen Nordsee. Mehrere kükenfütternde Altvögel der Helgoländer Brutkolonie wurden dazu mit GPS-Loggern besendert und die Daten über mehrere Wochen aufgezeichnet. Die Offshore-Windparks vor Helgoland befanden sich zu dieser Zeit noch im Bau, die Windräder waren aber großteils bereits aufgerichtet und im Probebetrieb.
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Die Auswertung der Daten von drei Basstölpeln, die über einen Zeitraum von 4-9 Wochen aufgezeichnet werden konnten zeigen, dass die Vögel zur Nahrungssuche beträchtliche Strecken zurücklegten. So suchte eines der Tiere vor NW-Dänemark in über 300 km Entfernung von Helgoland nach Nahrung und war dafür über zwei Tage unterwegs. Die Nahrungsflüge der besenderten Basstölpel dauerten zwischen 40 Minuten und 53,5 Stunden, mit einer zurückgelegten Gesamtdistanz von knapp 5 – 940 km pro Flug und einer maximalen Entfernung vom Helgoländer Brutfelsen von 2 – 320 km.
Alle drei besenderten Tiere vermieden und umflogen während der Studie im Jahr 2014 den Bereich der Windparks während der gesamten Laufzeit der Logger. In den Jahren 2015 und 2016 wurde die Studie vom FTZ weitergeführt, unter anderem, um eine größere Stichprobe an Tieren zu untersuchen und um eventuelle Gewöhnungseffekte der Tiere an die Windparks zu überprüfen. Auch diesmal mied der Großteil der Vögel weiterhin die Windparks. Jedoch zeigte sich, dass einzelne Tiere die Windparks aufgesucht und teilweise dort auch Nahrung gesucht haben.
Das Meidungsverhalten deutet an, dass Basstölpel zwar nahezu nicht mit den Rotorblättern der Windkraftanlagen kollidieren, aber die Flächen der Offshore-Windparks als Teil ihres ursprünglichen Nahrungshabitats verloren gehen. Die Studien zeigen ebenfalls, dass sich GPS-Telemetrie gut dazu eignet, mögliche Windparkeffekte auf Vögel sowie individuelle Gewöhnungsprozesse der Tiere zu erkennen.
Autorin: Dr. Ulrike Kubetzki
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21.02.2017
Internationale Studie zum Bestandsrückgang der Tafelente in Europa
Langfristig hat der Brutbestand der Tafelente in Deutschland zugenommen. Der kurzfristige Trend ist hingegen wie in den meisten europäischen Ländern rückläufig
© Ralf Kistowski
Ein internationales Team von 29 Wissenschaftlern hat unter Mitarbeit des DDA im Magazin
Wildfowl eine umfassende Studie zur Bestandsentwicklung der Tafelente in Europa und den möglichen Gründen für die in fast allen Ländern beobachteten Rückgänge veröffentlicht.
Bis Mitte des 19. Jahrhundert war die Tafelente in Europa ein wenig häufiger Brutvogel. Erst durch die Schaffung zahlreicher Fischteiche in Osteuropa kam es um 1900 zu einer Ausbreitung des Brutgebiets, die sich bis nach Westeuropa zog. Insbesondere von den 1950er- bis 1980er-Jahren stiegen die Bestände infolge der zunehmenden Eutrophierung von Feuchtgebieten und Gewässern und einer damit verbundenen verbesserten Nahrungsverfügbarkeit weiter an. In den letzten 30 Jahren kehrte sich dieser Trend jedoch um. Besonders in Osteuropa, dem Kernbrutgebiet der Tafelente, kam es großräumig zu Bestandseinbrüchen, vermutlich aufgrund von Intensivierung oder Aufgabe von Fischzuchten und Veränderungen der Wasserqualität. Untersuchungen ergaben außerdem, dass Tafelenten gern den Schutz von Lachmöwenkolonien für ihre Brutplätze nutzen. Der starke Rückgang von Möwenkolonien in Europa in den letzten Jahrzehnten dürfte sich demnach ebenfalls negativ ausgewirkt haben. Im Mittelmeerraum ist auch die Ausbreitung des gebietsfremden Karpfens als Nahrungskonkurrent für die Tafelente problematisch. Als weiterer Einflussfaktor wird in einigen Regionen ein veränderter Prädatorendruck vermutet.
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Die relativ geringen Brutpaarzahlen in Großbritannien, Frankreich und den Niederlanden blieben in den letzten Jahrzehnten stabil oder zeigten sogar einen positiven Trend. Die Häufigkeit der Tafelente scheint demnach in den verschiedenen Teilen des Verbreitungsgebietes von unterschiedlichen Faktoren beeinflusst zu werden. Genauere Informationen zu den Einflussfaktoren auf Bruterfolg und Häufigkeit der Tafelente sind dringend notwendig, um den derzeit ungünstigen Erhaltungszustand in weiten Teilen Europas umkehren zu können.
