Archiv
21.12.2016
Schwalbenmöwen derselben Kolonie überwintern in verschiedenen Ozeanen
In Deutschland treten Schwalbenmöwen lediglich als seltene Durchzügler auf.
© Axel Halley
Populationen zahlreicher Zugvogelarten suchen außerhalb der Brutzeit oft weit voneinander getrennte Überwinterungsgebiete auf. Die verschiedenen Zugwege werden dabei durch eine sogenannte „Zugscheide“ getrennt. Die in Mitteleuropa alljährlich in geringer Zahl als Irrgast zu beobachtenden
Schwalbenmöwen sind Brutvögel der hochartkischen Tundra. Zur Überwinterung suchen sie zwei ökologisch sehr ähnliche Bereiche in zwei verschiedenen Ozeanen auf: den Humboldstrom vor der Küste Perus im Pazifik sowie den Benguelastrom vor den Küsten Südafrikas und Namibias im Atlantik. Aus welchen Brutgebieten die dort überwinternden Schwalbenmöwen genau stammen, war bislang unklar. Man nahm an, dass in Sibirien, Alaska und der westlichen kanadischen Arktis zum Pazifik fliegen, während Vögel der östlichen kanadischen Arktis, Grönlands und Spitzbergens den Atlantik aufsuchen. Während die Zugscheide in der Paläarktis etwa im Bereich der Taimyr-Halbinsel vermutet wird, geht man davon aus, dass sich diese in der Nearktis in der zentralen kanadischen Arktis befindet.
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Um mehr über die Zugwege und Überwinterungsgebiete der Schwalbenmöwen herauszufinden, haben kanadische Wissenschaftler insgesamt 33 Altvögel einer Brutkolonie im Norden Kanadas, an der Grenze zu Grönland, mit Hell-Dunkel-Geolokatoren ausgestattet. Für insgesamt 26 Individuen konnten Daten gewonnen werden. Der größte Teil (93%) der untersuchten Schwalbenmöwen zogen demnach in anfangs westlicher, später südlicher Richtung zum Pazifik, während die übrigen Vögel quer über den Atlantik und von der Biskaya entlang der Küsten Südwesteuropas und Westafrikas bis nach Südafrika zogen. Selbst Partner eines Brutpaares überwinterten in verschiedenen Ozeanen. Von zehn Vögeln, die über zwei Jahre in ihre Winterquartiere verfolgt werden konnten, blieben alle auch im Folgejahr ihrem Gebiet treu.
Die Arktis Nordamerikas wurde erst nach der letzten Eiszeit und damit relativ spät von Brutvögeln besiedelt. Eine Interpretation der Kolonisierung und der Zugwege dieser Vögel ist schwierig. Untersuchungen an Prachteiderenten, deuteten auf eine Überlappungszone verschiedener Überwinterungspopulationen im Bereich von 100° West hin. Für die Schwalbenmöwe zeigt die aktuelle Studie, die in der internationalen Online-Fachzeitschrift PLOS ONE veröffentlicht wurde, eine Zugscheide in Nordamerika im Bereich von 96° West.
Weitere Informationen
- Davis et al. 2016: Migratory Connectivity at High Latitudes: Sabine's Gulls (Xema sabini) from a Colony in the Canadian High Arctic Migrate to Different Oceans. PLOS ONE 11(12): e0166043. doi: 10.1371/journal.pone.0166043
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20.12.2016
Rotmilan-Paten gesucht!
Rotmilane suchen Paten
© Thomas Kirchen
Gibt es einen persönlicheren Weg als Ihre Faszination für Vögel durch eine Patenschaft zum Ausdruck zu bringen? Seit 2014 besendert der DDA Rotmilane in Deutschland. Für viele dieser Vögel suchen wir noch Patinnen und Paten!
Mehr als die Hälfte aller Rotmilane weltweit brütet in Deutschland. Doch intensive Landwirtschaft und der vielerorts einförmige Anbau von Wintergetreide und Raps machen dem Rotmilan das Leben bei uns schwer. In der monoton bewirtschafteten Agrarlandschaft finden die Vögel oft nicht genügend Futter.
Mehr nahrungsreichen Lebensraum zu schaffen und so den Rückgang des Rotmilans aufzuhalten, ist Ziel des bundesweiten Schutzprojektes
Land zum Leben, das der Deutsche Verband für Landschaftspflege und die Deutsche Wildtier Stiftung gemeinsam mit dem DDA unter fachlicher Betreuung des Bundesamtes für Naturschutz und mit Mitteln des Bundesumweltministeriums durchführen.
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Wo suchen Rotmilane ihre Nahrung während der Brutzeit? Wie muss ein Rotmilan-Revier beschaffen sein, damit die Vögel erfolgreich brüten können? Um Fragen wie diese herauszufinden, stattet der DDA im Rahmen des Projekts etwa 30 in Deutschland brütende Rotmilane mit modernen GPS-Sendern aus.
Werden Sie Patin oder Pate unserer besenderten Rotmilane! Als Patin/Pate erhalten Sie eine Patenurkunde und die zweimal im Jahr erscheinende „Rotmilan-Post“, in der wir Sie exklusiv mit Neuigkeiten über „Ihren“ Milan informieren. Natürlich können Patenschaften auch als Geschenk abgeschlossen werden.
Bitte füllen Sie einfach das Formular aus und senden Sie es an uns zurück: per Email an
oder per Post an Dachverband Deutscher Avifaunisten, An den Speichern 6, 48157 Münster.
Mehr Informationen über das Projekt und den Abschluss einer Patenschaft erhalten Sie unter www.dda-web.de/rotmilan.
Ihre Fragen beantworten wir gerne unter 0251/210 140 00 oder per E-Mail an
.

Das Projekt wird im Rahmen des Bundesprogramms Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit gefördert. Der DDA bedankt sich außerdem bei der Stiftung Naturschutz Thüringen für die Förderung der wissenschaftlichen Begleituntersuchungen.

