Archiv
30.12.2015
Wir wünschen allen einen guten Rutsch und ein erfolgreiches Jahr 2016!
Zum Jahresausgang möchten wir uns bei allen KollegInnen, und Partnern, den MitarbeiterInnen der bundesweiten Erfassungsprogramme sowie insbesondere bei unseren Freunden und Förderern bedanken, die sich in den zurückliegenden Monaten auf verschiedenste Art und Weise für unsere gemeinnützigen Ziele und Zwecke engagiert haben, und mit denen wir auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit zurückblicken können. Eine Übersicht der Aktivitäten des DDA im zurückliegenden Jahr finden Sie im Beitrag „Zählen. Wissen. Schützen“, den Sie hier herunterladen können.
Um unsere gemeinnützigen Zwecke erfüllen zu können, sind wir weiterhin auf Ihre Unterstützung angewiesen, sei es durch Ihr Engagement im Vogelmonitoring, die Mitgliedschaft im Freundes- und Förderkreis oder durch eine Spende, mit der Sie unsere Projekte und Vorhaben unterstützen!
Wir wünschen Ihnen und Ihrer Familie ein gesundes und erfolgreiches Jahr 2016!
Bernd Hälterlein
1. Vorsitzender
Christoph Sudfeldt
Geschäftsführer
22.12.2015
Belgischer Ringfundatlas geht online
Die Wiederfunde mit Bezug zu Belgien reichen bei der Gartengrasmücke von Schweden bis nach Westafrika. Derartige Karten sind über den neuen Online-Ringfundatlas frei verfügbar
© BeBirds
Bereits seit 1927 werden in Belgien Vögel zu Forschungszwecken beringt. Heute sind in unserem Nachbarland rund 350 Beringer aktiv, die in den letzten zehn Jahren jährlich durchschnittlich 666.000 Vögel markierten. Mehr als 13 Millionen Daten in Belgien beringter Vögel sowie etwa 770.000 Wiederfunde sind derzeit in der belgischen Beringungsdatenbank BeBirds enthalten.
Die Wiederfunde von 271 Arten und Unterarten seit 1927 mit Bezug zu Belgien sind nun in einem Online-Ringfundatlas verfügbar, der das Ergebnis von Millionen Stunden ehrenamtlicher Mitarbeit tausender Beringer darstellt. Die Karten des Belgischen Online-Ringfundatlas lassen sich unter
http://odnature.naturalsciences.be/bebirds/en/ring-recoveries/ abfragen. Es ergeben sich interessante Vergleichsmöglichkeiten mit dem neuen Atlas des Vogelzugs, dem Atlas der Ringfunde deutscher Brut- und Gastvögel.
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22.12.2015
Ausbreitung der Uferschnepfe im Nordwesten Russlands
Positive Nachrichten zur Uferschnepfe sind angesichts dramatisch sinkender Bestände in Europa nur höchst selten zu vermelden
© Ralf Kistowski
In den letzten Jahrzehnten ist der Bestand der einst weit verbreiteten Uferschnepfe im westlichen Europa vor allem aufgrund von Entwässerungen sowie Veränderungen der Landnutzung stark zurückgegangen. Wie eine im Magazin
Wader Study der
International Wader Study Group veröffentlichte Untersuchung zeigt, hat im Nordwesten Russlands hingegen eine nordwärts gerichtete Ausbreitung stattgefunden.
Ende der 1980er Jahre wurden im Nizhnesvirsky Reserve erstmals vier Paare der Uferschnepfe festgestellt. Weitere Beobachtungen gelangen zwischen 1997 und 2003. Bei genaueren Erfassungen 2006-2015 stellte sich nun heraus, dass in dem Reservat, in dem die mittlere April-Temperatur von 1880 bis 2015 um 2,6°C angestiegen ist, mittlerweile eine kleine aber offenbar stabile Brutpopulation besteht. Ähnliche Entwicklungen scheint es auch in der weiteren Umgebung zu geben, wo die Art mindestens seit dem Ende des 19. Jahrhunderts festgestellt und 1970 die erste Brut dokumentiert wurde.
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Es handelt sich damit um eine vermutliche Ausdehnung des bislang bekannten Brutareals der Nominatform der Uferschnepfe nach Norden. Ganz auszuschließen ist jedoch nicht, dass brütende Uferschnepfen in der Region bislang übersehen wurden. Die Autoren sind der Ansicht, dass vor allem die Klimaerwärmung und die Umwandlung von Taigawäldern in offenere Landschaften durch menschliche Eingriffe eine nordwärts gerichtete Ausbreitung der Uferschnepfe im Nordwesten Russlands begünstigen.
Da die Uferschnepfe am Nordrand ihrer Verbreitung weiterhin selten ist und die Bestände nur sehr langsam zunehmen, muss davon ausgegangen werden, dass die Neuansiedlungen in Nordwest-Russland keinerlei Ausgleich für die starken Bestandseinbrüche in den übrigen Brutgebieten darstellen.
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22.12.2015
Forschungsprojekt DIVER — Satellitentelemetrie an Seetauchern
Über die Bewegungen von Seetauchern zwischen Brut-, Rast- und Überwinterungsgebieten ist bislang wenig bekannt. Das Projekt DIVER soll diesen Kenntnisstand verbessern.
© Ralph Martin
Der Ausbau der Offshore Windenergie schreitet in der deutschen Bucht weiter voran, wodurch die Seetaucher in ihrem Überwinterungsgebiet zunehmend mit Offshore Windparks konfrontiert werden und aufgrund ihrer Empfindlichkeit gegenüber anthropogenen Störungen Konflikte entstehen können. Um die Bewegungsmuster von Seetauchern in ihrem Überwinterungsgebiet und während der Zugphasen dokumentieren und die Auswirkungen von Offshore Windparks auf Seetaucher besser beurteilen zu können, werden im Rahmen des Projekts DIVER im Laufe von drei Wintern Seetaucher im Seetaucher-Hauptkonzentrationsgebiet der Nordsee gefangen und mit Satellitensendern ausgestattet werden. Anhand der gewonnenen Daten sollen Fragestellungen zu Habitatnutzung, Konnektivität verschiedener Rastgebiete, Herkunft der Tiere (Brutgebiete) sowie die Zugrouten beantwortet werden. Die Untersuchung wird gemeinsam von der BioConsult SH GmbH & Co. KG in Husum, der Justus Liebig Universität Gießen und DHI koordiniert und als Verbundvorhaben durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) gefördert.
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Seetaucher nutzen Gebiete mit einem breiten Spektrum an Wassertiefen und kommen in der Nordsee bis zu einer Wassertiefe von 40 m vor und nutzen damit auch die für die Offshore-Windenergienutzung interessanten Gebiete. Untersuchungen an bereits bestehenden Windparks deuten darauf hin, dass insbesondere für Stern- und Prachttaucher ein Konfliktpotenzial mit dem Ausbau der Offshore-Windenergienutzung besteht, da diese Arten sehr empfindlich auf anthropogene Störungen reagieren und eine deutliche Meidereaktion auf Windparks zeigen. Seetaucher kommen in den Offshore-Bereichen der deutschen Nordsee insbesondere im Frühjahr in international bedeutenden Anzahlen vor und es ist wahrscheinlich, dass kumulative Auswirkungen zunehmend eine wichtige Rolle in der Entwicklung der Offshore-Windenergie spielen werden.
Im Laufe von drei Jahren sollen 45 Seetaucher direkt in ihrem Überwinterungsgebiet auf der Nordsee gefangen und besendert werden, um Daten zu deren Bewegungen und Habitatnutzung im Überwinterungsgebiet zu sammeln. Die Satellitensender erlauben Positionsbestimmungen mit einer Genauigkeit von wenigen hundert Metern. Zusätzlich werden von den gefangenen Vögeln für Nahrungsanalysen und Geschlechtsbestimmung Kotproben genommen. Vergleichbare Untersuchungen von pelagisch lebenden Tauchvögeln liegen aus Europa bisher kaum vor. Die Ergebnisse des Vorhabens DIVER werden daher auch von grundlegendem Interesse in Bezug auf die Ökologie von Seetauchern sein und sollen dazu beitragen, Schutzkonzepte für diese Arten zu verbessern.
In den Monaten März und April 2015 wurden erfolgreich die ersten Sterntaucher in der der Nordsee nördlich von Helgoland gefangen und besendert. Ab Ende April zogen diese Vögel in die Brutgebiete, die sich von West-Grönland bis zur Taimyr-Halbinsel Sibiriens erstreckten. Im September verließen die Sterntaucher ihre Brut- bzw. Sommer-Aufenthaltsgebiete wieder und Anfang Oktober kehrte der erste Vogel in die Deutsche Bucht zurück. Zwischen der Besenderung im März 2015 und der Rückkehr in die Deutsche Bucht legte der im sibirischen Ob-Delta brütende Sterntaucher mehr als 9000 Kilometer zurück. Sterntaucher mausern ihre Schwungfedern zwischen Oktober und Dezember und sind in dieser Zeit eine Weile flugunfähig. Dementsprechend wurden in dieser Zeit keine größeren Strecken zurückgelegt. Vier der sibirischen Sterntaucher mauserten im Golf von Riga, ein sibirischer Vogel verbrachte diese Zeit vor der niederländischen Küste und der westgrönländische Sterntaucher mauserte vor der schottischen Küste. Mittlerweile ist der Niederländer an die britische Ostküste geflogen und auch die Mauservögel aus dem Golf von Riga haben ihr Mausergebiet weitgehend verlassen. Die interessanten Routen der besenderten Sterntaucher sind auf der Internetseite des Projekts abrufbar.
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21.12.2015
Bestandstrends häufiger Waldvogelarten in Südfinnland korrelieren mit Waldnutzungs- und Klimaveränderungen
Die Bestände des Dreizehenspechts, der auf ältere Bestände angewiesen ist, sind in den letzten Jahren in Finnland deutlich zurückgegangen.
© Ralph Martin
Moderne Forstwirtschaft hat in Finnland aufgrund intensiver Eingriffe zu bedeutenden Veränderungen der natürlichen Waldhabitate und einem Rückgang der Artenvielfalt geführt. Obwohl heute nur noch weniger als 1% der südfinnischen Primärwälder existiert, wurden die langfristigen Auswirkungen der Forstwirtschaft auf Vogelpopulationen in dieser Region bislang nie umfangreich analysiert.
Um diese Wissenslücke zu schließen, wurden nun für 32 häufigere Waldvogelarten Daten aus dem Vogelmonitoring der zurückliegenden 30 Jahre ausgewertet. Für alle Arten wurden dabei Trends für zwei unterschiedliche Zeitabschnitte errechnet: 1984-1998 (Periode 1) und 1999-2013 (Periode 2). Diese Trends wurden mit artspezifischen Lebensraumpräferenzen, der durchschnittlichen Höhe der besiedelten Bestände, der Zugstrategie der Arten sowie ihrer den Breitengrad betreffenden Verbreitung verglichen.
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Es zeigte sich, dass die Bestandstrends vor allem kurzfristig (Periode 2) eine negative Entwicklung nahmen. Über den gesamten Untersuchungszeitraum zeigten Arten mit einer Präferenz für späte Sukzessionsstadien und nährstoffarme Habitate (die vorwiegend in den nördlicheren Breiten zu finden sind) die deutlichsten Rückgänge. Durchschnittlich veränderten sich die Trends je 500 km nördlicher Breite um -3%.
Im Rahmen der finnischen Studie, die im Fachmagazin Ornis Fennica veröffentlicht wurde, wurden die Waldvogelarten auch zu drei Indizes zusammengefasst. Diese sollen dabei helfen, den Zustand der Waldvogelgemeinschaften bestmöglich zu beschreiben. Vor allem der Verlust älterer Bestände und die globale Erwärmung scheinen sich negativ auf die Brutvogelbestände auszuwirken. Der Bestandstrend der auf ursprüngliche Wälder angewiesenen Arten ließe sich durch effektivere Schutzmaßnahmen in Südfinnland aus Sicht der Autoren zweifelsohne verbessern.
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21.12.2015
Aktualisierte Informationen über Einflüsse der Windenergienutzung auf Vögel
© Mathias Putze
Seit dem Jahr 2002 trägt die Staatliche Vogelschutzwarte des Landesamtes für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz Brandenburg (LUGV) verfügbare Daten zu Kollisionen von Vögeln und Fledermäusen an Windenergieanlagen (WEA) aus ganz Deutschland zusammen. Ziel der Datenbank ist es, die vorhandenen, bundesweit verstreuten Daten über Anflugverluste an WEA zusammenzutragen, durch diese Sammlung zusätzliche Erkenntnisse zu gewinnen und die Einhaltung von Mindeststandards bei der weiteren Datengewinnung und -dokumentation durchzusetzen. Die „
Dokumentation Vögel und Windenergienutzung“ auf der Internetseite des LUGV wurde nun aktualisiert und die Informationen und Kollisionszahlen auf den neuesten Stand gebracht.
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Bei jeder Art ist jeder Einzelfund nachvollziehbar, so dass jeder selbst überprüfen kann, was bereits gemeldet wurde und was nicht. Ergänzt werden die Daten durch Informationen über Einflüsse der Windenergienutzung auf Vögel. Darin werden für die einzelnen Arten Schutzstatus, Gefährdung durch Kollision, Lebensraumentwertung, Aktionsraum, Abstandsregelungen und hilfreiche Literaturhinweise zusammengefasst. Unterstützen Sie die Datensammlung durch die Meldung von Kollisionsopfern oder weiterer hilfreicher Publikationen zu dem Thema!
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21.12.2015
Buchtipp: Band 8 der Avifauna Schleswig-Holsteins erschienen
© OAG SH HH
Die Buchreihe zur Vogelwelt Schleswig-Holsteins ist ein langfristig angelegtes Gemeinschaftsvorhaben der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft für Schleswig-Holstein und Hamburg (OAG SH/HH). Auf die bislang erschienenen sieben Bände (Seetaucher bis Flamingo, Greifvögel, Entenvögel l und II, Brutvögel, Seltene Vogelarten sowie Zweiter Brutvogelatlas) folgt nun der achte Band, der sich mit der Entwicklung der feldornithologischen Arbeit in Schleswig-Holstein und Hamburg von den Anfängen um 1500 bis zum Jahr 1969 befasst.
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In den Mittelpunkt stellt Autor Rolf K. Berndt die allmähliche Verbesserung der avifaunistischen Kenntnisse anhand der wesentlichen Veröffentlichungen. Behandelt werden die maßgebenden Personen und ihre Leistungen, das Entstehen und Wachsen von Vereinen und Arbeitskreisen sowie deren Beiträge zur besseren Organisation der vogelkundlichen Arbeit, nicht zuletzt auf dem Hintergrund der wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen in Deutschland. Am Rande werden auch die langfristigen Veränderungen in der Vogelwelt sichtbar. Die reichhaltige Ausstattung des Bandes mit Fotos von Lebensräumen, Vögeln und Personen sowie mit Grafiken aus vogelkundlichen Arbeiten illustriert diese Geschichte der Feldornithologie.
Auf der Internetseite der OAG SH/HH findet sich eine Leseprobe. Die Bände der Avifauna Schleswig-Holsteins sind über den Buchhandel oder direkt über den Wachholtz-Verlag in Neumünster zu beziehen.
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18.12.2015
Zugmuster von Fischadlern auf dem Osteuropäisch-Ostafrikanischen Zugweg
Über den osteuropäischen Zugweg des Fischadlers ist bislang verhältnismäßig wenig bekannt.
© Eckhard Lietzow
Ein Großteil der in Europa brütenden Fischadler zieht auf einer südwestlichen Route zum Überwintern ins tropische Afrika, gelegentlich auch nur bis in den Mittelmeerraum. Es existiert jedoch noch ein zweiter, weit weniger erforschter östlicher Zugweg, dem vor allem Vögel aus dem Baltikum sowie einige skandinavische Vögel folgen. Ob auch bei deutschen Brutvögeln ein Abzug nach Südost vorkommen, ist bislang nicht bekannt. Um mehr über die genauen Routen und den Ablauf des Zuges entlang dieses Osteuropäisch-Ostafrikanischen Zugweges herauszufinden, haben estnische Wissenschaftler vier Altvögel an ihren Brutplätzen in Estland mit GPS-Sendern ausgestattet.
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Über sechs Zugperioden lieferten die Sender zuverlässig die Positionen der Fischadler, sodass interessante Erkenntnisse über den Weg zwischen Brutgebiet und afrikanischen Winterquartier gewonnen wurden. Das Verlassen der Brutplätze, die gewählten Zugrouten sowie Rast- und Überwinterungsgebiete variierten zwischen den Individuen stark, blieben über die Jahre jedoch weitgehend konstant. Rastplätze (2-30 Tage) befanden sich vorwiegend in Europa, weniger im Mittleren Osten (Türkei) und in Nordost-Afrika (Ägypten). Es konnte keine Meidung größerer Strecken über Wasser festgestellt werden. Meere wurden in vier Fällen sogar nachts überquert.
Die interessanten Erkenntnisse zum Zug der Fischadler auf dem Osteuropäisch-Ostafrikanischen Zugweg sollen dazu beitragen, die Vögel entlang ihrer Zugrouten besser zu schützen und wichtige Rastgebiete zu ermitteln. Die Ergebnisse der Studie wurden im afrikanischen Journal für Ornithologie Ostrich veröffentlicht.
Weitere Informationen
- Ü. Väli & U. Sellis 2015: Migration patterns of the Osprey Pandion haliaetus on the Eastern European—East African flyway. Ostrich. DOI:10.2989/00306525.2015.1105319
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18.12.2015
Beeindruckender Bildband zum 20-jährigen AEWA-Jubiläum
© AEWA
Das Afrikanisch-Eurasische Wasservogel-Abkommen (AEWA) feiert in diesem Jahr sein 20-jähriges Bestehen. Anlässlich dieses Jubiläums ist nun der limitierte Bildband "
Stories from the Flyway" erschienen, in dem mit beeindruckenden Fotos 20 Arten von der Rothalsgans bis zur Damaraseeschwalbe vorgestellt werden, für die im Rahmen von AEWA umfangreiche Schutzmaßnahmen ergriffen wurden. Kurze, von Artexperten erstellte englische sowie französische Texte liefern wichtige Informationen rund um die Bestandsentwicklungen und die Ökologie der illustrierten Arten.
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Alle Fotografen stellten ihre Aufnahmen kostenlos zur Verfügung. Mit Hans Glader, Martin Grimm, Christoph Moning, Torsten Pröhl und Mathias Putze haben auch einige deutsche Fotografen, die auch den DDA regelmäßig mit ihren Aufnahmen unterstützen, zum Gelingen des Bildbandes beigetragen.
Die gedruckte Ausgabe des Bildbandes ist nicht käuflich zu erwerben. In digitaler Form kann er aber auf der Internetseite von AEWA angesehen werden.
Weitere Informationen
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18.12.2015
Internationale Forschungsstudie über das Leben immaturer Basstölpel
Aus dem Leben immaturer Basstölpel ist im Vergleich zu Alt- und Jungvögeln verhältnismäßig wenig bekannt.
© Ralf Kistowski
Über das Leben brütender Basstölpel und ihrer Jungvögel ist bereits viel bekannt, weitaus spärlicher sind jedoch bislang die Kenntnisse zu immaturen Vögeln. Wie verhalten sich die Vögel zwischen dem Flüggewerden und dem Adultstadium, das bei dieser Art erst nach fünf Jahren erreicht wird? Von vielen Seevogelarten ist bekannt, dass sie ein Leben lang zu einer Kolonie zurückkehren und sich auch Jungvögel oft in ihrer Heimatkolonie ansiedeln. Von Basstölpeln weiß man, dass selbst für Nahrungsgründe eine hohe Tradition entwickelt wird und diese immer wieder aufgesucht werden. Doch nicht alle Vögel können sich nach diesem Muster verhalten: Mindestens zwei Vögel müssen irgendwann neue Kolonien gegründet haben und die Wachstumsrate mancher Kolonie übersteigt die jährliche Nachwuchsrate. So hat der Basstölpel-Bestand im nordostatlantischen Raum seit dem Jahr 1900 von etwa 70.000 auf mehr als 440.000 Brutpaare und von 16 Kolonien um 1900 auf insgesamt 51 Kolonien 2014 zugenommen.
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Um mehr über heranwachsende Basstölpel zu erfahren und die mehrjährige Kenntnislücke im Leben dieser Art zu schließen, wurde im Rahmen eines DAAD PostDoc Fellowships an der Universität Glasgow gemeinsam mit dem britischen Zentrum für Ökologie und Hydrologie, den Universitäten Leeds und Exeter sowie dem deutschen Forschungs- und Technologiezentrum Westküste in Büsum, der Universität Kiel und dem Max-Planck-Institut für Ornithologie in Seewiesen ein gemeinsames Forschungsprojekt ins Leben gerufen. Dabei werden immature Vögel mit GPS-Loggern versehen, die neben der Position der Basstölpel auch Flughöhe, Temperatur und Salzgehalt messen und dank integrierter Solarzellen über Monate Daten über das Mobilfunknetz direkt an die Forscher senden. Die Logger werden dabei auf die Schwanzfedern der Vögel geklebt und geben somit bis zur nächsten Mauser interessante Informationen aus dem Leben der Vögel preis.
Insgesamt 30 immature Basstölpel wurden inzwischen in drei europäischen Kolonien beloggert: in der schottischen Seevogelkolonie Bass Rock, auf der unbewohnten walisischen Insel Grassholm sowie auf Helgoland. Die beloggerten Vögel wurden bereits im Ärmelkanal, vor Irland und Frankreich sowie in belgischen und niederländischen Gewässern geortet. Es wird nun spannend zu verfolgen sein, wohin die Wege der Vögel in den nächsten Monaten führen. Anhand von Ringfunden und Erkenntnissen der bislang einzigen Studie zu Flugbewegungen immaturer Basstölpel weiß man, dass die Vögel in den Sommermonaten offenbar verschiedene Seevogelkolonien aufsuchen — sowohl die eigene als auch fremde.
Die Auswertung der Daten der bislang beloggerten Basstölpel läuft noch. Nach Abschluss der Erhebungen sollen die Daten schließlich in ein Modell integriert werden, dass zum Verständnis beitragen soll, wie weit die immaturen Vögel umherstreifen, wie oft Kolonien aufgesucht werden und warum möglicherweise manche Kolonien eher aufgesucht werden als andere.
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18.12.2015
ADEBAR noch bis Jahresende zum Mitarbeiterpreis bestellen!
© SVD / DDA
Nicht nur das Weihnachtsgeschäft, auch die befristete Gelegenheit das Grundlagenwerk zum Mitarbeiterpreis zu bestellen, führt derzeit zu erfreulich vielen Bestellungen des Atlas Deutscher Brutvogelarten.
Wir möchten hiermit noch einmal darauf hinweisen, dass Sie als MitarbeiterIn an ADEBAR noch bis Ende dieses Jahres Ihren Atlas zum vergünstigten Preis von €39,90 zzgl. Versandkosten bestellen können. Sie sparen damit 60% verglichen mit dem normalen Buchhandelspreis! Bitte haben Sie Verständnis, dass wir pro MitarbeiterIn nur ein Exemplar zu diesem vergünstigten Preis herausgeben können.
Verpassen Sie nicht, sich das eindrucksvolle Gemeinschaftswerk zu sichern!
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Bestellen Sie ganz einfach online, telefonisch in der DDA-Geschäftsstelle unter 0251-210 140 10 oder per Post beim DDA-Schriftenversand. Die Adresse lautet:
Thomas Thissen
Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA) e.V.
An den Speichern 6, 48157 Münster
Eine Leseprobe erhalten Sie unter www.dda-web.de/downloads/adebar.
Eine Auflistung aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter finden Sie unter www.dda-web.de/downloads/adebarmitarbeiter
Ihr ADEBAR-Team
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15.12.2015
Geringeres Fluchtverhalten von Stadtvögeln möglicherweise teils genetisch veranlagt
Geringeres Fluchtverhalten von Stadtvögeln möglicherweise teils genetisch veranlagt
© Ralf Kistowski
Viele Tiere verhalten sich in urbanen Lebensräumen gegenüber Menschen deutlich weniger scheu als in anderen Habitaten, bislang gab es jedoch keine Untersuchungen, ob die Wahl der Lebensräume möglicherweise genetisch begründet sein könnte. Ein Team von Wissenschaftlern der australischen Universitäten Victoria, Deakin und Melbourne sind dieser Frage nun anhand einer Reihe von Tests auf den Grund gegangen. Dabei wurden zwei getrennte Schwarzschwan-Populationen untersucht: rund 80 in einem hochfrequentierten Stadtpark lebende Schwäne sowie 20 Vögel, die rund 30 Kilometer entfernt in ländlicher Umgebung brüten und somit weit weniger an die Anwesenheit von Menschen gewöhnt sind.
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Das Fluchtverhalten der Vögel wurde getestet, indem die Forscher sich langsam auf die Schwäne zu bewegten und die Distanz erfassten, ab der die Tiere die Flucht ergriffen. Darüber hinaus wurden Blutproben beider Populationen genommen, um Unterschiede in den Gen-Sets DRD4 (Dopaminrezeptor) und SERT (Serotonintransporter) zu ermitteln, die in der Regel bei Tieren für Angst und Meidungsverhalten verantwortlich sind.
Wie zu erwarten verhielten sich die Schwarzschwäne im Stadtpark mit einer durchschnittlichen Fluchtdistanz von 13 Metern weit weniger unruhig als ihre „wilderen“ Verwandten (96 Meter). Da in beiden Gebieten keine Jagd stattfindet, konnten derartige Einflüsse ausgeschlossen werden. Während bei den SERT-Genen keine signifikanten Unterschiede festgestellt werden konnten, ließen sich fünf Varianten von DRD4 ermitteln, die mit unterschiedlicher Vorsicht der Vögel korrelierten. Der weitaus größte Teil der Stadt-Schwäne (88,8%) teilte den häufigsten Gentyp des Dopaminrezeptors, während dieser bei nur 60% der ländlichen Schwäne auftrat. 83% aller Schwäne mit dem häufigsten DRD4-Typ hatten eine geringere Fluchtdistanz als die mit selteneren Gentypen, was darauf schließen lässt, dass das Fluchtverhalten der Vögel zumindest teilweise genetisch bestimmt ist. Die Ergebnisse der Studie wurden nun im biologischen Fachjournal BMC Evolutionary Biology veröffentlicht.
Schwäne sind sehr mobil und können leicht zwischen verschiedenen Habitaten wechseln. Die Wissenschaftler gehen daher davon aus, dass vorsichtigere Schwäne eher Lebensräume abseits urbaner Räume wählen und mutigere Vögel die Stadtlebensräume besiedeln.
Die zunehmende Urbanisierung zwingt Wildtiere dazu, immer näher an menschliche Siedlungen heran zu rücken. Auch wenn wir weitgehend davon ausgehen, dass die Tiere aufgrund zunehmender Gewöhnung an den Menschen ihre Scheu verlieren, zeigen die Ergebnisse der australischen Untersuchung, dass dieses Verhalten vermutlich zumindest teilweise auch genetisch veranlagt ist. Diese Erkenntnis könnte auch für Schutzmaßnahmen wie z.B. die Auswilderung von Nachzuchten aus Gefangenschaft von Bedeutung sein. So ließen sich künftig Vögel eines bestimmten Gentyps an zu ihrem genetisch zu erwartenden Fluchtverhalten passenden Orten auswildern.
Weitere Informationen
- van Dongen, W.F.D., R.W. Robinson, M.A. Weston, R.A. Mulder, P.-J. Guay 2015: Variation at the DRD4 locus is associated with wariness and local site selection in urban black swans. BMC Evolutionary Biology 15 (1): 253. DOI: 10.1186/s12862-015-0533-8
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11.12.2015
EBCC Konferenz „Birdnumbers 2016“ nächstes Jahr in Halle (Saale)
© DDA / Birdnumbers2016
Die 20. Konferenz des European Bird Census Council (EBCC) — Bird Numbers 2016 "Birds in a changing world" — wird im September 2016 in Halle (Saale) ausgerichtet. Es ist nun möglich, sich für die Konferenz anzumelden.
Die Konferenz wird vom DDA (Dachverband Deutscher Avifaunisten), unterstützt durch das BfN (Bundesamt für Naturschutz) und die DO-G (Deutsche Ornithologen-Gesellschaft), organisiert. EBCC Konferenzen werden im dreijährigen Turnus ausgerichtet und bringen eine Vielzahl von Akteuren des Vogelmonitorings, der ornithologischen Forschung sowie des Vogelschutzes in Europa zusammen. Die Konferenz wird eine Vielfalt von Themen abdecken, die von den Ergebnissen neuer Monitoringprogramme und Atlasprojekte über Studien zu Ursachen für Bestandsrückgänge, Demographie und Verbreitung europäischer Vogelarten bis zu den Auswirkungen von Politikprogrammen oder der Gewinnung erneuerbarer Energien auf die Vogelwelt reichen. Weitere Themenschwerpunkte stellen methodische und analytische Neuerungen sowie die Entwicklung von ornithologischen „
Citizen Science“ Projekten, wie z.B.
ornitho.de dar.
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Die Konferenz findet vom 5. bis 9. September 2016 in Halle (Saale) statt. Veranstaltungsort ist die Martin Luther Universität Halle-Wittenberg, die im Herzen der Stadt liegt. Exkursionen zu verschiedene Zielen in der Region sind für die Mitte der Konferenzwoche geplant.
Bis zum 29. Februar 2016 können Vorschläge für Vorträge, Kurzvorträge und Poster eingereicht werden. Das Organisationskomitee freut sich auf eine Vielzahl interessanter Beiträge. Plenarvorträge von leitenden Expertinnen und Experten ihres Forschungsfelds sind bereits zugesagt. Weitergehende Informationen sind auf der Konferenzwebseite www.birdnumbers2016.de zu finden.
Weitere Informationen
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11.12.2015
Schweizer Brutvogelatlas 2013-2016 zeigt Gewinner und Verlierer
Der Grünlaubsänger konnte 2015 als neue Brutvogelart in der Schweiz nachgewiesen werden. Viele andere Arten gehen hingegen stark im Bestand zurück oder sind bereits als Brutvögel verschwunden.
© Ralph Martin
Zum ersten Mal brütete in diesem Jahr ein Grünlaubsänger in der Schweiz. Für andere Vögel, wie den Rotkopfwürger und den Großen Brachvogel schwindet hingegen die Hoffnung, dass sie sich als Brutvögel in der Schweiz halten können. So erfreulich das Auftauchen neuer Arten sein kann, so alarmierend ist das Verschwinden einst weit verbreiteter Vögel.
Am 20. Juni dieses Jahres entdeckte der Ornithologe Fabian Schneider in den Waadtländer Voralpen ein singendes Männchen des Grünlaubsängers. Rund drei Wochen später konnte sein Kollege Lionel Maumary nach intensiver Suche die Sensation bestätigen: Die Anwesenheit zweier Altvögel mit sechs Jungen war der Beweis, dass der Grünlaubsänger erstmals in der Schweiz gebrütet hatte. Der insbesondere in Russland und Zentralasien beheimatete Vogel ist ein naher Verwandter unseres Zilpzalps.
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Bereits zum wiederholten Male gelang seit Beginn der Arbeiten für den Brutvogelatlas 2013—2016 der Nachweis einer neuen Brutvogelart. Wie im Falle des Grünlaubsängers steht ein solches Ereignis meist im Zusammenhang mit der Ausbreitung der Art.
Doch so groß die Freude über solche Zuzügler und steigende Artenzahlen sind: Sie sind nur eine Seite der Medaille. Die noch laufenden Arbeiten am Brutvogelatlas 2013—2016 der Schweizerischen Vogelwarte Sempach machen bereits heute deutlich, dass mehrere ehemals weit verbreitete Brutvögel aus der Schweiz verschwunden sind. Mit den großen Hochstamm-Obstgärten wurde der Rotkopfwürger verloren, der auf große ungestörte Feuchtgebiete angewiesene Große Brachvogel ist in der Schweiz nur noch außerhalb der Brutzeit zu beobachten. Beide Arten konnten seit Beginn der Arbeiten am Brutvogelatlas nicht mehr als Brutvögel nachgewiesen werden.
Von 2013 bis 2016 ermittelt die Vogelwarte Sempach, wo in der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein wie viele und welche Vögel brüten. Ziel dieser Zählung ist es, einen Überblick über den Zustand und den Wandel der Vogelwelt zu gewinnen. Weil Vögel auf vielfältige Lebensräume angewiesen sind, spiegelt ihre Situation diejenige der gesamten Natur und der Landschaft wider. Veränderungen bei den Brutvogelarten verdeutlichen die Bedeutung des neuen Brutvogelatlas 2013—2016, der letztlich auch aufzeigen soll, wie sich die Natur in der Schweiz wandelt. Der Atlas wird zudem zeigen, in welchen Regionen und für welche Vogelarten Fördermaßnahmen am dringendsten notwendig sind.
Quelle: vogelwarte.ch, 10.12.15
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11.12.2015
Dänische Steinadler in Schleswig-Holstein unterwegs
Zugwege der besenderten Steinadler „Høstemark“ und „Tofte“ (Stand: 29.11.15)
© macroecology
Mit nur drei Brutpaaren gehört der Steinadler zu den seltensten Brutvögeln Dänemarks und der Fortbestand dieses Bestands kann vom Überleben jedes einzelnen Individuums abhängen. Um mehr über das Leben der Adler und ihre Aufenthaltsorte außerhalb der Brutzeit zu erfahren, wurden mehrere junge Steinadler durch Wissenschaftler der Universität Kopenhagen und mit finanzieller Unterstützung der Aage V. Jensen Naturschutzstiftung an ihrem Horst im Nordosten Dänemarks mit GPS-Sendern ausgerüstet.
Beide Adler „Høstemark“ und „Tofte“ verließen Mitte Oktober ihr Heimatrevier. Høstemark zog dabei südwestlich durch Zentraldänemark und passierte rund zwei Wochen später bei Tønder die deutsche Grenze. Von dort ging es südwärts bis nach Husum und an die Eidermündung, wo sich der Vogel für einige Tage aufhielt, bevor es in mehreren Etappen nach Osten bis zum Westensee ging. Am 12.11. schlug der Vogel dann eine andere Richtung ein und zog in nördlicher Richtung bei Schleswig über die Schlei. Ab dem 17.11. hielt sich der Vogel dann sehr stationär in der Niederung der Wellspanger Au bei Böklund auf. Von dort stammt auch die derzeit letzte Ortung vom 29.11.15.
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Eine etwas andere Route wählte der junge Steinadler Tofte. Sein Weg führte weitgehend küstennah südwärts. Am 4.11. passierte er westlich von Flensburg die deutsche Grenze. Durch Schleswig-Holstein schlug der Vogel eine südöstliche Richtung ein und erreichte am 8.11. den Wittensee nördlich von Rendsburg. Am 12.11. könnte er auf den Steinadler Høstemark getroffen sein, der das Gebiet an diesem Tag nordwärts passierte. Am Nordostufer des Sees, im waldigen Bereich des Großen Geheges bei Haby hielt sich der Adler bis zur letzten Ortung am 29.11.15 ebenfalls sehr stationär auf.
Die Wissenschaftler hoffen, dass die beiden jungen Steinadler den bevorstehenden Winter gut überstehen und nach Dänemark zurückkehren. Zur Brut schreiten Steinadler frühestens im Alter von drei Jahren. Bis dahin suchen sie nach geeigneten Brutplätzen und einem Partner. Obwohl innerhalb der letzten 17 Jahre insgesamt 34 Jungvögel flügge wurden, kam es zu keiner einzigen Neuansiedlung eines Steinadlerpaares. Über die besenderten Vögel sollen die genutzten Lebensräume im besonders kritischen ersten Lebensjahr genauer analysiert werden. Durch die sehr genaue Erfassung der Position alle 15 Minuten können zudem Daten gewonnen werden, wie oft die Vögel in die Nähe von Gefahren wie Windenergieanlagen gelangen.
Insgesamt wurden zur Brutzeit 2015 in Dänemark drei junge Steinadler mit GPS-Transmittern besendert. Der dritte Vogel hält sich bislang weiter in der Umgebung des Horstes auf. Die öffentlich einsehbaren Karten mit den Zugrouten der Vögel werden laufend aktualisiert. Die Karten sind abrufbar unter macroecology.ku.dk/research/conservation/goldeneagle/.
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09.12.2015
Neuer Statusbericht der Vögel der Niederlande: Vogelbalans 2015
© SOVON
Entwicklungen in der Vogelwelt der Niederlande werden alljährlich von der niederländischen Organisation Sovon Vogelonderzoek Nederland im Statusbericht „
Vogelbalans“ veröffentlicht. Darin werden bemerkenswerte Trends und Veränderungen zusammenfassend dargestellt. Der Schwerpunkt der Ausgabe 2015 liegt auf dem aktuellen Atlasprojekt zur Brut- und Winterverbreitung der Vögel der Niederlande. Welche vorläufigen Ergebnisse haben die Kartierungen zwischen Dezember 2012 und Sommer 2015 ergeben? Wo gibt es größere Veränderungen gegenüber früheren Erhebungen?
Genauer wird in „
Vogelbalans 2015“ unter anderem auf Entwicklungen bei Zwergtaucher, Schnatter- und Tafelente, Berghänfling und Großen Brachvogel eingegangen. Kern des Berichts bilden die lang- und kurzfristigen Bestandstrends sowohl für Brutvögel als auch Durchzügler und Wintergäste. In weiteren Beiträgen werden die gravierenden Rückgänge von Rebhuhn und Kiebitz sowie überwinternder Saatkrähen beschrieben. Auch Star, Goldammer, Schwarzkehlchen und Waldohreule werden detaillierter behandelt. Der Statusbericht „
Vogelbalans 2015“ kann kostenlos bei
Sovon Vogelonderzoek Nederland heruntergeladen werden.
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07.12.2015
Erneut geringer Bruterfolg bei Blässgänsen 2015
Aufgrund eines geringen Bruterfolgs bestimmen Altvögel in den winterlichen Trupps das Bild.
© Hans Glader
Gänsezählungen in den niederländischen Provinzen Friesland, Gelderland, Overijssel, Limburg sowie in grenznahen Gebieten in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen ergaben bei Blässgänsen einen durchschnittlichen Jungvogelanteil von gerade einmal 11%.
Viele Gänsepaare sind ohne Nachwuchs, der überwiegende Teil (63%) der erfolgreichen Brutpaare hat lediglich einen Jungvogel. Familien mit mehr als zwei Jungvögeln sind in dieser Saison bislang eine Ausnahme. Auch wenn es sich nur um vorläufige Daten handelt, ergibt sich anhand der derzeitigen Stichprobe von rund 60.000 individuell kontrollierten Gänsen bereits eindeutig, dass die Brutsaison 2015 in der russischen Tundra wenig erfolgreich verlief.
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Immer häufiger erreichen Blässgänse mit wenigen oder gar keinen Jungvögeln die west- und mitteleuropäischen Überwinterungsgebiete. Seit etwa 1995 zeigt sich ein kontinuierlicher Rückgang des Bruterfolgs, der bis heute anhält. Jungvogelanteile von 20-30% gehören der Vergangenheit an und so reicht die Zahl der Nachkommen mittlerweile nicht mehr aus, um die jährliche Mortalitätsrate auszugleichen.
Die Bestände der gesamten Blässgans-Überwinterungspopulation im Bereich von Nord- und Ostsee sind seit 2001 nach den Daten internationaler Studien stabil. Lediglich in der südwestlichen Grenze des Überwinterungsgebietes (England) werden deutliche Rückgänge verzeichnet, während die Zahlen weiter nördlich (Dänemark, Schweden) — vermutlich infolge milderer Winter — eher zunehmen.
Die Blässgans ist leider nicht die einzige Art, die in diesem Jahr offenbar einen geringen Bruterfolg hatte. Bei Zählungen im Wattenmeer konnte bei Ringelgänsen ein Jungvogelanteil von gerade einmal 2% ermittelt werden. Etwas besser scheint es bei der Tundrasaatgans auszusehen, doch ist die Stichprobengröße für belastbare Aussagen derzeit noch zu klein. Auch für die Weißwangengans können noch keine weiteren Angaben gemacht werden.
Quelle: naturetoday.com, 4.12.15
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07.12.2015
Windenergie: Mit der Kettensäge gegen den Vogelschutz
Rotmilane sind die häufigsten Opfer illegaler Verfolgung mit Bezug zur Windenergie.
© Andreas Heiland
Während in Paris der Klimagipfel tagt, laufen in Deutschland die Kettensägen. Um Platz für Windenergieanlagen zu schaffen, werden immer häufiger geschützte Horstbäume illegal gefällt und Vögel getötet. Einen rasanten Anstieg solcher Straftaten belegen Recherchen von Deutscher Wildtier Stiftung, Naturschutzbund Deutschland (NABU) und Komitee gegen den Vogelmord. Bisher wurden mindestens 40 Fälle illegaler Verfolgung von Großvögeln im Umfeld von neuen oder geplanten Windparks registriert. Meistens wurden die Nester (Horste) zerstört oder die Bäume samt Horst gefällt. In mindestens einem Fall wurden Jungvögel im Nest erschlagen. Mit Abstand häufigstes Opfer ist der Rotmilan. Aber auch beim extrem seltenen Schreiadler wurden mehrfach Nester zerstört.
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In bisher zehn Bundesländern wurden solche Straftaten registriert. Skrupellose Geschäftemacher schaffen Tatsachen mit der Kettensäge! Denn geltende Abstandsregelungen würden in den meisten Fällen den Bau von Windenergieanlagen verbieten. Der Wert eines Grundstücks, auf dem ein Windpark errichtet werden soll, lässt sich mit der Kettensäge über Nacht enorm steigern: Pro Anlage kann ein Eigentümer mit Pachteinnahmen von rund 1,6 Millionen — also 80.000 Euro pro Jahr für 20 Jahre — rechnen.
Die Rechercheergebnisse der Naturschützer zeigen eine erschreckende Tendenz auf: Wurden vor zwei Jahren bundesweit sechs Fälle registriert, waren es 2014 bereits zehn. Im laufenden Jahr 2015 wurden bis November 19 Zerstörungen von Horsten und Vogel-Tötungen gemeldet. Betroffen sind neben Rotmilan und Schreiadler auch andere windkraftsensible Arten wie Seeadler, Schwarzstorch, Baumfalke und Fledermäuse. Fast alle Fälle wurden zur Anzeige gebracht.
Die Deutsche Wildtier Stiftung rechnet in den kommenden Monaten mit weiteren Straftaten, denn Bäume werden meistens im Winterhalbjahr gefällt. Wer solche Fälle feststellt, sollte diese dokumentieren und anzeigen sowie die Deutsche Wildtier Stiftung informieren.
Quelle: DeWiSt-Pressemitteilung, 2.12.15
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07.12.2015
Zugvögel weltweit unzureichend geschützt
Viele Zugvogelarten wie die Küstenseeschwalbe führen alljährlich beeindruckende Wanderungen durch. Schutzmaßnahmen beschränken sich oft jedoch nur auf Teile der Zugwege.
© Jan Goedelt
Eine jüngst im Fachmagazin Science veröffentlichte Studie kommt zu dem Ergebnis, dass mehr als 90% aller Zugvögel weltweit unzureichend geschützt sind. Vor allem in China, Indien, Teilen von Afrika und Südamerika wurden große Schwächen in den bislang getroffenen Schutzmaßnahmen aufgedeckt. Viele Zugvögel werden lediglich in einzelnen Ländern umfangreich geschützt, während dies in anderen nicht der Fall ist.
In den vergangenen 30 Jahren ging mehr als die Hälfte aller Zugvogelarten im Bestand zurück. Vor allem unzureichender Schutz entlang der Zugwege und von Rastgebieten dürften dafür die Gründe sein. Die Studie stellt fest, dass 1324 von 1451 berücksichtigten Zugvogelarten zumindest auf einem Teil ihres Zugwegs unzureichend geschützt sind. Für 18 Arten besteht bislang keinerlei Schutz in den Brutgebieten, zwei Arten sind sogar entlang ihres gesamten Zugwegs ohne Schutz. Von den Zugvogelarten, die auf der Roten Liste der IUCN als gefährdet geführt werden, sind lediglich weniger als 3% angemessen geschützt.
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Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen den Bedarf auf, Schutzmaßnahmen international zu koordinieren und entlang der gesamten Zugrouten zu etablieren. Beispielsweise existieren für 98% aller Deutschland auf dem Durchzug passierenden Zugvögel hierzulande Schutzgebiete, doch weniger als 13% aller bei uns heimischen Arten sind global ausreichend geschützt. Artenschutz kann nur greifen, wenn die Vögel zu jeder Zeit und an allen Aufenthaltsorten ausreichend geschützt werden.
Weitere Informationen
- Runge, C.A., J.E.M. Watson, S.H.M. Butchart, J.O. Hanson, H.P. Possingham & R.A. Fuller 2015: Protected areas and global conservation of migratory birds. Science 350(6265): 1255-1258. DOI: 10.1126/science.aac9180
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03.12.2015
Neue Rote Liste der Vögel Großbritanniens: immer mehr Arten gefährdet
Auch der Große Brachvogel gehört in Großbritannien mittlerweile zu den gefährdeten Brutvogelarten.
© Erich Greiner
Zum insgesamt vierten Mal wurde nun der Status der Vögel Großbritanniens bewertet und im Rahmen des zuletzt 1999 erschienenen Berichts
Birds of Conservation Concern veröffentlicht. Unter standardisierten Methoden wurden dabei die Brut-, Durchzugs- und Überwinterungspopulationen von insgesamt 244 Vogelarten von einer Reihe von Experten unterschiedlicher ornithologischer Organisationen bewertet und Gefährdungskategorien zugeordnet. Herangezogen wurden — soweit verfügbar — Areal- und Bestandstrends sowohl auf britischer, europäischer als auch globaler Ebene.
Es zeigt sich, dass immer mehr Vogelarten gefährdet sind. Insgesamt 19 Arten mussten aufgrund negativer Bestandsentwicklungen zum ersten Mal in die Rote Liste aufgenommen werden, eine Art (Merlin) wurde nach zwischenzeitlich positiven Entwicklungen erneut aufgenommen. Insgesamt umfasst die Rote Liste der Vögel Großbritanniens damit nun 67 Arten — mehr als 25% aller bewerteten. Gegenüber 1999 stieg die Zahl der Vogelarten auf der Roten Liste Großbritanniens um 15 Arten.