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20.02.2017
Zu wenig Nachwuchs! Geringer Bruterfolg lässt Bestände der Dreizehenmöwe schrumpfen
Dreizehenmöwen haben es offenbar immer schwerer, ausreichend Nahrung für ihre Jungvögel zu finden. Zu geringer Bruterfolg hat negative Folgen für die Bestände
© Mathias Schäf
Die Bestände der Dreizehenmöwe sind in Großbritannien in den letzten Jahrzehnten massiv zurückgegangen und auch in anderen Regionen sieht es nicht viel besser aus. Auf der Roten Liste der Vögel Europas wird die Dreizehenmöwe daher als "stark gefährdet" eingestuft. Insbesondere Veränderungen der Nahrungsverfügbarkeit werden für die Einbrüche verantwortlich gemacht.
Britische Wissenschaftler haben sich nun mit der Frage beschäftigt, wie viele flügge Jungvögel pro Brutpaar nötig wären, um die Bestände konstant zu halten. Dafür wurden langfristige Bestandsveränderungen sowohl in Teilen Englands, in denen die Dreizehenmöwe einen positiven Trend zeigt, als auch aus verschiedenen Kolonien mit negativem Trend ausgewertet und mit der jährlichen Reproduktionsrate für die Zeiträume 1985-2000 sowie 2000-2015 verglichen.
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Die Studie ergab, dass mindestens 0,8 flügge Jungvögel pro Brutpaar nötig sind, um den Bestand aufrecht zu erhalten. In den letzten Jahren erreichten leider nur wenige Kolonien in Großbritannien einen Bruterfolg von mehr als 0,8 flüggen Jungvögeln pro Paar. Die Mortalitätsrate der Altvögel blieb über die letzten 30 Jahre konstant.
Am einzigen deutschen Brutplatz auf Helgoland stiegen die Zahlen ab den 1950er Jahren von weniger als 100 Paaren stark an und erreichten 2001 mit ca. 8600 Brutpaaren ihr bisheriges Maximum. In den letzten Jahren kam es allerdings auch hier zu einer negativen Entwicklung. Lag der Bestand 2010 noch bei fast 7300 Paaren, wurden 2015 noch gerade einmal 5000 Brutpaare erfasst. Detaillierte Informationen zur Bestandsentwicklung der Dreizehenmöwe in Deutschland liefert der Atlas Deutscher Brutvogelarten.
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20.02.2017
Zugverhalten junger Kuckucke dank moderner Technik erstmals im Detail verfolgt
Mehr als 100 Wirtsvogelarten sind vom Brutparasiten Kuckuck bekannt. Über das Zugverhalten der Jungvögel wusste man bislang hingegen wenig.
© Thomas Hinsche
Die Bestände von Zugvogelarten gehen in vielen Teilen der Welt stark zurück. Ein solcher Bestandseinbruch wurde auch beim Kuckuck in Großbritannien registriert. Die Ergebnisse einer 2016 veröffentlichten Telemetriestudie mit adulten Kuckucken ergab, dass die Bestandsrückgänge offenbar mit der gewählten Zugroute zusammenhängen (siehe DDA-News vom 20.7.2016). Die Mortalitätsrate während des Zuges bis zur Überwindung der Sahara war bei den Westziehern signifikant höher als bei nach Südosten über Italien oder den Balkan ziehenden Vögeln. Die Kenntnis der Variabilität im Zugverhalten einzelner Arten ist wichtig, um die Gründe für Populationsrückgänge bei Zugvogelarten erkennen und Schutzmaßnahmen ergreifen zu können.
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Um ihren herbstlichen Zug in die Winterquartiere genauer zu verfolgen und mögliche Unterschiede im Zugverhalten von Jung- und Altvögeln herauszufinden, wurden in einer weiteren Studie in Finnland in den Jahren 2013 und 2014 sowohl adulte als auch nicht-flügge Kuckucke mit GPS-Transmittern besendert. Die Ergebnisse wurden nun in der internationalen Online-Fachzeitschrift PLOS ONE veröffentlicht.