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20.12.2016
Zugvögel und Windenergie: Weltweit erste kombinierte Studie zu Schlagopfern und Vogelzugintensität
In der Studie wurden vor allem nachts ziehende Kleinvögel wie Drosseln als Kollisionsopfer registriert.
© Mathias Putze
Kollisionen von Vögeln mit Windenergieanlagen (WEA) gehören zu den größten Kritikpunkten bezüglich der Nutzung von Windenergie. Um die Auswirkungen von WEA auf Zugvögel zu beurteilen, müssen sowohl die Anzahl der insgesamt an einer WEA vorbeiziehenden Vögel als auch die Anzahl der dabei verunglückenden Vögel (Schlagopfer) bekannt sein. Die Schweizerische Vogelwarte Sempach hat im Auftrag des Bundesamts für Energie die international erste Studie erstellt, die diese Fragestellung beantwortet. Dazu wurde in einem Untersuchungsgebiet in der Nordwest-Schweiz parallel zur systematischen Suche nach Schlagopfern auch die Intensität des Vogelzugs mittels eines kalibrierten Radargeräts gemessen.
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Die Studie fand zwischen Ende Februar und Mitte November 2015 im Schweizer Kanton Jura am Standort Le Peuchapatte in 1100 Metern Höhe statt. Dort stehen seit 2010 drei WEA mit einer Gesamthöhe (inkl. Rotor) von rund 150 Metern. An insgesamt 85 Tagen wurde die Umgebung der WEA in einem Umkreis von 100 Metern (bzw. 50 Metern an 15 Tagen in den Sommermonaten) systematisch nach Schlagopfern abgesucht. Für die Auswertung wurde die Sucheffizienz, die tägliche Verbleiberate der Vogelopfer und die Wahrscheinlichkeit berücksichtigt, dass ein kollidierter Vogel auf die untersuchte Fläche fällt. Die Berechnungen zur Bestimmung der absoluten Kollisionsraten erfolgten konservativ. Gleichzeitig wurde die Intensität des Vogelzugs kontinuierlich (24 Stunden pro Tag) 265 Tage lang (Ende Februar bis Mitte November) mit einem Radar quantitativ erfasst.
Es wurde ein Medianwert von 20,7 Schlagopfern pro WEA und Jahr ermittelt. Kollisionsopfer waren vor allem nachts ziehende Kleinvögel, darunter Goldhähnchen und Drosseln, aber auch Mauersegler und Stockenten. Bei einem Großteil der genauer untersuchten Schlagopfer waren im Röntgenbild Knochenfrakturen sichtbar. Die Kollisionsereignisse wurden hauptsächlich in der Zugzeit im Frühling und Herbst festgestellt. Sie traten aber nicht immer nur bei hoher Zugintensität im Höhenbereich der WEA auf. Dies zeigt, dass der Zusammenhang zwischen Zugintensität und der Anzahl Schlagopfer innerhalb der Zugzeit komplexer ist als bisher angenommen. Eine große zusätzliche Rolle dürften die witterungsbedingt unterschiedlichen Sichtverhältnisse spielen. Hier müssten weiterführende Untersuchungen ansetzen.
Die untersuchte Region für Schweizer Verhältnisse eine eher hohe Vogelzugintensität auf. Die Ergebnisse dürften sich auf topografisch ähnliche Standorte und in breiter Front ziehende Zugvögel übertragen lassen. Nicht repräsentativ sind die Ergebnisse jedoch für Standorte in den Alpen oder im Mittelland. Unklar ist, in wie weit sie sich auf größere und höhere WEA übertragen lassen, da diese weiter in den Vogelzugstrom hineinragen.
Quelle: Pressemitteilung der Schweizerischen Vogelwarte Sempach vom 28.11.2016
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14.12.2016
Was fliegt denn da am Wattenmeer? ornitho.de weiß es!
An insgesamt 22 Standorten an Schleswig-Holsteins Nordseeküste sind aktuelle ornitho-Beobachtungen ab sofort per Smartphone abrufbar.
© Martin Kühn
Wer Vögel beobachten will, geht raus und beobachtet sie. Aber welche Vögel kommen am jeweiligen Ort aktuell vor? Wüsste man es, könnte man gezielt Orte aufsuchen, an denen viele Vögel oder besondere Arten entdeckt wurden. Für Nutzer von
ornitho.de besteht diese Möglichkeit seit dem Start des Portals im Oktober 2011 und ermöglicht Recherchen in deutschlandweit mittlerweile mehr als 22 Millionen Vogelbeobachtungen. Gemeinsam mit der Nationalparkverwaltung Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer wurde nun eine Idee entwickelt und umgesetzt, auch Vogelinteressierten, die das Portal bislang nicht kennen, eine automatisierte Abfrage zu ermöglichen. In einem bundesweit ersten Test können mithilfe von QR-Codes an Schleswig-Holsteins Nordseeküste ab sofort vogelkundliche Daten vor Ort und tagesaktuell abgerufen werden. Damit werden die Beobachtungen für die breite Öffentlichkeit zugänglich.
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Im Rickelsbüller Koog, Hauke-Haien-Koog und im Beltringharder Koog sowie auf der Hamburger Hallig und im Katinger Watt hat Nationalparkranger und ornitho-Regionalkoordinator Martin Kühn die quadratischen QR-Codes (QR steht für quick response) mit ihren charakteristischen schwarz-weißen Quadratmustern angebracht. Einen QR-Code-Scanner können Sie kostenfrei auf GooglePlay (Android) oder im AppStore (Apple) auf Ihrem Smartphone installieren. Einfach die von der Nationalparkverwaltung auf Informationstafeln und Beobachtungshütten angebrachten QR-Codes mit dem Smartphone scannen und schon sieht man, welche Vogelarten an diesem Ort im Umkreis von 1 bis 3,5 Kilometern in den beiden vergangen Wochen beobachtet und bei ornitho.de gemeldet wurden.
Die neuen QR-Codes sind heute Abend (14.12.) auch im TV zu sehen: Ab 19:30 Uhr in der Sendung „Schleswig-Holstein-Magazin“ im NDR.
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13.12.2016
Ortolan-Fang: EU-Kommission verklagt Frankreich vor dem Europäischen Gerichtshof
Etwa 30.000 Ortolane werden im Südwesten Frankreichs in jedem Herbst illegal gefangen und getötet
© Markus Gläßel
Die Europäische Kommission verklagt Frankreich vor dem Gerichtshof der Europäischen Union, weil es die anhaltenden Verstöße gegen die EU-Rechtsvorschriften über die Erhaltung der wild lebenden Vogelarten nicht unterbindet. Die Mitgliedstaaten sind verpflichtet, dafür zu sorgen, dass alle Bestimmungen der Vogelschutzrichtlinie eingehalten werden, auch in Bezug auf das absichtliche Töten oder Fangen. Die Vogelschutzrichtlinie untersagt Tätigkeiten, durch die Vögel unmittelbar bedroht sind, beispielsweise das absichtliche Töten oder Fangen, die Zerstörung von Nestern und das Entnehmen von Eiern sowie damit zusammenhängende Tätigkeiten, z.B. den Handel mit lebenden oder toten Vögeln, wobei das besondere Augenmerk dem Schutz der Lebensräume von gefährdeten Arten und Zugvogelarten gilt.
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Dieser Maßnahme der Kommission ging eine an Frankreich gerichtete mit Gründen versehene Stellungnahme vom Juni 2016 voraus. Die Bestände des Ortolans sind in Europa rückläufig, und die genannten illegalen Praktiken sind nach den EU-Rechtsvorschriften über die Erhaltung der wild lebenden Vogelarten streng verboten. Trotz früherer Zusagen der französischen Behörden werden illegale Praktiken in Bezug auf das absichtliche Töten oder Fangen fortgesetzt. Diese Tätigkeiten in Frankreich gefährden die Anstrengungen, die von anderen Mitgliedstaaten zur Erhaltung der Art unternommen werden. Frankreich soll nun nachdrücklich zur ordnungsgemäßen Umsetzung der Vogelschutzrichtlinie aufgefordert werden.
Quelle: Pressemitteilung der EU-Kommission vom 8.12.2016
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07.12.2016
Stadtlärm übertönt Warnrufe der Vögel
Warnungen vor Prädatoren werden leicht vom Verkehrslärm übertönt.
© Marion Kraschl
Eine oft wenig beachtete und doch fast allgegenwärtige Form der Umweltverschmutzung durch den Menschen, von der zahlreiche ganz unterschiedliche Tierarten betroffen sind, ist Lärm. Über den Einfluss von Lärm an Flughäfen auf die Gesangsaktivität der Vögel wiesen wir an dieser Stelle bereits Ende August hin. Zu anderen Lautäußerungen fehlten intensivere Studien bislang jedoch. Wissenschaftler u.a. vom Max-Planck-Institut für Ornithologie haben sich daher mit den Auswirkungen von Lärm auf die Äußerung und Wahrnehmung von Alarmrufen beschäftigt und ihre Ergebnisse frei zugänglich im Wissenschaftsmagazin
Current Biology veröffentlicht. In Labor- als auch Freilandexperimenten wurden dabei Kohlmeisen untersucht – eine Singvogelart, die in lärmbelasteten Lebensräumen häufig vorkommt. Unter Laborbedingungen wurde ermittelt, dass die Vögel bei Lärm die Lautstärke, nicht jedoch die Häufigkeit ihrer Warnrufe veränderten. Im Freiland durchgeführte Experimente ergaben, dass der Verkehrslärm selbst diese lauten Alarmrufe übertönt und damit die Kommunikation der Vögel und deren Chance, Warnrufe zu empfangen, unmittelbar negativ beeinflusst. In Kombination zeigen diese Ergebnisse, dass Kohlmeisen trotz der stimmlichen Anpassungen nicht in der Lage sind, anthropogenen Lärm ausreichend zu kompensieren. In Lebensräumen mit starker Lärmverschmutzung, wie z.B. in Großstädten, sind die Vögel daher durch die fehlenden Warnungen der Artgenossen einem erhöhten Prädationsrisiko ausgesetzt, was sich auf ihr Verhalten und letztlich möglicherweise sogar auf ihre Bestände auswirken könnte.
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Weitere Informationen
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07.12.2016
#NatureAlert erfolgreich: EU-Kommission gibt Pläne zur Änderung des Naturschutzrechts auf
Die EU-Naturschutzrichtlinien bleiben erhalten!
© Fred Fuchs
Wie der Naturschutzbund Deutschland (NABU) heute mitteilte, hat die Europäische Kommission beschlossen, die EU-Naturschutzrichtlinien in ihrer jetzigen Form beizubehalten (
Pressemitteilung der EU-Kommission). Jean-Claude Juncker hat damit sein Vorhaben aufgegeben, die EU-Vogelschutz- und die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie zu „verschmelzen und zu modernisieren“. Man kann dies durchaus als historischen Erfolg bezeichnen. Erstmals in der Geschichte der EU war versucht worden, bestehende Umweltstandards zurückzudrehen – unter dem Deckmantel der „Entbürokratisierung“ und in der Zuversicht, dass der Naturschutz keine starke Stimme in der Gesellschaft hat.
Weitere Informationen dazu finden sich auf der
Internetseite des NABU sowie dem
NABU-Blog „Naturschätze.Retten“.
29.11.2016
2016 erneut ein schlechtes Jahr für die Uferschnepfe in den Niederlanden
Nach dem historischem Tiefpunkt des Bruterfolgs der Uferschnepfe in den Niederlanden 2015 folgte auch 2016 ein ähnlich schlechtes Jahr
© Hans Glader
Wie die Naturschutzorganisation
Vogelbescherming Nederland mitteilt, verlief die Brutsaison 2016 für den niederländischen Nationalvogel, die Uferschnepfe, erneut dramatisch. Wie bei weiteren Wiesenlimikolen, so zeigt sich auch bei der Uferschnepfe seit Jahren ein Bestandsrückgang. Zählungen ergaben, dass in diesem Jahr nur etwa 4000 junge Uferschnepfen flügge wurden. Um den derzeitigen Bestand zu erhalten, halten Wissenschaftler jedoch mindestens 11000 Jungvögel für notwendig.
Große Probleme stellen nach wie vor eine zu frühe Mahd sowie zu trockene und artenarme Wiesen dar, die den Uferschnepfen keine ausreichende Nahrungsgrundlage mehr bieten. Auch die hohe Prädationsrate spielt eine Rolle. In diesem Jahr führten widrige Wetterbedingungen zu zusätzlichen Verlusten. Auf ein trockenes Frühjahr folgten schwere Gewitter und lokale Hagelschauer, die viele Küken das Leben kosteten.
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Die kontinuierlichen Bestandsrückgänge der Wiesenvögel thematisierte Vogelbescherming Nederland jüngst bei der EU-Kommission. Anhand von Projektgebieten soll gezeigt werden, dass es umfassende Lösungsansätze gibt, die Bestände der Uferschnepfe zu stabilisieren. Die Erforschung und Erfassung der Uferschnepfen in den Niederlanden ist ein Gemeinschaftsprojekt von Vogelbescherming Nederland, Sovon und der Universität Groningen. Grundlagendaten werden unter anderem durch Farbberingungen gewonnen.
Weitere Informationen
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29.11.2016
Unerwartete Vielfalt im Brutrhythmus von Watvögeln
Daten aus 91 Populationen und 729 Nestern von gemeinsam brütenden Watvögeln wurden in der Studie ausgewertet
© Jan Goedelt
Eltern müssen sich für die Betreuung ihres Nachwuchses abstimmen. Bei Watvögeln führt dies zu einer extremen und unerwarteten Vielfalt darin, wie sich Elternpaare um ihr Nest kümmern. Ein internationales Team unter der Leitung von Max-Planck Wissenschaftlern fand heraus, dass sich einige Paare fast stündlich beim Brüten abwechselten, während bei anderen ein Elternteil bis zu 50 Stunden auf dem Nest sitzen blieb. Die Vielfalt dieser Brutrhythmen entsteht laut der Studie weniger durch das Risiko zu verhungern, sondern vielmehr durch das Risiko gefressen zu werden. Überraschenderweise folgt der Rhythmus der Nestfürsorge oft nicht dem 24-Stunden-Tag.
Genauere Informationen wurden auf der Internetseite des
Max-Planck-Instituts für Ornithologie veröffentlicht.
28.11.2016
Ursachenforschung zu Bestandsrückgängen beim Kernbeißer in Großbritannien
Der Brutbestand des Kernbeißers in Großbritannien wird auf weniger als 1000 Brutpaare geschätzt.
© Michael Radloff
Die Bestände des Kernbeißers in Großbritannien sind stark rückläufig und auch das Verbreitungsgebiet hat sich in den letzten Jahrzehnten deutlich verkleinert. Seit Ende der 1970er-Jahre brach der Brutbestand um mehr als 75% zusammen. Bei der letzten Schätzung im Jahr 2013 ging man von nur noch 500-1000 verbliebenen Brutpaaren aus. Da die Gründe für diese gravierenden Veränderungen bislang weitgehend unbekannt sind, startete die
Royal Society for the Protection of Birds (RSPB) im Jahr 2012 ein umfangreiches Forschungsprojekt, das sich mit den Habitatpräferenzen, dem Verhalten während der Nahrungssuche, der Brutbiologie sowie der Überlebensrate beschäftigt.
Im ersten Abschnitt der Studie lag der Fokus auf Veränderungen der Lebensräume. Basierend auf Daten des Brutvogelmonitorings wurden mittlerweile verwaiste Gebiete mit weiterhin besiedelten Flächen verglichen. Als bedeutendste Struktur wurden dabei – wie erwartet – ältere Laubwaldbestände ermittelt. Gern nutzten die Kernbeißer dicht bewaldete Bereiche in der Nähe von Lichtungen oder an Wegen.
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Ab 2013 beschäftigten sich die Wissenschaftler dann stärker mit der Brutbiologie und ob ein zu geringer Bruterfolg der maßgebliche Grund für den Bestandseinbruch sein könnte. Da Altvögel kaum territorial sind und sich zur Brutzeit eher unauffällig verhalten, ist die Suche nach Nestern in den dichten Baumkronen sehr schwierig. Aus diesem Grund wurden vor der Brutzeit in mehreren Wäldern weibliche Kernbeißer gefangen und mit Telemetrie-Sendern versehen, um die Vögel anschließend bis zu ihren Nestern verfolgen zu können. Auf diese Weise konnten in den Jahren 2013 bis 2016 insgesamt mehr als 50 Kernbeißer-Nester in Höhen von 3 bis 30 Metern überwacht werden. In der Regel geschah dies aus der Ferne mithilfe von Spektiven. Da hier meist nicht bis in die Nester hinein geschaut werden konnte, musste der Status der Brut über das Verhalten der Altvögel interpretiert werden. In einigen Fällen wurden Kameras an den Nestern installiert, um sehr genaue Daten zu gewinnen.
Über das brutbiologische Monitoring ließen sich Informationen über die Anzahl geschlüpfter und flügge gewordener Jungvögel gewinnen. Auch zu den Gründen von Brutverlusten gelangen interessante Erkenntnisse. Neben ungünstigen Witterungsbedingungen konnte Prädation durch Eichelhäher, Rabenkrähen, Habichte und Buntspechte beobachtet werden. Obwohl die ursprünglich nordamerikanischen und in Großbritannien eingebürgerten Grauhörnchen die Wälder in hoher Dichte besiedelten, wurde überraschenderweise kein Fall eines Nestraubs durch diese Art festgestellt.
Die zeitintensive Studie lieferte auch neue Erkenntnisse zur Brutbiologie des Kernbeißers. Manche Weibchen brüteten innerhalb einer Saison zweimal erfolgreich – jedoch mitunter an viele Kilometer voneinander entfernten Orten. Insgesamt zeigte sich, dass die Vögel über viel größere Entfernungen wanderten als zuvor angenommen. Um noch genauere Informationen zur Raumnutzung der Kernbeißer zu ermitteln, startete in der zweiten Jahreshälfte 2016 ein Pilotversuch mit gerade einmal ein Gramm schweren GPS-Trackern. Diese Tracker zeichnen stündlich die Position der Vögel auf. Ein damit ausgestatteter Vogel wurde bereits wiedergefangen. Die Daten ergaben, dass sich der Kernbeißer innerhalb von fünf Tagen in 12 verschiedenen 1-km-Quadranten aufhielt und während seiner täglichen Nahrungsflüge sowohl Wald- als auch Offenland mit Hecken und Gärten aufsuchte.
Im kommenden Jahr wollen die Wissenschaftler mit dieser Methode weitere Kernbeißer verfolgen und herausfinden, welche Nahrungsquellen im Jahresverlauf von entscheidender Bedeutung sind und wie weit sich die Vögel zur Nahrungssuche während der Aufzuchtzeit vom Nest entfernen.
Ziel der umfangreichen Studie sind detaillierte Informationen zur Biologie und Ökologie britischer Kernbeißer zu gewinnen, um Maßnahmen zum Schutz und einer Umkehr des negativen Bestandstrends gezielt durchführen zu können. Finanziert wird das Projekt gemeinsam von der RSPB und Natural England.
In Deutschland wird der auf 210.000-370.000 Reviere geschätzte Bestand langfristig als gleichbleibend eingestuft, der kurzfristige Trend (1990–2009) ist nach den Daten des Monitorings häufiger Brutvögel hingegen negativ. Jahrweise Bestandsschwankungen werden dabei entscheidend von Laubbaumfruktifikationen, vor allem der Buchenmast, gesteuert. Umfangreiche Informationen zur Verbreitung und Bestandsentwicklung des Kernbeißers in Deutschland liefert der Atlas Deutscher Brutvogelarten (ADEBAR).
Weitere Informationen
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28.11.2016
Meisen am Fütterhäuschen – Wie bewegen sich die Vögel innerhalb der Städte?
Meisen profitieren von einer „grüneren“ Gartengestaltung
© Thomas Harbig
In der Online-Fachzeitschrift
Scientific Reports wurden nun die Ergebnisse einer umfangreichen Studie an Blau- und Kohlmeisen im urbanen Bereich veröffentlicht. Mehr als 450 Vögel wurden dafür in den Jahren 2013 und 2014 mit Transpondern individuell markiert. An insgesamt 51 Futterstellen in einer Reihenhaussiedlung, einem Vorort sowie einem Neubaugebiet rund 60 Kilometer nördlich von London wurden deren Besuche dann durch automatische Erfassungsstationen aufgezeichnet.
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Fast 10.000 Besuche ließen sich auf diese Weise dokumentieren. Dabei zeigte sich, dass Vögel in „grüneren“ Wohngegenden doppelt so viele Gärten aufsuchten wie die in stärker versiegelten Bereichen. Sie nutzten die Futterstellen dort außerdem häufiger. Gärten mit Bäumen und Büschen bieten den Meisen eine sichere Umgebung, um von Garten zu Garten und zwischen Futterstellen zu wechseln. Stärker gepflasterte Gärten mit gepflegten Rasenflächen oder Straßen zwischen den Gärten erschweren diese Bewegungen hingegen.
Grünflächen bilden im Zuge der weltweit fortschreitenden Urbanisierung immer wichtigere Rückzugsräume. Durch eine Begrünung von Gärten mit Bäumen und Büschen kann der Lebensraum der Vögel in der Stadt maßgeblich verbessert werden. Und auch die Menschen können von einer derartigen Gestaltung profitieren: Gärten stellen ein Bindeglied von der Stadt zur Natur dar und steigern die Lebensqualität.
Weitere Informationen
- Cox et al. 2016: Movement of feeder-using songbirds: the influence of urban features. Scientific Reports 6: 37669. doi:10.1038/srep37669.
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21.11.2016
5 Jahre ornitho – ADEBAR für 55,55 Euro
ADEBAR-Cover
© SVD / DDA
Ornitho.de und
ornitho.lu feierten am 30. Oktober ihren 5. Geburtstag. Über 22 Mio. Beobachtungen wurden seither eingegeben. Diese geben uns einen aktuellen Einblick in die Verbreitung unter anderem während der Brutzeit und möglichen Änderungen gegenüber der Verbreitung im Zeitraum von 2005 bis 2009, die im Atlas Deutscher Brutvogelarten (ADEBAR) abgebildet ist. Dafür möchten wir uns bei den besonders fleißigen Melderinnen und Meldern mit einem besonderen Angebot bedanken:
Alle, die mindestens 555 Beobachtungen gemeldet haben, können den Brutvogelatlas bis zum 30.11.2016 zum Preis von 55,55 Euro zzgl. Versandkosten bei uns beziehen. Bitte haben Sie Verständnis, dass pro Person nur ein Buch zum stark vergünstigten Preis (98 Euro im Buchhandel) abgegeben werden kann.
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Ihre Bestellung können Sie direkt online durchführen. Setzen Sie dort bei der Option „Ich habe mind. 555 Datensätze bei ornitho gemeldet und bestelle zum Vorzugspreis von 55,55 € zzgl. Versandkosten." einen Haken.
Sollten Sie ADEBAR noch nicht kennen, so finden Sie unter www.dda-web.de/downloads/adebar/ eine Leseprobe.
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17.11.2016
Ein Neubayer startet durch: Die Nilgans in Bayern
Ausgehend von den Niederlanden hat die Nilgans in den letzten Jahrzehnten bereits weite Teile Deutschlands besiedelt. Inzwischen hat sie auch weite Teile Bayerns besiedelt.
© Eckhard Lietzow
Im Rahmen einer umfangreichen Arbeit wurden jüngst die verfügbaren Daten über die Nilgans in Bayern zusammengestellt und bisherige Erkenntnisse zur Ausbreitung, zum Vorkommen und zur Brutbiologie der Art im Detail analysiert. Die Autoren Tobias Josef Schropp, Fiona Schönfeld und Christian Wagner werteten dabei drei größere Datenbanken aus: Neben den Daten der Wasservogelzählung und Informationen der Arbeitsgemeinschaft seltene Brutvögel in Bayern (AGSB) wurden auch die fast 8000 Meldungen von Nilgänsen in Bayern aus
ornitho.de analysiert. Dieser enorme Datensatz wurde schließlich durch eine Expertenbefragung und eine umfangreiche Literaturrecherche bestmöglich vervollständigt.
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Nilgänse brüteten demnach Mitte der 1990er-Jahre erstmalig im Nordwesten Bayerns. Seitdem fanden eine sukzessive Ausbreitung nach Süd/Südost und eine rasante Bestandszunahme statt. 2014 wurden bereits in 47 der 96 bayerischen Landkreisen Nilgansbruten festgestellt. Im Maximum wurden 2012 bis 2014 über die drei Jahre 135 Brutpaare in Bayern ermittelt. Der Brutschwerpunkt liegt seit der Erstbesiedlung im Nordwesten Bayerns. Aus den Zufallsdaten von ornitho.de wurden für 2014 durchschnittlich 5,2 geschlüpfte (bei der Erstsichtung einer Familie) und 4,7 flügge Jungvögel ermittelt, wobei die Anzahlen wie die Autoren selbst schreiben etwas überschätzt sein dürften, da „Totalausfälle“ nur selten gemeldet werden bzw. aus den Daten abgeleitet werden können. Die Brutzeit erstreckte sich über einen Zeitraum von Februar bis November. Neben möglichen Gründen für die starke Ausbreitung werden schließlich auch offene Fragen und Hinweise zur Erfassung aufgeführt.
Der im Ornithologischen Anzeiger veröffentlichte, insgesamt 20 Seiten starke Artikel kann als gelungenes Beispiel dafür dienen, zu was eine detaillierte Analyse von systematisch erhobenen Daten des Vogelmonitorings gemeinsam mit unsystematischen Zufallsbeobachtungen aus ornitho.de führen kann. Wir hoffen, dass die umfangreiche Datenbasis künftig noch häufiger genutzt wird, beispielsweise im wie in diesem Fall im Rahmen einer Bachelorarbeit. Der Beitrag kann neben zahlreichen weiteren Veröffentlichungen rund um ornitho.de kostenlos heruntergeladen werden unter „Publikationen und Auswertungen“.
Eine interessante Lektüre mit Anregungen für künftige Auswertungen wünscht
Das Team von ornitho.de
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17.11.2016
Erschreckend: Krabbentaucher stark durch Mikroplastik belastet
Grönländische Krabbentaucher scheinen Plastikteile aktiv aufzunehmen.
© Ole Krome
Die Verschmutzung durch Plastikmüll stellt in allen Ozeanen ein großes Problem dar. Durch nur sehr geringe Besiedlung liegt die Arktis weit von den Hauptquellen des Plastiks entfernt. Dennoch konnten auch in arktischen Meeressäugern bereits Plastikteilchen nachgewiesen werden. In welcher Größenordnung die Gewässer der Arktis jedoch bereits verschmutzt sind, ist kaum bekannt und bedarf dringend genauerer Analysen. Im Rahmen einer im internationalen Magazin zur Umweltverschmutzung
Environmental Pollution veröffentlichten Studie untersuchten Wissenschaftler aus verschiedenen Ländern gemeinsam die Häufigkeit und Zusammensetzung von Mikroplastik, kleinster Kunststoff-Teilchen mit einer Größe im Mikrometer- oder Nanometerbereich, in den Zooplankton-Gemeinschaften vor Ost-Grönland. Im selben Untersuchungsgebiet wurde gleichzeitig die Plastik-Belastung von dort brütenden Krabbentauchern ausgewertet, die in Tiefen von 0-50 Metern ihre tierische Nahrung suchen.
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In den Jahren 2005 und 2014 wurden bei sehr unterschiedlicher Meereisbedeckung Proben genommen. Plastikfasern machten 97% der Rückstände dieser Proben aus. Trotz der abgeschiedenen Lage des Untersuchungsgebiets entsprach die Verschmutzung mit Mikroplastik damit der anderer Ozeane. 2014 wurden vor Grönland deutlich höhere Werte der Belastung gemessen. Dies könnte einerseits mit einer gestiegenen Plastikproduktion gegenüber dem Referenzjahr 2005 oder der geringeren Meereisbedeckung 2014 zusammenhängen. Meereis kann Plastikpartikel einschließen, die bei einem Abschmelzen an die Wassersäule abgegeben werden.
Die Untersuchung der Krabbentaucher fand im Bereich einer Brutkolonie an der Ostküste Grönlands statt. Dabei wurden die Vögel während der Fütterungsphase bei der Rückkehr in die Kolonie gefangen und der Inhalt ihrer Kehlsäcke analysiert. Alle der insgesamt 44 beprobten Krabbentaucher hatten Plastikteile aufgenommen. In beiden Untersuchungsjahren waren die Werte weitgehend identisch und lagen bei durchschnittlich 9-10 Teilen pro Nahrungsflug. Die Wissenschaftler stellten fest, dass vorwiegend helle Plastikteile aufgenommen wurden, was auf eine aktive Aufnahme durch Verwechslungen mit ihrer natürlichen Nahrung spricht.
Die Ergebnisse der Studie verdeutlichen die starke Gefährdung von Tierarten aller Ozeane durch Plastikmüll. Selbst in sehr abgelegenen Regionen können heute bereits hohe Belastungen von Mikroplastik nachgewiesen werden.
Weitere Informationen
- Amélineau et al. 2016: Microplastic pollution in the Greenland Sea: Background levels and selective contamination of planktivorous diving seabirds. Environ Pollut. doi: 10.1016/j.envpol.2016.09.017.
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16.11.2016
Mehr als 6000 Vogelarten in einem Jahr! Niederländer bricht „Birding-Weltrekord“
Mit einem Gelbstirn-Blatthühnchen in Costa Rica wurde der Rekord aus dem Vorjahr gebrochen
© Hans Hillewaert
Am 1. Januar 2016 startete der 29-jährige Niederländer Arjan Dwarshuis zu einem ambitionierten Abenteuer um die Welt: Er setzte sich das Ziel, einen neuen Weltrekord in der Vogelbeobachtung aufzustellen und innerhalb eines Jahres möglichst viele der mehr als 10.000 Vogelarten weltweit zu beobachten. Erst ein Jahr zuvor hatte der 30-jährige Amerikaner Noah Strycker mit 6118 innerhalb eines Jahres beobachteten Vogelarten einen neuen Rekord aufgestellt.
Bereits am 10. November war es schließlich soweit: Mit einem Gelbstirn-Blatthühnchen sah Arjan Dwarshuis in Costa Rica seine 6119. Art innerhalb des laufenden Kalenderjahres. Der Niederländer hat damit nun sogar noch mehr als einen Monat Zeit, seinen Rekord weiter auszubauen. Könnte es sogar möglich sein, die magische Grenze von 7000 Arten zu knacken? Dies würde durchschnittlich weitere 17 neue Arten pro Tag bis zum Jahresende bedeuten – ein kaum vorstellbarer Wert. Der eigentliche Plan den Rest des Jahres durch Zentral- und Nordamerika zu reisen wurde geändert. Stattdessen will Arjan Dwarshuis nun noch einmal nach Asien zurückkehren – dorthin, wo er am Neujahrstag sein „Big Year“ begann.
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Während seines Weltrekord-Jahres sammelt Arjan Dwarshuis Geld für ein Programm zum Schutz vom Aussterben bedrohter Vogelarten von BirdLife International. Mehr als 15.000 Euro kamen im Laufe des Jahres durch Spenden aus der ganzen Welt zusammen.
Dem weiteren Verlauf des Arten- und Spendenrennens von Arjan Dwarshuis kann man auf seiner Homepage folgen.
Weitere Informationen
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16.11.2016
Umfangreiche Studie zur Bestandsentwicklung des Fitis in Großbritannien
Die Bestände des Fitis entwickeln sich in Großbritannien regional sehr unterschiedlich
© Peter Hering
Gerade unter den afro-paläarktischen Zugvögeln gehen viele Arten im Bestand zurück. Die Gründe für diese negative Entwicklung sind jedoch meist noch unzureichend bekannt. In einer umfangreichen Studie haben sich britische Wissenschaftler nun mit dem Rückgang des Fitis in Teilen Großbritanniens beschäftigt. Dort gehen die Bestände im Südosten zurück, während im Nordwesten ein positiver Trend zu verzeichnen ist.
Es stellte sich heraus, dass vor allem ein regional unterschiedlich guter Bruterfolg der Grund für diese abweichende Entwicklung ist, weniger die Überlebensrate. Zwar schwankten die jährlichen Überlebens- und Produktivitätsraten im Untersuchungszeitraum 1994 bis 2012 in beiden Regionen in ähnlichem Maße, doch gab es im Südosten seltener hohe Bruterfolge, die sich außerdem nie mit hohen Überlebensraten deckten. Im Nordwesten hingegen kam es häufiger zu Jahren mit gutem Bruterfolg bei gleichzeitig hoher Überlebensrate.
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Simulierte Populationstrends lassen vermuten, dass ein gesteigerter Bruterfolg den die negativen Entwicklungen der Bestände im Südosten umkehren könnte. Die Wissenschaftler kommen daher zu dem Schluss, dass Schutzmaßnahmen zur Steigerung der Bruterfolgs im europäischen Verbreitungsgebiet sinnvoller und vor allem leichter realisierbar sein könnten als zu versuchen, die Überlebensrate der Vögel im Jahresverlauf von der Brutzeit über Zug und Überwinterung zu steigern.
Die Ergebnisse der Studie sind in den renommierten Proceedings of the Royal Society B erschienen und frei zugänglich.
Weitere Informationen
- Morrison et al. 2016: Demographic drivers of decline and recovery in an Afro-Palaearctic migratory bird population. Proc. R. Soc. B. Vol. 283, issue 1842. DOI: 10.1098/rspb.2016.1387.
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14.11.2016
Kündigt sich ein Einflug von Seidenschwänzen an?
Die attraktiven und teilweise wenig scheuen Seidenschwänze sind auch beliebte Fotoobjekte.
© Mathias Schäf
In den meisten Jahren wandern die in der nördlichen Taiga brütenden Seidenschwänze nur kürzere Strecken nach Süden und verbleiben in Nordeuropa und im Ostseeraum. Hin und wieder kommt es zu Einflugjahren, in denen die Vögel auch in großer Zahl bis nach Mitteleuropa gelangen. Sie sind dann häufig auch in der direkten Nähe des Menschen, in Gärten, Parks und Alleen anzutreffen. Die Nahrung der Seidenschwänze besteht hauptsächlich aus Beeren. Auch an Bäumen verbliebenes Obst und Mistelbeeren stehen auf ihrer Speisekarte. In der Nähe ihrer Nahrungsstellen rasten sie gerne auf höheren Bäumen.
In den letzten drei Wintern war das Auftreten durchschnittlich. Derzeit deutet jedoch einiges darauf hin, dass sie in diesem Winter wieder in größerer Anzahl bei uns aufkreuzen: Bei
ornitho.de wurden seit Anfang Oktober mehr als zehnmal so viele Seidenschwänze gemeldet wie im Vorjahreszeitraum (
Karte). Ähnliche Entwicklungen werden auch in Großbritannien und den Niederlanden beobachtet, und mit täglich mehr als 500 Durchzüglern verzeichnet der bekannte Zugvogel-Hotspot Falsterbo im Süden Schwedens derzeit mehr als doppelt so viele Seidenschwänze wie in durchschnittlichen Jahren.
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Einflugjahre können über das EuroBirdPortal anschaulich visualisiert werden, an dem sich Online-Portale aus über 20 Ländern Europas beteiligen. Ein eindrucksvolles Beispiel ist etwa der Vergleich des Seidenschwanz-Einflugs 2012/13 mit einem „normalen“ Winter wie 2013/14.
Um den Verlauf des möglicherweise bevorstehenden Einflugs in Deutschland und Luxemburg gut zu dokumentieren, sollten alle Beobachtungen von Seidenschwänzen bei ornitho gemeldet und die dort auf der Startseite aufgeführten Hinweise (Nachricht vom 9.11.16) beachtet werden.
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14.11.2016
Offenbar erneut schlechter Bruterfolg bei Blässgänsen
Junge Blässgans mit schlecht entwickelten und beschädigten Schwingen
© Helmut Kruckenberg
Die Ergebnisse erster Rastvogelzählungen in der niederländischen Provinz Friesland, entlang der Ijssel sowie am Niederrhein in Deutschland deuten auf einen erneut geringen Bruterfolg bei Blässgänsen hin. Der Jungvogelanteil betrug gerade einmal 10%. Erfolgreiche Paare führten oft nur einen oder zwei Jungvögel. Diese vorläufigen Ergebnisse bestätigen einen bereits seit 1995 zu beobachtenden Trend und gehören zu den schlechtesten Werten seit 1960. Man muss befürchten, dass sich der anhaltend schlechte Bruterfolg auch negativ auf die Populationsgröße auswirkt. Diese Vermutung müssen jedoch erst internationale Zählungen bestätigen.
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Die Ursachen des geringen Bruterfolgs 2016 sind bislang unbekannt. Aus den russischen Brutgebieten wurden im vergangenen Sommer ungewöhnlich hohe Temperaturen gemeldet, was den Bruterfolg eigentlich begünstigen sollte. Ein Team aus deutschen, niederländischen und russischen Wissenschaftlern stellte Anfang August bei einer Expedition auf die Insel Kolguev in der östlichen Barentssee allerdings fest, dass 15-20% der Jungvögel von Milben oder anderen Ektoparasiten befallen waren. Diese Vögel dürften die Kükenphase nicht überstanden haben.
Weitere Informationen
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09.11.2016
Situation des Ortolans in Europa neu beurteilt
Der Ortolan ist hierzulande vor allem im Nordostdeutschen Tiefland verbreitet
© H.-J. Fünfstück
Vor allem durch Intensivierung und Monotonisierung der landwirtschaftlichen Nutzung sind die Bestände des Ortolans in weiten Teilen seines Verbreitungsgebiets stark zurückgegangen. In einer jüngst in der finnischen Zeitschrift Ornis Fennica gemeinsam von Wissenschaftlern zahlreicher Länder veröffentlichten Arbeit wurde die Gesamtsituation der Art neu beurteilt. Die Verbreitungsschwerpunkte des Ortolans liegen in der Türkei, Russland, Polen und Spanien. Der europäische Gesamtbestand wird auf 3,3-7,1 Millionen Paare geschätzt (Zeitraum 2012-2014). Dies bedeutet einen Rückgang um bis zu 50% innerhalb der letzten zehn Jahre – noch zur Jahrtausendwende schätzte man 5,2-16 Millionen Brutpaare. Man geht allerdings davon aus, dass der türkische Bestand damals deutlich überschätzt wurde.
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Aus den Niederlanden, Belgien, der Slowakei, Ungarn und der Schweiz ist die Art mittlerweile als Brutvogel so gut wie vollständig verschwunden. Insgesamt zeigen sich insbesondere in nördlichen und östlichen Ländern negative Entwicklungen.
Im Atlas Deutscher Brutvogelarten werden für den Ortolan 10500-16000 Reviere angegeben. Der Bestandstrend ist hierzulande langfristig negativ, kurzfristig stabil und seit dem Ende der 1990er Jahre sogar positiv. Deutschland und Serbien sind die einzigen Länder, in denen zuletzt eine positive Entwicklung registriert wurde. Diese Bestandszunahme wird jedoch zu wesentlichen Anteilen mit einem verbesserten Kenntnisstand und früheren Unterschätzungen des Bestands erklärt.
Auf der Roten Liste der IUCN wird der Ortolan bislang aufgrund seines großen Areals und der hohen Gesamtpopulation als ungefährdet geführt. Für die Kategorisierung als gefährdete Art sind die Bestandseinbrüche nicht ausreichend rapide. Um den globalen Status der Art anhand einer soliden Datenbasis neu bewerten zu können, sind Informationen zu Entwicklungen und Trends auch aus Ländern nötig, für die solche Angaben bislang fehlen.
Weitere Informationen
- Jiguet et al. 2016: An update of the European breeding population sizes and trends of the Ortolan Bunting (Emberiza hortulana). Ornis Fennica 93(3): 186-196.
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03.11.2016
Vögel in Deutschland aktuell: Rückblick auf den Sommer 2016
© Falke - Journal für Vogelbeobachter
In unserem Rückblick auf die zurückliegende Jahreszeit blicken wir diesmal auf den überdurchschnittlich warmen Sommer 2016 zurück, der jedoch von großen Regenmengen bis großer Trockenheit viel Abwechslung zu bieten hatte. Ebenso abwechslungsreich waren die mehr als 1,1 Millionen Vogelbeobachtungen, die zwischen Juni und August über ornitho.de gemeldet wurden.
Erst seit den 1990er Jahren brüten Löffler in Deutschland. Die Kolonisierung des niedersächsischen und schleswig-holsteinischen Wattenmeeres ging dabei von den Niederlanden aus. Der stark positive Bestandstrend hält weiter an und auch im Binnenland wird die Art immer häufiger und in steigender Zahl beobachtet. Wir betrachten die Entwicklung des Löfflers in Deutschland einmal genauer, zeigen wann und wo man die markante Art am zuverlässigsten beobachten kann und beschäftigen uns mit dem Phänomen, dass es im Spätsommer am Niederrhein mittlerweile zu Ansammlungen von bis zu 100 Löfflern kommt.
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Rund 120 Nachweise des inselartig von Marokko bis in Kaspigebiet verbreiteten Rallenreihers wurden bislang in Deutschland anerkannt. Insbesondere seit Mitte der 1990er Jahre hat sich die Art von einer großen Ausnahmeerscheinung zu einer alljährlich zu beobachtenden Seltenheit entwickelt. Im Frühjahr und Sommer 2016 kam es zum bislang stärksten dokumentierten Auftreten in Deutschland. Wir befassen uns in unserem Beitrag mit den Gründen dieser Entwicklung und zeigen in welchen Monaten Rallenreiher hierzulande nachgewiesen werden.
Unser Überblick über die in der zurückliegenden Zeit in Deutschland beobachteten Seltenheiten zeigt, dass auf das außergewöhnliche Frühjahr ein ebenso ereignisreicher Sommer folgte. Es gelangen abermals zahlreiche Entdeckungen, mit denen kaum jemand gerechnet haben dürfte. Hervorzuheben sind der erste Nachweis des Maskenwürgers für Deutschland, der dritte der Rüppellseeschwalbe sowie der fünfte Steppenadler und die bei Anerkennung jeweils siebten Nachweise von Wüstenregenpfeifer und Häherkuckuck.
Den Beitrag „Vögel in Deutschland aktuell: Sommer 2016: Sommer 2016: Löffler, Rallenreiher
und andere seltene Überraschungen“ in der Zeitschrift „Der Falke“ können Sie hier als PDF herunterladen. Alle weiteren Beiträge mit direktem Bezug zu ornitho.de finden Sie unter Publikationen und Auswertungen.
Das komplette Falke-Heft 11/2016 mit vielen weiteren Beiträgen, u.a. über Schwarzspechte, Nistkästen und ihre Bewohner, ein Tierbeobachtungshaus bei München sowie Insekten jagende Schlangenadler können Sie über die Internetseite von „Der Falke“ beziehen.
Viel Spaß beim Lesen wünscht
das Team von ornitho.de und ornitho.lu
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02.11.2016
10 Monate in der Luft – Das unglaubliche Leben der Mauersegler
Grafische Zusammenfassung des Jahreszyklus schwedischer Mauersegler
© Hedenström et al.
Mauersegler fallen zur Brutzeit über unseren Städten mit ihren schrillen Rufen und wendigen Flugmanövern auf. Sie sind mit ihren sichelförmigen Flügeln perfekt an ein Leben in der Luft angepasst. Ihre kurzen Beine und kleinen Füße ermöglichen es den Vögeln hingegen kaum vom flachen Boden aus zu starten, sodass bereits im 18. Jahrhundert italienische Wissenschaftler vermuteten, dass die Vögel auch im Flug schlafen und einen Großteil ihres Lebens in der Luft verbringen.
Genauere Details aus dem Leben der Mauersegler konnten nun durch die Nutzung moderner Geolokatoren erforscht werden. In den Jahren 2014 und 2015 statteten schwedische Wissenschaftler einige in Südschweden brütende Mauersegler mit 1,3 Gramm schweren Geräten aus. Neben einem Lichtsensor zur groben Bestimmung der Position des Vogels über den Zeitpunkt von Mittag und Mitternacht sowie die Tages- und Nachtlänge verfügten die Geräte auch über einen Beschleunigungsmesser.
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Für insgesamt 19 Mauersegler ließen sich später Ergebnisse auswerten. Wie erwartet zeigte sich dabei, dass die Vögel den Winter in Westafrika verbringen. Die Zeit abseits der Brutplätze verbrachten alle beloggerten Segler zu mehr als 99 % in der Luft. Drei der Vögel landeten in der gesamten Zeit kein einziges Mal, die übrigen rasteten selten über kurze Zeiträume während der Nacht.
Die Studie bestätigt damit die Vermutung, dass Mauersegler den weitaus größten Teil ihres Lebens im Flug verbringen. Sie zeigt außerdem, dass die Vögel ganzjährig in Höhen von bis zu drei Kilometern aufsteigen. Die schwedischen Forscher vermuten, dass die Vögel diese Luftschichten für eine sicherere Schlafphase aufsuchen. Die Geräte für eine detaillierte Erforschung der Hirnströme sind derzeit noch zu groß, um sie bei derart kleinen Vogelarten einzusetzen. In Zukunft werden neue Techniken hier aber vielleicht noch einmal zu einem Erkenntnisgewinn führen.
Die im Magazin Current Biology veröffentlichten Ergebnisse zeigen, dass dank modernster Technik heute immer kleinere Vogelarten mit derartigen Methoden erforscht werden können und Geolokatoren zur Erforschung von Zugvögeln von unschätzbarem Wert sind. Zum Vergleich: Rund 50.000 Mauersegler wurden im Laufe des letzten Jahrhunderts in Schweden beringt. Lediglich ein einziger Wiederfund südlich der Sahara wies bislang auf die vermuteten Winterquartiere der schwedischen Brutvögel hin.
Weitere Informationen
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02.11.2016
Geolokatoren offenbaren wichtige Rast- und Überwinterungsgebiete von Drosselrohrsängern
Mittels Geolokatoren ließen sich türkische Drosselrohrsänger bis nach Ostafrika und zurück verfolgen.
© Mathias Schäf
Die Bestände zahlreicher Zugvogelarten sind rückläufig, insbesondere die der an Feuchtgebiete gebundenen Arten. Um effektive Schutzmaßnahmen ergreifen zu können, sind Kenntnisse der während des gesamten Jahres genutzten Lebensräume und Gebiete notwendig. Um diese Kenntnislücken weiter zu schließen, statteten amerikanische und türkische Wissenschaftler in den Jahren 2013 und 2014 insgesamt 30 Drosselrohrsänger im Brutgebiet an der türkisch-armenischen Grenze mit Geolokatoren aus.
Fünf Vögel lieferten nach Wiederfang und Auslesung der Daten spannende Erkenntnisse zum Verhalten der Vögel außerhalb der Brutzeit. Im Laufe eines Jahres besuchten alle Vögel insgesamt mindestens elf Länder und zogen über die Arabische Halbinsel bis in Regionen südlich der Sahara nach Ostafrika. Die Vögel nutzen im Winter Gebiete im Südsudan, an der Küste des Indischen Ozeans sowie am Westufer des Malawisees. Auf ihrem Weg passierten sie nicht weniger als 277 Important Bird Areas (IBA), von BirdLife International als für den Vogelschutz bedeutsam eingestufte Gebiete. 40% davon unterliegen bislang jedoch nur einem unzureichenden oder gar keinem Schutz. So nutzten alle untersuchten Drosselrohrsänger im Frühjahr die Meerenge von Bab-al-Mandeb am Südende des Roten Meeres. Keines der dortigen IBA steht jedoch unter Schutz. Derartige Flaschenhälse auf dem Zugweg können durch Lebensraumveränderungen schnell drastische Konsequenzen für die Vögel haben.
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Zahlreiche Arten des afrikanisch-paläarktischen Vogelzugsystems gingen in den letzten Jahrzehnten im Bestand zurück. Durch moderne Technik kommen mögliche negative Einflüsse und Gründe für diese Entwicklungen nach und nach ans Licht. Die in der amerikanischen Fachzeitschrift The Condor veröffentlichten Ergebnisse zeigen einmal mehr, dass Zugvögel während ihrer tausende Kilometer langen Reise auf ein intaktes Netzwerk geeigneter Lebensräume angewiesen sind.
Ob auch in Deutschland brütende Drosselrohrsänger die in der Studie ermittelten Regionen nutzen ist bislang unbekannt. Winterfunde in Deutschland sowie in anderen Ländern Nord- und Mitteleuropas beringter Vögel liegen bislang ausschließlich aus Westafrika vor. Mehrere Wiederfunde im östlichen Mittelmeerraum lassen jedoch vermuten, dass zumindest ein Teil der Vögel nach Südosten abzieht und möglicherweise ebenfalls Winterquartiere in Ostafrika nutzt.
Weitere Informationen
- Horns et al. 2016: Geolocator tracking of Great Reed-Warblers (Acrocephalus arundinaceus) identifies key regions for migratory wetland specialists in the Middle East and sub-Saharan East Africa. The Condor 118(4): 835-849. doi: http://dx.doi.org/10.1650/CONDOR-16-63.1
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02.11.2016
5 Jahre ornitho.de und ornitho.lu
© Mathias Schäf
Am 30.10.2011 gingen
ornitho.de und
ornitho.lu an den Start. Mehr als 18.000 Personen sind inzwischen registriert und haben über 22 Millionen Vogelbeobachtungen zusammengetragen. Kein einziger in
ornitho.de und
ornitho.lu enthaltener Datensatz wurde bislang importiert, alle Meldungen wurden händisch über die Homepage oder die ornitho-App „NaturaList“ eingetragen. Rechnet man für die Eingabe je Datensatz nur fünf Sekunden, so wurden in den fünf Jahren mindestens 1.300 Tage oder dreieinhalb Jahre alleine für die Dateneingabe investiert!
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Doch auch auf koordinativer Ebene steckt enorm viel Lebenszeit in unserem Portal. Um die Qualität dieses riesigen Datens(ch)atzes zu gewährleisten, werden die Beobachtungen von mehr als 380 Regionalkoordinatoren und Artspezialisten auf Kreis-, Landes- und Bundesebene auf Plausibilität geprüft. Mehrere Zehntausend Rückfragen bei den Meldern haben sie seither gestellt. Wie viel Zeit (und teils auch Nerven) dafür aufgewendet wurden, lässt sich nur erahnen. Die Regionalkoordinatoren verwalten außerdem die Ortsbezeichnungen und stehen bei Fragen den Meldern mit Rat zur Seite. Für 157.000 der 453.000 Rasterfelder wurden treffendere Bezeichnungen als die automatisch generierten vergeben, und 35.500 Gebietsnamen wurden seitens der Regionalkoordinatoren zusätzlich eingerichtet. Die Regionalkoordinatorinnen und -koordinatoren sowie die ornitho-Steuerungsgruppen sind wahrlich das Rückgrat von ornitho.de und ornitho.lu!
Die erfreuliche Entwicklung von ornitho.de und ornitho.lu fußt auf einem großen Netzwerk an Partnern. Zuvorderst sind hier die Verbände, Fachgruppen und Arbeitsgemeinschaften zu nennen, die ornitho zu ihrem System gemacht und den Aufbau und die Weiterentwicklung ideell aber auch finanziell unterstützen (s. Meldung vom 5. Okt. 2016). Die Ernst-Commentz-Stiftung ermöglichte mit großzügigen Zuwendungen mehrere wichtige Weiterentwicklungen, und Carl Zeiss Sports Optics unterstützt ornitho.de als Partner des DDA von Beginn an. Auf deutschlandweiter Ebene haben wir mit der Deutschen Ornithologen-Gesellschaft, der Deutschen sowie den regionalen Avifaunistischen Kommissionen, der Länderarbeitsgemeinschaft der Vogelschutzwarten und im Bundesamt für Naturschutz wichtige Partner und auf internationaler Ebene verdanken wir der „ornitho-Familie“ und hier im Besonderen der Schweizerischen Vogelwarte Sempach viele kleine und große Weiterentwicklungen.
Mehrere Tausend Stunden wurden auch von fachlicher und technischer Seite im Hintergrund bislang geleistet. Neben der Betreuung durch den DDA und natur&ëmwelt in Luxemburg ist hier vor allem das Team von Biolovision um Gaëtan Delaloye zu nennen, das fantastische Arbeit leistet.
Daraus lässt sich erahnen, wie viel Lebenszeit, der weit überwiegende Teil davon in der Freizeit, von wie vielen Menschen in ornitho.de und ornitho.lu steckt. Und dabei ist die Beobachtungszeit im Feld noch nicht einmal eingerechnet!
Allen, die in den vergangenen fünf Jahren dazu beigetragen haben, ornitho.de und ornitho.lu zu dem zu machen, was es heute ist, gilt unser herzlicher Dank!
Patric Lorgé, Christopher König und Johannes Wahl
für das Team von ornitho.de und ornitho.lu
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25.10.2016
Mahnender Beitrag zur illegalen Vogeljagd
An Leimruten sterben Singvögel wie der Halsbandschnäpper einen qualvollen Tod
© CABS
In einem aktuellen Beitrag in der Mitgliederzeitschrift der Gesellschaft für Naturschutz und Ornithologie Rheinland-Pflalz (GNOR) e.V. befasst sich der renommierte Ornithologe Urs N. Glutz von Blotzheim mit der illegalen Vogeljagd insbesondere rund um das Mittelmeer. Er weist darin auf die „Diskrepanz zwischen Bemühung von Druckerschwärze und effektivem Einsatz gegen einen gesetzeswidrigen,
skandalösen und in der derzeitigen Gesamtsituation nicht mehr tolerierbaren Zustand“ hin.
Der DDA unterstützt diesen Hilferuf und die Mahnung des Schweizer Zoologen.
Den Beitrag aus GNOR-Info Nr. 123 können Sie
hier herunterladen.
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Weitere Informationen
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24.10.2016
Schelladler „Tõnn“ nach mehreren Jahren wieder „online“
Route von Tõnn im Herbst 2016 (Stand: 24.10.2016).
© http://birdmap.5dvision.ee/
Bereits mehrfach haben wir in den letzten Jahren an dieser Stelle über den 2008 in Estland als Nestling besenderten Schelladler „Tõnn“ berichtet, der alljährlich zweimal durch Deutschland zog und dabei bis zum Frühjahr 2014 nur ein einziges Mal (im Frühjahr 2013) beobachtet wurde. Alle übrigen Aufenthalte in Deutschland sind lediglich durch die GPS-Ortungen des Satellitensenders belegt. Im Frühjahr 2014 versagte dieser schließlich und seitdem war Tõnn viele Jahre nur im traditionellen Winterquartier in Spanien anhand seines Senders auf dem Rücken individuell erkennbar.
In diesem Jahr gelang den Wissenschaftlern im Brutgebiet in Estland Ende April die Entdeckung eines Adlerpaares, bei dem ein Vogel einen Sender trug. Anfang September konnte dieser Vogel schließlich gefangen werden. Es stellte sich heraus, dass es sich dabei um Tõnn handelte. Der alte Sender wurde gegen einen neuen, technisch moderneren Sender getauscht und der Vogel mit einem weißen Farbring (Code 7X) beringt. Mit einer Partnerin zog Tõnn 2016 ein Junges groß. Alter und Herkuft der Partnerin sind unbekannt. Die Forscher nehmen an, dass Tõnn in diesem Jahr – im Alter von neun Jahren – vermutlich erstmalig gebrütet hat.
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In diesem Jahr ist es für eine Sichtbeobachtung des berühmten Vogels schon wieder zu spät. Am 10. Oktober zog Tõnn von Tschechien kommend südlich am Bayerischen Wald vorbei nach Deutschland. Am Alpenrand ging es auf einer im Vergleich zu früheren Jahren ausgesprochen südlichen Route westwärts. Wider Erwarten wurde Tõnn dabei erstmalig auf seinem Herbstzug aber tatsächlich auch beobachtet und sogar fotografiert. Südöstlich von München gelang ornitoh-Melder Erich Starringer die seltene Beobachtung. Auf seinen Belegfotos ist sogar der Satellitensender auf dem Rücken des Vogels erkennbar. Schon am 12. Oktober überquerte Tõnn bei Friedrichshafen den Bodensee. Im Norden der Schweiz ging es innerhalb eines Tages bis nach Frankreich, wo der Adler einen südlicheren Kurs einschlug. Am 20. Oktober erreichte er westlich von Montpellier die Mittelmeerküste. Küstennah wurden zwei Tage später die Pyrenäen überquert. Derzeit hält sich Tõnn nun westlich von Barcelona auf.
Rund 3000 Kilometer hat der Schelladler auf seinem Wegzug 2016 bereits hinter sich gebracht. Noch knapp 400 Kilometer sind es bis in sein traditionelles Winterquartier im Naturpark El Hondo. Hoffen wir, dass er auch diesmal gut über den Winter kommt und wir Anfang April vom nächsten Besuch in Deutschland berichten können!
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24.10.2016
Massiver Einflug sibirischer Bergbraunellen nach Europa und erste Nachweise in Deutschland
Drei der Bergbraunellen auf der Greifswalder Oie konnten auch gefangen und beringt werden.
© Steve Klasan
Die mit unserer heimischen Heckenbraunelle verwandte Bergbraunelle brütet in den Bergwäldern Sibiriens vom Ural bis in den äußersten Nordosten Russlands. In Europa ist die Art eine große Ausnahmeerscheinung mit etwa 30 Nachweisen bis 2015. Die letzte anerkannte Beobachtung gelang 2011 in Norwegen. Doch in diesem Herbst kommt es aktuell zu einem starken Einflug dieser östlichen Art. Bereits Anfang Oktober gelangen erste Beobachtungen in Finnland und Schweden. Seit dem 9. Oktober werden nun täglich neue Bergbraunellen in Europa entdeckt – insgesamt bereits knapp 150 Vögel! Der Großteil in Schweden und Finnland, doch auch neun in Dänemark, acht in Großbritannien sowie weitere in Estland, Polen, Lettland, Norwegen, Litauen und Holland. Auch in Deutschland gelang am 12. Oktober der gut belegte Erstnachweis der Bergbraunelle auf der Greifswalder Oie. Auf den ersten Vogel folgten in den nächsten Tagen noch vier weitere – alle ebenfalls auf der kleinen Ostseeinsel in der Pommerschen Bucht. Am Sonntag (23.10.) wurde nun im Greifswalder Ortsteil Ladebow die erste Bergbraunelle Deutschlands abseits der Greifswalder Oie entdeckt und fotografiert. Leider zog der Vogel kurze Zeit nach der Entdeckung hoch ab und wurde von anderen Beobachtern im Laufe des Tages nicht mehr gefunden. Bereits seit einigen Tagen fast schon erwartet, konnte sich am Sonntag auch der Raritäten-Hot-Spot Helgoland über seine erste Bergbraunelle – und den bei Anerkennung siebten deutschen Nachweis innerhalb von zwölf Tagen – freuen. Ähnlich wie in Ladebow blieb aber auch hier der Entdecker der einzige Beobachter, sodass viele Vogelkundler weiter auf einen kooperativeren Vogel warten, der sich längere Zeit an einer zugänglichen Stelle aufhält.
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Die Gründe für den massiven Einflug sind bislang nicht genau bekannt. Stark begünstigt wurde ein Verdriften dieser eigentlich in China und Korea überwinternden Braunellen aber von außergewöhnlichen Strömungsverhältnissen im Oktober 2016. Eine markante Ostströmung führte über ganz Sibirien hinweg bis ins nördliche Mitteleuropa. Dies brachte nicht nur Bergbraunellen von ihrem Kurs ab. Ungewöhnlich häufig wurden in Mitteleuropa in diesem Herbst auch Dunkel- und Bartlaubsänger entdeckt. Darüber hinaus gelangen Beobachtungen mehrerer bislang nur sehr selten in der Westpaläarktis nachgewiesener Arten wie Pallasammer, Kronenlaubsänger, Maskenammer sowie der Totfund eines vermutlichen Ussurilaubsängers.
Es ist davon auszugehen, dass sich derzeit weitere Bergbraunellen in Deutschland aufhalten. Bislang beschränken sich alle Nachweise auf Inseln oder küstennahe Gebiete – dort sind die Erfolgsaussichten bei einer gezielten Suche sicher am besten. Im Brutgebiet bewohnt die Art unterholzreiche Wälder, auf dem Durchzug können Bergbraunellen jedoch auch in untypischen Habitaten auftreten. Die Chance eine Bergbraunelle in Deutschland zu finden stehen aktuell sicher so gut wie nie. Augen offen halten könnte sich demnach lohnen!
Weitere Informationen
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11.10.2016
Expedition „Flug der Schwäne“ – Forschung aus der Ich-Perspektive
Aktuelle Route von Forscherin Sacha Dench (blau) und vier besenderten Zwergschwänen
© flightoftheswans.org
Im Rahmen einer bislang einmaligen Expedition ist Sacha Dench, eine Wissenschaftlerin der gemeinnützigen britischen Organisation zum Schutz von Wasservögeln und Feuchtgebieten
Wildfowl and Wetlands Trust, derzeit mit einem Motorflugschirm auf der Zugroute der Zwergschwäne unterwegs. Damit soll einerseits auf den dramatischen Rückgang der Bestände im arktischen Russland in den letzten 20 Jahren aufmerksam gemacht werden. Darüber hinaus lassen sich durch die Beobachtung der Zwerg- und Singschwäne hilfreiche Daten gewinnen, die dabei helfen sollen, die Gründe für den negativen Bestandstrend besser zu verstehen.
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Rund 7000 Kilometer sind es von den russischen Brutgebieten bis in die Winterquartiere in Großbritannien, etwa zehn Wochen wird die Reise dauern. Mitte September stieg die Forscherin zum ersten Mal mit ihrem Motorflugschirm in die Luft. Innerhalb einer Woche erreichte sie trotz teilweise schwieriger Wetterbedingungen und eines Motorschadens in der für das Bodenteam unzugänglichen Tundra mit Rettungsaktion per Helikopter schließlich die Taigazone. Dort mussten – vergleichbar mit dem kräftezehrenden Zug der Vögel – erst einmal eine Rast eingelegt und Energiereserven aufgefüllt werden. Zahlreiche russische Medien griffen die spannende Expedition auf und die Wissenschaftlerin berichtete auf Konferenzen und in Schulen über den Schutz von Schwänen und Feuchtgebieten.
Aufgrund ungünstiger Wetterbedingungen verzögerte sich der Weiterflug schließlich, sodass Sacha Dench und ihr Team derzeit rund zehn Tage hinter ihrem eigentlichen Zeitplan liegen. Neben ungünstiger Witterung führten auch Beschränkungen der russischen Luftraumsicherung zu einem ungeplanten Umweg mit weiterem Zeitverlust.
Derzeit hält sich die Forscherin rund 50 Kilometer nördlich des Weißen Sees, einem der größten natürlichen Seen Europas auf. Die nächste Etappe wird durch weniger entlegene Gegenden führen, sodass es hoffentlich ohne größere Probleme voran gehen kann.
Den Weg von Sacha Dench entlang der Zugroute der Schwäne – der sie unter anderem auch noch nach Deutschland führen wird – kann man live im Internet verfolgen. Neben einem Blog wird auf der Homepage des Projekts eine gemeinsame Karte der Routen von Sacha Dench und vier besenderten Zwergschwänen präsentiert.
Weitere Informationen
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05.10.2016
Vogelmord auf Zypern
Der griechische Süden des EU-Mitglieds Zypern ist zu einer Todesfalle für die über das östliche Mittelmeer ziehenden Zugvögel geworden
© P. Michalakos
Grasmücken, Fliegenschnäpper, Spatzen, Nachtigallen, Rohrsänger, Wendehals, Wiedehopf, Kuckuck, Bienenfresser – sie alle werden gegessen. Und als Beifang geht immer wieder mal eine Zwergohreule oder ein mittelgroßer Greifvogel ins Netz.
Der griechische Süden des EU-Mitglieds Zypern ist zu einer Todesfalle für die über das östliche Mittelmeer ziehenden Zugvögel geworden. In Mandel- und Olivenhainen, Gärten und in der Macchia stellen ungezählte Vogelfänger Netze und vor allem Leimruten zum Fang der rastenden Singvögel auf. Die erbeuteten Tiere landen im Kochtopf und nicht selten in Restaurants, wo sie als „Delikatessen“ teuer angeboten werden. Offiziell ist Vogelfang längst verboten – die entsprechenden Gesetze wurden sogar mit dem EU-Beitritt 2004 noch einmal verschärft – doch die Wilderer setzen sich dreist über die Bestimmungen hinweg.
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Das Komitee gegen den Vogelmord e.V. und die italienische Partnerorganistation Lega Abolizione Caccia führen seit 1999 auf Zypern international besetzte Vogelschutzcamps durch. Gemeinsam mit vielen freiwilligen Helferinnen und Helfern werden illegale Leimruten, Fangnetze und elektronische Lockanlagen gesucht und in Absprache mit den Behörden abgebaut.
In zwei der betroffenen Gebieten ist für die Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen jedoch nicht die zypriotische Antiwilderereinheit, sondern die britische Polizei zuständig: Akrotiri und Dekelia, jeweils ca. 130 km2 groß, zählen zu Britischem Hoheitsgebiet. Sie sind britische Militärbasen, sogenannte Sovereign Base Areas, mit eigener Verwaltung. Doch die britische Polizei greift fast gar nicht durch und toleriert den Vogelfang seit Jahren weitgehend. Vielleicht um nicht als „Besatzer“ dazustehen, die bei den (illegalen!) Angelegenheiten der Zyprioten auf ihrem Grund und Boden zu hart durchgreifen. Die Wilderei hat in diesen Gebieten kriminelle Ausmaße angenommen. Es gibt organisierte Banden, die massenhaft Vögel fangen und sie für viel Geld an Restaurants verkaufen. Zum Teil werden die Fangplätze nachts sogar von motorisierten Patrouillen bewacht.
Das Komitee hat im September eine Protestaktion gestartet, in der Hoffnung, die britische Regierung dazu zu bewegen, sich endlich ihrer Verantwortung zu stellen.
Sie können die Petition hier unterzeichnen.
Vielen Dank!
Das Komitee gegen den Vogelmord e.V.
Weitere Informationen
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05.10.2016
Steppenweihe „Potku“ zieht abermals unbemerkt durch Deutschland
Zugroute der Steppenweihe „Potku“ auf dem Wegzug 2016 (Stand: 5.10.2016).
© koivu.luomus.fi
Bereits mehrfach berichteten wir an dieser Stelle über das in Finnland besenderte Steppenweihe-Weibchen „Potku“. Ihr Wegzug konnte 2015 erstmalig per GPS-Ortung bis ins westafrikanische Winterquartier verfolgt werden. Obwohl sich die Weihe damals für mehr als eine Woche in Deutschland aufhielt, gab es keine Sichtbeobachtungen. Ähnlich verlief es auf dem folgenden Heimzug im Frühjahr 2016. Hier hatte es der Vogel allerdings eilig und hielt sich nur vom 15. bis 17. April bei uns auf, bevor es über Polen, Litauen, Weißrussland, Lettland, Russland und Estland bis nach Finnland und dort bis an die Grenze zu Schweden ging. Bereits in den ersten Maitagen erreichte Potku ihr Sommer- und potenzielles Brutgebiet.
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Auf dem Mitte Juli und damit fast einen Monat früher als 2015 einsetzenden Wegzug sah es anfangs so aus, als würde die Steppenweihe diesmal nicht dem – für Steppenweihen eigentlich ungewöhnlichen – Zugweg über Südwesteuropa sondern einer östlichen Route folgen. Von Finnland ging es über Russland und das östliche Weißrussland fernab der Ostseeküste bis in die Ukraine. Ende Juli bereits nur noch rund 350 Kilometer nördlich der Schwarzmeerküste entschied sich Potku dann aber doch für einen Richtungswechsel und zog nordwärts zurück nach Russland. Dort blieb die Steppenweihe für etwa einen Monat recht stationär in einem Niederungsgebiet der Oblast Brjansk. Ab dem 6. September waren die Energiereserven offenbar ausreichend aufgefüllt, um in großen Schritten den Zug nach (Süd)Westen fortzusetzen. Über Weißrussland und die Ukraine wurde am 10. September Polen und geradlinig über Lodz bereits am 12. September Deutschland in der Nähe von Cottbus erreicht. Über Leipzig, Kassel und Bonn erreichte die Weihe zwei Tage später Belgien und Frankreich. Eine Woche später wurden nördlich von Saragossa die Pyrenäen überquert und die derzeit letzte Ortung stammt vom 21. September aus der Nähe von Albacete, im Südosten der zentralen Hochebene Spaniens.
Der weitere Verlauf der Strecke wird Potku voraussichtlich über Gibraltar nach Nordafrika führen. Dort ging es 2015 über Marokko und Mauretanien bis ins Überwinterungsgebiet im Senegal. Der Frühjahrszug setzte dann Anfang März 2016 ein, Mitte April wurde Deutschland erreicht. Insbesondere zu dieser Zeit sollte man die Internetseite des spannenden Projektes regelmäßig besuchen. Neben den Karten mit aktuellen Ortungen werden in Textform auch weitere Informationen zu den passierten Gegenden und aufgesuchten Habitaten vermittelt.
Weitere Informationen
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05.10.2016
Verbände vereinbaren langfristige Unterstützung von ornitho.de – vielen Dank!
Übersicht der bisherigen Unterzeichner des ornitho.de-Memorandums
© ornitho
Ornitho.de hat die Sammlung avifaunistischer Daten in Deutschland revolutioniert und sich in den vergangenen fünf Jahren zu einer unverzichtbaren Datenbasis entwickelt. Die Basis für die großartige Entwicklung, die das Portal genommen hat, sind die avifaunistischen Fachverbände und Arbeitsgemeinschaften. Sie haben
ornitho.de zu ihrem eigenen Portal gemacht und mit einem beeindruckenden ehrenamtlichen Engagement in vielfältiger Weise unterstützt (s. „
Unterstützung“). Viele von ihnen haben überdies den DDA finanziell durch Zuwendungen für den Unterhalt und die Betreuung in erheblichem Maße entlastet.
Um dieser Unterstützung einen längerfristigen und verbindlicheren Charakter zu geben, haben sich mehrere Verbände auf ein
Memorandum of Understanding der Partnerorganisationen von ornitho.de verständigt. Initiiert wurde dieses von Markus Ritz, einem der drei Verbändevertreter in der bundesweiten Steuerungsgruppe. Er wurde auch zum Verwalter des Memorandums bestimmt.
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Bislang haben folgende Partner das Memorandum unterzeichnet (von Nord nach Süd):
- OAG für Schleswig-Holstein und Hamburg (OAGSH),
- Arbeitskreis an der Staatlichen Vogelschutzwarte Hamburg,
- Ornithologische Arbeitsgemeinschaft Mecklenburg-Vorpommern (OAMV),
- Niedersächsische Ornithologische Vereinigung (NOV),
- Arbeitsgemeinschaft Berlin-Brandenburger Ornithologen (ABBO),
- Berliner Ornithologische Arbeitsgemeinschaft (BOA),
- Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON),
- Verein Thüringer Ornithologen (VTO),
- Verein Sächsischer Ornithologen (VSO),
- Ornithologischer Beobachterring Saar (OBS),
- Ornithologische Gesellschaft Baden-Württemberg (OGBW)
Ihnen allen und im Besonderen Markus Ritz gilt unser herzlicher Dank!
PS.: Weitere Organisationen und Arbeitsgruppen, die der Unterstützergruppe beitreten wollen, sind herzlich willkommen und wenden sich bitte direkt an Markus Ritz.
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26.09.2016
Aktualisierte Informationen über Einflüsse der Windenergienutzung auf Vögel
© Mathias Putze
Seit dem Jahr 2002 trägt die Staatliche Vogelschutzwarte des Landesamtes für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz Brandenburg (LUGV) verfügbare Daten zu Kollisionen von Vögeln und Fledermäusen an Windenergieanlagen (WEA) aus ganz Deutschland zusammen. Ziel der Datenbank ist es, die vorhandenen, bundesweit verstreuten Daten über Anflugverluste an WEA zusammenzutragen, durch diese Sammlung zusätzliche Erkenntnisse zu gewinnen und die Einhaltung von Mindeststandards bei der weiteren Datengewinnung und -dokumentation durchzusetzen. Die „
Dokumentation Vögel und Windenergienutzung“ auf der Internetseite des LUGV wurde nun aktualisiert und die Informationen und Kollisionszahlen auf den neuesten Stand gebracht.
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Bei jeder Art ist jeder Einzelfund nachvollziehbar, so dass jeder selbst überprüfen kann, was bereits gemeldet wurde und was nicht. Ergänzt werden die Daten durch Informationen über Einflüsse der Windenergienutzung auf Vögel. Darin werden für die einzelnen Arten Schutzstatus, Gefährdung durch Kollision, Lebensraumentwertung, Aktionsraum, Abstandsregelungen und hilfreiche Literaturhinweise zusammengefasst. Unterstützen Sie die Datensammlung durch die Meldung von Kollisionsopfern oder weiterer hilfreicher Publikationen zu dem Thema!
Weitere Informationen
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21.09.2016
Rekordzählung von Weißkopf-Ruderenten in Kasachstan übertrifft geschätzten Weltbestand
Mehr als 20.000 Weißkopf-Ruderenten wurden während Synchronzählungen in Kasachstan gezählt.
© Ingo Waschkies
In der internationalen Roten Liste gefährdeter Arten führt die Weltnaturschutzunion IUCN die Weißkopf-Ruderente seit dem Jahr 2000 als stark gefährdet. Sie zählt zu den seltensten Brutvögeln Europas und ist eine der am stärksten bedrohten Entenarten der Welt. Aus diesem Grund sind in Europa umfangreiche Schutzmaßnahmen eingeleitet worden, die in Südwesteuropa mittlerweile zu einem deutlichen Bestandsanstieg geführt haben. Die letzte Schätzung des Weltbestandes der Weißkopf-Ruderente von BirdLife International aus dem Jahr 2012 geht von 7900 bis 13100 Individuen aus. 5000-10000 dieser Vögel entfallen auf die östliche Population.
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Im Rahmen eines Projektes zur Erforschung der bedeutendsten Rastgebiete der Weißkopf-Ruderente in Kasachstan, das die Gesellschaft zur Erhaltung der biologischen Vielfalt Kasachstans (ACBK) gemeinsam mit der Ornithologischen Gesellschaft OSME und weiteren Partnern durchführt, wurden Mitte September nun Bestände der Weißkopf-Ruderente gezählt, die bisherige Schätzungen weit übertreffen. Die Wissenschaftler konnten bei Synchronzählungen im Korgalzhyn-Naturreservat in Zentral-Kasachstan mehr als 20000 Individuen entdecken. Allein auf zwei Seen im Reservat rasteten gleichzeitig 9500 bzw. 8000 Weißkopf-Ruderenten, weitere Trupps von mehreren Hundert Vögeln auf anderen Gewässern.
Derartige Konzentrationen stellen nicht nur für Kasachstan, sondern weltweit einen neuen Rekord auf. Die Zahl der zu dieser Zeit allein in diesem Reservat rastenden Enten übertrifft den bislang geschätzten Weltbestand. Doch die erfreuliche Meldung zur östlichen Population darf nicht über die Probleme in anderen Teilen des Verbreitungsgebiets hinwegtäuschen. Im Nationalpark Coto de Doñana, dem wichtigsten Feuchtgebiet Spaniens, der auch für die westliche Population der Weißkopf-Ruderente ein wichtiges Brut- und Rastgebiet darstellt, haben illegale Landwirtschaft auf rund 3000 Hektar Fläche, etwa 1000 illegale Brunnen und Flussbegradigungen beispielsweise zu dramatischen Wasserstandsveränderungen geführt. Durch jahrelanges ungenügendes Schutzgebietsmanagement droht das Gebiet laut eines aktuellen Berichts des WWF komplett auszutrocknen und seinen Status als UNESCO-Weltnaturerbe zu verlieren.
In Deutschland ist die Weißkopf-Ruderente eine Ausnahmeerscheinung mit erst wenigen Nachweisen, von denen manche vermutlich auf Gefangenschaftsflüchtlinge zurückgehen. Beobachtungen dieser Art sind bei der Deutschen Avifaunistischen Kommission zu dokumentieren.
Weitere Informationen
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20.09.2016
Welche Konsequenzen haben Veränderungen in der Sahelzone für die Wiesenweihe?
Aufgrund klimatischer und anthropogener Veränderungen haben es Wiesenweihen im Winterquartier in der Sahelzone immer schwerer ausreichend Nahrung zu finden
© Mathias Schäf
Millionen afro-paläarktischer Zugvögel nutzen zur Überwinterung die Sahelzone, einen semi-ariden Gürtel südlich der Sahara. Hier kam es in den letzten Jahrzehnten allerdings zu weitreichenden ökologischen Veränderungen, die es für die Vögel immer schwieriger werden lassen, eine ausreichende Kondition für den kräftezehrenden Heimzug aufzubauen. Trotz der weitreichenden Folgen für viele europäische Brutvögel existieren bislang nur wenige empirische Untersuchungen zu den ökologischen Bedingungen und ihren Auswirkungen auf die Vogelwelt.
Eine typische in der Sahelzone überwinternde Art ist die Wiesenweihe. Etwa die Hälfte des Jahres verbringen die Vögel in ihren Winterquartieren. Im Laufe dieser Monate bewegen sich die Weihen schrittweihe gen Süden und nutzen dabei zahlreiche unterschiedliche Gebiete, die auch über Jahre immer wieder aufgesucht werden. Zum Ende des Winters halten sich die Wiesenweihen am südlichen Rand der Sahelzone auf, wo sie mangels Ausweichmöglichkeiten auch bei ungünstigen Bedingungen verbleiben.
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Im Rahmen einer Studie niederländischer und französischer Wissenschaftler wurden insgesamt 36 Wiesenweihen mit GPS-Sendern ausgestattet, um ihr Verhalten und die Habitatnutzung während des Winterhalbjahres studieren zu können. Darüber hinaus wurden Daten zur Häufigkeit von Heuschrecken, der Hauptnahrung der Weihen während des Winters, im Senegal gesammelt. Die Ergebnisse dieser Untersuchung wurden im Fachmagazin Journal of Animal Ecology veröffentlicht und sind frei zugänglich.
Da das Angebot an Heuschrecken positiv mit den Werten des Vegatationsindex NDVI (normalized difference vegetation index) korrelierte, wurde dieser in Bereichen ohne direkte Datenerhebung als Maß für die Nahrungsverfügbarkeit genutzt. Insgesamt kamen die Wissenschaftler zu dem Ergebnis, dass das Angebot an Nahrung (Heuschrecken-Erfassungen sowie Vegetationsindex) im Laufe des Winterhalbjahrs kontinuierlich abnahm. Auf diese Veränderungen reagierten die Wiesenweihen mit einer verlängerten Flugzeit in der zweiten Hälfte des Winters. In Bereichen mit stark sinkenden NDVI-Werten nahm die fliegend verbrachte Zeit stärker zu. Dies lässt vermuten, dass die Weihen längere Zeit mit der Nahrungssuche verbringen mussten, um ihren Energiebedarf zu decken. Wies das letzte im Winter aufgesuchte Gebiet einen niedrigen NDVI-Wert auf, so verzögerte sich der Beginn des Heimzugs dieser Vögel, was zu einer verspäteten Ankunft im Brutgebiet führte.
Insbesondere die zweite Winterhälfte scheint demnach für die in der Sahelzone überwinternden Zugvögel eine kritische Phase darzustellen. Sind die Vögel in dieser Zeit ungünstigen Bedingungen ausgeliefert, so wirken sich diese auch auf die nachfolgende Brutzeit aus. Fortschreitende klimatische Veränderungen mit geringeren Niederschlägen und starke Landnutzungsveränderungen führen in der Sahelzone zu zunehmender Wüstenbildung. Der negative Effekt auf afro-paläarktische Zugvögel dürfte sich demnach kontinuierlich verstärken.
Weitere Informationen
- Schlaich et al. 2016: How individual Montagu′s Harriers cope with Moreau′s Paradox during the Sahelian winter. J Anim Ecol. doi:10.1111/1365-2656.12583
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13.09.2016
Einfluss der Pazifischen Auster auf die Vogelwelt an Muschelbänken im Wattenmeer
Der Knutt gehört zu den Vogelarten, für die ein negativer Einfluss der Pazifischen Auster festgestellt werden konnte.
© Peter Hering
Muschelbänke sind für das Ökosystem Gezeitenzone aufgrund ihrer hohen Diversität und Häufigkeit benthischer Organismen von hoher Bedeutung und stellen für viele Vogelarten eine wichtige Nahrungsquelle dar. Die Pazifische Auster (
Crassostrea gigas) wurde in den 1980er Jahren ins Wattenmeer der Nordsee eingeschleppt und dominiert dort heute zahlreiche Miesmuschelbänke. Im niederländischen Wattenmeer sind rund die Hälfte aller Muschelkolonien betroffen. Obwohl die ursprünglich in Ostasien beheimatete Art seit mehr als 20 Jahren das Wattenmeer besiedelt, sind ihre Auswirkungen auf das Ökosystem noch erstaunlich wenig erforscht.
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Im Rahmen eines Forschungsprojektes wurde nun die Beeinflussung der Pazifischen Auster auf den Zustand der Miesmuscheln und die räumliche Verbreitung von Vogelarten in insgesamt 18 in unterschiedlichem Grad von Pazifischen Austern besiedelten Muschelbänken im niederländischen Wattenmeer untersucht.
Insgesamt 50 verschiedene Vogelarten konnten im Bereich der Muschelbänke registriert werden, von denen rund die Hälfte die Strukturen regelmäßig nutzte. Die Verfassung der Miesmuscheln wurde mit zunehmender Dominanz der Auster negativ beeinflusst, während für die meisten Vogelarten keine unmittelbaren Effekte festzustellen waren. Negative Folgen ließen sich dennoch für Sturmmöwe, Alpenstrandläufer, Austernfischer und Knutt ermitteln. Für drei dieser Arten stellen Miesmuschelbänke eine bedeutende Nahrungsquelle dar. Die Wissenschaftler kommen dennoch zu dem Schluss, dass eine Bekämpfung der nicht-heimischen Pazifischen Auster aufgrund enormer damit verbundener Schäden wenig sinnvoll erscheint. Der vollständige Beitrag findet sich in der Oktober-Ausgabe der Zeitschrift Biological Conservation.
Weitere Informationen
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13.09.2016
Spannende Erkenntnisse zum Zugverhalten von Schlangenadlern
Zugrouten des besenderten Schlangenadlers „Egidio&.dquo; vom Herbst 2013 bis Frühjahr 2016. Trotz Heimat im Süden Italiens wählte dieser Vogel bereits ab dem ersten Wegzug den Umweg über Frankreich und Spanien ins afrikanische Winterquartier.
© parcogallipolicognato.it
Vom Großteil der europäischen Schlangenadler ist bekannt, dass sie in einem relativ schmalen Gürtel in der Sahelzone südlich der Sahara überwintern. Italien beheimatet mehrere hundert Brutpaare des Schlangenadlers, dennoch wird die Art auf dem Durchzug an der Straße von Messina, einem Konzentrationspunkt des Vogelzugs über das zentrale Mittelmeer, nur in geringer Zahl festgestellt. Bereits Ende der 1990er Jahre wurde daher die Hypothese aufgestellt, dass auch italienische Schlangenadler Afrika über Frankreich und die Iberische Halbinsel erreichen.
Um dieser Vermutung auf den Grund zu gehen, wurden in den Jahren 2010 bis 2013 insgesamt sieben junge Schlangenadler im Süden Italiens mit GPS-Sendern ausgestattet. Von diesen Vögeln nutzten fünf tatsächlich die mit einem großen Umweg verbundene Route entlang der nördlichen Mittelmeerküste, um die Meerenge von Gibraltar für die Querung zu nutzen.
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Schlangenadler sind mit ihren breiten Flügeln ausgezeichnete Thermikflieger, die Überquerung größerer Wasserflächen ist für sie hingegen mit einem hohen Energieverlust verbunden. Die Querung des Mittelmeeres scheint eine derart große Hürde darzustellen, dass die Vögel den enormen Umweg am Nordrand des Mittelmeers auf sich nehmen. An der Straße von Gibraltar ist lediglich eine Strecke von 14 Kilometern über Wasser zurückzulegen, während die geringste Entfernung in der Straße von Sizilien rund 150 Kilometer umfasst. Der größte Teil der italienischen Schlangenadler verlässt Italien demnach Mitte September offenbar nach Norden, um die westliche Vogelzugroute nach Afrika zu nutzen. Sie bewegen sich damit entgegen aller anderen Zugvogelarten der Nordhemisphäre und fliegen im Herbst nach Norden bzw. im Frühjahr nach Süden.
Die übrigen beiden besenderten Schlangenadler schlugen eine südliche Route ein und versuchten offenbar über die Insel Marettimo vor der Westküste Siziliens nach Afrika zu kommen. Schließlich überwinterten beide Vögel jedoch in Sizilien und damit rund 3000 Kilometer nördlich ihrer Verwandten. Im anschließenden Frühjahr und Sommer wanderten die Vögel ins südliche Italien zurück, wo einer leider der beiden der illegalen Vogeljagd zum Opfer fiel. Der andere Schlangenadler zog im folgenden Herbst über Frankreich bis nach Südspanien, nutzte also eine komplett andere Route in Richtung anderer Überwinterungsgebiete. Leider wurde auch er auf der Iberischen Halbinsel illegal geschossen.
Beobachtungen zahlreicher Jungvögel in gemischten Trupps mit Altvögeln lassen vermuten, dass unerfahrene Schlangenadler die günstigste Zugroute von älteren Individuen erlernen. Anhand von Beobachtungen nimmt man jedoch an, dass rund 20% der juvenilen Schlangenadler der italienischen Population dies nicht im ersten Kalenderjahr lernen. Ob es sich dabei vor allem um spät geschlüpfte oder Vögel vom Rand der Verbreitung handelt, die Schwierigkeiten somit Schwierigkeiten haben „Anschluss“ zu finden, ist bislang nicht erforscht. Interessant ist aber, dass auch in Griechenland Schlangenadler der Brutvögel am Peloponnes anfangs nordostwärts über den Bosporus ziehen, anstatt das Meer direkt nach Süden zu überqueren.
Weitere Informationen
- BOU-News, 12.9.2016
- Mellone et al. 2016: Individual variation in orientation promotes a 3000-km latitudinal change in wintering grounds in a long-distance migratory raptor. Ibis, 158: 887–893. doi:10.1111/ibi.12401
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09.09.2016
Exkursionstag der EBCC mit zahlreichen Highlights
Eine der Exkursionen führte in das EU SPA Mittlere Elbe
© Karsten Berlin
Am 4ten Tag der diesjährigen EBCC Konferenz wurden vier Exkursionen in das Umland von Halle (Saale) angeboten. Dazu gehörten neben der Colbitz-Letzlinger Heide das EU SPA Mittlere Elbe, der Helmestausee und das Neue Leipziger Seenland.
Mehr Informationen über die Exkursionsgebiete bietet ein Blick auf das
Programm der EBCC-Konferenz.
Erwähnenswert sind die zahlreichen Highlights, die von den Exkursionsteilnehmern beobachtet worden sind. Dazu gehörten Graubruststrandläufer, Grauspecht, Wiedehopf und Steinadler. Die ersten beiden Arten waren im SPA Mittlere Elbe, die anderen beiden im Truppenübungsgelände Colbitz-Letzlinger Heide beobachtet.
07.09.2016
EBCC-Update
Die Konferenzteilnehmer der diesjährigen EBCC Konferenz
© Karsten Berlin
Auch das Programm des zweiten vollen Konferenztages startete wieder mit einem Plenarvortrag. Verena Keller vom EBCC befasste sich dabei mit Atlanten als Werkzeug, um Veränderungen in der Verbreitung und Häufigkeit von Vogelarten zu dokumentieren. Auf ihren Vortrag folgten Parallelsessions zu den Schwerpunkten Klimawandel und neuen Atlas-Projekten. Der Nachmittagsblock begann mit einem Plenarvortrag von Ariel Brunner, dem Leiter des Bereichs EU-Politik von BirdLife Europe, zum Thema Vögel und Agrarpolitik. Brunner ging dabei der Frage nach, welche Veränderungen getroffen werden müssten, um den Rückgang der Vögel der Agrarlandschaft zu stoppen. Es folgte eine erneute Parallelsession mit Präsentationen zu den Schwerpunktthemen Verbreitungsmodellierung und Einflüssen veränderter Landnutzungen auf Vögel. Der Tag wurde mit einem Workshop zum zweiten Europäischen Brutvogelatlas (EBBA2) abgeschlossen.
06.09.2016
Vogelschutz kennt keine Grenzen — Internationale Fachtagung „Birds in a changing world“ findet in Halle (Saale) statt
Internationale Fachtagung BIRDS IN A CHANGING WORLD in Halle (Saale)
© Kai Gedeon
„BirdNumbers 2016 – Birds in a changing world“ – so heißt das Motto der europäischen Konferenz des European Bird Census Council (EBCC), zu der etwa 250 renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nach Deutschland gekommen sind. Dr. Kai Gedeon, Leiter des nationalen Organisationskomitees, zeigt sich hoch erfreut über das große internationale Interesse: „
Die Teilnahme von Fachleuten aus über 50 Ländern unterstreicht den Pan-europäischen Ansatz des EBCC und verdeutlicht die wichtige Funktion der Tagung zur Vernetzung der Akteure.“
Vögel reagieren sensibel und schnell auf Veränderungen ihrer Umwelt. Genau diese Eigenschaft macht sie zu begehrten Forschungsobjekten. Prof. Beate Jessel, Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz (BfN), hob in ihrem Eröffnungsvortrag hervor: „
Es gibt vielfältige Gründe für Bestandsrückgänge bei einheimischen Vogelarten. Landwirtschaftliche Intensivierung, der Anbau von Energiepflanzen in Monokulturen und die Zerschneidung der Landschaft sind wichtige Faktoren, die sich bei uns negativ auf die Vogelarten der Agrarlandschaft auswirken. Demgegenüber stehen Erfolge im Artenschutz durch die konsequente Umsetzung von Schutzstrategien. Aus Sicht des BfN sind derartige Fachtagungen wichtig, um den internationalen Austausch zu fördern und dadurch Erfahrungen zum Schutz der Vogelwelt auszutauschen.“
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Diesen Erkenntnissen liegen mehrere Millionen Datensätze zugrunde, die zumeist von ehrenamtlich Aktiven erhoben werden. Europaweit sind es mehrere zehntausend und allein in Deutschland über fünftausend Hobby-Vogelkundige, auf deren Engagement sich die Wissenschaft verlassen kann. „Dank der großen Begeisterung, mit der viele Menschen unsere Vogelwelt systematisch erfassen, können wir bereits heute zahlreiche Ursachen, die dem Verlust der Artenvielfalt zugrunde liegen, benennen“, betont der Niederländer Ruud Foppen, Präsident des European Bird Census Council. „Unser Vogelmonitoring und die darauf basierenden Erkenntnisse werden inzwischen in zahlreichen politischen Programmen berücksichtigt, sowohl auf Ebene der Europäischen Union als auch in den einzelnen europäischen Staaten.“
Die Veranstalter der Konferenz mahnen an, dass die immer professioneller werdende Organisation des Vogelmonitorings in Deutschland inzwischen zwar vorbildlich sei, es aber immer noch an einer schnellen Umsetzung der Erkenntnisse auf politischer Ebene fehle. Gedeon ergänzt hierzu: „Wir sind heutzutage in der Lage, die aktuelle Bestandsentwicklung der in Deutschland vorkommenden Vogelarten zu dokumentieren. Wir schreiben die Roten Listen gefährdeter Vogelarten fort, benennen die Gefährdungsursachen und können sogar künftige Beeinträchtigungen abschätzen. Deshalb fordern wir deutliche Fortschritte beim Transfer wissenschaftlicher Erkenntnisse in politisches Handeln.“
Hintergrund
Die 20. Konferenz des European Bird Census Council (EBCC) „Bird Numbers 2016 – Birds in a changing world” findet vom 6. bis 9. September 2016 in Halle an der Saale statt. Gastgeber sind der Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA), das Bundesamt für Naturschutz (BfN) und die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. In über 80 Fachvorträgen, acht Plenarvorträgen und etwa 70 Posterbeiträgen werden im Laufe der Konferenzwoche eine Vielzahl naturschutzfachlicher Themenkomplexe diskutiert. Thematische Schwerpunkte sind dabei die Auswirkungen des Nutzungs- und Landschaftswandels auf die Vogelwelt, sowie gemeinschaftliche europäische Initiativen und Projekte im Vogelmonitoring und Vogelschutz. Weitere Themenschwerpunkte stellen methodische Weiterentwicklungen und neuartige Analysemethoden sowie die Entwicklung von ornithologischen „Citizen Science“ Projekten, wie z.B. des Online-Portals ornitho.de, dar.
Der EBCC ist das europaweite Netzwerk von begeisterten Vogelkundigen, er hat gemeinsame europäische Beobachtungsprogramme aufgebaut und stellt aktuelle Informationen zur Vogelwelt Europas bereit. EBCC-Konferenzen werden im dreijährigen Turnus ausgerichtet und bringen eine Vielzahl von Beteiligten des Vogelmonitorings, der ornithologischen Forschung sowie des Vogelschutzes in Europa zusammen.
Das Veranstaltungsprogramm und weitere Informationen (auf Englisch) finden Sie unter: http://www.birdnumbers2016.de/
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01.09.2016
Die Wasservogelzählung geht online!
Christian Tausch (LfU), Stefan Kluth (LfU / VSW Bayern), Rainer Dröschmeister (BfN), Johannes Wahl (DDA), Manfred Siering (OG Bayern), Norbert Schäffer (LBV) und Sönke Tautz (Otus) starteten gemeinsam die Online-Dateneingabe der WVZ beim Festakt in München.
© Armin Görgen
Im Rahmen eines Festaktes „50 Jahre Wasservogelzählung in Bayern“ wurde heute in München die Online-Eingabe für die Wasservogelzählung (WVZ) offiziell freigeschaltet. Die WVZ ist damit das erste Programm des bundesweiten Vogelmonitorings, dessen Dateneingabe in
ornitho.de integriert wurde.
Systematische Erfassungen von rastenden Wasservögeln haben nicht nur in Deutschland eine lange Tradition. Ähnliche Initiativen in weiteren Ländern Westeuropas wurden in den 1960er-Jahren zum
International Waterbird Census (IWC) zusammengeführt, der seitdem – inzwischen weltweit – alljährlich Mitte Januar stattfindet. Die Zählung ist damit vermutlich die umfangreichste einer Artengruppe überhaupt. Als Startjahr des International Waterbird Census gilt der Winter 1966/67. Im Januar 2016 wurde die Internationale Mittwinterzählung somit bereits zum 50. Mal durchgeführt.
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Online-Eingabe schafft Entlastung und bietet neue Möglichkeiten
Mit der Online-Dateneingabe hoffen wir auf eine deutliche Entlastung insbesondere bei den über 2.000 ehrenamtlichen Zählerinnen und Zählern, die – wenn sie die neuen Möglichkeiten nutzen möchten – fortan keine Zählbögen mehr händisch ausfüllen und an die Koordinationsstelle einsenden müssen. Die WVZ-Daten sind dann mit den anderen Beobachtungsdaten aus ornitho.de in einem einheitlichen Format archiviert.
Die Online-Dateneingabe wird auch dazu führen, dass die Daten sehr viel schneller für Auswertungen zur Verfügung stehen, da sie nicht von den Koordinatorinnen und Koordinatoren Bogen für Bogen von Hand eingegeben oder eingelesen werden müssen. Auch die KoordinatorInnen, von denen viele ebenfalls ehrenamtlich tätig sind, werden dadurch in erheblichem Maße entlastet und in ihrer Arbeit unterstützt.
Mit einer hoffentlich zügig steigenden Teilnahme an der Online-Dateneingabe wird es künftig möglich sein, zeitnah nach einer Zählung einen landes- oder bundesweiten Überblick zu geben, und die eigenen Zählungen können in das Gesamtbild eingeordnet werden. Durch die attraktiven Möglichkeiten hoffen wir auch, „Nachwuchs“ für die Mitarbeit zu finden. Diese Hoffnung ist nicht unbegründet: Über die Hälfte der bei ornitho.de Angemeldeten beteiligen sich bislang nicht am bundesweiten Vogelmonitoring.
Sie wollen mitmachen?
Falls Sie bereits Wasservogelzählerin oder -zähler sind und die neue Möglichkeit nutzen möchten: Bitte melden Sie sich bei Ihrer Koordinatorin bzw. ihrem Koordinator (zu finden auf www.dda-web.de/wvz). Mehrere Hundert Zählgebiete sind bereits im System hinterlegt, nach und nach werden die weiteren folgen, vorrangig natürlich diejenigen, deren ZählerInnen die Daten fortan online melden möchten.
Danke!
Die Integration der Dateneingabe der WVZ in ornitho.de wurde als „Pilotprojekt“ durch den DDA mit finanzieller Unterstützung zahlreicher Partner realisiert:
-
Ernst-Commentz-Stiftung
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Deutsche Ornithologen-Gesellschaft
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Stiftung des Vereins Thüringer Ornithologen
-
Deutscher Rat für Vogelschutz
-
Stiftung Feuchtgebiete
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Ornithologische Arbeitsgemeinschaft für Schleswig-Holstein und Hamburg
-
Arbeitskreis an der Staatlichen Vogelschutzwarte Hamburg/ Förderverein Tierartenschutz in Norddeutschland
-
Berliner Ornithologische Arbeitsgemeinschaft
-
Ornithologischer Beobachterring Saar
Bei der Umsetzung konnten wir auf technischen Weiterentwicklungen anderer Mitglieder der ornitho-Familie aufbauen, insbesondere verschiedener Partner in Frankreich sowie der Schweizerischen Vogelwarte Sempach.
Ihnen allen gilt unser herzlicher Dank!
Dem Team von Biolovision um Gaëtan Delaloye gilt unser ganz besonderer Dank für die exzellente Arbeit bei der Umsetzung und die Geduld, den Zählerinnen und Zählern ebenso wie den Koordinatorinnen und Koordinatoren im Hintergrund ein möglichst intuitives und einfach nutzbares Werkzeug an die Hand zu geben. Merci beaucoup!
Einen guten Start in die nächsten 50 Jahre Wasservogelzählung wünschen
die Koordinatorinnen und Koordinatoren der WVZ sowie das Team von ornitho.de
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31.08.2016
50 Jahre Wasservogelzählung: Bayerische Umweltministerin Ulrike Scharf zeichnet Wasservogelzähler der ersten Stunde aus
Die geehrten "Urgesteine" der Wasservogelzählung in Bayern mit der Bayerischen Umweltministerin Ulrike Scharf und der Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz, Beate Jessel.
© Armin Görgen
Das Engagement ehrenamtlicher Helfer ist eine wesentliche Stütze für den Natur- und Umweltschutz in Bayern. Die freiwilligen Leistungen der bayerischen Wasservogelzähler sind dabei Grundlage für viele Maßnahmen zum Schutz der Artenvielfalt. Das betonte heute die Bayerische Umweltministerin Ulrike Scharf bei der Feier des 50-jährigen Bestehens der Wasservogelzählung in Bayern. „
Das Engagement Einzelner wirft ein helles Licht auf das Ehrenamtsland Bayern. Ohne die vielen ehrenamtlichen Mitarbeiter wäre der bayerische Naturschutz nicht da, wo er heute steht. Wir brauchen eine gute Datengrundlage, um den Artenschwund zu stoppen. Wasservogelzähler sind Pioniere: Mit Geduld und Ausdauer haben sie das Vogelmonitoring in der heutigen Form überhaupt erst möglich gemacht. Seit 1966 haben sie insgesamt rund 44 Millionen Wasservögel aus 224 verschiedenen Vogelarten gezählt. Dieser Einsatzwillen verdient größten Respekt und unseren Dank“, so Scharf. Die Daten der landesweiten Wasservogelzählung finden auf vielfältige Weise Verwendung: beispielsweise lassen sich so Verbreitung und Bestandsentwicklung einzelner Arten verfolgen. Außerdem sind die Daten ein wertvoller Indikator für den Zustand der Natur in Bayern und eine Grundlage für die Rote Liste.
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Die Wasservogelzählung gilt in Deutschland als das älteste und bedeutendste Naturschutzmonitoring-Programm. Über weltweit festgelegte Zähltermine ist sie als Internationale Wasservogelzählung auf allen Kontinenten fest etabliert. In Bayern werden 128 Gewässer von 203 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erfasst.
Die Ehrenamtlichen der Wasservogelzählung haben in den letzten 50 Jahren über 280.000 Stunden Feldforschung betrieben. Die ehrenamtliche Arbeit hat damit einen finanziellen Gegenwert von rund 17 Millionen Euro.
Unter anderem wurden folgende acht Wasservogelzähler von Umweltministerin Scharf persönlich für ihr 50-jähriges Engagement ausgezeichnet:
-
Klaus Altrichter, Krumbach
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Dr. Manfred Kraus, Nürnberg
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Werner Krauß, Schwaig
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Ulrich Mattern, Erlangen
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Klaus Schilhansl, Nersingen/Neu-Ulm
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Franz Segieth, Kirchham
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Josef Willy, Schondorf
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Heribert Zintl, Lenggries
Quelle: Pressemitteilung StmUV Bayern, 31.8.2016 [weniger anzeigen]
30.08.2016
Ungarischer Würgfalke auf dem Weg in die Heimat
Zugroute des in Ungarn besenderten Würgfalken von Tschechien bis nach Leipzig und zurück.
© sakerlife.mme.hu
Ende Juli berichteten wir an dieser Stelle von einem in Ungarn besenderten Würgfalken-Weibchen, das am 3.7. nach einer Reise über die Slowakei und Tschechien nach Deutschland flog und sich über mehrere Wochen im Großraum Leipzig aufhielt. Da der Vogel sich mehrfach über Tage recht stationär verhielt, gelang vielen Vogelkundlern die Beobachtung des seltenen Gastes. Der Falke schmarotzte häufig bei anderen Greifvogelarten und nutzte Hochspannungsmasten als Sitzwarte. So ließ er sich aus sicherer Entfernung störungsfrei beobachten.
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Sein bevorstehender Abzug kündigte sich schließlich am 22.8. an, als der Würgfalke seinen Aktionsraum um rund 20 Kilometer nach Südosten in den Bereich Dahlen im Landkreis Nordsachsen verlagerte. Dort blieb er für vier weitere Tage, bevor er am 26.8. die rund 60 Kilometer bis nach Freiberg zurücklegte und am Folgetag die Grenze nach Tschechien passierte – interessanterweise nur sieben Kilometer von der Stelle entfernt, an der er Anfang Juli nach Deutschland „eingereist“ war. Insgesamt verlaufen die Routen auf Hin- und Rückweg erstaunlich parallel. Aktuell hält sich der Würgfalke an der Moldau nördlich von Prag auf. Nur sechs Kilometer entfernt war er am 3.7. in Richtung Deutschland geflogen.
Man darf berechtigte Hoffnung haben, dass das adulte Weibchen den Weg zurück ins ungarische Brutgebiet findet. Vielleicht hat es dem Vogel ja in Sachsen so gut gefallen, dass er auch nach der nächsten Brutzeit auf einen Besuch vorbeischaut...
Weitere Informationen
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29.08.2016
Internationale Bartgeier-Beobachtungstage im Oktober 2016
Dank der erfolgreichen Wiederansiedlung steigen in den Alpen Jahr für Jahr die Chancen auf Beobachtungen der majestätischen Bartgeier
© Jochen Gerlach
Der Bartgeier war lange Zeit als gefährlicher Beutegreifer verrufen und wurde intensiv verfolgt, bis er anfangs des 20. Jahrhunderts gänzlich aus den Alpen verschwand. Heute ist dieses falsche Bild korrigiert, und der imposante Alpenbewohner ist wieder bei uns heimisch. Dies dank einem Wiederansiedlungsprojekt, das 1986 seinen Anfang in Österreich nahm. Obwohl das Projekt inzwischen grosse Fortschritte gemacht hat, ist die Wiederansiedlung noch nicht abgeschlossen.
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Mit nahezu drei Metern Spannweite und einem typischen Flugprofil sind Bartgeier von Weitem zu erkennen. Diesen Umstand macht sich das Bartgeier-Wiederansiedlungsprojekt in den Alpen zu Nutze. Im ganzen Alpenraum werden alljährlich die Internationalen Bartgeier-Beobachtungstage durchgeführt mit dem Ziel, den aktuellen Bartgeierbestand zu schätzen und Hinweise auf neue Bartgeierpaare zu bekommen. Koordiniert wird die Veranstaltung von der Forschungsgruppe International Bearded Vulture Monitoring in Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Vogelwarte Sempach.
Alle Interessierten sind aufgerufen, in den Tagen vom 8. bis 16. Oktober 2016 eine Bergtour zu machen und nach Bartgeiern Ausschau zu halten. Der Schwerpunkt der Beobachtungstage liegt beim Samstag, den 8. Oktober (Fokuszeit: 9 bis 15 Uhr, mindestens 10 bis 14 Uhr). An diesem Tag sind auch viele Projektmitarbeitende auf einem Beobachtungsposten. Wichtig ist es, Fernglas, Fotoapparat und Schreibutensilien dabei zu haben und einige Erläuterungen zu beachten, die unter www.bartgeier.ch/beobachtungstage zu finden sind.
Besonders gute Chancen für Sichtungen bestehen in der Schweiz im Engadin und im Wallis. Doch in den letzten Jahren häufen sich auch Sichtungen von Bartgeiern in den deutschen Alpen. Gerade das Allgäu scheint hier besonders geeignet zu sein. In diesem Jahr gab es dort zwischen Februar und April bereits zahlreiche Beobachtungen verschieden alter Individuen. Die meisten gelangen im Bereich des Nebelhorns. 2015 gab es auch Sichtungen im Rappenalptal, dem südlichsten Punkt Deutschlands. Ebenfalls geeignet erscheinen Ammer- und Wettersteingebirge bei Garmisch-Partenkirchen. Generell bleibt aber festzuhalten, dass Bartgeier-Sichtungen in Deutschland weiterhin eine große Ausnahme darstellen. Alle Sichtungen sind daher bei der Deutschen Avifaunistischen Kommission zu dokumentieren.
Sollten Sie während der Internationalen Bartgeier-Beobachtungstage einen Beobachtungsposten übernehmen wollen, so melden Sie sich bitte vorab unter bartgeier@gmx.net. Die Koordinatoren werden mit Ihnen dann geeignete Beobachtungsstandorte besprechen.
Weitere Informationen
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29.08.2016
Lärm an Flughäfen beeinflusst Gesangsaktivität der Vögel
Fluglärm kann bei Singvögeln wie dem Buchfink zu starken Einschränkungen der potentiellen Gesangszeit führen
© Thomas Harbig
Insbesondere aufgrund des Kollisionsrisikos von Flugzeugen mit Vögeln, kommt es an Flughäfen immer wieder zu Konflikten mit der Vogelwelt. Doch auch der hohe Lärmpegel wirkt sich offenbar negativ auf das Verhalten der Vögel aus.
Im Waldgebiet Jungfernheide, unweit des Flughafens Berlin-Tegel, wurde dies im Rahmen einer Ende April 2013 und Anfang Mai 2014 durchgeführten Studie untersucht. Ab mindestens einer Stunde vor Sonnenaufgang registrierten dabei bis zu vier Wissenschaftler sowie digitale Audiorekorder den Gesang der Vögel. Zu Vergleichszwecken wurden die Gesänge gleichzeitig an einer weiter vom Flughafen entfernten Kontrollstelle erfasst.
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Es zeigten sich eindeutige Auswirkungen des Fluglärms auf das Gesangsverhalten der Vögel. Fünf von zehn Singvogelarten begannen in Flughafennähe signifikant früher mit dem Gesang als die Vögel an der ruhigeren Kontrollstelle. Da in beiden Untersuchungsgebieten der Gesang bereits vor dem Start des Flugbetriebs einsetzte, kann davon ausgegangen werden, dass die Vögel im Bereich des Flughafens ihre Aktivität anpassten, um vor Beginn des Fluglärms mehr Zeit für den ungestörten Gesang zu haben.
Die Ergebnisse der in der frei zugänglichen Zeitschrift Ecology and Evolution veröffentlichten Studie legen nahe, dass neben dem frühen Beginn des morgendlichen Vogelkonzerts auch die Zeitspanne für ungestörten Gesang für die Vögel eine wichtige Rolle spielt. Am Flughafen Tegel startet während der Betriebszeiten alle zwei Minuten ein Flugzeug, was in den Lebensräumen der Vögel zu einem Lärmpegel von bis zu 87 Dezibel führt. Beim Buchfinken konnte im Rahmen der Untersuchung festgestellt werden, dass der Gesang eingestellt wird, sobald Werte von etwa 78 Dezibel erreicht werden. Bei einer durchschnittlichen Lärmbelastung von 30 Sekunden je Flugzeug führt dies während der Betriebszeiten zum Verlust von bis zu 25% der potentiellen Gesangszeit in Flughafennähe. Die akustische Kommunikation der Vögel wird durch den Lärm an Flughäfen demnach erheblich gestört.
Der frühere Gesangsbeginn im Untersuchungsgebiet am Flughafen Berlin-Tegel zeigt, dass die Vögel ihre Aktivitätszeit an die örtlichen Gegebenheiten anpassen können. Solche individuellen Anpassungen an ökologische Veränderungen können sich jedoch negativ auf die Fitness der Vögel und damit langfristig auch auf die Population auswirken.
Weitere Informationen
- Dominoni, D. M., Greif, S., Nemeth, E. and Brumm, H. (2016): Airport noise predicts song timing of European birds. Ecol Evol. doi:10.1002/ece3.2357
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25.08.2016
Neue Rote Liste der Brutvögel Deutschlands veröffentlicht
© BzV
Zur Dokumentation des Artenrückgangs, als Alarmsignal für den Zustand von Natur und Landschaft insgesamt, sind Rote Listen ein unverzichtbares Instrument: Sie sind in ihrer Aussage leicht verständlich, für jedermann einsehbar und fachlich akzeptiert. Seit nunmehr 45 Jahren gibt es in Deutschland die Rote Liste der Vögel, eine lange Zeitreihe in der kurzen Naturschutzgeschichte unseres Landes und somit eine wirkliche Erfolgsgeschichte aus dem Werkzeugset des Naturschutzes.
Das aus Vertretern des Deutschen Rat für Vogelschutz e. V., der Länderarbeitsgemeinschaft der Vogelschutzwarten, der Deutschen Ornithologen-Gesellschaft e. V., des Dachverbandes Deutscher Avifaunisten e. V., der Arbeitsgemeinschaft der Vogelwarten und des Bundesamtes für Naturschutz bestehende „Nationale Gremium Rote Liste Vögel“ hat nun die 5. Fassung der Roten Liste der Brutvögel Deutschlands erarbeitet und in der aktuellen Ausgabe der Berichte zum Vogelschutz veröffentlicht.
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Dank eines detaillierten Kriterienschemas werden Veränderungen der Gefährdungssituation im Vergleich zur bisherigen Roten Liste aus dem Jahr 2007 besonders deutlich. Bestandsgröße, kurzfristiger (25-Jahre) und langfristiger (50¬150 Jahre) Bestandstrend sind die wichtigsten Kriterien zur Gefährdungseinstufung der Arten. Zusätzlich wurde jeweils die Wirksamkeit von Risikofaktoren artspezifisch identifiziert und berücksichtigt.
248 einheimische Vogelarten brüteten 2005 bis 2009 regelmäßig in Deutschland und wurden der Gefährdungsanalyse unterzogen. 13 weitere Arten sind bereits ausgestorben oder verschollen. Zusammen mit diesen ausgestorbenen oder verschollenen Arten sind derzeit 118 Arten (45 %) mindestens gefährdet. 18 Arten (7 %) wurden in die Vorwarnliste aufgenommen. Im Vergleich zur 4. Fassung der Roten Liste mussten 24 Arten in höhere Gefährdungskategorien eingestuft werden, während 21 Arten herabgestuft werden konnten. Erfreulich ist, dass sich die Zahl der vom Aussterben bedrohten und stark gefährdeten Arten um 6 Arten leicht verringert hat. Alarmierend ist jedoch, dass sich die Zahl der als gefährdet geltenden Arten von 14 auf 27 Arten nahezu verdoppelt hat, während die Zahl ungefährdeter Arten zurückgegangen ist.
Nach wie vor ist die Situation für im Offenland brütende Arten am besorgniserregendsten. Nahezu drei Viertel (74 %) der dieser Gilde zuzurechnenden Arten gelten als ausgestorben oder gefährdet, zusammen mit der Vorwarnliste sind es sogar 87 %. Bei einigen Arten hat sich die Situation dramatisch verschlechtert, darunter Wiesenpieper, Braunkehlchen und Wachtel.
Diese Rote Liste stellt erneut ein kritisches Zeugnis über den Zustand der deutschen Vogelwelt aus. Es bedarf jetzt verstärkter Anstrengungen im gezielten Vogelartenschutz, aber auch in einer Anpassung der Landnutzungssysteme, Landwirtschaft und Forst, um den Rückgang der Vogeldiversität zu stoppen oder wenigstens zu verlangsamen.
Die neue Rote Liste der Brutvögel Deutschlands ist in Band 52 der Berichte zum Vogelschutz erschienen und kann hier bestellt werden.
Weitere Informationen
- Grüneberg, C., H.-G. Bauer, H. Haupt, O. Hüppop, T. Ryslavy & P. Südbeck 2015: Rote Liste der Brutvögel Deutschlands. 5. Fassung, 30. November 2015. Ber. Vogelschutz 52: 19-67. Bestellen
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24.08.2016
Neuer Statusbericht zum Zustand der Vogelwelt in der Schweiz erschienen
© Vogelwarte Sempach
Die Verbreitung der Vögel unterliegt einem ständigen Wandel. Neben natürlichen Faktoren wird sie immer mehr von menschlichen Aktivitäten beeinflusst. Problematisch für viele Arten ist vor allem die Geschwindigkeit, mit der diese Veränderungen heute ablaufen. Insbesondere in den Bergen können Lebensraumveränderungen und die Klimaerwärmung Vögel zur Aufgabe tiefer gelegener Lagen zwingen.
Die langfristigen Daten aus den Überwachungsprojekten der Schweizerischen Vogelwarte Sempach machen solche Entwicklungen sichtbar. Die aus zehntausenden Beobachtungen von Ehrenamtlichen berechneten Indices zeigen für verschiedene Vogelarten seit 1999 ein klares Bild: Unterhalb von 1500 m Höhe nehmen die Bestände typischer Bergvögel wie Birkhuhn, Steinschmätzer und Tannenhäher ab. Oberhalb dieser Höhe bleiben sie stabil oder nehmen zu.
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Beim Bergpieper hielten sich die Bestände seit der Jahrtausendwende in höheren Lagen gut. Weiter unten brütende Populationen hingegen schrumpften um rund ein Drittel. Der Grund für diesen Rückzug aus tieferen Berglagen dürfte die Bewirtschaftung des Grünlands sein. Die intensive Grasnutzung erschwert es dem Bergpieper, in seinem Nest am Boden Junge aufzuziehen. Im Gegenzug könnten steigende Temperaturen dazu führen, dass geeignete Brutplätze in höheren Lagen früher im Jahr schneefrei werden. Je weiter oben sich die Vögel ansiedeln, desto grösser ist allerdings die Gefahr, dass sie in eine Falle tappen: Schneefälle, wie solche von Anfang Juli 2016 führen zu hohen Brutausfällen.
Eine ähnliche Bestandsentwicklung zeigt die Feldlerche: Im Mittelland sind ihre Bestände seit 1999 um 40% geschrumpft, während Populationen oberhalb von 1500 m Höhe langfristig stabil bleiben. Die potenziell gefährdete Art leidet darunter, dass Wiesen immer früher im Jahr und in immer kürzeren Abständen gemäht werden.
Diese und viele weitere spannende Ergebnisse werden im neuen „Bericht zum Zustand der Vogelwelt in der Schweiz 2016“ dargestellt. In diesem jährlich erscheinenden Bericht werden die Erkenntnisse aus den verschiedenen Monitoringprogrammen zusammengestellt. Seit kurzem kann der Bartgeier wieder als regelmäßiger Brutvogel gezählt werden. Davon inspiriert liegt der inhaltliche Schwerpunkt dieser zweiten Ausgabe bei den Bergvögeln. Den Bericht können Sie hier kostenlos herunterladen.
Weitere Informationen
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24.08.2016
Zugrouten europäischer Turteltauben anhand von geschossenen Vögeln untersucht
Die Turteltaube gehört zu den größten Sorgenkindern im europäischen Vogelschutz
© Rosl Rößner
Um Vogelarten effektiv schützen zu können, sind umfangreiche Kenntnisse ihrer Zugwege, Brutgebiete und Überwinterungsquartiere notwendig. Verhältnismäßig wenig ist bislang allerdings über das Zugverhalten der in weiten Teilen Europas stark zurückgehenden Turteltaube bekannt. Diese Wissenslücke soll unter anderem in Großbritannien mithilfe von besenderten Vögeln im Projekt „
Operation Turtle Dove“ weiter geschlossen werden.
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In einem anderen Ansatz wurden von deutschen und schweizerischen Wissenschaftlern nun Ringfunddaten der europäischen Beringungszentrale EURING von auf dem Zugweg geschossenen Turteltauben ausgewertet. Dabei wurden der zeitliche Ablauf des Durchzugs entlang verschiedener Routen sowie die Herkunft der geschossenen Turteltauben mit einander verglichen. Funde von in Tschechien, Ungarn, Großbritannien, Deutschland und Frankreich beringten Vögeln ergaben drei Hauptzugwege mit einem westlichen, einem zentralen und einem östlichen Zugweg. Vor allem britische (94%), deutsche (92%) und französische Brutvögel (62%) nutzten demnach eine westliche Route. Von tschechischen Vögeln nutzten 56% den zentralen Zugweg, 55% der ungarischen Brutvögel folgten der östlichen Route. Zwischen Deutschland und Tschechien verläuft demnach offenbar eine Zugscheide.
Der zeitliche Ablauf des Durchzugs war auf allen drei Zugwegen weitgehend identisch. Im Juni und Juli hielten sich die Vögel im Brutgebiet auf und starteten im August in Richtung ihrer Überwinterungsgebiete, die von September bis April genutzt wurden. Der Heimzug erfolgte bis Mai.
Der größte Teil der in der Untersuchung ausgewerteten geschossenen Turteltauben stammte aus den 1960er und 1970er Jahren. Die höchsten Zahlen stammten aus dem September sowie April/Mai. In Frankreich und Spanien wurden vorwiegend britische und französische Brutvögel geschossen, in Italien vorwiegend italienische Vögel. In Griechenland geschossene Turteltauben stammten vorwiegend aus Tschechien. Weitere Erkenntnisse zum Zugverhalten der Turteltaube sind aufgrund starker Bestandseinbrüche und einer damit verbundenen geringeren Anzahl von Beringungen dieser Art durch die wissenschaftliche Vogelberingung kaum zu erwarten. Bereits in den letzten Jahrzehnten ging die Zahl der Wiederfunde stark zurück.
Weitere Informationen
- Marx M., Korner-Nievergelt F., Quillfeldt P. 2016. Analysis of ring recoveries of European Turtle Doves Streptopelia turtur — Flyways, Migration Timing and Origin Areas of Hunted Birds. Acta Ornithologica 51(1): 55-70. doi: http://dx.doi.org/10.3161/00016454AO2016.51.1.005
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22.08.2016
EU-Naturschutzpolitik kann Rückgang von Feldvogelarten abmildern, aber nicht aufhalten
Der Kiebitz ist eine der untersuchten Feldvogelarten, deren Bestände stark zurückgehen.
© Hans Glader
Die verheerenden Konsequenzen der landwirtschaftlichen Intensivierung machen Erfolge der EU-Naturschutzpolitik und von Vertragsnaturschutzprogrammen größtenteils wieder zunichte. So lautet das Fazit einer europaweiten Studie, die ein Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern verschiedener Universitäten und Forschungsinstitute in Zusammenarbeit mit BirdLife und dessen europäischen Partnerverbänden unter Beteiligung des DDA jüngst erarbeitet hat.
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In der unter dem Titel „Tracking Progress Towards EU Biodiversity Strategy Targets: EU Policy Effects in Preserving its Common Farmland Birds“ veröffentlichten Studie wurde untersucht, ob sich die Umsetzung von Vertragsnaturschutzmaßnahmen im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP), die Ausweisung von EU-Vogelschutzgebieten (SPA) oder die Aufnahme von Arten in den Anhang 1 der EU-Vogelschutzrichtlinie positiv auf die Entwicklung der Vogelbestände ausgewirkt haben. Das Ergebnis zeigt ganz klar, dass der Rückgang der Vogelvielfalt durch die EU-Naturschutzpolitik zwar abgemildert wird, den Artenschwund aufzuhalten oder gar positive Bestandsentwicklungen der Vogelarten zu erreichen, gelingt aber nicht. Nach Ansicht der Autoren kann dies nur mit einer völligen Umstellung der EU-Agrarpolitik und einer stärkeren Ausrichtung der Agrarsubventionen für Maßnahmen zum Schutz der Biodiversität gelingen.
Auch in Deutschland kann bisher von einer Trendwende hin zu einem Stopp des Artenschwundes in der Agrarlandschaft keine Rede sein, wie ein Blick auf die Entwicklung des Teilindikators „Agrarland“ im Indikator „Artenvielfalt und Landschaftsqualität“ zeigt.
Für die nun vorgelegten Analysen wurden Daten zu 39 Feldvogelarten aus den Jahren 1981 bis 2012 benutzt. Die Daten für Deutschland entstammen den Brutvogelmonitoring-Programmen des DDA und wurden mit Unterstützung des Bundesamtes für Naturschutz und Finanzmitteln aus der Bund-Länder-Verwaltungsvereinbarung zum Vogelmonitoring von einer Vielzahl ehrenamtlicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erhoben. Für diesen Einsatz sagt der DDA allen Beteiligten ganz herzlichen Dank!
Die in der Fachzeitschrift Conservation Letters erschienene Studie kann hier als PDF heruntergeladen werden.
Die aktuelle Entwicklung des Teilindikators „Agrarland“ im Indikator „Artenvielfalt und Landschaftsqualität“ findet sich in „Vögel in Deutschland 2014“ (online-Version | PDF) auf S.49.
Weitere Informationen
- Gamero et al. 2016: Tracking Progress Towards EU Biodiversity Strategy Targets: EU Policy Effects in Preserving its Common Farmland Birds. CONSERVATION LETTERS. doi:10.1111/conl.12292
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17.08.2016
Nach Osten oder Westen? Zugwege und Winterquartiere von Basstölpeln aus Island
Kollegen, wohin im Winter? Ein internationales Forscherteam hat die Frage für die isländischen Brutvögel beantwortet.
© Stefan Garthe
Basstölpel (
Morus bassanus), die im Nordatlantik brüten, sind in eine westliche und östliche Brutpopulation aufgeteilt. Die isländische Brutkolonie liegt in der Mitte zwischen dem europäischen und nordamerikanischen Kontinent. Um die Zugrouten der isländischen Tiere zu entschlüsseln und herauszufinden, inwieweit sie sich mit den westlichen oder östlichen Populationen in ihren Wintergebieten vermischen, rüstete ein internationales Forscherteam aus Island, Deutschland, Schottland und Kanada im Juli 2010 insgesamt 28 Tiere mit Lichtloggern aus. Die Geräte zeichneten während der Wintermonate die Position der Vögel auf. Die Ergebnisse bestätigen die bisherigen Ringwiederfunde und zeigen eine südöstliche Zugroute, kein Vogel überwinterte im Westatlantik.
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Für 15 Loggervögel liegen vollständige Datensätze vor. Die Tiere überwinterten in einem Bereich über 5.000 km auf kontinentalem Schelfgebiet von NW-Schottland bis NW-Afrika mit Schwerpunkt vor Afrika und in der Keltischen See. Die direkte Distanz zwischen der Brutkolonie und dem entferntesten Punkt reichte von 1.200 bis 6.100 km. Die zurückgelegten Flugkilometer betrugen zwischen 16.100 und 33.500 km über die gesamte Zug- und Überwinterungszeit. Tiere, die in NW-Afrika überwinterten, zeigten eine relativ geradlinige, direkte Zugrichtung mit einigen Ausreißern in Richtung NW-Europa.
Die Tiere starteten aus ihrer Brutkolonie zwischen dem 9. und 24. September und kehrten zwischen dem 19. Januar und 27. März zurück. Sie zeigten große Unterschiede bezüglich der Zeiträume und der Länge des Zuges sowie der Überwinterungsdauer. Basstölpel, die in Gewässern vor NW-Afrika überwinterten, trafen auf wesentlich höhere Meeresoberflächentemperaturen als Vögel, die weiter nördlich überwinterten, was für letztere entsprechend höhere Kosten für die Thermoregulation (Aufrechterhaltung der Körpertemperatur) erzeugte.
Originalquelle:
Garthe, S., Hallgrimsson, G.T., Montevecchi, W.A., Fifield, D., Furness, R.W. (2016): East or west? Migration routes and wintering sites of Northern Gannets Morus bassanus from south?eastern Iceland. Mar. Biol. 163:151. DOI 10.1007/s00227-016-2918-7
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16.08.2016
Sind kürzere Zugwege für Löffler von Vorteil?
Der Bruterfolg unterscheidet sich zwischen südlich der Sahara und in Europa überwinternden Löfflern offenbar deutlich.
© Erich Greiner
Tierwanderungen sind im ganzen Tierreich etabliert. Geschätzte 50 Milliarden Vögel bewegen sich alljährlich saisonal zwischen Brutgebiet und Winterquartier. Die Bewegungen reichen dabei von der regionalen Ebene bis hin zu Zugstrecken über mehrere Kontinente und über Tausende Kilometer. Nicht nur zwischen verschiedenen Arten, auch innerhalb einer Vogelart können die gewählten Routen und Überwinterungsgebiete einzelner Individuen oder ganzer Populationen deutlich voneinander abweichen.
Um herauszufinden, ob sich aus der Wahl des Winterquartiers niederländischer Löffler Vor- oder Nachteile gegenüber in anderen Regionen überwinternden Individuen ergeben, wurden in einer Kolonie auf der Insel Schiermonnikoog über drei aufeinander folgende Brutzeiten (2007-2009) zeitlicher Brutverlauf, Bruterfolg sowie Körperkondition und Überlebensrate der Jungvögel untersucht. Die Überwinterungsgebiete der dort brütenden Löffler unterscheiden sich deutlich: während einige Vögel im südlichen Europa in einer Distanz von rund 2000 Kilometern von der Kolonie den Winter verbringen, ziehen andere Individuen rund 4500 Kilometer über die Sahara bis nach Westafrika.
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Es zeigte sich, dass die Langstreckenzieher – vor allem die Männchen – später mit der Brut begannen und weniger kräftige Jungvögel groß zogen, als die nur kurze Distanzen ziehenden Löffler. Die Schlupfdaten verfrühten sich mit zunehmendem Alter der Kurzstreckenzieher deutlich, bei den in Afrika überwinternden Vögel hingegen kaum, was dementsprechend insbesondere im Vergleich älterer Vögel zu deutlichen Unterschieden im zeitlichen Verlauf der Bruten führte.
Der Bruterfolg sowie die Fitness der Küken sanken im zunehmenden Verlauf der Brutzeit. Darüber hinaus war die Überlebenswahrscheinlichkeit bis zur Geschlechtsreife bei spät flügge gewordenen Jungvögeln geringer. Daraus resultiert, dass Langstreckenzieher – und darunter besonders Männchen und ältere Vögel – weniger Nachkommen produzierten als ihre geringere Distanzen ziehenden Verwandten.
Die Wissenschaftler nehmen an, dass die in Europa überwinternden Löffler auf frühzeitig günstige Witterungsbedingungen reagieren können, während die Vögel in Westafrika vorwiegend einem endogenen Zeitprogramm folgen. Das traditionelle Winterquartier von Löfflern liegt südlich der Sahara. Erst im Laufe der letzten 20 Jahre hat der Anteil in Europa überwinternder Vögel zugenommen. Dies könnte mit einer höheren Überlebenswahrscheinlichkeit der Löffler zusammenhängen, die die Strapazen der Saharaüberquerung vermeiden. Da die im Journal of Animal Ecology veröffentlichten Ergebnisse der Studie nur auf einem Zeitraum von drei Jahren basieren, sollten möglichst weitere Untersuchungen die ermittelten Erkenntnisse bestätigen.
Weitere Informationen
- Lok et al. 2017: An age-dependent fitness cost of migration? Old trans-Saharan migrating spoonbills breed later than those staying in Europe, and late breeders have lower recruitment. J Anim Ecol. 2017;00:1—12. https://doi.org/10.1111/1365-2656.12706
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12.08.2016
Anmeldung zur EBCC Bird Numbers 2016 nur noch bis zum 25. August möglich!
© DDA / Birdnumbers2016
Der DDA organisiert die diesjährige
20. Konferenz des European Bird Census Council (EBCC) — Bird Numbers 2016 — Birds in a changing world. Das Veranstaltungsprogramm inklusive weitere Informationen zum Veranstaltungsort und Ablauf können Sie als
PDF herunterladen [ 8.055 kb ]
Die einwöchige Veranstaltung findet vom 5. bis 9. September 2016 in Halle (Saale) statt. Veranstaltungsort und Mitveranstalter ist die Martin Luther Universität Halle-Wittenberg.
Eine Anmeldung für diese internationale Veranstaltung mit einer Vielzahl renommierter Gäste ist noch bis zum 25. August 2016 möglich. Bei Interesse können Sie sich
hier registrieren. Zudem finden Sie auf der Webseite eine Vielzahl weiterer Informationen zur Veranstaltung.
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Neben einem umfangreichen Vortragsprogramm können zudem an einem Exkursionstag ornithologisch interessante Gebiete in der Umgebung von Halle (Saale) besucht werden.
EBCC Konferenzen werden im dreijährigen Turnus ausgerichtet und bringen eine Vielzahl von Beteiligten des Vogelmonitorings, der ornithologischen Forschung sowie des Vogelschutzes in Europa zusammen. Die Konferenz wird eine Vielfalt von Themen abdecken, die von den Ergebnissen neuer Monitoringprogramme und Atlasprojekte über Studien zu Ursachen für Bestandsrückgänge, Demographie und Verbreitung europäischer Vogelarten bis zu den Auswirkungen von Politikprogrammen auf die Vogelwelt reichen. Weitere Themenschwerpunkte stellen methodische und analytische Neuerungen sowie die Entwicklung von ornithologischen „Citizen Science“ Projekten, wie z.B. ornitho.de dar.
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10.08.2016
TV-Tipp: Zugvögel – 11. August 20:15 Uhr auf ARTE
© colourFIELD
Warum nehmen Zugvögel Jahr für Jahr die Strapazen eines langen Fluges auf sich? Die Dokumentation begleitet Zugvögel mit atemberaubenden Luftbildern von ihren Reisen aus der „Vogelperspektive“ im Dienste der Wissenschaft. Der Kamera-Helikopter überquert mit Störchen gemeinsam die gefährliche Straße von Gibraltar und begleitet sie in der Luft bis nach Tansania und Kenia.
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Die Dokumentation "Zugvögel" begleitet Jungstorch Borni auf seiner ersten langen Reise nach Afrika. Allein — lange vor seinen Eltern — zieht Borni mit seinen drei Geschwistern Richtung Süden, eine gefährliche Reise mit zahlreichen abenteuerlichen Etappen. Der Flug mit Tausenden anderer Störche über die Camargue und die Straße von Gibraltar wird dabei erstmals von einer gyrostabilisierten Helikopter-Kamera begleitet.Um herauszufinden, wo die Zugvögel den Winter verbringen, zeichnen möglichst kleine und leichte Hightech-Sender jede Flugbewegung eines Vogels als GPS-Koordinaten auf und melden dazu Flughöhe und -geschwindigkeit, Luftwiderstand sowie Energieverbrauch. Damit wird man in Zukunft Erstaunliches per Vogelzug erfassen und vorhersagen können — von lokalen Windverhältnissen bis zu Unwettern, drohenden Erdbeben oder Riesenheuschreckenplagen. Denn Änderungen der Routen haben immer einen Grund.Nur wenn es sich lohnt, lernen Tiere im Laufe der Evolution zu wandern, meist auf der Suche nach Nahrung oder besseren Brutrevieren. Doch Zugvögel leben gefährlich, der Vogelzug war schon immer eine Frage des Überlebens. Von 20 Milliarden Singvögeln weltweit sterben inzwischen jedes Jahr zehn Milliarden.Die meisten Vögel, die wir aus unseren Gärten kennen, ziehen über unsere Köpfe hinweg, wenn wir schlafen. Welche Gefahren ihnen im Schutz der Dunkelheit dennoch drohen, macht eine Animation der nächtlichen Massenwanderung sichtbar.
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10.08.2016
Austernfischer mit Rekordalter in den Niederlanden abgelesen
Austernfischer können ein hohes Alter erreichen. Ein geringer Bruterfolg macht den Beständen jedoch stark zu schaffen
© Christine Jensen
Am 1. August 2016 konnte im Hafen von Rotterdam ein Austernfischer abgelesen werden, bei dem sich herausstellte, dass er bereits am 3. März 1972 auf der niederländischen Nordseeinsel Texel beringt worden war. Der schon bei der Beringung mindestens vorjährige Vogel ist also bereits mindestens 46 Jahre alt. Nur selten werden Austernfischer älter als 20 Jahre. Der bisherige Rekordhalter erreichte ein Alter von 43 Jahren.
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Seit vielen Jahren werden Austernfischer in den Niederlanden intensiv untersucht. Unter anderem werden dabei jährlich 500 bis 1000 Vögel mit farbigen, codierten Ringen versehen. Ablesungen dieser Vögel können unter www.wadertrack.nl eingegeben werden und liefern den Wissenschaftlern wichtige Informationen zu Brut- und Überwinterungsplätzen, Überlebensraten sowie Gründe für den deutlichen Rückgang der Bestände in den letzten 25 Jahren. Seit 1990 ist der niederländische Bestand um 65% zusammengebrochen. Ein zu geringer Bruterfolg scheint einer der Hauptgründe dafür zu sein. Während in Salzmarschen erbrütete Vögel Hochwässern zum Opfer fallen, sind im Binnenland meist landwirtschaftliche Bearbeitungsmaßnahmen oder auch Prädation verantwortlich. In den Küstenbereichen finden Austernfischer außerhalb der Brutzeit immer schwerer ausreichend geeignete Nahrung, was sich nachhaltig auf die anschließende Saison auswirkt.
In Deutschland ist der langfristige Bestandstrend des Austernfischers zwar positiv, doch brach auch in Schleswig-Holstein nach einem Bestandsmaximum Ende der 1990er Jahre der Bestand um etwa die Hälfte ein. Rückgänge sind mittlerweile im gesamten Wattenmeer zu beobachten.
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03.08.2016
Führt die Klimaerwärmung bei Möwen zu vermehrtem Kannibalismus?
Bei der Beringmöwe stellten amerikanische Wissenschaftler nun eine Zunahme des Kannibalismus im Zuge der Klimaerwärmung fest.
© Ole Krome
Auf Protection Island, im Nordwesten der USA, führt der Biologe Jim Hayward seit 1987 jährliche Erfassungen des Brutbestands einer großen Kolonie von Beringmöwen durch. Innerhalb der letzten zehn Jahre stellte er bei den Möwen einen zunehmenden Kannibalismus fest. So muss er immer häufiger beobachten, wie Eier oder Jungvögel von aggressiven Nestnachbarn getötet und verspeist werden. Hayward vermutet einen Zusammenhang dieses Trends mit der Klimaerwärmung.
In den vergangenen 60 Jahren hat sich die Meerestemperatur 15-mal schneller erwärmt als in allen übrigen Zeiträumen innerhalb der letzten 10.000 Jahre. Mit steigenden Temperaturen weicht das Plankton in kühlere, tiefer gelegene Bereiche aus. Dem Plankton folgen auch die Fische, die somit immer schwieriger für die Seevögel zu erbeuten sind. Gerade die lediglich an der Oberfläche jagenden Möwen haben während der Brutzeit — wo sie sich rund um Protection Island vorwiegend von Fisch ernähren — somit zunehmend Probleme, ausreichend Nahrung zu finden. Diese Notsituation führt möglicherweise dazu, dass immer öfter auch Jungvögel benachbarter Brutpaare erbeutet werden.
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Um den Gründen für den zunehmenden Kannibalismus genauer auf den Grund zu gehen, untersuchte Hayward gemeinsam mit seiner ebenfalls als Biologin tätigen Frau die Zusammenhänge zwischen Kannibalismus-Rate und zahlreichen Umweltfaktoren. Dabei stellten die Wissenschaftler fest, dass über die letzten acht Jahre für die Kolonie an der Pazifikküste eine vollständige Korrelation zwischen besonders warmen Jahren und einem Anstieg des Kannibalismus bestand. Eine Erwärmung der Meerestemperatur um ein Zehntel Grad führe demnach zu einem Anstieg des Kannibalismus um etwa 10 %.
Darüber hinaus fanden sie heraus, dass die Möwen ihre Eiablage immer stärker synchronisieren – möglicherweise als Anpassung an den zunehmenden Kannibalismus. Ist zur Brutzeit das Angebot an Eiern und Jungvögeln besonders groß, ist die Chance für den einzelnen Vogel seinen Nachwuchs zu verlieren geringer.
Auch der Gelbschopflund, eine mit dem Papageitaucher verwandte Alkenart, brütet in der Region. Zwar ist hier kein Kannibalismus festzustellen, doch scheint sich auch hier der Klimawandel bereits negativ auszuwirken. In Phasen höherer Meerestemperaturen scheinen die Vögel häufiger ihre Brut aufzugeben oder gar nicht erst zur Brut zu schreiten. Als möglicher Grund wird der erhöhte Energieverlust bei der aufwendigeren Nahrungssuche genannt.
Auch bei anderen Tieren wurde bereits ein zunehmender Kannibalismus im Zuge der Klimaerwärmung festgestellt. Eisbären haben durch das Abschmelzen des Nordpols immer mehr Mühe Robben und andere Meeressäuger zu erbeuten. Hungrige Männchen werden infolge dessen nun immer häufiger dabei beobachtet wie sie kleinere Eisbären oder Jungtiere fressen.
Kannibalismus ist bei rund 1.300 Tierarten bekannt. In der Regel ist dieses Verhalten vorübergehend und nur in Notsituationen bei starkem Nahrungsmangel zu beobachten. Sobald die Nahrungsgrundlage wieder ausreichend ist, normalisiert sich das Verhalten. Im Zuge des Klimawandels ist jedoch zu befürchten, dass die Nahrungssituation sich für viele Arten nicht nur kurzfristig verändert. Dies könnte zu einer gefährlichen Spezialisierung der Tiere führen. Im Fall der Beringmöwe könnte dies bedeuten, dass sich die Vögel auf das Erbeuten eigener Artgenossen spezialisieren und immer weniger auf die Jagd nach Fischen gehen. Hayward registriert schon heute Individuen, die bis zu 80 Eier innerhalb eines Monats verspeisen.
Zweifelsohne hat der Klimawandel schon heute negative Auswirkungen auf eine Vielzahl von Arten auf der ganzen Welt. Mit zunehmender Erwärmung werden diese Effekte zunehmen. Ob sich bei den Beringmöwen auf Protection Island mit dem Kannibalismus eine ungünstige Strategie tatsächlich immer mehr durchsetzt, werden die Erfassungen der Wissenschaftler sicher genau dokumentieren.
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02.08.2016
Neuer Schlafplatz der Lachseeschwalbe in den Niederlanden entdeckt
Mit der Unterstützung niederländischer Vogelbeobachter konnte nach mehreren Jahren nun ermittelt werden, wo sich der Schlafplatz der tagsüber in der Provinz Groningen jagenden Lachseeschwalben befindet
© Kai Gauger
Erst vor einer Woche hatten SOVON Vogelonderzoek Nederland, das Beobachtungsportal
waarneming.nl sowie die niederländische Tageszeitung DVHN zur Suche nach einem bislang unbekannten Schlafplatz der seltenen Lachseeschwalbe im Nordwesten der Niederlande aufgerufen.
Vogelbeobachtern war in den vergangenen Jahren aufgefallen, dass im Spätsommer alljährlich tagsüber am Heeresmeer, etwa 25 km südwestlich des Dollarts und 20 km westlich der deutschen Grenze, bis zu 30 Lachseeschwalben nach Nahrung suchen, die allabendlich zu unbekannten Schlafplätzen aufbrechen. Bislang war in den Niederlanden nur ein einziger Schlafplatz bei Den Helder — mehr als 150 km vom Heeresmeer entfernt — bekannt.
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Eine Reihe von Beobachtern folgte dem Aufruf und kontrollierte geeignete Stellen. An der Dollartküste wurden sie bereits wenige Tage nach dem Aufruf in den weitläufigen Salzwiesen fündig. Mindestens 32 Lachseeschwalben, darunter 12 Jungvögel, rasteten am Abend an einer schwer einsehbaren Stelle in der Nähe der Ortschaft Woldendorp. Innerhalb weniger Tage ließ sich so das jahrelange Rätsel durch die Beteiligung der Öffentlichkeit und das Engagement der Vogelbeobachter lösen.
Der Fund des bislang unbekannten Schlafplatzes stellt ein wichtiges Puzzlestück im Verständnis des Verhaltens und der Raumnutzung der Lachseeschwalbe dar. Die einzige noch verbliebene, rund 30 Brutpaare umfassende Lachseeschwalben-Kolonie in Nordwest-Europa befindet sich im Neufelderkoog an der Elbmündung. Auf dem Weg in ihre tropischen Winterquartiere rastet ein großer Teil des deutschen Brutbestandes in den Niederlanden.
Durch synchrone Schlafplatzzählungen wird man künftig sicher genauer herausfinden können, wie lange die Vögel welche Bereiche nutzen. Schon jetzt kann man vermuten, dass die beiden niederländischen Schlafplätze von denselben Vögeln genutzt werden. Während in der Umgebung des Heeresmeers bei Groningen Ende Juli/Anfang August die höchsten Anzahlen ermittelt wurden, erreicht die Zahl der bei Den Helder schlafenden Lachseeschwalben erst im Laufe des August ihr Maximum. Zwei geplante Synchronzählungen werden in den kommenden Wochen vielleicht genaueren Aufschluss geben.
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01.08.2016
Gute Nachrichten vom Seggenrohrsänger: Positiver Bestandstrend in Litauen
Der Seggenrohrsänger ist weltweit vom Aussterben bedroht und kommt nur noch ein wenigen Teilen seines einstigen Brutareals vor
© Günter Niehaus
Litauen ist eines von gerade einmal vier Ländern, in denen Seggenrohrsänger noch alljährlich zur Brut schreiten. Doch auch dort brachen die Bestände in den letzten Jahrzehnten katastrophal auf nur noch 50 singende Männchen im Jahr 2013 zusammen. Im Rahmen eines EU-LIFE+-Projektes wurden ab 2010 umfangreiche Schutzmaßnahmen zur Wiederherstellung geeigneter Bruthabitate sowie die Umsetzung einer umweltfreundlicheren Bewirtschaftung ergriffen.
2014 konnten erste positive Ergebnisse vermeldet werden, als sich der Vorjahresbestand auf 105 singende Männchen verdoppelte. Im Jahr 2015 stieg der Bestand weiter bis auf 145 Sänger an. Nach vorläufigen Ergebnissen scheint sich dieser positive Trend auch 2016 noch einmal erfreulich zu bestätigen: Nicht weniger als 245 singende Seggenrohrsänger wurden in Litauen gezählt. Damit hat sich die Population dort innerhalb weniger Jahre wieder auf den Wert des Jahres 2000 erholt.
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01.08.2016
Vögel in Deutschland aktuell: Rückblick auf das Frühjahr 2016
© Aula-Verlag
Das Wetter im vergangenen Frühjahr hielt bei durchschnittlichen Temperaturen so manche Überraschung bereit. Wir befassen uns in unserem Rückblick auf diese Jahreszeit in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift „Der Falke“ unter anderem mit der Ankunft der Zugvögel. Während Kurzstreckenzieher eher spät dran waren, erreichten uns einige Langstreckenzieher um bis zu eine Woche früher als in den Vorjahren. Wir beleuchten einige Arten genauer und führen mögliche Gründe für diese Abweichung an.
Rotkopfwürger traten in diesem Jahr bislang so zahlreich auf wie schon seit dem Ende der 1980er Jahre nicht mehr, als die Art noch als Brutvogel in Deutschland vorkam. Wir zeigen, wann hierzulande am ehesten Rotkopfwürger zu beobachten sind und wieso die mediterran verbreitete Art überhaupt noch alljährlich zu den Zugzeiten bis nach Deutschland kommt.
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Das Frühjahr 2016 wird hinsichtlich der entdeckten Seltenheiten wohl bei Vielen noch länger in Erinnerung bleiben. Wir blicken auf die Highlights aus den Monaten März bis Mai zurück. Darunter finden sich mit Wüstengimpel und Grauortolan vielleicht von manchem erhoffte bzw. mit Singammer wohl auch von niemandem erwartete Nachweise.
Den Beitrag „Vögel in Deutschland aktuell: Frühjahr 2016: Viele frühe Langstreckenzieher, zahlreiche Rotkopfwürger und seltene Überraschungen“ in der Zeitschrift „Der Falke“ können Sie als PDF herunterladen. Alle weiteren Beiträge mit direktem Bezug zu ornitho.de finden Sie unter Publikationen und Auswertungen.
Das komplette Falke-Heft 8/2016 mit vielen weiteren Beiträgen, u.a. zu den Schneeeulen Skandinaviens, dem Fitis, der Vogelinsel Trischen sowie zum Klimawandel in der Arktis und damit verbundenen Problemen für den Knutt, können Sie über die Internetseite von „Der Falke“ beziehen.
Viel Spaß beim Lesen wünscht
das Team von ornitho.de und ornitho.lu
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28.07.2016
Kormoran-Bericht des Umweltministeriums Mecklenburg-Vorpommern erschienen
© LUNG MV
Der im Juni 2016 veröffentlichte 7. Kormoranbericht Mecklenburg-Vorpommern enthält aktuelle Informationen zur Entwicklung des Kormoranbestandes in Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2015, zu allgemeinen Trends in Deutschland und im Ostseeraum, zu Aktivitäten zur Abwehr von Kormoranschäden sowie zu wissenschaftlichen Untersuchungen.
In 2015 wurden in Mecklenburg-Vorpommern über 14.000 Kormoranbrutpaare in insgesamt 17 Brutkolonien gezählt. Der Brutbestand ist damit gegenüber dem Vorjahr um etwa 15 % gewachsen und erreichte in etwa das hohe Niveau aus 2008. Die Veränderungen betrafen vor allem die Küstenkolonien; der Brutbestand im Binnenland unterliegt seit Mitte der 1990er Jahre hingegen geringen Schwankungen. Die Winterhärte ist ein wesentlicher Regulationsfaktor für den Kormoran. Strenge Winter wie in den Jahren 2009/10 und 2010/11 führen zu Bestandseinbrüchen, während nach milden Wintern – wie 2015 – hohe Brutbestände zu erwarten sind.
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Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschaftsminister Dr. Till Backhaus nimmt den Bestandszuwachs mit Sorge zur Kenntnis: „Mir ist bewusst, dass wir mit derzeit über 14.000 Brutpaaren eine fischereiwirtschaftliche Belastungsgrenze erreicht haben – im Übrigen auch im Ländervergleich. In Schleswig Holstein wurden in 2015 nur 2.500 Tiere gezählt, womit unser Nachbarland schon auf Platz 2 liegt“, so der Minister. Ende Juni werde er daher nach Brüssel reisen, um mit Vertretern der Generaldirektion Umwelt über europaweite Strategien zur Bestandsreduktion zu beraten.
Der Kormoran ist eine nach Europäischem Artenschutzrecht in besonderer Weise geschützte Art, da er lange Zeit vom Aussterben bedroht war. Damit sich dieses Szenario nicht wiederholt, gilt es zwischen Schutz- und Nutzungsinteressen „sinnvoll abzuwägen“, betonte Dr. Backhaus. „Wir müssen aber auch in der Lage sein, auf aktuelle Bestandsentwicklungen und die damit verbundenden Konflikte zu reagieren“, ergänzte er. Mit der Kormoranverordnung habe das Land bereits eine wichtige Regelung getroffen, die vor allem im Binnenland Maßnahmen zur Bestandsregulierung ermöglicht. Darüber hinaus wurden für die großen Fischteichanlagen Boek und Lewitz, die aufgrund ihrer Lage im Nationalpark bzw. im Naturschutzgebiet nicht durch die Kormoranverordnung abgedeckt werden, Ausnahmegenehmigungen erteilt. Über die Verordnung konnten im Jagdjahr 2014/15 365 Tiere entnommen werden. Auf Basis von Ausnahmegenehmigungen wurden in 2015 rund 950 Tiere erlegt.
Zusätzlich investierte das Land in der vergangenen Förderperiode (2009-2015) rund 370.000 Euro zur Kormoranvergrämung. Darüber hinaus stehen 2016/17 Haushaltsmittel zur Minderung wirtschaftlicher Belastungen in der Binnenfischerei, insbesondere in Teichwirtschaften, zur Verfügung. In den nächsten zwei Jahren sind das jeweils bis zu 100.000 Euro. „Deutlich wird aber dennoch, dass wir eine langfristig tragfähige Lösung brauchen, an der sich die Europäische Union maßgeblich beteiligen muss“, so der Minister.
Der Kormoranbericht bietet neben wichtigen Themen von allgemeiner Bedeutung auch Informationen zu wissenschaftlichen Untersuchungen rund um den Kormoran, wie zum Beispiel Ringfundanalysen. Er ist auf den Internetseiten des Landesamtes für Umwelt, Naturschutz und Geologie Mecklenburg-Vorpommern (LUNG) kostenlos abrufbar.
Quelle: Pressemitteilung LUNG vom 17.06.2016
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28.07.2016
Knutt fliegt nonstop 4000 Kilometer von Kanada bis ins Wattenmeer
Zugroute von Knutt “Paula” vom Wattenmeer nach Nordost-Kanada und zurück.
© NIOZ
Knutts aus zwei verschiedenen Populationen nutzen das Wattenmeer der Nordsee im Verlauf des Jahres. Während die Nominatform auf dem Zug zwischen sibirischem Brutgebiet und den westafrikanischen Winterquartieren im Frühjahr und Herbst bei uns durchzieht, überwintern Knutts der im hocharktischen Kanada und im Norden Grönlands verbreiteten Unterart islandica bei uns.
Im Rahmen eines Projektes des Niederländischen Instituts für Meeresforschung (NIOZ) offenbarte nun ein mit Satellitensender ausgestatteter Knutt dieser Unterart eine beeindruckende Zugleistung. Der Knutt „Paula“ erreichte am 15. Juli die niederländische Insel Terschelling nach einem Nonstop-Flug über 4000 Kilometer aus dem nördlichsten Kanada. Er bestätigt damit bisherige Annahmen, dass Knutts auf ihrem Weg zwischen Brut- und Überwinterungsgebiet enorme Flugleistungen vollbringen.
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Der Vogel war im April 2016 im Rahmen einer Pilotstudie auf der niederländischen Insel Griend mit einem Satellitensender ausgestattet worden. Nachdem dessen Auswirkungen auf den Vogel anfangs in Gefangenschaft getestet wurden, entließ man „Paula“ auf der Insel Texel wieder in die Freiheit. Umgehend zog der Vogel zur 30 Kilometer entfernten Insel Griend zurück, wo er zwei Wochen zuvor gefangen worden war.
Mitte Mai verließ „Paula“ das Wattenmeer auf direkter Linie und innerhalb eines Tages bis nach Island. Nach einem Flug über den Grönländischen Eisschild kehrte sie noch einmal nach Island zurück, nur um wenige Tage später nonstop in ihr Brutgebiet nahe Ellesmere Island, einer der nördlichsten Landflächen der Welt, zu fliegen. Dort verhielt sich „Paula“ nach den GPS-Ortungen sehr stationär, sodass von einem Brutversuch ausgegangen wird. Dieser wurde jedoch offenbar nach 18 Tagen abgebrochen, da der Vogel ab diesem Zeitpunkt wieder größere Distanzen zurücklegte. Zwei Wochen fraß sich „Paula“ anschließend offenbar ausreichende Reserven für einen unglaublichen Flug an: Innerhalb von rund 60 Stunden flog der Vogel nonstop bis ins niederländische Wattenmeer.
Anhand von Ablesungen farbberingter Knutts war bereits recht viel über das Zugverhalten der Vögel bekannt. Bislang hatte man jedoch angenommen, dass alle Knutts der Unterart islandica entlang der Küste Islands zur Rast einfallen und erst nach erneuter Stärkung ihren Zug fortsetzen. „Paula“ bewies nun eindeutig einen Zug ohne Zwischenrast zwischen Nordost-Kanada und dem Wattenmeer.
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27.07.2016
Neubesetzungen in der Deutschen Avifaunistischen Kommission
© DAK/DDA
Zum 1. Mai 2016 gab es innerhalb der Deutschen Avifaunistischen Kommission (DAK) mehrere Umstrukturierungen und Neubesetzungen. Fabian Bindrich verließ die DAK aus persönlichen Gründen. Als Leiter der Geschäftsstelle Süd der Gesellschaft für Naturschutz und Ornithologie Rheinland-Pfalz e.V. bleibt er dennoch weiter mit dem DDA verbunden. Für seine langjährige Mitarbeit sei ihm an dieser Stelle herzlich gedankt! Jan Ole Kriegs wird sich als neuer Direktor am LWL-Museum für Naturkunde aus zeitlichen Gründen künftig nur noch auf koordinative Tätigkeiten innerhalb der DAK konzentrieren und nicht weiter an Beurteilungen von Seltenheitsdokumentationen teilnehmen.
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Neu im Team der DAK werden Rolf Klein und Steffen Koschkar begrüßt. Rolf Klein ist einer der versiertesten Ornithologen des Saarlandes. Der 31-jährige Biogeograph leitet seit 2008 die Vogelberingungsstation “Mittleres Saartal” Saarlouis-Lisdorf. Mit Steffen Koschkar stößt ein weiterer erfahrener Ornithologe zum Team der DAK. Der 32-jährige Biologe aus Sachsen beschäftigt sich bereits seit etlichen Jahren intensiv mit verschiedenen Rallenarten. Eine umfangreiche Artenkenntnis eignete er sich während mehrerer ornithologischer Reisen nach Afrika und in die Ostpaläarktis an.
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27.07.2016
Reise von Bartgeier „Larzac“ endet in Schleswig-Holstein
Insbesondere immature Bartgeier unternehmen oft weite Ausflüge. Der von „Larzac“ endete leider tödlich
© Thomas Hinsche
Mitte Juli hatten wir an dieser Stelle über den in einem Wiederansiedlungsprojekt in Südfrankreich besenderten und seit dem 4. Juli nach einem Ausflug bis nach Norddeutschland vermissten Bartgeier „Larzac“ berichtet. Nun gibt es leider traurige Gewissheit zum Schicksal des Vogels. Seine Überreste wurden etwa 10 km südlich der Ostseeküste bei Wangels im Landkreis Plön in unmittelbarer Nähe zu einer (allerdings abgeschalteten) Niederspannungsleitung gefunden. Es wird derzeit von einem Leitungsanflug ausgegangen.
Im Editorial des August-Heftes der Zeitschrift Der Falke hatte Redakteur Norbert Schäffer noch dazu aufgerufen habe, Beobachtungen von „Larzac“ an den DDA zu melden. Dies hat sich nun leider relativiert.
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26.07.2016
Online-Portale können Monitoringprogramme ergänzen, aber keinesfalls ersetzen
Rückt eine Art durch Bestandseinbrüche öffentlich in den Fokus, so kann durch anschließende erhöhte Aufmerksamkeit und Meldetätigkeit anhand von Zufallsbeobachtungen ein falscher, positiver Trend vorgetäuscht werden.
© Mathias Putze
Das Monitoring, also die zeitliche Verfolgung von Änderungen in den Beständen von Tier- und Pflanzenarten, bildet eine wichtige Grundlage für erfolgreichen Naturschutz. Die regelmäßige, standardisierte Erfassung über große Gebiete ist jedoch teuer und kann nur durch die Einbindung einer großen Zahl freiwilliger Helfer mit speziellen Kenntnissen realisiert werden. Diese Ressourcen sind in vielen Gegenden der Welt nicht vorhanden.
Viele Naturliebhaber melden jedoch unsystematisch erhobene Daten über das Internet oder Smartphone-Apps an Online-Datenbanken wie etwa
ornitho.de oder
eBird, von Beobachtungen einzelner seltener Arten bis zu kompletten Artenlisten erfolgreicher Exkursionen. Online-Plattformen haben weltweit inzwischen Milliarden von Beobachtungen angesammelt. Solche Daten sind erfolgreich in vielen Bereichen von Wissenschaft und Naturschutz zum Einsatz gekommen, etwa in Auswertungen zur Verschiebung von Ankunftszeiten und Zugrouten bei Zugvögeln. Ob unsystematisch erhobene Daten auch für das zeitliche Monitoring von Vogelpopulationen genutzt werden können, war allerdings bisher unklar.
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Wissenschaftler der Universität Münster, der Royal Society for the Protection of Birds (RSPB) in Großbritannien und des dänischen BirdLife-Partners DOF haben nun Bestandstrends, die aus einer dänischen Online-Datenbank ermittelt wurden, mit solchen aus einem standardisierten Monitoringprogramm über einen Zeitraum von fast 30 Jahren verglichen. In einem Fachartikel in der Zeitschrift Diversity and Distributions berichtet das Team, dass von 103 untersuchten, häufigen und mittelhäufigen dänischen Vogelarten 50 signifikante Bestandsabnahmen zeigten – nach Daten des Monitorings häufiger Brutvogelarten. Die Bestandstrends, die auf der Online-Datenbank basierten, konnten diese Rückgänge allerdings nur zu einem kleinen Teil nachweisen – für 21 der Arten ergaben sich sogar zunehmende Bestände. Dies legt nahe, dass Online-Datenbanken kein kompletter Ersatz für die aufwendigeren, strukturierten Monitoringprogramme sein können.
Der Grund für die Differenzen und die schlechte Eignung der Zufallsdaten fürs Bestandsmonitoring liegt vermutlich im Verhalten der Beobachter: Viele schreiben nur besonders interessante Arten auf. Wenn Rückgänge von Arten bekannt werden, führt dies möglicherweise zu einem erhöhten Interesse und damit einer größeren Meldetätigkeit bei den Onlinedatenbanken. Eine Schlussfolgerung des Artikels ist daher, dass ein Bestandsmonitoring mit einer größeren Anzahl kompletter Artenlisten (vgl. Beobachtungslisten in ornitho) besser funktionieren könnte. Die in den letzten Jahren vielfach erfolgte Einführung einer Unterscheidungsmöglichkeit zwischen kompletten Listen und Listen nur ausgewählten Beobachtungen in vielen Meldeplattformen könnte zukünftig die Eignung der Daten für die Trendermittlung verbessern.
Weitere Informationen
- Kamp, J., Oppel, S., Heldbjerg, H., Nyegaard, T., & Donald, P. F. (2016): Unstructured citizen science data fail to detect long-term population declines of common birds in Denmark. Diversity and Distributions 22. doi: 10.1111/ddi.12463/full
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26.07.2016
In Ungarn besenderter Würgfalke in Deutschland unterwegs
Deutlich ist auf dem Rücken des Vogels der Satellitensender erkennbar, der unregelmäßig die Position des Vogels übermittelt
© Jens Halbauer
Der Würgfalke ist Brutvogel der großen Steppengebiete Osteuropas und Zentralasiens. Die westlichsten Brutvorkommen liegen in Österreich und Ungarn, auch in Deutschland hat die Art aber schon einmal gebrütet. Von 1997 bis 2001 brütete ein Paar im Elbsandsteingebirge in Sachsen. In Europa hat der Würgfalke im 20. Jahrhundert starke Bestandseinbußen erlitten, der Weltbestand dieser global gefährdeten Art ist in den letzten Jahrzehnten ebenfalls stark rückläufig. Erst aufgrund konsequenter Schutzmaßnahmen stiegen die Bestände in einigen Ländern Osteuropas ab den 1980er Jahren wieder an.
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Eines dieser Projekte ist das 2014 gestartete LIFE-Projekt zum Schutz von Würgfalke und Kaiseradler in der Pannonischen Tiefebene. Im Rahmen dieses Projektes werden Würgfalken u.a. mit Satellitensendern ausgestattet, um mehr über ihre Zugwege und genutzten Habitate herauszufinden. Ein im März 2016 am Nest in Zentralungarn besendertes adultes Weibchen hat nach einem Verlust der Brut sein Revier verlassen und ist in nordöstlicher Richtung abgezogen. Über die Slowakei und Tschechien erreichte der Vogel am 3.7. Deutschland im Bereich Altenberg im Kreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. Über Freiberg ging es innerhalb eines Tages bis in einen Bereich nördlich von Leipzig. Für mehrere Tage hielt er sich im Bereich Krostitz auf, dann wechselte er etwa 20 Kilometer nach Osten in den Bereich Thallwitz-Böhlitz. In dieser greifvogelreichen Ackerlandschaft gefiel es dem Würgfalken offenbar sehr gut. Hier blieb er für über eine Woche sehr stationär und konnte häufig dabei beobachtet werden, wie er bei anderen Vogelarten schmarotzte. Er ergatterte dabei Beute u.a. von Turmfalke, Mäusebussard, Rohrweihe, Rotmilan und Graureiher. Ein ähnliches Verhalten zeigte auch ein im Vorjahr in Brandenburg beobachteter in Ungarn beringter Würgfalke.
Nachdem der Bereich Thallwitz-Böhlitz verlassen wurde, hielt sich der Vogel etwa 13 km südwestlich bei Pehritzsch sowie anschließend erneut in der Umgebung von Krostitz auf. Besonders an Stellen mit zahlreichen Greifvögeln, die der Würfgfalke um ihre Beute bringen kann, stehen die Chancen für eine erfolgreiche Suche vermutlich weiterhin nicht schlecht.
Durch Aufrufe zur Nachsuche nach dem Würgfalken über Club300, einem Zusammenschluss passionierter Vogelbeobachter, und laufende Meldungen bei ornitho.de konnten den ungarischen Forschern eine Reihe interessanter Informationen mitgeteilt werden. Neben Fotos des Vogels zur Feststellung des derzeitigen Gesundheitszustandes wurden auch Habitataufnahmen und Hinweise zum Nahrungserwerb übermittelt. Sollte der Vogel weiterhin im Norden Leipzigs zu beobachten sein, so bitten wir alle Beobachter, sich an die allgemeinen Verhaltensregeln zu halten und den Vogel nicht zu beunruhigen. In der Regel ließ sich der Vogel vollkommen störungsfrei aus der Entfernung auf Strommasten oder in Feldern sitzend beobachten. Allen bisherigen Beobachtern des Falken sei für ihre Informationsweitergabe sowie ihr vorbildliches Verhalten im Gelände gedankt.
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20.07.2016
Bestandsrückgänge des Kuckucks hängen mit der gewählten Zugroute zusammen
Kuckucke verschiedener Brutgebiete wandern auf unterschiedlichen Routen in die afrikanischen Winterquartiere.
© Lutz Ritzel
Weltweit gehen insbesondere die Bestände von Zugvogelarten stark zurück. Auch wenn bei vielen Arten angenommen wird, dass die Gründe für diese Rückgänge zumindest zum Teil auf dem Zugweg oder in den Überwinterungsquartieren zu suchen sind, liegen dazu bislang kaum belastbare Daten vor.
In einer Telemetriestudie wurden an verschiedenen Orten Großbritanniens in den Jahren 2011 bis 2014 insgesamt 42 männliche Kuckucke der stark zurückgehenden Brutpopulation besendert, was die genaue Verfolgung von insgesamt 56 herbstlichen Zugrouten ermöglichte. Die Forscher stellten dabei fest, dass die Vögel ihr gemeinsames Winterquartier in Zentralafrika über zwei unterschiedliche Routen erreichten. Auf einer West-Route verließ ein Teil der Kuckucke Großbritannien nach Südwesten über die Iberische Halbinsel, während andere eine Ost-Route über Italien oder den Balkan wählten. Die Vögel blieben auch über mehrere Zugperioden stets ihrer individuellen Route treu. Zwischen lokalen Brutbeständen gab es starke Unterschiede in der Wahl der Zugroute, sodass den Wissenschaftlern eine nach Herkunftsgebiet differenzierte Auswertung möglich war.
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Die Mortalitätsrate während des Zuges bis zur Überwindung der Sahara als stärkste ökologische Barriere, war bei den Westziehern signifikant höher. Südlich der Sahara konnten hinsichtlich der Überlebenswahrscheinlichkeit hingegen keine Unterschiede zwischen den gewählten Zugwegen festgestellt werden. Eine kürzere Zugstrecke ist demnach offenbar für die Vögel nicht zwangsläufig einfacher zu überwinden. Der Anteil der die kürzere Westroute wählenden Vögel korrelierte stark mit Bestandsrückgängen in neun lokalen Brutpopulationen. Unter den in Schottland besenderten Kuckucken, wo die Bestände eine positive Entwicklung zeigen, fanden sich hingegen ausschließlich Ostzieher. Zum ersten Mal kann damit direkt belegt werden, dass sich die Bedingungen auf dem Zugweg maßgeblich auf die Brutpopulation auswirken.
Die im Wissenschaftsmagazin Nature Communications veröffentlichten Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Kenntnis der Variabilität im Zugverhalten einzelner Arten wichtig ist, um die Gründe für Populationsrückgänge bei Zugvogelarten erkennen und Schutzmaßnahmen ergreifen zu können.
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19.07.2016
Erstnachweis des Maskenwürgers für Deutschland
Vor allem in den dornigen Büschen des Mittellandes geht der Maskenwürger auf Helgoland derzeit auf die Jagd.
© Ole Krome
Am Nachmittag des 13. Juli 2016 machte eine Nachricht unter den Vogelbeobachtern in Deutschland schnell die Runde: Auf Helgoland war ein Maskenwürger fotografiert worden. Nie zuvor konnte diese im östlichen Mittelmeerbereich und in Kleinasien verbreitete Vogelart hierzulande beobachtet werden und entsprechend groß war das Interesse. Bereits am nächsten Tag versammelten sich rund 50 extra für den Würger angereiste Beobachter auf der Insel. Der Vogel spielte mit und ließ sich auch am Folgetag beobachten und fotografieren. Wer in der Woche nicht konnte, bekam am Wochenende noch eine Chance. Auch aktuell hält sich der extrem seltene Gast weiter im Mittelland von Deutschlands einziger Hochseeinsel auf.
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Maskenwürger sind im östlichen Mittelmeerraum relativ einfach zu beobachten. So weit nordwestlich lässt sich die Art hingegen nur sehr selten blicken. In den benachbarten Niederlanden gelang der erste Nachweis im November 2015. Selbst in Großbritannien, wo die Vogelbeobachtung zu einem der beliebtesten Hobbys gehört, liegen bisher erst drei Nachweise vor. So haben auch schon einige Niederländer, Dänen und Schweden den aktuellen Anlass für einen Helgoland-Besuch genutzt.
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14.07.2016
Dritter Band der Avifauna Rheinland-Pfalz erschienen
© GNOR
Bereits rund ein Dreivierteljahr nach Erscheinen von Band 2 kann die Gesellschaft für Naturschutz und Ornithologie Rheinland-Pfalz e.V. (GNOR) nun auch den dritten Band des Werkes „
Die Vogelwelt von Rheinland-Pfalz“ präsentieren. Mit 896 Seiten ist dies der bislang umfangreichste Band und für viele Ornithologinnen und Ornithologen auch der interessanteste, enthält er doch Gruppen wie die Greifvögel, die Eulen oder die Limikolen. Die Gruppe der Nicht-Singvögel wurde damit abgeschlossen. Der neue Band enthält über 300 hochwertige Fotos, 547 farbige Karten und Diagramme, 32 Tabellen und ein umfassendes Literaturverzeichnis mit über 1650 Zitaten. Er ist zum Preis von 44,90 Euro (zzgl. 8,29 Euro Porto und Verpackung) erhältlich. Die Bände können – einzeln oder im Dreierpack – ab sofort per Bestellformular oder über die Internetseite der GNOR bestellt werden.
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13.07.2016
Auch schwedische Jäger machen sich für Abschuss von Steinadlern stark
Auch in Schweden stehen dem Steinadler möglicherweise harte Zeiten bevor
© Hans Glader
Nicht nur in Norwegen ist der Abschuss von Steinadlern im Rahmen eines „Raubtiermanagement“ ein Thema: der schwedische Jagdverband hat offenbar ähnliche Pläne. Die Organisation machte sich auf ihrer Jahresversammlung Anfang Juni 2016 dafür stark, den Steinadler für eine dreijährige Studie in den Artikel 28 der schwedischen Jagdverordnung aufzunehmen. Dieser Artikel erlaubt es Tierhaltern ihre Tiere zu schützen, wenn diese von einem Raubtier angegriffen werden. Bislang sind darunter Braunbär, Wolf, Vielfraß und Luchs aufgeführt, nicht jedoch der Steinadler.
Auch wenn in dem Entschluss der schwedischen Jäger generell von domestizierten Tieren die Rede ist, so sind es im Fall des Steinadlers die Jagdhunde, die geschützt werden sollen. In den vergangenen zwölf Jahren wurden jedoch nach Angaben von BirdLife Schweden pro Jahr nur zwischen null und vier Hunde von Steinadlern getötet oder schwer verletzt. Mehr als 1000 Jagdhunde werden hingegen jährlich durch andere Ursachen getötet oder schwer verletzt. Der Sinn eines Abschusses von Steinadlern zum Schutz der Jagdhunde muss daher stark hinterfragt werden.
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Artikel 28 der schwedischen Jagdverordnung ist generell hart umstritten. Bis vor zehn Jahren war die Verteidigung durch den Halter lediglich bei einem erfolgten Angriff auf Nutztiere oder Jagdhunde erlaubt. Seit 2006 ist das Töten jedoch schon im Falle eines befürchteten Angriffs erlaubt – was den Artikel zu einer gefährlich flexibel auslegbaren Sache macht. Es muss angenommen werden, dass es sich seitdem in einigen Fällen der Anwendung von Artikel 28 eigentlich um eine illegale Jagd handelte.
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13.07.2016
2700 Kilometer durch die Nordsee: Basstölpel mit Rekordflug
Route des einwöchigen Nahrungsfluges von Basstölpel „Cosmo“ durch die Nordsee.
© T. A. G.
Ein auf der britischen Kanalinsel Alderney mit einem per Mobilfunk sendenden Sender versehener Basstölpel lieferte den Wissenschaftlern des vom
Alderney Wildlife Trust (AWT), dem
British Trust for Ornithology (BTO) und der
Universität Liverpool getragenen Forschungsprojekt T.A.G. („Track-A-Gannet“) nun überraschende Ergebnisse. Der Basstölpel names „Cosmo“ flog während eines fast eine Woche dauernden Nahrungsfluges mehr als 2700 km von den Kanalinseln durch den Ärmelkanal und quer über die Nordsee bis in skandinavische Gewässer und zurück. Diese Ergebnisse übertreffen die bislang von Experten angenommenen Entfernungen.
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Derartige Ergebnisse verdeutlichen, dass es zum Schutz der Seevögel einer internationalen Zusammenarbeit bedarf und nur gemeinsame Maßnahmen hier Erfolg versprechen. Im Rahmen des T.A.G.-Projektes sollen vor allem die Ernährungsgewohnheiten der Basstölpel sowie Auswirkungen von Offshore-Windparks auf die weiträumigen Nahrungsflüge erforscht werden. In den Jahren 2014 und 2015 betrug die durchschnittliche Strecke der Nahrungsflüge 331 bzw. 476 km. Die Routen von „Cosmo“ und elf weiteren besenderten Basstölpeln können auf der Internetseite von T.A.G. verfolgt werden.
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12.07.2016
Neue Publikation um Einfluss von Kitesurfen auf Wasser- und Watvögel
© NLWKN
Beim Kitesurfen handelt es um eine noch junge Freizeitaktivität, die erst gegen Ende der 1990er Jahre aufkam und in vielen Gebieten erst Anfang der 2000er Jahre erstmalig ausgeübt wurde. Recht schnell wurde offenbar, dass Kitesurfen bei Vögeln mindestens ebenso starke Fluchtreaktionen wie Windsurfen auslöst. Dennoch liegen bisher nur wenige Untersuchungen zum konkreten Einfluss von Kitesurfing auf Vögel vor. Eine neue Publikation der Schriftenreihe „
Informationsdienst Naturschutz Niedersachsen“ bietet nun eine Gesamtschau über die bislang zu diesem Thema verfassten Studien und deren Ergebnisse und versucht auf dieser Basis zu einer synoptischen Betrachtung der Auswirkungen von Kitesurfen auf Vögel zu gelangen. Das für die Auswertung zusammengetragene Material umfasst 17 Studien aus fünf Nationen.
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Die zusammengestellten Ergebnisse von Untersuchungen über die Störwirkung von Kitesurfen ergeben ein klares Erfordernis für den Schutz von wertvollen Lebensräumen für Wasser- und Watvögel vor Kitesurfen. Durch die Daten ist belegt, dass eine ungeregelte Ausübung des Kitesurfens den Erhaltungszustand der jeweiligen Vogellebensräume sowie der darin vorkommenden Arten und Lebensgemeinschaften erheblich beeinträchtigen würde. Folgerichtig ist das Kitesurfen vielerorts bereits gänzlich untersagt oder auf bestimmte, oft außerhalb der wertvollen Lebensräume gelegene Zonen begrenzt, für die weitere Vorgaben die Ausübung steuern. Aus naturschutzfachlicher Sicht ist dies ein unabdingbares Erfordernis, insbesondere in Küstenlebensräumen.
In der Arbeit wird auch versucht, über die am Kitesurfen gemachten Beobachtungen — z. B. über das Verhalten von Vögeln in Abhängigkeit von der Distanz zu Kitesurfern — zu Empfehlungen hinsichtlich der Größe etwaiger Pufferzonen zwischen besonderen Vogellebensräumen und Kitesurfzonen zu kommen. Wichtig für die gesamte Diskussion ist dabei, dass das Kitesurfen an sich weder als gute noch als schlechte Freizeitaktivität anzusehen ist, sondern nüchtern als eine Form der Naturnutzung, die sie ohne jeden Zweifel darstellt. Und als eine solche muss sie objektiv betrachtet werden und sich mit ihren ggf. negativen Auswirkungen auf bestimmte Schutzgüter in Natur und Umwelt kritisch hinterfragen lassen.
Das Heft umfasst 72 Seiten und ist erhältlich gegen Rechnung (4,- € zzgl. Versandkosten-pauschale) beim NLWKN.
Weitere Informationen
Krüger, T. (2016): Zum Einfluss von Kitesurfen auf Wasser- und Watvögel — eine Übersicht. — Inform.d. Naturschutz Niedersachs. 36 (1) (1/16): 1-72- NLWKN-WebShop
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12.07.2016
Bartgeier „Larzac“ in Norddeutschland verschollen!
Route des besenderten Bartgeiers „Larzac“ von Belgien über die Niederlande bis an die deutsche Ostseeküste.
© swild.ch
Immer wieder erreichen Geier aus südlich gelegenen Brutgebieten bei ihren weiträumigen Ausflügen auch Deutschland. Dank modernster Technik können die Routen einzelner Vögel dabei sehr genau verfolgt werden. Zuletzt hatten wir Mitte Mai an dieser Stelle über den in Südfrankreich besenderten Mönchsgeier „Bernardus“ berichtet, der für einige Tage einen Ausflug über die Schweiz nordwärts bis in den Raum Heidelberg unternahm und inzwischen wieder im französischen Zentralmassiv angekommen ist. Es ist also keinesfalls so, dass die uns erreichenden Geier generell dem Tode geweiht sind. Die Gleitflieger können innerhalb von Stunden enorme Strecken zurücklegen und — wie das Beispiel von „Bernardus“ zeigt – auch wieder in angestammte Gebiete zurück finden.
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Ein sich möglicherweise aktuell noch in Deutschland aufhaltender Geier gibt derzeit jedoch leider Anlass zur Sorge: Der aus dem Wiederansiedlungsprojekt in Südfrankreich stammende Bartgeier „Larzac“ ist seit einigen Tagen verschollen. Mitte Juni verließ der Vogel das Zentralmassiv nach Norden und flog quer durch Frankreich und Belgien bis an die niederländische Nordseeküste. Er hielt sich dann für ein paar Tage rund 60 km östlich von Amsterdam auf, wo er in Abstimmung mit Geierexperten aufgrund seines geschwächten Zustandes auch gefüttert wurde. Ab dem 28. Juni ging es über Amsterdam und Rotterdam südwärts bis über die belgische Grenze und in Richtung seiner französischen Heimat. Vermutlich aufgrund ungünstiger Wetterbedingungen musste „Larzac“ jedoch umkehren und flog erneut bis tief in die Niederlande.
Am 2. Juli erreichte „Larzac“ bei Nordhorn Deutschland. Seine Route führte ihn nach Nordosten über Oldenburg und vorbei an Bremen und Hamburg, bis er bei Kiel die Ostseeküste erreichte. Unterwegs traf er am 3. Juli auf einen Trupp von 12 Gänsegeiern, mit denen er über dem Nord-Ostsee-Kanal sogar fotografiert wurde (oberster Vogel auf dem Foto). Geier meiden die Querung größerer Wasserflächen aufgrund fehlender Thermik. Vielleicht aus diesem Grund zog der Bartgeier daher lieber nach Südost entlang der Küste bis nach Fehmarn und schlug dann schließlich wieder eine südwestliche Richtung ein. Die bislang letzte Ortung des Bartgeiers stammt nun vom 4. Juli, als sich der Vogel in der Nähe des Selenter Sees im Kreis Plön aufhielt. Derzeit bekommen die Forscher keine weiteren Signale des Senders auf dem Rücken von „Larzac“, sodass sie für jegliche Hinweise über Beobachtungen sehr dankbar wären. Es bleibt zu hoffen, dass der Geier wohlauf ist und es lediglich zu technischen Problemen mit dem Sender gekommen ist.
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11.07.2016
Britische Bestände der Turteltaube erreichen neuen Tiefststand
Seit Mitte der 1990er Jahre sind die britischen Bestände der Turteltaube um 93 % zurückgegangen.
© Jan Goedelt
Wie der
British Trust for Ornithology jüngst in seinem neuen Statusbericht zum Brutvogelmonitoring bekannt gab, haben die Bestände der Turteltaube in Großbritannien einen neuen Tiefststand erreicht. Seit 1995 wurde demnach ein Rückgang um 93 % verzeichnet. Europaweit brachen die Bestände seit 1980 um 78 % ein.
Vor allem Änderungen in der Landnutzung haben zu einem kontinuierlichen Rückgang der Brutpaarzahlen geführt. Man nimmt an, dass ein reduziertes Samenangebot während der Brutzeit ein entscheidender Grund dafür ist. Zusätzlich werden seit 2005 vermehrt Fälle von der vom Grünfinkensterben bekannten Trichomonadose bei Turteltauben festgestellt. Einen negativen Effekt auf die Population hat sicherlich auch der hohe Jagddruck während des Durchzugs in Ländern Südeuropas, auch wenn das wahre Ausmaß dieser Verfolgung nur schwer zu ermitteln ist. Und auch in den westafrikanischen Überwinterungsgebieten haben sich die Bedingungen für Turteltauben verschlechtert: Neben klimatischen Veränderungen spielt hier ebenfalls eine durch Landnutzungsänderungen verschlechterte Nahrungsverfügbarkeit eine Rolle.
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Von einer weit verbreiteten Art hat sich die Turteltaube innerhalb kurzer Zeit zu einer stark bedrohten Brutvogelart entwickelt. Die höchsten Bestände Großbritanniens finden sich heute im Osten und Süden Englands, während weite Teile des Landes komplett verwaist sind. Mithilfe umfangreicher Schutzmaßnahmen wie der „Operation Turteltaube“ versucht man der Art zu helfen. Es bleibt daher zu hoffen, dass auch bei der Turteltaube eines Tages wieder positive Entwicklungen im Statusbericht zum Brutvogelmonitoring veröffentlicht werden können. Der gesamte Bericht „The Breeding Bird Survey 2015 - The population trends of the UK’s breeding birds“ ist auf der Internetseite des BTO kostenlos verfügbar.
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11.07.2016
Feuer frei auf Steinadler in Norwegen?
© Falke - Journal für Vogelbeobachter
In Norwegen droht ein Massenabschuss von Steinadlern. Ein Parlamentsausschuss billigte kürzlich zwei Pilotprojekte für ein „Raubtiermanagement“, nach denen in den Regionen Fosen in Zentral- und Troms in Nordnorwegen erstmals auch Steinadler in größerem Umfang getötet werden dürften. Zur Begründung werden Schäden genannt, die die Adler an freilaufenden Herdentieren wie Schafen und Rentieren anrichten sollen. Der norwegische BirdLife-Partner „
Norsk Ornitologisk Forending“ (NOF) hat errechnet, dass in den beiden Pilotregionen bis zu 226 Steinadler nach dem „Managementplan“ geschossen werden dürften.
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Vor einer in Kürze erwarteten endgültigen Entscheidung durch die Regierung muss es noch eine öffentliche Anhörung im Parlament geben. Die NOF will die Zeit nutzen, um das Vorhaben durch Informationen und öffentlichen Druck auch aus dem Ausland noch zu stoppen. „Der legale Abschuss von Steinadlern ist in ganz Europa und in der gesamten zivilisierten Welt ohne Beispiel. Diese Lizenzen zum Töten sind in Schweden noch nie und in Finnland zuletzt in den 1960er Jahren erteilt worden. Damit stellt sich Norwegen selbst in die Ecke der Schande Europas“, sagt NOF-Vorsitzender Kjetil Solbakken. Die Begründung für die Massentötung von Adlern sieht BirdLife Norwegen als nicht stichhaltig an. Die NOF verweist auf Untersuchungen für das als Pilotbezirk vorgesehene Gebiet Fosen. Danach sind 86 bis 94 Prozent der Verluste an Schafen dort auf andere Ursachen als die Prädation durch Steinadler zurückzuführen. „Parasiten, Verkehrsunfälle, Krankheiten und unbekannte Todesursachen sind allesamt weitaus bedeutender als die Verfolgung durch den Steinadler“, sagt Solbakken im Gespräch mit Der Falke (August-Ausgabe). „Wir appellieren an alle Naturfreunde, die Norwegen besuchen, uns durch ihre Unterschrift für diese Petition oder Briefe an die Verantwortlichen zu unterstützen. Es geht auch darum, international einen Präzedenzfall zur legalen Verfolgung von Greifvögeln zu verhindern.“ Mehr zum Thema in der August-Ausgabe von Der Falke.
Die Petition:
https://www.causes.com/campaigns/101784-ikke-drep-kongeorna-don-tkill-golden-eagles-in-norway
Thomas Krumenacker
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04.07.2016
Schockierende Zahlen zum Vogelfang in Ägypten veröffentlicht
Man nimmt an, dass in jedem Herbst entlang der ägyptischen Mittelmeerküste mehrere Millionen Wachteln getötet werden
© Christopher König
Bereits mehrfach wurde über das enorme Ausmaß des herbstlichen Vogelfangs an der Mittelmeerküste Ägyptens berichtet. Vor allem Wachteln werden in großer Zahl systematisch gefangen, doch auch zahlreiche andere Arten gehen den Jägern in die Netze und verenden qualvoll. Von 2008 bis 2012 führten amerikanische und ägyptische Forscher eine Untersuchung entlang dieser Netze im Norden der Sinai-Halbinsel durch. Sie ermittelten dabei erschreckende Anzahlen: bis zu 357 Wachteln pro Kilometer pro Tag wurden demnach in 2012 getötet, durchschnittlich waren es 191. Die Wissenschaftler fanden neben Wachteln auch 54 andere Vogelarten aus 28 Familien, darunter in goßer Zahl Wachtelkönig, Steinschmätzer und Kurzzehenlerche. Anhand der erhobenen Daten berechneten die Forscher, dass alljährlich innerhalb der 45 Tage des stärksten Herbstdurchzugs rund 2 Millionen Wachteln und 0,5 Millionen Vögel anderer Arten im Nordsinai getötet werden. 2012 etablierte sich der Einsatz von Klangattrappen, um Wachteln in die Netze zu locken. Die für dieses Jahr geschätzte Zahl gefangener Wachteln lag sogar bei 3,3 Millionen. Die Ergebnisse wurden nun im
Journal Bird Conservation International veröffentlicht.
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In zunehmendem Maße werden in Gebieten mit Büschen und Bäumen entlang der Küste auch gezielt Singvögel gefangen. Bei einer Datenerhebung 2010 bis 2012 wurden in Japannetzen 17 Vogelarten aus drei Familien registriert. Sieben dieser Arten wurden ausschließlich mit diesem Netztyp gefangen.
Für durch Ägypten ziehende Vogelarten wirkt sich der herbstliche Vogelfang vermutlich auch auf Populationsniveau negativ auf die Bestände aus. Genauere Studien zum Vogelfang entlang der südlichen Mittelmeerküste sind jedoch dringend notwendig, um das Ausmaß und die Folgen besser bewerten zu können.
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04.07.2016
Kollisionsraten an Windenergieanlagen: Neuer Forschungsbericht erschienen
© BioConsult SH
Kollisionen von Vögeln (und Fledermäusen) gelten als ein zentrales Konfliktfeld zwischen dem Ausbau der Windenergienutzung und dem Naturschutz. Da zahlreiche Vogelarten und alle Greifvogelarten besonderen gesetzlichen Schutz genießen sind Kollisionen ein wichtiger artenschutzrechtlicher Aspekt in den Genehmigungsverfahren. Zur Ermittlung der Kollisionsraten von Vögeln und der Schaffung planungsbezogener Grundlagen für die Prognose und Bewertung des Kollisionsrisikos durch Windenergieanlagen wurde ab 2011 von BioConsult SH in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe für regionale Struktur- und Umweltforschung (ARSU), dem Institut für Angewandte Ökosystemforschung (IfAÖ) und der Universität Bielefeld das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie geförderte
Projekt PROGRESS durchgeführt.
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Im Rahmen einer systematischen Freilandstudie wurden durch regelmäßige Linientransektsuchen nach Kollisionsopfern repräsentative Daten zur Kollisionsrate von Vögeln mit Windenergieanlagen gesammelt und mit Hilfe von experimentell bestimmten Korrekturfaktoren die Anzahl tatsächlich kollidierter Vogel berechnet. Weiterhin wurden Verhaltensbeobachtungen von Vögeln zur Bewertung des Kollisionsrisikos an bestehenden Anlagen durchgeführt. Darüber hinaus sollte der Einfluss der zusätzlichen Mortalität modelliert und damit die Frage der Erheblichkeit auf Populationsniveau behandelt werden.
Das Vorhaben PROGRESS wurde im Juni 2016 erfolgreich abgeschlossen. Der Abschlussbericht des Projektes kann nun kostenfrei auf der Internetseite von BioConsult SH heruntergeladen werden.
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14.06.2016
HanseBird — Das Vogelfestival des Nordens vom 18.-19.6. in Hamburg
Die HanseBird lockt am kommenden Wochenende wieder Vogelfreunde nach Hamburg
© NABU Hamburg
Die vom NABU Hamburg veranstaltete HanseBird lädt vom 18.-19. Juni 2016 Vogelfreunde, Naturbeobachter und Fotografen herzlich nach Hamburg ein! Im stimmungsvollen Ambiente der Wasserkunst Elbinsel Kaltehofe dreht sich an diesem Wochenende einmal mehr alles um die Welt der Vögel, deren Beobachtung und Schutz.
Vor Ort können Ferngläser, Spektive, Kameras und Objektive unter Live-Bedingungen ausprobiert und verglichen werden. Daneben können sich die Besucher über Naturreisen informieren und sich mit der passenden Ausrüstung ausstatten, sich mit Gleichgesinnten austauschen oder zwischen Kunstwerken und Fachliteratur stöbern. Neben Anbietern von Naturschutzprodukten, Ausflugszentren und Vogelschützern stellen sich auch die Gastgeber vom NABU vor und geben Tipps für mehr Natur vor der eigenen Haustür.
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Hochkarätige Bildvorträge von Ornithologen und Naturfotografen begleiten die HanseBird an beiden Tagen. Zudem laden Workshops und Führungen zum Mitmachen und Ausprobieren ein. Als besonderen Service bietet Hauptsponsor Carl Zeiss Sport Optics allen HanseBird-Besuchern einen kostenlosen Fernglas-Check vor Ort an. Kleine Vogelfreunde können auf Schnitzeljagd gehen und die Natur am Fuchs-Mobil erforschen.
Wie in den vergangenen Jahren wird auch der DDA wieder mit einem eigenen Stand vertreten sein, an dem sich die Besucher über das Vogelmonitoring in Deutschland informieren und DDA-eigene Publikationen erwerben können. Am Sonntagnachmittag stellt Christopher König verschiedene Monitoringprogramme und Möglichkeiten einer Mitarbeit bei der Erfassung der heimischen Vogelwelt vor.
Also seien Sie gespannt und erleben, entdecken und fotografieren Sie die faszinierende Welt der Vögel — auf der HanseBird 2016. Wir freuen uns auf Sie!
Ort: Wasserkunst Elbinsel Kaltehofe, Kaltehofe Hauptdeich 6-7, 20539 Hamburg
Datum: 18./19.6.2016 jeweils 10-18 Uhr
Eintritt: 5,50 / ermäßigt & NABU-Mitglieder: 3,80 € / Kinder bis 12 Jahre frei.
Alle Veranstaltungen plus Eintritt zum Museum Wasserkunst sind im Preis enthalten.
Kostenloser Busshuttle für Besucher ab S-Bhf-Tiefstack (stündlich ab 9.45 Uhr).
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10.06.2016
Sachpreis-Verlosung Birdrace 2016 - herzlichen Glückwunsch?!
Eine Schellente ziert in diesem Jahr die Urkunde, die in Kürze an alle Teams verschickt wird. Das Original wurde wie immer verlost. Die/Der Glückliche ist ...
© Reno Lottmann
Wir hoffen, dass alle das 13. bundesweite Birdrace am 7. Mai noch in guter Erinnerung haben. Wir auf jeden Fall: Mit 1.034 Teilnehmerinnen und Teilnehmern und 291 Teams waren so viele dabei wie nie zuvor. Mehr als 26.000 Euro kamen für ornitho.de dank zahlreicher Spender zusammen. Auch das ist ein neuer Höchstwert. Dafür möchten wir allen Beteiligten nochmals aufs Herzlichste danken! Der einen oder dem anderen durch unsere Glücksfee auch im materiellen Sinne, denn in diesem Jahr waren wieder mehr als 80 Preise in der Lostrommel. Die Chancen, zu den Glücklichen zu zählen, waren somit trotz Rekordbeteiligung wieder einmal sehr hoch - insbesondere dann, wenn das eigene Team Spenden für ornitho.de einwarb oder umweltfreundlich unterwegs war. Die folgenden Teilnehmerinnen und Teilnehmer dürfen sich in diesem Jahr freuen:
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Original-Gemälde "Schellente" von Reno Lottmann
Simon Lemster
Zeiss Victory HT 10x42
Brigitta Krukenberg
Lowepro Rucksack
Nele Martens
König Photobags Fahrradtaschen
Fabian Karwinkel, Andreas Leistikow, Christoph Vogel
Glutz von Blotzheim: Handbuch der Vögel Mitteleuropas auf CD-Rom
Klaus Bull
Jahresabo der Zeitschrift "GEO"
Oliver Conz, Ulrich Eidam, Manfred Lindenschmidt, Heiko Schmaljohann
Probeabo der Zeitschrift "Die Vogelwelt"
Ulf Elpel, Robin Speicher, Miriam Teuscher
Bergmann: Die Stimmen der Vögel Europas (DVD)
Melanie Reinelt, Meike Schulz, Krzystof Wesolowski
Bergmann: Die Federn der Vögel Mitteleuropas
Stefan Ferger, Thomas Flinks, Benjamin Steffen
25-Euro-Buchgutschein Christ Media
Steffen Bäumer, Lennart Dürotin, Lisa Gerke, Gerhard Herchet, Carsten Jansen, Helgard Lemke, Wolf Meinken, Volker Schmidt, Felix Timmermann, Bernd Walther
Vivara Futtersäule
Lukas Griem, Esther Lutz, Wilhelm Markwardt
"Die besten 75 Vogelbeobachtungsgebiete in Deutschland"
Manuel Graf, Franck Hollander, Phil Keuschen, Tobias Lepp
"Vögel beobachten im Seewinkel"
Hilger Lemke, Amelie Niederreiter, Jürgen W. Schwirk
Schwegler Nistkasten
Jacob Corman, Benjamin Feldmann, Merle Koelmann, Matthias T. Müller, Willi Reichel, Rainer Ruess
Brunner: Ornithomania
Nadja Becker, Maria Rösel
Vivara Futterblock-Häuschen
Ingo Fahne, Michael Grimminger, Jannik Hoffmann, Viktoria Mader, Patrick Rinkel
Vivara Nistkasten
Mareike Büdding, Erich Kretzschmar, Barbara Petersen, Tiemo Rakers, Jörg Walter
Reichholf: Ornis
Stefan Häcker, Jana Holler, Joschua Mosen, Daniel Rimbach, Jan Ulber
Jahresabo der Zeitschrift "Vögel"
Christiana Anagnostou, Achim Bergmeier, Anne Bertuleit, Volker Bohnet, Oliver Bunge, Christian Groß, David Grupp, Josef Kallmayer, Michael Metzger, Dagmar Uttich
Jahresabo der Zeitschrift "Ornithologische Mitteilungen"
Daniel Lück, Jannik Schlicht, Markus Stäritz, Fritz Trillmich, Dietrich Volkmar
Sunbird Images Vogel-App
Daniel Fröhle, Markus Hubatsch, Eberhard Leich, Manuel Flores Lunar, Robin Maares, Theo Mohn, Severin Racky, Astrid Schwabe, Johannes Schlien, Nico Stenschke
Herzlichen Glückwunsch!
Unabhängig vom glücklichen Glücksfee-Händchen dürfen sich das TEAM BO-BACHTER, Birding for Nature, BOR-Seeschwalben und – da sie nur hauchdünn am Treppchen vorbeibirdeten – auch HGON Kelkheim freuen: Als fleißigste Spendensammler finden sie die Zeitschrift Der Falke von Juni 2016 bis Mai 2017 jeweils zum Monatsanfang im Briefkasten!
Für die volle Lostrommel danken wir ...
... Carl Zeiss Sports Optics, dem AULA-Verlag, Lowepro, König Photobags, Christ Media Natur, GEO, Schwegler, der Ullstein Buchverlage GmbH, Leander Khil, dem dwj-Verlag, Vivara, der Dr. Walther Thiede-Stiftung, dem Verlag Galiani Berlin und Sunbird Images, die die Preise für die Verlosung zur Verfügung stellten!
Bis zum 14. bundesweiten Birdrace am 6. Mai 2017!
Euer Birdrace-Team des DDA
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08.06.2016
In Europa unterwegs? Neue Version von NaturaList vereinfacht Mitarbeit am zweiten Europäischen Brutvogelatlas — machen Sie mit!
Kombinierte Karte aus modellierten und kartierten Daten zur Brutverbreitung der Samtkopf-Grasmücke in Europa. Das lässt erahnen, welch großartiges Werk uns in einigen Jahren erwartet
© EBCC
Alle, die die
ornitho-App „NaturaList“ nutzen, werden in diesen Tagen erfreut festgestellt haben, dass mit der App nun auch
Beobachtungslisten gemeldet werden können. Damit wird es nicht nur deutlich einfacher, diese besonders wertvollen Daten vor allem für die häufigen Vogelarten hierzulande zu sammeln, sondern es wird auch einfacher, das bislang ambitionierteste Gemeinschaftsprojekt in der europäischen Ornithologie zu unterstützen: den zweiten europäischen Brutvogelatlas. Machen Sie mit, wenn Sie in den kommenden Wochen oder zur Brutzeit 2017 in Europa unterwegs sind. Wir erklären Ihnen wie.
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Der EBCC (European Bird Census Council), der Dachverband der avifaunistischen Fachverbände in Europa, hat sich zum Ziel gesetzt, gemeinsam mit seinen Partnern in den Ländern (natur&emwelt in Luxemburg und dem DDA in Deutschland) den zweiten europäischen Brutvogelatlas zu erarbeiten. Der erste Atlas ist vor rund 20 Jahren erschienen, mit Daten die inzwischen rund 30 Jahre alt sind. In dieser Zeit hat sich Vieles in Europa verändert.
Ziel des zweiten europäischen Brutvogelatlas ist es, nun tatsächlich ganz Europa abzudecken, d.h. vom Ural bis zu den Kanaren und von Spitzbergen bis nach Malta; ein ambitioniertes Ziel, denn in weiten Teilen Europas sind die Beobachterdichten weit geringer als bei uns. Vor allem in Ost- und Südosteuropa (aber nicht nur dort) gibt es noch größere weißere Flecken. Helfen Sie mit, diese Lücken bis 2017 zu schließen!
Mehr über das Projekt „EBBA2“ erfahren Sie unter www.ebba2.info.
Sie können den europäischen Brutvogelatlas auf zwei Arten unterstützen:
- Melden Sie alle Ihnen interessant erscheinende Beobachtungen und versehen diese mit einem Brutzeitcode, wenn das Verhalten der Vögel auf ein mögliches, wahrscheinliches oder sicheres Brüten hinweist.
- Führen Sie 1 bis 2 Stunden lange Rundgänge durch und melden alle Vogelarten als Beobachtungsliste. Wichtig ist auch hierbei, dass Sie alle Beobachtungen mit einem BZC versehen, wenn das Verhalten der Vögel auf ein mögliches, wahrscheinliches oder sicheres Brüten hinweist. Jede auf dem Rundgang festgestellte Art muss grundsätzlich nur einmal gemeldet werden, wir empfehlen jedoch folgende Vorgehensweise: von mäßig häufigen und seltenen Arten sollten nach Möglichkeit alle Beobachtungen gemeldet werden, bei den häufigen mindestens jeweils die erste sowie alle nachfolgenden mit einem höheren Brutzeitcode (Bsp.: Sie beobachten zuerst eine singende Blaumeise und tragen diese mit A2 ein, später beobachten Sie eine Futter tragende, bitte melden Sie diese dann zusätzlich mit C14b). Sie dürfen aber natürlich auch alle Beobachtungen aller Arten melden.
Bitte vergegenwärtigen Sie sich ggf. nochmals die Hinweise zur Vergabe von Brutzeitcodes.
Damit können Sie bereits durch kleine Exkursionen und Ihre Zufallsbeobachtungen im Urlaub einen wichtigen Beitrag zum europäischen Brutvogelatlas leisten. Am einfachsten geht dies mit der App „NaturaList“. Für ganz Europa stehen die Karten von OpenStreetMap zur Verfügung, die auch vorab für Ihre Urlaubsregion heruntergeladen werden. So benötigen Sie keine Netzverbindung, um die Beobachtungen exakt erfassen zu können.
Wer nicht mit NaturaList arbeitet, kann Exceldateien herunterladen.
Durch eine gezielte Reise in entlegene Gebiete können Sie einen besonders großen Beitrag zum europäischen Brutvogelatlas leisten. Wenn Sie also das Abenteuer etwas mehr lockt, dann nehmen Sie am besten mit den nationalen oder europäischen Koordinatoren Kontakt auf. Alles Wissenswerte hat das EBBA2-Team in der Rubrik „How to contribute with my data from a foreign country“ zusammengestellt.
Ermöglicht wurde die Erweiterung der App durch die Schweizerische Vogelwarte Sempach im Rahmen des Europäischen LIFE-Projektes „Combining and improving online bird portals data to display near-real-time spatiotemporal patterns of bird distribution across Europe“. Merci vielmals!
Viele spannende Entdeckungen hierzulande oder anderswo in Europa in den kommenden Wochen wünschen Ihnen
im Namen des EBBA2-Teams
Christopher König, Patric Lorgé und Johannes Wahl
für das Team von ornitho.de und ornitho.lu
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30.05.2016
20 Millionen Datensätze bei ornitho.de und ornitho.lu, 100.000 Melderinnen und Melder ornitho-weit!
Die ornitho-Portale finden europaweit weiterhin großen Zuspruch
© Rosl Rößner
Gleich zwei beeindruckende Schwellenwerte wurden in den letzten Tagen überschritten: Am Samstag, 21. Mai 2016 wurde bei
ornitho.de bzw.
ornitho.lu die 20-millionste Beobachtung eingetragen. Keine zwei Jahre nachdem im August 2014 die 10-Millionen-Marke erreicht wurde, hat sich der Datenschatz erneut verdoppelt. Die mehr als 20 Millionen Vogelbeobachtungen wurden alle per Hand über das Portal bzw. in zunehmendem Maße auch über die
ornitho-App „NaturaList“ übermittelt. Fast 18.000 Personen haben sich mittlerweile registriert und es liegen Beobachtungen aus fast jedem Winkel der Republik vor. Bis zu 47.000 Einträge gehen pro Tag ein!
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Doch nicht nur in Deutschland und Luxemburg wird ornitho so gut angenommen. Ornitho-Portale erfreuen sich auch in Frankreich, Italien, der Schweiz, Österreich, Polen, Katalonien und dem Baskenland einer großen und stetig wachsenden Beliebtheit. Die Zahl aller Nutzerinnen und Nutzer der „ornitho-Familie“ ist mittlerweile sechsstellig. Der 100.000. Nutzer registrierte sich am 28. Mai 2016 in Frankreich. Das große Citizen-Science-Netzwerk ermöglicht durch diese großartige Entwicklung auch auf internationaler Ebene spannende Auswertungen. Nicht zuletzt fließen die Daten aller ornitho-Portale auch in das europaweite EuroBirdPortal.
Ein ganz besonderer Dank gebührt dem Team von Biolovision um Gaëtan Delaloye, das im Hintergrund großartige Arbeit leistet. Das Portal läuft trotz der gewaltigen Datenmenge schnell und die wenigen Probleme werden in den meisten Fällen innerhalb kurzer Zeit behoben. Merci beaucoup!
Wir wünschen Ihnen weiterhin viel Freude beim Erkunden unserer Vogelwelt, online auf ornitho, vor allem aber draußen in der Natur. Vielen Dank für Ihre großartige Unterstützung!
Christopher König, Patric Lorgé und Johannes Wahl
für das Team von ornitho.de und ornitho.lu
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14.05.2016
Frühsommerliches Rennen der Rekorde — das Birdrace 2016 im Rückspiegel
Gut gelaunt posieren die Usedommeln vor der Anzeige ihrer neuen Rekordmarke: erst bei 162 Arten war in diesem Jahr Schluss — das bisher beste Ergebnis eines Fahrradteams. Platz 4 bedeutete das am Ende. Aber „Da geht noch was ...“ meinen sie selbst. Wir freuen uns schon jetzt auf den 6. Mai 2017!
© Usedommeln
Sonne satt, 20 bis 25 Grad und blauer Himmel: Nicht nur herrliche, sondern auch ungewöhnlich faire Bedingungen herrschten beim 13. bundesweiten Birdrace am 7. Mai, bei dem viele der bisherigen Bestmarken in der frühsommerlichen Wärme förmlich dahinschmolzen und das mit mancher Überraschung aufwartete. 291 Teams mit über 1.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern waren dabei – wieder einmal deutlich mehr als im Jahr zuvor. Das herrliche Wetter am erfolgreichsten nutzte das Team Cuxland, das mit 167 Arten zum zehnten Mal die Nase vorne hatte, jedoch mit dem minimalen Abstand von nur einer Art vor den Speedbirdern aus Sachsen, die am Ende eines langen und kräftezehrenden Tages mit einem neuen Teamrekord Gätkes Erben aus Lüneburg mit 164 Arten und eingestellter Bestmarke auf Rang drei verwiesen. Über die Hälfte der Teams wählte die umweltfreundliche Variante und verzichtete auf ein Auto. In dieser prestigeträchtigen Wertung hatten am Ende einmal mehr die Usedommeln die Reifen mit 162 Arten vorn: Platz vier insgesamt und eine neue Bestmarke für ein Fahrradteam. Mit hervorragenden 156 Arten radelten Pody und Co auf Rang zwei vor dem Team Havelland mit 150 Arten. Damit kamen erstmals drei Fahrradteams in die Top 10. In der Sonderwertung „Singvögel“ gelang den Speedbirdern mit 83 Arten mit ebenfalls neuer Bestmarke der fünfte Sieg in Folge und unter den 14 Nachwuchsteams (in der Mehrzahl unter 20 Jahre alt) hatte der YoungBirdersClub mit 126 Arten die Nase deutlich vor der Konkurrenz. Im Spendenrennen ließen die BO-BACHTER einmal mehr nichts anbrennen und gewannen zum dreizehnten Mal: 4.234 Euro standen am Ende zu Buche – auch das ein neuer Rekord. Auf Platz zwei und drei kamen wie im Vorjahr Birding for Nature (3.097 Euro) und die BOR-Seeschwalben (1.998 Euro). Herausragend war auch das Gesamtergebnis des Spendenrennens zugunsten des Internetportals ornitho.de: Über 26.000 Euro kamen durch den Einsatz von 110 Teams in diesem Jahr zusammen. Herzlichen Dank an alle, die dazu beigetragen haben!
302 Arten wurden am „Tag der Vogelartenvielfalt“ entdeckt – noch einmal mehr als im vergangenen Jahr (300), darunter selbstredend auch zahlreiche Seltenheiten. Diese sind bekanntlich der Extra-Motivationsschub für die glücklichen Teams, die Datenreihe der Ergebnisse des Birdraces gibt für einige Arten aber auch interessante Einblicke in das jährliche Auftreten, z.B. beim Fichtenkreuzschnabel. Das alles und noch viel mehr, beleuchten wir in dieser Nachlese auf das Birdrace 2016.
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Cuxland zum zehnten Mal obenauf, Speedbirder um Artenbreite überraschende Zweite, drei Fahrradteams in den Top 10