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In vielen Fällen führten deutliche Bestandseinbrüche, die im Rahmen des Brutvogelmonitorings ermittelt wurden, zu der Aufnahme in die Rote Liste. Bei den häufigeren Arten umfasst dies z.B. Großen Brachvogel, Nachtigall, Trauerschnäpper, Braunkehlchen, Gebirgsstelze und Misteldrossel. Bei den seltenen Brutvogelarten sind unter anderem Mornellregenpfeifer, Hausrotschwanz und Ohrentaucher betroffen, unter den Seevögeln Dreizehenmöwe und Krähenscharbe. Der Papageitaucher wurde aufgrund seiner globalen Gefährdung in die Liste aufgenommen.
Zwei Arten mussten in die Rote Liste aufgenommen werden, ohne dass sie bislang auf der Vorwarnliste standen. Dabei handelt es sich um die Blässgans, deren Winterbestände in Großbritannien deutlich zurückgehen sowie die weltweit gefährdete Eisente. Neben der Blässgans wurden drei weitere Arten aufgrund sinkender Winterbestände erstmals in die Liste aufgenommen: Rothalstaucher, Sandregenpfeifer und Tafelente.
Bezogen auf die Lebensräume zeigt sich weiterhin die stärkste Gefährdung bei den Agrarvogelarten (12 von 26). Den geringsten prozentualen Anteil gefährdeter Arten gibt es bei den an Feuchtgebiete gebundenen Arten (4 von 31). Die Zahl der gefährdeten Seevogelarten hat sich mit der Aufnahme von Dreizehenmöwe, Krähenscharbe und Papageitaucher nahezu verdoppelt. Im Siedlungsbereich mussten Haussperling und Hausrotschwanz in die Rote Liste aufgenommen werden.
Doch es zeigen sich auch positive Entwicklungen: Ziegenmelker und Rohrdommel haben infolge umfangreicher Schutzmaßnahmen deutlich im Bestand zugenommen und konnten auf die Vorwarnliste zurückgestuft werden. Eine weitere Erfolgsgeschichte zeigt der sich weiter ausbreitende Rotmilan, der von der Vorwarnliste gestrichen werden konnte und nun als ungefährdet gilt. Insgesamt wurde die Vorwarnliste gegenüber der Roten Liste 1999 um 30 Arten gekürzt, was sowohl durch die negativen (Rote Liste) als auch positiven Entwicklungen (ungefährdet) begründet ist. Von den 244 bewerteten Arten wurden 81 als ungefährdet eingeschätzt, darunter neu auch Seidenreiher, Zwergtaucher, Sommergoldhähnchen, Heidelerche, Dorngrasmücke, Steinschmätzer und Bartmeise.
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30.11.2015
Warum singen manche Vogelarten im Herbst?
Unter unseren heimischen Arten fällt vor allem das Rotkehlchen durch intensiven Herbstgesang auf.
© Jan Goedelt
Singvögel nutzen ihren Gesang allgemein im Frühjahr zur Partnerfindung und Revierabgrenzung. Von einigen Arten ist jedoch auch eine Gesangsaktivität im Herbst bekannt, deren Gründe oftmals nicht auf der Hand liegen. Im internationalen Wissenschaftsblog SciLogs wurde den Geheimnissen des Herbstgesanges nun anhand von Beispielen amerikanischer Vogelarten auf den Grund gegangen. Demnach können drei verschiedene physiologische Mechanismen für den Herbstgesang von Vogelarten in den gemäßigten Breiten verantwortlich sein.
Der Star ist in der Paläarktis von West- und Nordeuropa bis zum Baikalsee verbreitet, wurde jedoch unter anderem in Nordamerika eingebürgert. Eingebürgerte Vögel zeigen jedoch oft kein oder nur eingeschränktes Wanderverhalten, sodass sich die Feststellungen in Amerika vermutlich nur bedingt mit europäischen Verhältnissen vergleichen lassen.
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Nachdem die Vögel ihre jährliche Mauser abgeschlossen haben, kann bei nordamerikanischen Staren ein Anstieg des Testosteronspiegels festgestellt werden. Ein erhöhter Wert des Sexualhormons Testosteron im Blutplasma steht bei vielen Vögeln mit Gesang und territorialem Verhalten in Zusammenhang. Beim Star wird angenommen, dass die Brutsaison der Vögel bereits in den Herbstmonaten beginnt und die Stare versuchen, die besten Brutplätze zu besetzen. Während Stare im Süden der USA ganzjährig brüten, wird dieser Vorgang in nördlicheren Breiten und höheren Lagen jedoch offenbar durch die geringere Tageslänge unterdrückt. Erst im Frühjahr setzt das Verhalten mit steigender Tageslänge wieder ein. Ein ähnliches Verhalten ist für die dort ebenfalls eingebürgerten Haussperlinge bekannt.
Ein weiterer Herbstgesang erklärender physiologischer Mechanismus ist bei der Dachsammer zu finden. Im Gegensatz zu Staren oder Haussperlingen sind Dachsammern in Herbst und Winter nicht photosensitiv, was bedeutet, dass sie physiologisch keinerlei Reaktion auf eine Änderung der Tageslänge zeigen. In der Regel führt eine Verlängerung der Tageslänge zu einem Anstieg des Testosteron- oder Östrogenspiegels im Blut der Vögel. Diese Konzentrationen führen zum territorialer Aggression und Gesangsaktivität. Wissenschaftliche Studien haben jedoch gezeigt, dass Gesang — allerdings ohne territoriale Aggressivität — bei Dachsammern offenbar unabhängig vom Hormonspiegel der Vögel auftritt und sowohl Männchen als auch Weibchen und Jungvögel ganzjährig singen. Die Gründe liegen in diesem Fall im Sozialverhalten der Vögel. Dachsammern finden sich im Winter zu großen Schwärmen zusammen. Der Gesang wird dabei offenbar zur Feststellung der Rangordnung innerhalb der Trupps genutzt.
Ein dritter physiologischer Mechanismus wurde erst kürzlich bei Singammern entdeckt. Singammern sind zwar nah mit Dachsammern verwand, zeigen jedoch ein komplett unterschiedliches Verhalten. Sie zeigen kein Wanderverhalten und bilden keine Trupps. Stattdessen finden sich zwei bis drei Vögel geschlechtsunabhängig zusammen, um gemeinsame Winterreviere zu bilden, die nicht unbedingt den Brutplätzen entsprechen müssen. Ob es sich dabei zumindest teilweise um Partner oder Verwandte handelt ist bislang nicht geklärt. Singammern verhalten sich das ganze Jahr über territorial und grenzen auch ihre Winterreviere durch Gesang ab. Während der Herbstmonate konnte bei Singammern ein Anstieg des Steroidhormons DHEA festgestellt werden. In der Regel ist dieses Hormon bei Vögeln inaktiv und kaum nachweisbar, es kann jedoch durch bestimmte Enzyme aktiviert werden, was bei Singammern im Herbst offenbar der Fall ist und zu einer gesteigerten Gesangsaktivität führt. In Experimenten konnte die Gesangaktivität durch Zugabe oder biochemische Deaktivierung von DHEA gesteigert oder gehemmt werden. Auch bei der Wanderdrossel wird dieses Phänomen als Erklärung für den intensiven Herbstgesang der Art vermutet.
Herbstgesang bei Singvögeln kann also unterschiedlich begründet sein. Neben einer bereits im Herbst beginnenden und in den Wintermonaten durch geringe Tageslänge unterdrückten Brutsaison kann der Gesang der Feststellung der Rangordnung in winterlichen Trupps dienen oder durch bislang wenig erforschte hormonelle Veränderungen hervorgerufen werden. Es ist anzunehmen, dass es noch weitere physiologische Mechanismen für das Phänomen Herbstgesang gibt. Auch die Gründe für spezielle Hormonanreicherungen sind oftmals noch unbekannt.
Der Frage wann unsere Singvögel singen, wurde anhand der Daten von ornitho.de auch in der Januar-Ausgabe 2014 der Zeitschrift „DER FALKE“ nachgegangen. Den Beitrag kann man hier kostenlos herunterladen.
Quelle: SciLogs.com, 1.11.2015
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27.11.2015
Neuer Klimawandel-Bericht von BirdLife International
© BirdLife / Audubon
Vögel gehören zu den am besten untersuchten Artengruppen der Welt. Sie eignen sich zudem als gute Indikatoren für Effekte durch Klimaveränderungen. Das weltweit enorme Ausmaß der Gefahren durch den Klimawandel wird nun im neuen Bericht „
The Messengers“ dargestellt, den BirdLife International gemeinsam mit seinem amerikanischen Partner, der National Audubon Society, veröffentlicht hat.
Im Rahmen des Berichts wurden hunderte durch Fachleute geprüfte Studien aus der ganzen Welt gesammelt, um die verschiedenen Wege darzustellen, wie sich der Klimawandel auf die Vogelwelt auswirkt. Insgesamt zeigt sich, dass es durch die globale Erwärmung mehr Verlierer als Gewinner geben wird. Es ist sogar wahrscheinlich, dass doppelt so viele Arten durch den Klimawandel negativ beeinflusst werden wie davon profitieren. Für viele Vogelarten wird eine Verkleinerung des Verbreitungsgebietes angenommen, was bei einigen Arten zu einem erhöhten Aussterberisiko führt. Insbesondere dort, wo die Arten keine Möglichkeit haben, in andere Gebiete auszuweichen, werden deutliche Bestandsrückgänge prognostiziert.
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Doch nicht nur Vogelarten werden auf diese Weise vom Klimawandel getroffen. Ganze Ökosysteme und interspezifische Beziehungen werden dadurch gestört. Auch für den Menschen zeigen sich negative Auswirkungen, beispielsweise in Form von Extremwetterlagen. Bis zum Jahr 2100 werden voraussichtlich zusätzliche 52 Millionen Menschen in Küstenregionen von 84 Ländern durch Sturmfluten bedroht sein. Niedrigere Ernteerträge werden in einigen Regionen zu erhöhtem Nahrungsmangel führen.
Neben vielen Negativbeispielen gibt der neue Klimawandel-Bericht jedoch auch Hoffnung. So werden erfolgreiche Maßnahmen unterschiedlicher BirdLife-Partner auf der ganzen Welt vorgestellt, die Vögeln und anderen Artengruppen dabei helfen, sich an Klimaveränderungen anzupassen. So wurde beispielsweise eine neue Festlandskolonie für Brillenpinguine geschaffen, die durch klimabedingte Veränderungen der Fischbestände einen dramatischen Bestandsrückgang zu verzeichnen hatten. Auch in Europa werden verschiedene Maßnahmen umgesetzt: So wurden an der britischen Südküste für die durch Meeresspiegelanstieg bedrohte Rohrdommel neue Habitate geschaffen, die bereits zu einem Anstieg der Population führten.
Der Bericht „The Messengers“ kann hoffentlich vermitteln, dass sowohl die Artenvielfalt als auch die Menschen von Natur- und Klimaschutzmaßnahmen profitieren und sich das Engagement lohnt. Der vollständige Bericht kann eingesehen werden unter climatechange.birdlife.org.
Weitere Informationen
- Klimawandel-Bericht „The Messengers“ (Online-Version)
- Klimawandel-Bericht „The Messengers“ (PDF)
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27.11.2015
Großbritannien: Bleimunition führt zum Tod zigtausender Wasservögel pro Jahr
In der Studie wird unter anderem von einer in Großbritannien gefundenen Kanadagans berichtet, in deren Magen mehr als 400 Schrotkugeln gefunden wurden
© Thomas Hinsche
In einem jüngst veröffentlichten Tagungsband der Fachkonferenz zu den Risiken von Bleimunition für die menschliche Gesundheit und die Umwelt des Edward Grey Instituts der Universität Oxford wurde nun festgestellt, dass in Großbritannien pro Jahr bis zu 100.000 Schwäne, Gänse und Enten — rund 3% der gesamten Winterbestände — an Vergiftungen aus Bleimunition verenden. Bei Schwänen wird Bleivergiftung sogar für rund ein Viertel aller Todesfälle verantwortlich gemacht.
Mindestens 2.000 Tonnen Bleischrot werden im Vereinigten Königreich alljährlich bei der Jagd verwendet. Ein Großteil der Bleikugeln landet am Erdboden, wo sie von Vögeln für Körner und Samen gehalten und aufgenommen werden. Weitere 3.000 Tonnen Bleimunition werden an Tontauben-Schießständen verschossen, wo ebenfalls die Gefahr der Aufnahme durch Vögel besteht.
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Wildfleisch kann durch bleihaltige Munitionsreste stark belastet sein, sodass Blei auch in die menschliche Nahrungskette gelangen kann. Beim Durchschuss des Tieres lösen sich kleine, lösliche Partikel — zu klein um entdeckt und aussortiert zu werden —, die vollständig in den Körper aufgenommen werden können und dort als Gift wirken, das bei Tieren zu Erblindung, Psychosen oder Krämpfen führen kann.
Der Wildfowl and Wetlands Trust (WWT), die Royal Society for the Protection of Birds (RSPB) und der Sustainable Food Trust fordern daher, dass bis Ende 2017 Bleimunition vollständig durch ungiftige Alternativen ersetzt werden sollte, die bereits preisgünstig und leicht verfügbar sind.
Grundlage für die in dem Tagungsband genannten Zahlen bilden hunderte wissenschaftliche Studien, darunter auch Untersuchungen von WWT und RSPB. Insgesamt zeigt sich demnach eindeutig, dass ein Auslaufen der Nutzung von Bleimunition aufgrund der Vergiftungsrisiken unumgänglich ist. Bleivergiftung ist ein „unsichtbarer Killer“, da die Opfer sich in der Natur weit verteilen und schwer zu finden sind.
Quelle: Birdwatch, 27.11.2015
Weitere Informationen
- Oxford Lead Symposium
- Pain, D.J., R. Cromie & R.E. Green 2015: Poisoning of birds and other wildlife from ammunition-derived lead in the UK. In: Delahay, R.J. & C.J. Spray (Hrsg.): Proceedings of the Oxford Lead Symposium. Lead Ammunition: understanding and minimising the risks to human and environmental health. Edward Grey Institute, The University of Oxford, UK.
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26.11.2015
Vogelschützerin erhält Forschungspreis 2015 der Deutschen Wildtier Stiftung
Die Preisträgerin setzt sich unter anderem im Saatkrähenschutz ein
© Mathias Putze
Der mit 50.000 Euro dotierte Forschungspreis der Deutschen Wildtier Stiftung wurde am 25. November im Zoologischen Museum Hamburg an die Diplom-Psychologin Uta Maria Jürgens verliehen, die mit ihrem Promotionsprojekt „
Vom Konflikt zur Koexistenz“ die Mensch-Wildtier-Beziehung unter dem Blickwinkel der menschlichen Psyche betrachtet. Bisher wurden ausschließlich wildbiologische Forschungsarbeiten von der Deutschen Wildtier Stiftung ausgezeichnet. Mit Uta Maria Jürgens erhielt nun zum ersten Mal eine Diplom-Psychologin den Forschungspreis.
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Uta Maria Jürgens geht es in ihrer Forschungsarbeit um das von „Vorurteilen“ geprägte Mensch-Tier-Verhältnis. Wildtiere berühren die meisten Menschen emotional. Deshalb werden sie entweder gefüttert und romantisiert — oder verdammt und gefürchtet. Aus Unwissenheit gibt es dann Vorurteile gegen einzelne Arten. Oft fehlt es schlicht an Fakten, denn auch im Fokus der Forschung bleiben heimische Wildtiere verkannte Außenseiter.
Die Diplom-Psychologin aus Holstein ist auch ornithologisch aktiv und hat sich deutschlandweit einen Ruf als Saatkrähen-Expertin gemacht. In Ascheberg (Holstein), am großen Plöner See, hat Uta Maria Jürgens das Projekt „Ascheberger Krähenpfad“ auf die Beine gestellt, bei dem Besuchern entlang eines Lehrpfades mit Infotafeln an einer umstrittenen Saatkrähenkolonie gezeigt wird, wie gut Mensch und Krähe nebeneinander existieren können.
Der Forschungspreis wird in Form eines Stipendiums bewilligt und soll der Preisträgerin die Verwirklichung ihrer wissenschaftlichen Arbeit erleichtern. Über die Vergabe hat eine unabhängige fünfköpfige Jury renommierter Fachwissenschaftler entschieden. Der Forschungspreis, der alle zwei Jahre vergeben wird, ist der höchstdotierte Preis der wildbiologischen Forschung in Deutschland.
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26.11.2015
Russische Wanderfalken auf dem Weg quer durch Deutschland
Zugrouten der in Russland besenderten Wanderfalken (Stand: 25.11.15)
© movebank.org
Der Wanderfalke ist mit insgesamt 19 Unterarten die am weitesten verbreitete Greifvogelart der Welt. Die Subspezies
calidus brütet in den Tundren und Waldtundren Eurasiens vom äußersten Nordosten Norwegens quer durch Russland bis mindestens zum Kolyma-Delta im Nordosten Sibiriens. Unter allen Wanderfalkenrassen gehören diese Vögel zu den ausgeprägtesten Langstreckenziehern. Sie räumen ihre Brutplätze im September/Oktober und wandern nach Süden ab. Die genaue Ausdehnung der Überwinterungsgebiete der Unterart ist unklar, doch erstrecken sich die Winterquartiere offenbar von Zentraleuropa durch den Nahen Osten bis nach Südasien. Einige calidus-Wanderfalken überqueren auch das Mittelmeer und überwintern im östlichen Afrika von Äthiopien bis nach Südafrika. Ende März beginnt der Heimzug der Vögel.
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Um weitere Details zu den Zugrouten und Überwinterungsgebieten der russischen Wanderfalken herauszufinden, wurden im Rahmen eines Forschungsprojektes 2015 einige Vögel auf der russischen Insel Kolgujew in der östlichen Barentssee mit Satellitensendern ausgestattet. Für acht calidus-Wanderfalken lässt sich seitdem ihre spannende Route in Richtung der Überwinterungsgebiete verfolgen.
Bis auf einen Vogel, der in den Norden Skandinaviens abwanderte, zogen alle besenderten Wanderfalken in südwestlicher Richtung ab. Ein Vogel flog über Weißrussland, die Ukraine und Rumänien bis nach Ungarn. Die übrigen Wanderfalken kreuzten das Baltikum strikt in südwestlicher Richtung. Für fünf der Vögel hat sich bereits ein direkter Bezug zu Deutschland ergeben. Einer der Vögel erreichte Deutschland an der Ostseeküste und flog quer durch Norddeutschland bis an die niederländische Nordseeküste. Ein weiterer zog aus Polen über Berlin und Frankfurt/Main quer durch Frankreich, querte die Pyrenäen und erreichte schließlich über die Meerenge von Gibraltar Marokko. Eine Ortung vom 27.10. bei Casablanca ist leider die bislang letzte dieses Vogels. Über Polen erreichte auch ein calidus-Wanderfalke Deutschland, dessen Route über Leipzig, Würzburg und den Bodensee sowie weiter über die Schweizer Alpen bis an die italienische Mittelmeerküste führte. Über Monaco ging es entlang der Küste bis in die Camargue. Zwei weitere Individuen dieser interessanten Vögel halten sich derzeit noch in Deutschland auf. Bereits seit zwei Wochen lässt sich ein russischer Wanderfalke am Altmühlsee beobachten (Fotos). Oft wird das Storchennest der Inselzone als Sitzwarte genutzt. Ein fünfter besenderter calidus-Wanderfalke hält sich aktuell in der Weseraue nördlich von Minden auf. Er erreichte Deutschland nordöstlich von Berlin und zog über Wolfsburg bis an die Weser, wo er nun ebenfalls bereits seit zwei Wochen stationär ist, allerdings noch nicht beobachtet wurde. Es handelt sich um den ersten sicheren Nachweis der Unterart calidus für Nordrhein-Westfalen!
Auf diesem Foto vom Altmühlsee ist sehr schön der auf dem Rücken befindliche Satellitensender erkennbar © Andreas Stern/ornitho.de
Da gleich fünf von acht besenderten russischen Wanderfalken bis nach Deutschland und teilweise bereits darüber hinaus wanderten, ist anzunehmen, dass diese Unterart auf dem Durchzug deutlich häufiger bei uns auftritt als bislang angenommen. Der Grund ist vermutlich die sehr schwere Bestimmung der Vögel anhand optischer Merkmale. Zwar können typische calidus-Wanderfalken vermutlich anhand einer Kombination aus Struktur, Größe, Mauserzustand sowie Gefiedermerkmalen bestimmt werden, bei vielen Vögeln lässt sich jedoch höchstens der Verdacht äußern. Auffällige Wanderfalken mit Merkmalen der Unterart calidus werden alljährlich in Deutschland, insbesondere an den Küsten beobachtet. Ein aktuelles Beispiel ist dafür ein Vogel, der sich seit einiger Zeit auf der Hallig Hooge in Schleswig-Holstein aufhält (Foto).
Die Zugwege der russischen Wanderfalken können über das Telemetrie-Portal www.movebank.org frei abgerufen werden. Es wird nun spannend zu verfolgen sein, wo die Vögel überwintern und ob sie auf ähnlicher Route im Frühjahr wieder in ihre tausende Kilometer entfernten Brutgebiete fliegen.
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26.11.2015
Rotmilanprojekt Land zum Leben: erste Erfolge
Frisch geschlüpfte Küken in einem Rotmilannest im Projektgebiet Göttingen warten auf Futter. Nach Umsetzung der im Projekt vorgesehenen Maßnahmen sollen sie keinen Hunger mehr erleiden
© Eckhard Gottschalk
Die Situation des Rotmilans in Deutschland zu verbessern, ist Ziel des bundesweiten Artenschutzprojektes „
Land zum Leben“, das der DDA gemeinsam mit dem Deutschen Verband für Landschaftspflege (DVL) und der Deutschen Wildtier Stiftung durchführt. Seit 2013 untersucht der DDA mit Unterstützung verschiedener Artexperten im Rahmen des Projektes das Nahrungsangebot und die Raumnutzung der Greifvogelart in Deutschland. Ihr Lebensraum setzt sich zusammen aus einem abwechslungsreichen Mosaik aus Wald- und Offenlandschaft. Land- und Forstwirtschaft spielen bei der Erhaltung des Rotmilans daher Schlüsselrollen. Artenschutz und Landnutzung in Einklang zu bringen, wird in insgesamt neun Projektgebieten getestet. Wie steht es um den Schutz der eleganten Greifvogelart in Deutschland, von der wir mehr als die Hälfte der weltweiten Population beherbergen? Erste Erfolge des Projekts beschreibt der DDA in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift DER FALKE. Den Artikel können Sie bereits vor Erscheinen der gedruckten Ausgabe
hier herunterladen.
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Vielen Dank für Ihre Unterstützung!
Die bisherige Resonanz zum Rotmilanprojekt Land zum Leben war überwältigend. Herzlichen Dank für die vielen interessierten Nachfragen, Anregungen und Spenden!
Auch wenn das Projekt überwiegend aus Mitteln der öffentlichen Hand finanziert wird, muss der DDA einen nicht unerheblichen Teil der Kosten selbst aufbringen. Die ersten Ergebnisse beweisen sehr eindrucksvoll, dass es sich lohnt! Deshalb sind wir auch weiterhin auf Ihre Spenden angewiesen.
Spenden Sie ganz einfach online unter www.dda-web.de/rotmilan/spende. Die Ergebnisse unserer Arbeit dienen unmittelbar dazu, die Rotmilan-Maßnahmen und deren Umsetzung zu optimieren, um die Bestandssituation unseres „heimlichen Wappenvogels“ in den Projektgebieten und darüber hinaus hoffentlich schon bald zu verbessern.

Das Projekt wird im Rahmen des Bundesprogramms Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit gefördert. Der DDA bedankt sich außerdem bei der Stiftung Naturschutz Thüringen für die Förderung der wissenschaftlichen Begleituntersuchungen.

Weitere Informationen
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24.11.2015
Vergiftete Wildgänse in Mecklenburg-Vorpommern: Folgen für Agrarbetrieb
Zahlreiche Gänse sind an Mäusegiftkördern verendet
© Ralf Kistowski
Nach dem Tod von rund 150 Wildgänsen am Salzhaff in Mecklenburg-Vorpommen (siehe Nachricht vom 10.11.2015) haben die Behörden ein Ordnungswidrigkeitenverfahren gegen den Landwirtschaftsbetrieb eingeleitet, auf dessen Gelände Mäusegift unsachgemäß ausgelegt worden war. Außerdem muss das Unternehmen mit einem Abzug finanzieller Zuwendungen rechnen, wie Agrarminister Till Backhaus (SPD) am 19. November im Landtag in Schwerin sagte. Das Gift lag nach seinen Worten auf der Oberfläche und war nicht, wie vorgeschrieben, tief in die Mauselöcher geschoben worden. Bauern müssen das Auslegen von Giftködern beantragen. Auch dies sei in diesem Fall nicht erfolgt, sagte der Minister. In der Nähe der Haffpromenade des Ostseebades Rerik im Landkreis Rostock waren seit Anfang November fast täglich tote Vögel gefunden worden.
Quelle: Schweriner Volkszeitung, 20.11.2015
24.11.2015
Zahlreiche historische Funde in Vogelnestern in russischer Kathedrale entdeckt
Über Jahrhunderte verbauten Vögel auch Fetzen von Dokumenten in ihren Nestern in der russischen Kathedrale
© H.-J. Fünfstück
Restaurierungsarbeiten in einer russischen Kathedrale aus dem 15. Jahrhundert haben nun zu einem außergewöhnlichen Fund historischer Materialien geführt. Auf dem Dachboden der Himmelfahrtskathedrale in Zvenigorod, 65 Kilometer westlich von Moskau, wurden in Vogelnester verbaute Fetzen historischer Dokumente gefunden, darunter Überreste alter Briefe, Banknoten, Bücher, Zigarettenpackungen, Bonbonpapier, Bustickets und sogar kirchliche Dokumenten. Das Innere der Kathedrale war über mehrere Jahrhunderte u.a. von Dohlen als Nistplatz genutzt worden. In einer rund 25 Tonnen umfassenden Lage aus Schmutz und Ästen fanden die Restaurateure nun auch unterschiedliche Papierfetzen.
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Die ältesten Fragmente scheinen nach Aussagen des Forschungsdirektors des Historischen Museums Zvenigorod Dmitriy Sedov aus den 1830er Jahren zu stammen, als das Dach letztmalig erneuert worden war. Obwohl die meisten der Papiere von den Vögeln abgerissen oder mit den Schnäbeln zerstückelt wurden, ist es teilweise noch heute möglich, deren Inhalt zu entziffern.
Die meisten Fragmente sind offenbar Teile von Briefen in Schönschrift, in denen insbesondere Karl Robert Graf von Nesselrode, 1845-1856 Kanzler des russischen Reichs, erwähnt wird. Ein Teil eines Kalenders trägt das Datum des 6. Dezember 1917 mit dem Hinweis auf den letzten russischen Zaren Nikolaus II, der ein Jahr später zusammen mit seiner Familie hingerichtet wurde. In großen Mengen fanden sich Bonbonpapiere aus dem 19. und 20. Jahrhundert, daneben Teile von Bustickets, Lieferverträgen, Diplomzeugnissen, Kirchendokumenten, Geburtsurkunden und Notizen.
Quelle: news.discovery.com, 21.11.2015
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24.11.2015
Doppelschnepfen: Unterschiedliche Zugstrategien und erstaunlich synchrone Ankunft im Brutgebiet
Einige Geheimnisse zur Ökologie der Doppelschnepfe sind offenbar bislang weitgehend unbekannt.
© Thomas Noah
Bis vor wenigen Jahren waren zum Zugverhalten der Doppelschnepfe nur wenige Details bekannt. 2010 gelang es schließlich mit Hilfe von Geolokatoren Zugwege zwischen Brut- und Überwinterungsgebiet von drei Vögeln aufzuzeichnen. Überraschenderweise zogen die Vögel im August aus ihrem Brutgebiet in Mittelschweden nonstop in ihr Winterquartier im tropischen Afrika. Die Studie wurde weiter fortgeführt und die neuen Ergebnisse von 19 mit Geolokatoren ausgestatteten schwedischen Doppelschnepfen-Männchen aus vier verschiedenen Jahren nun im Fachmagazin
Journal of Avian Biology publiziert.
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Anders als bei den 2010 beloggerten Vögeln rastete etwa die Hälfte der Doppelschnepfen auf dem Wegzug im nördlichen Europa. Diese Vögel verließen ihre Brutgebiete 15 Tage früher als ihre direkt bis in Bereiche südlich der Sahara durchziehenden Verwandten, sodass zwei unterschiedliche Zugstrategien angenommen werden können.
Die Transsahara-Flüge waren durchschnittlich 5500 km lang und dauerten 64 Stunden, sodass die Strecken — wie schon 2010 ermittelt — mit Geschwindigkeiten um 90 km/h zurückgelegt wurden. Die Ankunft in der Sahelzone Westafrikas stimmte mit der dortigen Regenzeit überein und die Vögel rasteten dort für durchschnittlich drei Wochen. Ende September erreichten die Doppelschnepfen schließlich ihre Überwinterungsgebiete am Unterlauf des Kongo, wo sie rund sieben Monate blieben. Die Transsahara-Flüge im Frühjahr entsprachen in Länge und Dauer denen im Herbst, doch wurde die übrige Strecke durch Osteuropa verhältnismäßig langsam zurückgelegt. Alle Vögel erreichten ihre Brutplätze innerhalb einer Woche Mitte Mai.
Der Jahreszyklus der Doppelschnepfen zeichnete sich also durch eine nur lockere zeitliche Synchronisierung der Individuen im Herbst und Winter aus, wobei die größte Streuung bei der Ankunft im Winterquartier festzustellen war. Der Frühjahrszug der beloggerten Individuen verlief sehr synchron und die geringste Streuung zeigte sich bei der Ankunft im Brutgebiet. Während die Vögel auf dem Herbstzug und bei der Ankunft im Winterquartier offenbar flexibel sind, scheint der Zeitpunkt der Ankunft im Brutgebiet eine entscheidende Rolle zu spielen. Die Details zu den schnellen Non-Stop-Flügen müssen weiter erforscht werden, doch ist vor allem die Identifizierung wichtiger Rast- und Überwinterungsgebiete zum Schutz der Doppelschnepfe von großer Bedeutung.
Weitere Informationen
- Lindström, Å., Alerstam, T., Bahlenberg, P., Ekblom, R., Fox, J. W., Råghall, J. and Klaassen, R. H. G. 2015: The migration of the great snipe Gallinago media: intriguing variations on a grand theme. Journal of Avian Biology. doi: 10.1111/jav.00829
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21.11.2015
Neues Infosystem „Brutvögel Baden-Württembergs“
© OGBW
In einem neuen online-Angebot stellt die Ornithologische Gesellschaft Baden-Württemberg (OGBW) nun erstmalig Kenndaten über alle rezenten Brutvögel Baden-Württembergs bereit.
Brutverbreitungskarten zeigen die 2005 bis 2009 für den
Atlas Deutscher Brutvogelarten (ADEBAR) ermittelten Bestandsgrößenklassen in Baden-Württemberg. Weiterhin dargestellt werden die ADEBAR-Bestandsschätzungen für das gesamte Bundesland sowie die Einstufungen gemäß den aktuellen bundes- und landesweiten Roten Listen.
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Letztere zeigen zudem — gewissermaßen als "preview" — die revidierten Gefährdungseinstufungen für Baden-Württemberg gemäß der in Vorbereitung befindlichen neuen Roten Liste. Weitere Kategorien — etwa Angaben zum kurz- und langfristigen Bestandstrend sowie aktualisierte Bestandsschätzungen — werden nach der Publikation dieser neuen Roten Liste ebenfalls online gestellt.
Das unter Federführung von Stefan Hecht umgesetzte, Datenbank-basierte Informationssystem ist als Prototyp für weitere Online-Angebote rund um die Vögel Baden-Württembergs gedacht — entsprechende Erweiterungen sollen sukzessive implementiert werden. Das Infosystem ist auf der Internetseite der OGBW erreichbar.
Weitere Informationen
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21.11.2015
Bericht zu Bestandstrends wandernder Vogelarten der Arktis
© CAFF
Großräumige und mehrere Arten berücksichtigende Trends arktischer Zugvögel liegen bislang kaum vor, obwohl diese für den Schutz der Arten von großer Bedeutung wären. Die Arbeitsgruppe zur Erhaltung der arktischen Flora und Fauna (CAFF) im Arktischen Rat, einem zwischenstaatlichen Forum zur Koordinierung von Forschungsprojekten und Entwicklungsvorhaben, hat nun einen Bericht zu Trends wandernder Vogelarten der Arktis veröffentlicht.
Für insgesamt 129 arktische Brutvogelarten wurden Arealveränderungen von 1970-2011 ausgewertet, die sowohl Gebiete innerhalb als auch außerhalb der Arktis umfassten, um Einflüsse und Gefährdungen an allen im Jahresverlauf aufgesuchten Orten berücksichtigen zu können. Die Betrachtung der Einflüsse während des gesamten Jahres ist von großer Bedeutung, da auch Schutzmaßnahmen nur großräumig und mithilfe internationaler Kooperationen Erfolg versprechen.
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Insgesamt zeigten wandernde arktische Vogelarten seit dem Startjahr 1970 demnach einen stark positiven Bestandstrend. Nach anfänglich kontinuierlichen Zuwächsen kam es ab 1994 zwar zu einem leichten aber stetigen Rückgang, doch zeigt sich für 2011 dennoch ein Anstieg der Häufigkeit um 40% gegenüber dem Startjahr 1970. Dieser positive Trend darf jedoch nicht über große Unterschiede zwischen einzelnen Arten und biogeographischen Populationen hinwegtäuschen. Insbesondere in Ost- und Zentralasien zeigen sich gravierende Bestandseinbrüche (-40% bzw. -70%) und starke Zunahmen einzelner Arten können Negativtrends zahlreicher anderer Vogelarten überdecken.
Negative Entwicklungen in Amerika und Ostasien führten trotz Bestandsanstiegen in Afrika und Eurasien unter den Watvögeln insgesamt zu einem Rückgang um 10%. Bei den Wasservögeln wurde insgesamt ein Anstieg festgestellt. Hier gibt es jedoch deutliche Unterschiede zwischen den verschiedenen Arten. Gänse und Schwäne haben ihre Bestände seit 1970 vervierfacht — auch wenn der Trend bei den Schwänen seit 1994 negativ verläuft. Die Entenbestände sind hingegen leicht rückläufig (-10%). Auch hier sind aber große regionale Unterschiede mit einer Halbierung der amerikanischen Bestände, bei einem Anstieg um 70% in Afrika und Eurasien zu beachten.
Die Vogelbestände arktischer Arten im Wattenmeer haben bis 2010 gegenüber 1980 um 75% zugenommen, doch sind die Zahlen seit 2002 rückläufig. Bei einigen Arten wie Knutt oder Blässgans zeigen nur bestimmte biogeographische Populationen starke Veränderungen.
Der neue Trendbericht soll einen ersten Schritt hin zu einem besseren Verständnis der Entwicklungen arktischer Vogelarten darstellen. Einige der Bestandsveränderungen könnten auf saisonale Arealveränderungen anstatt auf tatsächliche Rückgänge zurückzuführen sein, einige Trends von bisherigen Experteneinschätzungen abweichen. Nur durch eine bessere Datengrundlage lassen sich derartige Diskrepanzen aufklären. Der frei auf der Internetseite der CAFF verfügbare Bericht soll daher vor allem auch auf die Initiative der Arbeitsgruppe aufmerksam machen und dazu führen, dass künftig noch mehr Länder und Organisationen ihre Daten für die Berechnungen zur Verfügung stellen und so das Wissen über die Vogelwelt der Arktis gemeinsam verbessern. Daten aus Deutschland sind u.a. aus dem Monitoring rastender Wasservögel über internationale Auswertungen von Wetlands International in die Trends eingeflossen.
Weitere Informationen
- Deinet, S., Zöckler, C., Jacoby, D., Tresize, E., Marconi, V., McRae, L., Svobods, M., & Barry, T. 2015: The Arctic Species Trend Index: Migratory Birds Index. Conservation of Arctic Flora and Fauna, Akureyri, Iceland. ISBN: 978-9935-431-44-8
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19.11.2015
Nicht vergessen: ADEBAR zum Mitarbeiterpreis! 60% Rabatt nur noch bis Ende des Jahres!
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© SVD / DDA
„
Keiner, der über Vögel in Deutschland reden oder schreiben will, kommt an diesem gewichtigen Brutvogelatlas vorbei“ schreibt Einhard Bezzel, ehemaliger Leiter der Staatlichen Vogelschutzwarte in Bayern und Mitbegründer des Dachverbands Deutscher Avifaunisten, in seiner Buchrezension.
Heute möchten wir Sie nochmals auf ein besonderes Angebot hinweisen: ADEBAR-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter haben noch bis Ende dieses Jahres Gelegenheit, ihren Atlas zum vergünstigten Preis von € 39,90 zzgl. Versandkosten zu bestellen und sparen damit 60 % verglichen mit dem normalen Buchhandelspreis! Verpassen Sie nicht, sich das eindrucksvolle Gemeinschaftswerk zu sichern!
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Bestellen Sie ganz einfach online, telefonisch in der DDA-Geschäftsstelle unter 0251-210 140 10 oder per Post beim DDA-Schriftenversand. Die Adresse lautet:
Thomas Thissen
Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA) e.V.
An den Speichern 6, 48157 Münster
Eine Leseprobe erhalten Sie unter www.dda-web.de/downloads/adebar.
Eine Liste aller MitarbeiterInnen finden Sie unter www.dda-web.de/downloads/adebarmitarbeiter
Ihr ADEBAR-Team
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18.11.2015
Starke Beeinträchtigungen des Bruterfolgs von Eiderenten durch menschliche Störungen
Ein Verlassen der Nester durch menschliche Störungen wirkt sich negativer auf den Bruterfolg aus als ein natürlich hervorgerufenes
© Rosl Rößner
Menschliche Störungen während der Brutzeit können den Bruterfolg von Vögeln negativ beeinflussen. Wie stark sich anthropogene Störungen wirklich auswirken, wurde von 2006-2011 im Rahmen einer Studie von Wissenschaftlern des Instituts für Arktis- und Meeresbiologie der Universität Tromsø an zwei Eiderentenkolonien auf den benachbarten Inseln Grindøya und Håkøya im Norden Norwegens untersucht. Die Ergebnisse dieser Studie wurden im Fachmagazin Ibis veröffentlicht.
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Über den gesamten Untersuchungszeitraum lag der Bruterfolg in der Kolonie auf Håkøya mit 69—82% deutlich über dem auf der Insel Grindøya (35—60%). Um Daten zu Jungvogelmortalität und Prädation zu ermitteln, wurden von 2009-2011 Nestkameras eingesetzt. Ein besonderer Fokus lag dabei auf dem durch menschliche Störungen hervorgerufenen Verlassen der Nester. Durch eine auf Grindøya durchgeführte wissenschaftliche Langzeitstudie kam es dort zu häufigeren anthropogenen Störungen.
Insgesamt konnte festgestellt werden, dass das Prädationsrisiko durch ein durch menschliche Störungen bedingtes Verlassen der Nester bei nur einer zusätzlichen Störung pro Tag um den Faktor 6 anstieg. Eine Abwesenheit vom Nest aufgrund natürlicher Faktoren erhöhte das Risiko hingegen nicht. Mit Hilfe der Nestkameras konnten die Brutverluste vorrangig Nebelkrähen zugeordnet werden, doch wurden auch Mantelmöwen als Nesträuber registriert.
Sowohl die reine Anwesenheit der Wissenschaftler als auch das beobachtete Verlassen der Nester dürfte den Prädatoren Hinweise auf eine mögliche Beute gegeben haben. Störungen während der Brutzeit sollten daher bei jeglichen Vogelarten möglichst minimiert werden.
Weitere Informationen
- J. Stien & R.A. Ims 2015: Absence from the nest due to human disturbance induces higher nest predation risk than natural recesses in Common Eiders Somateria mollissima. Ibis. DOI: 10.1111/ibi.12338
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18.11.2015
Internationale Wasservogel-Konferenz 2015: Artenaktionspläne für einige stark bedrohte Vogelarten verabschiedet
Der Große Brachvogel gehört zu den Arten, für die auf der AEWA-Konferenz ein Artenaktionsplan beschlossen wurde.
© Hans Glader
Vom 9.-14. November trafen die Unterzeichner des Afrikanisch-Eurasischen Wasservogel-Abkommens (AEWA) — das 2015 sein 20-jähriges Jubiläum feiert — zu ihrem 6. Internationalen Treffen zusammen. Bei der am UN-Campus in Bonn durchgeführten Konferenz diskutierten mehr als 200 Vertreter von über 70 internationalen, staatlichen und nicht-behördlichen Organisationen die bedeutendsten Gefährdungen und größten Herausforderungen im Schutz wandernder Wasservögel in Afrika und Eurasien. Insgesamt 22 Beschlüsse wurden im Rahmen des Treffens gefasst, darunter Artenaktionspläne für mehrere stark bedrohte Vogelarten.
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Seevögel gehören zu den am stärksten gefährdeten Vogelgruppen weltweit. Durch Beifänge sowie Verarmung der Nahrungsgründe geht für diese Arten von der Fischerei eine große Gefahr aus. Auch invasive Arten, Verschmutzung der Meere durch Öl und Müll, Offshore-Windparks, Störungen der Brutplätze sowie Klimaveränderungen wirken sich negativ auf die Bestände aus. Zum ersten Mal in der Geschichte des AEWA-Abkommens wurden daher Artenaktionspläne für insgesamt neun Seevogelarten beschlossen. Darüber hinaus haben sich die Unterzeichner für die Etablierung eines Netzwerks von Meeresschutzgebieten ausgesprochen.
Auch für sechs weitere Vogelarten, darunter drei auch in Deutschland auftretende Arten, wurden Artenaktionspläne beschlossen. Noch Mitte der 1990er Jahre wurde der Winterbestand der Waldsaatgans auf rund 100.000 Vögel geschätzt. Vor allem aufgrund legaler und illegaler Jagd sind die Bestände bis 2009 auf etwa 63.000 Vögel gesunken. Ein umfassenderes Monitoring sowie eine Kontrolle der Jagd sollen nun dabei helfen, die Bestände zu stabilisieren und die Existenz der Population zu gewährleisten.
Der Bestand der Eisente ist im Zuge von Habitatzerstörung, Ölverschmutzung, Jagd sowie Tod in Fischernetzen innerhalb von nur 10 Jahren um fast 60% zusammengebrochen. Im Rahmen des neuen Artenaktionsplans soll eine nachhaltige Jagd sowie eine Begrenzung der Ölverschmutzung durch veränderte Schifffahrtslinien umgesetzt werden.
Die Zerstörung der Lebensräume durch landwirtschaftliche Nutzung und Aufforstungen sowie ein damit verbundener zu geringer Bruterfolg gehören zu den Hauptursachen der Bestandsrückgänge beim Großen Brachvogel. Man nimmt an, dass der Weltbestand in den vergangenen 15 Jahren um 20-30% zurückgegangen ist. Dieser Negativtrend soll durch einen Artenaktionsplan umgekehrt werden, indem die Mortalitätsrate der Altvögel gesenkt und der Bruterfolg gesteigert werden soll.
Neben Waldsaatgans, Eisente und Großer Brachvogel wurden weitere Artenaktionspläne für drei nur (noch) in Afrika verbreitete Arten beschlossen. Die Bestände des Südafrika-Kronenkranichs sind in den letzten 45 Jahren um 80% zusammengebrochen, vom Schuhschnabel gibt es in freier Wildbahn nur noch 5000-8000 Individuen. Auch für den vom Aussterben bedrohten Waldrapp — der bis ins 16. Jahrhundert auch noch in Deutschland als Brutvogel vorkam — wurde ein Artenaktionsplan erstellt. Anhaltende Rückgänge aufgrund von Vergiftungen, Jagd und Stromtod an Freileitungen haben seit den 1950er Jahren zu starken Rückgängen und einem heutigen weltweiten Wildvogelbestand von gerade einmal rund 500 verbliebenen Vögeln geführt.
Auf der Konferenz in Bonn wurde auch der Einfluss erneuerbarer Energien auf Zugvögel diskutiert. Erneuerbare Energien stellen ein wichtiges Instrument im Klimaschutz dar, doch können sich dadurch insbesondere entlang von Zugrouten stark negative Effekte für Tierarten wie wandernde Wasservögel ergeben. Die dazu verabschiedeten Richtlinien empfehlen bereits in der Planung ein temporäres Abschalten der Anlagen während der Zugzeiten zu berücksichtigen.
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17.11.2015
Klimawandel: Anpassungs- und Ausbreitungsfähigkeit der Seevögel entscheidend
Modellierungen zufolge könnte das Brutareal der Schmarotzerraubmöwe im Zuge des Klimawandels enorm zurückgehen
© Lutz Ritzel
Das Verständnis der Gefährdungen einzelner Vogelarten durch Klimaveränderungen und die Vorhersage künftiger Verbreitungen stellen eine wichtige Grundlage im Natur- und Artenschutz dar. In einer im frei zugänglichen Wissenschaftsmagazin Diversity publizierten Studie britischer Wissenschaftler wurde nun die potentielle europäische Brutverbreitung im Jahr 2100 für 23 in Großbritannien brütende Seevogelarten anhand verschiedener Klimaszenarien modelliert. Dabei wurde auch die Anpassungs- und Ausbreitungsfähigkeit der Seevögel berücksichtigt.
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Selbst unter der Hypothese, dass die Arten ohne weiteres auf potentielle Gebiete ausweichen könnten, würden die Areale von mehr als 65% der untersuchten Arten zurückgehen — bei einigen um bis zu 80%. Diese „Verlierer“ umfassen vor allem Arten mit einer nördlichen Verbreitung, also ohne weiter nördlich liegende potentielle Gebiete für eine Neubesiedlung sowie Nahrungsspezialisten. Geht man von der Hypothese aus, dass die Arten keine Möglichkeit haben neue Brutplätze zu erschließen, so verlieren die Seevogelarten zwischen 25 und 100% ihres Verbreitungsgebiets. Die Ausbreitungsfähigkeit der Seevögel bildet somit einen Schlüsselfaktor hinsichtlich künftiger Verbreitungen.