Es zeigte sich, dass die jungen Kuckucke später, weniger schnell und weniger klar gerichtet von den Brutplätzen abzogen als die Altvögel. Während letztere nach Südost flogen, schlugen die diesjährigen Kuckucke eher eine südwestliche Richtung ein und überwanden dabei erstaunlich lange Strecken über die Ostsee. Nachdem sie Polen erreicht hatten, änderten die Vögel Richtung und Tempo. Von dort ging es zügig nach Süden direkt in Richtung der Überwinterungsgebiete in Südwest-Afrika. Insgesamt wurden dieselben Gebiete südlich der Sahara aufgesucht, die Altvögel erreichten diese jedoch auf östlicheren Routen als die Jungvögel. Die Dauer des Wegzuges unterschied sich nicht und lag bei 131 ± 22 Tagen.
Sowohl die Zugroute als auch der zeitliche Ablauf des Zuges unterschied sich also zwischen Jung- und Altvögeln. Auch wenn man dies bei dieser parasitären Art vermuten konnte, wurde damit erstmals der Beweis erbracht, dass junge Kuckucke ihre Winterquartiere unabhängig und ohne Leitung erfahrener Individuen erreichen, allein mithilfe ihres angeborenen Zugverhaltens.
Seit Mitte der 1990er Jahre gehen auch in Deutschland die Bestände des Kuckucks stetig zurück. Informationen zu Verbreitung und Bestandsentwicklung des Kuckucks und aller weiteren 279 Brutvogelarten Deutschlands werden im Atlas Deutscher Brutvogelarten präsentiert.
Weitere Informationen
- Vega et al. 2016: First-time migration in juvenile Common Cuckoos documented by satellite tracking. PLoS ONE 11(12): e0168940. doi:10.1371/journal.pone.0168940
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14.02.2017
Bestände der Uferschnepfe in den Niederlanden weiter auf Talfahrt
Die lauten Rufe der Uferschnepfe sind selbst im Kernbrutgebiet in den Niederlanden immer seltener zu hören
© Hans Glader
Die Bestände der Nominatform der Uferschnepfe sind in den letzten 50 Jahren stark zurückgegangen. Auch wenn die niederländischen Brutbestände seit 1967 um fast 75% zusammengebrochen sind, brütet hier nach wie vor der größte Teil dieser Population. Die Rückgänge wurden bereits im Rahmen mehrerer Studien dokumentiert, zuletzt 1999. Im Magazin Ardea veröffentlichte ein internationales Team von Wissenschaftlern nun eine aktualisierte Bestandsschätzung und beschrieb die Schwankungen der niederländischen Uferschnepfenbestände zwischen 2007 und 2015. Um ein bestmögliches Ergebnis zu erlangen, wurden dabei auch Erkenntnisse aus der Vogelberingung sowie einer Telemetriestudie berücksichtigt. Schätzungen zufolge gingen die niederländischen Bestände von rund 47.000 Paaren im Jahr 2007 auf nur noch etwa 33.000 Brutpaare im Jahr 2015 zurück. Trotz leichter Zuwächse in den Jahren 2010 und 2011 kam es damit im Zeitraum 2007-2015 zu einem jährlichen Rückgang um 3,7%. Betrachtet man nur die Jahre 2011-2015 gingen die Bestände sogar jährlich um 6,3% zurück. Derart starke Bestandseinbrüche dürften sowohl durch eine geringe Fortpflanzungsrate als auch eine reduzierte Überlebenswahrscheinlichkeit der Altvögel begründet sein. Die Ergebnisse der Studie offenbaren, dass die enormen Anstrengungen zum Schutz der Uferschnepfe bislang leider weitgehend ineffektiv und unzureichend waren.
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14.02.2017
Zweiter Europäischer Brutvogelatlas: Erste vorläufige Karten online
© EBCC
Für einige Brutvogelarten Europas können vorläufige Verbreitungskarten des Zweiten Europäischen Brutvogelatlas (EBBA2) nun online abgerufen werden. Die Informationen werden dabei anhand eines 50x50-Kilometer-Rasters dargestellt. Neben der reinen Brutverbreitung lässt sich auch der Brutstatus (mögliches, wahrscheinliches oder sicheres Brüten) sowie die Häufigkeit nach Anzahl der Brutpaare je Quadrant abfragen. Darüber hinaus wird eine Vergleich der Daten mit dem Ersten Europäischen Brutvogelatlas aus dem Jahr 1997 präsentiert.
Dargestellt werden vorerst noch vorläufige Karten. Die endgültigen Verbreitungskarten der Brutvögel Europas werden zum Ende des Projektes im Jahr 2020 veröffentlicht.