Das Birdrace 2016 war bei Temperaturen bis 27 Grad definitiv eines der anstrengenderen: Bereits um die Mittagszeit sind die vier Cuxländer sichtlich gezeichnet. Am Ende hatten sie zum zehnten Mal die Nase vorn!
Um Mitternacht oder allenfalls kurz danach waren sie gestartet, das Team Cuxland ebendort, die Speedbirder in Westsachsen, Gätkes Erben bei Lüneburg und die Usedommeln im Nordosten McPomms. 24 Stunden später hatten sie alles aus sich und ihrer Region herausgeholt, insgesamt 225 Arten. Beim Team Cuxland kam um 21:38 die Waldschnepfe als letzte und 167. Art auf die Liste. Und die machte am Ende den Unterschied. „Ausgerechnet die Waldschnepfe!“ werden sich die Speedbirder jetzt vielleicht denken. Denn als diese morgens um 4:20 über ihnen balzte, ahnten sie vielleicht schon, dass es das Rennen ihrer bisherigen Birdrace-Karriere werden könnte: Im 13. Anlauf klappte es zum ersten Mal, dass sie zur richtigen Zeit am richtigen Ort waren. Und es lief weiter wie am Schnürchen und sie schalteten die Ohren erst auf Durchzug, als die 24 Stunden um waren: mit einem in ihrer Region äußerst seltenen Steinkauz setzten sie um kurz vor Mitternacht den Schlusspunkt, Nr. 166 – ein neuer Rekord für ein Team ohne Zugang zur Küste. Der bisherige Rekord stand bei 164 Arten, den Gätkes Erben im vergangenen Jahr bei ihrem gemeinsamen Sieg mit den Cuxländern aufgestellt hatten. Im Nordosten Niedersachsens blieb der Ticker wieder bei hervorragenden 164 Arten stehen – trotz zweier neuer Arten in ihrem dreizehnten Rennen. Und was machen die Usedommeln? Bevor diese nicht von den Rädern gestiegen sind, kann sich inzwischen kein Team mehr entspannt zurücklehnen. Lange ließ ihr Ergebnis auf sich warten ... 162 Arten waren ihnen bei ihrem Ritt zu Ohren oder vor die Gläser gekommen – so viele wie noch nie bei einem Fahrradteam. Und auch vier Teams mit über 160 Arten gab es noch nie. Gratulation somit an die Cuxländer, die ihren zehnten Titel einheimsten, an die Speedbirder zum erfolgreichsten Rennen eines Binnenland-Teams, an Gätkes Erben für eine beeindruckende Konstanz (in zehn der dreizehn Rennen standen sie auf dem Treppchen!) und an die Usedommeln, die zwar mit der Holzmedaille vorlieb nehmen mussten, aber neben dem Sieg in der „grünen“ Wertung und dem neuen Fahrradrekord einmal mehr unter Beweis stellten, was autofrei möglich ist (und dass es vermutlich nur eine Frage der Zeit ist, bis ein umweltfreundliches Team den Sprung aufs oberste Treppchen schafft).