Die stärksten Arealeinbußen mit europaweit mehr als 25% wurden bei Mantel- und Silbermöwe, Rosen- und Küstenseeschwalbe, Skua, Schmarotzerraubmöwe, Gryllteiste und Papageitaucher errechnet. Besonders besorgniserregend sind die Ergebnisse für die Schmarotzerraubmöwe, deren Areal den Berechnungen zufolge um bis zu 80% zurückgehen könnte. Abgesehen von der Skua sind die Modellierungen für weitere endemische oder nahezu nur in Europa brütende Arten wie Sturmschwalbe oder Krähenscharbe hingegen positiv. Die Mittelmeermöwe könnte bei Annahme einer ausreichenden Ausbreitungsfähigkeit ihr Areal sogar nahezu verdoppeln.
Die zur Modellierung der Verbreitungsänderungen herangezogenen Klimamodelle umfassen keinerlei Extremszenarien. Dass sich bei relativ ähnlichen Voraussagen der Klimaveränderungen bei einigen Arten dennoch stark unterschiedliche Vorhersagen zum Arealtrend ergeben zeigt, dass schon geringe Rückgänge der Emissionen zu deutlichen Verbesserungen führen können.
Weitere Informationen
- Russell, D.J.F., S. Wanless, Y.C. Collingham, B. Huntley & K.C. Hamer 2015: Predicting Future European Breeding Distributions of British Seabird Species under Climate Change and Unlimited/No Dispersal Scenarios. Diversity 7(4): 342-359. doi:10.3390/d7040342
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17.11.2015
RSPB veröffentlicht neuen Bericht zu Auswirkungen des Klimawandels
© RSPB
Der neue Bericht „
The Nature of Climate Change“ der
Royal Society for the Protection of Birds (RSPB) zeigt, dass die Tierwelt Europas bereits heute von Klimaveränderungen betroffen ist und sich die Auswirkungen im Laufe dieses Jahrhunderts voraussichtlich noch verstärken werden. Eine Umfrage zeigt, dass sich die Briten mehr Sorgen über negative Auswirkungen der Klimaerwärmung auf die Tierwelt machen, als über alle übrigen Aspekte des Klimawandels.
In dem Bericht werden anschauliche Beispiele genannt, in denen Effekte von Klimaveränderungen schon heute deutlich spürbar sind. So haben Extremwetterlagen in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Nasse und stürmische Bedingungen können zu starken Brutverlusten u.a. bei der Krähenscharbe führen, von der rund 45% der Weltpopulation in Großbritannien brüten. Nahrungsquellen verändern sich ebenfalls im Zuge klimatischer Veränderungen. Durch zeitliche Verschiebungen der Planktonblüte hat sich die Nahrungsverfügbarkeit für viele Meeresbewohner deutlich verändert. Unter anderem wird der massive Rückgang der britischen Dreizehenmöwenbestände in den letzten Jahrzehnten damit in Zusammenhang gebracht.
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Doch längst nicht nur Vogelarten sind vom Klimawandel betroffen. Ein Drittel aller Hummelarten Europas könnte bis zum Jahr 2100 bis zu 80% ihrer aktuellen Verbreitung einbüßen. Vor allem ein Mangel geeigneter Habitate lässt den Arten keine Chance ihre Areale zu verlagern. Viele neue Arten breiten sich nordwärts aus und können zum Verdrängen einheimischer Arten führen. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts wurden mindestens 120 neue Tierarten in Großbritannien nachgewiesen.
79% aller Briten sorgen sich um die Auswirkungen von Klimaveränderungen auf die Tierwelt Großbritanniens. Diesem Aspekt kommt damit eine größere Bedeutung zu als Überflutungen (72%), Hitzeperioden (50%) oder einem Anstieg der Nahrungsmittelpreise (60%).
Der neue Report vermittelt die eindeutige Botschaft, dass es höchste Zeit ist, die Klimaerwärmung zu minimieren. Darüber hinaus muss ein Netz von Schutzgebieten Möglichkeiten für die Tierwelt gewährleisten, auf den Klimawandel durch Arealveränderungen reagieren zu können. Der Bericht „The Nature of Climate Change“ kann auf der Internetseite der RSPB kostenlos heruntergeladen werden. In Kürze will auch BirdLife International einen neuen Bericht über die Einflüsse des Klimawandels auf die Vogelwelt veröffentlichen.
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17.11.2015
Der Basstölpel — Seevogel des Jahres 2016
Erst 1991 haben sich Basstölpel auf Helgoland angesiedelt.
© Christine Jensen
Der Basstölpel ist der Seevogel des Jahres 2016. Das teilte am Freitag der Verein Jordsand zum Schutz der Seevögel und der Natur in Ahrensburg bei Hamburg mit. Der größte Seevogel an der deutschen Küste brütet mit 684 Paaren nur auf Helgoland. Der etwa ein Meter große Fischjäger leidet besonders unter der Vermüllung der Nordsee mit Plastik. Vor allem Reste von Fischernetzen sind eine Gefahr. Außerdem können die Vögel in den Meeres-Windparks in die Rotoren fliegen und bisherige Nahrungsgründe verlieren.
Da die Meeresvögel ihre Beute mit rasanten Sturzflügen in die See fangen, geraten viele in Fischernetze und ertrinken. Oder Leinen verschließen den Schnabel, so dass sie nicht mehr fressen können. Außerdem schleppen sie Reste von Nylonnetzen als Nistmaterial in die Nester. Darin verfangene Vögel werden stranguliert. Das Forschungs- und Technologiezentrum Küste der Universität Kiel in Büsum ermittelte 2014: In über 90 Prozent von 265 untersuchten Basstölpelnestern auf Helgoland steckte Plastikmüll, vor allem Netzreste. 7 junge und 5 alte Tölpel starben darin. Aber auch 25 der nahebei in den Felsen brütenden Trottellummen fielen dieser Vermüllung zum Opfer.
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Eine weitere Gefahr bilden Offshore-Windparks in der Nordsee. Drei davon sind nur rund 25 Kilometer vor Helgoland in Betrieb oder im Bau. Untersuchungen in Nordsee-Ländern zeigen, dass die meisten Basstölpel diese Industrieanlagen meiden, andere fliegen aber hinein. Dort besteht Kollisionsgefahr mit den 60 Meter langen Rotoren. Die Scheuchwirkung der Großanlagen kann zudem traditionelle Nahrungsgebiete abschotten.
Quelle: jordsand.de, 30.10.2015
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16.11.2015
Starke Zunahme des Seidensängers in den Niederlanden
Im Nationalpark De Biesbosch stiegen die Bestände innerhalb von zehn Jahren von einem auf über 700 Reviere.
© Thomas Krumenacker
Der Nationalpark De Biesbosch im Süden der Niederlande hält rund drei Viertel der gesamten niederländischen Brutpopulation des Seidensängers. Im Frühjahr 2015 kartierten die Ornithologische Arbeitsgruppe Biesbosch und die niederländische Forstbehörde gemeinsam die Brutbestände innerhalb des Nationalparks. Dabei stellte sich heraus, dass die Art weiterhin stark zugenommen hat.
Bereits in den 1970er Jahren siedelte sich der Seidensänger im Gebiet De Biesbosch an, doch verschwand die Art später nach einigen kalten Wintern komplett und siedelte sich erst 2006 wieder neu an. Seitdem wird eine extreme Bestandszunahme registriert. So stieg die Zahl der singenden Männchen bis 2010 bereits auf 314 an. Die Ergebnisse der aktuellen Erfassung bestätigen diesen Trend weiter: Insgesamt 745 Reviere konnten die Wissenschaftler in diesem Frühjahr ermitteln. Eine so starke Zunahme — von einem Sänger auf 745 Reviere innerhalb von zehn Jahren — konnte bislang noch bei keiner anderen Singvogelart in den Niederlanden festgestellt werden.
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Offenbar bietet der Nationalpark De Biesbosch mit seinen Gewässer begleitenden Weidendickichten ideale Bedingungen vor. Außerdem scheinen selbst kältere Winter kaum negative Einflüsse zu zeigen. Vermutlich bieten die selbst bei stärkeren Frösten eisfreien tideabhängigen Bereiche sowie die dichte Vegetation auch im Winter ausreichende Bedingungen. Die Entwicklung des Seidensängers in den Niederlanden wird mit Einblicken in die besiedelten Habitate in diesem Film vorgestellt.
Zum ersten Mal seit Jahren konnten 2015 auch in Deutschland wieder Seidensänger beobachtet werden. Eine in Hessen festgestellte Brut stellt nach 1975 den erst zweiten Brutnachweis dar. Im Juli 2015 sang zudem ein weiterer Seidensänger am Main in Unterfranken. Beide Beobachtungen werden vorbehaltlich einer Anerkennung durch die Deutsche Avifaunistische Kommission genannt.
Quelle: Sovon.nl, 30.10.2015
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16.11.2015
50 Jahre Schutz von Fels und Falken
© AGW / OGBW
Die Arbeitsgemeinschaft Wanderfalkenschutz (AGW) im NABU Baden-Württemberg wurde 1965 mit dem Ziel gegründet, die einheimischen Wanderfalken vor dem Aussterben zu bewahren. Gleichzeitig sollten auch die Grundlagen für den Wiederaufbau einer stabilen Population erarbeitet werden. 50 Jahre nach Beginn intensiver Schutzbemühungen gibt es in Baden-Württemberg wieder eine stabile Wanderfalkenpopulation in den Felslebensräumen, aber zunehmend auch an sekundären Standorten wie Gebäuden oder Strommasten. Mit einem Festakt im Naturkundemuseum feierte am vergangenen Wochenende die Arbeitsgemeinschaft Wanderfalkenschutz (AGW) im NABU Baden-Württemberg den 50. Jahrestag ihrer Gründung.
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Der unermüdliche und jahrzehntelange Einsatz hunderter ehrenamtlicher Helfer könnte kaum besser gewürdigt werden als in einem 260-seitigen, reich bebilderten Jubiläumsband, den die AGW erarbeitet und gemeinsam mit der Ornithologischen Gesellschaft Baden-Württemberg (OGBW) verlegt hat. Er ist als Sonderband der Ornithologischen Jahreshefte für Baden-Württemberg erschienen.
Neben diversen persönlichen Einblicken in die Arbeit der AGW enthält der Band zahlreiche wissenschaftliche Beiträge mit den Schwerpunkten Biologie, Bestands- und Arealentwicklung, Beringung und Schutz des Wanderfalken. Weitere Beiträge beschäftigen sich mit der Vegetation der Felslandschaften sowie dem Schutz von Uhu und Felsenschwalbe als zwei weiteren Repräsentanten der Fels-Avifauna.
Einzelbände können gegen eine Schutzgebühr von € 30,- bestellt werden über die AGW bzw. OGBW. Die Inhaltsübersicht sowie die Zusammenfassungen der wissenschaftlichen Beiträge können Sie bereits jetzt einsehen.
Der DDA gratuliert der Arbeitsgemeinschaft Wanderfalkenschutz Baden-Württemberg aufs Herzlichste zum 50-jährigen Jubiläum und wünscht allen Aktiven viel Erfolg bei der Bewältigung der vor ihnen stehenden Aufgaben!
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16.11.2015
Felsenschwalbe in Baden-Württemberg auf dem Vormarsch
Die Bestände der Felsenschwalbe nehmen in Deutschland sowohl langfristig als auch kurzfristig zu.
© Martin Grimm
Die Felsenschwalbe wurde im Jahr 2007 erstmals als Brutvogel in Baden-Württemberg festgestellt. Davor trat sie in diesem Bundesland nur selten auf, wobei die meisten Beobachtungen auf den Heimzug entfielen. Seit der Entdeckung einer ersten Brut 2007 breitete sich die Felsenschwalbe stetig im südlichen Schwarzwald aus.
Maximal wurden jeweils 13 Brutpaare in den Jahren 2014 und 2015 an acht Standorten festgestellt. Die aktuelle Ausbreitungstendenz nach Nord und Nordosten lässt kurz- und langfristig auf weitere Brutpaare im Nordschwarzwald oder sogar der bislang unbesiedelten Schwäbischen Alb hoffen. Die seit vielen Jahren anhaltende Ausbreitungstendenz in der Schweiz und die damit verbundene Brutansiedlung im nahegelegenen Schwarzwald dürfte auf eine Klimaverschiebung und die günstigen Witterungsverhältnisse im Überwinterungsgebiet zurückzuführen sein.
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Die Felsenschwalben besiedeln im Schwarzwald neben Steinbrüchen, Viadukten und Naturfelsen mittlerweile sogar Gebäude. Dabei halten sie sich für gewöhnlich von März bis September an den Brutplätzen auf, wobei Zweitbruten regelmäßig durchgeführt werden. Mit dem Ausfliegen der Jungen kann es gelegentlich zu größeren Ansammlungen mit bis zu 25 Individuen kommen.
Die Ausbreitung beschränkt sich bislang auf die montanen Bereiche des Hochschwarzwalds, der Schwarzwaldostabdachung und des mittleren Schwarzwalds. Die Ausbreitung nach Norden und Nordosten lässt zumindest im Nordschwarzwald auf weitere Brutansiedlungen in geeigneten Steinbrüchen oder Felsen hoffen. Mittel- bis langfristig wäre sogar eine Besiedlung der bislang unbesiedelten Schwäbischen Alb denkbar, wo zahlreiche geeignete Habitate vorhanden sind. Um diese Entwicklungen bestmöglich zu dokumentieren, melden Sie bitte alle Beobachtungen bei ornitho.de.
Ein umfassender Beitrag zur Bestandsentwicklung der Felsenschwalbe in Baden-Württemberg von 2007 bis 2015 ist nun in einem Sonderband der Ornithologischen Jahreshefte für Baden-Württemberg zum 50-jährigen Jubiläum der Arbeitsgemeinschaft Wanderfalkenschutz (AGW) im NABU Baden-Württemberg erschienen (Bestellungen).
Weitere Informationen
- Kratzer, D. (2015): Bestandsentwicklung der Felsenschwalbe Ptyonoprogne rupestris in Baden-Württemberg von 2007 bis 2015. In: Rau, F., R. Lühl & J. Becht (Hrsg.): 50 Jahre Schutz von Fels und Falken. Ornithol. Jh. Bad.-Württ. 31 (Sonderband): 239—247.
- Ornithologische Gesellschaft Baden-Württemberg
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16.11.2015
Bruterfolg der Uferschnepfe in den Niederlanden 2015 mit historischem Tiefpunkt
Alarmierend: Bruterfolg der Uferschnepfe in den Niederlanden zum Erhalt der Population deutlich zu niedrig
© Eckhard Lietzow
In den 1960er Jahren war die Uferschnepfe in den Niederlanden mit etwa 120.000 Brutpaaren eine häufige Vogelart. Seitdem sind die Bestände stark zusammengebrochen und 2015 konnten nach Angaben der Naturschutzorganisation
Vogelbescherming Nederland nur noch weniger als 30.000 Paare ermittelt werden. 2014 war mit etwa 4600 flüggen Uferschnepfen bereits ein sehr schlechtes Brutjahr, doch die Saison 2015 verlief noch dramatischer. Mit gerade einmal 4000 Jungvögeln wurde ein historischer Tiefpunkt erreicht. Für den Erhalt der Population wären Berechnungen zufolge jedoch mehr als 10.000 Jungvögel nötig. Rund 85% aller westeuropäischen Uferschnepfen brüten in den Niederlanden. Die Bestände dieses Charaktervogels sinken jedoch besorgniserregend.
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Doch erfolgreiche Schutzmaßnahmen zeigen, dass es noch Hoffnung für die Uferschnepfe gibt. Unter der Koordination von BirdLife International hat sich ein Netzwerk von Landwirten gebildet, das einen ausreichenden Ertrag mit dem Schutz der Wiesenvögel kombiniert. Das Konzept zeigt, dass Schutzmaßnahmen für die Vögel, wie z.B. eine späte Mahd nach dem Flüggewerden der Jungvögel, nicht zwangsläufig zu Ertragseinbußen führen müssen, sondern eine erfolgreiche Koexistenz möglich ist.
Auch in Deutschland weisen die Bestände der Uferschnepfe sowohl langfristig als auch kurzfristig einen negativen Trend auf, verbunden mit einem großflächigen Arealverlust im Binnenland.
Lediglich in einigen geschützten Gebieten an den Küsten kam es durch die Umsetzung zielgerichteter Managementmaßnahmen in den letzten Jahren zu einer positiven Entwicklung. Nach dem Atlas Deutscher Brutvogelarten umfasst der Bestand der Uferschnepfe aktuell 3.900-4.400 Paare und damit etwa 3 % des europäischen Bestandes.
Quelle: vogelbescherming.nl, 10.11.2015
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13.11.2015
Legale Taubenabwehr stellt offenbar tödliche Falle für Singvögel dar
Dieses Foto einer in die Paste geratenen Kohlmeise brachte den Stein ins Rollen...
© Wildvogelhilfe Leipzig
In Deutschland wird zur Abwehr von Tauben an Gebäuden in letzter Zeit vermehrt sogenannte „Taubenabwehrpaste“ eingesetzt. Dabei handelt es sich um eine silikonartige Substanz, die auf Fensterbretter, Giebel und Gebäudesimse geschmiert wird. Aufgrund der klebrigen Eigenschaften der Paste besteht jedoch der Verdacht, dass unter Umständen kleinere Vögel, die auf entsprechend behandelten Gebäudeteilen landen, kleben bleiben oder schwere Gefiederschäden davontragen — ähnlich wie bei den zum Singvogelfang im Mittelmeerraum verwendeten Leimruten. Aufmerksam wurde das Komitee gegen den Vogelmord durch das Foto einer mit dem linken Flügel in die Paste geratenen Kohlmeise, das die Wildvogelhilfe Leipzig aufgenommen hatte. Auf Rückfrage der Organisation beim Hersteller wurde bestätigt, dass die Wirkung der Paste auf Wildvögel und insbesondere kleinere Singvögel vor Einführung des Produktes nicht geprüft wurde!
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Um die Dimension dieses Problems besser abschätzen zu können, ruft das Komitee gegen den Vogelmord alle Vogelfreunde dazu auf, ähnliche Fälle zu melden! Funde sollten per E-Mail (am besten mit Foto) an info@komitee.de gesendet werden.
Quelle: Facebook-Seite des Komitee gegen den Vogelmord e.V., 4.11.15
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13.11.2015
Ausbau der Windenergie gefährdet Schreiadler
Die Karte zeigt, wie viele bestehende Windkraftanlagen und zusätzlich geplante Gebiete den Schreiadler gefährden.
© DeWiSt
Von dem geplanten Ausbau der Windenergie sind zahlreiche Brutgebiete des vom Aussterben bedrohten Schreiadlers betroffen. Das ergab eine Analyse der
Deutschen Wildtier Stiftung. Im östlichen Teil Mecklenburg-Vorpommerns und in Nordbrandenburg, wo noch Schreiadler brüten, sind derzeit 140 Eignungsgebiete für Windenergieanlagen (WEA) geplant. Davon liegen 63 Gebiete weniger als sechs Kilometer von Schreiadler-Brutplätzen entfernt und 13 sogar weniger als drei Kilometer. Mehrere dieser Eignungsgebiete gefährden mehr als ein Schreiadlerpaar. Nach den Recherchen der Stiftung stehen bereits heute 691 Windkraftanlagen weniger als sechs Kilometer von Schreiadler-Brutplätzen entfernt, 168 von ihnen sogar weniger als drei Kilometer. In vielen Fällen handelt es sich dabei um Altanlagen, die nach Ablauf der Genehmigung zurückgebaut werden müssten.
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Schreiadler sind nicht nur durch Kollision mit den Rotorblättern vom Ausbau der Windenergie betroffen, sie meiden die Nähe von WEA vor allem aufgrund der vielen Störungen, die durch den Betrieb der Anlagen entstehen. Mehr noch: WEA können das Habitat der seltenen Greifvögel großräumig verfremden und dadurch indirekt einen beträchtlichen Verlust von Nahrungsflächen des Schreiadlers bewirken. Bei der Genehmigung von Windenergieanlagen gilt in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg daher bereits seit Jahren eine Tabuzone von drei Kilometern um den Brutplatz. Fachleute der Länderarbeitsgemeinschaft der Vogelschutzwarten halten in ihrem „Helgoländer Papier“ jedoch eine Tabuzone von mindestens sechs Kilometern für erforderlich.
Die Deutsche Wildtier Stiftung fordert zum Schutz des Schreiadlers beim Ausbau der Windenergie einen Mindestabstand von sechs Kilometern zu Schreiadler-Brutvorkommen. Um Schreiadler langfristig vor dem Aussterben zu bewahren, sind ausreichende Flächen von Windenergieanlagen freizuhalten, auch wenn dort aktuell keine Schreiadler siedeln. Solche Vorranggebiete für den Schutz des Schreiadlers müssen möglichst bald in beiden Bundesländern ausgewiesen werden.
Quelle: www.schreiadler.org, 10.11.15
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13.11.2015
Vergiftete Wildgänse jetzt auch an der Nordseeküste?
Auch an der Nordseeküste wurden in den vergangenen Tagen tote Wildgänse gefunden. Ein Zusammenhang mit den mutmaßlichen Vergiftungen in Mecklenburg-Vorpommern liegt nahe.
© Neele Carina Peters / beachexplorer.org
An den Stränden Nordfrieslands werden seit einigen Tagen Dutzende von toten Blässgänsen angespült. Allein auf Sylt wurden 30 — 40 Exemplare gemeldet. Die Tiere sind möglicherweise Ende Oktober bei einer Zwischenlandung in Mecklenburg vergiftet worden (vgl. Newsmeldung vom 10.11.15) und auf dem Weiterflug über der Nordsee verendet.
Der Sylter Meeresbiologe Lothar Koch meldete die ersten Beobachtungen von toten Blässgänsen am 8. und 9. November bei Rantum. Zeitgleich wurde ein Fund aus Westerhever im Strandfund-Portal
BeachExplorer.org eingetragen. Die Schutzstation Wattenmeer kontrollierte daraufhin verschiedene Sylter Strandabschnitte und barg eine der toten Gänse zur Untersuchung. „
Der sezierte Vogel war etwa zehn Tage tot, stark abgemagert und hatte keine Flugmuskeln mehr. So etwas gibt es hier um diese Jahreszeit normalerweise nicht“, erläutert der Biologe Rainer Borcherding von der Schutzstation Wattenmeer. Bei dem überaus milden Herbstwetter queren die Wildgänse die Deutsche Bucht eigentlich problemlos und landen im südlichen Wattenmeer, am Niederrhein oder weiter westlich in den Niederlanden.
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Am Salzhaff in der Wismarer Bucht (Mecklenburg-Vorpommern) hat es Ende Oktober ein Massensterben von Wildgänsen gegeben, die mutmaßlich an unsachgemäß ausgebrachten Wühlmaus-Bekämpfungsmitteln gestorben sind. Da dieses mit dem mutmaßlichen Todeszeitpunkt der nun an der Nordsee angespülten Gänse übereinstimmt, vermutet die Schutzstation Wattenmeer einen Zusammenhang.
Hierzu Rainer Borcherding: „Blässgänse ziehen von Sibirien westwärts bis nach Norddeutschland, Holland und Belgien. Dieser Herbst war so mild, dass kein natürlicher Grund erkennbar ist, warum hier Hunderte von Gänsen vom Himmel fallen sollten. Wenn wir 50 am Strand haben, ist sicher die zehnfache Zahl auf See gestorben.“
Funde von tot angespülten Gänsen oder andere besondere Beobachtungen können jederzeit über die kostenlose App „BeachExplorer.org“ der Schutzstation Wattenmeer gemeldet werden:
www.beachexplorer.org
Quelle: schutzstation-wattenmeer.de, 10.11.2015
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11.11.2015
Veranstaltungshinweis: NWO-Adventskolloquium 2015
In einem der Vorträge wird die Biogeographie der sibirischen Jenisseiregion vorgestellt.
© Hermann Mattes
Die
Nordrhein-Westfälische Ornithologengesellschaft (NWO) lädt am 29.11.2015 (Sonntag, 1. Advent) alle Mitglieder und interessierte Gäste zum diesjährigen NWO-Adventskolloquium ein. Auf freundliche Einladung von Prof. Hermann Mattes vom Institut für Landschaftsökologie der Universität Münster und mit dankenswerter Unterstützung von Jan Ole Kriegs findet das Treffen in diesem Jahr im LWL-Naturkundemuseum in Münster statt. Das abwechslungsreiche Programm hat diesmal den Themenschwerpunkt Biogeographie, also die räumliche Verbreitung von Vögeln. In drei spannenden Vorträgen werden die Biogeographie der sibirischen Jenisseiregion, Vogelschutz in Kasachstan und Feldornithologie und globaler Wandel beleuchtet. Mittags findet eine Führung durch das LWL-Museum für Naturkunde statt. Auch Zeit zum geselligen Beisammensein ist eingeplant.
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Weitere Informationen und Details zum Programm finden Sie in der
Einladung. Die NWO bittet um vorzeitige Anmeldung.
Weitere Informationen
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11.11.2015
NABU und OAG Schleswig-Holstein kritisieren Freiwillige Vereinbarung zum Schutz von Schweinswalen und Tauchenten auch nach Unterzeichnung der Fortschreibung
NABU und OAG Schleswig-Holstein kritisieren Freiwillige Vereinbarung zum Schutz von Schweinswalen und Tauchenten auch nach Unterzeichnung der Fortschreibung
© Johan Stenlund
Die Freiwilligen Vereinbarung trat vor zwei Jahren in Kraft, nachdem das Ministeriums überraschend die Landesküstenfischereiverordnung nicht wie zuvor im Koalitionsvertrag festgeschrieben reformierte. „
Fachlich entspricht diese Freiwillige Vereinbarung nicht den Erfordernissen für einen wirksamen Schutz der Meeresvögel und Schweinswale an unserer Ostseeküste. Fraglich ist, ob die EU-Kommission diesen faulen Kompromiss auf Dauer mittragen wird. Viele der vom Beifang betroffenen Arten sind nicht nur national, sondern auch europarechtlich geschützt“, so Hermann Schultz, Vorsitzender des NABU-Schleswig-Holstein.
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Nach Ansicht der Experten von NABU und Ornithologischer Arbeitsgemeinschaft Schleswig-Holstein ist die gewählte Flächenkulisse für temporäre Fischereiverbote auch nach der jetzigen Fortschreibung bis Ende 2019, einer Erweiterung des Gültigkeitsbereichs sowie der Ausweisung zwei weiterer Schutzgebiete deutlich zu klein. „Es gibt großflächige Wasservogelrastgebiete, die von dieser Vereinbarung nicht berührt werden, z.B. der Flüggesand vor der Westküste Fehmarns in vollständiger Ausdehnung. „Die diesjährigen Wasservogelzählungen haben zudem gezeigt, dass sich bereits Mitte Oktober Tausende von Rastvögeln, u.a. 32.000 Eiderenten, auf dem Flüggesand aufgehalten haben. Die zeitliche Befristung der Vereinbarung gilt aber erst ab Mitte November“, kritisiert, Bernd Koop, Avifaunistischer Leiter der OAG. Im vergangenen Frühjahr zeigte sich, dass auch das Ende des freiwilligen Stellnetzverzichtes viel zu früh gesetzt ist. Auch seien die personellen Kapazitäten zur Überwachung der freiwilligen Maßnahmen nach Auffassung der Umweltverbände zu gering. Verstöße würden weder vollständig erfasst und dokumentiert noch sanktioniert. Das zeigten Beobachtungen immer wieder.
Neben den Verlusten in Stellnetzen belasten in den Winter- und Frühjahrsmonaten auch andere massive Störungen die für den gesamten Ostseeraum bedeutenden Wasservogelansammlungen vor Schleswig-Holsteins Ostseeküste. Dazu gehören etwa schnelle Angelboote und Kite-Surfer. Viele der nach FFH- und Vogelschutzrichtlinie geschützten Gebiete sind für überwinternde Wasservögel nicht vollständig nutzbar. Sie bestehen weitgehend nur auf dem Papier, ein regulierendes Management menschlicher Aktivitäten findet kaum statt. Das gelte für alle deutschen Meeresschutzgebiete.
Der fehlende Schutz macht auch Deutschlands einzigem heimischen Wal, dem Schweinswal, schwer zu schaffen. Hier sieht die Freiwillige Vereinbarung Ausschlussgebiete in den Sommermonaten vor, wenn die Wale ihre Kälber aufziehen. „Das reicht nicht aus. Schweinswale sind ganzjährig an unseren Küsten anzutreffen — auch außerhalb der viel zu kleinen, geschlossenen Gebiete“, so Schultz.
Für den NABU und die OAG kann die Freiwillige Vereinbarung mangels Effektivität keine ordnungsrechtlichen Fischereimaßnahmen in Meeresschutzgebieten ersetzen, sondern diese höchstens unterstützen. Die Verbände fordern seit langem zeitliche und räumliche Fischereiverbotszonen und eine Neuausrichtung der Küstenfischerei in der Ostsee. Um Fischern und geschützten Meerestieren eine Zukunft zu geben, müssen alternative, umweltschonende Fanggeräte weiter entwickelt und zum Einsatz gebracht werden. Der NABU arbeitet dabei seit mehreren Jahren im Rahmen eines Forschungsprojektes des Bundesamtes für Naturschutz sehr konstruktiv mit schleswig-holsteinischen Fischern zusammen.
„Darüber hinaus brauchen wir eine bessere Datenbasis zum Fischereiaufwand und zu den beigefangenen Walen und Vögeln. Das erreichen wir aber nur durch verbesserte Logbuchpflichten“, so Schultz. Die meisten aktiven Fischer sind dem Nebenerwerb zuzuordnen. Anders als ihre hauptberuflichen Kollegen unterliegen sie nicht den Protokollpflichten der europäischen Fischereipolitik. Nebenerwerbsfischer müssen lediglich als Monatsmeldung die maximale Fangmenge nachweisen. „Damit lassen sich weder die ausgebrachte Stellnetzlänge, noch Beifänge nachvollziehen. Wenn die Fischer es ernst meinen mit dem Miteinander von Naturschutz und Fischerei, dann wäre ein elektronisches Logbuch der Haupt- und Nebenerwerbsfischer ein erster wichtiger Schritt. In Zeiten des flächendeckenden Einsatzes von Smartphones wäre dies problemlos möglich“, so der NABU. Denn immer wieder scheiterten in der Vergangenheit echte Maßnahmen an der unzureichenden Datenbasis, würden sich Fischer und Naturschützer um reale Beifangzahlen streiten. „Erst wenn die Freiwillige Vereinbarung aus dieser Sackgasse herausführt wächst auch die Akzeptanz des Naturschutzes“, so NABU und OAG.
Quelle: Pressemitteilung des NABU-SH vom 9.11.2015
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11.11.2015
„The State of the UK′s birds 2015“ — Aktuelle Trends der Vögel Großbritanniens veröffentlicht
© BTO
Zum 16. Mal wurde nun der Statusbericht
The State of the UK′s Birds veröffentlicht. Neben Bestandsveränderungen der Vögel Großbritanniens und Ergebnissen unterschiedlicher Studien und Monitoringprogramme wird in der aktuellen Ausgabe des gemeinsam von der
Royal Society for the Protection of Birds (RSPB), dem
British Trust for Ornithology (BTO) sowie dem
Wildfowl & Wetlands Trust (WWT) in Zusammenarbeit mit weiteren britischen Naturschutzorganisationen veröffentlichten Berichts auch auf gelungene Zusammenarbeit der Organisationen mit ganz unterschiedlichen Partnern von Landwirten bis hin zu Supermärkten eingegangen.
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Ein Schwerpunkt des Heftes gilt den Vögeln der Agrarlandschaft, die seit 1970 um 54% zurückgegangen sind. Trotz des langfristig negativen Trends können im Artenschutz einige positive Beispiele genannt werden. So konnten sich die Bestände von Zaunammer und Triel durch zielgerichtete Schutzmaßnahmen positiv entwickeln. Weitere Maßnahmen führten zumindest zum Anstieg oder zur Stabilisierung lokaler Vorkommen von Rebhuhn, Feldsperling und Goldammer.
Auch Feuchtgebietsarten haben an einigen Stellen von Kooperationen mit dem Ziel der Bewahrung und Wiederherstellung einer naturnahen Landschaft profitiert: Rotschenkel und Kiebitz zeigen positive Entwicklungen im Bereich der Themse, die Rohrdommel nimmt in der Grafschaft Somerset wieder zu. Diese erfreulichen Beispiele dürfen jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass ein Großteil der Arten sich insgesamt langfristig wie auch kurzfristig negativ entwickelt und sich die Rückgänge oft nur die flächige Veränderungen und Schutzkonzepte aufhalten lassen.
Aus dem Brutvogelmonitoring werden seit 1995 stark sinkende Bestände von Turteltaube, Weidenmeise, Waldlaubsänger, Rebhuhn, Trauerschnäpper und Braunkehlchen gemeldet. Bei vier dieser Arten handelt es sich um Langstreckenzieher, drei sind an Wälder gebunden.
Die Ergebnisse aus dem Monitoring rastender Wasservögel zeigen nach zwei Jahrzehnten positiver Entwicklungen für die letzten 10 Jahre einen Rückgang in Großbritannien überwinternder Wasservögel an. Aufällige Rückgänge sind bei Küstenlimikolen wie Steinwälzer und Meerstrandläufer zu verzeichnen.
In dem neuen Statusbericht wird auch auf das große Engagement der vielen Ehrenamtlichen hingewiesen. So entspricht die im Vogelmonitoring in Großbritannien investierte Zeit einem Gegenwert von mehr als 12 Millionen Euro.
Der Bericht „The State of the UK′s birds 2015“ kann auf den Internetseiten des BTO kostenlos heruntergeladen werden.
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10.11.2015
Möwen nutzen Tauchenten zur Nahrungssuche
Die Sturmmöwen am Stettinger Haff stellen ihre Ernährung mit dem Eintreffen überwinternder Tauchenten um
© Christopher Plummer
Möwen gehören zu den intelligentesten und anpassungsfähigsten Vogelgruppen, die auf Umweltveränderungen durch das Erschließen neuer Nahrungsquellen reagieren können, wie eine in der internationalen Fachzeitschrift
The Auk publizierte Studie zeigt.
Am Stettiner Haff, dem Mündungsbereich der Oder in die Ostsee, an der Grenze von Deutschland und Polen, suchen überwinternde Tauchenten am Grund nach Zebramuscheln, die sie dann oft gebündelt an die Oberfläche bringen und dort einen Teil der Beute wieder verlieren. Auch Silber- und Sturmmöwen nutzen diese ihnen ohne die Enten unerreichbare Nahrungsquelle. Ob die Vögel die Entenschwärme dabei gezielt aufsuchen oder ihre Präsenz während der Nahrungssuche der Enten mehr zufällig ist, haben polnische Wissenschaftler zwischen Oktober 2013 und November 2014 erforscht. In der Studie wurde die Intensität der Nahrungssuche von Tafel-, Reiher- und Bergenten sowie die Anwesenheit von Möwen erfasst. Darüber hinaus sammelten die Forscher Speiballen der Möwen, um mehr über deren Ernährung zu erfahren.
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Es stellte sich heraus, dass mit zunehmender Zahl Nahrung suchender Enten in einem Trupp die Wahrscheinlichkeit für die Anwesenheit von Möwen stieg. 84% der Trupps, in denen mehr als 5% aller Enten mit der Nahrungssuche beschäftigt waren, wurden von Möwen begleitet. Bei den kaum oder gar nicht Nahrung suchenden Enten waren es hingegen nur 52%. Je 10% mehr Nahrung suchenden Enten verdoppelte sich die die Wahrscheinlichkeit für die Anwesenheit von Möwen.
Das Verhalten der Möwe ließ sich dabei zwei verschiedenen Mustern zuordnen: Entweder wurden von den Enten verlorene Muschelteile aufgesammelt (was einem Kommensalismus entspricht) oder die Muscheln wurden den Enten gezielt gestohlen (Kleptoparasitismus). Beide Methoden ermöglichten den Möwen eine Nahrungsquelle zu nutzen, die ihnen ansonsten aufgrund ihrer beschränkten Tauchfähigkeit verschlossen bliebe.
Die intensive Nutzung dieser Nahrungsquelle ließ sich auch anhand der Speiballen-Untersuchungen bestätigen. Mit der Ankunft der Enten im Überwinterungsgebiet ändert sich die Nahrungszusammensetzung der Möwen von Fisch als Hauptnahrung zu der überwiegenden Aufnahme von Muscheln. Nicht nur zwischen den am Stettiner Haff überwinternden Tauchenten und den Zebramuscheln besteht demnach eine Räuber-Beute-Beziehung. Selbst Arten, für die die Muscheln auf den ersten Blick unerreichbar erscheinen nutzen diese Nahrungsquelle intensiv.
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10.11.2015
Vergiftungsverdacht durch Mäusegift bei Wildgänsen
Mitte November soll der Befund vorliegen, ob tatsächlich Wildgänse durch Giftköder getötet wurden.
© Ralf Kistowski
In den vergangenen zwei Wochen wurden im nördlichen Teil des Salzhaffes im Nordosten der Mecklenburger Bucht ca. 150 Wildgänse tot aufgefunden. Ein Teil davon wurde durch Angehörige des zuständigen Veterinär- und Lebensmitteluntersuchungsamtes zur Untersuchung in das Landesamt für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei (LALLF) gesandt, wobei zunächst die Abklärung von Vogelgrippefällen im Vordergrund stand. Dies konnte bisher ausgeschlossen werden. Sind die ersten untersuchten Tiere noch durch verschiedene Ursachen verendet, erhärtet sich bei Proben seit dem 3. November der vorläufige Verdacht eines Vergiftungsgeschehens durch eine Intoxikation durch Zinkphosphid.
Von elf Tieren wurden seit gestern Proben bzw. Mageninhalt zu einem amtlichen Fachlabor nach Göttingen zur Untersuchung auf Zinkphosphid versandt. Außerdem wurden im eigenen Labor des LALLF die Lebern und der Mageninhalt von mindestens fünf Tieren auf Zink untersucht. Die heute vorliegenden Befunde ergeben kein einheitliches Bild, so dass zur Bestätigung des o.g. Verdachtes der toxikologische Befund aus Göttingen abgewartet werden muss. Dies kann ca. 10 Tage in Anspruch nehmen.
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Bei Zinkphosphid handelt es sich um einen Wirkstoff, der zur Schadnagerbekämpfung eingesetzt wird, z.B.in der Landwirtschaft auch zur Bekämpfung von Feldmäusen, wobei die Anwendung von Zinkphosphidködern direkt in die Mäuselöcher mit anschließender Abdeckung erfolgen muss. Eine unverdeckte Ausbringung ist gesetzlich verboten, da so Wildtiere die Köder aufnehmen könnten.
Das LALLF hat unter Mithilfe von Naturschutzbehörden und Ornithologen die bekannten Rastplätze von Wildgänsen in der Nachbarschaft zum Salzhaff und die weitere Umgebung mit dem Ziel untersucht, die Vergiftungsquelle zu finden und zu beseitigen. Die Ermittlungen dauern zur Stunde an. Nähere Informationen können aus ermittlungstaktischen Gründen vorerst nicht gegeben werden.
Da auch in weiteren Bundesländern Giftweizen gegen Mäuse eingesetzt wird, sollten alle Vogelbeobachter die Augen offen halten und mögliche Vergiftungsfälle möglichst umgehend den zuständigen Naturschutzbehörden und den Vogelschutzwarten melden.
Quelle: Pressemitteilung des Ministeriums für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz Mecklenburg-Vorpommern vom 6.11.15
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09.11.2015
Bundesumweltministerium startet neue „Naturschutz-Offensive 2020“
© BMUB
Mitte Oktober wurde im Rahmen des 7. Nationalen Forums zur biologischen Vielfalt das neue Handlungsprogramm des Bundesumweltministeriums (BMUB) „
Naturschutz-Offensive 2020“ vorgestellt. Die Naturschutz-Offensive soll die Umsetzung der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt bis zum Jahr 2020 deutlich voranbringen. Das Programm des BMUB macht klar, in welchen Handlungsfeldern die größten Defizite bestehen und bis zum Jahr 2020 verstärkte Anstrengungen zur Erhaltung der biologischen Vielfalt von welchen Akteuren erforderlich sind. Auf der Basis einer Priorisierung der Ziele der Nationalen Strategie werden in zehn Handlungsfeldern insgesamt 40 konkrete Maßnahmen formuliert.
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Unter anderem wird darin der nicht zuletzt durch die Ergebnisse des 2014 veröffentlichten Bericht zur EU-Vogelschutz- und Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie aufgezeigte Handlungsbedarf zum Schutz der biologischen Vielfalt dargestellt. Mit einer Initiative in der Umweltministerkonferenz zielt das BMUB darauf ab, den Grünlandschutz bundesweit auf hohem Niveau zu sichern und dabei insbesondere Vogelschutzgebiete und Niedermoorstandorte zu berücksichtigen. Auch ein umfassendes Biodiversitätsmonitoring auf der Basis von bundesweit repräsentativen Stichprobenflächen, wie es bereits im bundesweiten Vogelmonitoring etabliert ist, hält das BMUB für unbedingt erforderlich.
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09.11.2015
Skandinavische Odinshühnchen dank Geolokatoren bis ins Arabische Meer verfolgt
Den Winter verbringen die geselligen Odinshühnchen fernab der Küsten auf dem offenen Meer
© Christoph Moning
Odinshühnchen gehören zu den wenigen Vogelarten, bei denen die Geschlechterrollen vertauscht sind und bunter gefärbte Weibchen um die Männchen werben. Die ist jedoch nicht die einzige Überraschung im Leben der kleinen Limikolen. Während die Vögel an kleinen Gewässern im Binnenland der Tundra brüten, halten sie sich außerhalb der Brutzeit fernab der Küsten auf dem offenen Meer auf. Mit Hilfe von Geolokatoren konnten nun die Zugrouten mehrerer Odinshühnchen für längere Zeit verfolgt werden. Die Ergebnisse dieser internationalen Studie wurden im Fachmagazin
Journal of Avian Biology veröffentlicht.
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Für drei in Schweden zur Brutzeit beloggerte Männchen konnten die Zugwege über ein ganzes Jahr aufgezeichnet werden, für ein weiteres immerhin der Herbstzug. Die Ergebnisse der Studie bestätigten bisherige Vermutungen, dass Odinshühnchen der skandinavischen Population den Winter auf dem Arabischen Meer verbringen. Der Durchzug vollzog sich dabei in zwei bis vier Etappen. Für wenige Tage wurde im Finnischen Meerbusen (Herbst) oder in der südlichen Ostsee (Frühjahr) gerastet sowie für bis zu vier Wochen in oder in der Nähe von Schwarzem und Kaspischem Meer (Herbst und Frühjahr). Die Geschwindigkeit der zurückgelegten Strecken lässt außerdem darauf schließen, dass lediglich die Distanzen zwischen Ostsee und Schwarzem bzw. Kaspischem Meer ohne Rast überflogen werden. Während der übrigen Etappen scheinen die Vögel weitere kurze Zwischenstopps einzulegen. Im Bereich des Schwarzen/Kaspischen Meeres beträgt die Rastdauer im Frühjahr lediglich 8-10 Tage, im Herbst jedoch bis zu 36 Tage. Die herbstliche Rastdauer ist damit länger als für den Aufbau ausreichender Fettreserven für die rund 2000 Kilometer lange Strecke bis zum Golf von Oman zu erwarten war. Nachdem die Odinshühnchen das Arabische Meer über den Golf von Oman erreichten, verteilten sich die Vögel im gesamten Gebiet ihrer vermuteten Winterquartiere. Bewegungen während des Winters scheinen sich an den saisonal wechselnden Monsunwinden zu orientieren.
Im Rahmen der gemeinsam von Wissenschaftlern der niederländischen Forschungsinstitute der Universitäten Wageningen und Groningen sowie dem Zoologische Forschungsmuseum Alexander Koenig in Bonn durchgeführten Untersuchung konnten nicht nur die ersten skandinavischen Odinshühnchen bis ins Überwinterungsgebiet verfolgt werden, sondern auch erstmals überhaupt Seevogelbewegungen im Arabischen Meer aufgezeichnet werden, einem der reichsten und dynamischsten Meeresgebiete weltweit.
Auf dem Durchzug können Odinshühnchen insbesondere in den Monaten August und September sowie im Mai auch in Deutschland beobachtet werden. Aus welchen Brutgebieten diese Vögel stammen und in welche Winterquartiere sie unterwegs sind, ist weitgehend ungeklärt.
Nach dem Atlas des Vogelzugs bildet ein Anfang September in Sachsen beringter diesjähriger Vogel, der wenige Wochen später in Italien erlegt wurde, den bislang einzigen Ringfund mit Bezug zu Deutschland. Dass längst nicht alle in Europa brütenden Odinshühnchen ins Arabische Meer fliegen, zeigte eine Geolokatoren-Studie an einem schottischen Brutvogel (vgl. News-Eintrag vom 21.1.2014). Dieser flog zum Überwintern quer über den Atlantik und bis vor die Pazifikküste Perus.
Weitere Informationen
- van Bemmelen, R. S. A., J. Hungar, I. Tulp & R. H. G. Klaassen 2015: First geolocator tracks of Swedish red-necked phalaropes reveal the Scandinavia-Arabian Sea connection. Journal of Avian Biology. doi: 10.1111/jav.00807
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09.11.2015
Dänemark statt Niederlande: Kurzschnabelgänse ändern ihre Zugstrategie
Die Zahl der Kurzschnabelgänse an den traditionellen Rastplätzen in den Niederlanden ist in den letzten Jahren stark zurückgegangen
© Hans Glader
Der Südwesten der niederländischen Provinz Friesland gehört traditionell zu den wichtigsten Regionen für Kurzschnabelgänse in Europa. In diesem Jahr konnten bei der Wasservogelzählung der Organisation
Sovon Vogelonderzoek Nederland Mitte Oktober jedoch gerade einmal rund 2200 Kurzschnabelgänse gezählt werden — der niedrigste Wert der vergangenen 30 Jahre. Bis vor etwa fünf Jahren waren in der Region schon einzelne Trupps dieser Größenordnung anzutreffen. Der niedrige Wert der aktuellen Zählung passt jedoch zum Trend der letzten Jahre.