Die vorläufigen Karten für 15 ausgewählte Arten sind verfügbar unter:
http://mapviewer.ebba2.info/ [mehr]
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01.02.2017
Zwergschwäne offenbar mit mäßigem Bruterfolg 2016
Zwergschwan-Familie mit drei Jungvögeln
© Hans Glader
Die Erfassung des Jungvogelanteils beim Zwergschwan am ersten Dezember-Wochenende ergab unter 2.998 nach Alter differenzierten Individuen einen Jungvogelanteil von 10,5 % in Deutschland. Der Jungvogelanteil bei uns lag in den letzten Jahren durchweg höher als auf Populationsebene. Es ist deshalb davon auszugehen, dass dieser in Nordwesteuropa unter 10 % lag und damit eher gering ausfiel. Darauf deuten auch die noch vorläufigen Zahlen aus den weiter westlich gelegenen Ländern.
Dank des gut etablierten Netzwerks ehrenamtlicher Zählerinnen und Zähler dürfte nahezu der gesamte anwesende Rastbestand erfasst worden sein. Unter Einbeziehung von Daten von zwei Tagen um das Zählwochenende am 3./4. Dezember ergibt sich ein Mindestbestand von rund 3.500 Zwergschwänen. Das sind weniger als im Dezember 2015, als über 4.800 nach Alter differenziert wurden, im Dezember 2013 rasteten Anfang Dezember sogar über 5.300 Zwergschwäne in Deutschland. Beides waren für diese Jahreszeit sehr beachtliche Rastbestände. Der geringere Rastbestand Anfang Dezember 2016 dürfte auf eine kurze Kältewelle vor dem Zählwochenende zurückzuführen sein. Vorher und nachher waren die Bestände in vielen Gebieten höher.
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Bei 97 Familien konnte die Anzahl an Jungvögeln ermittelt werden. Die meisten erfolgreichen Altvögel hatten einen oder zwei Jungvögel „im Schlepptau“, es wurden jedoch auch drei Familien mit fünf Jungschwänen entdeckt. Die durchschnittliche Jungenanzahl je Familie lag bei 2,2 Jungvögeln – ein vergleichsweise hoher Wert, der normalerweise in Jahren mit hohem Bruterfolg erreicht wird.
Allen Zählerinnen und Zählern sowie Hans-Joachim Augst für die Koordination der Erfassungen in Schleswig-Holstein und Axel Degen für die bundesweite Koordination und Auswertung der Daten gilt unser ganz herzlicher Dank!
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06.01.2017
Save the date! Ankündigung der 150. DO-G-Tagung 2017 in Halle (Saale)
Wie die internationale Konferenz „Birdnumbers 2016“ wird auch die DO-G-Tagung 2017 im Audimax-Komplex der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg stattfinden
© Karsten Berlin
Die 150. Jahresversammlung der Deutschen Ornithologen-Gesellschaft (DO-G) findet auf Einladung des Ornithologenverbandes Sachsen-Anhalt und der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg von Freitag, 29. September (Anreisetag) bis Dienstag, 3. Oktober 2017 (Exkursionen) in Halle (Saale) statt. Das Programm der Jubiläumsversammlung soll ein breites Spektrum von Themen unter dem Motto „Ornithologie – von der Vergangenheit in die Zukunft “ abdecken.
Das vorläufige Tagungsprogramm will die DO-G etwa Mitte Mai 2017 bekannt geben. Die Anmeldung zur Tagung wird über die Internetseite der DO-G oder postalisch möglich sein. Anmeldeschluss für die Teilnahme an der Jahresversammlung ist der 1. August 2017. Danach wird ein Spätbucherzuschlag erhoben. Anmeldeschluss für mündliche Vorträge ist der 31. März 2017. Posterbeiträge können noch bis zum 1. August angemeldet werden.
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Der Tagungsort an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg hat sich in diesem Jahr bereits für die Austragung einer ornithologischen Fachtagung bewährt. „BirdNumbers 2016 – Birds in a changing world“ – so hieß das Motto der europäischen Konferenz des European Bird Census Council (EBCC), zu der etwa 250 renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus über 50 Ländern nach Deutschland kamen.
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02.01.2017
Auf ein erfolgreiches 2017!
© Karsten Berlin
Mit einem herzlichen Dank an alle Freunde und Förderer, KollegInnen und Kollegen und die vielen tausend Ehrenamtlichen, die sich 2016 für unsere gemeinnützigen Ziele und Zwecke einmal mehr so überaus engagiert haben, möchten wir das neue Jahr beginnen. Es freut uns sehr, dass Sie uns Ihr Vertrauen schenken und unseren gemeinsamen Zielen und gemeinnützigen Zwecken treu geblieben sind.