Lässig und gut gelaunt ging’s für die Wetterauer Jungornis hoch hinaus: mit 153 Arten kamen sie auf Platz und verbesserten den hessischen Rekord um satte 19 Arten!
Hinter diesem 160+-Quartett ging es nicht weniger spannend zu und es purzelten in der Frühsommersonne so manche Teamrekorde: Hinter den Usedommeln landete mit Pody und Co aus Ostholstein direkt das nächste Fahrradteam. Mit 156 Arten, darunter nicht weniger als 17 (!) Limikolenarten, pulverisierten sie förmlich ihren bisherigen Teamrekord von 148 Arten und hielten damit drei Teams in Schach, die auf hervorragende 153 Arten kamen: Die Alten Socken, ebenfalls aus dem Cuxland (der Region zwischen Weser und Elbe im Norden Niedersachsens), die ihr zweitbestes Ergebnis erreichten, die BRAchvögel, die den Kreis Wesermarsch in Niedersachsen beackerten und den sensationell guten Wetterauer Jungornis, die gerade dem „Kükenalter“ entsprungen sind und u.a. dank 16 Limikolenarten tief im Binnenland einen phänomenalen neuen hessischen Rekord aufstellten (bislang Grenzgänger mit 134). Die offenbar exzellenten Bedingungen in der Zugschneise Wetterau nutzten auch Die Wetteranen, die mit 151 Arten knapp vor den Team Havelland einkamen, die radelnd die Top 10 komplettieren – mit 150 Arten. Auch das gab’s noch nie, dass die Messlatte für Platz zehn so hoch lag, ebenso das drei Fahrradteams in die Top 10 vorstießen. Unsere Befürchtung, das Wetter könnte zu gut sein, trat somit – zumindest vielerorts – glücklicherweise nicht ein. Das mag auch an dem leichten Ostwind gelegen haben, der so manchen abzugswilligen Arten offenbar nicht passte. So wurde der Gegenwind für die einen zum Rückenwind für die anderen ...