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Seit 2009 sind die Bestände der Kurzschnabelgans in den Niederlanden um rund 20% pro Jahr gesunken. Der Oktober war stets der Monat mit dem höchsten Rastbestand (z.B. 2009 noch rund 40.000 Vögel). Entgegen des negativen Trends der niederländischen Rastbestände hat die Population der Kurzschnabelgans im selben Zeitraum zugenommen. Die bedeutet, dass ein zunehmend kleinerer Anteil der Population bis in die Niederlande zieht. Während 2009 noch rund 60% aller Kurzschnabelgänse dort rasteten, lag der Anteil im Oktober 2015 bei weniger als 5%.
Gänse sind für eine hohe Rastplatztradition bekannt, zumindest einige Arten scheinen jedoch flexibel auf veränderte Bedingungen reagieren zu können. Der Bestandsrückgang in Friesland geht mit einem starken Anstieg der Zahlen in Dänemark einher. Dort entdeckten die Kurzschnabelgänse offenbar in den letzten Jahren das reiche Angebot an Maisstoppeln im Herbst. In Dänemark stiegen jedoch nicht nur die Anzahlen der Gänse, auch die Rastplätze dehnten sich deutlich weiter aus. Lagen diese bislang in einem schmalen Streifen entlang der Westküste, reichen sie nun bis zu 40 Kilometer ins Inland. Allabendlich suchen diese Gänse in beeindruckenden Trupps die Schlafplätze im dänischen Wattenmeer und an der Küste auf.
Dänemark wurde von den Kurzschnabelgänsen bislang vorwiegend als Überwinterungs- oder Zwischenrastplatz auf dem Weg in die Brutgebiete Spitzbergens aufgesucht, während sich die Vögel von Oktober bis Dezember in den Niederlanden und Belgien einfanden. Diese Zugstrategie scheint sich in den letzten Jahren verändert zu haben. Das Beispiel der Kurzschnabelgans zeigt eindrucksvoll wie sich Veränderungen in der Landnutzung auf Vogelarten und deren Zugverhalten auswirken können.
Quelle: Sovon.nl, 5.11.2015
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06.11.2015
Gemeinsam erfolgreich: Knutts nutzen Verhalten von Artgenossen bei der Nahrungssuche
Knutts nutzen das Verhalten ihrer Artgenossen und sind bei der Nahrungssuche im Trupp deutlich erfolgreicher als einzeln.
© Peter Hering
Schwarmverhalten ist von vielen Vogelarten bekannt und hat für die Vögel unterschiedliche Vorzüge, wie z.B. den besseren Schutz vor Prädatoren. Inwiefern dieses Verhalten auch bei der Nahrungssuche hilfreich ist, haben nun Forscher des
Niederländischen Instituts für Meeresforschung (NIOZ) sowie des
Zentrums für ökologische und evolutionäre Studien (CEES) der Universität Groningen an den im Wattenmeer in riesigen Schwärmen auftretenden Knutts untersucht. Die Ergebnisse der Studie wurden im Magazin Behavioural Processes veröffentlicht.
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Die Forscher konnten ermitteln, dass Knutts den Erfolg von Artgenossen bei der Nahrungssuche erkennen können und die zur Nahrungssuche ausgesuchten Gebiete danach ausrichten. Dominanz und Geschlecht schienen bei der Auswahl hingegen keine Rolle zu spielen. Einen Einblick in das Experiment liefert ein Video, das hier angesehen werden kann.
In einem zweiten Ansatz wurde getestet, ob sich für die einzelnen Individuen auch die Größe der Trupps auf das Erkennen geeigneter Nahrungsgründe und die Verweildauer an diesen Stellen auswirkt. Es zeigte sich, dass von den einzelnen Individuen hohe Nahrungsvorkommen mit zunehmender Truppstärke leichter entdeckt wurden und weniger Zeit zur Nahrungssuche notwendig war. Dabei waren auch individuelle Strategien erkennbar. Manche Knutts schienen sich bei der Nahrungssuche sogar vorwiegend am Erfolg anderer Vögel zu orientieren.
Die Wissenschaftler kommen zu dem Schluss, dass das Sozialverhalten der Knutts vermutlich zu einer deutlichen Steigerung der Erfolgsrate bei der Nahrungssuche führt. Die Vorteile dieses Verhaltens lassen sich vermutlich auch auf andere Vogelarten übertragen, die in größeren Schwärmen Nahrung suchen.
Weitere Informationen
- Bijleveld, A. I., J. A. van Gils, J. Jouta & T. Piersma 2015: Benefits of foraging in small groups: An experimental study on public information use in red knots Calidris canutus. Behavioural Processes 117: 74—81. doi:10.1016/j.beproc.2014.09.003
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06.11.2015
Online-Petition gegen die illegale Vogeljagd in Frankreich
Rund 25 Millionen Zugvögel werden im Mittelmeerraum alljährlich illegal getötet.
© CABS
Die
Ligue pour la Protection des Oiseaux (LPO), der BirdLife-Partner Frankreichs, hat eine Online-Petition gegen die illegale Vogeljagd gestartet. Der Grund: In unserem südwestlichen Nachbarland werden noch immer hunderttausende Kleinvögel pro Jahr gefangen und getötet: Ortolane, Feldlerchen, Wachteln sowie dutzende weitere Arten. Leider wird das jährliche Massaker in vielen Teilen Frankreichs noch immer toleriert. Die LPO appelliert daher an den Staatspräsidenten François Hollande, dem Treiben sofort ein Ende zu setzen.
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Mehr als 50.000 Unterschriften wurden bereits gesammelt. Machen auch Sie mit, es dauert keine Minute! Jetzt die Petition gegen die illegale Vogeljagd in Frankreich unterzeichnen!
Weitere Informationen
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05.11.2015
Einfluss der Verstädterung auf die Entwicklung junger Haussperlinge
Anders als adulte Haussperlinge scheinen im Wachstum befindliche Jungvögel in Städten Mangel zu leiden.
© Lukas Thiess
Die fortschreitende Urbanisierung führt zu deutlichen Habitatveränderungen, die Fauna und Flora zu Anpassungen zwingen und oftmals zu einer reduzierten Biodiversität führen. Wie sich die veränderten Umweltbedingungen jedoch auf einzelne Individuen auswirken und ob und wie sich Arten an z.B. eine neue Nahrungsverfügbarkeit anpassen ist vielfach noch unbekannt.
Eine Studie in Frankreich hat sich nun mit den Effekten der Urbanisierung auf den Ernährungszustand von Haussperlingen beschäftigt. Dabei wurden verschiedene morphologische und physiologische Parameter junger sowie adulter Vögel in vier Untersuchungsgebieten mit unterschiedlichem Verstädterungsgrad in Frankreich erfasst. Die Ergebnisse der Untersuchung wurden in der internationalen Online-Fachzeitschrift
PLOS ONE veröffentlicht.
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Es stellte sich heraus, dass Haussperlinge in stärker gestörten Habitaten eine geringere Körpergröße und -masse aufwiesen als ihre Verwandten in ländlicheren Gegenden. Konditionelle Nachteile, wie geringere Muskelmasse oder abweichende Hämatokrit- oder Corticosteron-Werte, die auf eine Mangelernähung schließen lassen, ließen sich jedoch nicht feststellen. Der Lebensraum Stadt scheint sich somit nicht negativ auf die Energieversorgung adulter Haussperlinge auszuwirken.
Es zeigten sich jedoch signifikante Unterschiede in den Fettwerten der Jungvögel, die darauf schließen lassen, dass sich die Ernährung der Jungvögel zwischen städtischem und ländlichem Raum deutlich unterscheidet. In Verbindung mit den geringeren Maßen der Stadtvögel kann vermutet werden, dass die Umweltbedingungen in der Stadt nicht ausreichen, um die Vögel in den ersten Wochen ihres Lebens ausreichend zu versorgen und die Bedürfnisse der Ernährung, des Wachstums und der Entwicklung zu erfüllen.
Weitere Informationen
- Meillère A., F. Brischoux, C. Parenteau & F. Angelier 2015: Influence of Urbanization on Body Size, Condition, and Physiology in an Urban Exploiter: A Multi-Component Approach. PLoS ONE 10(8): e0135685. doi:10.1371/journal.pone.0135685
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05.11.2015
Neuer Wildvogel-Indikatorenbericht für Großbritannien veröffentlicht
Entwicklung der britischen Wildvogel-Indikatoren 1970-2014
© RSPB / BTO / Defra
Alljährlich veröffentlichen die
Royal Society for the Protection of Birds (RSPB), der
British Trust for Ornithology (BTO) und das
Umweltministerium des Vereinigten Königreichs (Defra) einen Indikatorenbericht zu Wildvogelpopulationen. Für eine Reihe von Arten werden darin die Bestandsveränderungen seit dem Jahr 1970 betrachtet. Der Indikatorenbericht hat wie in zahlreichen weiteren europäischen Ländern eine große Bedeutung im Natur- und Vogelschutz.
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Im jüngsten Bericht werden unter Berücksichtigung der Daten bis 2014 neben einem Gesamtindikator auch lebensraumbezogene Teilindikatoren für das Agrarland, Wälder, Binnengewässer sowie Seevögel und überwinternde Wasservögel vorgestellt. Der Gesamtindikator umfasst dabei die Trends von 128 in Großbritannien brütenden Vogelarten.
In den vergangenen Jahren konnte meist nur über weitere negative Entwicklungen der Indikatoren und der zugrundeliegenden Trends berichtet werden. Der aktuelle Bericht fällt hingegen positiver aus. Gegenüber 2013 konnten alle Indikatoren ihren Wert verbessern. Auf eine Brutsaison mit ungünstiger Witterung im Jahr 2012 folgte eine für viele Arten recht erfolgreiche Saison 2013, die in Verbindung mit einem relativ milden Winter 2013/14 für die positive Entwicklung geführt haben dürfte.
Diese kurzfristig positive Entwicklung darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass langfristig alle Indikatoren einen negativen Trend aufweisen. Mehrere Indikatoren, wie der der Agrarvogelarten, wiesen zuletzt die niedrigsten Werte des berücksichtigten Zeitraums auf.
Der Agrarvogel-Indikator ist in den letzten fünf Jahren um 11% gesunken und liegt gegenüber dem Wert von 1970 bei gerade einmal 54%. Der Waldvogelindikator blieb zuletzt weitgehend stabil und zeigt seit 2013 sogar einen beachtlichen Anstieg, langfristig ist der Wert jedoch auch hier um 20% gesunken. Die Entwicklung des Indikators für Binnengewässer ist mit einem Rückgang von 12% in den letzten fünf Jahren beunruhigend. Er liegt aktuell 15% unter dem Wert aus dem Startjahr 1975. Trotz deutlichen Anstiegs von 2013 auf 2014 ist der Seevogelindikator seit dem Start 1986 um 21% gefallen, 9% in den letzten fünf Jahren. Bei den überwinternden Wasservögeln kam es in den 1980er und 90er Jahren zu einem starken Anstieg, der zur Verdopplung des Startwertes führte. Auch dieser Indikator entwickelte sich jedoch zuletzt negativ und geht dem niedrigsten Stand der letzten 25 Jahre entgegen.
Der britische Indikatorenbericht kann kostenlos auf der Internetseite des Umweltministeriums heruntergeladen werden. In Deutschland dient der Indikator „Artenvielfalt und Landschaftsqualität“ der Erfolgskontrolle der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt und der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung. Auch er besteht aus verschiedenen lebensraumbezogenen Teilindikatoren. Die aktuellen Trends werden jährlich im Statusbericht „Vögel in Deutschland“ veröffentlicht.
Weitere Informationen
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05.11.2015
Extreme Rarität: Amerikanische Zwergdrossel in Baden-Württemberg
Deutschlands erste Zwergdrossel seit fast 150 Jahren fiel leider einer Katze zum Opfer.
© NABU-Vogelschutzzentrum Mössingen
Der Herbst ist eine besonders „seltenheitenträchtige“ Zeit. Sprechen schon in den letzten Wochen in Deutschland beobachtete Arten wie Weißkopf-Ruderente, Brillenente, Schelladler, Gerfalke, Bart- und Dunkellaubsänger, Buschspötter, Blauschwanz, Isabellsteinschmätzer oder Waldpieper für sich, werden diese doch von einem eher unscheinbaren Vogel sprichwörtlich in den Schatten gestellt:
Zwergdrossel in Markgröningen in Baden-Württemberg! Diese Meldung verbreitete sich am 2.11. wie ein Lauffeuer unter den Vogelbeobachtern. Bei genauerem Hinsehen kam dann schnell die Ernüchterung. Der Vogel war bereits am vergangenen Samstag von einer Katze ins Haus getragen worden und dort verstorben. Er wird nun im NABU-Vogelschutzzentrum Mössingen aufbewahrt.
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Zwergdrosseln sind extreme Ausnahmeerscheinungen in Europa. Für Deutschland stellt der aktuelle Fund bei Anerkennung durch die Deutsche Avifaunistische Kommission (DAK) den dritten Nachweis dar. Die letzten Sichtungen liegen bereits fast 150 Jahre zurück (1866 bei Hamburg und 1869 auf Helgoland). Es ist schade, dass den seltenen Gast nach der geglückten Atlantiküberquerung das Schicksal in Form einer Hauskatze ereilte. Die deutschen Vogelbeobachter müssen damit weiter auf einen aktuellen Nachweis einer lebenden Zwergdrossel warten. Am ehesten ist die heimliche Art wohl auf der Insel Helgoland zu erwarten — der Fund in Markgröningen zeigt jedoch, dass Seltenheiten auch tief im Binnenland entdeckt werden können. Ganz in der Nähe vom Fundort der Zwergdrossel hatte schon Ende Juli eine Rarität für Aufsehen gesorgt: Deutschlands erster Bulwer-Sturmvogel (wohl noch weniger zu erwarten als die Drossel) war auf einem Badesee im Ostalbkreis geschwächt gegriffen worden. Auch dieser Vogel verstarb leider kurze Zeit später.
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04.11.2015
Brutvögel Großbritanniens haben ihre Areale in den letzten 15 Jahren vergrößert
Selbst bei eher kälteliebenden Arten wie der Bekassine konnte keine Verschiebung der südlichen Verbreitungsgrenze im Zuge der Klimaerwärmung festgestellt werden.
© Michael Schmitz
Um die Auswirkungen des Klimawandels auf die Brutvögel Großbritanniens zu erforschen, wurden im Rahmen einer vom
British Trust for Ornithology (BTO) durchgeführten Studie nun die Ergebnisse des Brutvogelmonitorings mit aktuellen Temperaturveränderungen verglichen. Im Zeitraum 1994 bis 2009 stieg die Durchschnittstemperatur in Großbritannien um 0,59°C an. Im selben Zeitraum vergrößerte ein Großteil der insgesamt 80 untersuchten Vogelarten ihr Areal.
Die Wissenschaftler analysierten in ihrer in der Zeitschrift Bird Study veröffentlichten Untersuchung die nördliche und südliche Ausdehnung der Brutverbreitung der Arten im Vereinigen Königreich. Während die nördliche Verbreitungsgrenze durchschnittlich um 45 Kilometer ausgedehnt wurde, blieb die südliche Grenze bei den meisten Arten weitgehend konstant. Es kam somit zu einer nordwärts gerichteten Ausbreitung der Vogelarten. Anders als in anderen Untersuchungen ließen sich keine Belege für ein Ausweichen der Arten in höhere, kühlere Lagen feststellen.
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Anhand der gemessenen Temperaturveränderungen war angenommen worden, dass sich die Verbreitung der Vögel um 108 Kilometer nordwärts oder um 63 Meter in höhere Lagen verschieben würde. Die Ergebnisse der Studie zeigen jedoch, dass sich Verbreitungsänderungen von Vögeln allein durch prognostizierte Temperaturveränderungen nicht vorhersagen lassen.
Trotz kurzfristiger Arealausweitung zahlreicher Arten können langfristige Arealverluste durch Klimaerwärmungen keinesfalls ausgeschlossen werden. Die Studie zeigt, dass noch ein enormer Forschungsbedarf besteht und die Auswirkungen des Klimawandels auf die Biodiversität nur anhand langfristiger, umfangreicher Datenreihen erfasst und wirksame Schutzmaßnahmen ergriffen werden können.
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04.11.2015
Windbegünstigte Umwege sind für Zugvögel effizienter als kürzeste Strecken
Baumfalken zeigen einen ausgeprägten Schleifenzug. Bislang wurde angenommen, dass die Vögel ziehenden Schwalben — ihrer Hauptnahrung während des Zuges — folgen. Auch günstige Winde scheinen aber offenbar eine Rolle zu spielen.
© Andreas Heiland
Viele Zugvögel überwinden auf ihrem kräftezehrenden Weg zwischen Brut- und Überwinterungsgebiet zweimal jährlich Distanzen von mehreren Tausend Kilometern. Aufgrund sehr dynamischer Luftströmungen ist die Wahl des günstigsten Zugwegs dabei nicht leicht. Forscher des
Max-Planck-Instituts für Ornithologie in Radolfzell sind nun der Frage nachgegangen, inwiefern Zugvögel ihre Routen den Windverhältnissen anpassen können und ob die Wahl des Zugwegs zur natürlichen Selektion beiträgt.
Anhand weltweiter Wind-Daten aus dem Zeitraum 1990-2010 wurde die jeweils optimale Route zwischen 102 Orten auf der Nordhalbkugel und 65 Orten südlich des Äquators berechnet. Es zeigte sich, dass bei Wahl der idealen Windverhältnisse durchschnittlich 26,5% der gesamten Dauer des Zuges eingespart werden kann. Vögel, die diese günstigen Bedingungen nutzen, treffen somit früher im Brutgebiet ein und haben eine höhere Überlebens- und Fortpflanzungswahrscheinlichkeit.
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Die Wissenschaftler fanden heraus, dass die kürzeste Entfernung zwischen zwei Punkten auf der Erde nahezu niemals die schnellste Option darstellt. Windbegünstigte Umwege dürften also vorteilhaft für die Vögel sein. Natürlich können auch die Vögel das Wetter nicht vorhersagen, doch durch natürliche Selektion sowie Erlernen regelmäßig auftretender Winde ist es möglich, dass sich optimale Zugwege langfristig in der Population durchsetzen.
Obwohl in der im Fachjournal Ecology Letters veröffentlichten Studie lediglich Daten zum Wind ausgewertet wurden und die zahlreichen weiteren Einflussfaktoren unberücksichtigt blieben, entsprachen viele der berechneten Routen bekannten Zugwegen und -strategien. So stellte sich auch bei der Modellierung der optimalen Routen heraus, dass es energieeffizienter ist, auf dem Herbstzug nach Süden einen östlichen Weg zu wählen, während auf dem Rückweg nach Europa westlichere Routen von Vorteil sind. Ein solcher Schleifenzug ist beispielsweise von Baumfalke und Kuckuck bekannt.
Anhand der Modellierungen wollen die Wissenschaftler nun untersuchen wann und wo Vogelzugrouten von diesen windbegünstigten Routen abweichen, um die weiteren den Vogelzug beeinflussenden Faktoren besser zu verstehen. Auch weitere Erkenntnisse zur Navigation der Vögel über solch enorme Distanzen könnten dadurch erlangt werden.
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04.11.2015
Starker Rückgang britischer Waldschnepfen-Bestände seit 2003
Durch ihre gute Tarnung sind Waldschnepfen am Boden kaum zu entdecken.
© Peter Hering
Waldschnepfen sind in Großbritannien weit verbreitet, doch die Bestände der heimlichen und nachtaktiven Vögel lassen sich nur durch aufwendige Methoden erfassen. Anhand der Daten einer 2013 gemeinsam vom
British Trust for Ornithology (BTO) und dem
Game and Wildlife Conservation Trust (GWCT) koordinierten Erfassung der Waldschnepfe wurden nun Bestands- und Arealveränderungen seit der letzten Kartierung im Jahr 2003 analysiert. Diese zeigten, dass die britische Brutpopulation der nachtaktiven Limikolenart seit 2003 um fast ein Drittel zurückgegangen ist.
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Der derzeitige Bestand der Waldschnepfe in Großbritannien wird auf rund 55.000 Männchen geschätzt, was einem Rückgang von etwa 29% innerhalb von zehn Jahren entspricht. Auch die Zahl der von Waldschnepfen besetzten Probeflächen sank nach den in der Zeitschrift Bird Study veröffentlichten Studie von 47% im Jahr 2003 auf nur noch 37% in 2013.
In anderen Ländern Europas sowie in Russland wurden in den letzten Jahren ebenfalls Bestandsrückgänge der Waldschnepfe dokumentiert. Die Größenordnung dieser Veränderungen ist jedoch aufgrund unzureichender Datenlage durch die schwierige Erfassung weitgehend unbekannt.
Um die Gründe für die Rückgänge der Bestände zu finden, sind weitere Untersuchungen notwendig. Der BTO vermutet jedoch, dass sich vor allem Veränderungen der Wälder und deren Nutzung sowie steigende Wildbestände negativ auswirken. Zum Bruterfolg, der winterlichen Überlebensrate und dem Einfluss der Jagd auf die Bestände ist bislang nur wenig bekannt.
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30.10.2015
Zahl der deutschen Vogelarten auf der globalen Roten Liste verdoppelt sich
40 Arten mussten neu aufgenommen oder in eine höhere Gefährdungskategorie eingeteilt werden — so auch Turteltaube und Tafelente.
© Christine Jensen
Die am 29. Oktober vorgestellte Aktualisierung der globalen Roten Liste gefährdeter Vogelarten, die gemeinsam von der Weltnaturschutzunion IUCN und
BirdLife International veröffentlicht wurde, führt 22 regelmäßig in Deutschland vorkommende Vogelarten auf – doppelt so viele wie bisher.
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Etwa ein Achtel der gut 10.000 weltweit vorkommenden Vogelarten ist in der Liste enthalten und gilt damit als vom Aussterben bedroht. Neu auf der Liste ist die in Deutschland weit verbreitete und ehemals häufige Turteltaube. Ihr Bestand ist hierzulande in den letzten zwölf Jahren um über 40 Prozent zurückgegangen. Ähnlich erging es ihr in vielen anderen Ländern Europas und Westasien. Obwohl bisher weltweit nicht als gefährdet betrachtet, überspringt sie daher die Vorwarnstufe und landet direkt in der Kategorie „gefährdet“. Hauptgründe sind die Intensivierung der Landwirtschaft mit dem Verlust von wildkrautreichen Brachflächen, aber auch der legale und illegale Abschuss während ihres Zuges.
Auch die Tafelente, die in Deutschland mit knapp 5.000 Paaren brütet, aber in wesentlich größeren Zahlen überwintert, hat international so stark abgenommen, dass sie nun weltweit als „gefährdet“ gilt. Über zehn Prozent des europäischen Bestandes dieser Art verbringt den Winter in Deutschland.
Weitere neun deutsche Vogelarten wurden neu in die sogenannte Vorwarnliste aufgenommen. Sie nehmen stark ab, erfüllen aber bisher noch nicht die strengen Kriterien der höheren Kategorien. Dazu gehören die Feuchtwiesenarten Kiebitz und Wiesenpieper, der auf Helgoland brütende Hochseevogel Tordalk und die bekannten Küstenvögel Eiderente, Austernfischer, Knutt, Pfuhlschnepfe und Sichelstrandläufer. Die drei letztgenannten sind Charakterarten unter den im deutschen Wattenmeer rastenden Zugvögeln. Ihre Bestände sind vor allem durch die Vernichtung von Wattflächen in Ostasien bedroht, aber auch die deutschen Rastbestände gehen zurück.
Nur für eine deutsche Vogelart gibt es gute Nachrichten: Die Samtente, eine Art von der etwa ein Viertel der Weltpopulation in der deutschen Ostsee überwintert, nahm zuletzt weniger stark ab, so dass sie von „stark gefährdet“ auf „gefährdet“ zurückgestuft werden konnte. Sie ist jedoch weiterhin bedroht, genauso wie Großtrappe, Seggenrohrsänger, Zwerggans und Eisente, die in den höchsten Gefährdungskategorien verbleiben.
Insgesamt mussten in diesem Jahr weltweit 40 Vogelarten in eine höhere Gefährdungsstufe eingeordnet werden, während nur 23 Arten herabgestuft werden konnten. Bei letzteren war meistens die bessere Kenntnis über ihre Restbestände ausschlaggebend, aber es gab dank intensiver Schutzbemühungen auch einige echte Erfolgsgeschichten, wie zum Beispiel die Rettung des Seychellen-Rohrsängers.
Besonders alarmierend ist, dass sechs der elf in Afrika vorkommenden Geierarten nun stärker gefährdet sind als zuvor, nur zwei Arten gelten noch als ungefährdet, während vier bereits als „kritisch gefährdet“ gelten, so dass ihr Aussterben ohne besondere Schutzmaßnahmen unmittelbar bevorsteht. Kürzlich publizierte Studien hatten die dramatische Abnahme dieser Arten dokumentiert (siehe u.a. Nachricht vom 18.6.2015).
Während früher vor allem Vogelarten kleiner Inseln mit sehr kleinen Verbreitungsgebieten in der weltweiten Roten Liste geführt wurden, kommen nun aufgrund starker Bestandseinbrüche viele weit verbreitete und vergleichsweise häufige Arten hinzu. Die Entwicklung effektiver Schutzmaßnahmen ist damit eine viel größere Herausforderung und bedarf neben der Arbeit von Naturschützern auch grundsätzlicher Entscheidungen der Politik, zum Beispiel für eine echte ökologische Wende in der Agrarpolitik.
Quelle: NABU-Pressemitteilung 29.10.2015
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30.10.2015
Geolokatoren liefern Informationen zu Überwinterungsgebieten und Zugwegen schwedischer Ortolane
Als Gefährdungsursachen für den Ortolan werden vor allem Nutzungsänderungen in der Landwirtschaft, die Eutrophierung der Landschaft sowie hoher Biozideinsatz angesehen.
© Ingo Waschkies
In den vergangenen 50 Jahren sind die Bestände des Ortolans im westlichen Europa stark eingebrochen und in einigen Ländern steht die Art sogar vor dem vollständigen Verschwinden. Um Ortolane auf ihrem Zug in die Winterquartiere verfolgen zu können, statteten schwedische Wieenschaftler mehrere Männchen mit Geolokatoren aus. Für insgesamt sieben im Folgejahr wieder gefangene Männchen konnten Informationen zu Zugwegen und Überwinterungsgebieten gesammelt werden. Auch der zeitliche Ablauf des Zuges ließ sich für diese Art erstmals genauer verfolgen.
Die Ergebnisse der Studie wurden nun im Magazin der Schwedischen Ornithologischen Gesellschaft (SOF)
Ornis Svecica veröffentlicht.
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Zur Überwinterung suchten die Vögel Baumsavannen in höher gelegenen Regionen Malis und Guineas auf. Der Zugweg entsprach weitgehend der Route typischer Südwestzieher. Die meisten der beloggerten Ortolane passierten dabei im Herbst auch das für den Ortolan-Fang berüchtigte französische Departement Landes südlich von Bordeaux. Während des Herbstzuges rasteten alle untersuchten Vögel für 6 bis 32 Tage auf der Iberischen Halbinsel oder in Marokko. Auf den Heimzug in Richtung der Brutgebiete starteten die Ortolane Ende März oder in der ersten Aprilhälfte. Alle Vögel erreichten wenige Tage später marokkanische oder spanische Rastplätze, die für 5 bis 18 Tage genutzt wurden.
Bislang lagen keinerlei Ringfunde von Ortolanen aus den afrikanischen Überwinterungsgebieten vor. Die im Winter aufgesuchten Regionen konnten anhand der aktuellen Studie somit erstmals genauer dokumentiert werden. Nur mit Hilfe eines besseren Verständnisses zu den Aufenthaltsorten der Ortolane im Jahresverlauf und möglichen Gefährdungsursachen lassen sich die Rückgänge der europäischen Population ergründen und gezielte Schutzmaßnahmen ergreifen.
Originalpublikation:
Selstam, G., J. Sondell & P. Olsson 2015: Wintering area and migration routes for Ortolan Buntings Emberiza hortulana from Sweden determined with light-geologgers. Ornis Svecica 25: 3—14.
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29.10.2015
Weltgrößte Datenbank für Bewegungen von Seevögeln verzeichnet 5-millionsten Datenpunkt
Über 120 internationale Forschungseinrichtungen haben mittlerweile mehr als 5 Millionen Datenpunkte zu Bewegungen von Seevögeln zusammengetragen.
© BirdLife International
Wie auf der vom 26.-30. Oktober stattfindenden
2. Internationalen Seevogelkonferenz in Kapstadt bekannt gegeben wurde, verzeichnete die Global Seabird Tracking Database, die weltgrößte Datenbank für Bewegungen von Seevögeln, jüngst ihren 5-millionsten Eintrag. Die ursprünglich „Tracking Ocean Wanderers“ genannte Datenbank wurde 2003 mit Bewegungsdaten von 16 Albatros- und Sturmvogelarten gestartet. Mittlerweile umfasst die Datenbank mehr als fünfmal so viele Arten von Albatrossen bis zu Pinguinen und mehr als 120 Forschungsinstitute beteiligen sich an der Datensammlung.
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Die Lebensweise von Seevögeln gehört wohl zu den extremsten und faszinierendsten im gesamten Tierreich. Küstenseeschwalben haben den längsten Zugweg aller Tiere und fliegen jährlich auf dem Weg von der Arktis in die Antarktis und zurück mehr als 80.000 Kilometer. Andere, wie der Wanderalbatros, verbringen bis zu sechs Jahre auf dem offenen Meer, bevor sie zu ihrer Kolonie zurückkehren.
Die globale Seevogeldatenbank hilft dabei, die Lebensweise der Seevögel auf den Ozeanen besser zu verstehen. Jede einzelne Studie liefert dabei neue Erkenntnisse wie und warum die Seevögel die Meere nutzen. Die gewählten Routen und die Geschwindigkeit mit der sich die Vögel fortbewegen, sind dabei oftmals bemerkenswert.
Der bislang am längsten per Sender verfolgte Seevogel ist ein junger Tristan-Albatros, der von Dezember 2013 bis Januar 2015 Daten lieferte und in diesem Zeitraum mehr als 185.000 Kilometer zurücklegte. Pro Tag flog der Albatros damit über einen Zeitraum von 383 Tagen durchschnittlich knapp 500 Kilometer! Für fünf Vogelarten liegen der Datenbank bereits Angaben aus mehr als 20 Jahren vor. Zu den am besten erforschten Arten mit den meisten Datenpunkten gehören Gelbschnabel- und Kanarensturmtaucher, Basstölpel und Schwarzbrauenalbatros.
Welch große Bedeutung der Datenbank auch für den Schutz bedrohter Arten zu kommt, zeigt die Tatsache, dass mehr als die Hälfte der erforschten Arten gefährdet oder sogar stark gefährdet ist. Neben Informationen zum Ökologie der Seevögel liefert die Datenbank auch Erkenntnisse zu den wichtigsten Seevogelgebieten und kann zu deren Schutz beitragen. So konnte BirdLife International unter anderem Seevogelschutzgebiete in Portugal, Spanien und Neuseeland durchsetzen. Durch gezielte Maßnahmen und Zusammenarbeit mit anderen Organisationen ließ sich außerdem der Beifang von Seevögeln in der Fischerei, einer bedeutenden Ursache vieler Populationsrückgänge, maßgeblich reduzieren. Es ist zu hoffen, dass die weltweite Seevogeldatenbank künftig als wertvolle Datenquelle verstärkt zur Unterschutzstellung wichtiger Gebiete beiträgt und somit langfristig eine Trendwende der vielfach bedrohlich sinkenden Bestände der Seevögel erreicht werden kann.
Die Bewegungsprofile von Albatrossen, Sturmtauchern, Pinguinen und Seeschwalben können unter www.seabirdtracking.org abgerufen werden.
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29.10.2015
Bestandsschätzungen der Brutvögel Polens 2008 bis 2012
Mehr als 22% des europäischen Weißstorch-Bestandes brütet in Polen
© Andreas Heiland
Im polnischen Fachmagazin
Ornis Polonica wurden nun neue Bestandsschätzungen für die Brutvögel Polens im Zeitraum 2008 bis 2012 veröffentlicht. Diese wurden anhand bereits publizierter sowie bislang unveröffentlichter Daten berechnet. Zusätzlich wurden verschiedene Experten zu Rate gezogen. Als Datengrundlage dienten vor allem die Ergebnisse des polnischen Brutvogelmonitorings, Daten der Polnischen Avifaunistischen Kommission, artspezifische Erhebungen sowie regionale Untersuchungen.
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Im Zeitraum 2008 bis 2012 konnten insgesamt 230 Brutvogelarten in Polen festgestellt werden. Ihre Bestände reichen von einem Brutpaar bis hin zu mehreren Millionen Paaren pro Art. Unter den insgesamt 46 seltenen Arten mit einem Bestand von weniger als 300 Paaren fanden sich 24 Vogelarten, deren Bestände bei unter 20 Brutpaaren lagen. Unter zahlreichen mittelhäufigen und häufigen Arten sind besonders die sieben häufigsten zu erwähnen, die Bestände von mehr als drei Millionen Brutpaare aufweisen und die somit fast die Hälfte aller Brutvögel Polens ausmachen. Die häufigsten Arten unterscheiden sich dabei jedoch deutlich von denen in Deutschland. Mit 11,1-13,6 Millionen Brutpaaren ist die Feldlerche die mit großem Abstand häufigste Vogelart Polens. Zum Vergleich: Hierzulande betrug der Bestand im ADEBAR-Zeitraum 1,3 bis 2 Mio. Reviere. Mit einem ähnlichen Bestand wie in Deutschland ist der Buchfink zweithäufigster Brutvogel Polens (7,6-8,5 Mio.), gefolgt von Haussperling (5,7-6,9 Mio.), Mönchsgrasmücke (4,3-4,9 Mio.), Goldammer (3,9-4,4 Mio.), Kohlmeise (3,7-4,5 Mio.) und Fitis (3,0-3,5 Mio.). Wesentlich seltener als in Deutschland sind beispielsweise Amsel (2,4-2,7 Mio.) und Rotkehlchen (2,2-2,7 Mio.).
Bei 45 in Europa brütenden Arten entfällt ein Anteil von mehr als 5 % des Gesamtbestandes auf Polen. Allein auf die EU beschränkt, sind es sogar 106 Vogelarten mit einem entsprechenden Anteil. Die aktuellen Bestandsschätzungen verdeutlichen die große Bedeutung Polens für zahlreiche seltene und gefährdete Vogelarten Europas. Das Land hat somit eine hohe Verantwortung zum Schutz dieser Arten.
Originalpublikation:
Chodkiewicz, T., L. Kuczynski, A. Sikora, P. Chylarecki, G. Neubauer, L. Lawicki & T. Stawarczyk 2015: Ocena liczebnosci populacji ptaków legowych w Polsce w latach 2008–2012. Ornis Polonica 56: 149–189.
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29.10.2015
Neue Studie von Auswirkungen des Klimawandels auf die europäische Vogelwelt
Der Birkenzeisig gehört zu den Arten, die es nach den Ergebnissen der Studie bedingt durch den Klimawandel zukünftig schwerer haben werden.
© Hans Glader
Zwar gibt es auch Gewinner, doch in der Summe wird sich der Klimawandel negativ auf die Vogelwelt in Europa auswirken. Dies zeigt eine internationale Studie zu Veränderungen der europäischen Vogelwelt im Zuge des Klimawandels, bei der Daten von rund 50.000 ehrenamtlichen Beobachtern ausgewertet wurden.
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In dieser konnte das internationale Team Gewinner und Verlierer des Klimawandels definieren. Wärmere Winter wirken sich beispielsweise positiv auf Standvögel wie Gartenbaumläufer oder Türkentauben aus; von längeren Frühjahren und damit auch Brutzeiten profitieren Kurzstreckenzieher wie Stieglitz oder Heidelerche. Überwiegend wird sich der Klimawandel aber wohl negativ auf die europäische Vogelwelt auswirken. Vor allem Vögel mit Verbreitungen in kälteren Regionen wie Haussperling, Raben- und Nebelkrähe, Wiesenpieper und verschiedene Zeisigarten sind bedroht. Erschwerend kommt die Intensivierung der Landwirtschaft in vielen europäischen Ländern hinzu – besonders für Zugvögel, die zum Teil zwei Kontinente durchqueren, fehlen zunehmend geeignete Rastgebiete.
Spät heimkehrende Langstreckenzieher wie Steinschmätzer oder Gartenrotschwanz profitieren von den wärmeren Jahreszeiten. Sie sind aber gleichzeitig auch vom Klimawandel in Afrika betroffen und damit die am wenigsten vorhersehbare Gruppe. Bereits jetzt lässt sich aber anhand der Daten ein Rückgang der Artenzahl innerhalb der Langstreckenzieher dokumentieren.
Die Wissenschaftler konnten über BirdLife International und den European Bird Census Council auf Datensätze von 50.000 freiwilligen Vogelbeobachtern zurückgreifen und so die Veränderung von 51 Vogelarten aus 18 europäischen Ländern zwischen den Jahren 1990 und 2008 untersuchen. Die Datengrundlage für Deutschland entstammt dem Monitoring häufiger Brutvögel des DDA.
Quelle: nabu.de, 23.10.2015
Originalpublikation:
Jørgensen, P. S., K. Böhning-Gaese, K. Thorup, A. P. Tøttrup, P. Chylarecki, F. Jiguet, A. Lehikoinen, D. G. Noble, J. Reif, H. Schmid, C. van Turnhout, I. J. Burfield, R. Foppen, P. Vosíšek, A. van Strien, R. D. Gregory & C. Rahbek 2015: Continent-scale global change attribution in European birds - combining annual and decadal time scales. Global Change Biology. DOI: 10.1111/gcb.13097
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26.10.2015
Neues Positionspapier zur Ausgestaltung der Ökologischen Vorrangflächen in der Agrarlandschaft aus Sicht des Vogelschutzes
Die Bestandssituation vieler Vogelarten des Agrarlandes ist kritisch. Nicht nur die Bestände des Kiebitzes weisen einen stark negativen Trend auf.
© Hans Glader
Die Vögel der Agrarlandschaft gehören deutschland- und europaweit zu den am stärksten im Bestand zurückgehenden Arten. Ursache hierfür ist die zunehmende Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung in der Agrarlandschaft. Nach dem Indikatorenbericht „Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt“ (BMUB 2014) liegt der auf der Bestandsentwicklung typischer Agrarvögel beruhende Teilindikator Agrarland nur noch bei 56 % des Zielwertes und weist damit seinen bislang niedrigsten Wert auf.
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Hohe Erwartungen wurden im Jahr 2014 in das „Greening“ der Gemeinsamen Agrarpolitik der Europäischen Union gesetzt, insbesondere in den Beschluss zur Schaffung Ökologischer Vorrangflächen (ÖVF). Nun erweisen sich die Maßnahmen jedoch als wenig zielführend. Bewirtschafter von Ackerflächen müssen zwar den Nachweis über 5 % ÖVF erbringen, um die volle Höhe der Direktzahlungen der Agrarförderung in Anspruch zu nehmen, allerdings verhindern zahlreiche Ausnahmen, die Anrechenbarkeit von ÖVF-Typen ohne nennenswerte positive Wirkungen sowie überhöhte Gewichtungsfaktoren eine Trendwende zur Förderung der Biodiversität in der Agrarlandschaft.
In einer Stellungnahme kritisiert die Fachgruppe Agrarvögel der Deutschen Ornithologen-Gesellschaft (DO-G) den zu geringen Flächenanteil von 5 % ökologischer Vorrangflächen. Dieser liegt deutlich unter dem fachlich begründeten und geforderten Anteil von mindestens 10 % Flächenanteil pro Betrieb. Hauptkritikpunkt ist jedoch die Anrechenbarkeit wenig wirksamer ÖVF. So werden beispielsweise Zwischenfrüchte, die vielerorts seit Jahren gute fachliche Praxis sind, mit dem Faktor 0,3 als ÖVF angerechnet. Durch ihren großflächigen Anbau, z.B. vor Mais, sind damit die ÖVF-Anforderungen problemlos zu erfüllen, ohne dass sich an der Landnutzung etwas ändert und biodiversitätswirksame Flächen geschaffen werden. Ein weiteres Problem stellt der Gewichtungsfaktor dar. Durch Gewichtungsfaktoren über eins, beispielsweise für Saumstreifen ab einem Meter Breite, wird der ohnehin zu geringe Anteil von 5 % ÖVF im realen Flächenumfang nochmals reduziert.
Während sich die Stellungnahme auf die „Nachjustierung“ der bestehenden Regelungen bezieht, weist die Fachgruppe nachdrücklich darauf hin, dass es eines Netzes von mindestens 10 % ökologisch hochwirksamer, die Biodiversität fördernder Maßnahmen in der Ackerflur bedarf, um nachhaltig die Populationen der Ackerarten (Feldvögel, Feldhasen, andere Tiere, Ackerwildkräuter) zu schützen und zu fördern. Ein solches Netz ökologisch wirksamer Flächen kann nur in Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft und einer fachkundigen Beratung geschaffen werden kann.
Das Positionspapier der Fachgruppe Agrarvögel der DO-G ist in Heft 3/2015 der Zeitschrift „Vogelwarte“ veröffentlicht worden und kann zudem auf der Internetseite der Fachgruppe Agrarvögel der DO-G heruntergeladen werden.
Quelle: Pressemitteilung der DO-G vom 14.09.2015
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26.10.2015
Schleswig-Holstein: Durchwachsene Brutsaison 2015 im Wattenmeer
Bei einigen Seeschwalbenarten führten Hochwasser und Prädation 2015 zu einem geringen Bruterfolg.
© Jan Goedelt
Die Brutvögel im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer haben schon bessere Jahre gesehen – doch die Saison 2015 war auch nicht gänzlich schlecht. Das ist die vorläufige Bilanz nach Rücksprache mit den betreuenden Nationalpark-Rangern und Naturschutzverbänden, die die Vogelwelt im Gebiet das ganze Jahr über im Blick haben.
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Zunächst gibt es gute Nachrichten zu vermelden: Obwohl es durch die kalte Witterung im Juni und eine Sturmflut Anfang Juli zu einigen Verlusten kam, weist die Brandseeschwalbe mit drei Teilkolonien und insgesamt über 2.800 Brutpaaren auf der Hallig Norderoog den Informationen zufolge einen positiven Trend auf. Diese Entwicklung ist besonders erfreulich, da der Seevogel des Jahres 2015 (gekürt vom Verein Jordsand zum Schutze der Seevögel und der Natur) in Schleswig-Holstein vom Aussterben bedroht ist.
Für die Lachseeschwalben hingegen war es, trotz eines vielversprechenden Saisonbeginns im Neufelderkoog, kein gutes Jahr. Ebenso wie bei den Fluss- und Küstenseeschwalben auf Trischen, Hooge und im Neufelderkoogvorland wurden weniger Jungtiere flügge als erwartet. Als Gründe nennen die Vogelbeobachter vor Ort vor allem Hochwasser und Prädation.
Letztere machte dieses Jahr auch anderen Arten zu schaffen: Die Bruterfolge der Herings- und Silbermöwen auf den Halligen Nordstrandischmoor und Oland litten ebenfalls unter hungrigen Füchsen. Auch die Kolonie der Löffler auf Hallig Oland (eine von vier Kolonien dieses Jahr) wurde durch Prädation dezimiert. Die Austernfischer hatten auf den Inseln und Halligen wieder ein besseres Jahr, am Festland sind die Bruterfolge nach wie vor sehr gering.
Die Brutbestände im Nationalpark Schleswig Holsteinisches Wattenmeer werden fast flächendeckend erfasst; ein Bruterfolgs-Monitoring findet dabei nur für ausgewählte Arten und in einzelnen Gebieten statt. Die endgültigen Ergebnisse der Brutsaison 2015 werden demnächst vorliegen.
Quelle: Kathrin Deichmann, SH Nationalpark Nachrichten, Oktober 2015
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26.10.2015
Einmalige Fotos kopulierender Mauersegler
Mauersegler gehören zu den häufigen Brutvogelarten Deutschlands. Paarungen der Vögel wurden bislang jedoch nur selten dokumentiert.
© Mathias Putze
Regelmäßig wird von Beobachtungen von Mauersegler-Paarungen in der Luft berichtet, fotografische Belege dafür fehlen jedoch weitgehend, sodass nicht einmal ganz geklärt ist, ob es sich bei den akrobatischen Aktionen tatsächlich um Kopulationen handelt. Möglicherweise einmalige, spektakuläre Fotos von Ralph Martin zu diesem Thema werden in einem Beitrag von Anita Schäffer in der November-Ausgabe der Zeitschrift „Der Falke“ präsentiert. Den Artikel können Sie bereits vor Erscheinen der gedruckten Ausgabe
hier herunterladen.
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20.10.2015
Iran verbietet Diclofenac
Hoffnungsschimmer - Diclofenac ist in Nepal, Pakistan, Indien und Iran verboten
© Christoph Moning
Das iranische Umweltministerium hat die Einfuhr, Ausfuhr, Produktion und veterinäre Nutzung von Diclofenac im Iran verboten.
Ein CMS (Convention on the Conservation of Migratory Species of Wild Animals) Koordinator bezeichnete die Entscheidung als einen wichtigen Schritt zum Schutze von Geiern innerhalb der afrikanisch-eurasischen Region, sowie als Indiz dafür, dass der Schutz ziehender Greifvogelarten Im Land ernstgenommen werde. Es sei zu hoffen, dass weitere Länder dem Beispiel Irans, aber auch Indiens, Pakistans und Nepals, folgten und Diclofenac verböten.
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Die Entscheidung wurde während der zweiten Mitgliederversammlung des „Memorandum of Understanding (MoU) on the Conservation of Migratory Birds of Prey in Africa and Eurasia“ mitgeteilt, die Anfang Oktober im norwegischen Trondheim stattfand. Der Iran hatte die auch als „Raptor MoU“ bezeichnete Absichtserklärung im März 2015 unterzeichnet.
Der Iran beheimatet eine der wichtigsten Populationen des Schutzgeiers im Mittleren Osten und hat große Relevanz für etwa 60% der ziehenden Greifvogelarten, die das „Raptor MoU“ schützen will.