Auch 2016 haben wir wiederum einige Meilensteine setzen können. Die bedeutendsten Wegmarken wollen wir hier gern noch einmal in Erinnerung rufen:
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„BirdNumbers 2016 – Birds in a changing world“ – so das Motto der 20. europäischen Konferenz des European Bird Census Council, zu der etwa 250 renommierte WissenschaftlerInnen nach Deutschland gekommen waren und vom 6. bis 9. September 2016 in Halle an der Saale zusammenkamen. Gastgeber waren der Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA), das Bundesamt für Naturschutz (BfN) und die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. In über 80 Fachvorträgen, acht Plenarvorträgen und etwa 70 Posterbeiträgen wurden im Laufe der Konferenzwoche wichtige aktuelle naturschutzfachliche Themenfelder diskutiert. Schwerpunkte waren die Auswirkungen des Nutzungs- und Landschaftswandels auf die Vogelwelt sowie gemeinschaftliche europäische Initiativen und Projekte im Vogelmonitoring und Vogelschutz. Die internationale Resonanz auf die rundum gelungene Veranstaltung war überwältigend und auch die deutschen Medien zeigten großes Interesse an der gesamten Thematik, die es sogar mit einem Beitrag in die Tagesschau schaffte.
Highlight der Aktivitäten im Vogelmonitoring war der Onlinegang der Wasservogelzählung. Am 31. August 2016 wurde das Programm im Rahmen des Festaktes „50 Jahres Wasservogelzählung in Bayern“ in München offiziell freigeschaltet. Die WVZ ist damit das erste Programm des bundesweiten Vogelmonitorings, für das die Dateneingabe über unser Online-Portal ornitho.de möglich ist. Die ersten Rückmeldungen zeigen, dass die neue Meldeoption nicht nur reibungslos funktioniert, sondern auch eine große „Sogwirkung“ entfaltet und viele Zählerinnen und Zähler diese Option nutzen wollen. Es liegt jedoch auch noch ein großes Stück Weg vor uns, bis alle der rund 5.000 einzelnen Zählstrecken und -gebiete integriert sind. Wir bitten deshalb noch um etwas Geduld, bis sämtliche Zählgebiete eingegeben sind.
A propos ornitho.de: Im Herbst feierte das Internetportal sein fünfjähriges Bestehen. Allein die nackten Zahlen – 18.000 (!) registrierte MelderInnen, die über 22 Millionen (!) Datensätze hinterlegt haben – legen eindrucksvolles Zeugnis darüber ab, dass ornitho.de Vogelbeobachterinnen und Vogelbeobachter mehr als begeistert. Falls Sie es noch nicht kennen sollten: Melden Sie sich doch an!
Seit Anfang der 1970er Jahre gibt es in Deutschland die Rote Liste der Vögel. Im Sommer 2016 wurde die inzwischen 5. Fassung der Roten Liste der Brutvögel Deutschlands veröffentlicht. 248 einheimische Vogelarten brüteten 2005 bis 2009 regelmäßig in Deutschland und wurden einer Gefährdungsanalyse unterzogen. Erfreulich ist, dass sich die Zahl der vom Aussterben bedrohten und stark gefährdeten Arten um sechs Arten leicht verringert hat. Alarmierend ist jedoch, dass sich die Zahl der als gefährdet geltenden Arten von 14 auf 27 Arten nahezu verdoppelt hat. Offensichtlich ist, dass die Umsetzung der auf internationaler wie nationaler Ebene angekündigten „Naturschutzoffensiven“ bislang nur sehr schleppend oder gar nicht läuft. Wir werden unsere Bemühungen um den Schutz der heimischen Vogelwelt im Speziellen und der Erhaltung der Artenvielfalt im Allgemeinen deutlich verstärken müssen, wenn wir hier endlich das Ruder herumreißen wollen.
Eine detailliertere Übersicht über diese und viele andere Aktivitäten des DDA im zurückliegenden Jahr finden Sie im Beitrag „Zählen. Wissen. Schützen“, den Sie hier herunterladen können.
Um unsere gemeinnützigen Zwecke erfüllen zu können, sind wir weiterhin auf Ihre Unterstützung angewiesen, sei es durch Ihr Engagement im Vogelmonitoring, die Mitgliedschaft im Freundes- und Förderkreis oder durch eine Spende, mit der Sie unsere Projekte und Vorhaben unterstützen! Bitte beachten Sie auch unsere kürzlich gestartete Intiative zur Übernahme von Rotmilan-Patenschaften.
Wir wünschen Ihnen und Ihrer Familie ein gesundes und erfolgreiches Jahr 2017 und unvergessliche Momente mit unseren gefiederten Freunden!
Bernd Hälterlein
1. Vorsitzender
Christoph Sudfeldt
Geschäftsführer
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