126 sollten‘s werden, 124 wurden’s: Die SCHÖNBUCHfinken hatten unter sechs Tübinger Teams die Nase vorn und waren eines von 168 Teams, die sich am Ende eines herrlichen Tages über 100 und mehr Arten freuen durften.
Beachtliche 129 Arten, und damit nochmals zwei mehr als 2015, waren in diesem Jahr notwendig, um unter die Top 50 zu kommen. Nicht weniger als 168 (!) Teams gelang es in diesem Jahr, die 100-Arten-Schallmauer zu erreichen oder zu überspringen. Bei vielen, die darunterblieben, lag das nicht an fehlender Motivation oder Kenntnis, sondern schlicht an einem Mangel an vielfältigen und artenreichen Lebensräumen, die vor allem in den dicht besiedelten Regionen fehlen.
Usedommeln radeln mit Bestmarke vorweg

Zufrieden und entspannt, als ahnten sie schon, dass es ein guter Tag würde, blinzeln Pody und Co in die Morgensonne Ostholsteins. 156 Arten waren es nach 95 km – Platz 2 in der Fahrradwertung!
Mit dem neuen Rekord von 162 Arten ließen die großen Favoriten im Fahrradrennen, die Usedommeln, keine Federn und lagen am Ende eines anstrengenden Tages mit sechs Arten Vorsprung wieder deutlich, aber bei weitem nicht so deutlich wie in den Vorjahren an der Spitze der 148 radelnden Teams. Das heißt, es vertraute wie schon in den Vorjahren mehr als die Hälfte der Teams ausschließlich auf die eigene Muskelkraft, und das ungewöhnlich erfolgreich: Hinter den Usedommeln, denen neben mehreren fest eingeplanten Arten sogar ihre Schwesterart, die Rohrdommel, durch die Lappen ging, gelang Pody und Co ein formidabler Lauf, an dessen Ende sie trotz deutlich weniger Radkilometern erstmals die langersehnte 150er-Marke knackten, und wie: 156 Arten standen schließlich zu Buche! Besser schnitten bislang einzig die Usedommeln ab. Über 20 Stunden waren beide Teams auf den Beinen oder im Sattel. Ebenfalls überaus rund lief es auch beim Team Havelland, das mit 150 Arten ebenfalls in den illustren „Club150“ eintraten und ihr bestes Ergebnis als Fahrradteam bei ihrer 100-km-Tour einfuhren. Das gelang auch Wannacks Topti(c)kern, die sogar fast 24 Stunden Augen und Ohren offenhielten, denen nach dem Teichhuhn um 23:34 nur eine mickrige Art zum lang angestrebten Ziel fehlten. Vor einigen Jahren hätten 149 Arten noch locker fürs Treppchen, in manchen Jahren sogar zum Platz an der Sonne bei den Fahrradteams gereicht!

Zwischen Harz und Kyffhäuser geht es für die GOLDENEn AUErhähne seit jeher ausschließlich zu Fuß durch die goldene Aue und rund um den Stausee Berga-Kelbra. 131 Arten, darunter die drei Sumpfseeschwalben, standen nach einem Marsch von über 20 km zu Buche. Das verdient allerhöchsten Respekt, Hut ab!
Alles aus sich und dem Saalekreis herausholten auch Corax, die mit der Nachtigall um Punkt Mitternacht starteten und erst nachts um halb zehn schließlich mit dem Weißstorch als 144. Art vom Rad stiegen und neben Platz 5 bei den Fahrradteams auch souverän den Landesmeistertitel in Sachsen-Anhalt einfuhren. Ebenfalls mit 144 Kreuzchen in die Top 5 cruiste im Kreis Nordfriesland das Quartett von Easy Eider, die auch dank zweier Raubseeschwalben die kreisinterne Konkurrenz von Hart an der Grenze NF um eine Art auf Platz 6 verwiesen. Dafür waren diese die Hauptdarsteller im NDR-Beitrag über das Birdrace und trugen dessen Idee in die schleswig-holsteinischen Wohnzimmer. Ebenso erfolgreich rollte der Trans Hannover Express, der nach über 22 Stunden und 125 km durch die Region Hannover ebenfalls 143 Arten auf dem „Tacho“ hatte und so den 150 Arten, die das Team im vergangenen Jahr mit dem Auto erreicht hatte, erstaunlich nahe kamen. So ein Tag, und dazu noch ein so erfolgreicher, ist, liebe Autoteams, einfach ... geil! Das werden auch die fünf Freunde von Hamburch mein Perlhuhn – benannt in Anlehnung an die HSV-Hymne von Lotto King Karl – vermutlich so sehen, denen nur eine Sumpfmeise fehlte, um mit den Hannoveranern auf Platz 7 gleichzuziehen. Ihren Aktionsradius deutlich eingeschränkt hatten die Angeliter Ornis, die nun als Birkassinen mit nur wenigen Abstechern ins Umland beachtliche 138 Arten bei nur 40 km Fahrradstrecke in der Geltinger Birk entdeckten, ebenso viele, wie die Rostocker Stadtisten mit ihrer formidablen Singvogelliste, die sie bis in die Top 10 der „grünen“ Teams brachte.
Singvögel: Speedbirder mit neuem Rekord zum fünften Mal in Folge vorne

Mal eben aus dem Fenster gucken? Wohl kaum: Die Rostocker Stadtisten nutzen den späten Birdrace-Termin und erreichten mit 79 Singvogelarten nicht nur ihr bisher bestes Ergebnis, sondern auch einen hervorragenden dritten Platz in dieser Sonderwertung.
Die Sonderwertung „Singvögel“ wurde 2007 eingeführt, da alle Teams ohne Zugang zur Küste in der Gesamtwertung v.a. aufgrund der fast nur dort anzutreffenden Arten seit jeher das Nachsehen haben und bis zu diesem Jahr noch nie den Sprung ganz an die Spitze schafften. Der Vorteil der Küstenteams liegt vor allem bei den Nicht-Singvogelarten, der mit dieser Sonderwertung „ausgeglichen“ wird. Die Überlegung ging auf: Bei allen bisherigen Rennen lagen Teams aus dem Binnenland vorne. So auch in diesem Jahr, aber nur denkbar knapp.
Mit 83 Singvogelarten kamen die Speedbirder auf ihrem Beinahe-Siegtrip durch Westsachsen und verbesserten damit ihre eigene Bestmarke in dieser Sonderwertung gleich um zwei Arten. Das war der fünfte Sieg in Folge in der Sonderwertung! Ihr zweiter Platz bundesweit basiert somit exakt zur Hälfte auf Singvogelarten. Doch die Steigerung war auch nötig, damit die Flagge der binnenländischen Teams auch im zehnten Jahr vom obersten Treppchen flattert. Denn mit hervorragenden 82 Arten schnupperten die Usedommeln auch in dieser Sonderwertung am Platz an der Sonne. Einen super Tag hatten auch die Rostocker Stadtisten erwischt, die dank eines frühen Zwergschnäppers auf 79 Singvogelarten kamen und damit erstmals aufs Treppchen hüpften und den letztjährigen Dritten, Pornithos, die Holzmedaille um den Hals hängten.
Auf ihren nach eigener Aussage entspannten 100 km durchs Havelland begegneten dem gleichnamigen Rad-Duo 77 Singvogelarten, ebenso wie Gätkes Erben rund um Lüneburg. Vor zwei Jahren wäre das noch der zweite Platz gewesen! Das verdeutlicht, wie gut es in diesem Jahr mit den Singvogelarten bei vielen Teams klappte. Der späte Termin wirkte sich hierbei vor allem bei den Teams im Nordosten positiv aus, denn Anfang Mai sind z.B. Gelbspötter, Sumpfrohrsänger oder Pirol sonst nur mit viel Dusel drin.
Hoch hinaus stapften Die 3 Zehenspechter rund um Garmisch-Partenkirchen und landeten auch dank des ersten Birdrace-Schneesperlings mit 76 Singvogelarten auf einem exzellenten siebten Platz und ließen Broadwäschd und Schpätzle, Die Warnowtaler und die Wetterauer Jungornis mit je 74 Singvogelarten hinter sich.
Nachwuchsteams: YoungBirdersClub vor Uhu flattafix

Noch locker baumeln ließen es die Blumkinder aus Oldenburg, doch sie haben die Zukunft offensichtlich bereits fest im Blick ... Weiter so, dann habt ihr bald die Nase vorn in der Nachwuchswertung!
14 Teams, darunter mehrere Familienteams, waren in diesem Jahr in der U20-Wertung dabei. Diese Wertung gibt es seit 2009, bei der die Mehrheit der Teammitglieder jünger als 20 Jahre alt sein muss. Das Rennen machten schließlich die drei Jungornis vom YoungBirdersClub, die im Kreis Pinneberg mit dem Fahrrad auf hervorragende 126 Arten kamen und damit das bislang drittbeste Ergebnis in der Nachwuchswertung erreichten (die Bestmarke liegt bei 133 Arten, aufgestellt vom Team Wetterau 2015). Die fünf fröhlichen Freunde von Uhu flattafix - wir Kleibern alles flatterten in Nordfriesland auf 114 Arten hauchdünn vor dem kulinarisch-ornithologischen Labskauz-Duo aus Hamburg, die sich über 112 Arten freuten. Das Treppchen in der Nachwuchswertung war somit dieses Jahr fest in norddeutscher Hand. Dieses Mal knapp am „Stockerl“ vorbei birdeten Two half and a man aus Heinsberg, die mit 110 Kreuzchen auf der Liste lässig die 100-Artenmarke knackten und sich endlich einmal über alle sechs Meisenarten (Respekt, das gelingt auch vielen Ü20-Teams nicht!) und einen neuen Teamrekord freuten.
Spendenrennen: Voll auf die 13 – BO-BACHTER wieder mit Rekordergebnis