Diclofenac ist ein nicht-steroidales, entzündungshemmendes Arzneimittel, das in der Veterinärmedizin zur Behandlung von Nutztieren eingesetzt wird und weltweit für Bestandseinbrüche bei verschiedenen Geierarten verantwortlich ist (siehe auch unsere Nachrichten vom 15.10.2015, 27.05.2014 und 06.03.2014). Fressen Geier an zuvor mit Diclofenac behandelten Kadavern, führt dies innerhalb weniger Tage zu einem tödlichen Nierenversagen bei den Vögeln.
Im südlichen Asien kam es in Folge der verbreiteten Anwendung von Diclofenac seit den 1990er Jahren zu drastischen Bestandseinbrüchen bei drei Geierarten (Bengal-, Indien- und Dünnschnabelgeier), die um mehr als 99% abnahmen. Im Jahr 2006 wurde Diclofenac für die veterinärmedizinische Anwendung in Indien, Nepal und Pakistan verboten. Dies scheint seit kurzem zu einer Stabilisierung der verbliebenen Populationen zu führen, die sich aber weiterhin auf sehr niedrigem Niveau befinden und stark gefährdet sind.
Trotz der Erfahrungen mit dem Medikament aus Asien wurde Diclofenac im Jahr 2013 in verschiedenen europäischen Ländern zugelassen. Darunter auch Spanien, das etwa 95% der europäischen Geierpopulationen beheimatet. Das Sekretariat der Konvention zum Schutz ziehender Arten und BirdLife International haben die Europäische Union in diesem Zusammenhang zum Verbot von Diclofenac aufgefordert.
Quelle: BirdLife International
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16.10.2015
Frühe Ankunft von Zwergschwänen in Westeuropa
Zwergschwan
© Hans Glader
Der Wildfowl & Wetlands Trust (WWT) meldet die früheste Ankunft eines Zwergschwans im traditionellen Überwinterungsgebiet im englischen Gloucestershire seit mehr als 50 Jahren. Am 11. Oktober wurde ein erster einzelner Vogel gesichtet.
Die Beobachtung passt zu den ungewöhnlich kalten Temperaturen im westlichen Russlands und Osteuropa, wo die Werte momentan bereits 5-10 Grad unterhalb der Durchschnittstemperatur liegen.
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WWT Studien haben gezeigt, dass Wetterbedingungen starken Einfluss auf das Zugverhalten von Zwergschwänen haben, wobei die Windrichtung den relevantesten Faktor darstellt.
Kälte, Schneefall und nord-östliche Winde haben offenbar zu einem frühen Wegzug Richtung West-Europa geführt. So wurden auch aus den Niederlanden bereits Zwergschwantrupps mit 45 Individuen am Gooimeer und 80 Individuen am Lauwersmeer gemeldet.
Ein sich andeutender El-Niño Effekt im tropischen Pazifik führt bereits zu Spekulationen über einen bevorstehenden langen und kalten Winter in Europa. Der frühe Zwergschwanzug ist zumindest ein Indiz dafür, dass der Winter ein einigen Ländern ungewöhnlich früh einzusetzen scheint.
Quelle: WWT [weniger anzeigen]
15.10.2015
Steppenadler: Neue Zählung auf dem Zug soll Licht in das Schicksal der bedrohten Adlerart bringen
Die westlichen Populationen des Steppenadlers überwintern auf der Arabischen Halbinsel sowie vor allem im östlichen und südlichen Afrika.
© Christoph Moning
Steppenadler zählen zu den am stärksten bedrohten Adlerarten Europas und Zentralasiens. Ihr Bestand ist in den vergangenen drei Generationen geradezu ins Bodenlose abgestürzt. Geschätzt wird ein Populationsverlust von 80 Prozent oder mehr innerhalb der vergangenen knapp 50 Jahre. In einer neuen Einschätzung von BirdLife International vom März 2015 wird die Art für Europa als vom Aussterben bedroht eingestuft. Neuere Untersuchungen legen zudem nahe, dass der Einsatz des Schmerzmittels Diclofenac in der Tierzucht auch für den Steppenadler eine möglicherweise ähnlich verheerende Rolle spielen könnte, wie für viele Geierarten, die dadurch an den Rand des Aussterbens gebracht wurden (s.a. unsere Meldung vom 27.05.2014 im
Archiv). Zugleich ist über die aktuelle Population und ihren Entwicklungstrend angesichts der entlegenen Brutgebiete des Steppenadlers wenig bekannt. Um diese Wissenslücke zu schließen, hat der israelische Ornithologen-Verband IOC in diesem Jahr in Süd-Israel nach fast zwei Jahrzehnten Unterbrechung die systematische Zählung der durchziehenden Adler wieder aufgenommen. Bei der Pionier-Zählung in der beim Steppenadler ausgedehnten Durchzugsphase von Mitte Februar bis Ende April wurden in Eilat am Roten Meer rund 14.000 Steppenadler gezählt. Dieser Wert liegt über dem der beiden bislang letzten Zählungen von 1997 und 1998 mit je rund 9300 Steppenadlern, aber deutlich unter dem guter Jahre, wie dem Spitzenjahr 1985 mit 75.000 Steppenadlern.
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Die Pionier-Zählung in diesem Jahr lässt noch keine Interpretation mit Blick auf Trends zu, bildet aber den Auftakt zu weiteren Zählungen nach gleicher Methodik in den kommenden Jahren. Insgesamt wurden in der Frühjahrssaison 2015 in Eilat 32 Greifvogelarten gezählt, darunter 498.000 Wespenbussarde, 335.000 Mäusebussarde der Unterart vulpinus („Falkenbussarde“), knapp 22.000 Kurzfangsperber, 16.000 Schwarzmilane und etwas mehr als 10.000 Schwarzstörche. DER FALKE berichtet in seiner November-Ausgabe ausführlich und bringt ein Interview mit dem Leiter der Untersuchung, Noam Weiss, vom IOC.
Beitrag: Thomas Krumenacker
Weitere Informationen
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13.10.2015
Riesengebirge: Deutlicher Einfluss der Klimaerwärmung auf montane Arten
Insbesondere bei Arten der Hochlagen des Riesengebirges, wie dem Bergpieper, wurden in den letzten 25 Jahren starke Bestandsrückgänge festgestellt.
© H.-J. Fünfstück
Klimaveränderungen haben eine gravierende Auswirkung auf die Biodiversität weltweit und gerade höhere Lagen sind davon besonders bedroht. Auch wenn Modellierungen bereits künftige Arealveränderungen sowie ein erhöhtes Aussterberisiko von Arten höherer Lagen vorhersagen, sind Studien zu bereits heute erkennbaren Auswirkungen der Klimaerwärmung rar.
Im tschechischen Riesengebirge wurden nun die langfristigen Populationstrends montaner Arten von 1984 bis 2011 ausgewertet, wo es in diesem Zeitraum zu einer deutlichen Erwärmung kam. Es zeigte sich, dass unter den in höheren Lagen verbreiteten Vogelarten deutlich mehr Arten einen negativen Bestandstrend aufwiesen als unter denen in niedrigerer Höhe. Für einige Arten konnte zudem eine Verschiebung des Areals in höhere Lagen festgestellt werden. Unter den im Bestand zurückgehenden Arten fanden sich auffallend viele Langstreckenzieher, während Kurzstreckenzieher und Standvögel allgemein positivere Trends aufwiesen.
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Insgesamt weisen die Resultate der in der Online-Fachzeitschrift PlosOne veröffentlichten Studie darauf hin, dass die Klimaerwärmung sich bereits heute — natürlich neben verschiedenen anderen Einflussfaktoren — auf die Vogelwelt des Gebirges auswirkt und sich für einige Arten wie den Bergpieper bereits negative Folgen zeigen. Gerade bei den alpinen Arten kommt es durch Klimaerwärmung zu einer Verlagerung der Areale in höhere Lagen.
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- Flousek, J., T. Telenský, J. Hanzelka & J. Reif 2015: Population Trends of Central European Montane Birds Provide Evidence for Adverse Impacts of Climate Change on High-Altitude Species. PLoS ONE 10(10): e0139465. doi:10.1371/journal.pone.0139465
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12.10.2015
Erfolgreicher Großtrappenschutz: Beste Brutsaison seit mehr als 35 Jahren
© Hans Glader
„
Nach Auskunft des Landesamts für Umwelt wurden 42 Jungvögel, doppelt so viele Küken, flügge als im Vorjahr. Damit ist die diesjährige Brutsaison die mit Abstand erfolgreichste seit den ersten Maßnahmen zum Erhalt der Großtrappe in der Mark vor gut 35 Jahren“, freut sich Brandenburgs Umweltminister Jörg Vogelsänger.
Der Großteil der Wildküken wurde von ihren freilebenden Vogelmüttern in gezäunten Arealen innerhalb der Trappenschutzgebiete im Havelländischen Luch, den Belziger Landschaftsweisen und im Fiener Bruch großgezogen. Diese Bereiche wurden eingerichtet, um die Gelege vor den zunehmend auftretenden Beutegreifern wie Waschbär, Marderhund oder Fuchs zu schützen, denen außerhalb der Zäune nahezu alle Bruten zum Opfer fallen. Sobald die Jungvögel fliegen können, nutzen sie dann auch die umliegenden Flächen.
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Da der Bruterfolg in freier Wildbahn bislang nur im Havelländischen Luch für eine stabile Bestandsentwicklung ausreicht, werden die Bestände der Belziger Landschaftswiesen und des Fiener Bruchs weiterhin zusätzlich durch Auswilderung unterstützt. Dafür werden Jungvögel in der Staatlichen Vogelschutzwarte des Landesamts für Umwelt aufgezogen und nach und nach in den Wildbestand integriert. 2015 konnten mehr als 40 Jungvögel ausgewildert werden. Insgesamt erhielt der Großtrappenbestand in Deutschland somit einen Zuwachs von über 80 flüggen Jungvögeln — so viel, wie schon seit Jahrzehnten nicht mehr.
Damit setzt sich der bereits seit einiger Zeit sichtbare Aufwärtstrend für die hierzulande nur noch in Brandenburg und Sachsen-Anhalt vorkommende Vogelart weiter fort. Im Frühling dieses Jahres wurden 197 Tiere gezählt, die größte Anzahl seit 28 Jahren. 77 leben im Havelländischen Luch, 59 in den Belziger Landschaftswiesen und 61 im Fiener Bruch, grenzübergreifend zu Sachsen-Anhalt. Zu verdanken ist diese Entwicklung den gemeinsamen Bemühungen von Naturschützern und Landwirten.
Mitte der 1990er Jahre stand die Großtrappe kurz vor dem Aussterben. Grund dafür war vor allem die Intensivierung der Landwirtschaft. Diese veränderte die ökologischen Bedingungen der Agrarlandschaft grundlegend und zerstörte so den Lebensraum des Großvogels, aber auch zahlreicher weiterer Pflanzen- und Tierarten. Die Großtrappe verschwand aus den reinen Ackerlandschaften und schließlich auch aus den Luchgebieten, die zunehmend in monotones Saatgrasland umgewandelt worden waren. Von den einst über 30 Einstandsgebieten in der Mark waren schließlich nur noch drei übrig, weil dort seit den 1980er Jahren intensive Schutzmaßnahmen erfolgten.
Die Maßnahmen zur Lebensraumgestaltung in den drei Trappenschutzgebieten kommen nicht nur dem größten flugfähigen Vogel Mitteleuropas zugute, sondern auch den anderen Tier- und Pflanzenarten, die in der Agrarlandschaft selten geworden sind. Darunter befinden sich auch zahlreiche Rote-Liste-Arten, die zum Teil in Brandenburg bereits ausgestorben waren.
Quelle: Pressemitteilung MLUL Brandenburg, 9.10.15
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09.10.2015
Herzlichen Glückwunsch!
25 Jahre Berliner Ornithologische Arbeitsgemeinschaft
Die Elster ziert das Logo der BOA
© Thomas Hinsche
Die Berliner Ornithologische Arbeitsgemeinschaft (BOA) begeht in diesem Jahr ihr 25-jähriges Bestehen. Der DDA gratuliert ganz herzlich zum Jubiläum, wünscht den Aktiven viel Energie und Erfolg für die zukünftigen Aufgaben und freut sich auf die Fortsetzung der sehr erfolgreichen Zusammenarbeit!
Die Berliner Ornithologische Arbeitsgemeinschaft (BOA) e. V. wurde unmittelbar nach der deutschen Vereinigung am 9.10.1990 als Nachfolgerin der in beiden Stadthälften vorher aktiven ornithologischen Gruppierungen gegründet. Damit konnte die Stadtavifauna Berlins unter einer einheitlichen Organisation untersucht werden. Mit der Vereinsgründung wurden auch die vorher existierenden Zeitschriften „
Pica“ und „
Ornithologischer Bericht für Berlin (West)“ zusammengelegt und in der gemeinsamen Zeitschrift „
Berliner ornithologischer Bericht“ fortgeführt. Als Vereins-Logo wurde die Elster von der "Pica" übernommen.
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BOA-Mitglieder beteiligen sich an einer Vielzahl der vom DDA koordinierten bundesweiten Erfassungsprogramme. Dazu gehören sowohl die langjährig etablierten Wasservogelzählungen als auch verschiedene Monitoringprogramme für Brutvögel. Ferner beteiligen sich Mitglieder der BOA auch am Monitoring von Greifvögel und Eulen der Universität Halle, an Programmen der Arbeitsgemeinschaft Berlin-Brandenburgischer Ornithologen (ABBO), arbeiten als Beringer der Vogelwarte und vieles andere mehr.
An diesem Wochenende feiert die BOA ihr Jubiläum im Rahmen einer Vortragsveranstaltung mit Busexkursion. In der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften am Gendarmenmarkt in Berlin beginnt am Samstag (10.10.) um 13 Uhr ein vielseitiges Vortragsprogramm mit Beiträgen u.a. von Prof. Dr. Josef Reichholf. Ab 19 Uhr gibt es ein Büffet und geselliges Beisammensein in den Räumen der Akademie. Die Veranstaltung schließt am Sonntag mit einer Busexkursion zum Gülper See und zum abendlichen Kranicheinflug am größten Sammelplatz Deutschlands in Linum.
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09.10.2015
TV-Tipp: „OZON unterwegs“ zum Thema Citizen-Science — 12. Oktober 22.15 Uhr im rbb-Fernsehen
„Citizen Science“ ist zum neuen Schlagwort geworden, die Bürgerforschung boomt
© rbb
Ob Vogel-, Mücken- oder Pflanzenatlas — nur mit freiwilligen Helfern sind flächendeckende Beobachtungen möglich, können Unmengen an Daten gesammelt werden. Doch „Citizen-Science“, die Bürgerwissenschaft, beschäftigt sich mit weit mehr als der Natur und soll bald zur Forschungsstrategie in Deutschland gehören. Warum? Stecken die Fachwissenschaften fest? Ist mehr freies oder demokratisches Denken nötig für die großen Menschheitsprobleme wie Klimawandel, Lichtverschmutzung und Artenrückgang? „OZON unterwegs“ verbindet Recherchen unterschiedlicher Autoren und beleuchtet komplexe Themen aus Wissenschaft und Umwelt vielschichtig und mit Hintergrund. Die Sendung „
OZON unterwegs — Käferforscher & Sternegucker — Unentbehrliches Bürgerwissen“ wird am Montag, den 12.10.2015 um 22:15 Uhr im rbb-Fernsehen ausgestrahlt.
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09.10.2015
Der Stieglitz ist Vogel des Jahres 2016
Wegen seiner Farbenpracht und Sangeskunst war der Stieglitz lange Zeit ein beliebter Käfigvogel.
© Ingo Waschkies
Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) und sein bayerischer Partner, der Landesbund für Vogelschutz (LBV), haben den Stieglitz zum „
Vogel des Jahres 2016“ gewählt. Auf den Habicht, Vogel des Jahres 2015, folgt damit ein Singvogel, der zu den farbenfrohesten Vögeln Deutschlands zählt. Der auch Distelfink genannte Stieglitz steht für vielfältige und farbenfrohe Landschaften, denn er ernährt sich vornehmlich von den Samen zahlreicher verschiedener Blütenpflanzen, Gräser und Bäume. Bunte Landschaften mit ausreichend Nahrung gibt es jedoch immer weniger, daher ist der Bestand des Stieglitzes in Deutschland in den vergangenen Jahren stark zurückgegangen.
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„Allein in der Agrarlandschaft sind seit 1994 fast 90 Prozent aller Brachflächen mit ihrer heimischen Artenvielfalt verloren gegangen. Auch Randstreifen mit Blumen und Wildkräutern an Feldern und Wegen werden immer weniger und artenärmer. Im Siedlungsraum verschwinden wildblumenreiche Brachflächen, öffentliches und privates Grün wird zu intensiv gepflegt, Wildkrautvielfalt gar weggespritzt. Für unseren Jahresvogel wird es in Deutschland inzwischen eng“, sagte NABU-Vizepräsident Helmut Opitz. Es gebe viele Möglichkeiten, den Lebensraum des farbenfrohen Finken zu erhalten. Schon kleine unbelassene Ecken in Gärten, an Sport- und Spielplätzen, Schulen, Ackerflächen oder Straßenrändern trügen dazu bei.
„Überregional kann nur eine Reform der bestehenden EU-Agrarverordnungen und -Förderinstrumente den Verlust landwirtschaftlicher Brachflächen stoppen. Aber auch in Städten und Gemeinden werden Konzepte benötigt, damit es mehr Wildnis am Straßenrand und auf grünen Flächen gibt“, sagte der LBV-Vorsitzende Norbert Schäffer. Auch private Gärtner können sich für den Erhalt von Lebensräumen des Stieglitzes einsetzen. Das Anlegen von Blühflächen mit heimischen Wildkräutern sowie Obstbäumen und der Verzicht auf Pestizide helfen dem zierlichen Finken.
Der Bestand des Stieglitzes hat in Deutschland laut den Daten des Dachverbandes Deutscher Avifaunisten von 1990 bis 2013 um 48 Prozent abgenommen. Offizielle Schätzungen gehen derzeit von 305.000 bis 520.000 Brutpaaren in Deutschland aus. Stieglitze leben sowohl auf dem Land als auch in Siedlungen, solange es einen geeigneten Brutplatz und genug Nahrung gibt. Diese findet er an Acker- und Wegrainen, auf Brachen oder in Parks und Gärten. Knapp 60 Prozent des bundesweiten Bestandes leben im Siedlungsraum, die restlichen 40 Prozent in der Agrarlandschaft.
Wie alle Vertreter der Gattung Carduelis haben auch Stieglitze eine schlanke Gestalt mit einer Körperlänge von zwölf bis 13 Zentimetern. Unverwechselbar leuchtet ihre rote Gesichtsmaske auf dem ansonsten weiß und schwarz gefärbten Kopf. Rücken und Brust sind hellbraun, Bauch und Bürzel weiß gefärbt. Markant ist auch die gelbe Flügelbinde an den ansonsten schwarzen Flügeln. Ihr typischer Ruf brachte ihnen auch ihren deutschen Namen ein. Am häufigsten ertönt ein helles, zwei- bis dreisilbiges „didelit“ oder „didlilit“ oder eben „stiglit“. Vor allem im Spätsommer und Herbst ist der Stieglitz oft auf Disteln, Kletten und Karden anzutreffen, aus denen er geschickt die Samen herauspickt. Dieser Vorliebe verdankt er auch den Zweitnamen Distelfink. Zudem sind Stieglitze überaus gesellig. Sie fliegen im Schwarm auf Nahrungssuche und leben selbst zur Brutzeit in lockeren „Wohngemeinschaften“ mit anderen Paaren.
Gleichzeitig mit der Verkündung des „Vogel des Jahres“ starten der NABU und der LBV die Aktion „Bunte Meter für Deutschland“. Ziel ist es, möglichst viele Meter wildkrautreicher Grünflächen als neue Lebensräume für den Stieglitz und andere Singvögel zu schaffen. Ob dabei Flächen mit Wildblumen neu eingesät werden, Brachflächen gerettet, Ackerrandstreifen angelegt werden oder ob Kommunen bei der Pflege von Straßenrändern auf Gift und ständiges Mähen verzichten — auf einer Deutschlandkarte sollen diese Entwicklungen und Projekte dokumentiert werden.
Quelle: Pressemitteilung NABU, 9.10.2015
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09.10.2015
Gründe für Rückgänge des Braunkehlchens sind vermutlich nicht im Winterquartier zu suchen
Die Gründe für die starken Rückgänge des Braunkehlchens sind offenbar vor allem auf dem Zugweg sowie in den Brutgebieten zu suchen.
© Peter Hering
Insbesondere unter den Langstreckenziehern finden sich zahlreiche Sorgenkinder des europäischen Vogelschutzes. Um die Gründe für Bestandsrückgänge von Zugvogelarten zu finden, ist es notwendig nicht nur mögliche Beeinträchtigungen in den Brutgebieten, sondern vor allem auch auf dem Zug und im Überwinterungsgebiet zu erforschen. Zum ersten Mal wurde nun in einer Studie britischer und nigerianischer Wissenschaftler die Überlebensrate von Braunkehlchen einer relativ standorttreuen Überwinterungspopulation anhand individueller Markierung untersucht.
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Die jährliche Überlebensrate lag bei rund 52% und variierte zwischen demografischen Gruppen, der Nutzung verschiedener Habitate sowie unterschiedlicher Ortstreue kaum. Die Zahl erfolgreicher Überwinterungen war sehr hoch und in einigen Gebieten konnte eine monatliche Überlebensrate von 98% ermittelt werden. Auch wenn die Treue der Überwinterungsplätze sich räumlich und altersspezifisch unterschied, wirkte sich eine geringe Ortstreue nicht negativ auf die jährliche Überlebensrate aus, was darauf hindeutet, dass wenig ortstreue Vögel verschiedene Gebiete zur Überwinterung aufsuchen und dies nicht mit einer höheren Mortalität zusammenhängt.
Die Ergebnisse der Studie lassen darauf schließen, dass die größten Verluste beim Braunkehlchen nicht im Winterquartier erfolgen und dortige Bedingungen eine untergeordnete Rolle spielen. Die Homogenität der Überlebensraten von Braunkehlchen unterschiedlichen Alters und Geschlechts im Überwinterungsgebiet deuten an, dass entsprechende Korrelationen nur den ersten Zug von Jungvögeln betreffen und die Wahl der Winterhabitate keine größeren Auswirkungen hat. Den Rast- und Brutgebieten scheint beim Schutz des Braunkehlchens allgemein eine bedeutendere Rolle zuzukommen. Auch in Bezug auf Maßnahmen zum Erhalt weiterer Afro-Paläarktischer Zugvogelarten könnten die aktuellen Ergebnisse von Bedeutung sein.
Dass das Braunkehlchen dringend Hilfe braucht wird auch in der Resolution „Message from Helmbrechts“ aufgezeigt, die im Rahmen des 1. Europäischen Braunkehlchen Symposiums im Mai 2015 von zahlreichen Verbänden und Organisationen, u.a. auch dem DDA, unterzeichnet wurde.
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08.10.2015
Jonathan Franzen erhält EuroNatur-Preis 2015 für sein Engagement im Vogelschutz
Bestseller-Autor und Vogelfreund Jonathan Franzen.
© Kathy Chetkovich
Mitte Oktober wird der derzeit wohl bedeutendste US-amerikanische Autor Jonathan Franzen den EuroNatur-Preis 2015 erhalten. Unter anderem hat der künftige Preisträger wesentlich dazu beigetragen, dass derzeit in ganz Albanien ein Jagdmoratorium herrscht. Das Land zählt zu den Hauptbrennpunkten der Vogeljagd auf dem Balkan, wo entlang der Adria-Zugroute jedes Jahr weit über zwei Millionen Zugvögel geschossen werden.
Im Frühjahr 2012 war Jonathan Franzen in Begleitung von EuroNatur zwei Wochen lang auf Recherchereise in allen wichtigen Rastgebieten entlang der östlichen Adriaküste unterwegs — vom Karavasta-Nationalpark in Albanien bis zum Neretva-Delta in Kroatien. Er sprach mit Jägern, beobachtete illegale Jagdpraktiken und beleuchtete die Hintergründe der Vogeljagd auf dem Balkan.
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Sein im Magazin „National Geographic“ erschienener Beitrag „Singvögel — Flug in den Tod“ zeigte auf eindrückliche Weise, wie die Vogeljagd an der östlichen Adria aufwändige Schutzprogramme in den Brutgebieten der Zugvögel konterkariert. Der Artikel wurde in Albanien in den zuständigen Ministerien verbreitet und hat die Debatte über die Jagd im Land stark beeinflusst. Albanische Naturschutzgruppen hatten in Verbindung mit europaweiten Initiativen zuvor den Boden dafür bereitet.
Mit dem undotierten EuroNatur-Preis werden herausragende Leistungen für den Naturschutz gewürdigt. Der EuroNatur-Preis 2015 wird am 14. Oktober 2015 um 17 Uhr auf der Bodenseeinsel Mainau an Jonathan Franzen verliehen. Zu den früheren Preisträgern zählen u.a. Prinz Charles, Michail Gorbatschow und Prof. Dr. Klaus Töpfer.
Quelle: Presseinformation EuroNatur, 7.10.2015
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08.10.2015
Einsatz von Pestiziden beeinflusst Bestände von Singvögeln in der Agrarlandschaft
Selbst die ursprünglich als anpassungsfähig geltende Wiesenschafstelze zieht sich mittlerweile aus der Agrarlandschaft zurück.
© Hans Glader
Wer mit offenen Augen und Ohren unsere Landschaft durchwandert, dem fällt immer mehr auf, wie wenig natürliches „Leben“ auf vielen Flächen der konventionell-intensiven Landwirtschaft zu finden ist. Offensichtlich wird mittlerweile auf unseren Äckern so intensiv gewirtschaftet und auch mit Pestiziden gespritzt, dass einst typische Tier- und Pflanzenarten der Kulturlandschaft hier heute kaum noch überleben können. Wie aktuelle Untersuchungen von Ornithologen in Schleswig-Holstein etwa auf dem Hof Ritzerau / Hzgt. Lauenburg zeigen, kommen aber auf Flächen des ökologischen Landbaus noch erheblich größere Bestände typischer Vogelarten wie Feldlerche oder Wiesenschafstelze vor. Dies legt nahe, dass insbesondere der unterschiedliche Pestizideinsatz, der im Ökolandbau verboten ist, eine entscheidende Rolle beim Erhalt der Artenvielfalt spielt.
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Der NABU Schleswig-Holstein hat auf seinen Internetseiten im Beitrag „Öko top, konventionell flop“ einige Informationen und aktuelle Entwicklungen, fußend auf vergleichenden Beobachtungen auf konventionell und ökologisch bewirtschaftenden Flächen, zusammengestellt und Forderungen zum Einsatz von Pestiziden formuliert. Dazu gehört, dass das Ausbringen der Neonikotinoide Clothianidin, Imidacloprid und Thiamethoxam sowie von Glyphosat und ähnlich gefährlicher Pestizide in der konventionellen Landwirtschaft dauerhaft verboten und dieses Verbot auch auf der Ebene der Europäischen Union beantragt und durchgesetzt werden muss. Der Anteil des ökologischen Landbaus, der auf diese Stoffe verzichtet, muss bundesweit drastisch erhöht werden.
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06.10.2015
Besenderte Steppenweihe „Potku“ überwindet den Großteil der Sahara
Zugroute von Steppenweihe „Potku“ im August/September 2015
© http://koivu.luomus.fi
Die Route des im Juni 2015 in Finnland besenderten Steppenweihen-Weibchens „Potku“ Zuletzt berichteten wir am 24.09. von der erfolgreichen Überquerung des Mittelmeeres. Damit wurde bereits die Frage beantwortet, ob der Vogel den Winter in Südwesteuropa oder in Afrika verbringen würde. Doch wohin ihn seine Reise genau führen wird, ist noch vollkommen offen.
„Potku“ hat in den letzten zwei Wochen ihren südwestlichen Kurs beibehalten. In nur vier Tagen wurde Marokko in seiner längsten Ausdehnung auf rund 1200 Kilometern durchquert. Während die Pyrenäen westlich und unter Vermeidung größerer Gipfel umflogen wurden, verhielt sich das Weibchen im Atlasgebirge ganz anders: Nur wenige Kilometer vom höchsten Gipfel Marokkos entfernt, zog die Weihe in mehr als 3600 Metern Höhe über den Gebirgszug hinweg.
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Am 27.9. wurde nachmittags die Grenze zu Westsahara überquert und am Abend sendete der GPS-Sender vorerst letztmalig seine Position aus der Nähe der Wüstenstadt Samara. Rund eine Woche lang mussten die Wissenschaftler des Forschungsprojektes hoffen und bangen, bevor der Sender schließlich doch neue Ortungen des Vogels übermittelte. Weitgehend ließ sich die Route rekonstruieren, doch für fünf Tage und rund 600 Kilometer Flugstrecke liegen keine genauen Daten vor. Sicher ist, dass „Potku“ Westsahara bereits am 28.9. rund 300 Kilometer von der Atlantikküste entfernt südwärts nach Mauretanien verließ. Dort wurde ein erneut südwestlicherer Kurs eingeschlagen und zuletzt wurde der Vogel am 4.10. morgens etwa 200 Kilometer östlich des berühmten Nationalparks Banc d'Arguin lokalisiert, einem wichtigen Überwinterungsgebiet zahlreicher Zugvögel und einem der vogelreichsten Gebiete weltweit.
Am Südrand der Sahara angekommen, hält sich „Potku“ nun bereits in den bekannten Überwinterungsgebieten von Steppenweihen auf, welche sich jedoch in Westafrika von der Sahelzone südlich bis an den Rand des Tropischen Regenwaldes erstrecken. Behält sie ihren Kurs bei, so könnte sie bald den Djouj-Nationalpark im Norden Senegals erreichen. Dieser ist hierzulande vor allem als Überwinterungsgebiet des Seggenrohrsängers bekannt. Der Herbstzug des Steppenweihen-Weibchen scheint nun fast geschafft und die Überwinterungsgebiete dürften in greifbarer Nähe liegen. Wir halten Sie an dieser Stelle auf dem Laufenden, welches Gebiet „Potku“ zur Überwinterung wählt und wie spannende Reise des Vogels weiter geht.
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06.10.2015
Neue Studie zur Bewertung von Maßnahmen zur Minderung des Kollisionsrisikos an Windenergieanlagen
Zur Minderung des Kollisionsrisikos von Vögeln an Windenergieanlagen werden unterschiedliche Maßnahmen genutzt
© Mathias Putze
Windenergie leistet einen bedeutenden Beitrag zum Klimaschutz, doch die Anlagen haben auch negative Auswirkungen auf Fledermäuse und Vögel. Eine effektive Reduzierung der Gefährdung durch Windenergieanlagen ist daher notwendig. Im Rahmen einer Literaturstudie des Norwegischen Instituts für Naturforschung (NINA) wurden nun Ergebnisse bisheriger Untersuchungen zur Minimierung von Schlagopfern an Windenergieanlagen zusammengetragen und in der Fachzeitschrift
Renewable and Sustainable Energy Reviews veröffentlicht.
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Insgesamt 77 Publikationen zu 26 Minderungsmaßnahmen wurden dabei analysiert. Dabei wurde zwischen Maßnahmen an Konstruktion, Standort und Betrieb der Anlagen sowie Maßnahmen mit Auswirkungen auf das Verhalten der Vögel wie Lichtquellen, Geräusche und Habitatveränderungen der Umgebung unterschieden. Für jede Maßnahme wurden sechs Kriterien, darunter die Reduzierung des Kollisionsrisikos sowie die Kosten der Umsetzung, anhand eines Punktesystems bewertet.
Unter den Anlagen-basierten Minderungsmaßnahmen stellten sich dabei eine geänderte Geschwindigkeit der Rotoren sowie die temporäre Abschaltung der Anlagen als effektivste Maßnahmen heraus. Unter den Maßnahmen mit Auswirkungen auf das Verhalten der Vögel wurden Reflektoren, visuelle Abschreckung und der Einsatz von Lasern am besten bewertet. Reflektoren in Form von Spiegeln scheinen für tagaktive Vögel eine abschreckende Wirkung zu zeigen, während aktive Lichtquellen wie Laser bei Nachtziehern von besonderer Bedeutung sind.
Die Wissenschaftler befassten sich auch mit Lebensraumveränderungen. Als sinnvollste Maßnahme wird die Erhöhung der ökologischen Qualität für Brut- und Rastvögel abseits der Windparks angesehen, um die Tiere weg von den Windanlagen in andere Gebiete zu locken. Weniger positiv wird eine Reduzierung attraktiver Habitate im Umfeld der Anlagen angesehen, da auf diese Weise die Vögel gezwungen werden, in möglicherweise suboptimale Bereiche in der Umgebung auszuweichen, was zu unmittelbaren Konsequenzen für ganze Populationen führen könnte.
Die Autoren empfehlen für Windparks die Nutzung vor allem bereits gestörter Standorte wie Industriebrachen, sowie die konsequente Meidung von Standorten mit erhöhtem Risikopotential wie Zugkorridoren. Baumaßnahmen sollten möglichst stets außerhalb der Brutzeit stattfinden. Zur Konstruktion der Windenergieanlagen empfehlen die Wissenschaftler Beleuchtungssysteme, die passive Reize, z.B. durch UV-Beschichtung, mit aktiven Lichtquellen wie Blinklichtern kombinieren, um sowohl tagsüber als auch nachts das Kollisionsrisiko für Vögel zu minimieren.
Quelle: IBS Infodienst Biodiversität Schweiz Nr. 107, Oktober 2015
Weitere Informationen
- May R., O. Reitan, K. Bevanger, S.-H. Lorentsen & T. Nygård (2015): Mitigating windturbine induced avian mortality: Sensory, aerodynamic and cognitive constraints and options. Renewable and Sustainable Energy Reviews 42: 170—181. doi:10.1016/j.rser.2014.10.002
- Infodienst Biodiversität Schweiz
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01.10.2015
Augen und Ohren auf! Einflug von Gelbbrauen-Laubsängern
Gelbbrauen-Laubsänger sind in diesem Herbst auffallend häufig zu beobachten
© Lutz Ritzel
Gelbbrauen-Laubsänger stammen aus den Wäldern der Taiga zwischen Ochotskischem Meer und Ural. Die Art ist im Herbst ein jährlicher Gast in Europa, obwohl die Hauptüberwinterungsgebiete eigentlich in den Subtropen und Tropen Asiens liegen. Wohin die bei uns durchziehenden Gelbbrauen-Laubsänger fliegen, ist bisher weitgehend unbekannt. Die bereits lange Reise scheint aber weit nach Südwesten weiter zu gehen: Ein im Herbst 2013 auf Helgoland beringter Vogel konnte im Januar 2014 auf der Kanareninsel Lanzarote fotografiert werden. Die Gründe für das alljährliche Auftreten von Hunderten von Gelbbrauen-Laubsängern in Europa sind ebenfalls noch nicht endgültig geklärt. Als mögliche Ursache wird unter anderem eine genetisch fixierte, anhaltende Missorientierung der Vögel genannt.
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In diesem Jahr scheinen besonders viele Gelbbrauen-Laubsänger die südwestliche Route über Europa einzuschlagen: In Finnland wurden seit Anfang September rund 1.000 Gelbbrauen-Laubsänger festgestellt — normal waren es in den letzten Jahren im gesamten Herbst weniger als 300. Auf dem Weg nach Südwesten sollte zumindest ein Teil dieser Vögel auch über Deutschland fliegen.
Die meisten Feststellungen gelingen zwischen Mitte September und Mitte Oktober, meist in den Küstenregionen. Die bereits rund 200 Meldungen von Gelbbrauen-Laubsängern, die in diesem Herbst bei ornitho.de gemeldet wurden, zeigt die aktuelle Verbreitungskarte. Der erste Herbstnachweis 2015 gelang außergewöhnlich früh bereits Ende August. Es folgten Beobachtungen vor allem auf Helgoland (Tagessumme bis zu 17 Ind.) und entlang der Nordseeküste, aber auch an einigen Stellen im Binnenland. Das Maximum wird in der Regel Anfang Oktober erreicht. Jetzt ist also genau die richtige Zeit, um nach den seltenen Gästen zu suchen!
Gelbbrauen-Laubsänger können auf dem Durchzug eigentlich überall auftauchen, an Gewässern, am Waldrand, in Stadtparks oder sogar im eigenen Garten. Man sollte sich vor allem mit dem charakteristischen und häufig vorgetragenen Ruf vertraut machen (www.xeno-canto.org/species/Phylloscopus-inornatus), über den die Vögel oftmals erst auf sich aufmerksam machen. Vom Aussehen her ähneln die kleinen Laubsänger Goldhähnchen, unterscheiden sich farblich unter anderem aber durch den namensgebenden gelben Überaugenstreif. Als Ausnahmeerscheinung taucht auch der sehr ähnliche Goldhähnchen-Laubsänger hin und wieder in Deutschland auf. Er unterscheidet sich vom Gelbbrauen-Laubsänger vor allem durch einen auffällig gelben Bürzel sowie einen gelben Scheitelstreifen auf dem Kopf.
Viel Erfolg bei der Suche nach den sibirischen Gelbbrauen-Laubsängern wünscht
das Team von ornitho.de und ornitho.lu
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01.10.2015
The Amazing Journey — Auf der Spur der Steppenkiebitze
Neue Forschungsergebnisse lassen bislang unbekannte, auf dem Herbstzug genutzte Rastgebiete am Westrand des Kaspischen Meeres vermuten
© Kai Gauger
Seitdem der Steppenkiebitz aufgrund massiver Bestandsrückgänge im Jahr 2004 in der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN in die Kategorie „vom Aussterben bedroht“ aufgenommen wurde, befassen sich Wissenschaftler im Rahmen eines internationalen Steppenkiebitz-Projektes alljährlich mit den Beständen, der Verbreitung, der Habitatnutzung und dem Bruterfolg an den Brutplätzen in Kasachstan. Im Rahmen der von BirdLife International, der Royal Society for the Protection of Birds (RSPB) und der Gesellschaft zum Schutz der Biodiversität Kasachstans (ACBK) durchgeführten Untersuchung werden unter anderem die Zugwege mehrerer mit Satellitensendern ausgestatteter Steppenkiebitze verfolgt.
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Im Jahr 2015 wurden acht Steppenkiebitze besendert, um sie auf ihrem Weg von Kasachstan bis in die Überwinterungsgebiete zu verfolgen. Soweit bekannt überwintert ein Großteil der Vögel in Israel, Eritrea und dem Sudan, wenige ziehen auf einer östlichen Zugroute nach Pakistan und Nordwest-Indien. Die aktuell besenderten Vögel haben bereits bislang unbekannte Zugstrategien aufgedeckt: Anders als bislang bekannt überquerten zwei Vögel im Herbst das Kaspische Meer anstatt es — wie die übrigen westwärts abziehenden Vögel — nördlich zu umfliegen. Dies lässt bislang unbekannte Herbstrastplätze in Aserbaidschan vermuten.
Die anhand der Telemetrie erhaltenen Ortungen werden von den Forschern direkt ausgewertet, um den Vögeln auch am Boden bis in entlegene Gegenden folgen zu können. Ein Team in Usbekistan konnte auf diese Weise einen der besenderten Vögel in einem Trupp von rund 400 Steppenkiebitzen lokalisieren. Es wurden auch mehrere beringte Vögel gesichtet, darunter ein bereits im Jahr 2009 von den Wissenschaftlern beringter. Tagsüber scheinen die Steppenkiebitze im Bereich des usbekischen Talimarjan-Sees zu rasten, um in der Nacht zur Nahrungssuche in die Wüste zu fliegen.
Besonders eindrucksvoll ist die Gesamtzahl der in diesem Gebiet festgestellten Steppenkiebitze: Rund 2200 konnten in den letzten Tagen im Bereich der Grenze Usbekistan/Turkmenistan gezählt werden, darunter ein Trupp von etwa 700 Vögeln. Es handelt sich dabei um den drittgrößten bislang festgestellten Trupp und die weitaus größte Ansammlung entlang des östlichen Zugwegs. Bislang wurde angenommen, dass die Mehrzahl der Steppenkiebitze den westlichen Zugweg wählt, doch die aktuellen Erkenntnisse lassen vermuten, dass es große, bislang unbekannte Überwinterungsgebiete in Pakistan und Indien geben könnte.
Noch längst nicht alle Geheimnisse aus dem Leben der Steppenkiebitze scheinen bekannt zu sein. Um die Gründe für die Bestandsrückgänge zu ermitteln, sind daher weitere Studien notwendig. Den besenderten Steppenkiebitzen — und den ihnen folgenden Wissenschaftlern des Steppenkiebitz-Projektes — kann man auf der Internetseite „The Amazing Journey“ folgen.
Als Ausnahmeerscheinung — jedoch mit alljährlichen Nachweisen — treten Steppenkiebitze auch in Deutschland auf. Mehr als 150-mal wurde die Art seit 1977 hierzulande nachgewiesen. Die jüngsten von der Deutschen Avifaunistischen Kommission anerkannten Nachweise sind in „Seltene Vögel in Deutschland“ publiziert.
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01.10.2015
Vögel in Deutschland aktuell: Rückblick auf den Sommer 2015
Stare am abendlichen Sammelplatz
© Rosl Rößner
Mit zahlreichen Temperaturrekorden zeigte sich der Sommer 2015 insgesamt heiß, trocken und sonnig. Während vor allem Wasservögel in austrocknenden Gewässern ihre Bruten verloren, wirkte sich die Witterung positiv auf den Bruterfolg wärmeliebender Arten aus. In unserem Beitrag über den Sommer 2015 in „DER FALKE“ betrachten wir einige Ereignisse in der Vogelwelt in den Monaten Juni bis August.
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Unter allen europäischen Landvögeln zeigt das Rebhuhn seit 1980 mit einem Rückgang von rund 93% die stärksten Verluste. Besonders im Jahr 2013 war der Bruterfolg dieser Art nach dem anhaltenden Nachwinter und einer sehr kühlen und feuchten Periode Ende Mai gering. Im Sommer 2015 waren die Bedingungen für die ursprüngliche Steppenart hingegen nahezu ideal. In unserem Beitrag vergleichen wir die Truppgrößen der Rebhühner im Jahresverlauf nach den Daten von ornitho.de in den Jahren 2012 bis 2015 und geben Tipps, wie die kleinen Hühnervögel am einfachsten zu beobachten sind.
Die Luftspiele größerer Starenschwärme gehören sicherlich zu den faszinierendsten Schauspielen in der Vogelwelt. Doch wann und wo treten die Vögel in derartiger Anzahl bei uns auf? Anlässlich einer aktuellen Anfrage eines Fernsehteams haben wir die über 200.000 Meldungen von Staren in ornitho.de einmal auf diese Fragen hin ausgewertet. Der Beitrag liefert neben einer Deutschlandkarte der größten Starenschlafplätze und Ansammlungen auch eine Darstellung der jahreszeitlichen Verteilung der Truppgrößen nach Größenklassen.
Ausführlicher als in bisherigen Rückblicken auf die zurückliegende Jahreszeit gehen wir diesmal auch auf das Auftreten von Seltenheiten ein. Der Sommer 2015 hatte hier viele Überraschungen parat. Neben „dem“ Schwarzbrauenalbatros, Deutschlands erstem Bulwersturmvogel und mehreren Zwergscharben wurden besonders viele seltene Greifvögel beobachtet. Gleitaar, Eleonoren- und Würgfalke sowie Adlerbussard wurden gleich mehrfach gesichtet, ergänzt durch den bei Anerkennung erst vierten Rötelfalken für Deutschland. Unter den Limikolen sind neben zwei Wüstenregenpfeifern vor allem die beiden ersten hierzulande auch fotografisch dokumentierten Sandstrandläufer erwähnenswert.
Den Beitrag „Vögel in Deutschland aktuell: Sommer 2015: Rebhühner, Stare und viele Überraschungen“ in der Zeitschrift „DER FALKE“ können Sie als PDF herunterladen. Einen Artikel zum neuen „Atlas-Tool“ bei ornitho (siehe Newsmeldung vom 1.9.) mit dem Titel „ornitho.de: Verbreitung von Vogelarten jetzt auch auf Rasterbasis“ finden Sie hier als PDF. Alle weiteren Beiträge mit direktem Bezug zu ornitho.de finden Sie unter Publikationen und Auswertungen.
Das komplette Falke-Heft 10/2015 mit vielen weiteren Beiträgen, u.a. über Wacholderdrosseln, Braunkehlchen und das neue globale Tierbeobachungssystem ICARUS können Sie über die Internetseite von „DER FALKE“ beziehen.
Viel Spaß beim Lesen wünscht
das Team von ornitho.de und ornitho.lu
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30.09.2015
Neue Publikation zur Saatkrähe als Brutvogel in Niedersachsen
© NLWKN
Wie bei kaum einer anderen Art entzünden sich bei der Saatkrähe Konflikte an ihren Brutplätzen. Vielen ist die Art nicht willkommen und nicht wenige wollen sie als Brutvogel vor Ort am liebsten schnell wieder loswerden. Im ländlichen Raum ist dies in erster Linie auf ihren schlechten Ruf als Ernteschädling zurückzuführen. Innerhalb der Dörfer und Städte fühlen sich viele Anwohner durch die Lautäußerungen der Vögel, ihren Kot und durch herunterfallendes Nistmaterial belästigt.
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Die intelligenten Vögel haben schnell gelernt, dass sie vor Verfolgung und Vertreibung im Siedlungsbereich des Menschen geschützt sind. Parallel dazu führten agrarwirtschaftliche Veränderungen in der freien Landschaft zu einer Nahrungsverknappung. Daher haben die Saatkrähen im Zuge einer „Landflucht“ zunehmend die Randbereiche und das Innere von Dör-fern und Städten besiedelt. Nach einem Tiefstand der landesweiten Brutpaarzahlen Anfang der 1970er Jahre aufgrund von Verfolgung nahm die Zahl der brütenden Saatkrähen durch den gesetzlichen Schutz in den letzten Jahren deutlich zu — und damit auch die Konflikte.
Die neue Ausgabe der Schriftenreihe Informationsdienst Naturschutz Niedersachsen bietet eine Hilfestellung für das Management derartiger Konflikte in Niedersachsen. Die Beschreibung von Ökologie und Biologie der Saatkrähe fördert das Verständnis der Art und ihrer Lebensweise, denn viele ihrer angeblich negativen Eigenschaften basieren auf Unwissen oder auf einem alten Nützlichkeits-Schädlichkeits-Denken. Die Geschichte der Verfolgung von Saatkrähen in Niedersachsen wird ebenfalls kurz vorgestellt.
Im zweiten Teil der Arbeit werden die Probleme mit Saatkrähen v. a. im Siedlungsbereich beschrieben. Die bislang zur Schadensabwehr und zur Vergrämung durchgeführten Maßnahmen und Methoden werden auf ihre Wirksamkeit hin beleuchtet. Unter Berücksichtigung der rechtlichen und naturschutzfachlichen Rahmenbedingungen mündet dies in einem Konzept für ein möglichst einheitliches Vorgehen bei Konflikten mit brütenden Saatkrähen in Niedersachsen.
Eine bessere Kenntnis von Biologie und Ökologie der Art durch Umweltbildung fördert die Akzeptanz von Saatkrähen im Siedlungsbereich. Denn der Konflikt ist nur dauerhaft zu lösen, wenn die Bevölkerung die Vögel in bestimmten Bereichen als Teil ihrer dörflichen oder städtischen Umwelt betrachtet und sie toleriert.
Das 48-seitige Heft ist zum Preis von 4 Euro zzgl. Versand beim Herausgeber erhältlich:
Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN)
— Naturschutzinformation —
Postfach 91 07 13
30427 Hannover
E-Mail: naturschutzinformation@nlwkn-h.niedersachsen.de
Online-Bestellung: webshop.nlwkn.niedersachsen.de
Weitere Informationen
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30.09.2015
Offshore-Windparks: Neue Berechnungen zum Kollisionsrisiko von Basstölpeln
Kenntnisse über die Flughöhe der Vögel spielen bei der Berechnung des Kollisionsrisikos mit Windkraftanlagen eine entscheidende Rolle.
© Hans Glader
In den nächsten Jahren ist vielerorts in Europa mit einem Anstieg an Offshore-Windenergieanlagen zu rechnen. Naturschützer warnen in diesem Zusammenhang vor einem erhöhten Kollisionsrisiko für Vögel. Eine entscheidende Rolle spielt dabei deren Flughöhe. Bisherige Untersuchungen stützten sich vorrangig auf Radarbilder sowie Beobachtungen von Schiffen aus begrenzten Untersuchungsgebieten. In einer nun im
Journal of Applied Ecology veröffentlichten Studie wurden Basstölpel in einer der größten Kolonien der Welt auf Bass Rock im Südosten Schottlands mit GPS-Loggern und Luftdruckfühlern ausgestattet, um deren Nahrungsflüge dreidimensional analysieren zu können. Die unbewohnte Insel Bass Rock liegt weniger als 50 Kilometer von mehreren geplanten Offshore-Windparks entfernt.
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Im Rahmen der Untersuchung wurde einerseits der von den Vögeln zur Nahrungssuche genutzte Raum erfasst und darüber hinaus die Flughöhe während unterschiedlicher Verhaltensweisen der Vögel sowie deren räumliche Variation. Anschließend wurde anhand der gewonnenen Daten das Kollisionsrisiko der Vögel modelliert.
Es stellte sich heraus, dass die Basstölpel auch in und um die geplanten Windparks Nahrung suchen. Während der Flüge zwischen Brutkolonie und Nahrungsgründen lag die Flughöhe mit durchschnittlich 12 Metern kaum in Bereichen höheren Kollisionsrisikos, doch während der aktiven Nahrungssuche stieg das Risiko deutlich an, da durchschnittliche Höhen von 27 Metern genutzt wurden. Den zwei derzeit geplanten Offshore-Windparks im Meeresarm Firth of Forth könnten Berechnungen zufolge jährlich rund 1500 adulte Brutvögel der Basstölpel-Kolonie von Bass Rock zum Opfer fallen. Diese Zahl liegt bis zu 12-fach höher als bisherige Berechnungen unter Berücksichtigung von Daten zur Flughöhe der Vögel.
Die Nutzung herkömmlicher Techniken zur Berechnung von Flughöhen könnte demnach zu einer deutlichen Unterschätzung der durch Windenergieanlagen zu erwartenden Schlagopfer führen. Die Forscher empfehlen daher die Nutzung von GPS und Luftdruckmessern, um die Flughöhe verhaltensspezifisch und räumlich differenziert zu erfassen. Die neuen Berechnungen der Opferzahlen, die eine langfristige Gefährdung für die Population bedeuten könnten, verdeutlichen den weiteren Bedarf umfangreicher Untersuchungen zum Kollisionsrisiko. Für Standorte mit erhöhtem Risikopotential wird außerdem eine Erhöhung der zulässigen Mindesthöhe der Rotorblätter von 22 auf 30 Meter über dem Meeresspiegel empfohlen.
Weitere Informationen
- Cleasby, I. R., Wakefield, E. D., Bearhop, S., Bodey, T. W., Votier, S. C., Hamer, K. C. (2015), Three-dimensional tracking of a wide-ranging marine predator: flight heights and vulnerability to offshore wind farms. Journal of Applied Ecology. doi: 10.1111/1365-2664.12529
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28.09.2015
Avian Hybrids: Neue Internetseite zu Vogelhybriden
Bei Gänsen und Enten sind Hybridisierungen recht regelmäßig zu beobachten; hier ein Hybrid aus Grau- und Kanadagans
© Christoph Moning
Hybridisierung ist bei Tieren und Pflanzen weit verbreitet und kann eine entscheidende Rolle bei Artbildungsprozessen spielen. Gerade bei Vögeln kommen Hybridisierungen häufig vor. 1992 wurde in der naturwissenschaftlichen Fachzeitschrift
Science publiziert, dass etwa 9% aller Vogelarten mit mindestens einer anderen Art hybridisieren. In einer aktuellen Studie wurde diese Berechnung anhand der Liste der Vögel der Welt des International Ornithological Committee (IOC) sowie der Serge-Dumont-Hybrid-Datenbank aktualisiert. Dabei wurde zwischen in der Natur nachgewiesenen sowie lediglich in Gefangenschaft beobachteten Hybridisierungen unterschieden.
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Für insgesamt 16,4% aller mehr als 10000 Vogelarten der Welt konnte Hybridisierung in der Natur dokumentiert werden. Bei Berücksichtigung von Haltungen in Gefangenschaft steigt dieser Wert sogar auf 21,1%. Aufgrund des geringen Kenntnisstandes zur Brutbiologie zahlreicher Vogelarten, etwa seltener Regenwaldarten, dürfte der reale Wert noch höher liegen.
Auf einer neuen Internetseite avianhybrids.wordpress.com wurden nun zahllose Literaturzitate wissenschaftlicher Studien zu Vogelhybridisierungen zusammengestellt und können nach Ordnungen bzw. bei den Singvögeln nach Familien abgefragt werden. Die neue Internetseite soll sich zu einer neuen Standardressource zum Wissen über Vogelhybriden entwickeln und die Zusammenarbeit internationaler Wissenschaftler intensivieren.
Weitere Informationen
- Internetseite "Avian Hybrids"
- Ottenburghs, J., Ydenberg, R. C., Van Hooft, P., Van Wieren, S. E. and Prins, H. H.T. (2015): The Avian Hybrids Project: gathering the scientific literature on avian hybridization. Ibis, 157: 892—894. doi: 10.1111/ibi.12285
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28.09.2015
Zugvogeltage 2015: ZEISS-Birdrace am 10. Oktober in Pilsum
Rund um den Pilsumer Leuchtturm sollen am 10.10. möglichst viele Vogelarten entdeckt werden.
© ZEISS Sports Optics
Im Rahmen der 7. Zugvogeltage im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer veranstaltet ZEISS Sports Optics, Partner des DDA, ein Birdrace am berühmten Leuchtturm in Pilsum in Ostfriesland. Die Leybucht bietet hervorragende Bedingungen zur Vogelbeobachtung. Rund 200 Vogelarten halten sich hier im Jahresverlauf auf. Möglichst viele davon sollen auch am 10. Oktober beim ZEISS-Birdrace entdeckt werden. Die Daten des Birdrace werden in den Aviathlon einfließen, bei dem die Inseln und Regionen an der niedersächsischen Küste während der gesamten Zugvogeltage um die höchste Zahl der beobachteten Arten wetteifern. Falls auch Sie sich — unter tatkräftiger Unterstützung der Spezialisten von ZEISS Sports Optics — auf die Suche nach möglichst vielen Arten an einem Tag machen möchten, so kommen Sie gerne vorbei!
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Melden Sie sich unter der Adresse birding@zeiss.com an und gewinnen Sie mit etwas Glück unter allen Anmeldungen einen von 3 Plätzen, die Ihnen ein aufregendes Wochenende bescheren. ZEISS Sports Optics übernimmt für Sie die Kosten der Anreise mit dem Zug, Übernachtung und Verpflegung. Und beim Birdrace können Sie, wenn Sie zu den drei Glücklichen gehören, leihweise mit dem neuen ZEISS VICTORY SF ins Rennen gehen. Außerdem erhalten Sie ein exklusiv von der Künstlerin Cathrine Hamilton gestaltetes T-Shirt und Sie übernachten vom 09.-11.10. in dem 4-Sterne-Hotel Vitalis in Greetsiel mit Blick auf den Pilsumer Leuchtturm. Wir wünschen viel Erfolg bei der Verlosung!
Das ZEISS-Birdrace ist jedoch nur eine der über 250 Veranstaltungen, die während der Zugvogeltage 2015 organisiert werden. Eine umfassende Übersicht aller Termine und Aktionen finden Sie unter www.zugvogeltage.de. Die Zugvogeltage enden am 18.10. wie jedes Jahr mit einem Zugvogelfest in Horumersiel. Der DDA wird bei der Abschlussveranstaltung wie in den Vorjahren mit einem Vortrag sowie einem Messestand vertreten sein. Wir freuen uns auf Ihren Besuch!
Weitere Informationen
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28.09.2015
Neuer Statusbericht: Ist das Wattenmeer das schwächste Glied des Ostatlantischen Zugwegs?
In den letzten 15 Jahren gingen die Brutbestände der Wattenmeer-Population der Eiderente jährlich um 7% zurück.
© Ralf Kistowski
Auf dem Ostatlantischen Zugweg, einer Vogelzuglinie von der Arktis über Europa bis an die Küsten Südafrikas, hat sich das Wattenmeer als eines der schwächsten Glieder herausgestellt. Erfassungen haben ergeben, dass die besonders auf das Wattenmeer angewiesenen Arten zu den Vogelarten zählen, für die Schutzmaßnahmen bislang die geringste Wirkung zeigen. Gerade die im Wattenmeer brütenden Arten sind besonders gefährdet, auch wenn die Bestände einiger Fischfresser in den letzten Jahren wieder positive Trends zeigen.
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Die neuen Erkenntnisse sind Ergebnis einer internationalen Zählung entlang des Ostatlantischen Zugwegs im Jahr 2014. Koordiniert wurde die Erfassung von der Wadden Sea Flyway Initiative (WSFI), einem Zusammenschluss zahlreicher Projektpartner aus den drei Wattenmeer-Anrainern sowie weiterer Regionen entlang des Zugwegs. Zum ersten Mal wurden dabei im Rahmen einer einzigen Studie die Vögel entlang der kompletten Zugstrecke erfasst. Rund 1500 Vogelkundler zählten in 30 Ländern fast 15 Millionen Vögel — eine für Synchronzählungen bislang einmalige Größenordnung. Verglichen wurden die Daten mit Ergebnissen verschiedener Zugvogelerfassungen seit 1980.
Dass die Bestände einiger das Wattenmeer nutzender Vogelarten zurückgehen ist bereits länger bekannt. Die jüngsten Ergebnisse zeigen jedoch, dass auch im internationalen Vergleich das Wattenmeer außergewöhnlich schlecht abschneidet. Je stärker eine Art vom Wattenmeer als Nahrungs-, Rast- oder Bruthabitat abhängig ist, desto negativer verläuft ihr Bestandstrend. Die Winterbestände des Austernfischers sind beispielsweise seit 1988 jährlich um 2% zurückgegangen und auch der Brutbestand der Art zeigt in den letzten zehn Jahren europaweit einen negativen Trend.
Die Gründe, warum es gerade den Vögeln des Wattenmeeres so schlecht geht, sind noch nicht vollständig bekannt. Ergebnisse früherer Studien lassen aber darauf schließen, dass lokale Faktoren wie zunehmende Prädation, Überflutungen der Brutplätze sowie ein Rückgang der Nahrungsverfügbarkeit eine große Rolle spielen.
Die detaillierten Ergebnisse und Auswertungen wurden im Bericht „Status of coastal waterbird populations in the East Atlantic Flyway 2014“ auf der Internetseite des trilateralen Wattenmeersekretariats CWSS veröffentlicht. Dort sind darüber hinaus aktuelle Berichte zum Wasservogel- und Gebietsmonitoring an der afrikanischen Atlantikküste sowie zum Integrierten Monitoring von Wasser- und Watvogelpopulationen im Wattenmeer und entlang des Ostatlantischen Zugwegs verfügbar.
Weitere Informationen
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25.09.2015
Starke Rückgänge beim Mornellregenpfeifer in Großbritannien
Die Brutbestände des Mornellregenpfeifers sind in Großbritannien in den letzten 25 Jahren zusammengebrochen
© Lukas Thiess
Im Jahr 2011 wurden die Brutbestände des Mornellregenpfeifers in Großbritannien im Rahmen einer umfangreichen Kartierung in Schutzgebieten sowie potentiellen Brutgebieten oberhalb einer Höhe von 600 Metern erfasst. Dank einer bereits in früheren Erfassungen genutzten Methodik ließen sich die Ergebnisse mit bisherigen Bestandsschätzungen vergleichen. Dabei zeigte sich, dass die Zahl der in Großbritannien brütenden Mornellregenpfeifer von 1987 bis 2011 um mehr als die Hälfte (-57%) zurückgegangen ist. Bereits die letzte Erfassung 1999 hatte deutliche Rückgänge gegenüber der Kartierung 1987/88 ergeben. Wie bei früheren Erfassungen, so wurde auch 2011 der Großteil der Population (61%) in den schottischen East Highlands nachgewiesen. Viele zuvor besetzte Brutgebiete in den nördlichen und westlichen Highlands waren hingegen verwaist, sodass es neben Rückgängen der Brutpaarzahlen auch zu einem Arealverlust kam.
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Nur für wenige montane Vogelarten liegen langfristige Trends vor. Die deutlichen Ergebnisse der Erfassungen des Mornellregenpfeifers deuten auf gravierende ökologische Veränderungen in den montanen Lebensräumen hin. Zu den beeinflussenden Faktoren dürften dabei neben Landnutzungs- und Habitatveränderungen auch Überdüngung und Klimawandel zählen.
Die vor allem in den Tundren Eurasiens und nördlich des Polarkreises brütenden Mornellregenpfeifer ziehen alljährlich auf dem Weg in die nordafrikanischen Überwinterungsgebiete auch durch Deutschland. Vor allem im Herbst von Mitte August bis Mitte September finden sich die Vögel an traditionellen Rastplätzen ein. Die Ergebnisse der gezielten Suche aus den Jahren 2011-2014 wurden in der Oktober-Ausgabe 2014 von DER FALKE im Artikel veröffentlicht. Diesen Beitrag können Sie hier als pdf herunterladen. Aktuelle Beobachtungen nach den Daten von ornitho.de zeigt diese Karte.
Weitere Informationen
- Hayhow, D.B., S.R. Ewing, A. Baxter, A. Douse, A. Stanbury, D.P. Whitfield & M.A. Eaton (2015): Changes in the abundance and distribution of a montane specialist bird, the Dotterel Charadrius morinellus, in the UK over 25 years. Bird Study. DOI: 10.1080/00063657.2015.1054145
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25.09.2015
Mönchsgrasmücken: Winterfütterung beeinflusst evolutionäre Prozesse
In Deutschland noch die Ausnahme, in Großbritannien bereits normal: Mönchsgrasmücke an Winterfütterung
© Karin & Fredy Stange / ornitho.de
Seit den 1950er Jahren wird beobachtet, dass in Süddeutschland und Österreich brütende Mönchsgrasmücken zum Überwintern in nordwestlicher Richtung bis nach Großbritannien ziehen, anstatt den traditionellen Weg südwestwärts bis nach Südspanien einzuschlagen. Es konnte festgestellt werden, dass diese neue Zugstrategie genetisch veranlagt ist und durch Isolierung und bessere Fitness dieser Vögel in den Brutgebieten aufrechterhalten wird. Über die letzten 60 Jahre kam es so zu einem starken Anstieg der in Großbritannien überwinternden Mönchsgrasmücken, sodass die Art dort heute ein regelmäßiger Gast an winterlichen Futterhäuschen ist.
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Im Rahmen einer Studie des British Trust for Ornithology (BTO) haben Forscher nun versucht, den Gründen dieser evolutionären Prozesse auf die Spur zu kommen. Dabei wurden die Daten des Garden BirdWatch, einer wöchentlichen Erfassung der Gartenvögel, räumlich und zeitlich ausgewertet und mit Daten zum Angebot an Winterfütterungen und der Witterung verglichen. Insgesamt wurden Beobachtungen aus den Wintern 1999/2000 bis 2010/2011 aus mehr als 3800 Gärten ausgewertet.
Die im internationalen Magazin Global Change Biology veröffentlichten Ergebnisse der Studie zeigen, dass Mönchsgrasmücken im Laufe der Zeit Futterstellen immer häufiger aufsuchen und die Fütterung die Winterverbreitung der Art in Großbritannien beeinflusst. Es zeigte sich zudem, dass die zunehmend milden Winter offenbar ebenfalls eine große Rolle bei der Entwicklung des neuen Zugverhaltens spielen.
Die Studie zeigt zum ersten Mal, dass sich ein durch Winterfütterungen verändertes Nahrungsangebot unmittelbar auf evolutionäre Prozesse von Wildvögeln auswirken kann. Dass sich die zahlreichen Fütterungen positiv auf die Überwinterungen von Mönchsgrasmücken auswirken, war bereits lange vermutet worden. Anhand der durch großes Engagement ehrenamtlicher Vogelkundler gesammelten Daten ließ sich dies nun erstmals auch konkret belegen. Ein Zusammenspiel aus einem anthropogen erhöhten Nahrungsangebot und Klimaveränderungen dürfte daher zu der erfolgreichen Etablierung einer Überwinterungspopulation in Großbritannien geführt haben.
Über die Änderungen im Zugverhalten der Mönchsgrasmücke berichtete vor einigen Jahren bereits auch das Journal DER FALKE. Der Beitrag „Mönchsgrasmücken: Evolution vor der Haustür“ erschien in der Juni-Ausgabe 2010.
Weitere Informationen
- Plummer, K. E., Siriwardena, G. M., Conway, G. J., Risely, K. and Toms, M. P. (2015), Is supplementary feeding in gardens a driver of evolutionary change in a migratory bird species?. Global Change Biology. doi: 10.1111/gcb.13070
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24.09.2015
In 40 Tagen durch Europa: Finnische Steppenweihe „Potku“ erreicht Marokko
Zugroute von Steppenweihe „Potku“ im August/September 2015
© http://koivu.luomus.fi
Ende August hatten wir an dieser Stelle über die Ende Juni 2015 als Brutvogel in der finnischen Region Nordösterbotten mit einem GPS-Sender ausgestattete Steppenweihe „Potku“ berichtet (siehe Nachricht vom 24.8.15). Mittlerweile hat der Vogel bereits zehn Länder durchquert.
Von Finnland aus ging es über Russland, Estland, Lettland, Litauen, Weißrussland und quer durch Polen bis nach Deutschland. Hierzulande hielt sich der Vogel für mehrere Tage südöstlich von Berlin sowie bei Halberstadt in Sachsen-Anhalt und überquerte am 9.9. schließlich in der Eifel die Grenze nach Belgien. Innerhalb eines Tages führte die Route nach Frankreich bis in einen Bereich südwestlich von Paris. Dort rastete der Vogel für rund eine Woche bevor es südwärts über Bordeaux, entlang der Atlantikküste und über die Pyrenäen nach Spanien ging. Der Osten Spaniens wurde innerhalb von drei Tagen vorbei an Saragossa und Valencia bis zur Mittelmeerküste überquert. Auf die riskante Mittelmeerüberquerung begab sich „Potku“ am frühen Morgen des 23.9. bei Almería und erreichte etwa sechs Stunden später im Bereich der spanischen Exklave Melilla die nordafrikanische Küste. Über die marokkanische Hafenstadt Nador führte der Weg noch rund 150 Kilometer landeinwärts, wo die Weihe die letzte Nacht verbrachte (Stand: 24.9.15).
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„Potku“ hatte Finnland am 15.8. verlassen. Nur 40 Tage später hat der Vogel nach weit mehr als 4500 Kilometern Strecke den Afrikanischen Kontinent erreicht. Es war bereits angenommen worden, dass die finnischen Brutvögel südwestwärts in die Überwinterungsgebiete im tropischen Afrika wandern, anstatt die für Steppenweihen typische Zugroute über den Mittleren Osten zu wählen. Diese Vermutung konnte durch die aktuellen Peilungen bestätigt werden. Wo genau sich die Überwinterungsgebiete befinden, ist bislang jedoch unbekannt. Es bleibt daher ungemein spannend, wohin die Route der finnischen Steppenweihe in den nächsten Wochen noch führen wird.
Wir wünschen „Potku“ gute Bedingungen und viel Erfolg bei der Überquerung der Sahara und hoffen, dass wir ihrem Weg noch möglichst lange folgen können!
Weitere Informationen
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24.09.2015
Neuer Bericht zum Zustand der Vogelwelt der Schweiz 2015 veröffentlicht
© Vogelwarte Sempach
Vierzig Prozent der Schweizer Brutvögel sind bedroht. Zwar lässt der neue Swiss Bird Index der Rote-Liste-Arten eine Stabilisierung auf niedrigem Niveau erkennen, doch für viele Brutvögel ist die Lage nach wie vor dramatisch. Das Monitoring der Vogelwelt in der Schweiz ist eine zentrale Aufgabe der Schweizerischen Vogelwarte Sempach. Die Ergebnisse unterschiedlicher Erfassungsprojekte und die Fakten zur Situation der Vögel in der Schweiz wurden nun erstmals in einer übersichtlichen Zusammenfassung veröffentlicht. Der neue Statusbericht soll künftig jährlich aktuell und fundiert über die Entwicklung der Vogelwelt in der Schweiz berichten.
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Zum ersten Mal wurden in der neuen Publikation Kennzahlen zum Zustand der Vögel in der Schweiz in einem einzigen Bericht zusammengestellt. Dieser stellt einen Gradmesser für den Zustand der gesamten Natur der Schweiz dar. Den Kern bildet der Swiss Bird Index SBI, der die Entwicklung der Schweizer Brutvogelbestände der letzten 25 Jahre aufzeigt. Für die bedrohten Arten zeigt der Teilindex, dass sich die Bestände auf niedrigem Niveau stabilisieren. Gleichzeitig zeigen landesweite, mit rund 2800 Ehrenamtlichen durchgeführte Erfassungen, dass die Bestände vieler weit verbreiteter Arten schrumpfen. Wie in Deutschland sind auch in der Schweiz u.a. bei Feldlerche, Baumpieper, Braunkehlchen und Neuntöter teilweise enorme Verluste zu beklagen. Drei Brutvogelarten wurden im noch jungen Jahrhundert sogar bereits verloren: Großer Brachvogel, Bekassine und Rotkopfwürger brüten aktuell nicht mehr in der Schweiz. Bei Rebhuhn und Ortolan steht das Aus vermutlich kurz bevor. Die Vogelwarte Sempach hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Gründe für derartige Bestandseinbrüche herauszufinden und Fördermaßnahmen zu erarbeiten.
Der neue Statusbericht der Schweizerischen Vogelwarte Sempach behandelt neben der allgemeinen Situation der Brutvögel auch Trends bei den Feuchtgebietsarten und widmet sich in einem gesonderten Beitrag den Koloniebrütern. Ein weiteres Kapitel befasst sich mit dem Zuggeschehen im Jahr 2014 mit einem Einflug östlicher Laubsänger. Ein Beitrag zur Berechnung von Bestandstrends durch Zufallsbeobachtungen sowie Veränderungen der winterlichen Wasservogelbestände runden den gelungenen Bericht ab.
Weitere Informationen
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21.09.2015
Zunehmende Hybridisierung zwischen Schrei- und Schelladlern in Polen
Hybriden zwischen Schrei- und Schelladler stellen Vogelbeobachter vor große Bestimmungsprobleme.
© Carsten Rohde
In der Biebrza-Niederung im Nordosten Polens brüten sowohl Schrei- als auch Schelladler. Immer häufiger kommt es zwischen diesen Arten auch zur Hybridisierung. Polnische und Estländische Wissenschaftler haben nun in einer im polnischen Fachmagazin
Acta Ornithologica veröffentlichten Studie zwischen 1996 und 2012 erhobene Daten ausgewertet, bei der jährlich in bis zu 51 Revieren die Vögel anhand von Gefiedermerkmalen einer der beiden Arten oder Hybriden zugeordnet wurden.
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Von insgesamt 114 Bruten wurden Federn der Alt- und Jungvögel gesammelt und genetisch untersucht. Bereits zu Beginn der Studie wurden sowohl optisch als auch genetisch Adlerhybriden nachgewiesen. Innerhalb des Untersuchungszeitraums nahm die Zahl der Hybridpaare um mehr als 30% zu. Die Zahl der Reviere reiner Schelladler ging bis 2012 hingegen um rund die Hälfte zurück. Es konnte eine deutliche Korrelation zwischen Zunahme der Hybridpaare und Abnahme der Schelladler-Paare ermittelt werden, der Zusammenhang mit der Zahl der Schreiadler-Paare war hingegen nur gering.
Partnerwechsel wurden vielfach und vor allem bei Schreiadlern und Hybriden festgestellt. Dabei wurden vor allem ausgewachsene Männchen ausgetauscht (71%), möglicherweise aufgrund ihrer höheren Mortalität. Das Geschlechterverhältnis im Nestlingsstadium war ausgeglichen. Bei insgesamt 13 Paaren wurde ein Wechsel der Artzusammensetzung festgestellt, der vorwiegend zu Hybridisierungen führte (61%), allerdings teilweise auch zur Neugründung reiner Schelladler-Paare (23%). Als Hauptgründe für den Anstieg der Hybridisierungen werden die unterschiedliche Mortalität der Geschlechter sowie Lebensraumveränderungen angenommen, die den Ansprüchen des Schreiadlers entgegenkommen.
Die zunehmende Hybridisierung der beiden Adlerarten stellt auch die Seltenheitenkommissionen vor große Herausforderungen. Nicht immer ist die Bestimmung so leicht zu ermitteln wie bei einem im November 2011 in Sachsen-Anhalt geschwächt aufgegriffenen Adler. Der Schelladler war nestjung in der Biebrza-Niederung besendert worden. Die aktuellen Nachweise des Schelladlers in Deutschland sind in den Seltenheitenberichten der Deutschen Avifaunistischen Kommission in „Seltene Vögel in Deutschland“ veröffentlicht.
Auch im Journal Der Falke wurde das Thema der Hybridiserung zwischen Schrei- und Schelladlern bereits behandelt. Ein ausführlicher Beitrag von Thomas Krumenacker aus der April-Ausgabe der Zeitschrift kann hier kostenlos heruntergeladen werden.
Weitere Informationen
- Maciorowski, G., P. Mirski & Ü. Väli (2015): Hybridisation Dynamics between the Greater Spotted Eagles Aquila clanga and Lesser Spotted Eagles Aquila pomarina in the Biebrza River Valley (NE Poland). Acta Ornithologica 50(1):33-41. doi: http://dx.doi.org/10.3161/00016454AO2015.50.1.005
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21.09.2015
Was fressen Zwergsumpfhühner? Neue Erkenntnisse aus dem westafrikanischen Brutgebiet
Das Zwergsumpfhuhn gehört zu den seltensten Brutvögeln Deutschlands und galt viele Jahre als ausgestorben
© Reinhild Waschkies
Das Zwergsumpfhuhn ist in sechs Unterarten sehr disjunkt in Teilen Europas, Asiens, Afrikas sowie in Australien und Neuseeland verbreitet. Über seine ökologischen Ansprüche und die Zusammensetzung der Nahrung ist wenig bekannt. In zwei Untersuchungsgebieten im Djoudj Nationalpark im westafrikanischen Senegal wurde im Rahmen einer Studie unter Beteiligung der Vogelwarte Hiddensee die Nahrung von dort brütenden Zwergsumpfhühnern anhand von Kotproben analysiert. Die Ergebnisse sind im Magazin
Acta Ornithologica veröffentlicht worden.
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Alle Proben enthielten Überreste wirbelloser Tiere. Käfer wurden in 95% aller Kotproben gefunden und stellten vermutlich die Hauptnahrung der Rallen dar. Weitere wichtige Nahrungsbestandteile waren Libellen (in 82% der Proben), Webspinnen (78%), Mücken (59%) und Fliegen (44%). Überreste von Geckohaut waren die einzigen Hinweise auf Wirbeltiere als Nahrung der Zwergsumpfhühner. 75% der Kotproben enthielten auch pflanzliches Material, insbesondere die Samen der Sumpfbinse Eleocharis mutata, die bei einzelnen Individuen bis zu mehr als 90% der Proben ausmachten.
Die relative Häufigkeit potentieller wirbelloser Beutetiere wurde mithilfe von Netzfängen ermittelt. Es zeigte sich, dass meteorologische Variablen wie Temperatur oder Luftfeuchtigkeit einen geringeren Einfluss auf die Diversität und Masse der Nahrung hatten als angenommen. Stattdessen beeinflussten Wasserstand, Datum und Standort die Modelle besonders stark. Obwohl die Vielfalt der verfügbaren Nahrung im Laufe der Saison abnahm, blieb die Diversität innerhalb der Kotproben konstant, was darauf hindeutet, dass die Vögel bei abnehmender Verfügbarkeit weniger stark selektieren. Bei höheren Wasserständen und einem damit verbundenen großen Angebot an Wirbellosen, wurde eine geringere Nahrungsvielfalt festgestellt, was zeigt, dass dann offenbar stärker selektiert wird.
Trotz schnell sinkender Wasserstände und einer Abnahme der Häufigkeit von Mücken, Libellen und Schnecken im Laufe der Saison, konnte keine Umstellung von aquatischer zu einer mehr terrestrischen Nahrung belegt werden. Dies könnte durch die Beschränkung auf die energiereichsten Beutetiere wie Webspinnen und Schnecken oder durch eine bessere Verfügbarkeit von Wirbellosen wie Libellen und Heuschrecken aufgrund von Lebensraumveränderungen begründet sein. Die starke Zersetzung der Wirbellosen innerhalb der Kotproben ließ jedoch keine Quantifizierung zu. Weitere Untersuchungen sind notwendig, um mehr über die Spezialisierung von Zwergsumpfhühnern auf bestimmte Nahrung herauszufinden. Derartige Ergebnisse können außerdem zum Verständnis beitragen, wie sich die Artenzusammensetzungen in Feuchtgebieten im Laufe des Jahres verändern.
Mit dem Vorkommen des Zwergsumpfhuhns in Deutschland haben sich Stefan Stübing und Thomas Sacher im Rahmen einer umfangreichen Auswertung anerkannter Nachweise beschäftigt. Ihr Beitrag ist in „Seltene Vögel in Deutschland 2010“ erschienen.
Weitere Informationen
- Seifert, N., S. Koschkar & A. Schmitz-Ornés (2015): Diet of Baillon′s Crakes Zapornia pusilla: Assessing Differences in Prey Availability and Consumption during the Breeding Season in the Senegal River Delta, West Africa. Acta Ornithologica 50(1):69-84. doi: http://dx.doi.org/10.3161/00016454AO2015.50.1.008
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18.09.2015
Hohe Brutverluste bei Feldlerchen durch Prädation
Die Feldlerche zeigt in Deutschland sowohl langfristig als auch kurzfristig einen negative Bestandstrend.
© Ralf Kistowski
In weiten Teilen Europas gehen die Bestände der Feldlerche kontinuierlich zurück. Vor allem Veränderungen in der landwirtschaftlichen Nutzung werden negative Folgen für den Bruterfolg der Lerchen zugeschrieben. In einer nun im polnischen Fachmagazin
Acta Ornithologica veröffentlichten Studie wurden Videoaufnahmen an mehr als 170 Feldlerchen-Nestern in Maisfeldern sowie in geringerer Zahl in Zuckerrüben-, Mohn- und Getreidefeldern in Tschechien aus den Jahren 2009 bis 2011 ausgewertet.
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Die Feldlerchen besiedelten dabei den noch vegetationslosen Boden der Maisfelder unmittelbar nach der Aussaat und brüteten in diesen Flächen bis zum Ende der Brutsaison Ende Juli. Die Vegetationshöhe lag während der Eiablage bei unter einem Meter, bei späten Bruten erreichte der Mais jedoch Höhen von bis zu mehr als zwei Metern. Trotz vergleichbarer Gelegegrößen wurden in Maisfeldern pro erfolgreichem Nest aufgrund eines geringeren Schlupferfolges und höherer Jungvogelmortalität weniger Jungvögel flügge als in Nestern in anders bewirtschafteten Feldern. Der Bruterfolg (basierend auf der Überlebensrate der Jungvögel pro Tag) lag mit 8-12% sehr niedrig und unterschied sich zwischen den Feldfrüchten um weniger als 1%. Die Fortpflanzungsrate lag durchschnittlich sowohl im Mais als auch den übrigen Nutzpflanzen bei weniger als 0,4 Jungvögeln pro Brutversuch. 84% aller Brutverluste im Mais konnten auf Prädation zurückgeführt werden, bei den übrigen Feldfrüchten lag dieser Wert bei 65%.
Die Ergebnisse der Studie lassen vermuten, dass der steigende Anbau von Energiepflanzen, vor allem Mais, zwar ein attraktives, jedoch sehr risikoreiches Bruthabitat für Feldlerchen bietet. Den Hauptgrund für den geringen Bruterfolg stellt die hohe Prädationsrate dar. Diese ist von der Vegetationshöhe unabhängig, welche lediglich im Laufe der Brutzeit zu einer Verschiebung von Vögeln zu Säugetieren als Prädatoren führt.
Weitere Informationen
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17.09.2015
7. Zugvogeltage im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer vom 10. bis 18.10.2015
© http://www.zugvogeltage.de
An neun Tagen im Oktober dreht sich an der niedersächsischen Nordseeküste und auf den Ostfriesischen Inseln alles um Zugvögel, die im Herbst zu Tausenden aus dem hohen Norden ins Wattenmeer kommen. Pfuhlschnepfen, Alpenstrandläufer und andere Watvögel stärken sich hier für den Weiterflug in ihre Winterquartiere in Südeuropa und Afrika; viele nordische Gänse verbringen den ganzen Winter an der Küste.
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Ziel der Zugvogeltage im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer ist es, auf das faszinierende Naturphänomen des Vogelzuges aufmerksam zu machen und zu zeigen, welch herausragende Bedeutung das nahrungsreiche Wattenmeer als Drehscheibe für den Vogelzug hat. Das Programm der jedes Jahr im Oktober stattfindenden Veranstaltungsreihe soll gleichermaßen Staunen und Bewunderung wecken sowie informieren und erklären. Unter den mehr als 200 Veranstaltungen ist für alle Altersgruppen und Geschmäcker etwas dabei. Es gibt Veranstaltungen, die vor allem für Erwachsene interessant sind, andere sind speziell auf Kinder zugeschnitten. Viele Programmpunkte laden generationenübergreifend zum Mitmachen und Erleben ein. Naturfreunde ohne Vorkenntnisse kommen ebenso auf ihre Kosten wie ausgewiesene Vogel- und Wattenmeerkenner.
In Anlehnung an das bundesweite Birdrace des DDA wird auch bei den 7. Zugvogeltagen wieder ein „Aviathlon“ ausgetragen. Dabei wetteifern die Inseln und Regionen am Festland — jeweils vertreten durch ihr Nationalpark-Haus oder ihren Nationalpark-Partner — um die höchste Zahl der während der gesamten Zugvogeltage beobachteten Arten. Jede und Jeder kann die „eigene“ Insel oder Region dabei mit der Meldung von Vogelbeobachtungen unterstützen. Die Erfassung und Auswertung erfolgt diesmal noch einfacher als bisher: Dank der Integrierung von ornitho.de können alle Beobachterinnen und Beobachter die Daten direkt in das Online-Portal eintragen. Alle im Zeitraum der Zugvogeltage für die jeweilige Region gemeldeten Vogelbeobachtungen werden gewertet. Der Zugvogeltage-Aviathlon wird auch in der aktuellen Ausgabe von „Der Falke“ thematisiert. Sie können den Beitrag kostenlos hier herunterladen.
Wer hat dieses Jahr beim Aviathlon den Schnabel vorn? Auf dem Zugvogelfest, das als Abschlussveranstaltung am 18.10.15 in Horumersiel stattfindet, wird die vogelartenreichste Region oder Insel als Siegerin ermittelt und geehrt. Das Fest in Horumersiel bietet neben der Siegerehrung jedoch noch deutlich mehr: spannende Vorträge rund um Schutz und Erforschung von (Zug-)Vögeln, eine Optikmesse, ein Kinderprogramm und vor allem ein großes „get-together“ von Naturfreunden und Vogelbeobachterinnen, ehemaligen Zivildienstleistenden und Mitarbeitenden des Nationalparks Wattenmeer.
Der DDA wird bei der Abschlussveranstaltung am 18.10. wie in den Vorjahren mit einem Vortrag sowie einem Messestand vertreten sein. Wir freuen uns auf Ihren Besuch!
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17.09.2015
TV-Tipp: Singvögel in Not — 17. und 18. September 19:30 Uhr bei ARTE
Das Royal Ontario Museum in Toronto macht mit einer Ausstellung auf die Millionen Singvögel aufmerksam, die jährlich Fensterscheiben großer Glasfassaden zum Opfer fallen
© Songbirds Film
Immer mehr Singvögel sind weltweit vom Aussterben bedroht. ARTE beleuchtet mit Wissenschaftlern wie Biologen, Ornithologen und Ökologen die Gründe für den drastischen Rückgang der Bestände. Wie wirkt sich das Vogelsterben langfristig auf unser Ökosystem aus?
Unter allen in der freien Wildbahn lebenden Tieren sind es wohl die Vögel, die den Menschen am meisten beeindrucken. Doch immer seltener ist ihr Zwitschern zu hören. Statistiken zufolge hat sich der weltweite Singvogelbestand innerhalb der letzten 40 Jahre halbiert. Ornithologen vom Max-Planck-Institut gehen davon aus, dass etwa zehn Milliarden Zugvögel jährlich auf ihrer Reise verenden. Doch welche Ursachen gibt es für diese verheerenden Zahlen?
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In der zweiteiligen Dokumentation kommen Wissenschaftler aus verschiedenen Ländern zu Wort, die sich alle für den Erhalt des Lebensraums der Singvögel einsetzen, den ihnen der Mensch zunehmend streitig macht. Im ersten Teil werden unter anderem innovative Technologien und Maßnahmen vorgestellt, die einer weiteren Dezimierung der Singvogelbestände entgegenwirken sollen. Im zweiten Teil der Dokumentation führt die Forschungsreise in die Niederlande, nach Kanada, Costa Rica und in die Türkei.
Teil 1 „Flug ins Ungewisse“ läuft am Donnerstag, 17. September um 19:30 Uhr (Wiederholungen am 01.10. um 18:25 Uhr und 08.10. um 11:40 Uhr) bei ARTE, Teil 2 „Bedrohte Lebensräume“ wird am Freitag, 18. September um 19:30 Uhr (Wiederholung am Freitag, 02.10. um 18:25 Uhr) ebenfalls bei ARTE ausgestrahlt.
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16.09.2015
Klimawandel: Deutliche Arealveränderungen für Vögel Nordamerikas prognostiziert
Klimamodelle sagen Arealverluste für viele nordamerikanische Vogelarten voraus
© Christoph Moning
Klimaveränderungen haben in der Vergangenheit zu enormen Veränderungen der Areale und Bestände vieler Arten geführt und auch im Rahmen des derzeitigen Klimawandels werden solche Veränderungen erwartet. Der Vorhersage von Klimaveränderungen kommt hinsichtlich geeigneter Schutzmaßnahmen für die Fauna und Flora eine große Bedeutung zu.
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Das Nordamerikanische Brutvogelmonitoring (BBS) und der Christmas Bird Count der US-amerikanischen Non-Profit-Umweltorganisation National Audubon Society gehören zu den umfassendsten Datenerhebungen von Wirbeltieren weltweit. Aufbauend auf dieser Datengrundlage wurden im Rahmen einer vom United States Fish and Wildlife Service (FWS) unterstützten Studie für 588 nordamerikanische Vogelarten Arealveränderungen bis zum Ende des 21. Jahrhunderts für drei verschiedene Klimaszenarien modelliert. 314 dieser Arten (53%) würden den Berechnungen zufolge bei allen drei Szenarien mehr als die Hälfte ihrer derzeitigen Verbreitung räumen. Für 188 dieser Arten geht die Räumung derzeit besiedelter Bereiche jedoch mit einer potentiellen Besiedlung neuer Areale einher. Immerhin 126 Vogelarten zeigen anhand der Modelle jedoch lediglich Arealverluste ohne kompensierende Ausbreitungen.
Die Vorhersagemodelle über die Veränderungen der Verbreitung nordamerikanischer Vogelarten verdeutlichen die Bedeutung, bei der Ausarbeitung und Umsetzung von Schutzmaßnahmen potentielle künftige Arealveränderungen und Verlagerungen der Verbreitungsschwerpunkte zu berücksichtigen. Die Erhaltung der Arten wird entscheidend mit ihren Möglichkeiten zusammenhängen, auf neue Gebiete abseits ihrer derzeitigen Verbreitung ausweichen zu können. Die Ergebnisse der aktuellen Studie wurden in der internationalen Online-Fachzeitschrift PLOS ONE veröffentlicht.
Weitere Informationen
- Langham, G.M., J.G. Schuetz, T. Distler, C.U. Soykan & C. Wilsey (2015): Conservation Status of North American Birds in the Face of Future Climate Change. PLoS ONE 10(9): e0135350. doi:10.1371/journal.pone.0135350
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16.09.2015
Neue Studie zum Zugverhalten Rotsterniger Blaukehlchen
Anders als die in Deutschland brütenden Blaukehlchen ziehen die nordöstlicher verbreiteten Rotsternigen Blaukehlchen im Winter bis auf den Indischen Subkontinent.
© Lukas Thiess
In Deutschland brütende Blaukehlchen gehören der weißsternigen Unterart
cyanecula an, die vor allem in Südspanien, Nordafrika, teils auch südlich der Sahara überwintert. In Fennoskandien brütende Rotsternige Blaukehlchen der Nominatform sind echte Langstreckenzieher, die alljährlich auf dem Durchzug auch in Deutschland, vor allem auf Helgoland, nachgewiesen werden. Anders als ihre weißsternigen Verwandten ziehen diese Vögel im Herbst jedoch eher südostwärts.
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Wo genau sich die Überwinterungsgebiete dieser Vögel befinden, wurde nun im Rahmen einer Studie unter Beteiligung der Schweizerischen Vogelwarte Sempach exemplarisch ermittelt. Dabei wurden männliche Blaukehlchen der westlichsten Populationen in Südnorwegen und aus der seit den 1970er Jahren bestehenden Population im Tschechischen Riesengebirge mit winzigen Geolokatoren ausgestattet, die über ein Jahr lang die Tageslänge sowie den Zeitpunkt des Sonnenauf- und untergangs erfassten. Mithilfe dieser Informationen konnten die ungefähren Rast- und Überwinterungsgebiete der Vögel analysiert werden.
Es stellte sich heraus, dass die Blaukehlchen den Winter durchschnittlich mehr als 6000 Kilometer entfernt in Indien und Pakistan verbrachten. Die Vögel starteten ihren 26-74 Tage dauernden Herbstzug im August oder Anfang September. Nach einem halben Jahr auf dem Indischen Subkontinent begaben sie sich ab Anfang April auf den rund 4 Wochen dauernden Heimzug in die Brutgebiete. Sowohl auf dem Herbst- als auch Frühjahrszug rasteten die Vögel jeweils zwei- bis dreimal für mehr als drei Tage.
Zum ersten Mal konnte im Rahmen dieser Untersuchung gezeigt werden, wo Rotsternige Blaukehlchen europäischer Populationen den Winter verbringen. Vermutlich wurde außerdem erstmalig ein Singvogel entlang des Indo-Europäischen Zugwegs verfolgt. Die Ergebnisse der Untersuchung wurden im ornithologischen Fachjournal Bird Study veröffentlicht und sind frei zugänglich.
Weitere Informationen
- Lislevand, T., B.Chutný, I. Byrkjedal, V. Pavel, M. Briedis, P. Adamik & S. Hahn (2015): Red-spotted Bluethroats Luscinia s. svecica migrate along the Indo-European flyway: a geolocator study. Bird Study. DOI:10.1080/00063657.2015.1077781
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12.09.2015
Auftakt zur 50. Zählsaison bei der Wasservogelzählung
Vom Bodensee bis Rügen finden an diesem Wochenende wieder Erfassungen der Wasservögel statt
© Uwe Speck
An diesem Wochenende startet die Wasservogelzählung (WVZ) in eine neue Zählsaison, die in vielen Feuchtgebieten von September bis April durchgeführt wird. Doch es ist kein Auftakt wie jeder andere: Zum Winterhalbjahr 1966/67 wurden die Zählungen international harmonisiert und synchrone Zähltermine eingeführt. 1966/67 gilt deshalb als offizielles Startjahr der WVZ in Deutschland und vielen anderen europäischen Ländern. Am Ende dieser Zählperiode werden wir somit auf die Bestandsveränderungen von Wasservogelarten über ein halbes Jahrhundert zurückblicken können. Für keine andere Artengruppe gibt es hierzulande eine längere und umfassendere Datenreihe als für Wasservogelarten.