Daumen hoch: Um umgerechnet gerade einmal fünf Arten schrammte HGON Kelkheim am dritten Platz in der Spendenwertung vorbei. Der guten Laune tat das keinerlei Abbruch: Neben einem hessischen Spendenrekord gab es auch einen neuen Team- und Kreisrekord!
Sie waren und bleiben die unangefochtenen Könige im Spendenrennen: Die BO-BACHTER aus Bochum hatten mit 4.234 Euro erneut die Nase vorn – zum dreizehnten Mal im dreizehnten Rennen, und wieder mit einem neuen Rekordergebnis. Über 40.000 Euro trugen sie bislang zu den bundesweiten Spendenprojekten Atlas Deutscher Brutvogelarten (ADEBAR; 2004 bis 2009) und ornitho.de (seit 2010) bei – jedes Mal mit über 1.000 Euro. Das verdient einen Extra-Applaus! Nicht weniger fleißig waren die ewigen Zweiten in dieser Wertung (tatsächlich belegten sie nie einen anderen Platz!), Birding for Nature aus Bonn, die dank der Unterstützung von 39 (!) Unternehmen und Personen bei 3.097 Euro und einem großartigen neuen Spendenrekord für ihr Team landeten. Fast 24.000 Euro haben auch sie seit ihrem ersten Start 2007 mittlerweile beigesteuert. Das Podium komplettieren wiederum die BOR-Seeschwalben, die dank 19 UnterstützerInnen auf 1.998 Euro kamen und HGON Kelkheim mit 1.921 Euro hauchdünn auf den vierten Platz verweisen konnten.
Mit fast schon respektvollem Abstand vor den „Fantastischen 4“ der Spendenwertung folgen die Feinschmätzer, die sich somit nicht nur über den ersten Platz im Bonner Stadtrennen, sondern auch über einen neuen Spendenrekord und einen Platz in den Top 5 freuen dürfen. The Famous Grouse Birders feat. Käptn Jannis aus Münster konnten in diesem Jahr die 1000-Euro-Marke nicht knacken und radelten auf Platz 6, knapp vor den famosen Heilbronner Nestflüchtern, die ihr bestes Spendenergebnis einfuhren und somit die UferSCHWABEN im Ländle-Duell auf Platz 8 verwiesen. Dank eines Tages, an dem es wie geschmiert lief, strampelten Pody und Co auch in der Spendenwertung in den Top 10, knapp vor dem Trans Hannover Express, der auch in Sachen Spenden in diesem Jahr prima rollte. Bei ihrem ersten Start auf Anhieb nur knapp am zehnten Platz vorbei düsten die Steinfurter Vogelvenns mit 350 Euro. Im Münsterland, da geht einiges!
DANKE für ein großartiges Spendenergebnis!
In der Summe kamen über 26.000 Euro an Spenden zusammen, die auch in diesem Jahr in Betreuung, Unterhalt und Weiterentwicklung des Internetportals ornitho.de fließen werden. Insgesamt 110 Teams trugen zu dieser bislang höchsten Spendensumme bei, insgesamt 65 mit 100 und mehr Euro.
Wir und die vielen Tausend Nutzerinnen und Nutzer von ornitho.de danken allen Spenderinnen und Spendern sowie allen Teams, die in oft wochenlanger Vorarbeit die Spenden einwarben, aufs Herzlichste für dieses großartige Engagement!
Alle Spenderinnen und Spender werden – so sie nicht anonym bleiben wollen – in Kürze auf ornitho.de unter „Unterstützung“ aufgeführt.
Weißbart-Grasmücke, Mittelmeer-Steinschmätzer und weitere 300 Arten

Ein Zwergsäger? Anfang Mai? In Südniedersachsen? Bördnix werden sich vermutlich mehrfach die Augen gerieben haben, als sie das durchs Spektiv morgens um 5 Uhr sahen. 2015 gab es die erste Brut in Deutschland. Allerdings in NRW etwa 300 km südwestlich des Beobachtungsortes am Dümmer.
Nach derzeitigem Stand wurden am 7. Mai im Rahmen des Birdraces 302 Vogelarten entdeckt. Das ist Rekord (bislang 300 im vergangenen Jahr)! Diese hohe Artenzahl ist einerseits auf die höhere Anzahl an Teams – mehr Augen sehen eben auch mehr –, aber auch darauf zurückzuführen, dass gleich mehrere Teams in den Alpen, fünf Teams auf Helgoland und darüber hinaus in allen Bundesländern mindestens zwei Teams unterwegs waren. Damit wurden die verschiedenen Lebensraumtypen Deutschlands sehr gut abgedeckt. Artenreichstes Bundesland war einmal mehr Niedersachsen mit 235 Arten, gefolgt von Schleswig-Holstein mit 225 und Mecklenburg-Vorpommern mit 212 Arten. An vierter Stelle folgt Nordrhein-Westfalen mit erstaunlichen 211 Arten, darunter einmal mehr eine erkleckliche Anzahl an freifliegenden Exoten. Wie schon im vergangenen Jahr wurden 23 Neubürger in diesem Jahr beobachtet. Beachtliche fünf Arten wurden erstmals im Rahmen eines Birdraces beobachtet: Hawaiigans, Zwergscharbe, Weißbart-Grasmücke, Wüstensteinschmätzer (unbestimmt) und Schneesperling. Die Anzahl der insgesamt im Rahmen der dreizehn Jahre beobachteten Arten stieg damit auf 358. Doch nun zumindest grob der systematischen Reihenfolge nach ...
Die einzige (und das ist auch gut so) Schwarzkopf-Ruderente des Birdraces beobachteten Easy Eider im Katinger Watt, gleich vier, gleichzeitig aber die einzigen Rothalsgänse gerieten auf der Hallig Hooge ins Sichtfeld der Halliglöper, die erste Hawaiigans im Rahmen des Birdraces wurde von mehreren Teams in der Wagbachniederung in der nördlichen Oberrheinebene vermerkt, die einzige Kurzschnabelgans war Gätkes Erben vergönnt. Die Ausbreitung der Rostgans ist auch anhand des Birdraces zu erkennen: rund 24 % der Teams hatten sie auf der Liste, der bisher höchste Wert. Drei Teams beobachteten mindestens drei verschiedene Rotschulterenten in Aachen, Bochum und im Kreis Rotenburg (Wümme), so wenige Teams wie bislang noch nie konnten Pfeif- und Krickenten beobachten; hier zeigte vermutlich der späte Termin Auswirkungen. Two and a half man beobachteten die einzige Bahamaente dieses Jahres im Kreis Heinsberg im Exoten-Bundesland #1, in NRW. Zwei Teams entdeckten mutmaßlich nicht wilde bzw. ausgewilderte Moorenten, BM im Rhein-Erft-Kreis und der Trans Hannover Express in der Region Hannover, späte Zwergsäger waren Bördnix, den Birkassinen und VIE will rock you vergönnt, recht viele Teams freuten sich über eine Wachtel, die den dritthöchsten Wert der bisherigen dreizehn Jahre erreichte – vielleicht ein Hinweis, dass 2016 wieder ein wachtelreiches Jahr wird? Der Niedergang des Rebhuhns setzte sich auch in den Nachweisquoten der Birdrace fort: nur noch rund 16 % der Teams konnten eines entdecken; der niedrigste Wert bisher. Der Mittelwert über alle Jahre liegt bei rund 30 %! Ein Auerhuhn entdeckten nur die All-Geier, ein Haselhuhn sah in diesem Jahr kein Team. Die beiden Teams, die das Zwillbrocker Venn an der NRW-niederländischen Grenze aufsuchten, steuerten wie schon in den Vorjahren die drei dort anwesenden Flamingo-Arten bei. Don Jorge und das Auge machten ihrem Namen alle Ehre und stachen bei Hoym im Salzlandkreis die erste Birdrace-Zwergscharbe heraus (die allerdings schon länger dort verweilt), trotz des späten Termins beobachteten so viele Teams wie nie einen Silberreiher (46 %), ein deutlicher Hinweis darauf, dass sich die Zunahme auch in den Sommermonaten weiter fortsetzt und dieses Jahr offenbar besonders viele hier verweilen.
Bei den FRItissen und den leegehähnen auf Norderney sorgten je eine Steppenweihe für weitere Motivation, ähnliches, wenngleich bezüglich der Seltenheit in einer anderen Liga, gilt das auch für den Schwarzmilan, den immerhin 54 % der Teams beobachten konnten, der zweithöchste Wert bislang. Immerhin zwölf Teams entdeckten einen Rotfußfalken, bei denen sich ein kleiner Einflug andeutet.
Bei den Limikolen dürfte ein Stelzenläufer beim North Beach Birding Team bei Tönning für gute Stimmung gesorgt haben, ebenso drei Mornellregenpfeifer bei Büsumbirds sowie einer bei den rADLERaugen auf ihrem 140-km-Ritt durch den Kreis Borken im Westmünsterland. Der späte Birdrace-Termin war mutmaßlich die Ursache für neue Höchstwerte bei Zwerg- und Temminckstrandläufer, während das bei anderen Arten eher zu geringeren Nachweisquoten führte (z.B. Bekassine, Waldwasserläufer). Nicht weniger als 30 Teams hatten das Vergnügen, bei der Weißflügel-Seeschwalbe das Kreuzchen setzen zu dürfen, so viele wie nie zuvor. Gleiches gilt für die Raubseeschwalbe, die beachtliche elf Teams beglückte. Bemerkenswert häufig waren in diesem Jahr auch Trauerseeschwalben, die 41 % der Teams beobachteten. Die bislang höchsten Nachweisquoten erreichten Sumpfohreule und Bienenfresser. Bei letzterem führte vermutlich die Kombination des späten Termins mit den frühsommerlichen Temperaturen dazu, die ihn so vielen Teams zuführte. Ähnliches gilt für Pirol und insbesondere den Neuntöter, den 56 % der Teams beobachten konnten und der die mit Abstand höchste Nachweisquote bislang erreichte, sowie weitere spät ankommende Arten wie Gelbspötter, Drosselrohrsänger, Sumpfrohrsänger, Grau- und Zwergschnäpper. Den bislang niedrigsten Wert erreichte hingegen die Beutelmeise, deren melancholischen Ruf nur noch 12 % der Teams vernahmen. Sie hat sich aus vielen Regionen, in die sie in den 1990er Jahren eingewandert war, inzwischen wieder zurückgezogen. Das dürfte sich auch in den Birdrace-Ergebnissen widerspiegeln. Die Bartmeise scheint nach zuletzt drei sehr milden Wintern einen kleinen Aufschwung zu erleben. So könnte man jedenfalls die nach dem vergangenen Jahr zweithöchste Nachweisquote (17 %) interpretieren.

Der Brutbestand des Fichtenkreuzschnabels zeigt starke jährliche Schwankungen, die sich auch in Nachweisquoten beim Birdrace niederschlagen. 2016 ist offenbar wieder ein überdurchschnittliches Jahr.
In den vergangenen Wochen wurde vielerorts berichtet, dass Gartenrotschwänze in diesem Jahr auffällig häufig sind. Das spiegelte sich auch beim Birdrace mit der bislang höchsten Nachweisquote wider. Auch für den Fichtenkreuzschnabel scheint es nach den Birdrace-Ergebnissen ein überdurchschnittliches Jahr zu sein.
Die zweite Birdrace-Kurzzehenlerche entdeckten Charadrius - Wir pfeifen auf den Regen südlich von Augsburg und auf Helgoland sowie bei Gießen verzückte je ein Iberienzilpzalp mehrere Teams, ebenfalls erst zum zweiten Mal im Rahmen des Birdraces. Und ebenfalls auf Helgoland steuerten die dortigen Teams die erste Weißbart-Grasmücke bei, und die Feldberger Spatzen entdeckten auf dem Feldberg im Schwarzwald einen nicht näher bestimmten Mittelmeer-Steinschmätzer, ebenfalls ein Erstnachweis für das Birdrace. Gleiches gilt für den Schneesperling, den Die 3 Zehenspechter dank des Ausflugs in die Höhen des Karwendelgebirges beisteuern konnten. Bemerkenswerte sieben Teams hörten vermutlich den Ruf ziehender Rotkehlpieper, bei zwei Teams (Gätkes wahre Erben, VC Vollgas Vogelkacke) sorgten Gelbkopf-Schafstelzen kurzzeitig für einen erhöhten Puls, angesichts einer Maskenschafstelze dürfte das dem Drei-Generationen-Team Bube Dame König kaum anders ergangen sein.
Zu guter Letzt: Nur 48 % der Teams sahen oder hörten einen Gimpel – so wenige wie nie. In den meisten Regionen ist er aber vertreten. Zur Birdrace-Zeit sind sie aber auffällig unauffällig. Genau deshalb macht das Birdrace jedes Jahr aufs Neue so viel Spaß.
Übrigens: Wer die Ergebnisse auf Bundes-, Landes- und Kreisebene weiter im Detail betrachten (oder analysieren) will, nur zu:
Bitte beachten: Für 2016 fehlen noch die Artenlisten einzelner Teams!
Bundesländer
Nachdem in den ersten Jahren vor allem in Nordrhein-Westfalen das Birdrace immer mehr Anhänger fand, steigt nun die Zahl der Teams auch in anderen Bundesländern erfreulich an. In bereits acht Bundesländern waren mehr als zehn Teams unterwegs, und für 149 Kreise – und damit 15 mehr als im Vorjahr – waren Teams angemeldet, in 61 mindestens zwei. Mit direkter Konkurrenz im eigenen Kreis macht es gleich mindestens doppelt so viel Laune. Auf Länder mit mindestens 20 Teams wollen wir im Folgenden etwas genauer eingehen. Übrigens: Die Ergebnisse jedes einzelnen Bundeslandes lassen sich über die Filterfunktion unter „Ergebnis Arten“ mit einem Klick aufrufen.
Nordrhein-Westfalen

Sag niemals nie, aber bis der neue Herforder Kreisrekord der Herford Birders geknackt wird, könnten noch einige Jahr vergehen. 121 Arten kitzelten sie in Ostwestfalen aus dem Kreis heraus, Respekt!
80 Teams traten im „Mutterland“ des bundesweiten Birdraces in diesem Jahr an, 13 davon in Herford, elf in Münster. Herford ist damit wieder einmal die Birdrace-Hauptstadt, Münster hatte jedoch eindeutig die bessere CO2-Bilanz: alle Teams traten in der Fahrradstadt in die Pedale, in Herford mit einer Ausnahme alle auf die Gaspedale.
Der Landesmeistertitel ging in diesem Jahr in Abwesenheit der letztjährigen Überraschungsmeister aus Minden-Lübbecke in den rheinischen Landesteil: Mit hervorragenden 136 Arten – nur die legendäre Raumpatrouille Oriolus war 2010 bei ihrem Rekordrennen auf 143 Arten erfolgreicher – hatten die Di-Bi-Di-Birder um fünf Arten die Nase vor Die letzten Zeugen, ebenfalls vom Niederrhein, und dem Team Die fantastischen 4 Vogel-Kucker mit je 131, die damit das ebenfalls prestigeträchtige Fahrradrennen in Münster erstmals zu ihren Gunsten entschieden und die beiden DDA-Teams, The Famous Grouse Birders feat. Käptn Jannis und Ex-Perdix, knapp hinter sich lassen konnten. Auf Platz 6 flogen die BOR-Seeschwalben aus dem Westmünsterland mit 126 Arten, die dank einer lückenlosen Spechtreihe die Heiligen Meerschweinchen aus dem Kreis Steinfurt um eine Art abhängten. Sensationell gut müssen die Bedingungen und die Herford Birders selbst gewesen sein, denn anders sind die 121 Arten im Kreis Herford nicht zu erklären – Platz 8 und neuer Kreisrekord (den sie Corvus Corax wieder abluchsten, die diesen erst im vergangenen Jahr mit 117 Arten ordentlich geliftet hatten). Den achten Platz teilen sie sich mit einem weiteren münsteraner Team, dem EFTAS-NLU-Birdraceteam, das sich dank eines späten Teichhuhns von den Gütersloher Gimpeln mit 120 Arten absetzen konnte.
In der Sonderwertung „Singvögel“ hatten die Bon(n)apartemöwen aus dem Rhein-Sieg-Kreis die besten Ohren und kamen mit zwei NRW-Raritäten, Grau- und Zippammer, auf bemerkenswerte 69 Singvogelarten.
Niedersachsen

Die Schweißstörche bei der Gemeinschaftsbalz. 102 Arten pickten sie im Landkreis Göttingen auf. Die anderen haben aufgrund der namengebenden Duftwolke vermutlich frühzeitig das Weite gesucht.
Einen bemerkenswerten Aufschwung hat die Teamzahl in Niedersachsen genommen: 44 Teams waren in diesem Jahr dabei, 13 mehr als im Vorjahr. Wie in fast allen Jahren bislang musste man schon bundesweit ganz vorne dabei sein, um am Ende auch als Landesmeister ins Bett fallen zu können: Mit Platz 6 bundesweit (Alte Socken, BRAchvögel je 153 Arten) kam man in Niedersachsen hinter Cuxland (167) und Gätkes Erben (164) gerade einmal noch aufs Treppchen. Rang 5 in der Landeswertung ging an vogelzot, das dritte Team aus dem Cuxland, die auf 149 Arten kamen, gefolgt von dem außer Konkurrenz fahrenden Ein-Mann-Team VC Vollgas Vogelkacke mit 147 Arten. Alle Teams waren motorisiert unterwegs.

Den Göttinger Sozialbrachvögen half auch der Beistand des Dalai Lama nicht, sie zogen gegen Dynamo avigoe dieses Mal den Kürzeren. Die ganze Geschichte des Rennens in Göttingen ist in gewohnt lustig-launiger Weise nachzulesen unter
www.ornithologie-goettingen.de.
Als Landes-Fahrradmeister darf sich der Trans Hannover Express mit 143 Arten feiern lassen, die mit deutlichem Vorsprung vor der Konkurrenz herradelten. Auf den dreifachen zweiten Rang kamen Bube Dame König, die Gallier von Bördnix sowie – Hut ab – die leegehähne von der Insel Norderney mit dem Inselrekord von 128 Kreuzchen auf der Liste. Fürs kommende Jahr wünschen wir uns mehr radelnde Teams auch in Niedersachsen; an den Bergen sollte das ja außer im südlichsten Zipfel nicht scheitern!
In der Sonderwertung „Singvögel“ lagen Gätkes Erben mit 77 Arten deutlich vor den Alten Socken (72), dem Trans Hannover Express (70) und dem Team Cuxland, die „nur“ auf 69 Arten kamen. Ihr Erfolg basiert also überwiegend auf Nicht-Singvogelarten.
Schleswig-Holstein

Die Halliglöper waren im warften Sinne des Wortes unterwegs und konnten ganz offensichtlich gut damit leben, dass sie auf Hallig Hooge zwar keinen Buchfink und kein Rotkehlchen, dafür aber vier Rothalsgänse antrafen, die sie exklusiv zur langen Artenliste dieses Jahres beisteuerten.
Nach 40 Teams im Vorjahr gab es im nördlichsten Bundesland erstaunlicherweise einen kleinen Rückschritt bezüglich der Teamzahl: „nur“ 33 Teams nutzen die traumhaften Bedingungen. Wie sonst auch, war wieder ein Großteil umweltfreundlich unterwegs, in diesem Jahr über zwei Drittel. Es wundert daher nicht, dass mit den bereits mehrfach erwähnten Pody und Co (156) ein Fahrradteam sich das Trikot des Landesmeisters überstreifen durfte und mit Wannacks Topti(c)kern (149) ein weiteres Fahrradteam neben ihnen auf dem Siegertreppchen stand. Dieses komplettieren Die freilaufenden ProbstEier – wie Pody und Co aus dem Kreis Plön – mit 146, die sogar 19 Limikolenarten zu Gesicht bekamen und immerhin auch einen beachtlichen Teil ihrer Gesamtstrecke mit dem Fahrrad zurücklegte. Ob da der kreisinterne soziale Druck Wirkung zeigte? Knapp dahinter kamen schon die nächsten Fahrradteams von Easy Eider (144), Hart an der Grenze NF (143) sowie die Birkassinen (138) ein. Erst auf den Plätzen 7 und 8 finden sich mit den Westerohreulen (133) und Houston, wir haben ein Pirol (128) wieder zwei motorisierte Teams.
In der Singvogelwertung hatten die ostholsteiner Teams – wenig überraschend – die besseren Karten: Pody und Co hörten und sahen 72, Die freilaufenden ProbstEier zwei, Wannacks Topti(c)ker drei weniger. Die Teams aus den anderen Landesteilen waren da schon froh, wenn sie die 60-Singvogelarten-Marke erreichten. Aber was wollen auch Waldvögel an der Westküste, wenn es mehr Weißwangengänse als Bäume gibt ;-)?
Baden-Württemberg

Rothausschwänze ernähren sich vorwiegend von kühlen „Tannenzäpfle“ und nutzen diese offenbar auch als technische Hilfsmittel, um nach weiterer Nahrung Ausschau zu halten. Ob’s daran lag, dass bei 72 Arten Zapfenstreich war?
Eine deutliche Steigerung von 23 auf 31 Teams gab es auch im Ländle, unter denen wie in den Vorjahren die beiden Alb-Donaumoos-Kompetenzteams die Vorteile ihrer Region zu nutzen wussten und mit 139 bzw. 133 Arten die anderen Teams auf die Plätze verwiesen. Zur Süddeutschen Meisterschaft „langte“ es aber dieses Jahr nicht, da waren die Teams aus der Wetterau in Hessen mit 153 bzw. 151 Kreuzchen doch noch einen Tacken erfolgreicher. Mit Rang 3 gelang den neuformierten Bodensehschwalben mit 131 ein mehr als respektabler Einstieg ... Mal sehen, was sich daraus noch entwickelt. Gleiches gilt für die Karlsruher Spätzle, die sich von den Gimpel Minds nicht vernaschen ließen und aus dem Raum Karlsruhe beachtliche 126 Arten herauskitzelten und somit mit einer Art mehr als das Team aus dem Breisgau-Hochschwarzwald vom Rad stiegen und sich deshalb fortan baden-württembergischer Fahrrad-Birdrace-Meister 2016 nennen dürfen. Das muss man erstmal im Lebenslauf stehen haben!
Bei den Singvogelarten drehten die Gimpel Minds den Spieß um und hatten auf ihrem Ra(o)dtrip zwischen Feldberg und Rheinauen mit beachtlichen 72 Singvogelarten, darunter ein Überbleibsel des Alpenbraunellen-Einflugs aus dem April, die Nase vorn.
Bayern

Die Ammer von der Quelle hinab bis zum See zogen die Oderhuehnchen, und das alles zu Fuß oder mit dem Rad. Sie haben neben den 3 Zehenspechtern vermutlich die meisten Höhenmeter des Birdrace-Tages in den Knochen.
Ordentlich nach vorne von 16 auf 25 Teams ging es auch im blau-weißen Bundesland. Die kulinarisch gewagte Kombination Broadwäschd und Schpätzle harmonierte rund um den Altmühlsee gut und landete bei sehr beachtlichen 141 Arten (nur die Kosmos-Racer schafften mit 146 2008 mehr), darunter echte „Knaller“ für Bayern wie Zwergseeschwalbe und Brachpieper, ganz vorne, gefolgt von der fränkischen Konkurrenz, den Aischgründer Biebmätzla, die mit 131 Arten ihr bislang zweitbestes Ergebnis erradelten und sich damit gleichzeitig in dieser Sonderwertung den Titel holten. Nur knapp dahinter blieben Die 3 Zehenspechter, die auf ihrer Tour ordentlich illustre Alpenarten wie Schneesperling, Alpendohle und natürlich ihren Wappenvogel einsammelten und mit 129 Arten nach zwei verregneten und verschneiten Jahren nicht nur am guten Wetter, sondern auch über Platz 3 landesweit sowie die längste Singvogelliste in Bayern an diesem Tag freuten.
Auf ein Neues im nächsten Jahr?!

2016 war ein perfekter Birdrace-Tag für die meisten Teams, der viele langanhaltende Erinnerungen zurücklassen wird. Wie viele der 291 Teams werden wahrscheinlich auch die leegehähne von Norderney im nächsten Jahr wieder dabei sein.
Die Nachlese zum Birdrace 2016 nähert sich ihrem Ende. Vieles, aber längst nicht alles ist erzählt. Viele weitere Geschichten von herrlichen Stimmungen, unerwarteten und eindrucksvollen Beobachtungen, unglücklich oder durch schlafende Teammitglieder versemmelte Arten, platten Reifen oder im Hitzeflirren sich auflösende Hoffnungen gäbe es zu erzählen. Also tut ihr es und erzählt weiter, welches Vergnügen ein Birdrace ist, wie viele schöne Erlebnisse man von einem solchen Tag mitnimmt und wie viel Neues man über die Landschaft und die Vogelwelt dabei erfährt. Als Fazit bleibt: Es war einmal mehr – vor allem dank des wunderschönen Wetters – ein herrlicher Tag, der weitere Menschen für die Vogelbeobachtung begeistert hat, darunter erfreulich viele junge. Prima, dass es auch in der „Generation Daddel“ allen Unkenrufen zum Trotz noch begeistern kann, den ganzen Tag an der frischen Luft zu verbringen!
In diesem Sinne hoffen wir, dass der Samstag mit vielen schönen Erinnerungen noch lange im Gedächtnis bleibt, wünschen allen gute Erholung von den Strapazen und freuen uns auf das 14. bundesweite Birdrace am 6. Mai 2017.
Zuvor wird aber noch die Glücksfee ihres Amtes walten und die vielen Preise verlosen. Wir drücken die Daumen!
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10.05.2016
Französischer Mönchsgeier „Bernardus“ in Deutschland
Mit einer solchen Zugroute hatten die Forscher im September 2015 bei der Auswilderung des Mönchsgeiers „Bernardus“ vermutlich nicht gerechnet.
© paca.lpo.fr
Vor allem in den Sommermonaten kommt es immer wieder zu Beobachtungen von Gänsegeiern weitab ihrer Brutgebiete. Die riesigen Gleitflieger können bei guten Bedingungen in kurzer Zeit und mit wenigen Flügelschlägen enorme Strecken zurücklegen. Bereits mehrfach wurden in Spanien markierte Gänsegeier in Deutschland beobachtet. Mitte Mai bis Anfang Juni ist hierzulande die wohl günstigste Zeit, um die seltenen Gäste einmal zu beobachten. Doch auch aktuell kann ein Blick in den Himmel bereits große Überraschungen bereithalten!
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Schon seit einigen Tagen hält sich ein Trupp Gänsegeier in den Niederlanden südöstlich von Rotterdam auf und seit dem 8. Mai fliegt auch ein gemischter Trupp aus mindestens elf Gänse- und zwei Mönchsgeiern in Südwestdeutschland umher. Woher genau zumindest ein Teil dieser Vögel stammt, lässt sich hier gut herausfinden: Einer der Mönchsgeier trägt einen Satellitensender auf dem Rücken. Die junge Geierdame mit dem Namen „Bernardus“ wurde im September 2015 in der bekannten Verdonschlucht in Südfrankreich ausgewildert. Nach nur zwei Wochen am Rande der französischen Alpen macht sich der Vogel nach Westen auf. Für vier Wochen flog er durch die Cevennen, bevor es ihn über Andorra nach Spanien zog. Entlang der Mittelmeerküste ging seine Route weiter nach Süden bis an die Straße von Gibraltar. Anfang Dezember erreichte „Bernardus“ dann den Nationalpark Coto de Doñana, das wichtigste Feuchtgebiet Spaniens. Hier fand der Vogel offenbar gute Bedingungen für eine erfolgreiche Überwinterung vor. Erst Mitte April verließ er das Gebiet wieder — diesmal nach Südwesten — und erreichte so Portugal. Nach Norden bis zur Biskaya und anschließend ostwärts bei Bilbao über die Pyrenäen erreichte er am 2. Mai Frankreich. Es ging weiter am Nordrand der Pyrenäen entlang und zurück in die Cevennen. Ohne längeren Zwischenstop wurde der Zug jedoch weiter nach Nordosten fortgesetzt. Am 7. Mai passierte „Bernardus“ die Schweiz. Dabei konnte sie rund 30 Kilometer östlich von Bern auch von einem glücklichen Vogelkundler beobachtet werden. „Bernardus“ hielt sich in einem Trupp aus elf Gänse- und zwei Mönchsgeiern auf. Dass all diese Vögel aus dem Gebiet der Verdonschlucht stammen, erscheint aufgrund der monatelangen Anwesenheitsdauer von „Bernardus“ in Südspanien eher unwahrscheinlich. Vielleicht hat sich der ausgewilderte Vogel auch dortigen Vögeln angeschlossen.
Mittlerweile sind die Geier weiter bis nach Deutschland gezogen. Quer über den Schwarzwald ging es bis in die Gegend um Heidelberg. Gestern Mittag konnte dieser Trupp dann tatsächlich auch von einem deutschen Beobachter entdeckt werden. Zwölf Gänsegeier und zwei Mönchsgeier schraubten sich im Odenwald bei Mudau-Reisenbach in die Höhe und zogen nach Westen ab. Insbesondere in Südwestdeutschland sollte auf diese (und vielleicht weitere) Geier geachtet werden. Doch bei dem derzeit so sommerlichen Wetter können Geier auch überall sonst in Deutschland auftauchen. Vielleicht sind diese ersten größeren Trupps ja sogar die Vorboten für einen Einflug, wie es ihn zuletzt 2006 und 2013 gegeben hat. Kaum ein Vogelbeobachter würde sie nicht gern über seinem Garten kreisen sehen...
Die Flugroute des Mönchsgeiers „Bernardus“ kann man sich sehr aktuell auf der Internetseite des Forschungsprojektes ansehen. Es wird interessant, ob er nach Südfrankreich in das Gebiet der Auswilderung zurückkehrt oder ihn seine möglichen Begleiter aus Spanien wieder auf die Iberische Halbinsel führen werden.
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10.05.2016
Neue Studie zur wissenschaftlichen Grundlage des Problemfeldes „Landwirtschaft und Wasservögel“
Nicht überall gern gesehen: Fraßschäden durch Gänse können lokal bei Landwirten zu Ertragseinbußen führen.
© Ralf Kistowski
Bestands- und Verbreitungsveränderungen haben bei verschiedenen Schwänen, Gänsen und einigen Entenarten zu einer zunehmenden Nähe zum Menschen geführt, was eine Reihe von Konflikten erzeugt. In einer jüngst im Magazin
Biological Reviews veröffentlichten Studie skandinavischer Wissenschaftler wurde die Rolle dieser Vögel als Pflanzenfresser auf landwirtschaftlichen Flächen (Äcker, Wiesen, Weiden) sowie in weiteren Lebensräumen mit Konfliktpotential überprüft und zusammengefasst.
Eine Literaturrecherche in von Experten begutachteten Fachzeitschriften ergab eine maximale Beschäftigung mit dieser Thematik von 1991-2000 in Nordamerika und von 2000-2010 in Europa. Seitdem waren Beiträge dieses Themenkomplexes rückläufig. Es konnten taxonomische wie geographische Schwerpunkte ermittelt werden: Am häufigsten wurden Schnee-, Weißwangen- und Ringelgans untersucht, räumlich vor allem Nordwesteuropa und Nordamerika.
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Auf der Grundlage von Nährstoffbudgets pflanzenfressender Wasservögel ist es eindeutig, dass dichte Einzelkulturen wie Grünland, Getreide oder Hackfrüchte in der Agrarlandschaft durch höhere Energie- und Aufnahmeraten im Vergleich zu natürlicher oder halbnatürlicher Vegetation Nahrung von höherer Qualität anbieten und es somit zu Konflikten mit menschlichen Nutzungen kommt. Wasservögel bevorzugen dabei proteinreiche Kost mit hohem Wassergehalt und guter Verdaulichkeit. Die Aufnahmerate beim Grasen richtet sich vor allem nach der Masse und dem Schnabelbau der Vögel.
Weder Ernteschäden durch Trampeln, noch Meidung von verkoteten Flächen durch Weidevieh konnte überzeugend nachgewiesen werden. Wo der Getreideverbrauch der Wasservögel aber Einträge der Landwirte schmälert, liegen Konflikte auf der Hand. Wie groß die Effekte der Vögel tatsächlich sind, ist nur schwer und kostspielig zu berechnen. Zu viele andere Faktoren spielen ebenfalls eine große Rolle. Es ließ sich jedoch feststellen, dass die Fraßschäden auf Winterweiden geringer ausfielen als auf Weiden im Frühjahr und Ertragseinbußen auf dem Frühjahrszug auf Grünland stärker ausfielen als auf Getreidefeldern. Auch wenn die Verluste auf nationaler Ebene gering sind, leiden bestimmte Landwirte stark unter den Konflikten mit grasenden Wasservögeln, sodass hier sinnvolle Maßnahmen gefunden werden müssen.
Aus diesem Grund wurden im Rahmen der Studie die Wirksamkeit von Populationsmanagement, Vergrämungen, der Bereitstellung alternativer Nahrungsgebiete, Entschädigungen sowie groß angelegter Einbeziehung unterschiedlicher Interessengruppen und Co-Management als Optionen für die Konfliktlösung basierend auf der vorhandenen Literatur ausgewertet und Hinweise auf ein verbessertes Management gegeben. Der Beitrag schließt mit einer Bewertung des aktuellen Forschungsbedarfs zum Monitoring von Wasservogelpopulationen und einer Reduzierung des Konfliktes mit der Landwirtschaft.
Weitere Informationen
- Fox AD, Elmberg J, Tombre IM & Hessel R. 2016: Agriculture and herbivorous waterfowl: a review of the scientific basis for improved management. Biol Rev Camb Philos Soc. 2016 Mar 4. doi: 10.1111/brv.12258.
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07.05.2016
Pack′ die Badehose ein ... Birdrace mit Rekordbeteiligung bei traumhaftem Wetter gestartet
Ein traumhafter Morgen erwartet die Teams. Bei Sonnenaufgang haben viele Teams schon mehrere Stunden hinter sich ...
© Team "Gurkentruppe"
Einen solch traumhaften Tag wie heute wird seinerzeit die kleine Conny Froboess im Kopf gehabt haben, wenn sie ihr Liedchen mit der Badehose und dem kleinen Schwesterlein trällerte. Denn mit „schau dir mal den Himmel an, blau soweit man sehen kann“ ist auch der heutige Tag treffend beschrieben. Sonne satt – und das von Binz bis Berchtesgaden und von Goch bis Görlitz. Das gab es schon lange nicht mehr, dass bundesweit bei einem Birdrace bundesweit nahezu gleiche Bedingungen herrschten. Über 1.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in 280 Teams sind beim 13. bundesweiten Birdrace des Dachverbandes Deutscher Avifaunisten (DDA) am Start – wieder einmal mehr als im Vorjahr. Es ist also angerichtet für einen spannenden und erlebnisreichen „Tag der Vogelartenvielfalt“, an dem Sonnencreme und Sonnenhut (fast) ebenso wichtig werden dürften, wie Fernglas und Spektiv.
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Cuxland zum zehnten, wieder Gätkes Erben oder erstmals die Speedbirder?
Im Rennen um die ersten Plätze sind alle Teams, die in den vergangenen Jahren vorne mitmischten, auch heute wieder dabei, natürlich in bewährter Bestbesetzung, vielleicht mit neuer Taktik, in jedem Falle aber top vorbereitet. Würde das Birdrace in Wettbüros gehandelt, die meisten setzten wohl auf einen Sieg von Cuxland, die bereits neunmal die Nase vorn hatten, oder Gätkes Erben, die im vergangenen Jahr zum ersten Mal und nach elf Jahren Anlauf gemeinsam mit den Cuxländern mit je 164 Arten auf dem obersten Treppchen standen. Die letztjährigen Dritten, die Speedbirder, werden sicherlich ebenso ambitioniert um Mitternacht aus den Startblöcken geschossen sein, wie die Usedommeln, die wieder arttypisch heimlich, still und zielstrebig durch Vorpommern radeln, sicherlich mit einer Prise Hoffnung in den Satteltaschen, allen anderen Teams die Rücklichter zu zeigen und als erstes „grünes“ Team ganz vorne zu landen.
Aber auch viele andere sind mit gehörigen Ambitionen gestartet: Das Havelland-Duo ist wieder mit dabei, „Darss Attacks“ greifen von Nordenosten an, der Trans Hannover Express rollt dieses Jahr wieder radelnd durch die Region Hannover und die Alten Socken machen sich auf eben diese, um ebenso wie Pornithos die 150-Arten-Schallmauer zu knacken. Aber wer weiß, vielleicht tut es ein Team Leicester City gleich und schlägt allen gänzlich unerwartet ein Schnippchen?
Das Birdrace ist bekanntlich immer eine kleine Wundertüte, aber dass heute der Birdrace-Rekord von 174 Arten, aufgestellt von Cuxland 2009, geknackt wird, darauf würden wir nicht wetten. Das Wetter ist vermutlich zu gut! Am strahlend blauen Himmel durchziehende Greifvögel zu entdecken, ist ebenso mühsam bis unmöglich, wie einen Waldlaubsänger oder Waldbaumläufer zu entdecken, wenn sie aufgrund der aufkommenden Wärme nicht mehr singen. Und wenn kein Schauer im Binnenland sie vom Himmel zwingt, dann werden auch noch so intensive Stoßgebete in den blauen Himmel Seeschwalben oder Strandläufer nicht zur Zwischenrast bewegen. C’est la nature ...
Wer auch immer heute mit dem Mitternachts-Gong und mit welcher Artenzahl die Nase oder das Vorderrad vorne haben wird: Über allem steht die Freude an der Vogelbeobachtung, ein intensiver, erlebnisreicher Tag mit Freunden und Bekannten in der Natur und natürlich ein fairer Umgang zwischen und mit allen Beteiligten – der Konkurrenz, vor allem aber den Vögeln und deren Lebensräumen!
Auf die Räder, fertig, los: Wer hat den Reifen vorn in der autofreien Variante?
144 Teams und damit wiederum mehr als die Hälfte der Teams werden heute umweltfreundlich an den Start gehen. Das heißt, sie verzichten auf ein Auto und bewegen sich im wortwörtlichen Sinne nur aus eigenem Antrieb oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln fort. 2008, im ersten Jahr mit umweltfreundlicher Variante, war nur ein Viertel mit dem Rad oder zu Fuß unterwegs – eine Entwicklung, über die wir uns sehr freuen! Es gibt somit mehr und mehr ein Rennen im Rennen, und der erste Platz in dieser Sonderwertung ist (fast) ebenso prestigeträchtig wie der erste Platz insgesamt. Was die Bayern im Fußball sind die Usedommeln unter den „grünen“ Teams: Sie sind mit fünf ersten Plätzen die Rekordmeister und halten überdies mit 160 Arten den Bestwert (aufgestellt 2014). Kurzum, sie sind die Favoriten, ob sie wollen oder nicht. Aber Pody & Co und Wannacks Topti(c)ker aus Schleswig-Holstein, die zwei bzw. einmal auf Platz 1 radelten, oder der Trans Hannover Express und die radelnden Havelländer werden sicherlich ebenso in die Pedale treten, bis die Oberschenkel jucken, wie viele andere Teams, die teilweise 100 km und mehr am Abend in den Knochen haben, wenn die Räder schließlich wieder stillstehen. Das ist echter Frischluftsport, meine Damen und Herren, und verdient allerhöchsten Respekt! Wir wünschen schon jetzt Beinen und Gesäß schnelle Erholung.
BO-BACHTER oder die verflixte 13?
Zwölfmal hatte das TEAM BO-BACHTER im Spendenrennen die Nase vorn. Kurzum, noch nie gab es andere Birdrace-Spendenmeister als die Urgesteine aus Bochum! In jedem Jahr haben sie über 1.000 Euro für das bundesweite Spendenprojekt eingeworben. Auch dieses Jahr schicken sie sich wieder an, die Konkurrenz hinter sich zu lassen und auch im 13. Rennen sich die Krone aufzusetzen. Aber ob es auch wieder zu einem neuen Rekord reicht? Vermutlich haben sie mit 22 Euro pro Art und 1.000 Euro pauschal noch nicht alle „Pfeile“ aus dem Köcher geholt. Damit dürfte ihnen der erste Platz kaum zu nehmen sein, auch wenn sich viele andere Teams – aktuell über 80 – großartig engagiert haben. Mit aktuell 1.560 Euro und 3 Euro pro Art könnten die BOR-Seeschwalben dieses Mal vielleicht den zweiten Platz erobern, denn im Kreis Borken im Westmünsterland kommt man erfahrungsgemäß auf mehr Arten als in Bonn, wo Birding for Nature unterwegs sind, die aktuell bei etwas über 12 Euro pro Art liegen, aber auch schon fast 1.000 Euro Euro sicher haben. Im Laufe des 8. Mais sind wir in dieser Hinsicht schlauer.
Wir möchten allen Spenderinnen und Spendern sowie allen, die sich teils über Wochen und mit vielen Telefonaten und Schreiben für das Einwerben von Spenden engagiert haben, ganz herzlich danken. Ihr und euer Einsatz ist großartig, wir wissen das sehr zu schätzen!
Die Spenden werden auf Beschluss der DDA-Mitgliederversammlung auch in diesem Jahr wieder der Betreuung, dem Unterhalt und der Weiterentwicklung des Internetportals ornitho.de zugutekommen. Die mittlerweile über 17.000 Nutzerinnen und Nutzer wird es freuen.
Teams aus allen Bundesländern ...
... sind in diesem Jahr am Start. Am größten ist die Konkurrenz einmal mehr in Nordrhein-Westfalen: 80 Teams treten dort überwiegend in die Pedale und küren den Landesmeister, der mutmaßlich wieder zwischen einem Team aus Münster und einem vom Niederrhein entschieden werden wird. Es geht also auch um Rheinland vs. Westfalen, kurzum: um sehr viel. Kein Wunder auch, dass die diesjährige „Birdrace-Hauptstadt“ wieder im bevölkerungsreichsten Bundesland liegt. Dieses Mal hat Herford wieder mit 13 (!) Teams die Nase vorne. Münster, wo wieder alle Teams radelnd unterwegs sind, kommt auf elf Teams. Auch der Kreis Nordfriesland ist weiter auf dem Vormarsch: sieben Teams sind dort dabei, sechs Teams durchstreifen Bonn und in den Kreisen Vorpommern-Greifswald, Breisgau-Hochschwarzwald und Tübingen sorgen jeweils fünf Teams für ordentlich Konkurrenz.
Doch nicht nur in NRW ist die Konkurrenz inzwischen beachtlich: Niedersachsen kommt auf 43 Teams, Schleswig-Holstein auf 32. Doch nicht nur im kühlen Norden wird es heißer, auch im Süden breitet sich das „Birdrace-Fieber“ weiter aus: Baden-Württemberg bringt es auf 28 und in Bayern sind inzwischen 25 Teams an den Start. Mit 19 Teams wächst auch in Mecklenburg-Vorpommern die Begeisterung immer weiter, so dass sie in diesem Jahr an den Hessen mit zwölf Teams klar vorbeigezogen sind.
Turbotauben vs. Die Keckenbraunellen, Doppelkornweihen vs. Labskauz ...

Der Balztanz der Pornammern konnte kürzlich erstmals auf der Insel Neuwerk beobachtet werden. Die Männchen legen dabei ein spezielles Ringelröckchen an.
Wattnspass ist es jedes Jahr aufs Neue, sich durch die Teamnamen zu klicken; ein untrügliches Zeichen, dass es beim Birdrace glücklicherweise nicht bierernst zugeht – obgleich es durchaus hochprozentig wird, wenn die Doppelkornweihen auf die Schluckspechte treffen, die aber glücklicherweise beide mit dem Fahrrad unterwegs sind. Einmal mehr versuchen die Turbotauben den Uhulogen zu entkommen, die All-Geier steigen in den Alpen in große Höhen auf, während sich die Teutotölpel von den eher bescheidenen Klippen des Teutoburger Waldes ins ostwestfälische Tiefland hinabstürzen, um vielleicht eine der Keckenbraunellen zu vernaschen oder den Raub-See-Schwaben zu entkommen. In Artennot durch die Nacht geht es im Kreis Starnberg, die More-Hühner wollen sicherlich im Hochschwarzwald nicht ohne Auerhuhn den Tag beschließen, während das Team No Limis einmal mehr ahnt, was ihm im Breisgau (leider) bevorsteht. Hoffentlich a bissle meh als a Mönchsgrasmuggaseggele sodds bei denne scho wärra (was a Muggaseggele isch, des missed ällä Ned-Schwoba hald guugla), um sich die Schweißstörche oder die Weißwurstgänse nicht zu nahe kommen zu lassen. Bei deren Auftreten in Vorpommern handelt es sich übrigens zweifellos um Zugprolongation.
Im kulinarischen Rennen wetteifern Labskauz mit den Karlsruher Spätzle, die die Feinschmätzer den Leipziger Lerchen vielleicht sogar vorziehen würden. Das Kranich wahr sein! meinen da vielleicht die FeldLÖrchen, was den Hupfdohlen wohl egal sein dürfte, die zusehen werden, dass sie nicht von den Nachtkrabben überrascht werden. Ob die Eliteeinheit der Taubenarmee mit den Göttinger Sozialbrachvögeln kurzen Prozess macht oder gegen Die Wetteranen das Nachsehen hat, wird sich ebenso zeigen müssen, wie die Frage bald geklärt sein wird, ob Thor seine Hühnchen soweit im Griff hat, dass sie Lena und den grauen Wölfen entkommen können.
Wie Pornithos treiben sich die letztjährigen Bordellregenpfeifer weiterhin im Rotlichtmilieu herum, haben über den Winter aber eine kleine Gattungsumwandlung hin zu Pornammern durchgemacht. In diesem Umfeld müssen sich auch die Altrocker der Gimpel Minds wenig Sorgen machen, dass ihnen von den Kissinger Kuckuckskindern ein Ei ins Nest gelegt wird. Und falls doch? Auch du Heiliges Meerschweinchen, dann bleibt nur zu hoffen, dass nicht Die Spatzenhirne von der Gurkentruppe Saures kriegen. Ansonsten halt: Nach uns im Singflug.
In diesem Sinne und frei nach Fishmob sagen wir „zur Sonne, zur Freiheit, schön, dass ihr dabei seid!“ und wünschen allen Teams einen an positiven Überraschungen und Erlebnissen reichen Tag ohne Platten, Pech und Sonnenstich!
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27.04.2016
Steppenweihe „Potku“ auf den Spuren von Schelladler „Tönn“
Bereits mehr als 6000 Kilometer hat die Steppenweihe „Potku“ in den letzten 2 Monaten auf dem Heimzug zurückgelegt
© koivu.luomus.fi
Zwischen 2008 und 2014 sorgte der in Estland besenderte Schelladler „Tönn“ jährlich auf beiden Zugperioden für Aufsehen. Stets führte ihn sein Weg auch über Deutschland, dennoch konnte er erst im Frühjahr 2013 bei seinem insgesamt zehnten Besuch hierzulande beobachtet und fotografiert werden. Als ein ähnliches „Phantom“ kann auch die in Finnland besenderte Steppenweihe „Potku“ mittlerweile bezeichnet werden. Obwohl sich die Weihe im Herbst 2015 für mehr als eine Woche bei uns aufhielt, belegen bislang nur die GPS-Daten des Senders diesen Nachweis. Auch in der aktuellen Heimzugperiode hat es „Potku“ wieder geschafft, Deutschland unbemerkt zu durchqueren.
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Zuletzt berichteten wir am 8.4. an dieser Stelle über die Route der Steppenweihe. Nach einer einwöchigen Zwischenrast bei Paris machte sich der Vogel am 12.4. weiter in Richtung Nordosten auf. Zwei Tage später passierte er die Grenze nach Belgien und flog vorbei an Brüssel und Antwerpen in die Niederlande. Kurz vor Arnheim wurde ein östlicherer Kurs eingeschlagen und so in der Nähe der Flamingokolonie im Zwillbrocker Venn das Münsterland erreicht. Über Emsdetten und südlich an Osnabrück vorbei, übernachtete die Weihe vom 15. auf den 16.4. südlich von Nienburg an der Weser. Zügig ging es weiter bis an die Müritz und über Neubrandenburg erreichte „Potku“ das Stettiner Haff, wo sie übernachtete. Die Wasserüberquerung wurde offenbar gemieden und stattdessen in ostsüdöstlicher Richtung Polen erreicht. Insgesamt hielt sich „Potku“ nur vom 15.-17.4. in Deutschland auf — bei diesem Tempo ist es vielleicht kein Wunder, dass sie niemand beobachtet hat. In nur weiteren zwei Tagen wurde Polen durchquert, einen weiteren dauerte es durch Litauen. Im Nordwesten von Weißrussland legte die Steppenweihe dann — möglicherweise aufgrund ungünstiger Wetterbedingungen — eine mehrtägige Rast ein, bevor sie sich am 24.4. nach Lettland aufmachte. Von diesem Tag stammt auch die bislang letzte veröffentlichte Ortung von „Potku“ nordwestlich des Lubān-Sees, dem größten See Lettlands. Es ist gut möglich, dass die Steppenweihe „Potku“ mittlerweile ihr finnisches Brutgebiet erreicht hat.
Nach der langen Ungewissheit ohne Datenempfang aus dem westafrikanischen Winterquartier ist es sehr erfreulich, dass „Potku“ offenbar wohlauf ist und wir darauf hoffen können, dass sie Deutschland im August/September auf dem Weg nach Westafrika erneut besucht. Bis dahin werden noch viele weitere Steppenweihen und andere seltene Greifvögel in Deutschland beobachtet werden. Den Luftraum sollte man also immer gut im Auge behalten! Melden Sie Ihre Beobachtungen am besten direkt bei ornitho, lassen Sie andere daran teilhaben und stellen Sie Ihre Daten für Auswertungen und den Naturschutz zur Verfügung!
Weitere Informationen
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27.04.2016
Beeindruckende Leistungen: Singvögel fliegen Nonstop über die Sahara
Nonstop-Flüge über bis zu 60 Stunden konnten für die Sahara-Überquerung von Trauerschnäppern mithilfe von Datenloggern ermittelt werden.
© Frank Sudendey
Mehr als zwei Milliarden Singvögel passieren auf dem Weg in ihre Winterquartiere jährlich die Sahara. Bislang war man nicht sicher, ob diese Vögel unterwegs zur Rast einfallen oder die Wüste vorwiegend Nonstop überqueren. Zwei Wissenschaftler der niederländischen Universität Groningen sind dieser Frage nun mithilfe einer relativ simplen, aber innovativen Untersuchung nachgegangen.
Im niederländischen Brutgebiet wurden dazu 80 Trauerschnäpper mit kleinen Datenloggern versehen, die über die folgenden Monate alle fünf bis zehn Minuten Lichtstärke und Temperatur aufzeichneten. Ein Jahr später wurden die standorttreuen Vögel erneut am Brutplatz gefangen und die Datenlogger ausgewertet. Anhand der Daten konnten Lichtkurven errechnet werden, die auf die Tageslänge und damit auf den ungefähren Breitengrad schließen ließen. Über die Tagesmitte konnte außerdem der Längengrad berechnet werden.
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Insgesamt 27 beloggerte Trauerschnäpper konnten wiedergefangen werden, 15 Datenlogger lieferten auswertbare Daten sowohl vom Herbst- als auch Frühjahrszug. Dabei konnten die Wissenschaftler eindeutig belegen, dass die Vögel mitunter 40 bis 60 Stunden Nonstop flogen. Neben der reinen Flugleistung der Vögel ist zudem bemerkenswert, dass ein Großteil der Sahara offenbar während des Tages überquert wurde — man hatte angenommen, dass die Temperatur zu dieser Zeit für derartige Leistungen zu hoch sei. Für den Trauerschnäpper konnte außerdem ermittelt werden, dass die Vögel einen Schleifenzug vollziehen. Auf dem Herbstzug zogen die Vögel längere Zeit über den Atlantik und mieden so die Wüste, anstatt wie im Frühjahr die Sahara direkt zu überqueren. Die bemerkenswerten Ergebnisse der Studie wurden nun im Magazin Biology Letters veröffentlicht.
Weitere Informationen
- Ouwehand et al. (2016): Alternate non-stop migration strategies of pied flycatchers to cross the Sahara desert. Biology Letters. DOI: 10.1098/rsbl.2015.1060
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27.04.2016
Deutsche Avifaunistische Kommission bittet um Seltenheitsmeldungen 2015
© DAK/DDA
Die vierte Ausgabe der Schriftenreihe „
Seltene Vögel in Deutschland“ kann seit kurzem über den
DDA-Schriftenversand bezogen werden. Neben einem Beitrag zum Auftreten des Kanadakranichs abseits seiner regulären Verbreitung, dem Einflug von Buschrohrsängern nach Deutschland im Frühjahr 2014 und zum deutschen Erstnachweis des Pazifikseglers enthält das Heft auch den Bericht der Deutschen Avifaunistischen Kommission (DAK) über die bundesweit dokumentationspflichtigen Beobachtungen des Jahres 2014.
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Nach dem Bericht ist vor dem Bericht! Um Ihnen bereits in rund einem Jahr den Bericht über seltene Vogelarten in Deutschland 2015 vorlegen zu können, benötigen wir Ihre Mithilfe! Rund 250 Dokumentationen sind bereits zu im vergangenen Jahr beobachteten Seltenheiten bei der DAK eingegangen (Übersicht). Für viele teils gut belegte Raritäten liegen jedoch noch keine Dokumentationen vor. Falls also noch undokumentierte Beobachtungen seltener Vogelarten aus dem vergangenen Jahr in Ihren Notizbüchern oder auch bei ornitho schlummern, möchten wir Sie bitten, die Dokumentationen bis zum 30. Juni 2016 an die DAK zu senden.
Zur Dokumentation bundesweit dokumentationspflichtiger Arten nutzen Sie bitte die aktuelle Version des Meldebogens. Bitte senden Sie den ausgefüllten Bogen direkt an die DAK! Wir leiten alle Dokumentationen auch umgehend an die Landeskommission des betreffenden Bundeslandes weiter.
Viele Dokumentationen erreichen uns mittlerweile sehr zeitnah, oft schon wenige Tage nach der Beobachtung. Dafür danken wir allen Beobachterinnen und Beobachtern ganz herzlich!
Das Team der Deutschen Avifaunistischen Kommission
Die Meldeadresse der DAK lautet:
Deutsche Avifaunistische Kommission
c/o Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA) e.V.
An den Speichern 6
48157 Münster
Homepage der DAK
dak@dda-web.de
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26.04.2016
Rote Liste der in Niedersachsen und Bremen gefährdeten Brutvögel aktualisiert
© NLWKN
Die neue Rote Liste der gefährdeten Brutvögel für die Bundesländer Niedersachsen und Bremen liegt jetzt in der 8. Fassung vor. Die aktuelle Bilanz zeigt, dass nach wie vor mehr als die Hälfte der heimischen Vogelarten auf der Roten Liste und der sogenannten Vorwarnliste steht und nur etwa 44 Prozent der Arten als ungefährdet gelten können. Die Liste der in ihrem Bestand gefährdeten Brutvögel ist damit gegenüber der Vorgängerliste von 2007 zwar nicht länger geworden, aber es haben sich zahlreiche Änderungen ergeben, die sowohl negative als auch positive Trends in der Vogelwelt widerspiegeln.
Zu den Arten, die quasi aus der Roten Liste entlassen werden konnten, zählen beispielsweise Uhu und Grünspecht. Verbessert hat sich auch die Situation für Weißstorch, Wanderfalke oder Eisvogel. Umgekehrt sind die Bestände bei Arten wie der Bekassine, die auf feuchte Grünlandstandorte oder intakte Moore angewiesen ist, deutlich zurückgegangen — allein in den letzten 25 Jahren landesweit um etwa 80 Prozent.
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Insgesamt am stärksten gefährdet sind die Vögel der Agrarlandschaft Niedersachsens und Bremens, darunter das Rebhuhn, das mittlerweile als „stark gefährdet“ gelten muss. Da inzwischen auch ehemals häufige und weit verbreitete Arten wie Kiebitz, Star oder Bluthänfling auf der Roten Liste oder ihrer Vorwarnliste stehen, sind ein Umdenken und eine Umkehr in der Bewirtschaftung von Feldern und Wiesen notwendig, damit die Artenvielfalt in der Kulturlandschaft nicht weiter schwindet.
Die neue Rote Liste soll einen wichtigen Beitrag zum Schutz der niedersächsischen Brutvögel leisten und zum Anlass genommen werden, dem teilweise dramatischen Rückgang an Vogel¬arten insbesondere in der Agrarlandschaft entgegenzuwirken. Sie stützt sich auf Bestandszahlen, die von vielen Hundert ehrenamtlich tätigen Beobachtern erhoben worden sind. Aus den Zahlen werden regelmäßig Bestandstrends innerhalb der letzten 25 Jahre ermittelt. Sie liefern die Grundlage für die Einstufung der Vogelarten in verschiedene Gefährdungskategorien.
Das Heft umfasst 76 Seiten und ist erhältlich gegen Rechnung (4,- € zzgl. Versandkostenpauschale) beim Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN).
Weitere Informationen
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25.04.2016
7. HanseBird in Hamburg — Elbinsel im Vogelfieber
Die HanseBird lockt Mitte Juni wieder Vogelfreunde nach Hamburg.
© Georg Scharf
Mit der HanseBird bringt der NABU Hamburg vom 18.-19. Juni 2016 wieder Vogelfreunde, Naturbeobachter und Fotografen auf der Wasserkunst Elbinsel Kaltehofe zusammen. Beim Vogelfestival des Nordens dreht sich auch in diesem Jahr alles um die gefiederten Freunde, deren Beobachtung und Schutz.
Zur Begrüßung schallen die Rufe der Mauersegler durch die Luft, aus dem Schilfgürtel ertönt das Quaken der Frösche und auf den Dächern der historischen Pumpenhäuschen machen es sich Brandgans und Graureiher gemütlich — nur drei Stationen vom Hauptbahnhof trumpft die HanseBird mit einer stimmungsvollen Kulisse auf. Zum mittlerweile siebten Mal stellt der NABU Hamburg ein abwechslungsreiches Programm aus Bildvorträgen, Führungen und Mitmach-Angeboten sowie namhaften Ausstellern auf die Beine, das Lust auf Natur macht.
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Hauptsponsor Carl Zeiss Sport Optics und weitere Anbieter aus Fernoptik und Fotografie haben ihre neuesten Ferngläser, Spektive, Kameras und Objektive im Gepäck, die auf der Elbinsel unter realistischen Bedingungen getestet werden können. Wer fündig geworden ist, kann vor Ort kaufen, teilweise mit Messerabatt. Zudem werden täglich attraktive Preise verlost. Daneben können die Besucher der HanseBird viel über Naturreisen, Ausflugsziele und Outdoor-Ausrüstung erfahren, sich mit Gleichgesinnten austauschen und zwischen Naturschutzprodukten, Kunstwerken und Fachliteratur stöbern.
Hochkarätige Vorträge zeigen die Welt der Vögel aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln. Naturfotograf Felix Heintzenberg ist dem Ruf des Nordens gefolgt und bringt beeindruckende Fotos aus Skandinavien mit. Weitere Referenten waren in Indiens Nordosten (Nanette Roland), den Wäldern und Mooren Estlands (Marika Mann) sowie in Argentinien (Stephan Martens) unterwegs und zeigen exotische Vögel und atemberaubende Landschaften. Die norddeutsche Vogelwelt steht bei Biologe Dr. Veit Hennig im Fokus, der die Nahrungsökologie von Seeschwalben zwischen Neuwerk und Sylt beleuchtet. Christopher König vom DDA erläutert unterschiedliche Mitmachmöglichkeiten für ehrenamtliche Vogelzähler.
Dr. Jörg Kretzschmar wiederum inspiriert mit poetischen Bildideen in der Digiskopie, also dem Fotografieren durchs Spektiv. Kunstvolle Auftritte ganz anderer Art versprechen Tierstimmenimitator Dr. Uwe Westphal mit seinem Repertoire von rund 130 Vogelarten sowie Künstler Andreas Schwarz mit zu Musikinstrumenten umgeformten Vogelhäusern.
Bei vogelkundlichen Führungen und Fotoworkshops geben NABU-Mitglieder Alltagstipps zum Beobachten, Bestimmen und Fotografieren. Ziel ist unter anderem das Süßwasserwatt im nahegelegenen Naturschutzgebiet Holzhafen mit seiner reichen Wasservogelwelt. Wer selbst für die Natur aktiv werden will, kann sich direkt über Mitmach-Möglichkeiten informieren und mit Ehrenamtlichen ins Gespräch kommen. Kleine Vogelfreunde können am Fuchs-Mobil forschen, auf Schnitzeljagd gehen und beim Vogelquiz rätseln. Für alle Besucher der HanseBird ist ein kostenloser Busshuttle ab dem S-Bahnhof Tiefstack eingerichtet.
Weitere Informationen
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13.04.2016
„Seltene Vögel in Deutschland 2014“ erschienen
© DAK/DDA
Mit der jüngst veröffentlichten vierten Ausgabe der Reihe „
Seltene Vögel in Deutschland“ folgt ein weiterer umfassender Überblick über das Auftreten von Seltenheiten in Deutschland. Wie bereits bei der letzten Ausgabe mit dem Seltenheitenbericht 2013, kann dank der zeitnahen Dokumentation von Seltenheiten durch die zahlreichen BeobachterInnen und die gute Zusammenarbeit mit den Avifaunistischen Landeskommissionen auch diesmal bereits rund ein Jahr nach den letzten enthaltenen Beobachtungen ein vollständiger Bericht präsentiert werden.
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„Seltene Vögel in Deutschland 2014“ umfasst 64 Seiten. Im Kernbeitrag des Heftes werden die Nachweise seltener Vogelarten in Deutschland im Jahr 2014 veröffentlicht. Zu den Highlights gehören der erste Nachweis des Pazifikseglers und die zweite Zügelseeschwalbe für Deutschland. Zum jeweils dritten Mal wurden Schwarzbrauenalbatros, Wüstengimpel und Maskenammer hierzulande nachgewiesen. Vom Steppenpieper gelang der fünfte deutsche Nachweis. Erst zum zweiten Mal seit 1950 wurde die Weißkopf-Ruderente als vermutlicher Wildvogel nachgewiesen, zum vierten Mal gelang dies beim Steppenadler. Diese und mehrere hundert weitere Nachweise werden detailliert und mit zahlreichen Fotos und ergänzenden Grafiken und Karten präsentiert.
Ein Artikel von Christopher König beschäftigt sich mit dem Auftreten des Kanadakranichs abseits seiner regulären Verbreitung. Kanadakraniche gehören zu den seltensten Ausnahmeerscheinungen der Westpaläarktis. Insgesamt existieren bislang erst neun Nachweise. Einige Individuen konnten über längere Zeit in verschiedenen Ländern Europas nachgewiesen werden — unter anderem auch in Deutschland. Neben einer umfassenden Behandlung aller Beobachtungen in der Westpaläarktis und einer Diskussion zur Herkunft der hier nachgewiesenen Kanadakraniche wird auch ein Überblick über das Auftreten der Art in anderen Teilen der Erde weit abseits der Brutgebiete präsentiert.
Zu einem auffälligen Einflug von Buschrohrsängern nach Deutschland sowie Mittel-, Nord- und Westeuropa kam es im Frühjahr 2014. Christian Wegst befasst sich in einem Beitrag intensiver mit dem Auftreten dieser Art in Deutschland, von der bis 2013 gerade einmal 29 Nachweise existierten.
Zwischen Mai und Juli 2014 wurden hingegen gleich 24 Individuen nachgewiesen. Es wird genauer auf die geographische Verteilung der Beobachtungen und die Aufenthaltsdauer der Vögel eingegangen. Eine Darstellung der Situation in anderen Ländern Europas erleichtert die Einordnung. Es werden zudem mögliche Gründe für das Auftreten des Buschrohrsängers abseits seiner regulären Brut-, Rast- und Überwinterungsgebiete sowie den Einflug 2014 gesucht.
Abgerundet wird der Band durch einen Beitrag von Joachim Horstkotte, Sina Schendekehl und Joachim Schwane zum deutschen Erstnachweis des Pazifikseglers auf der Insel Mellum im Mai 2014. Neben der Entdeckungsgeschichte wird auf die Bestimmung und Verbreitung dieser asiatischen Art eingegangen und der deutsche Nachweis in das Muster des Auftretens in Europa eingeordnet.
Die ansprechend gestaltete und reich bebilderte vierte Ausgabe von „Seltene Vögel in Deutschland“ kann zum Preis von 9,80 € zzgl. Versandkosten bestellt werden bei:
DDA-Schriftenversand
An den Speichern 6, 48157 Münster
Tel: 0251 / 2101400
E-Mail: schriftenversand@dda-web.de
Internet: www.dda-web.de/publikationen
Die Reihe ist auch im Abonnement erhältlich. Eine Ausgabe kostet dann 7,50 € zzgl. Versandkosten. Sollten Sie die beiden ersten Ausgaben (2010 und 2011/12) noch nicht kennen, können Sie diese jetzt zum reduzierten Preis von nur jeweils 5,00 € zzgl. Versandkosten erwerben.
Mit dem Erscheinen des vierten Bandes von „Seltene Vögel in Deutschland“ möchten wir Ihnen außerdem auch den Seltenheitenbericht der letzten Ausgabe „Seltene Vögel in Deutschland 2013“ kostenlos als online lesbare Version anbieten.
Mit freundlichen Grüßen
Ihre Deutsche Avifaunistische Kommission
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09.04.2016
13. bundesweites Birdrace am 7. Mai - Anmeldung hat begonnen
Im Frühtau zu Werke sie zieh′n, tralala ...
© Wannacks Topti(c)ker
Schon wieder ein Jahr vorbei? Dieser Gedanke schießt vielen Menschen kurz vor Weihnachten oder dem Jahreswechsel durch den Kopf, VogelbeobachterInnen vermutlich auch Anfang April: Die Anmeldung zum bundesweiten Birdrace startet, in vier Wochen ist Birdrace! Bereits zum 13. Mal werden, traditionell am ersten Samstag im Mai, um Mitternacht die Teams an der virtuellen Startlinie stehen und voller Vorfreude auf einen einmalmehr unvergesslichen Tag in die frische Morgenluft starten. An keinem anderen Tag im Jahr wird deutschlandweit so intensiv beobachtet: exakt 300 Vogelarten wurden im vergangenen Jahr von den 252 Teams entdeckt – beides Rekord! Die Artenzahl in diesem Jahr zu übertreffen, dürfte schwer werden. Aber vielleicht klappt es ja, wie in allen Jahren zuvor, dass sich mehr Beobachterinnen und Beobachter von der Birdrace-Begeisterung anstecken lassen? Dann kämen wir der Marke von 1.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern allmählich nahe. Im vergangenen starteten 914 TeilnehmerInnen. Wer hätte das vor 2004 gedacht? Beim ersten bundesweiten Birdrace machten sich 41 Teams auf. Wir sind jedenfalls gespannt, wie sich das lange Himmelfahrts-Wochenende auswirken wird. Der Name lässt zumindest darauf hoffen, dass es weiter aufwärts geht ...
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Worum geht es bei einem Birdrace?
Für alle, die noch nicht dabei waren: Entgegen der direkten Übersetzung „Vogelrennen“ lassen wir bei einem Birdrace nicht die Vögel rennen, sondern die Beobachterinnen und Beobachter versuchen in Teams von 3 bis 5 Personen innerhalb von 24 Std. so viele Vogelarten wie möglich zu sehen oder zu hören. Das Beobachtungsgebiet kann frei gewählt werden, klare Grenzen sind jedoch v.a. bei mehreren Teams im gleichen Raum wichtig. Hierbei haben sich (Land)Kreise als Einheiten bewährt. Wer am Ende die meisten Arten entdeckt hat, hat gewonnen. Einen Preis gibt es dafür jedoch nicht, die Sachpreise werden unter allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern verlost. Kurzum, man betrügt sich letztendlich nur selbst, wenn man schummelt. Es ist also Ehrensache, dass man sich sportlich fair verhält. Und dass der Schutz der Natur und insbesondere der Vogelwelt dabei an erster Stelle steht, ist selbstverständlich und oberstes Gebot (weitere Regeln s.u.).
Spendenrennen für ornitho.de
Schon seit dem ersten bundesweiten Birdrace sind die Teams dazu aufgerufen (es ist aber keine Teilnahmevoraussetzung!), Spenden für ein jährlich festgelegtes Projekt zu sammeln. Nachdem in den ersten sechs Jahren der bundesweite Brutvogelatlas ADEBAR unterstützt wurde (der in keinem Bücherregal fehlen sollte; zur Leseprobe), fließen die Spenden seit 2010 in den Unterhalt, die Betreuung sowie die Weiterentwicklung von ornitho.de. Das Internetportal, bei dem mittlerweile über 17.000 Personen angemeldet sind, die über 18 Mio. Beobachtungen gemeldet haben, ist auch dieses Jahr wieder das Spendenprojekt. Wir hoffen, dass es gerade für begeisterte Nutzer von ornitho.de ein zusätzlicher Ansporn ist, über die Teilnahme am Birdrace selbst zu diesem Gemeinschaftsprojekt beitragen zu können. Alle Unterstützer der letzten Jahre sind, so sie nicht anonym bleiben wollten, unter „Unterstützung“ auf ornitho.de genannt.
Welche Art ziert in diesem Jahr die Urkunde?
Seit 2007 ziert eine Art die Urkunde, die alle TeilnehmerInnen als Erinnerung erhalten. In diesem Jahr ist es erstmals eine klassische Wasservogelart: ein Schellenten-Männchen von Reno Lottmann wird für ordentlich Dynamik auf der Urkunde sorgen. Reno Lottmann dürfte, sofern noch nicht bekannt, vielen schon küstlerisch schon begegnet sein: Er zeichnet – im wahrsten Sinne des Wortes – für die künstlerische Gestaltung der „Zugvogeltage“ im Niedersächsischen Wattenmeer verantwortlich. Mehr über den Reno Lottmann erfahren Sie unter Birdrace-Künstler. Ein hochwertiger Druck der Collage, die der Künstler aus eigenen Zeichnungen und Gemälden erstellt hat, wird unter all jenen verlost wird, deren Team mindestens 100 Euro für ornitho.de eingeworben hat.
Lostrommel wieder reichlich gefüllt
Dank großzügiger Spenden von Carl Zeiss Sports Optics, des AULA-Verlags, Christ Media Natur, Lowepro, Schwegler, König Photobags, der Zeitschrift VÖGEL sowie der Firma Sunbird Images ist die Lostrommel in diesem Jahr schon zum Beginn der Anmeldung gut gefüllt. Wir können somit unter allen BirdracerInnen, besonders jenen, die sich beim Einwerben von Spenden engagieren, wieder viele attraktive Preise verlosen.
Hält dich noch etwas davon ab, erstmals bei einem Birdrace dabei zu sein? Wie, das Wetter? Das wird – das sagt die gefühlte Wetterprognose – herrlich und der Tag mit Sicherheit unvergesslich! Na, geht doch ...
Allen eine gute Vorbereitung wünscht
das Birdrace-Team des DDA
Weitere Informationen und Anmeldung:
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08.04.2016
Steppenweihe „Potku“ auf dem Heimzug
Zugroute der Steppenweihe „Potku“ auf dem Heimzug.
© http://koivu.luomus.fi
Nach einem spannenden Wegzug der in Finnland besenderten Steppenweihe „Potku“ quer durch Europa und entlang der afrikanischen Atlantikküste bis in das Winterquartier im Senegal, hat der Vogel mittlerweile seine Heimreise angetreten und nimmt bereits Kurs auf Deutschland.
Am 26. März verließ „Potku“ ihr Winterquartier in Westafrika. Über Mauretanien, Westsahara, Algerien und Marokko ging es am 29.3. über die Meerenge von Gibraltar nach Spanien. Innerhalb eines Tages flog die Weihe vorbei an Madrid bis nach Frankreich. Westlich von Toulouse änderte „Potku“ ihren Kurs dann von Nordost auf eine nördlich gerichtete Zugroute. Der Weg führte bis in die Gegend von Amiens in Nordfrankreich. Dort schlug sie dann jedoch noch einmal einen südlicheren Weg ein. Die letzte Ortung der Steppenweihe „Potku“ stammt nun vom 5. April nordwestlich von Paris. Man kann sehr stark davon ausgehen, dass sie ihre Reise zurück ins Brutgebiet auch wieder durch Deutschland führen wird. Den Verlauf des Heimzugs kann man aktuell auf der Internetseite des Finnischen Naturhistorischen Museums verfolgen.
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Weitere Informationen
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08.04.2016
Augen auf: Einflug von Alpenbraunellen
Wie viele Alpenvögel sind auch Alpenbraunellen oft sehr vertraut und lassen sich leicht beobachten.
© Stefan Stübing
Waren die ersten Märzwochen vogelkundlich sehr ruhig und gemächlich, so ist die Zeit seit Ostern trotz der unbeständigen und anhaltend kühlen Witterung voll von ungewöhnlich frühen Erstbeobachtungen und auch vielen sehr seltenen Vogelarten!
Vollkommen unerwartet ist ein Einflug von Alpenbraunellen, wie er niemals zuvor in Deutschland beobachtet wurde. Alpenbraunellen sind überwiegend Standvögel und vollziehen kaum Wanderungen, die sie weit über das eigentliche Brutgebiet hinaus nach Norden führen könnten. Daher gibt es nördlich der Alpen nur vereinzelte Meldungen, meist im April, wobei manche Vögel sogar die Nordseeküste erreichen oder bis nach Großbritannien oder Skandinavien gelangen. Die größten bislang in Deutschland außerhalb der Alpen beobachteten Gruppen bestanden aus sieben Alpenbraunellen am Feldberg im Südschwarzwald (also noch in Sichtweite der Brutgebiete) und fünf Vögeln auf dem Brocken im Harz. In Hessen wurden bisher bei vier Nachweisen sechs Individuen beobachtet. Seit dem 6.4. hält sich im Bereich des Feldberg-Gipfels im Taunus nun ein Trupp von 20 Alpenbraunellen auf! Jeweils drei Vögel wurden zudem bei Kassel sowie an zwei Stellen in der Rhön beobachtet. Weitere Beobachtungen stammen aus Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz, die nördlichste Meldung kommt sogar aus Cuxhaven. Dabei liegen alle Nachweise bislang auf einer Nord-Süd-Linie zwischen dem Rheingraben und der Elbmündung. In demselben Korridor wurden in der Rhön sogar 2 Schneesperlinge gemeldet und fotografisch dokumentiert - eine Art, die in Deutschland nördlich der Alpen überhaupt erst wenige Male beobachtet wurde.
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Angesichts dieses außerordentlichen Auftretens ist es sicher sinnvoll, exponierte, steinig-offene Bereiche in den Kuppenlagen der Mittelgebirge, aber auch Burgen und Steinbrüche gezielt nach weiteren rastenden Alpenbraunellen abzusuchen. Die Vögel sind dabei oft sehr vertraut und infolge der Fluchtdistanz von nur wenigen Metern gut zu beobachten, können sich aber bei steigendem Besucherverkehr auch längere Zeit unsichtbar in angrenzenden Gehölzen aufhalten. Wer sich auf die Suche nach der Art macht, sollte unbedingt auch auf Ringdrosseln achten, die derzeit in denselben Lebensräumen in größerer Zahl rasten.
Für eine geplante Auswertung zu diesem Einflug ist es wichtig, dass auch Nachsuchen ohne Beobachtungen als Nullzählung in ornitho eingetragen werden.
Viel Erfolg bei der Suche nach den seltenen Gästen wünscht
Das Team von ornitho.de
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05.04.2016
Starke Klimawandelauswirkungen auf häufige Vogelarten in Europa und den USA
Wie gewonnen, so zerronnen: Je nach Region wird der Zaunkönig vom Klimawandel-Gewinner zum -verlierer
© Karsten Berlin
Erstmals ist es gelungen nachzuweisen, dass häufige Brutvogelarten in Europa und den USA in ähnlicher Weise auf den Klimawandel reagieren. Ein internationales Team von Wissenschaftlern, koordiniert durch die britische Universität Durham, fand heraus, dass über einen Zeitraum von 30 Jahren (1980-2010) die Bestandsentwicklungen potenziell vom Klimawandel profitierender Vogelarten in beiden Regionen deutlich positiver sind als die potenziell negativ beeinflusster Arten.
Koautor Sven Trautmann vom Dachverband Deutscher Avifaunisten e.V. (DDA) erläutert: „
In der nördlichen Hemisphäre verändern sich die Vogelartengemeinschaften gegenwärtig großräumig. Das Erstaunliche daran ist, dass sich dabei über die Kontinente hinweg trotz unterschiedlicher Artenzusammensetzung und naturräumlicher Ausstattung nahezu gleich starke Effekte des Klimawandels zeigen.“
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Mal Gewinner, mal Verlierer
Eine weitere neue Erkenntnis der Studie ist die Tatsache, dass Vogelarten innerhalb ihres Verbreitungsgebietes z.T. ganz unterschiedlich auf den Klimawandel reagieren und damit sowohl Gewinner als auch Verlierer des Klimawandels sein können.
So ist z.B. der Zaunkönig dafür bekannt, von Kältewintern stark negativ beeinflusst zu werden. Auch in der nun vorgestellten Studie spiegelt er deutliche Klimawandeleinflüsse wider, allerdings nicht einheitlich über das gesamte Verbreitungsgebiet: Während er in Nordeuropa -vermutlich begünstigt durch mildere Winter- zunimmt, gehen die Bestände in Südeuropa parallel zur Ausbreitung trocken-heißer Sommer zurück.
„Solch regional unterschiedliche Reaktionen auf den Klimawandel legen weitere Untersuchungen nahe. Wichtig wird dabei sein, das Zusammenspiel von Veränderungen durch Klima- und Landnutzungswandel zu erforschen, um den Schutz der Artenvielfalt zu verbessern.“ erklärt Sven Trautmann. „Hierzu bedarf es weiterer Anstrengungen in Forschung und Monitoring.“
Einzigartige Zusammenarbeit über Kontinentalgrenzen hinweg
Die vorliegende Arbeit entstand in einer einzigartigen Zusammenarbeit ornithologischer Fachverbände, Forschungseinrichtungen, ehrenamtlicher Vogelbeobachter und behördlicher Stellen über Länder- und Kontinentalgrenzen hinweg. Der DDA stellte dafür die mit Unterstützung der Verwaltungsvereinbarung zum Vogelmonitoring von ca. 2.500 Ehrenamtlichen erhobenen Daten aus seinen Monitoringprogrammen für die Auswertungen bereit.
Quelle:
Stephens et al: Consistent response of bird populations to climate change on two continents. Science.
Eine pdf-Kopie der Publikation und zusätzliche Informationen können bei Sven Trautmann angefordert werden.
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31.03.2016
Vögel in Deutschland aktuell: Rückblick auf den Winter 2015/16
© Falke - Journal für Vogelbeobachter
Wir blicken mit unserem Artikel in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift „Der Falke“ auf einen der vier wärmsten Winter seit Beginn der systematischen Aufzeichnungen 1881 zurück. Ungewöhnlich milde und oft sonnenscheinreiche Bedingungen führten zu zahlreichen bemerkenswerten Winterbeobachtungen. Einige Beispiele greifen wir auf und befassen uns darüber hinaus intensiver mit winterlichen Tafelenten und Rotmilanen sowie ungewöhnlich rufenden Gimpeln vermutlich östlicher Herkunft.
Bei der Tafelente zeigten sich zuletzt kontinuierliche Bestandsrückgänge, deren Ursachen bislang unklar sind. Seit 2015 steht die Tafelente deshalb als „gefährdet“ auf der weltweiten Roten Liste der IUCN. Um die Kenntnisse über die Populationsstruktur der Tafelente in Europa zu verbessern, wurde im Januar 2016 eine europaweite Erfassung des Geschlechterverhältnisses durchgeführt. Dabei ergaben sich deutliche Unterschiede zwischen einzelnen Überwinterungsräumen, auf die wir genauer eingehen.
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Weit weniger häufig als zur Brutzeit und in stark schwankender Zahl sind Rotmilane im Winter hierzulande zu beobachten. Neben den Witterungsbedingungen scheint vor allem die Mäusedichte eine entscheidende Rolle zu spielen. Wir beleuchten die wechselhafte Geschichte der in Deutschland überwinternden Rotmilane und zeigen erste Ergebnisse des ornitho-Aufrufs zur Meldung von Rotmilan-Schlafplätzen Anfang Januar.
Ausschließlich im Winter werden — ebenfalls von Jahr zu Jahr in stark unterschiedlicher Zahl — Gimpel mit ungewöhnlichen, an eine Kindertrompete erinnernden Rufen registriert. Diese sogenannten „Trompetergimpel“, deren Herkunft man im europäischen Russland vermutet, traten im vergangenen Winter in relativ großer Zahl bei uns auf. Wir vergleichen das jahreszeitliche und räumliche Auftreten mit dem in den letzten Jahren.
Unter den Seltenheiten kehrten einige Vögel wie Spatelente, Schelladler und Ringschnabelmöwe in ihre traditionellen Winterquartiere zurück. Darüber hinaus waren vor allem ungewöhnlich späte Beobachtungen von Arten, die zu der Zeit eigentlich nur noch in weit südlicheren Gefilden zu beobachten sind, bemerkenswert. Nicht gänzlich unerwartet, aber letztlich doch überraschend, gelang außerdem die Beobachtung des bei Anerkennung durch die Deutsche Avifaunistische Kommission ersten artreinen Blutspechts für Deutschland im Nordosten Bayerns. Diese und zahlreiche weitere bemerkenswerte Raritäten stellen wir wie gewohnt in unserem Rückblick vor.
Den Beitrag „Vögel in Deutschland aktuell: Winter 2015/16: Tafelente nach Geschlechtern, Rotmilane an Schlafplätzen und viele „Trompetergimpel“ in der Zeitschrift „Der Falke“ können Sie hier als PDF herunterladen. Alle weiteren Beiträge mit direktem Bezug zu ornitho.de finden Sie unter Publikationen und Auswertungen.
Das komplette Falke-Heft 4/2016 mit vielen weiteren Beiträgen, u.a. zum Statusbericht „Vögel in Deutschland 2014“, dem Neusiedler See, überwinternden Sumpfohreulen, verschiedenen Kleidern unserer Gartenvögel und der Waldschnepfe können Sie über die Internetseite von „Der Falke“ beziehen.
Viel Spaß beim Lesen wünscht
das Team von ornitho.de und ornitho.lu
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30.03.2016
Helgoländer Schwarzbrauenalbatros auf dem Weg „nach Hause“?
Belegfoto des Schwarzbrauenalbatros vor der französischen Atlantikküste am 27.3.2016.
©
Yves Blat / ornitho.frDer viel beachtete und auch von zahlreichen Medien aufgegriffene Besuch eines eigentlich auf der Südhalbkugel verbreiteten Schwarzbrauenalbatros auf Helgoland in den Frühjahren 2014 und 2015 könnte sich mit etwas Glück auch in diesem Jahr wiederholen. Albatrosse sind für ihre enorme Ortstreue bekannt, sodass Vogelkundler sich berechtigte Hoffnungen machen, dass der Vogel im Bereich der helgoländer Seevogelkolonie erneut spektakuläre Beobachtungen und Fotos aus nächster Nähe zulässt. Einen möglichen Hinweis darauf, dass der Vogel aktuell auf dem Weg aus seinem unbekannten Überwinterungsgebiet zurück in die Nordsee ist, könnten zwei Beobachtungen eines Schwarzbrauenalbatros vor der französischen Küste geben. Am 27. März wurde von der Atlantikinsel Noirmoutier am Nordrand der Biskaya ein entlang der Küste ziehender Schwarzbrauenalbatros fotografiert (
Fotos), der kurze Zeit später rund 90 Kilometer nordwestlich von der Insel Quiberon erneut beobachtet werden konnte (
Fotos). Die Fotos zeigen einen Altvogel mit auffällig viel Schwarz im Unterflügel, besonders im Handflügelbereich.
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Es sieht damit tatsächlich so aus, als wäre der Helgoländer Albatros derzeit auf dem Weg „nach Hause“. Beobachter sollten sich größere Seevögel entlang der Nordseeküste und nicht zuletzt auf Helgoland daher in der nächsten Zeit besser genauer ansehen! 2014 wurde der Albatros erstmalig am 28. Mai gesehen, während er im letzten Jahr schon Mitte April auftauchte. Wem gelingt in diesem Jahr die erste Beobachtung?
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30.03.2016
Langfristige Veränderungen in der Phänologie britischer Brutvogelarten
Die Rauchschwalbe ist eine der Arten, bei der in den letzten Jahrzehnten in Großbritannien eine zunehmend frühe Ankunft im Brutgebiet festgestellt wurde.
© Peter Hering
Das richtige Timing der Ankunfts- und Abzugszeit stellt für Zugvogelarten einen wichtigen Faktor dar. Wissenschaftler des
British Trust for Ornithology (BTO) haben nun Ergebnisse unterschiedlicher Zugvogelerfassungen Großbritanniens miteinander verglichen und im Magazin
Ibis veröffentlicht. 1962-1966 im Rahmen des Inland Observation Point Survey erhobene Daten wurden dabei mit Meldungen des Beobachtungsportals
BirdTrack sowie dem
MigrationWatch aus den Jahren 2002-2011 verglichen.
Dabei stellte sich heraus, dass sich die Frühjahrsankunft bei 11 von 14 untersuchten Arten signifikant verfrühte. Bei sechs Arten, darunter Rauch- und Mehlschwalbe sowie Zilpzalp, sogar um mehr als zehn Tage. Diese Beobachtungen stimmen auch mit den subjektiven Erfahrungen vieler Beobachter überein. Durchschnittlich wurde eine Verfrühung der Ankunftszeit um 0,22 Tage pro Jahr ermittelt.
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Auch der Zeitpunkt des Abzugs in Richtung der Winterquartiere hat sich offenbar bei einigen Arten verschoben. Bei vier Arten (Mönchs- und Gartengrasmücke, Zilpzalp und Braunkehlchen) ließ sich ein signifikant späterer Abzug feststellen. Lediglich Mauersegler zogen signifikant früher aus den Brutgebieten ab.
Fasst man Ankunft und Abzug zusammen, so ergibt sich für neun Vogelarten eine längere Anwesenheit im britischen Brutgebiet für die 2000er Jahre im Vergleich mit den Zeiten in den 1960er Jahren. Es wird angenommen, dass die Veränderungen mit Anpassungen an steigende Temperaturen im Rahmen der Klimaerwärmung zusammenhängen.
Unter den Arten, die ihre Ankunftszeiten in den letzten 40 Jahren angepasst haben, finden sich auch die mit den positivsten Bestandstrends über diesen Zeitraum. Möglicherweise hat die verlängerte Anwesenheit im Brutgebiet dazu geführt, dass diese Arten nun mehr als einmal pro Jahr zur Brut schreiten.
Weitere Informationen
- Newson et al. 2016: Long-term changes in the migration phenology of UK breeding birds detected by large-scale citizen science recording schemes. Ibis. doi: 10.1111/ibi.12367
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30.03.2016
Sekundäre Samenverbreitung durch Greifvögel
Greifvögel spielen bei der Verbreitung von Pflanzensamen möglicherweise eine bedeutendere Rolle als bislang vermutet.
© Thomas Hinsche
Greifvögeln wird bei der Verbreitung von Pflanzensamen in der Regel keine besondere Bedeutung zugeschrieben. In einer Studie der
Island Ecology and Evolution Research Group der Insel Fuerteventura wurde nun jedoch eine nicht unerhebliche Rolle dieser Vögel für die Ausbreitung von Pflanzen festgestellt. Auf der Kanareninsel wurden im Rahmen der Untersuchung jeweils mehr als 300 Speiballen von Mäusebussarden und Turmfalken auf enthaltene Pflanzensamen untersucht. Insgesamt wurden dabei rund 11.000 Samen von 39 bzw. 62 Pflanzenarten gefunden. Hauptnahrung der Greifvögel sind Wildkaninchen und Atlashörnchen — beides invasive, dort ursprünglich nicht heimische Säugetierarten — die die Samen in ihren Därmen tragen. Vier bzw. sieben Pflanzenarten waren in den Speiballen mit einem Anteil von mehr als 10% an den Samen vertreten. Trotz der Zeitspanne zwischen dem Sammeln der Speiballen und anschließenden Keimungsexperimenten, kam es noch bei fast 10% der Pflanzensamen zur Keimung — und das obwohl die Samen bereits zwei Verdauungsprozesse durchwandert hatten, einen im Säugetier und einen im Vogel.
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Die Ergebnisse der Studie zeigen eine bislang weitgehend unbeachtete ökologische Rolle von Greifvögeln auf, die auch bei weiträumigeren Ausbreitungsprozessen von Pflanzenarten von Bedeutung sein dürfte. Die Ergebnisse der Studie wurden im Ibis Journal, der Zeitschrift der British Ornithologists' Union, veröffentlicht.
Weitere Informationen
- Lpez-Darias, M., Nogales, M. (2016), Raptors as legitimate secondary dispersers of weed seeds. Ibis, 158: 428—432. doi: 10.1111/ibi.12360
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16.03.2016
Die Odyssee der Zwergschwäne — Winterquartiere weltweit vernetzt
Beringungen und Besenderungen von Zwergschwänen erbrachten völlig unerwartete Erkenntnisse zu deren Zugverhalten.
© Ingo Waschkies
Zwergschwäne brüten weltweit ausschließlich in der russischen Tundra. Witterungsbedingt ist es für sie nicht möglich, sich ganzjährig im Brutgebiet aufzuhalten, sodass die Vögel gezwungen sind, lange Strecken in weit entfernte Überwinterungsgebiete zurückzulegen. Nicht alle Zwergschwäne ziehen dabei jedoch in dieselben Winterquartiere. Lange waren drei große Überwinterungsgebiete bekannt: eines im Bereich der Nordsee, eines im Südosten Chinas und Japan sowie ein drittes am Südufer des Kaspischen Meeres. Erst seit 1997 hat sich ein viertes Gebiet für überwinternde Zwergschwäne etabliert: Auch im Evros-Delta im Nordosten Griechenlands überwintern mittlerweile mehrere tausend Zwergschwäne. Doch aus welchen Brutgebieten stammen diese Vögel und auf welcher Route wechseln sie zwischen Arktis und Mittelmeer? Es ist außerdem unklar, wie es rund 2000 Kilometer von den nächsten traditionellen Winterquartieren zur Etablierung eines neuen Überwinterungsgebietes kommen konnte.
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Um diesen Fragen auf den Grund zu gehen, starteten zahlreiche internationale Organisationen und Institute ein gemeinsames Forschungsprojekt. Hinweise auf die Herkunft der Vögel brachte die Ablesung eines beringten Zwergschwans: Im Februar 1997 wurden während der Suche nach Dünnschnabel-Brachvögeln im Evros-Delta 25 Zwergschwäne beobachtet. Einer dieser Vögel trug einen blauen Halsring, der verriet, dass der Schwan zur Brutzeit 1992 im Petschora-Delta in Russland beringt worden war. Anhand von Beobachtungen während Studien an russischen Rothalsgänsen und Wanderfalken sowie Auswertungen von Luftbildern wurde 2014 die Yamal-Halbinsel als Untersuchungsgebiet für eine geplante Markierung mausernder Zwergschwäne bestimmt. Im August 2015 startete die Expedition und insgesamt 23 Zwergschwäne konnten gefangen und beringt werden. Sechs dieser Schwäne wurden mit Satellitensendern ausgestattet, die es erlauben, ihre Reisen zwischen Brutgebiet und Winterquartier seitdem genau zu verfolgen.