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Heute beteiligen sich über 2.000 Zählerinnen und Zähler an den Erfassungen, die meisten von ihnen ehrenamtlich. Und viele von ihnen seit vielen Jahrzehnten: Eine Umfrage 2004 ergab, dass die Zählerinnen und Zähler seit durchschnittlich 18 Jahren an der WVZ beteiligt waren, acht Prozent sogar seit Beginn der Zählungen 1966/67. Der überwiegende Teil blieb dabei vermutlich seinem Zählgewässer treu oder wechselte dieses nur bedingt durch die Änderung des Wohnorts. Dieses hohe Maß an Kontinuität sichert nicht nur die Aufrechterhaltung des Programms, sondern erhöht gleichzeitig die Vergleichbarkeit der Zählergebnisse - eine essenzielle Voraussetzung bei Erfassungsprogrammen, deren Ziel die langfristige Beschreibung von Bestandsveränderungen ist.
Einschließlich aller zeitlichen Aufwendungen rund um die Zählungen selbst, d.h. An- und Abfahrt, Ausfüllen der Zählbögen oder Teilnahme an Tagungen und Treffen beträgt der Aufwand durchschnittlich 50 Stunden – je Winterhalbjahr und nur für die WVZ (viele bei der WVZ Aktive beteiligen auch an anderen Erfassungsprogrammen). Bei den Koordinatorinnen und Koordinatorinnen, von denen viele diese Funktion ebenfalls ehrenamtlich durchführen, liegt der zeitliche Einsatz deutlich darüber. Dieses Engagement summiert sich je Winterhalbjahr zu mehr als 100.000 ehrenamtliche Stunden. Das entspricht einer Wertschöpfung von 1 Mio. Euro, legt man den etwa bei der Deutschen Bundesstiftung Umwelt anzusetzenden ehrenamtlichen Stundensatz von 10 Euro zugrunde.
Dank Ihres Einsatzes bei Wind und Wetter wissen wir über Wasservogelarten besser Bescheid als über jede andere Artengruppe. "DANKE!" für diesen langen Atem und das großartige Engagement auf allen Ebenen!
Die Daten der WVZ flossen in eine Vielzahl von Auswertungen auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene ein - teilweise bis hin zu Publikationen in hochrangigen internationalen Fachzeitschriften. Sie lieferten mit den anderen Programmen des Monitorings rastender Wasservögel die Datenbasis für die Ausweisung vieler Europäischer Vogelschutzgebiete, die Ergebnisse fließen in Berichte der Bundesregierung zur EU-Vogelschutzrichtlinie und anderer internationale Übereinkommen ein, sie ermöglichen die Analyse zum Einfluss klimatischer Veränderungen auf die großräumige Verbreitung von Vogelarten sowie ökologischer Veränderungen ihrer Lebensräume und sie sind eine wichtige Grundlage in der Naturschutzplanung.
Umfangreiche Ergebnisse der WVZ finden Sie in der Broschüre "Vögel in Deutschland 2011", die kostenfrei als PDF verfügbar ist. Zahlreiche weitere Publikationen, auch die oben zitierte Auswertung zum ehrenamtlichen Engagement zum Vogelmonitoring in Deutschland, finden unter www.dda-web.de/publikationen unter "Artikel, Bücher & Broschüren". Informationen zur Bestandsentwicklung und zur Verbreitung von Wasservogelarten in Deutschland finden Sie auch im Informationssystem "Vögel in Deutschland online".
Blick in die Zukunft: Die WVZ geht online
Auf der Jahrestagung der Koordinatorinnen und Koordinatoren Ende August in Münster wurde der Startschuss zur Online-Dateneingabe über ornitho.de gegeben. Foto: unbekannt.
Die Datenübermittlung bei der WVZ erfolgt bislang nach wie vor auf Papier bzw. in den letzten Jahren in zunehmendem Maße auf digitalen Zählbögen. Letzteres war jedoch nur ein zeitweiliger Zwischenschritt, um die Koordinatorinnen und Koordinatoren bei der Dateneingabe zu entlasten bis eine Dateneingabe direkt über das Internet möglich ist. Nach der erfolgreichen Etablierung von ornitho.de und umfangreichen Vorarbeiten in den letzten Jahren gaben die Koordinatorinnen und Koordinatoren der WVZ Ende August auf ihrer Jahrestagung in Münster dazu den Startschuss: Im Laufe dieses Winters wird die WVZ nun Schritt für Schritt online gehen. Derzeit befindet sich die Dateneingabe in der Testphase. Im Laufe des Winters wird die Dateneingabe dann allmählich für immer mehr Gebiete möglich sein. Bis die Daten für alle Zählgebiete via ornitho.de übermittelt werden können, wird aber noch etwas Zeit vergehen. Doch der erste große Schritt auf dem Weg in die Zukunft ist gemacht, der hoffentlich dazu führen wird, dass wir noch mehr Menschen für die Erfassung der Wasservogelwelt begeistern und auch in Zukunft mit den Ergebnissen die Grundlage für den Schutz von Wasservögeln und ihrer Lebensräume legen können.
Allen Zählerinnen und Zählern wünschen wir einen guten Auftakt in die Jubiläumssaison und danken der Ernst-Commentz-Stiftung, die mit einer großzügigen Zuwendung die Umsetzung dieses Pilotprojekt im bundesweiten Vogelmonitoring ermöglichte.
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11.09.2015
Fernsehbericht „Das Verschwinden der Vögel — Artensterben in Brandenburg“ (OZON Umwelt/Wissenschaft)
Banner „Ozon unterwegs“ © rbb
Am 14.9.2015 um 22.15 Uhr berichtet „Ozon unterwegs“ im rbb-Fernsehen über das Artensterben in Brandenburg.
Es ist still geworden in Brandenburgs Agrarlandschaften. Laut Artenschutzexperte Helmut Brücher hat sich der Bestand der Feldvögel seit 1980 fast halbiert. Besonders betroffen sind Arten wie Feldlerche, Braunkehlchen. Wiesenpieper, Arten, denen aufgrund der Veränderungen in den Ackerlandschaften die Nahrung ausgeht. Dabei sind es nicht nur die immer rarer werdenden Brachflächen, sondern auch die vielen tausend Tonnen Glyphosat, die jedes Jahr zur Unkrautvernichtung versprüht werden und die damit auch die Nahrungsketten der Vögel vernichten. Seit 2001 haben Biologen im Auftrag des Bundesamtes für Naturschutz unter anderem im Ökodorf Brodowin erforscht, wie sich Landwirtschaft und Feldvogelschutz besser vereinbaren lassen, etwa durch Höherstellen der Messer bei der Mahd in der Brutzeit. Das Ergebnis sind nicht nur wieder mehr Vögel und blühende Flächen, sondern auch ein Handbuch für Bauern. Auf das es, so Martin Flade, Leiter des Biosphärenreservates, schon erfreuliche Resonanz gibt.
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08.09.2015
Seevögel in der deutschen AWZ von Nord- und Ostsee — Monitoringbericht 2013/14 erschienen
127 Seiten umfasst der aktuelle Bericht zum Seevogelmonitoring des FTZ.
© FTZ Westküste
Der aktuelle Bericht zum „
Monitoring von Seevögeln in der deutschen Ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) von Nord- und Ostsee“ ist jetzt verfügbar:
Der vom Forschungs- und Technologiezentrum Westküste (FTZ) der Universität Kiel im Auftrag des Bundesamts für Naturschutz erstellte Bericht beschreibt die Ergebnisse der schiffs- und flugzeuggestützten Seevogelerfassungen aus der Berichtsperiode vom 01.11.2013 bis 31.10.2014.
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Schwerpunkte des Monitoring-Programms im Jahr 2014 waren:
- die Erfassung der Wintervorkommen von Seevögeln in der deutschen Ostsee westlich von Rügen,
- das Frühjahrsvorkommen von Seetauchern, Zwergmöwen, Sturmmöwen und anderen Seevogelarten in der inneren deutschen Nordsee,
- das Brutzeit-/Sommer-Vorkommen und das Nachbrutzeit- bzw. Herbst-Vorkommen von Seevögeln in der deutschen Nordsee sowie
- das Rastvorkommen von Zwergmöwen auf dem Herbstzug in der Pommerschen Bucht.
Neben Karten zum Vorkommen der einzelnen Seevogelarten enthält der Bericht auch Informationen zu anthropogenen Nutzungen, wie z.B. Schiffsverkehr und Fischerei.
Darüber hinaus werden die Bestandstrends von Seevögeln in den deutschen Seegebieten analysiert. Betrachtet werden sowohl Veränderungen in der Bestandsgröße als auch Veränderungen der räumlichen Verteilungsmuster. Für viele Vogelarten zeigen sich dabei eindeutige Veränderungen: Insgesamt gibt es viele Arten mit stark abnehmenden Vorkommen und nur wenige Arten mit Zunahmen.
Der Bericht ist auf den Webseiten des FTZ Westküste als Download verfügbar
Ältere Berichte sind ebenfalls zugänglich.
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07.09.2015
Eistaucher überwintern über Jahre in selben Gebieten
Eistaucher suchen sowohl zur Brutzeit als auch im Winter oftmals Jahr für Jahr dieselben Gebiete auf.
© Stefan Pfützke
Eistaucher zeigen eine hohe Brutplatztreue und suchen Jahr für Jahr im Frühjahr dieselben Seen in Kanada und den nördlichen USA auf. Im Winter verlassen die Vögel ihre Brutgebiete weiträumig und überwintern in größerer Zahl vor allem in küstennahen Meeresgebieten, wo die Bewegungen der Taucher schwer zu untersuchen sind. Eine neue Studie des amerikanischen Forschungsinstituts für Biodiversität (BRI) zeigt nun erstmals, dass bei Eistauchern auch für Überwinterungsplätze eine hohe Treue besteht. Eine Auswertung von sechs besenderten sowie Wiederfängen und Ablesungen von insgesamt mehr als 250 in den letzten 20 Jahren in vier weit voneinander entfernten Gebieten Nordamerikas farbberingten Eistauchern ergab, dass 85% der Vögel dieselben Überwinterungsgebiete mehrfach aufsuchten.
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Es wird angenommen, dass die Vögel durch ein erneutes Aufsuchen bereits bekannter Gewässer von einer Kenntnis der besten Nahrungsgründe sowie der von Prädatoren bevorzugt aufgesuchten Bereiche profitieren. Da adulte Eistaucher im Winter durch Mauser zeitweise flugunfähig sind, ist insbesondere die Wahl des Überwinterungsgebiets für das Überleben der Vögel entscheidend. An den traditionellen Plätzen lag die ermittelte Überlebenswahrscheinlichkeit der Altvögel bei 77%.
Die in der Online-Ausgabe des Magazins The Condor: Ornithological Applications veröffentlichten
Erkenntnisse zur Überwinterung von Eistauchern haben große Bedeutung für Artenschutzmaßnahmen. Die küstennahen Überwinterungsgebiete sind durch Ölverschmutzung und anthropogene Störungen bedroht. Ein alljährliches Aufsuchen stark verschmutzter oder intensiv gestörter Gewässer führt dauerhaft zu einer Reduktion der Fitness und Überlebenswahrscheinlichkeit und könnte sich damit unmittelbar auf die Population auswirken.
Eistaucher sind in Deutschland seltene aber alljährliche Gäste. Besonders seit 1998 steigt die Zahl der Nachweise an, sodass die Art zum 1.1.2011 nach mehr als 300 Nachweisen zwischen 1977 und 2010 von der nationalen Meldeliste gestrichen wurde (Seltene Vögel in Deutschland 2010). Beobachtungen sind heute bei den Avifaunistischen Landeskommissionen zu dokumentieren.
Weitere Informationen
- James D. Paruk, Michael D. Chickering, Darwin Long IV, Hannah Uher-Koch, Andrew East, Daniel Poleschook, Virginia Gumm, William Hanson, Evan M. Adams, Kristin A. Kovach, and David C. Evers (2015) Winter site fidelity and winter movements in Common Loons (Gavia immer) across North America. The Condor: November 2015, Vol. 117, No. 4, pp. 485-493. doi: http://dx.doi.org/10.1650/CONDOR-15-6.1
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04.09.2015
Erinnerung: ADEBAR noch bis Jahresende zum Mitarbeiterpreis bestellen
© SVD / DDA
Ende April wurde der Atlas Deutscher Brutvogelarten (ADEBAR) im Rahmen einer Festveranstaltung im Zoologischen Forschungsmuseum Alexander Koenig in Bonn feierlich der Öffentlichkeit präsentiert. Mehr als 400.000 Stunden ehrenamtlicher Arbeit führten zur Kartierung von 80 Millionen Brutpaaren. Das Werk liefert damit einen umfassenden Datenfundus zu allen 280 in Deutschland brütenden Vogelarten.
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Heute ist der fünftausendste Atlas über den Ladentisch gegangen. Ein toller Erfolg! Wir freuen uns sehr, dass die Ergebnisse unseres Gemeinschaftsprojektes so großen Anklang finden und möchten uns für das Interesse herzlich bedanken!
Angesichts der großen Nachfrage möchten wir nochmals alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an die besonderen Konditionen erinnern, zu denen diese den ADEBAR erwerben können: Wer selbst an dem einzigartigen Gemeinschaftswerk mitgearbeitet hat — und sich damit auch namentlich im Atlas erwähnt findet — kann noch bis zum 31.12.2015 ein Exemplar zum vergünstigten Preis von nur 39,90 € zzgl. Porto- und Versandkosten von 4,10 € erstehen. Der Rabatt beträgt rund 60 % gegenüber dem Buchhandelspreis.
ADEBAR kann sowohl zum Mitarbeiter- als auch zum regulären Buchhandelspreis sicher und komfortabel über das Online-Bestellformular bestellt werden. Möglich sind alternativ auch die telefonische Bestellung unter 0251 / 210140-0 oder der Bezug per Post an: Dachverband Deutscher Avifaunisten e.V., An den Speichern 6, 48157 Münster.
Einen Einblick in den Atlas Deutscher Brutvogelarten bietet unsere Leseprobe.
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02.09.2015
Prognose für 2050: Plastikteile in bis zu 99% aller Seevogelmägen
Plastikmüll stellt neben der direkten Aufnahme auch als Nistmaterial eine Gefahr für Seevögel dar
© Hans Glader
Die Verschmutzung der Ozeane durch Plastikmüll stellt ein weltweites Problem dar. Konzentrationen von bis zu 580.000 Teilen pro km² wurden nachgewiesen und die Verschmutzung steigt exponentiell weiter an. Die weltweite Produktion von Plastik verdoppelt sich derzeit alle elf Jahre. Obwohl bereits zahlreiche Studien Erkenntnisse über Auswirkungen auf die Tierwelt geliefert haben, gibt es bislang wenige systematische Risikobewertungen.
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Im Rahmen einer Untersuchung der staatlichen Behörde Australiens für wissenschaftliche und industrielle Forschung CSIRO und des Imperial College London wurden 270 Studien zu Seevögeln aus den Jahren 1962 bis 2012 ausgewertet. Bei 80 von 135 (59%) in den betrachteten Studien untersuchten Seevogelarten wurde Plastik in der Nahrung nachgewiesen, durchschnittlich 29% der Individuen hatten Plastikteile in ihren Mägen. In einzelnen Vögeln wurden dabei bis zu 200 Teile gefunden. Der für Nahrung gehaltene und von den Vögeln aufgenommene bunte Plastikmüll kann zu Magenverschlüssen, Gewichtsverlusten und schließlich zum Tod der Vögel führen.
Während um 1960 gerade einmal bei 5% der untersuchten Vögel Plastik gefunden wurde, waren es 2010 bereits 80%. Hochgerechnet erwarten die Forscher, dass derzeit bereits rund 90% der Seevögel Plastik in sich tragen und diese Quote bis 2050 sogar bis auf 99% ansteigen wird.
Aus der Verbreitung und den Bestandstrends der Seevogelarten über die betrachteten fünf Jahrzehnte sowie der Verteilung des Plastikmülls haben die Forscher auch die Bereiche mit der größten Gefährdung für Seevögel durch die Verschmutzungen errechnet. Demnach sind besonders die südlichen Teile des Indischen, Pazifischen und Atlantischen Ozeans betroffen — Bereiche, die bislang eher als relativ unberührt angesehen wurden. Die größten Auswirkungen werden in der Tasmanischen See zwischen Australien und Neuseeland erwartet.
Zum ersten Mal wurde im Rahmen der in der amerikanischen Fachzeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences veröffentlichten Studie das weltweite Ausmaß der Gefährdung von Seevögeln durch Plastikmüll bewertet. Seevögel stellen hervorragende Indikatoren für den Zustand der marinen Ökosysteme dar. Es ist daher dringend notwendig die Verwendung von Plastik einzuschränken und die Verschmutzung durch besseres Abfallmanagement zu minimieren. Dass schon kleinere Maßnahmen effektiv sein können, zeigen beispielsweise Bemühungen zur Reduktion von Plastikmüll in Europa. Eine messbare Reduktion von Plastik in Seevogelmägen konnte hier bereits innerhalb von rund 10 Jahren erreicht werden.
Weitere Informationen
- Chris Wilcox, Erik Van Sebille, and Britta Denise Hardesty. Threat of plastic pollution to seabirds is global, pervasive, and increasing. PNAS, August 31, 2015 DOI: 10.1073/pnas.1502108112
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02.09.2015
Atlas-Tool in ornitho.de freigeschaltet: Verbreitung jetzt auch auf Rasterbasis
Verbreitung des Singschwans im Dezember/Januar 2010-2015. Abgebildet ist die maximale Truppgröße je TK25. Diese und viele andere Darstellungsmöglichkeiten bietet das neue „Atlas-Tool“.
© ornitho
Mit dem Erscheinen von
ADEBAR, des Atlas Deutscher Brutvogelarten, hat das größte vogelkundliche Kartiervorhaben, zu dem bislang in Deutschland aufgerufen wurde, seinen erfolgreichen Abschluss gefunden. Die Verbreitung und Häufigkeit aller Brutvogelarten im Zeitraum 2005 bis 2009 ist darin festgehalten. Der Aufwand für die Kartierungen war erheblich: mehr als 400.000 Stunden ehrenamtlichen Engagements stecken in diesem beeindruckenden Gemeinschaftswerk. Es ist daher nicht überraschend, dass Verbreitungsatlanten nur etwa alle 20 Jahre erstellt werden. Um aktuelle Fragen des Naturschutzes beantworten zu können, benötigen wir allerdings möglichst aktuelle Informationen über die Veränderungen der Vogelwelt in Raum und Zeit. Nur dann können wir Erkenntnisse über deren Ursachen gewinnen und mit geeigneten Maßnahmen auf Bestands- und Arealverluste reagieren. Das heute auf
ornitho.de freigeschaltete „
Atlas-Tool“ wird dabei helfen, diese Lücke zu schließen.
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Die Darstellung der Verbreitung erfolgte bislang ausschließlich punktgenau. Mit dem „Atlas-Tool“ kann die Verbreitung fortan auch auf Basis der Topographischen Karte 1:25.000 (TK25) dargestellt werden, wodurch ein unmittelbarer Vergleich mit ADEBAR ermöglicht wird. Im „Atlas-Tool“ wird zwischen zwei Darstellungsformen unterschieden:
1) Verbreitung zur Brutzeit
In den Karten zur Brutverbreitung wird zwischen möglichem, wahrscheinlichem und sicherem Brüten differenziert. Grundlage sind alle Beobachtungen, die von Ihnen mit einem Brutzeitcode versehen wurden. Vor allem für seltene und mittelhäufige Brutvogelarten, die häufiger und vollständiger gemeldet werden, zeigen die Verbreitungskarten schon eine gute Übereinstimmung mit ADEBAR (z.B. Brandgans, Rotmilan, Pirol) bzw. es werden bereits Verbreitungsänderungen gegenüber ADEBAR sichtbar, wie bei Nil- oder Kanadagans.
2) Verbreitung im Jahresverlauf
Die neuen Darstellungsmöglichkeiten beschränken sich jedoch nicht nur auf die Brutzeit: Die Verbreitung kann für ein gesamtes Jahr, einzelne Jahreszeiten oder für einzelne Monate angezeigt werden. So bieten sich vielfältige Vergleichsmöglichkeiten, die vor allem bei den wandernden Vogelarten faszinierende Einblicke in das räumliche Auftreten im Jahresverlauf ermöglichen. Die Karten zeigen einerseits die Verbreitung auf qualitativer Ebene, d.h. die Anwesenheit einer Art im gewählten Zeitraum auf einem Kartenblatt der TK25. Es ist jedoch auch möglich, sich die maximale oder die durchschnittliche Truppgröße sowie die Anzahl gemeldeter Datensätze je TK25 anzeigen zu lassen. Es ist damit erstmals möglich, die Verbreitung außerhalb der Brutzeit im Stile eines Atlasses zu visualisieren!
Online-Atlas der Brut- und Rastvögel?
Bei aller Begeisterung über die neuen Darstellungsmöglichkeiten sollte man eines nie vergessen — und das gilt für die Brutzeit ebenso wie für die übrige Zeit des Jahres: Lücken in der Verbreitung bedeuten nicht zwangsläufig, dass eine Art dort nicht anwesend ist, sondern können auch schlicht auf Beobachtungs- oder Meldedefizite zurückzuführen sein. Das „Atlas-Tool“ wird deshalb eine Atlaskartierung nicht ersetzen können, weder zur Brut- noch zu den Zugzeiten oder im Winter. Für einen Atlas sind systematische Bestandserhebungen unter Einsatz standardisierter Methoden unabdingbar. Nichtdestotrotz ist das nun freigeschaltete Modul ein wichtiger Schritt, durch den die unsystematisch erhobenen Daten nicht nur visuell ansprechend aufgearbeitet, sondern auch für weitergehende wissenschaftliche und naturschutzfachliche Fragestellungen nutzbar gemacht werden können.
Sie finden diese Erweiterung unter dem Menüpunkt „Verbreitung auf Rasterbasis“ unter „Vögel in Deutschland und Luxemburg“.
Unser herzlicher Dank gilt der Ernst-Commentz-Stiftung, die diese Erweiterung durch eine großzügige Zuwendung ermöglichte!
PS.: Alle, die bei der Datenerhebung von ADEBAR mitgearbeitet haben, können den Atlas noch bis zum 31.12.2015 für 39,90 Euro beziehen (zur Bestellung).
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02.09.2015
migra: Internetportal zum Vogelzug in Spanien soll Grundlage für Atlas des Vogelzugs bilden
Auch Zugrouten in Spanien besenderter Blauracken lassen sich über das Portal darstellen.
© Javier de la Puente / BirdLife
Kenntnisse zu Verbreitung, Häufigkeit, Bestandstrend und Populationsgröße sind Schlüsselfaktoren im Vogelschutz. Spanien gehört zu den Ländern, die genau auf einer der weltweiten Hauptvogelzugrouten liegen. Die spanische Vereinigung für Vogel- und Naturschutz SEO arbeitet daher seit Jahrzehnten mit der Unterstützung tausender Ehrenamtlicher an der Sammlung von Daten zu Zugwegen und Rastplätzen europäischer Vogelarten. 2011 wurde die Initiative „migra“ gestartet, bei der in Spanien brütende oder überwinternde Vögel mithilfe von Satellitentelemetrie, GPS-Loggern oder Geolokatoren über ein oder mehrere Jahre verfolgt werden. Die auf diese Weise gewonnenen Erkenntnisse zum Aufenthalt in Brut- und Überwinterungsgebieten, dem Beginn des Zuges sowie dessen Route, Geschwindigkeit und Höhe und Änderungen aufgrund bestimmter Wetterbedingungen sollen früher oder später gemeinsam mit Ergebnissen früherer Studien in einem Vogelzugatlas für Spanien zusammengefasst werden.
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Schon jetzt lassen sich mehr als 650.000 Ortungen von 332 Vögeln aus 24 Arten frei über das Internetportal „migra“ abfragen. Vor allem für seltenere und größere Arten liegen bereits zahlreiche Informationen vor, während zum Zugverhalten kleinerer spanischer Vogelarten oft noch größerer Forschungsbedarf besteht. Doch um die Auswirkungen von Lebensraum- und Klimaveränderungen ausreichend interpretieren zu können, sind Kenntnisse über eine breite Auswahl von Vogelarten notwendig. Dank immer leichterer Sender lassen sich so z.B. aktuell erstmals die Wege von drei im Juli 2015 in Spanien besenderten Turteltauben tagesaktuell verfolgen. Seit 1998 sind die spanischen Brutbestände der Art — vergleichbar mit Entwicklungen in vielen weiteren Ländern Europas — um rund 30 % eingebrochen. Die Turteltauben „Ernesto“, „Joaquín“ und „Andújar“ werden hoffentlich weitere wichtige Erkenntnisse zu den Gründen der Bestandsrückgänge liefern.
In den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass einige Arten ihr Zugverhalten zunehmend verändern. So überwintert eine zunehmende Zahl von Weiß- und Schwarzstörchen sowie Zwergadlern an der Mittelmeerküste oder am Unterlauf des Guadalquivir in Andalusien und vermeidet die Überquerung des Mittelmeeres nach Afrika. Dieses Verhalten steht vermutlich im Zusammenhang mit Klimaveränderungen, die zu milderen Wintern und besserer Nahrungsverfügbarkeit in den Brutgebieten führen.
Das Projekt „migra“ soll jedoch nicht nur wissenschaftlich neue Erkenntnisse bringen. Es dient auch dazu, der Öffentlichkeit das spektakuläre Phänomen Vogelzug näher zu bringen. Es gibt bereits Überlegungen, das Portal von Spanien auf weitere Partner von BirdLife International in Europa, Asien und Afrika auszudehnen. Die große Bedeutung des Vogelzugs näher zu bringen stellt weltweit ein wichtiges Werkzeug im Artenschutz dar.
Quelle: BirdLife International, 31.8.2015
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01.09.2015
Ungewöhnliches Verhalten von Eleonorenfalken: Lebendige Beute auf Vorrat
Auf einer marokkanischen Insel brütende Eleonorenfalken zeigen ein bislang noch bei keiner anderen Greifvogelart dokumentiertes Nahrungsverhalten.
© Ralph Martin
Außerhalb der Brutzeit ernähren sich Eleonorenfalken vorwiegend von Insekten. Während der Aufzucht der Jungen, die sich in Anpassung an die Hauptzugzeit ihrer Beute von Juli bis Oktober erstreckt, besteht ihre Nahrung jedoch vorwiegend aus ziehenden Kleinvögeln, die dann die Inseln des Mittelmeers und die Atlantikküste passieren.
Während einer Untersuchung an brütenden Eleonorenfalken auf der unbewohnten Insel Mogador vor der marokkanischen Atlantikküste stellten Wissenschaftler ein bislang unbekanntes Nahrungsverhalten der Falken fest. Die Vögel sammelten dabei einen Teil ihrer Beute auf Vorrat. Erbeutete Singvögel wurden nach dem Entfernen von Schwanzfedern und Schwingen lebendig in Vertiefungen im Fels oder engen Spalten „gefangen gehalten“. Das nun erstmals dokumentierte Verhalten der Eleonorenfalken war den lokalen Fischern, die die Gewässer des Archipels seit Jahrzehnten nutzen, bereits bekannt.
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Das Horten lebender Beute wurde bislang weder für Eleonorenfalken noch für andere Greifvogelarten festgestellt. Es ermöglicht den Falken bei Bedarf stets auf frische Beute zurückgreifen zu können. Getötete überschüssige Beute könnte zu einem späteren Zeitpunkt aufgrund des Austrocknungsprozesses durch die hohen Temperaturen hingegen nicht mehr genutzt werden. Wie lange die gefangenen Vögel in den Felsen verbleiben, ist bislang noch unklar. Es wird eine Dauer von ein bis zwei Tagen angenommen.
Die neuen Erkenntnisse zur Nahrungsökologie der Eleonorenfalken wurden in der aktuellen Ausgabe der französischen Zeitschrift Alauda veröffentlicht. Fotos, die das ungewöhnliche Verhalten dokumentieren, kann man sich im Blog „Moroccan Birds“ ansehen.
Quelle: Moroccan Birds, 26.8.2015
Weitere Informationen
- Moroccan Birds-Blog
- Qninba, A., A. Benhoussa, M. Radi, A. El Idrissi, H. Bousadik, B. Badaoui & M.A. El Agbani 2015: Mode de prédation très particulier du Faucon d’Éléonore Falco eleonorae sur l’Archipel d’Essaouira (Maroc Atlantique). Alauda 83(2): 149-150.
- Titel des Verweises
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31.08.2015
Erde erlebt sechste große Aussterbe-Welle
Um sein Überleben kämpfen Vogelschützer seit Jahren: Der auf La Reunion endemische Newton-Raupenfänger rangiert unter den zehn seltensten Vogelarten der Erde.
© Thomas Krumenacker
Die Menschheit erlebt gegenwärtig einen regelrechten Tsunami des Aussterbens von Tierarten, die in ihrem Ausmaß die vorangegangenen fünf großen Aussterbe-Wellen in der Erdgeschichte in den Schatten stellen könnte. Zu diesem dramatischen Ergebnis kommt eine neue Studie aus den USA. Der US-Wissenschaftler Malcolm McCallum verglich für seine in
Biodiversity Conservation publizierten Untersuchung das Ausmaß des Artensterbens seit 1800 beziehungsweise 1980 mit der großen Aussterbe-Welle am Ende der Kreidezeit vor etwa 65 Millionen Jahren, der auch die Dinosaurier zum Opfer fielen. Damals starben wahrscheinlich durch einen Asteroiden-Einschlag rund die Hälfte aller Wirbeltier-Gattungen und mehr als 70 Prozent der Wirbeltier-Arten aus. Für die Berechnungen zur gegenwärtigen Welle des Artensterbens griff der Autor auf die Daten der 2012 veröffentlichten Roten Liste der Internationalen Naturschutzunion IUCN zurück.
In verschiedenen statistischen Szenarien berechnet die Studie die Aussterberate sowohl auf Basis der tatsächlich seit dem Jahr 1500 bzw. 1980 ausgestorbenen Arten als auch unter Einbeziehung der Arten, die in der IUCN-Roten Liste in einer der Bedrohungskategorien von Ausgestorben bis zu Gefährdet rangieren und der Gruppe, über die nicht ausreichend Daten vorliegen (data deficient „dd“).
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Die Ergebnisse sind ein Schrei nach Fortschritten im Artenschutz.
„Die Ausrottung der Wirbeltierarten hat sich seit dem Jahr 1500 24- bis 85-fach schneller ereignet als während des Massensterbens in der Kreidezeit“, errechnete McCallum. Seit 1980 sei das Ausmaß des Aussterbens von Arten förmlich explodiert, warnt der Wissenschaftler.
Werden die gegenwärtig auf der Roten Liste geführten Arten sowie die „dd“-Arten für diese Berechnung als ausgestorben erachtet, erreichte das Ausmaß des Artensterbens sogar das 8.900- bis 18.500-fache des geschätzten Kreidezeit-Sterbens. „Diese extremen Werte und die hohe Geschwindigkeit, mit der die Biodiversität von Wirbeltieren zurückgeht, sind vergleichbar mit den Verheerungen früherer Aussterbe-Wellen.“ Sollte das Niveau des Artensterbens anhalten, sei dies ausreichend, ganze Wirbeltier-Gruppen in weniger als einem Jahrhundert auszurotten.
Für die Gruppe der Vögel errechnete McCallum auf Basis der seit 1500 ausgestorbenen Arten ein um 11 bis 78 Mal größeres Ausmaß des Artensterbens gegenüber des Kreidezeit-Sterbens. Unter Einbeziehung der Rote-Liste sowie der „dd“-Arten ergibt sich ein um 92- bis 793-fach größeres Ausmaß des Post-1500-Artensterbens gegenüber dem Kreidezeit-Ereignis. Hält das Artensterben im gleichen Tempo an, könnten alle Vogelarten der Studie zufolge in 23.400 bis 38.500 Jahren ausgestorben sein — abhängig davon, ob die Aussterberate seit 1980 oder seit 1500 zugrunde gelegt wird. „Wir rotten Tiere schneller aus, als es selbst der katastrophale Asteroiden-Einschlag zum Ende der Kreidezeit vermochte. Diese rasanten Verluste sind ohne Beispiel“, bilanziert der Autor.
Beitrag: Thomas Krumenacker
Weitere Informationen
- McCallum, M.L. 2015: Vertebrate biodiversity losses point to a sixth mass extinction. Biodiversity and Conservation. DOI 10.1007/s10531-015-0940-6
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27.08.2015
Intensive Landwirtschaft erhöht Prädationsrisiko für Uferschnepfen
Artenreiche Wiesen bilden einen natürlichen Schutz für Wiesenbrüter wie die Uferschnepfe
© Jochen Gerlach
Der Rückgang feuchter Wiesen und die Intensivierung und Monotonisierung der Grünlandnutzung haben zu starken Bestandseinbrüchen von Wiesenbrütern geführt. In den Niederlanden sank der Brutbestand der Uferschnepfe innerhalb der letzten 40 Jahre von 120.000 auf weniger als 35.000 Paare. Veränderungen in der Landwirtschaft haben dazu geführt, dass artenreiche Wiesen in entwässerte Graskulturen umgewandelt wurden. Diese Monokulturen werden früher und häufiger gemäht — auch während der Brutzeit der Wiesenbrüter.
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Wissenschaftler der Universität Groningen und des Niederländischen Instituts für Meeresforschung (NIOZ) haben nun den Bruterfolg von Uferschnepfen in der niederländischen Provinz Friesland in artenreichen Wiesen sowie artenarmen Graskulturen erfasst. Innerhalb der Untersuchungsgebiete konnten die meisten Nester durch aufwendige Schutzmaßnahmen und in Zusammenarbeit mit den örtlichen Landwirten vor der Zerstörung während der Feldbearbeitung bewahrt werden. Durch Markierung der Nester ließen sich diese bei der Mahd gezielt umfahren.
Die Wissenschaftler fanden heraus, dass die Bruterfolgsrate trotz Schutz vor Verlusten durch Mahd von 42 % bei ungemähten Graskulturen auf 32 % bei großräumiger Umfahrung der Nester (um rund 50m²) und sogar nur 21 % erfolgreiche Bruten bei kleinräumiger Umfahrung sank. Kleinere Grasbereiche in abgemähten Feldern sind sehr auffällig und für Prädatoren offenbar leicht zu entdecken. Einige Uferschnepfen gaben in diesen Bereichen ihre Bruten auf, andere wurden direkt am Nest Opfer von Prädatoren. Anhand von Biss- und Fraßspuren konnten sowohl Füchse als auch streunende Hunde der umliegenden Höfe als Prädatoren ermittelt werden. Der Bruterfolg bei Nestern in artenreichen Wiesen lag mit 56 % deutlich höher als in den Graskulturen. Diese Flächen werden oftmals speziell für Wiesenbrüter bewirtschaftet und vorwiegend erst nach dem 15. Juni gemäht — einem Zeitpunkt zu dem die meisten Jungvögel bereits geschlüpft sind.
Prädatoren werden oft als Hauptursache für den Rückgang der Wiesenvögel angesehen, da die Bestandseinbrüche vielerorts mit einer Zunahme der Prädatoren korrelieren. Der im Rahmen der niederländischen Untersuchung festgestellte Bruterfolg in artenreichen Wiesen ist allerdings mit in den 1980er Jahren ermittelten Ergebnissen vergleichbar, was darauf schließen lässt, dass höhere Prädatorendichten vor allem in suboptimalen Habitaten eine Gefährdung darstellen. Hochwertige Lebensräume in Form von kräuterreichen Feuchtwiesen stellen hingegen einen natürlichen Schutz für die Wiesenbrüter dar.
Weitere Informationen
- Kentie, R., Both, C., Hooijmeijer, J. C. E. W., Piersma, T. (2015), Management of modern agricultural landscapes increases nest predation rates in Black-tailed Godwits Limosa limosa. Ibis, 157: 614—625. doi: 10.1111/ibi.12273
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27.08.2015
Erster Online-Atlas der Amphibien und Reptilien für Deutschland
Der Bestand der Kreuzotter ist in Deutschland seit einiger Zeit stark rückläufig
© Christoph Moning
Rund 600.000 Einzeldatensätze für 33 heimische sowie 14 eingeschleppte Amphibien- und Reptilienarten, die einen bundesweiten Überblick über deren Verbreitung vermitteln. Das ist das Ergebnis eines Projektes, das die Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT) im Auftrag des Bundesamtes für Naturschutz durchgeführt hat. Daraus entstanden ist der erste Online-Atlas der Amphibien und Reptilien für Deutschland, der ab sofort auf der Website
www.feldherpetologie.de/atlas abrufbar ist.
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Der Online-Atlas bietet einen aktuellen bundesweiten Überblick zur Verbreitung der Amphibien und Reptilien in Deutschland — dies erstmals auch in der vierfach genaueren Auflösung von Messtischblattquadranten (exklusive naturschutzfachlich besonders sensibler Arten). Der Nutzer hat die Möglichkeit, Karten anzusehen und herunterzuladen. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, die aggregierten digitalen Daten (keine fundpunktscharfen Daten oder Ortsangaben) hinter den Karten in Tabellenform zu nutzen sowie sich in Form von Steckbriefen über die Arten zu informieren.
Zu den in Deutschland sehr häufigen Arten zählen bei den Amphibien die Erdkröte und der Grasfrosch, bei den Reptilien Blindschleiche, Waldeidechse und Zauneidechse. Sehr selten ist bei den Amphibien der Alpensalamander. Bei den Reptilien sind fast die Hälfte der 13 Arten extrem selten, beispielsweise die Europäische Sumpfschildkröte, die Würfelnatter und die Aspisviper. Bestandsrückgänge, die mit einer Intensivierung der Landwirtschaft und einer Rekultivierung von Sekundärlebensräumen zusammenhängen, sind insbesondere bei der Knoblauchkröte und der Geburtshelferkröte zu verzeichnen. Bei den Reptilien sind die Bestände der Kreuzotter seit einiger Zeit stark rückläufig. Als Gründe werden vor allem Aufforstungen, Abtorfungen und Entwässerungen in Moorlebensräumen sowie eine zunehmende Fragmentierung ehemals zusammenhängender Waldgebiete angeführt.
Als umfassende und wichtige Datenbasis für die Entwicklung von Artenhilfsmaßnahmen liefert der Online-Atlas nun — 18 Jahre nach dem Standardwerk der Amphibien und Reptilien Deutschlands von Rainer Günther — einen umfassenden Datenfundus für eine zukünftige Revision der Roten Listen der Amphibien und Reptilien Deutschlands.
Der Verbreitungsatlas sowie das gesamte Projekt konnte nur in Zusammenarbeit mit zahlreichen Projektpartnern realisiert werden. Unter den insgesamt 32 Partnern befinden sich nicht nur Landesfachbehörden und Facharbeitsgruppen, sondern auch Verbände und Privatpersonen, die unzählige Stunden ehrenamtlicher Arbeit geleistet und Daten gemeldet und geprüft haben. Die in vielen verschiedenen Dateien vorliegenden Einzeldatensätze wurden von 20 datenhaltenden Institutionen aus allen deutschen Bundesländern akquiriert und zusammengestellt. Die ältesten Angaben reichen bis ins Jahr 1749 zurück, die jüngsten stammen aus dem Jahr 2014.
Dieses Projekt zeigt einmal mehr, dass der Naturschutz auf das Ehrenamt angewiesen ist. Ohne den ehrenamtlichen Einsatz von Artenkennerinnen und Artenkennern gäbe es diesen Online-Atlas sicherlich nicht in der vorliegenden Form.
Quelle: Pressemitteilung DGHT & BfN, 27.8.2015
Weitere Informationen
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25.08.2015
Negative Folgen für Seevögel durch klimabedingte Häufung von Stürmen
Starke Winde machen besonders weiblichen Krähenscharben Probleme
© Rosl Rößner
Untersuchungen zu Klimaveränderungen beschäftigen sich vor allem mit der globalen Erwärmung, doch auch höhere Windgeschwindigkeiten und eine Zunahme von Sturmereignissen werden prognostiziert. Derartige Veränderungen werden sich nach den Ergebnissen einer Studie von Wissenschaftlern der schottischen Universität Edinburgh, dem Zentrum für Ökologie und Hydrologie (CEH) und dem Britischen Polarforschungsprogramm (BAS) auch auf Seevogelpopulationen auswirken.
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Auf der schottischen Insel Isle of May wurden im Rahmen der Untersuchung mehr als 100 Krähenscharben an den Beinen mit kleinen Datenloggern versehen, um die Dauer ihrer Tauchgänge zu verfolgen. Die Logger zeichneten dabei alle drei Sekunden die Tauchtiefe der Vögel auf. Es zeigte sich, dass Weibchen bei stärkeren oder auflandigen Winden deutlich länger mit der Nahrungssuche beschäftigt waren als die Männchen. Mit zunehmender Verschlechterung der Wetterbedingungen verstärkte sich dieser Effekt weiter.
Bei Krähenscharben sind die Männchen rund 18% schwerer als die Weibchen, die daher weniger lange und tief tauchen können. Dieser Größenunterschied, der auch bei zahlreichen anderen Seevogelarten auftritt, scheint sich insbesondere bei widrigen Bedingungen deutlich auszuwirken. Die Wissenschaftler erwarten daher negative Effekte zunehmender Extremwetterereignisse vor allem auf weibliche Vögel, was sich letztlich auch auf die Populationsgrößen auswirken könnte.
Die Ergebnisse der Studie wurden im Journal of Animal Ecology veröffentlicht.
Weitere Informationen
- Lewis, S., Phillips, R. A., Burthe, S. J., Wanless, S., Daunt, F. (2015), Contrasting responses of male and female foraging effort to year-round wind conditions. Journal of Animal Ecology. doi: 10.1111/1365-2656.12419
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25.08.2015
Mittelmeer: 25 Millionen illegal getötete Zugvögel pro Jahr
Rund 700.000 Feldlerchen werden alljährlich am Mittelmeer illegal getötet
© Peter Hering
Nach einer neuen Veröffentlichung von BirdLife International werden rund um das Mittelmeer jährlich viele Millionen Zugvögel gefangen oder geschossen. Unter den Staaten mit den höchsten Zahlen getöteter Vögel finden sich nicht nur Länder wie Syrien oder Libyen sondern auch einige europäische Nationen. So liegt Italien in der unrühmlichen Statistik mit rund 5,6 Millionen getöteten Vögeln pro Jahr nur knapp hinter Ägypten (5,7 Mio.). Ebenfalls hohe Zahlen wurden für Griechenland (0,7 Mio.), Frankreich (0,5 Mio.), Kroatien (0,5 Mio.) und Albanien (0,3 Mio.) ermittelt. Malta rangiert nicht unter den Ländern mit den höchsten Fangzahlen, doch bezogen auf die kleine Fläche des Landes, werden pro km² Fläche 343 Vögel getötet. Stellt man die Opferzahlen den Bevölkerungszahlen gegenüber, so liegt Zypern mit 196 pro 100 Einwohnern getöteten Vögeln vorne. Diese erschreckenden Zahlen zeigen den großen Bedarf, die EU-Vogelschutzrichtlinie zu erhalten und zu stärken.
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In der Studie wurden auch die am meisten betroffenen Vogelarten ermittelt. Von den rund 25 Millionen Opfern entfallen mehr als 20 Millionen auf Singvögel. Es sind aber auch 1 Million Wasservögel sowie rund 700.000 Tauben und viele weitere Arten betroffen. Mit rund 2,9 Millionen getöteten Individuen rangiert der Buchfink deutlich auf Platz 1. Fangzahlen von über einer Million erreichen auch Mönchsgrasmücke (1,8 Mio.), Wachtel (1,6 Mio.) und Singdrossel.
Die im Rahmen der britischen Birdfair 2015, einer großen Messe rund um die Vogelbeobachtung, jüngst in einer Broschüre mit dem treffenden Namen „The Killing“ bekannt gegebenen Daten stellen nur eine Vorab-Information einer umfangreichen wissenschaftlichen Arbeit dar, die sich derzeit in Vorbereitung befindet.
Quelle: BirdLife International, 21.8.2015
Weitere Informationen
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24.08.2015
Finnische Steppenweihe mit GPS-Sender in Deutschland unterwegs
Steppenweihe „Potku“ mit solarbetriebenem GPS-Sender.
© LUOMUS
Steppenweihen brüten vor allem in den Steppen Russlands und Kasachstans, doch auch in Finnland ist die Art mittlerweile ein seltener, aber regelmäßiger Brutvogel. Ende Juni 2015 wurde in der finnischen Region Nordösterbotten erstmals eine dort brütende Steppenweihe mit einem GPS-Sender ausgestattet. Der nur 17 Gramm leichte Sender wird über eine Solarzelle mit Energie versorgt.
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Die gewonnenen Ergebnisse sollen einerseits genauere Erkenntnisse zum Brutrevier des Weibchens „Potku“, benannt nach einem Dorf in der Nähe ihres Brutplatzes, liefern. Anders als z.B. bei kasachischen Steppenweihen wird zumindest für einige der finnischen Brutvögel eine Brutplatztreue angenommen, die hoffentlich bei einer Rückkehr des Vogels im Jahr 2016 bestätigt werden kann.
Vor allem sollen durch die Besenderung aber Informationen zur Zugroute und zum Überwinterungsquartier skandinavischer Steppenweihen gewonnen werden. In den letzten Jahren wurde in Mittel- und Westeuropa ein deutlicher Anstieg der Beobachtungen von Steppenweihen registriert. Es wird angenommen, dass die finnischen Brutvögel möglicherweise über Deutschland und Südwesteuropa in die Überwinterungsgebiete im tropischen Afrika wandern, anstatt die für Steppenweihen typische Zugroute über den Mittleren Osten zu wählen.
Der Zugweg der weiblichen Steppenweihe „Potku“ kann sehr aktuell auf der Homepage des Finnischen Naturhistorischen Museums verfolgt werden. Demnach scheint sich die Vermutung der Wissenschaftler zu bestätigen: Nachdem sich der Vogel in der letzten Woche noch im Baltikum aufhielt, hat er nun auch Polen innerhalb von nur zwei Tagen auf direktem Weg westwärts durchquert und hält sich aktuell am Scharmützelsee zwischen Frankfurt (Oder) und Berlin auf (Stand: 24.8.).
Mit dem Auftreten von Steppenweihen in Deutschland haben sich Stefan Stübing und Thomas Sacher in „Seltene Vögel in Deutschland 2011/12“ intensiv beschäftigt. Seitdem hat sich die Entwicklung weiter fortgesetzt, wie die zahlreichen bei ornitho.de gemeldeten Beobachtungen aus den letzten Jahren eindrucksvoll zeigen. Interessant ist auch die Zunahme von übersommernden Steppenweihen in Deutschland. Die letzten Brutnachweise liegen bereits mehr als 60 Jahre zurück...