Auf der russischen Yamal-Halbinsel brütende Zwergschwäne ziehen in rund 8000 Kilometer voneinander entfernte Überwinterungsgebiete. © odnature.naturalsciences.be
Einer der Sender fiel leider nach kurzer Zeit aus, doch die übrigen lieferten Ergebnisse, mit denen wohl keiner der Forscher gerechnet hatte. Obwohl die fünf Schwäne innerhalb weniger Tage in derselben Region besendert worden waren, verließen sie das Brutgebiet einzeln. Alle wählten eine südliche Route über die Taiga, doch teilten sich ihre Wege in der Region Novosibirsk auf. Drei der besenderten Schwäne schlugen eine östliche Route ein und flogen nach Zwischenrast im russisch-mongolischen Grenzbereich innerhalb von nur drei Tagen über mehr als 3000 Kilometer bis in die Gegend von Shanghai. Mit mehr als 500.000 weiteren Wasservögeln überwinterten diese Zwergschwäne schließlich am Poyang Lake. Bis dahin war man davon ausgegangen, dass es sich bei den dortigen Zwergschwänen um Brutvögel Ostsibiriens handelt — nicht aber von der Yamal-Halbinsel nahe der Grenze zu Europa!
Die beiden anderen besenderten Zwergschwäne schlugen hingegen eine entgegengesetzte Richtung nach Westen ein. In Kasachstan fiel leider einer der beiden Sender aus, doch zumindest der zweite „westliche Vogel“ konnte weiter bis an das Asowsche Meer, ein Nebenmeer nördlich des Schwarzen Meeres, verfolgt werden. Von dort ging es nach mehreren Wochen Rast über Bulgarien und die Türkei weiter bis nach Griechenland, wo der Vogel schließlich tatsächlich das Evros-Delta erreichte! Es erscheint fast unglaublich, dass zur Herkunft der am Mittelmeer überwinternden Zwergschwäne bereits im ersten Untersuchungsjahr so viele neue Erkenntnisse gewonnen werden konnten. Mindestens genauso bemerkenswert ist aber, dass Zwergschwäne aus derselben Brutregion Überwinterungsgebiete aufsuchen, die rund 8000 Kilometer voneinander entfernt sind!
Doch noch weitere spannende Erkenntnisse zu den Zwergschwänen konnten anhand von Beringungen ermittelt werden: Im Februar 2010 war im Evros-Delta ein halsberingter Zwergschwan abgelesen worden, der vier Jahre zuvor im Winterquartier in den Niederlanden markiert worden war. Den Winter 2008/09 hatte der Schwan in Norfolk in Großbritannien verbracht und auch ein Jahr nach der Sichtung in Griechenland flog er wieder dorthin. Es folgte im Winter 2011/12 dann eine erneute Überwinterung in den Niederlanden. Die zahlreichen Ablesungen dieses Zwergschwans zeigen, dass zumindest einige Individuen offenbar regelmäßig zwischen weit voneinander entfernten Überwinterungsgebieten wechseln.
Die Zahl der überwinternden Zwergschwäne im Nordseeraum ist in den letzten 15 Jahren um rund 30% zurückgegangen. Könnte es eine Verbindung zwischen dem Rückgang der dortigen Bestände und der Etablierung und dem starken Anstieg der Überwinterer im Evros-Delta auf bis zu über 8000 Individuen im Februar 2016 geben? Es liegen mittlerweile insgesamt für drei Vögel durch Beringungen belegte Wechsel zwischen niederländischem und griechischem Überwinterungsgebiet vor. Viele noch offene Fragen rund um das Zugverhalten und die Bestandsveränderungen von Zwergschwänen sind noch zu klären. Vielleicht wird das internationale Forschungsprojekt auch künftig Stück für Stück zum Verständnis und damit hoffentlich auch zum besseren Schutz der Art beitragen. Details der spannenden Ergebnisse können dem Blog „The odyssey of the Bewick Swan“ entnommen werden.
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14.03.2016
Samenverbreitung durch Gründelenten: ein übersehener Ausbreitungsweg für viele Pflanzenarten
Gründelenten wie die Stockente nehmen bei der Nahrungssuche große Mengen von Samen auf. Über unverdaute Ausscheidungen tragen sie zur Verbreitung der Pflanzenarten bei.
© Thorsten Runge
Gründelenten sind alles fressende Vögel, die weit verbreitet, zahlreich und sehr mobil sind. Viele Arten zeigen zudem ein ausgeprägtes Wanderverhalten. Durch diese Eigenschaften besitzen sie ein hohes Potenzial für die (weiträumige) Ausbreitung anderer Organismen wie z.B. Pflanzen. Im Vergleich mit fruchtfressenden Arten wurde diese Fähigkeit bei den Enten jedoch bislang wenig beachtet.
Im Rahmen einer Studie niederländischer, französischer und spanischer Wissenschaftler wurden Mageninhalte sieben in der Westpaläarktis verbreiteter Gründelentenarten untersucht und die Pflanzenarten der enthaltenen Samen bestimmt. Anschließend wurden Lebensräume und Eigenschaften dieser Arten untersucht, um bestimmte Muster zu ermitteln.
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Rund 450 Pflanzenarten sehr unterschiedlicher Lebensräume in Bezug auf Fruchtbarkeit, Feuchtigkeit und Lichtbedingungen konnten im Nahrungsspektrum der Enten nachgewiesen werden. Dabei machten Wasserpflanzen gerade einmal 40% der Nahrung aus und lediglich Arten sehr trockener oder sehr schattiger Habitate fehlten. Die Enten bevorzugten Samen mittlerer Größe (1-10mm³), die eine gute Chance haben, den Magendarmtrakt unbeschadet zu durchlaufen, doch wurden auch kleinere und größere Samen festgestellt. Von vielen der Pflanzenarten (62%) war bislang keine Verbreitung durch Tiere bekannt.
Berücksichtigt man die Millionen von Gründelenten und die hunderte bis tausende von Samen, die jedes Individuum täglich zu sich nimmt, so kann von einer enormen Anzahl ausgebreiteter Samen pro Tag ausgegangen werden. Für eine weit größere Zahl von Pflanzen als bekannt, dürfte die Verbreitung über den Verzehr durch Gründelenten daher eine wichtige Rolle spielen. Die Ergebnisse der Studie wurden im Journal of Ecology veröffentlicht und sind im Internet frei verfügbar.
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01.03.2016
Steppenweihe „Potku“ sendet neue Daten aus dem Winterquartier
Zugroute der Steppenweihe „Potku“ quer durch Europa bis ins westafrikanische Winterquartier.
© koivu.luomus.fi
Im Oktober 2015 berichteten wir zuletzt über die Zugroute des in Finnland besenderten Steppenweihen-Weibchens „Potku“. Aus dem finnischen Brutgebiet flog der Vogel über Russland, Estland, Lettland, Litauen, Weißrussland und Polen bis nach Deutschland und von dort weiter durch Belgien, Frankreich und Spanien bis nach Nordafrika. Entlang der Atlantikküste ging es quer durch Marokko und Westsahara bis nach Mauretanien. Dort folgte für die Forscher eine ungewisse Zeit, denn ab dem 4.10. übertrug der Sender keine weiteren Daten. Als mögliche Gründe wurden ein schlecht ausgebautes Mobilfunknetz, das zur Übertragung der Daten nötig ist, sowie ein möglicher Ausfall des Senders diskutiert. Bereits einige Tage zuvor hatte es Unregelmäßigkeiten bei der Übertragung gegeben.
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Wochen und Monate vergingen und die Hoffnung der Forscher, weitere Daten aus dem Leben der Steppenweihe zu erhalten, dürfte weitgehend erschöpft gewesen sein. Am 13. Januar kam dann aber doch noch das ersehnte Lebenszeichen: Der Sender übertrug die zwischen Anfang Oktober und Anfang Januar aufgezeichneten Aufenthaltsorte der Weihe. Potku passierte demnach den mauretanischen Nationalpark Banc d′Arguin sowie die Hauptstadt Nouakchott östlich und erreichte so die Grenzregion zum Senegal. Dort schlug der Vogel eine östliche Richtung ein und hielt sich daraufhin rund 250 Kilometer von der Küste entfernt von Anfang Oktober bis Anfang Januar für drei Monate nahe der Wüstenstadt Aleg auf. Am 5. Januar 2016 zog der Vogel nach Südwesten über die Grenze in den Senegal. Die aktuell letzte Ortung von Potku stammt vom 8.1.2016 aus der Halbwüste im Norden des Landes.
Auch wenn mittlerweile wieder seit längerer Zeit neue Informationen zum Verbleib der Steppenweihe fehlen, so haben die letzten Monate gezeigt, dass durchaus mit einer Übertragung neuer Daten zu rechnen ist, wenn der Vogel seinen Heimzug antritt und damit in Gebiete mit besser Mobilfunkabdeckung gelangt. Es könnte sich also lohnen, hin und wieder einen Blick auf die Karte des Zugweges der Steppenweihe Potku zu werfen. Es scheint relativ wahrscheinlich, dass der Vogel auf dem Weg in sein finnisches Brutgebiet auch Deutschland erneut passieren wird!
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01.03.2016
Schreiadler und Windkraft als Schwerpunktthema in DER FALKE
Nur noch in wenigen Regionen Brandenburgs und Mecklenburg-Vorpommerns finden Schreiadler geeignete Habitate
© Thomas Krumenacker
Deutschlands am stärksten bedrohter Adler, der Schreiadler, gerät durch den Ausbau der Windenergie immer stärker unter Druck. In seiner neuen Ausgabe stellt DER FALKE in einem ausführlichen Dossier die Auswirkungen des Windkraftbooms auf die verbliebenen nur rund 110 Brutpaare in Deutschland dar. Fazit der Autoren: Im Zusammenspiel mit der ungebremst fortgesetzten Intensivlandwirtschaft könnte die Energiewende zu einer Existenzbedrohung für die deutsche Population werden.
Die Beiträge zum Themenkomplex „
Schreiadler und Windkraft“ können Sie bereits vor Erscheinen der gedruckten Ausgabe
hier herunterladen.
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25.02.2016
Bartgeier in den Alpen weiter auf dem Vormarsch
Dank umfangreicher Schutzmaßnahmen zeigt der Bartgeier in den Alpen einen positiven Trend
© Mathias Schäf
Die aktuelle Brutsaison der Bartgeierpopulation in den Alpen startet mit einer Rekordzahl besetzter Reviere und zahlreichen neuen Paaren. Insgesamt 37 Paare/Trios schreiten derzeit zur Brut und 28 Gelege wurden bereits registriert. Acht Paare in den Französischen, Italienischen und Schweizer Alpen brüten zum ersten Mal, mögliche weitere drei neue Territorien könnten sich in den Ostalpen (Österreich) und südwestlichen Alpen bilden.
Sollte sich dies bestätigen, steigt die Zahl der Brutpaare in den Alpen auf 39. Dies wäre ein neuer Rekord seit der Wiederansiedlung des Bartgeiers im Alpenraum und lässt auf eine ähnlich erfolgreiche Brutsaison hoffen wie 2015.
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Im Winter 2014/15 brüteten insgesamt 33 Paare/Trios, insgesamt 20 Jungvögel wurden flügge. Von den Brutpaaren des letzten Jahres schreiten zwei Paare in dieser Saison leider nicht zur Brut. Ein Paar in den nordwestlichen Italienischen Alpen brach die Brut vermutlich aufgrund von Störungen durch militärische Übungen ab, bei einem Paar in Österreich verschwand ein Vogel.
Auch im deutschen Alpenraum gelingen immer häufiger Beobachtungen der beeindruckenden Vögel. Allein in diesem Jahr wurden über ornitho.de bereits mehrere Sichtungen gemeldet (Beispiel).
Aktuelle Informationen rund um die Geier Europas finden Sie laufend auf der Internetseite der Vulture Conservation Foundation unter www.4vultures.org.
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25.02.2016
Das Monitoring häufiger Brutvögel startet in die neue Saison — machen Sie mit!
Auf den Probeflächen des Monitoringprogramms stehen häufige Arten wie die Goldammer im Mittelpunkt.
© DDA
Mit den längeren Tagen sind bei Amseln, Kleibern, Heckenbraunellen oder Meisen die Frühlingsgefühle nicht mehr zu überhören. Keine Frage, die Vorbereitungen für die Brutzeit haben bei vielen Arten bereits begonnen. Aber auch bei uns laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren, denn am 10. März beginnt die Kartiersaison des Monitorings häufiger Brutvögel.
Seit 1989 werden die Bestandsentwicklungen aller häufigen Brutvogelarten mithilfe standardisierter Methoden überwacht, um u.a. die Frage „Wie entwickeln sich die Brutbestände weit verbreiteter, häufiger Vogelarten?“ beantworten zu können. Seit 2004 finden die Erfassungen auf bundesweit repräsentativen, 1x1 km-großen Probeflächen statt, auf denen zwischen März und Juni 4 Begehungen entlang einer ca. 3 km langen Route durchgeführt werden.
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Vielfältiger Einsatz der Ergebnisse für den Naturschutz
Die Ergebnisse des Programms werden jährlich im Bericht „Vögel in Deutschland“ fortgeschrieben und sie fließen u.a. in den Indikator „Artenvielfalt und Landschaftsqualität“ der Bundesregierung (BfN) sowie Indikatoren auf europäischer Ebene ein, u.a. den „European Farmland Bird“-Indikator (EBCC), der von der EU-Kommission als Referenz für eine nachhaltige Nutzung der Agrarlandschaft herangezogen wird.
Machen Sie mit!
Der zeitliche Aufwand je Probefläche beträgt für die vier Begehungen zwischen März und Juni inkl. der Auswertung der Daten 30—40 Stunden. Bundesweit stehen 2.637 Probeflächen zur Verfügung, von denen bereits rund 1.500 vergeben werden konnten. Es gibt somit noch reichlich Beteiligungsmöglichkeiten zwischen Rügen und Bodensee! Wo es noch freie Probeflächen in Ihrer Nähe gibt und wie diese beschaffen sind, können Sie über das Informationssystem „Mitmachen beim Monitoring häufiger Brutvögel!“ ganz einfach erkunden. Am besten Sie sehen direkt einmal nach, denn bis spätestens zum 10. März sollten Sie sich entschieden haben, wenn Sie dieses Jahr noch mitmachen möchten:
Wir freuen uns auf Ihre Unterstützung!
Johanna Karthäuser und Sven Trautmann
im Namen aller landesweiten Koordinatoren
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17.02.2016
„Vögel in Deutschland 2014“ erschienen
© DDA
Bonn, Münster, Recklinghausen, 17. Februar 2016: Die Vielfalt in der Vogelwelt schwindet. Insbesondere bislang häufige und weit verbreitete Singvogelarten wie Baumpieper und Stieglitz weisen negative Trends auf. Die jetzt veröffentlichte Studie „
Vögel in Deutschland“ beleuchtet die Hintergründe dieser Bestandsrückgänge.
„
Die Arten der Agrarlandschaft bleiben weiterhin unsere Sorgenkinder“, erläutert Prof. Beate Jessel, Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz. „
Rund die Hälfte der Vogelarten unserer Felder und Wiesen nehmen im Bestand ab. Besonders betroffen sind die am Boden brütenden Arten und solche, die sich von Kleininsekten ernähren.“ Dafür werden unter anderem die häufige und intensive Bodenbearbeitung sowie der starke Rückgang von Insekten verantwortlich gemacht.
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Trotz einzelner Erfolge bei Großvogelarten wie Schwarzstorch und Fischadler reichen die Schutzbemühungen in Deutschland für einen Großteil der Arten, auf deren Erhaltung die Europäische Vogelschutzrichtlinie abzielt, noch nicht aus. „Die Intensivierung der Landnutzung, die Entwässerung von Lebensräumen sowie Sport- und Freizeitaktivitäten sind die wichtigsten Beeinträchtigungen und Gefährdungen“, konstatiert Bernd Hälterlein, Vorsitzender des Dachver-bandes Deutscher Avifaunisten.
„Zugvögel weisen einen höheren Anteil im Brutbestand abnehmender Arten auf als diejenigen Arten, die auch im Winter bei uns bleiben“, ergänzt Peter Herkenrath, der als Geschäftsführer der Länderarbeitsgemeinschaft der Vogelschutzwarten an der Publikation mitgewirkt hat. „Neben den Schutzanstrengungen in Deutschland ist deshalb eine Intensivierung der Bemühungen zum Schutz von Zugvögeln auf ihren Zugwegen und im Überwinterungsgebiet erforderlich“, so Herkenrath.
Eine bedeutende Aufgabe in den kommenden Jahren ist die Verbesserung des Managements in den EU-Vogelschutzgebieten. Für die Mehrzahl der Gebiete liegen noch keine Pflege- und Entwicklungspläne vor. Und dort, wo sie vorliegen, sind diese oftmals nicht vollständig umgesetzt. „Soll die Erhaltung der Zielarten des europäischen Vogelschutzes Erfolg haben, müssen wir hier umgehend einen großen Schritt nach vorn machen“, betont Bernd Hälterlein und fordert Politik und Verwaltung auf, die dafür benötigten Finanzmittel bereitzustellen.
Hintergrund
„Vögel in Deutschland 2014“ basiert auf Datenerhebungen, die zum größten Teil von Ehrenamtlichen im Rahmen des bundesweiten Vogelmonitorings durchgeführt werden. Für die Studie wurde umfassendes Datenmaterial aus dem nationalen Bericht nach der europäischen Vogelschutzrichtlinie anhand der ökologischen Eigenschaften der Vögel neu analysiert und bewertet.
Die Publikation Vögel in Deutschland wird jährlich gemeinsam durch den Dachverband Deutscher Avifaunisten, die Länderarbeitsgemeinschaft der Vogelschutzwarten und das Bundesamt für Naturschutz herausgegeben. Die neue Ausgabe „Vögel in Deutschland 2014“ ist im Februar 2016 erschienen.
Der Bericht „Vögel in Deutschland 2014“ steht als Download bereit unter
Auch eine online lesbare Version des Berichtes „Vögel in Deutschland 2014“ steht bereit.
Bezug der gedruckten Ausgabe über
DDA-Schriftenversand, z. H. Thomas Thissen
An den Speichern 6, 48157 Münster, Tel: 0251 / 2101400
E-Mail: schriftenversand dda-web.de
Internet: Bestellung
Schutzgebühr: 9,80 EUR zzgl. Versandkosten
Bitte beachten Sie, dass der Versand der Berichte voraussichtlich in der ersten Märzwoche erfolgen wird.
Weitere Informationen
Downloads
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16.02.2016
Ergebnisse der 6. bayernweiten Wiesenbrüterkartierung 2014/2015 veröffentlicht
© LfU
Bei der 6. landesweiten Wiesenbrüterkartierung 2014/2015 haben über 190 ehrenamtliche Kartiererinnen und Kartierer mit großem Engagement 845 Wiesenbrütergebiete in ganz Bayern untersucht und somit die größte Flächenabdeckung aller bisherigen Wiesenbrüterkartierungen erreicht.
Generell lassen die Kartierergebnisse eine deutliche Verschärfung der Situation einiger Wiesenbrüter erkennen (vor allem bei Uferschnepfe und Braunkehlchen), während es bei anderen Arten eine Stabilisierung auf niedrigem Niveau zu geben scheint (vor allem Großer Brachvogel und Grauammer). Bei allen Arten wurde jedoch ein Rückzug aus der Fläche beobachtet und eine Konzentration in wenigen (Schutz-) Gebieten. In der offenen Kulturlandschaft der Europäischen Union leben heute geschätzt 300 Millionen weniger Vögel als noch vor 30 Jahren. Es besteht dringender Handlungsbedarf im Wiesenbrüterschutz in Bayern. Die Ergebnisse hat das Bayerische Landesamt für Umwelt zum
Herunterladen zur Verfügung gestellt.
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04.02.2016
Sozialverhalten von Erlenzeisigen anhand von Beringungsergebnissen erforscht
Erlenzeisig-Trupps ziehen mitunter über mehrere Jahre gemeinsam umher.
© Lukas Thiess
Das Sozialverhalten von Schwänen, Gänsen und einigen Krähenarten ist bereits relativ gut erforscht. Diese Vögel gehen enge, oft lebenslange Bindungen zueinander ein. Dass jedoch auch bei kleineren Vogelarten abseits der Partnerschaften soziale Bindungen vorkommen, ist weitgehend unbekannt. In der Zeitschrift
Bird Study wurden nun Ergebnisse einer Studie präsentiert, die bei Erlenzeisigen eine Tendenz zum Umherwandern in festen Trupps über mehrere Jahre erkennen lassen.
Die Wissenschaftler hatten bei in Gefangenschaft gehaltenen Erlenzeisigen festgestellt, dass Weibchen Paarungen mit ihnen bereits bekannten Männchen bevorzugen. Inwiefern auch in der Natur bei Erlenzeisigen ein soziales Verhalten auftritt, versuchten die Forscher anhand von Ringfundmeldungen zu ergründen. Dafür wurden aus der Datenbank der europäischen Dachorganisation der nationalen Beringungszentralen EURING insgesamt mehr als 42.000 Daten beringter Erlenzeisige aus dem Zeitraum 1907 bis 2011 analysiert.
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Es stellte sich heraus, dass die Erlenzeisige für bis zu vier Jahre im selben Trupp umherziehen. Dabei legen die Vögel gemeinsam Distanzen von bis zu 1.300 Kilometern zurück. Die Trupps setzten sich dabei sowohl aus reinen Männchen- oder Weibchen-Gruppen als auch gemischten Trupps (möglicherweise mit Brutpartnern) zusammen.
Vergleichbare Studien an nordamerikanischen Fichtenzeisigen sowie Birkenzeisigen kamen zu ähnlichen Ergebnissen. Diese Untersuchungen stützten sich jedoch lediglich auf Erkenntnisse aus einzelnen Wintern. Im Gegensatz zu nahe verwandten Arten wie Stieglitz oder Grünfink verhalten sich Erlenzeisige nomadisch, was bedeutet, dass in jedem Jahr andere Gebiete aufgesucht werden. Wo zwei am selben Ort beringte Vögel zusammen wiedergefangen werden, kann man daher darauf schließen, dass die Vögel nicht zufällig dasselbe Winterquartier aufsuchten, sondern gemeinsam dorthin geflogen sind.
Die in der Studie ermittelte enge soziale Bindung unter Erlenzeisigen könnte sich positiv auf die Reproduktion auswirken und die Besiedlung neuer Gebiete erleichtern.
Weitere Informationen
- Senar, J.C. et al. 2015: Do Siskins have friends? An analysis of movements of Siskins in groups based on EURING recoveries. Bird Study 62(4): 566-568. DOI: 10.1080/00063657.2015.1089836
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04.02.2016
Beitrag zum Birdrace im Fundraiser-Magazin
Titelbild Fundraiser-Magazin 1/2016
© Fundraiser-Magazin
Als ein gutes und innovatives Beispiel für das Einwerben von Spenden für gemeinnützige Organisationen wurde das Birdrace nun in einem Beitrag des Fundraiser-Magazins, dem Branchenmagazin für Sozialmarketing, Spenden und Stiftungen, vorgestellt. Sowohl das vom DDA organisierte deutschlandweite Birdrace als auch die Spendenrennen in Österreich und der Schweiz werden darin behandelt und Spendenziele und -ergebnisse genannt. In Deutschland fließen die Spenden seit 2010 in die Weiterentwicklung und den Unterhalt von
ornitho.de. Da viele Birdracerinnen und Birdracer das Portal zur Eingabe und Verwaltung der eigenen Vogelbeobachtungen nutzen, dürfte es ein besonderer Ansporn sein, selbst einen Teil zur Finanzierung von
ornitho.de beizutragen!
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Das nächste Birdrace findet am 7. Mai 2016 statt! Weitere Informationen finden Sie unter www.dda-web.de/birdrace. Auch über das Birdrace hinaus freuen wir uns jederzeit über Ihre finanzielle Unterstützung für das Vogelmonitoring in Deutschland sowie die weiteren Projekte des DDA. Ganz einfach und komfortabel ist dies über das Online-Spendenformular möglich. Vielen Dank für Ihre Unterstützung!
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29.01.2016
BirdTrends 2015: Bestandsveränderungen der Brutvögel Großbritanniens
Auch der Feldsperling gehört zu den im Bestand stark abnehmenden Arten.
© Robert Mayer
Der British Trust for Ornithology (BTO) hat vor kurzem die Bestandstrend 2015 der Brutvögel Großbritanniens veröffentlicht. Wie bereits zu erwarten, nehmen die Bestände zahlreicher Vogelarten weiterhin deutlich ab. Neben bereits vielfach in diesem Zusammenhang genannten Arten wie Rebhuhn, Turteltaube oder Feldlerche werden auch Singdrossel, Star und Haussperling genannt. Ebenfalls auf der besorgniserregenden Liste finden sich Zwergtaucher, Waldschnepfe, Bekassine und Nachtigall. Eine moderate Abnahme zeigen Flussuferläufer, Wasseramsel, Gartengrasmücke und Grünfink sowie Großer Brachvogel. Weiterhin auf der Roten Liste zu finden sind die typischen Langstreckenzieher Trauerschnäpper, Waldlaubsänger und Braunkehlchen.
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Ein geringer Bruterfolg 2015 wird für Ziegenmelker, Gartengrasmücke, Schilfrohrsänger und Baumpieper genannt. Grund dürfte unter anderem der anhaltende Rückgang der Insektenpopulationen in Großbritannien sowie auch in den Überwinterungsgebieten südlich der Sahara sein — jeweils vermutlich in direktem Zusammenhang mit jahrzehntelangem, übermäßigem Pestizideinsatz. Andere Arten wie der Bluthänfling sind vermutlich aufgrund der Ermangelung von Samen und Körnern durch intensivierte Landwirtschaft zurückgegangen.
Wenn auch in weit geringerer Zahl, finden sich in „Bird Trends 2015“ auch einige positive Nachrichten.
Die Bestandszahlen der Dorngrasmücke befinden sich zwar weiterhin auf historisch niedrigem Stand, es kam in den letzten Jahren allerdings zu einer deutlichen Erholung. Arten wie Rotmilan, Mäusebussard, Sperber, Merlin und Schleiereule haben von umfangreichen Schutzmaßnahmen profitiert und auch einige Kulturfolger wie Höckerschwan, Stockente, Elster, Dohle und Kohlmeise zeigen steigende Bestände. Die Bestandstrends sind unter www.bto.org/birdtrends frei im Internet verfügbar.
Weitere Informationen
- Robinson, R.A., J.H. Marchant, D.I. Leech, D. Massimino, M.J.P. Sullivan, S.M. Eglington, C. Barimore, D. Dadam, I.S. Downie, I.S., Hammond, M.J., Harris, S.J., Noble, D.G., Walker, R.H. & Baillie, S.R. (2015) BirdTrends 2015: trends in numbers, breeding success and survival for UK breeding birds. Research Report 678. BTO, Thetford. www.bto.org/birdtrends
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29.01.2016
Experte in DER FALKE: Windkraft könnte Mäusebussard in Bedrängnis bringen
Der Zunehmende Ausbau von Windenergieanlagen könnte für den Mäusebussard eine bestandsgefährdende Entwicklung darstellen.
© Andreas Heiland
Der Ausbau der Windenergie bringt einer neuen Studie zufolge möglicherweise auch den Bestand des häufigsten Greifvogels in Deutschland, des Mäusebussards, in Bedrängnis. In der weltweit bislang größten Untersuchung zu den Kollisionsrisiken von Vögeln mit Windrädern (PROGRESS) kommen die Wissenschaftler auf Basis von Untersuchungen in Windparks in Norddeutschland zu dem Ergebnis, dass selbst bei Betrachtung des Ausbaustands von Windenergieanlagen von 2014 eine „
bestandsgefährdende Entwicklung“ für die Art zu befürchten ist.
Im führenden deutschsprachigen Magazin für Vogelbeobachtung DER FALKE äußert sich der an der Studie beteiligte Bielefelder Professor für Verhaltensforschung, Oliver Krüger, erstmals ausführlich zu den Ergebnissen der noch unveröffentlichten Studie: „
Der Mäusebussard taucht in den Betrachtungen zur Windenergie bisher überhaupt nicht auf und auch wir hatten das zunächst nicht auf dem Schirm. Das war für uns die große negative Überraschung unserer Studie“, sagte Krüger dem FALKEN (März-Ausgabe) mit Blick auf die mögliche Bedrohung des häufigen Greifvogels durch den Ausbau der Windenergie. „
Aber aufgrund der ziemlich hohen Fundzahl (während der Untersuchung) auch im Vergleich zum Rotmilan und anderen Arten war die hochgerechnete Schlagrate tatsächlich so, dass wir schon jetzt einen kritischen Ist-Zustand im überwiegenden Teil der untersuchten norddeutschen Population prognostizieren mussten. Wir haben hier eine potenziell bestandsgefährdende Entwicklung“, sagte Krüger dem FALKEN.
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Die Studie könnte damit erhebliche Auswirkungen auf den weiteren Ausbau der Windenergie in Deutschland haben. Denn nach dem Bundesnaturschutzgesetz ist es verboten, „wild lebenden Tieren der besonders geschützten Arten nachzustellen, sie zu fangen, zu verletzen oder zu töten“ oder „sie während der Fortpflanzungs-, Aufzucht-, Mauser-, Überwinterungs- und Wanderungszeiten erheblich zu stören.“ Eine erhebliche Störung wird dabei als vorliegend definiert, „wenn sich durch die Störung der Erhaltungszustand der lokalen Population einer Art verschlechtert“. Darauf gibt es mit der PROGRESS-Studie nun zumindest erhebliche Hinweise.
Das gesamte Interview können Sie bereits vor Erscheinen der gedruckten Ausgabe hier herunterladen
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28.01.2016
Gründe für unterschiedliche Winterverbreitung männlicher und weiblicher Schneeammern
In Deutschland sind Schneeammern vor allem an der Nordseeküste zu beobachten. Einzelne tauchen jedoch alljährlich auch weit im Binnenland auf.
© Peter Hering
Geschlechtsspezifische Verbreitungsmuster außerhalb der Brutzeit sind von zahlreichen Zugvogelarten bekannt. Die Gründe für die unterschiedliche Verteilung von männlichen und weiblichen Individuen sind hingegen verhältnismäßig wenig erforscht. Kanadische Forscher haben im Rahmen einer Langzeitstudie anhand beringter sowie mit Geolokatoren ausgestatteter Schneeammern nun verschiedene Hypothesen untersucht. Die Ergebnisse wurden im
Journal of Avian Biology veröffentlicht.
Einerseits wurden die Wetterbedingungen (Temperatur, Schneefall und Schneehöhe) an den einzelnen Beringungsorten aufgezeichnet und darüber hinaus Größe und Kondition der insgesamt mehr als 5500 beringten Individuen gemessen. Für 17 Schneeammern wurde mit Hilfe von Geolokatoren die bis ins Brutgebiet zurückgelegte Entfernung ermittelt.
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Sollte die Winterverbreitung der Vögel vor allem mit der Wechselwirkung zwischen Körpergröße und Thermoregulation zusammenhängen, müssten größere Vögel (Männchen) in kühleren Regionen zu finden sein (Körpergrößen-Hypothese). Männchen könnten außerdem näher am Brutgebiet überwintern, um eine möglichst frühe Ankunft am Brutplatz zu ermöglichen (Ankunfts-Hypothese). Letztendlich könnten die Männchen dominanter sein als die Weibchen und diese von den besten Überwinterungsplätzen verdrängen (Dominanz-Hypothese).
Die Körpergrößen-Hypothese ließ sich dadurch bestätigen, dass unter kalten und schneereichen Bedingungen tatsächlich größere Vögel, vorwiegend Männchen beringt wurden. Anhand der Geolokatorenstudie konnte bei Männchen hingegen keine signifikant kürzere Entfernung zum Brutplatz festgestellt werden. Unterschiede bei den Fett-Werten von Männchen und Weibchen gaben Hinweise auf eine unterschiedliche Dominanz.
Globale Klimaerwärmungen könnten die Nachteile von Weibchen und kleineren Männchen minimieren und damit zu weitreichenden Veränderungen der Verbreitungsmuster führen. Die Frage, ob sich daraus sogar Auswirkungen für ganze Populationen ergeben könnten, stellt in Zukunft ein wichtiges Forschungsfeld dar.
Weitere Informationen
- Macdonald, C.A., E.A. McKinnon, H.G. Gilchrist & O.P. Love 2016: Cold tolerance, and not earlier arrival on breeding grounds, explains why males winter further north in an Arctic-breeding songbird. Journal of Avian Biology 47: 7—15. doi: 10.1111/jav.00689
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28.01.2016
Erster Nachweis des Blutspechts in Deutschland
Eines der ersten Fotos des Blutspechts in Bayern.
© Gerhard Braemer
Der Buntspecht ist der mit Abstand häufigste Specht Deutschlands. Sehr ähnlich gefärbt ist der südöstlich verbreitete Blutspecht. Sein Brutgebiet erstreckt sich von Südwest-Russland westwärts über die Ukraine bis nach Tschechien und weiter südlich vom Iran über die Türkei, Griechenland und den Balkan bis nach Österreich. Trotz der relativen Nähe zu den nächsten Brutvorkommen, existierte bislang kein Nachweis eines artreinen Blutspechts aus Deutschland. Im Winter 1996/1997 konnte lediglich ein Hybrid aus Blut- und Buntspecht in Bayern nachgewiesen werden.
Vom sehr ähnlichen Buntspecht unterscheidet sich der Blutspecht durch einen schwächer rot gefärbten Steißbereich und das Fehlen des geschlossenen Zügelbandes zum Nacken hin. Weitere Merkmale sind eine leichte Strichelung der Flanken sowie nur wenig Weiß in den äußeren Steuerfedern.
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Vorbehaltlich einer Anerkennung durch die Deutsche Avifaunistische Kommission hält sich derzeit Deutschlands erster artreiner Blutspecht im bayerischen Kronach auf. Eine Einwohnerin hatte in ihrem Garten einen Specht fotografiert, bei dem sie Unterschiede zu den üblichen Buntspechten feststellte. Sie wendete sich an den Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV), der die Fotos im Internet publizierte. Schnell verbreitete sich die Information unter den gut vernetzten Vogelkundlern in Deutschland. Anhand der Fotos blieben bereits wenige Zweifel an der Diagnose. In Abstimmung mit der Entdeckerin wurde am nächsten Tag eine Suchaktion initiiert, die von Erfolg gekrönt war. Es entstanden eindeutige Foto- und Tonbelege des Blutspechts.
Die Chancen den seltenen Gast zu beobachten dürften in den kommenden Tagen und Wochen sehr gut sein. Die Entdeckerin konnte anhand früherer Fotos ermitteln, dass sich der Vogel bereits mindestens seit November in Kronach aufhält. Blutspechte sind ausgeprägte Kulturfolger, die häufig Gärten, Friedhöfe oder andere vom Menschen umgestaltete Landschaften besiedeln. Der Vogel hält sich im Kronacher Ortsteil Neuses auf und kann von öffentlichen Straßen aus sicherem Abstand absolut störungsfrei beobachtet werden. Alle Beobachter sollten sich jedoch unbedingt an den gängigen Verhaltenskodex halten und die Privatsphäre der Anwohner respektieren!
Dass extrem seltene Vogelarten nicht nur in Schutzgebieten zu suchen sind, zeigt eindrucksvoll auch ein aktuell im niederländischen Hoogwoud überwinterndes Sibirisches Rubinkehlchen. Dieser Erstnachweis für die Niederlande hält sich seit Mitte Januar mitten in einem Wohngebiet auf und war anfangs lediglich in einem Privatgarten zu beobachten. Statt die Öffentlichkeit auszuschließen, organisierten die engagierten Vogelbeobachter mit dem Besitzer eine Zugangsmöglichkeit. Für eine Spende von 5 Euro erhielten Interessierte Zugang zum Grundstück. Mittlerweile lässt sich der Vogel auch außerhalb dieses Gartens beobachten und hat bereits rund 1000 Beobachter aus ganz Europa angelockt. In der Ortschaft herrscht mitunter Volksfeststimmung und Anwohner verkaufen Kaffee und Gebäck. Verschiedene Medien haben die Begeisterung für die Vogelwelt in die breite Öffentlichkeit getragen. Dieses Beispiel zeigt, wie mit ein bisschen Wille und Engagement ein seltener Vogel störungsfrei einer großen Zahl von Beobachtern zugänglich gemacht werden kann. Ein schöner Weg, Leute für die Natur zu gewinnen!
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14.01.2016
Veranstaltungstipp: Fachtagung „Prädationsmanagement im Wiesenvogelschutz“ im März 2016
Viele Studien haben sich bereits mit den Ursachen für die starken Rückgänge von Wiesenvögeln wie der Uferschnepfe beschäftigt. Auf der Fachtagung im März soll das Thema „Prädation“ ausführlich diskutiert werden
© Peter Hering
Das Räuber-Beuteverhältnis hat sich in der Norddeutschen Tiefebene in den letzten Jahrzehnten deutlich verändert. Der Prädationsdruck ist einer von vielen Einflussfaktoren, der den Bestand, die Bestandsentwicklung und die Bruterfolge der bodenbrütenden Arten wie Uferschnepfen, Rotschenkel, Kiebitz oder Großer Brachvogel beeinflusst. Daten aus einzelnen Gebieten der Nordwestdeutschen Wiesenvogelschutzgebieten zeigen sehr unterschiedliche Situationen auf.
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Die drei LIFE-Wiesenvogelprojekte von Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein laden am 9./10. März 2016 zu einer Fachtagung zum Thema „Prädationsmanagement im Wiesenvogelschutz“ nach Kleve ein. Die Veranstaltung liefert Ihnen einen Überblick über die aktuelle Situation zur Prädation von Wiesenvögeln und stellt aktuelle Erkenntnisse aus den Maßnahmen zum Prädationsmanagement aus den drei Bundesländern (NW, NI, SH) und den Niederlanden vor. Es soll erörtert werden, ob, wo, und unter welchen Bedingungen in Wiesenvogelschutzgebieten ein Prädatonsmanagement zielführend ist.
Veranstalter der Fachtagung sind das LIFE-Projekt „Grünland für Wiesenvögel“ NRW (NABU Naturschutzstation Niederrhein e.V.), das LIFE-Projekt „Wiesenvögel“ Niedersachsen (NLWKN und NLPV Niedersächsisches Wattenmeer) sowie das LIFE-Projekt „Limosa“ Schleswig-Holstein (Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein und Michael-Otto-Institut im NABU).
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14.01.2016
Studienvorstellung zur schwindenden biologischen Vielfalt: Die (un-)heimliche Artenerosion
© Martin Häusling
Zur Vorstellung der Studie „
Wir sind dann mal weg — Die (un-)heimliche Artenerosion. Eine agroindustrielle Landwirtschaft dezimiert unsere Lebensvielfalt“ erklärt der Europaabgeordnete und agrarpolitische Sprecher der Grünen/EFA im Europäischen Parlament, Martin Häusling: „
Die von mir in Auftrag gegebene und von dem Journalisten Stephan Börnecke verfasste Bestandsaufnahme belegt eindeutig: Der Versuch, über eine Reform der EU-Agrarpolitik den Verlust der Artenvielfalt in Deutschland und Europa wenigstens nur aufzuhalten, ist komplett gescheitert. Die EU-Agrarpolitik ist nur um ein Quentchen verändert worden, da unter anderem selbst in den ohnehin viel zu klein bemessenen ökologischen Vorrangflächen sogar Pestizide eingesetzt werden dürfen. So lässt sich Biodiversität nicht bewahren. Daran haben bislang weder die Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt noch das 'Greening'
im Zuge der neuen EU-Agrarförderung etwas ändern können. [mehr]
Sogar das bundeseigene Thünen-Institut, das in dem Dossier zitiert wird, reagiert unmissverständlich auf die Agrarreform: Das Greening, heißt es dort, sei bedauerlicherweise derart verwässert worden, dass von seiner Umsetzung voraussichtlich wenig Positives für die Biodiversität zu erwarten sei.
Die EU-Kommission täte gut daran, mit ihrem Fitness-Check die Umsetzung der bestehenden Naturschutzprogramme zu stärken, anstatt die Richtlinien zu weich zu spülen. Denn nicht die Richtlinien sind für die verfehlten Ziele verantwortlich. Sie wirken und zeitigen dort, wo sie konsequent umgesetzt wurden, sichtbare Erfolge.
Das reicht aber bei weitem nicht. Um die Trendwende im Artenrückgang bis 2020 zu erreichen, sind sowohl die EU-Kommission als auch die Mitgliedsstaaten gefordert, dem Naturschutz mehr Priorität einzuräumen.
Dazu gehört auch, in aller Deutlichkeit den Beitrag der Landwirtschaft am Verlust beziehungsweise den Erhalt der Biodiversität zu bilanzieren. Es zeigt sich ja, dass auch die letzte Agrarreform ihr Ziel verfehlt hat, Subventionen zu ökologisieren. Kein Weg führt daran vorbei, dass hier umgesteuert werden muss.
Der Ökolandbau erfüllt schon heute viele dieser Ziele, nicht aber der konventionelle Landbau. Das bedeutet: Wenn das jetzige System der kaum an Umweltauflagen gekoppelten Direktzahlungen das Ziel, mehr Biodiversität zu schaffen, nicht erfüllt, dann muss das System grundsätzlich in Frage
gestellt werden. Öffentliches Geld darf nur noch für öffentliche Leistungen ausgegeben werden.“
Quelle: Pressemitteilung Martin Häusling, 12.1.2016
In die intensiven Recherchen für die Studie wurden auch die gemeinsam von DDA, Bundesamt für Naturschutz und der Länderarbeitsgemeinschaft der Vogelschutzwarten herausgegebenen Statusberichte „Vögel in Deutschland“ einbezogen.
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04.01.2016
Vögel in Deutschland aktuell: Rückblick auf den Herbst 2015
Erlenzeisige kamen im Herbst 2015 früh und zahlreich
© Christopher Plummer
Nachdem September und Oktober bundesweit vergleichsweise kühl und sonnenscheinarm waren, folgte der wärmste November seit Beginn regelmäßiger Wetteraufzeichnungen im Jahr 1881. Einige ungewöhnliche späte Beobachtungen typischer Langstreckenzieher könnten durchaus die Folge des sehr ungewöhnlichen Verlaufs des zurückliegenden Herbstes sein.
Über Deutschland verlaufen zwei Hauptzugrouten des Kranichs. In unserem Rückblick befassen wir uns diesmal unter anderem mit dem durch einen Temperatursturz ausgelösten, ungewöhnlich frühen Kranichabzug über die südlich Route und vergleichen den Verlauf des herbstlichen Kranichzuges über Hessen, Nordrhein-Westfalen und Bayern in den Jahren 2012 bis 2015.
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Darüber hinaus beleuchten wir einmal mehr den vorwiegend Ende August und Anfang September bei uns durchziehenden Mornellregenpfeifer. Zu dieser Art konnten in den letzten Jahren — vor allem auch dank der zahlreichen Meldungen bei ornitho.de — viele neue Erkenntnisse zum Rastverhalten in Deutschland zusammengetragen werden. 2015 war das Rastgeschehen das schwächste seit 2011. Wir haben neben der Gesamtsumme auch die größten Truppstärken, die Rastdauer sowie den Jungvogelanteil betrachtet, um mögliche Gründe dafür zu finden.
Ungewöhnlich früh kam es bereits ab Anfang August 2015 zu einem kontinuierlichen Anstieg
der Beobachtungen von Erlenzeisigen, der normalerweise erst im September bemerkt wird. Auch in anderen Ländern West- und Mitteleuropas war der frühe und starke Durchzug von Erlenzeisigen auffällig. Wir vergleichen das jahreszeitliche Auftreten des Erlenzeisigs in Deutschland von Mai bis November der Jahre 2012 bis 2015 und versuchen die frühe und auch individuenstarke Ankunft zu ergründen. Dabei haben wir uns auch die Durchzugsrichtungen der bei ornitho.de gemeldeten Erlenzeisige im Sommer und Herbst 2015 genauer angesehen.
In einem Rückblick auf den Herbst dürfen auch die Seltenheiten nicht zu kurz kommen. Neben einigen mehr oder weniger erwarteten Seltenheiten, gelangen 2015 auch vollkommen überraschende Entdeckungen. Neben Gerfalke, Wüstenregenpfeifer und Isabellsteinschmätzer sind dabei vor allem eine amerikanische Zwergdrossel und eine sibirische Weißbrauendrossel zu nennen. Diese und zahlreiche weitere bemerkenswerte Raritäten stellen wir wie gewohnt in unserem Rückblick vor.
Den Beitrag „Vögel in Deutschland aktuell: Herbst 2015: Frühe Kraniche, späte Mornellregenpfeifer und viele Erlenzeisige“ in der Zeitschrift „Der Falke“ können Sie hier als PDF herunterladen. Alle weiteren Beiträge mit direktem Bezug zu ornitho.de finden Sie unter Publikationen und Auswertungen.
Das komplette Falke-Heft 1/2016 mit vielen weiteren Beiträgen, u.a. zum Stieglitz als Vogel des Jahres 2016, zur Vogeljagd am Mittelmeer, dem Kleiber und den Preisträgern des „Silbernen Uhu“ 2015 können Sie über die Internetseite von „Der Falke“ beziehen.
Viel Spaß beim Lesen wünscht
das Team von ornitho.de und ornitho.lu
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