Seit 2011 konnten von der Deutschen Avifaunistischen Kommission (DAK) alljährlich rund 30 Nachweise anerkannt werden. Entsprechend dieser positiven Entwicklung wurde die Steppenweihe zum 1.1.2015 von der nationalen Meldeliste gestrichen und in die Obhut der Landeskommissionen übergeben.
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24.08.2015
Integriertes Monitoring von Singvogelpopulationen: Ergebnisse des Jahres 2013
Nach den Ergebnissen des IMS hatten Amseln 2013 einen extrem niedrigen Bruterfolg.
© Martin Grimm
Das Monitoring von Brutvogelbeständen durch Beobachtung lässt in der Regel keine Aussagen darüber zu, ob Populationen z.B. abnehmen, weil sie nicht genügend Nachwuchs reproduzieren, nicht genügend Individuen überleben oder beides der Fall ist. Fortpflanzungs- und Überlebensraten lassen sich jedoch u.a. durch standardisierte Fang-Wiederfang-Programme ermitteln. Mitte der 1990er Jahre startete in Deutschland das
Integrierte Monitoring von Singvogelpopulationen (IMS). Dabei werden jährlich an derselben Stelle und in immer gleicher Weise von Anfang Mai bis Ende August jeweils einmal pro 10-Tages-Intervall für jeweils 6 Stunden ab Morgendämmerung Kleinvögel gefangen.
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Der bereits 18. IMS-Bericht mit den Ergebnissen des Jahres 2013 wurde nun gemeinsam vom Institut für Vogelforschung — Vogelwarte Helgoland, der Beringungszentrale Hiddensee und der Vogelwarte Radolfzell veröffentlicht. Ein Index für das Überleben bis zur nächsten Brutsaison war bislang nur für wenige Arten errechnet worden. Dank einer beim British Trust for Ornithology (BTO) in Großbritannien erarbeiteten Software konnte die Kalkulation des Überlebensindex jedoch entscheidend vereinfacht werden, so dass im aktuellen Rundschreiben zum ersten Mal für 16 Arten mit ausreichend großen Fangzahlen ein Überlebensindex mitgeteilt werden kann.
Die Bestandsindizes weisen 2013 als das zweite gute Kleinvogeljahr in Folge aus. Die positiven Entwicklungen betreffen allerdings andere Artengruppen als 2012. Waren es 2012 viele Standvogelarten mit Bestandszunahmen, sind es 2013 vor allem Langstreckenzieher, die einen guten Brutbestand aufwiesen. Am stärksten von Bestandsrückgängen betroffen waren 2013 die Meisen mit Rückgängen zwischen -8 % (Kohlmeise) und -29 % (Sumpfmeise). Auch der verspätete Frühlingsbeginn mit dem „Märzwinter 2013“ wirkte sich offenbar negativ auf einige Kurzstrecken- und Teilzieher wie Star, Grünfink oder Rohrammer aus.
Zum Bruterfolg konnten die niedrigsten Jungvogelanteile der letzten neun Jahre ermittelt werden. 14 Arten hatten 2013 den schlechtesten Bruterfolgsindex seit Beginn des Erfassungsprogramms. Höhlenbrüter waren dabei genauso betroffen wie Offenbrüter, ebenso alle Nahrungsgilden. Die Gründe dürften erneut bei dem späten und lang anhaltenden Wintereinbruch im März sowie einer nasskalten zweiten Maihälfte zusammenhängen.
Beim Überleben von der Brutperiode 2012 zu 2013 überwiegen überdurchschnittliche Werte. Von den 16 Arten, für die ein Überlebensindex errechnet werden konnte, haben sieben einen Index deutlich über dem Erwartungswert, sieben Arten einen durchschnittlichen Index und nur zwei Arten bleiben deutlich darunter.
Neben Informationen zum Brutbestand und -erfolg, Überlebensindizes und Trends liefert das aktuelle Rundschreiben auch einen Absatz zu seltenen Fänglingen und gibt Methodische Hinweise. Das Rundschreiben kann auf der Internetseite der Beringungszentrale Hiddensee heruntergeladen werden.
Die Ergebnisse unterstreichen, wie wichtig das zeitaufwändige IMS als Teil des bundesweiten Vogelmonitorings ist. Wir hoffen, dass sich schon bald weitere Gruppen dem Programm anschließen, um die Aussagen noch belastbarer und repräsentativer zu machen.
Weitere Informationen
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24.08.2015
Aufgepasst: Rotfußfalken wieder zahlreich unterwegs!
Auf dem Weg in ihre afrikanischen Winterquartiere treten Rotfußfalken auch in jährlich stark schwankender Zahl in Deutschland auf.
© H.-J. Fünfstück
In den letzten beiden Jahren wurden im Herbst ungewöhnlich viele Rotfußfalken in Deutschland beobachtet. Nach dem zahlreichen Auftreten 2013 kam es im Herbst 2014 sogar zu einer der wohl stärksten dokumentierten Invasionen von Rotfußfalken in Deutschland. Mehr als 400 Vögel wurden dabei vor allem im Südosten des Landes beobachtet. Es handelte sich dabei um Randerscheinungen eines gewaltigen Einfluges in das westliche Osteuropa, an dem mehrere Tausend Rotfußfalken beteiligt waren.
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Derzeit zeichnet sich ein erneuter Einflug der östlichen Falken ab, der möglicherweise sogar noch stärker ausfallen könnte. Aktuell wurden im August bei ornitho.de bereits mehr als zehnmal so viele Rotfußfalken-Beobachtungen gemeldet wie im gleichen Zeitraum der Vorjahre. In Polen steigen die Meldungen ebenfalls täglich weiter an — auch wenn bislang noch keine größeren Trupps dokumentiert wurden. Da das Rotfußfalken-Phänomen nun bereits im dritten Jahr in Folge auftritt, stellt sich die Frage, ob sich möglicherweise sogar eine Veränderung der Zugwege etabliert.
Aktuell kann es sich hierzulande lohnen, gezielt auf die kleinen Insektenjäger zu achten. Zwar können Rotfußfalken auf dem Durchzug nahezu überall auftreten, doch sind gerade auch die offenen Bereiche, in denen eine Suche nach Mornellregenpfeifern lohnenswert erscheint, auch für diese Art attraktiv. Die Falken jagen dabei häufig von Stromleitungen aus, sitzen aber auch gern am Boden.
Eine aktuelle Übersicht der Beobachtungen von Rotfußfalken in Deutschland zeigt diese Karte.
Genaueres Hinsehen lohnt sich derzeit nicht nur bei den kleinen Greifvogelarten. Zahlreiche andere seltene Vogelarten — darunter weitere Greifvögel — zeigen an, dass der Wegzug der Vögel bereits in vollem Gange ist. So wurden in den letzten Tagen neben mehreren Steppenweihen auch drei Würg- sowie drei Eleonorenfalken beobachtet. Selbst die genauere Betrachtung von Turmfalken kann sich auszahlen: Am vergangenen Samstag wurde in der Nähe von Hameln in Niedersachsen Deutschlands erst vierter Rötelfalke seit 1977 entdeckt.
Melden Sie Ihre Vogelbeobachtungen bei ornitho.de — seien es Rotfußfalken, Mornellregenpfeifer oder auch nur die häufigeren Arten vor der Haustür — und tragen Sie dazu bei, das Bild über das Auftreten der Vogelarten hierzulande zu vervollständigen!
Weitere Informationen
König, C., S. Stübing & J. Wahl (w b2015): Herbst 2014: Rotmilane, Ringeltauben und Rotfußfalken. Falke 2015, Heft 1: 32—37.
König, C., M. Hansbauer, S. Stübing & J. Wahl (2014): Herbst 2013 — Singende Rotkehlchen, Rotfußfalken und Kraniche auf neuen Wegen. Falke 61, Heft 1: 30-35.
Small, B. (1995): Field identification of Red-footed Falcon. BritishBirds 88: 181-189.
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20.08.2015
Windkraft versus Vogelschutz — Neue Dokumentationsstelle der Deutschen Wildtierstiftung
Rotmilane geraten besonders oft ins Konfliktfeld zwischen Vogelschutz und Ausbau der Windenergie.
© Martin Grimm
In den letzten Jahren mehrten sich Fälle von Zerstörungen von Großvogelhorsten und Fledermausquartieren, die mutmaßlich, teils nachweislich im Zusammenhang mit Windkraftplanungen standen. Die Deutsche Wildtierstiftung will solche Fälle nun deutschlandweit zusammentragen und dokumentieren. Dabei sollen neben der Häufigkeit solcher Fälle auch die hauptsächlich betroffenen Arten ermittelt werden.
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Die Deutsche Wildtier Stiftung ist daher an jeglichen Hinweisen zu bewiesenen Vorfällen dieser Art interessiert. Ein entsprechender Meldebogen kann entweder zum Ausfüllen am PC oder zum Ausdrucken und Einsenden heruntergeladen werden.
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20.08.2015
Neuigkeiten vom "Helgoländer" Schwarzbrauenalbatros
Auf Helgoland ließ sich der Schwarzbrauenalbatros im Sommer 2015 oftmals auf sehr geringe Entfernung beobachten.
© Volker Konrad
Wie ein Lauffeuer verbreitete sich im Sommer 2014 die Beobachtung eines Schwarzbrauenalbatros‘ auf Helgoland. Nach den ersten Sichtungen am 28. und 29. Mai kehrte der Vogel damals noch zweimal zur Insel zurück, konnte jedoch nur für jeweils zwei Tage am 4./5.6. und 12./13.6. erneut entdeckt werden. Beobachtungen vor der englischen Südküste am 5./6.7. sowie am 17./18.7. in Nord-Dänemark und am 9.8. im Ärmelkanal von einer Fähre zwischen Le Havre und Portsmouth dürften ebenfalls diesen Vogel betroffen haben. Weitere Sichtungen aus der Nordsee blieben im Herbst und Winter 2014/15 allerdings aus.
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Es dauerte bis zum 19. April 2015, als von einem Forschungsschiff etwa 15 Seemeilen vor Sylt eine erneute Beobachtung eines Schwarzbrauenalbatros die Hoffnung steigen ließ, dass der Vogel nach Helgoland zurückkehren würde. Zwei Tage später war es soweit und der Albatros zeigte sich wie schon im Vorjahr am Lummenfelsen auf teils wenige Meter Entfernung. Es folgten zahlreiche weitere Sichtungen bis Ende Juli, der Vogel blieb der Insel aber wieder jeweils nur für 1-4 Tage treu. Zwischenzeitlich wurde er auch in Dänemark, Norwegen und an der englischen Ostküste beobachtet. Die Beobachtungsorte im Jahr 2015 (Stand: 28.7.) sind dieser Karte der OAG Helgoland zu entnehmen.
Seit Ende Juli wird der Vogel ganz regelmäßig an der norddänischen Nehrung Agger Tange gesichtet. Doch die Gegend scheint für den Vogel nicht ganz ungefährlich zu sein: Vor wenigen Tagen entstanden beeindruckende Fotos von der minutenlangen Attacke zwei adulter Seeadler auf den Schwarzbrauenalbatros. Auch wenn es mehrfach zum Kontakt kam, blieb der Vogel offenbar unverletzt. Nachdem er Schutz zwischen den dortigen Höckerschwänen gesucht hatte, flog er weit aufs Meer hinaus. Seit diesem Schock konnte er bislang noch nicht wieder beobachtet werden. Es ist aber davon auszugehen, dass weitere Beobachtungen folgen werden - vielleicht ja auch schon bald wieder auf Helgoland.
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19.08.2015
Unterschiedliche Nahrungsökologie von Sanderlingen in Rast- und Überwinterungsgebieten
Im Wattenmeer ernähren sich Sanderlinge vor allem von Ringelwürmern.
© Thomas Hinsche
Sanderlinge sind Brutvögel der arktischen Tundra. Als Langstreckenzieher suchen sie außerhalb der Brutzeit sowohl gemäßigte als auch tropische Breiten auf. Ihr energiezehrender Zug in die weit entfernten Überwinterungsgebiete lässt darauf schließen, dass die Nahrungsbedingungen in den Tropen deutlich besser sind, als weiter nördlich. Um die Nahrungsökologie der kleinen Strandläufer zu untersuchen, wurde das Nahrungsverhalten in Rast- bzw. Überwinterungsgebieten in den Niederlanden und Ghana untersucht. Die Studien fanden dabei in ähnlichen Habitaten sowie zu Zeiten ähnlicher Tageslänge statt, um Nahrungsaufnahme und -verfügbarkeit vergleichen zu können.
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In den Niederlanden verbrachten die Sanderlinge rund 79 % des Tages mit der Nahrungssuche, während in Ghana lediglich 38 % des Tages dafür genutzt wurden. Den größten Teil der Zeit (58 %) verbrachten die Vögel in Ghana ruhend. Als Hauptnahrung konnten in den Niederlanden die weichen Ringelwürmer Scolelepis squamata ermittelt werden, während in Ghana nahezu ausschließlich die hartschaligen Sägezahnmuscheln Donax pulchellus aufgenommen wurden, die die Vögel im Ganzen schluckten und innerlich zerkleinerten.
Die errechnete verfügbare Nahrungsmasse lag in Ghana rund zehnmal höher als in den Niederlanden. Die Sanderlinge konnten in Ghana somit innerhalb kurzer Zeit große Mengen an Nahrung zu sich nehmen. Auch wenn es auf den ersten Blick so scheint, dass die Bedingungen in Ghana um ein Vielfaches günstiger zu sein scheinen, muss auch der Unterschied zwischen hart- und weichschaliger Nahrung berücksichtigt werden. Die langen Ruhezeiten der Vögel in Ghana könnten auf eine länger andauernde Verarbeitung der Schalenfragmente hinweisen.
Die Ergebnisse der gemeinsam von Wissenschaftlern der niederländischen Universität Groningen und der ghanaischen Universität Accra durchgeführten Studie wurden in der internationalen Online-Zeitschrift PeerJ veröffentlicht.
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18.08.2015
Greifvögel in West- und Zentralafrika von illegalem Handel bedroht
Schwarzmilane sind besonders stark vom illegalen Handel auf afrikanischen Märkten betroffen.
© Jochen Gerlach
Nachdem vor einiger Zeit bereits über katastrophale Bestandseinbrüche bei den Geiern Afrikas berichtet wurde (siehe Nachricht vom 18.06.2015), offenbart nun eine im Wissenschaftsjournal
Oryx veröffentlichte Studie, dass ein bedeutender Teil der auf afrikanischen Märkten für die traditionelle Medizin oder als Wildfleisch angebotenen Greifvögel gefährdete oder sogar stark gefährdete Arten betrifft. Insgesamt entfielen 27 % der mehr als 2.500 im Zeitraum 1990-2013 auf 67 Märkten in 12 west- und zentralafrikanischen Ländern untersuchten Greifvogelkadaver auf solche Arten. Als Hotspots dieses vorwiegend illegalen Handels konnten Nigeria und Benin ermittelt werden.
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Teile von Greifvögeln werden als Wildfleisch oder zur Behandlung verschiedener Krankheiten in der traditionellen Medizin sowie in der Hellseherei genutzt. Angesichts der niedrigen Bestände einiger Arten in Ländern wie Nigeria scheint dabei ein internationaler Handel zu bestehen. Neben den bereits stark gefährdeten Geiern sind vor allem Schwarzmilane und Rohrweihen - Arten, von denen auch europäische Brutvögel zum Überwintern in die betroffenen Regionen wandern - in größerer Zahl betroffen. Vermutlich wird vorwiegend mithilfe von vergifteten Fleischködern gejagt, Aasfresser werden demnach besonders häufig erlegt. Am zahlreichsten wurden Kappengeier und Schwarzmilane auf den Märkten angeboten, die allein 41 % der gehandelten Greifvögel ausmachten. Doch auch ein beträchtlicher Anteil der verbliebenen Populationen seltener und stark im Bestand gefährdeter Arten war unter den insgesamt 52 festgestellten Greifvogelarten zu finden.
Aasfresser sind für ein intaktes Ökosystem unverzichtbar. Ohne diese "Gesundheitspolizei" steigt das Risiko der Übertragung ansteckender Krankheiten, die selbst für den Menschen gefährlich werden können. Der Handel mit diesen Arten in West- und Zentralafrika kann somit langfristig negative Folgen nicht nur für die Greifvogelbestände, sondern auch für die Menschen der Region haben.
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07.08.2015
Wiesenvogelbestände in den Niederlanden weiter auf Talfahrt
Die Feldlerchenbestände in den Niederlanden sind in den letzten 25 Jahren um 60 % zusammengebrochen
© Ralf Kistowski
Dass die Bestände zahlreicher Wiesenbrüter in weiten Teilen Europas stark abnehmen, ist bereits zahlreich behandelt worden. In einer gemeinsamen Studie des niederländischen Centraal Bureau voor de Statistiek (CBS) und Sovon Vogelonderzoek Nederland wurden nun die Bestände 1990 mit heutigen Anzahlen verglichen. Demnach zählen Feldlerche und Austernfischer zu den größten Verlierern, doch auch weitere einst häufige Arten haben starke Verluste erfahren. Eine Zunahme konnte lediglich bei der Reiherente festgestellt werden.
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Uferschnepfe, Austernfischer, Löffelente, Feldlerche und Wiesenpieper zeigen seit den 1990er Jahren einen allmählichen aber deutlichen Rückgang. Die Bestände der Uferschnepfe haben sich seitdem halbiert, Austernfischer und Feldlerche sind sogar um 60 % zurückgegangen. Kiebitz und Wiesenschafstelze blieben bis zur Jahrtausendwende stabil, der Rotschenkel konnte sogar im Bestand zulegen. Seitdem hat jedoch auch bei diesen Arten ein deutlicher Rückgang eingesetzt.
Das Verschwinden der Wiesenvögel ist unzweifelhaft mit der Intensivierung der Landwirtschaft verbunden. Zum einen treten durch immer frühere und häufigere Mahd direkte Verluste von Gelegen und Jungvögeln auf, noch bedeutender sind jedoch Änderungen in der Landnutzung, die zum Verschwinden feuchter, kräuterreicher Wiesen führten. Durch fortwährende Zerschneidung der Landschaft und Vergrößerung der Siedlungsflächen gingen weitere Brutplätze verloren. Insgesamt verschwanden in den Niederlanden seit 1990 mehr als 150.000 Hektar Grünland, was einem Rückgang von über 14 % entspricht.
Auch der Prädationsdruck durch Arten wie Fuchs, Hermelin, Mäusebussard, Rabenkrähe oder Graureiher trägt zum Rückgang der Wiesenbrüter bei. Da einige dieser Arten im Bestand zunehmen, andere jedoch zurückgehen, ist es nur schwer zu ermitteln, inwiefern sich diese Gefährdung für die Vögel ändert.
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06.08.2015
Wiesenlimikolen in Nordirland vor dem Aussterben
Die Bestände des in Nordirland einst häufigen Rotschenkels sind in den letzten 30 Jahren zusammengebrochen.
© Hans Glader
Wie die jüngst in der Fachzeitschrift
Bird Study veröffentlichten Ergebnisse einer umfangreichen Studie an Wiesenlimikolen in Nordirland zeigen, sind die nordirischen Bestände von Kiebitz, Großem Brachvogel, Bekassine und Rotschenkel seit 1987 so stark zurückgegangen, dass diese Arten dort nun vom Aussterben bedroht sind. Neben den Bestandsrückgängen wurden bei allen behandelten Arten auch Arealverluste verzeichnet, sodass sich die Vorkommen heute auf die westlichen Teile des Landes beschränken.
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Im Rahmen der Untersuchung wurden 2013 erhobene Daten mit Kartierergebnissen aus den Jahren 1987 und 1999 verglichen. Die erschreckendsten Veränderungen wurden beim Großen Brachvogel festgestellt. Mit nur noch 526 Brutpaaren im Jahr 2013 lag sein Bestand 89 % unter dem von 1987. Im selben Zeitraum nahmen die Bestände von Kiebitz und Bekassine um 84 bzw. 78 % ab und vom Rotschenkel konnten in ganz Nordirland nur noch 120 Paare erfasst werden.
Wiesenlimikolen zeigen auch in vielen weiteren Ländern Europas starke Bestandseinbrüche. Vor allem durch Veränderungen in der Landnutzung und großflächige Entwässerung wurden vielerorts Bruthabitate zerstört. Die Vögel wurden so zum Ausweichen in subideale Habitate gezwungen, wo sie z.B. einem erhöhten Druck durch Prädatoren ausgesetzt sind. Die Restvorkommen der untersuchten Arten beschränken sich in Nordirland heute maßgeblich auf Schutzgebiete oder extensiv genutzte Flächen. Dass ein geeignetes Flächenmanagement zu einer Erholung der Brutpaarzahlen führen kann, haben verschiedene Studien bereits gezeigt. So konnten im Rahmen eines Projektes der Royal Society for the Protection of Birds (RSPB) in Zusammenarbeit mit mehr als 400 Landwirten die Bestände der Wiesenlimikolen auf ausgewählten Flächen in Nordirland um durchschnittlich 70 % gesteigert werden. Nur durch eine intensive Zusammenarbeit von Naturschützern und Landbesitzern können Kiebitz, Großer Brachvogel, Bekassine und Rotschenkel in Nordirland dauerhaft als Brutvögel erhalten werden.
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06.08.2015
Ergebnisse des Brutvogelmonitorings in Großbritannien 2014
© BTO
Bereits zum 20. Mal wurden nun die Ergebnisse des gemeinsam vom British Trust for Ornithology (BTO), dem Joint Nature Conservation Committee (JNCC) und der Royal Society for the Protection of Birds (RSPB) koordinierten
Breeding Bird Surveys (BBS) in Form eines jährlichen Berichts veröffentlicht. Dieser befasst sich mit den Bestandsveränderungen häufiger Brutvögel Großbritanniens 1994—2014.
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Insgesamt zeigt sich, dass das Jahr 2014 offenbar ein recht erfolgreiches Brutjahr war. Die kurzfristigen Trends einiger Stand- und Zugvögel zeigen positive Entwicklungen. Die vermutlichen Gründe dieser Zunahmen unterscheiden sich zwischen den Arten deutlich. Klapper- und Dorngrasmücke, Baumpieper, Fitis und Kuckuck gehören zu den Langstreckenziehern, die 2014 im Vergleich zum Vorjahr zulegen konnten. Bestandsveränderungen dieser Arten werden oft mit den Bedingungen in der Sahelzone in Verbindung gebracht. Die Regenfälle in der Sahelzone lagen 2013 im durchschnittlichen Bereich, es fällt jedoch auf, dass einige der Vorjahre zu den feuchtesten seit Ende der 1960er Jahre gehörten und dies vielleicht einen nachhaltig positiven Effekt auch auf die Bedingungen im Winter 2013/14 gehabt haben könnte.
Trotz einiger positiver Kurzzeittrends, sind die langfristigen Trends einer Reihe von Langstreckenziehern besorgniserregend. Von 1995 bis 2013 gab es enorme Bestandsrückgänge u.a. bei Kuckuck (-46 %), Grauschnäpper (-47%), Braunkehlchen (-54%), Waldlaubsänger (-58%), Trauerschnäpper (-60%) und Turteltaube (-91%). Die möglichen Gründe sind vielfältig, Verluste von Feuchtgebieten, Degradation und Rodungen dürften aber eine entscheidende Rolle auf die Bedingungen im Winterquartier haben. Eine große Bedeutung haben bei einigen Arten sicher auch das Fehlen geeigneter Zwischenrastplätze sowie Jagd und illegaler Vogelfang.
Positive Veränderungen gegenüber dem Vorjahr konnten für mehrere Arten unter den Teilziehern (Zilpzalp +21%, Mönchsgrasmücke +14%, Wiesenpieper +14%) wie auch den Arten, die ganzjährig in Großbritannien zu beobachten sind (Schwarzkehlchen +76%, Eisvogel +50%, Gebirgsstelze +50%), ermittelt werden. Hier dürfte der milde Winter 2013/14 eine entscheidende Wirkung gehabt haben.
Die Datengrundlage für den „Breeding Bird Survey Report 2014“ konnte nur durch den enormen Einsatz mehrerer tausend Ehrenamtlicher Kartiererinnen und Kartierer geschaffen werden. Der Bericht ist kostenlos auf der Internetseite des BTO verfügbar.
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05.08.2015
Internationaler Artenaktionsplan soll europäische Bestände des Schmutzgeiers schützen
Aufgrund zahlreicher Bedrohungen sind die Bestände des Schmutzgeiers in den letzten Jahrzehnten stark zurückgegangen
© Jan Goedelt
Die Bestände des Schmutzgeiers sind in Europa innerhalb der letzten 50 Jahre um mehr als die Hälfte zusammengebrochen. Auf dem Balkan ging die Population in den letzten 30 Jahren sogar um rund 80 % zurück. Internationale Wissenschaftler und Naturschützer haben aus diesem Grund nun einen Artenaktionsplan für den Schmutzgeier erstellt, der dabei helfen soll, die Gefährdungen zu erkennen und die Bestände durch gezielte Schutzmaßnahmen zu stärken.
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Die meisten Schmutzgeier sind Zugvögel und gerade östliche Populationen des Balkans, Zentralasiens und des Mittleren Ostens fliegen tausende Kilometer bis in ihre Winterquartiere auf der Arabischen Halbinsel und in der Sahelzone südlich der Sahara. Durch Habitatveränderungen, eine geringere Nahrungsverfügbarkeit aufgrund von Landnutzungsänderungen und geänderte Hygienevorschriften sowie durch Kollisionen mit Windenergieanlagen, Vergiftungen und die gezielte Verfolgung sind die Vögel zahlreichen Gefahren ausgesetzt, die sich nicht auf die Brutgebiete beschränken, sondern den Vögeln auch auf ihrem Zug und in den Überwinterungsgebieten drohen. Als größte Bedrohung werden zur Abwehr von Füchsen und Wölfen ausgelegte Giftköder, der Verzehr entsprechend vergifteter Tiere sowie mit für die Geier toxischen Mitteln geimpftes Vieh angesehen. Auch Energiefreileitungen können insbesondere in Lebensräumen mit wenigen Sitzwarten eine tödliche Gefahr darstellen. So führte allein eine 30 Kilometer lange Stromtrasse zwischen Port Sudan und der Küste des Roten Meeres seit der Errichtung in dern 1950er Jahren zum Tod von geschätzten hunderten bis tausenden Schmutzgeiern. 2014 wurde die Trasse erfreulicherweise stillgelegt und durch eine neue, vogelschutzgerechte Trasse ersetzt.
Eine neue Telemetrie-Studie an Schmutzgeiern des Balkans zeigt, dass etwa die Hälfte der Jungvögel während ihres ersten Wegzuges stirbt. Als Gründe konnten eine Fehlorientierung (mit Versuch der Überquerung des Mittelmeeres) sowie in Afrika die gezielte Verfolgung zur Nutzung in der traditionellen Medizin festgestellt werden.
Um die internationale Zusammenarbeit beim Schutz der Art zu intensivieren, fanden sich Anfang Juli 70 Naturschützer und Wissenschaftler aus 33 Ländern zu einem von der Bulgarian Society for the Protection of Birds (BSPB), dem bulgarischen Partner von BirdLife International, durchgeführten Workshop in Sofia zusammen, um einen Internationalen Artenaktionsplan für den Schmutzgeier zu erarbeiten. Dieser transkontinentale Plan soll durch gemeinsame Schutzmaßnahmen zum Erhalt und der Erholung der Bestände des Schmutzgeiers führen.
In Deutschland sind Schmutzgeier mit gerade einmal sechs anerkannten Nachweisen seit 1977 extreme Ausnahmeerscheinungen. Die letzten beiden von der Deutschen Avifaunistischen Kommission anerkannten Nachweise stammen aus dem Jahr 2012.
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05.08.2015
Temminckstrandläufer auf dem Zug bis in afrikanische Winterquartiere verfolgt
Mehr als 5000 Kilometer liegen zwischen Brut- und Überwinterungsgebieten von Temminckstrandläufern.
© Peter Hering
Zum Zugverhalten und zur genauen Lage der Überwinterungsgebiete von Temminckstrandläufern war bislang nur relativ wenig bekannt. Im Rahmen einer Studie von Wissenschaftlern der Universität Bergen und der Schweizerischen Vogelwarte Sempach wurde nun das Zugverhalten von Temminckstrandläufern untersucht. Dabei wurden sowohl morphologische Daten der wissenschaftlichen Vogelberingung ausgewertet, als auch Vögel mit Hilfe von Geolokatoren auf ihrem Weg zwischen Brutgebiet und Winterquartier verfolgt. Es wurde angenommen, dass die Strandläufer entweder zahlreiche kurze Stopps einlegen und die Sahara mit relativ wenigen Reserven umfliegen oder nördlich der Sahara große Reserven aufbauen, um die Wüste direkt zu überqueren.
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Insgesamt 30 Temminckstrandläufer wurden in den Jahren 2010 und 2011 an Brutplätzen in Norwegen mit ultraleichten Geolokatoren ausgestattet. Im folgenden Jahr konnten insgesamt 12 Vögel erneut im Brutgebiet festgestellt werden. Während ein Vogel seinen Sender verloren hatte und zwei weitere Vögel sich nicht fangen ließen, konnten immerhin neun Vögel erneut gefangen und die Daten ihrer Logger ausgelesen werden. Leider stellte sich heraus, dass drei dieser Geolokatoren keinerlei Daten enthielten und weitere drei bereits im August nach der Beloggerung ausgefallen waren, also lediglich Erkenntnisse über den Abzug in den ersten Wochen ermöglichten. Immerhin drei Geolokatoren hatten jedoch vollständige Routen des Weg- und Heimzugs der Vögel erfasst.
Mit dem Verlassen der Brutplätze Ende Juli zogen fünf der sechs ausgewerteten Vögel südwestwärts über Mitteleuropa, während einer der Strandläufer südöstlich bis auf die Balkanhalbinsel flog, wo sein Geolokator leider ausfiel. Während des 10-27 Tage dauernden Zuges bis nach Nordafrika legten die Vögel 1-4 kurze Zwischenstopps von durchschnittlich vier Tagen ein. Anschließend rasteten die Vögel 11-20 Tage in Nordafrika, bevor die Sahara überquert wurde. Das während des Herbstzuges an insgesamt 22 Rastplätzen zwischen Skandinavien und Nordafrika gemessene Gewicht der Vögel war generell deutlich höher, als während der Brutzeit und variierte geographisch kaum.
Als Überwinterungsgebiet der norwegischen Temminckstrandläufer konnte das große Binnendelta des Niger in Mali ermittelt werden, wo die Vögel sich nach durchschnittlich 47 Tagen auf dem Zug ab Anfang September für mehr als sieben Monate aufhielten. Der Frühjahrszug setzte Ende April/Anfang Mai ein, auf dem die Vögel die Sahara erneut überquerten und ebenfalls Zwischenrastplätze im westlichen Mittelmeerraum nutzten. Die geringsten Gewichte wurden bei Vögeln gemessen, die auf dem Frühjahrszug auf Inseln im Mittelmeer rasteten. Dies verdeutlicht die kräftezehrende Überquerung natürlicher Barrieren, wie der Sahara und des Mittelmeeres.
Aufgrund der geringen Stichprobe der beloggerten bzw. auswertbaren Vögel, lassen die Daten der Studie keine Rückschlüsse auf mögliche Auswirkungen von Niederschlagsereignissen, lokaler Nahrungsverfügbarkeit oder weiterer Umweltbedingungen auf das Zugverhalten von Temminckstrandläufern zu. Weitere Untersuchungen werden hier hoffentlich zusätzliche Erkenntnisse bringen. Die Ergebnisse der Studie sind im Journal of Avian Biology veröffentlicht worden.
Weitere Informationen
- Lislevand, T. and Hahn, S. (2015), Skipping-type migration in a small Arctic wader, the Temminck′s stint Calidris temminckii. Journal of Avian Biology, 46: 419—424. doi: 10.1111/jav.00653
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04.08.2015
Erforschung des Zugverhaltens von Trauerschnäppern durch Geolokatoren
Auch in Deutschland nimmt der Bestand des Trauerschnäppers sowohl langfristig als auch kurzfristig ab.
© Lutz Ritzel
Trauerschnäpper gehören zu dem meisten untersuchten Singvogelarten Europas. Durch Studien an Nistkastenpopulationen ist über ihr Brutverhalten bereits viel bekannt. Deutliche Wissenslücken existieren jedoch bezüglich der zeitlichen Abläufe ihres Zuges sowie den Überwinterungsgebieten. Da die Bestände des Trauerschnäppers in großen Teilen Europas rückläufig sind, ist es von großer Bedeutung, diese Lücken möglichst zu schließen.
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Bekanntermaßen stimmen Hauptverfügbarkeit von Raupen als Nahrung für den Nachwuchs und Ankunft der Vögel im Brutgebiet durch Klimaveränderungen nicht mehr überein. Diese phänologische Abweichung spielt sicherlich eine gewisse Rolle bei den Bestandsveränderungen, doch scheinen sich weitere Faktoren außerhalb der Brutzeit negativ auszuwirken. Trauerschnäpper auf dem Weg in ihre Winterquartiere zu verfolgen, war bis vor kurzem technisch unmöglich. So lieferte die wissenschaftliche Vogelberingung nur wenige Erkenntnisse. Von rund 645.000 seit 1909 in Großbritannien beringten Trauerschnäppern wurden gerade einmal fünf in afrikanischen Winterquartieren wiedergefangen. Dank der Entwicklung ultraleichter Geolokatoren ist es jedoch mittlerweile möglich, die Zugrouten selbst kleiner Singvögel wie des Trauerschnäppers intensiver zu erforschen.
Im Jahr 2012 wurden 20 adulte männliche Trauerschnäpper im Dartmoor in der britischen Grafschaft Devon mit Geolokatoren ausgestattet. Unglücklicherweise folgte 2013 das kälteste Frühjahr seit 1962 mit einem Wintereinbruch bis in den April. Durch die insgesamt geringe Rückkehrrate der Trauerschnäpper konnten nur zwei der beloggerten Vögel wiedergefangen werden. Diese offenbarten jedoch wichtige Erkenntnisse zur Route, zum Ablauf des Zuges und zu den Überwinterungsgebieten. Die Winterquartiere der beiden Vögel stimmten mit denen der Wiederfunde aus der Vogelberingung überein — Liberia und der Südosten Guineas. Dies deutet darauf hin, dass die Brutvögel der britischen Population in einem relativ kleinen Bereich Westafrikas überwintern.
Ergebnisse von Studien mit Geolokatoren aber auch die Erkenntnisse der wissenschaftlichen Vogelberingung wurden nun für Trauerschnäpper aus verschiedenen Brutgebieten verglichen. Dabei zeigte sich ein interessantes Muster: Zwar erreichen alle Trauerschnäpper auf dem gleich Weg über die Iberische Halbinsel und den Westrand der Sahara ihre Winterquartiere, doch gab es deutliche Unterschiede im zeitlichen Ablauf des Zuges. So verließen früh brütende britische und niederländische Vögel die Brutplätze bereits Mitte August, erreichten als erste den Südrand der Sahara und bewegten sich dort ostwärts bis in den Bereich Liberia/Guinea/Elfenbeinküste. Später zur Brut schreitende Vögel Skandinaviens verließen ihre Brutplätze entsprechend später. Bei diesen Vögeln war südlich der Sahara keine Bewegung nach Osten festzustellen, stattdessen verblieben die Vögel in den westlichen Regionen. Im Frühjahr waren es erneut die Vögel aus Großbritannien und den Niederlanden, die sich als erste in Richtung der Brutgebiete auf den Weg machten.
Die im Journal of Avian Biology publizierten Ergebnisse der Studie zeigen deutlich die Unterschiede in den Überwinterungsgebieten und dem zeitlichen Ablauf des Zuges verschiedener Populationen des Trauerschnäppers. Um negative Auswirkungen auf den Brutbestand in Europa zu ermitteln, erscheint es daher besonders bedeutend, die Nahrungsverfügbarkeit in den Winterquartieren zu erforschen. Doch auch zu den Zugrouten und der Lage der Überwinterungsgebiete sind weitere Studien nötig. 2015 wurden aus diesem Grund erneut 20 adulte Trauerschnäpper-Männchen in Großbritannien beloggert. Es ist nun zu hoffen, dass möglichst viele im nächsten Jahr an ihren Brutplatz zurückkehren und sich die Daten der Geolokatoren auf diese Weise analysieren lassen.
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04.08.2015
Seeadler — keine Konkurrenz für die Fischerei
© Hans Glader
Seeadler stellen keine Konkurrenz für die Fischerei dar. Dies zeigten Forscher des Berliner Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) anhand der ersten Freilandstudie über die Nahrungswahl des Seeadlers im Norddeutschen Raum. Die Studie, die im
Journal of Ornithology veröffentlicht wurde, erlaubt zudem wichtige Einblicke in das Jagdverhalten dieser Tierart und dafür relevante Schutzmaßnahmen.
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Seeadler jagen hauptsächlich in Uferzonen von Seen. Ihre bevorzuge Beute sind Fische in der Größenklasse von 30 - 50cm. Seeadler sind insbesondere auf den Fang von Brachsen spezialisiert, eine Fischart, die vom Menschen kommerziell nicht genutzt wird. Sie passen ihr Beutespektrum den Wetterbedingungen sowie dem Nahrungsvorkommen an. Neben Fischen gehören auch Wasservögel — insbesondere langsam fliegende Arten wie Blässrallen — und Aas von Wildtieren wie Rehen, Hirschen, Wildschweinen zu ihrem Nahrungsspektrum. Folglich stellen Seeadler keine Konkurrenz für die Fischerei dar.
Seeadler jagen hauptsächlich durch die sogenannte Ansitzjagd: Sie sitzen und warten, bis sie die Beute entdecken und zuschlagen. Die aktuelle Studie zeigt, dass Seeadler etwa 80 % ihrer Zeit mit dieser Tätigkeit verbringen und nur 7 % ihrer Zeit für Flugaktivitäten aufwenden. Die Ansitzjagd ist für die großen und schweren Tiere die kostengünstigste und ökonomischste Art der Nahrungssuche, da es ihnen die höchste Trefferquote aufgrund von Überraschungsangriffen ermöglicht. Da die Tiere Sitzplätze für dieses Jagdverhalten benötigen, sind Uferwälder und Solitärbäume ein Schlüsselelement für die Nahrungssuche des Seeadlers. Diese neuen Erkenntnisse beinhalten wichtige Informationen für effektive Schutzmaßnahmen der Seeadlerpopulationen. „Unsere Ergebnisse legen nahe, dass eine 100 Meter breite Zone mit Uferbewaldung obligatorisch sein müsste, um Sitzmöglichkeiten und die Kernzonen der Jagdgründe des Seeadlers zu erhalten“, sagt Dr. Oliver Krone, Wissenschaftler am IZW. Auch künstliche Sitzstangen wie z. B. Pfähle können als effektives Managementwerkzeug eingesetzt werden, wenn sie nicht zu nahe an Rad- oder Wanderwegen aufgestellt sind.
Der Seeadler ist eine der größten europäischen Greifvogelarten. Innerhalb der letzten zwei Jahrhunderte hat sich die Population aufgrund intensiver Schutzmaßnahmen vom Rand des Aussterbens erholen können. Dennoch gibt es eine Reihe von Gefährdungsursachen, die lokal zu erheblichen Verlusten unter den Adlern führen. Ursachen hierfür sind Bleivergiftung, Kollision mit Zügen und Stromleitungen. Bleivergiftungen stellen insbesondere im Winter ein erhöhtes Risiko für die Tiere dar. In dieser Jahreszeit sinkt die Erfolgsquote beim Beutefang aufgrund eines geringeren Nahrungsvorkommens und die Tiere müssen ihr Jagdgebiet und ihre Flugzeiten ausdehnen, um auf opportunistischen Konsum von Aas zurückgreifen zu können. Da das Wild jedoch häufig mit bleihaltiger Jagdmunition beschossen wurde, oder die Innereien mit den Resten der bleihaltigen Geschosse in der Natur liegengelassen werden, birgt der Konsum von Aas ein erhebliches Risiko für die Seeadler in sich. Die Erkenntnisse dieser neuen Studie bieten die Grundlage für effektivere Schutzmaßnahmen des Seeadlers.
Quelle: Pressemitteilung des IZW vom 23.7.2015
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31.07.2015
Klimawandel führt zu Veränderungen in der Höhenverteilung des Alpenschneehuhns
Alpenschneehühner haben sich in einigen Bereichen der Schweizer Alpen in höhere Lagen zurückgezogen.
© Ole Krome
Das ausschließlich oberhalb der Baumgrenze, in den kühlen Klimaten alpiner Habitate verbreitete Alpenschneehuhn wird als vom Klimawandel besonders bedrohte Art angesehen. Während die deutschen Brutbestände von Experten sowohl langfristig als auch kurzfristig als stabil eingeschätzt werden, konnte in der Schweiz in den letzten zwei Dekaden ein Rückgang des Alpenschneehuhns festgestellt werden. Modellierungen sagen zudem vorher, dass sich das potenzielle Habitat der Art in den Schweizer Alpen bis zum Jahre 2070 aufgrund steigender Durchschnittstemperaturen während der Brutzeit um bis zu zwei Drittel verringern wird.
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In einer aktuellen Studie von Wissenschaftlern der Schweizerischen Vogelwarte Sempach wurde nun der Frage auf den Grund gegangen, ob Alpenschneehühner in den Schweizer Alpen bereits jetzt in höhere Lagen ausweichen und inwiefern sich die Verbreitung zwischen unterschiedlichen Regionen und Jahreszeiten unterscheidet. Dabei wurden ehrenamtlich erhobene Daten der letzten 30 Jahre ausgewertet.
Die in der Fachzeitschrift Ibis veröffentlichten Ergebnisse zeigen, dass sich die Veränderungen in der Höhenverbreitung regional stark unterscheiden. In den Östlichen und Südlichen Alpen wurde eine deutliche Verschiebung um durchschnittlich 6,4-9,4 m pro Jahr in höhere Lagen ermittelt. Ein Wert, der durch die jährliche Variation der Wetterbedingungen nicht erklärt werden kann. In den Nördlichen Alpen kam es nur zu einer mäßigen Verschiebung (1,5-3,2m pro Jahr) und in den Westlichen Alpen konnten nahezu keine Veränderungen in der Höhenverbreitung des Alpenschneehuhns festgestellt werden.
Die für die Östlichen und Südlichen Alpen ermittelten Verschiebungen der Vorkommen des Alpenschneehuhns gehören zu den stärksten bislang bei Tieren und Pflanzen festgestellten Veränderungen in der Höhenverbreitung. Als Gründe werden vor allem eine Verschiebung der Baumgrenze in höhere Lagen sowie die Aufforstung ehemals gerodeter oder unbewaldeter Flächen vermutet. Insgesamt haben die ermittelten Veränderungen zu einem Rückgang des Verbreitungsgebietes der nur in den Alpen vorkommenden und von anderen Populationen isolierten Unterart helvetica des Alpenschneehuhns geführt.
Weitere Informationen
- Pernollet et al. (2015): Regional changes in the elevational distribution of the Alpine Rock Ptarmigan Lagopus muta helvetica in Switzerland. Ibis | DOI: 10.1111/ibi.12298
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31.07.2015
Vögel in Deutschland aktuell: Rückblick auf das Frühjahr 2015
Zwergmöwe
© Frank Sudendey
Das Frühjahr 2015 war — vergleichbar mit dem des letzten Jahres — insgesamt recht warm, sehr sonnig und fast überall viel zu trocken. Es gab jedoch beträchtliche regionale Unterschiede: Während die Mitte Deutschlands unter starker Trockenheit litt, regnete es im Norden, vor allem aber im äußersten Süden überdurchschnittlich viel. Ende März fegte zudem Orkan „Niklas“ mit Böen bis 150 km/h über uns hinweg. In unserem Beitrag über das Frühjahr 2015 in
Der Falke betrachten wir einige Ereignisse in der Vogelwelt in den Monaten März bis Mai.
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Anhand der Daten aus ornitho.de können wir die Ankunft der Zugvögel mittlerweile über vier Jahre miteinander vergleichen und der Frage nachgehen, ob einzelne Arten früher oder später zu uns zurückkehrten als in anderen Jahren. Sehr eindrucksvoll wird die Frühjahrsankunft von 25 häufigen und/oder weitverbreiteten Singvogelarten (inkl. Mauersegler) in Deutschland in den Jahren 2012 bis 2014 im Vergleich zu 2015 dargestellt. Bei der Dorngrasmücke deutet sich anhand der Beobachtungen von ornitho.de eine bereits durch die Vogelberingung ermittelte, schwach ausgeprägte Zugscheide durch die Mitte Deutschlands an.
Intensiver gehen wir in unserem Rückblick außerdem auf den Durchzug der Zwergmöwe ein. Die kleinste Möwe der Welt lässt bei uns vor allem im April/Mai sowie in deutlich geringerer Zahl auf dem Wegzug von Juli bis September beobachten. Durch die Stürme „Mike“ und „Niklas“ wurden in diesem Jahr ab dem 30. März ungewöhnlich früh zahlreiche Zwergmöwen bis tief ins Binnenland verdriftet.
Eines der eindrucksvollsten Ereignisse in diesem Frühjahr war das außergewöhnlich starke Auftreten von Rotfußfalken im südlichen Baden-Württemberg und Bayern. Bereits nördlich der Donau trat die Art hingegen nur ganz vereinzelt auf. Die Zusammenstellung der Meldungen aller ornitho-Portale ermöglicht einen aufschlussreichen Einblick zum großräumigen Verlauf des Einfluges. Auch mögliche Ursachen für das 2015 etwa fünfmal so starke Auftreten wie im Mittel der drei Vorjahre werden diskutiert.
Den Beitrag „Vögel in Deutschland aktuell: Frühjahr 2015: Zugvögel im Plan, Zwergmöwen vom Winde verweht und Rotfußfalken auf Abwegen“ in der Zeitschrift Der Falke können Sie hier als PDF herunterladen. Alle weiteren Beiträge finden Sie unter Publikationen und Auswertungen.
Das komplette Der Falke-Heft 08/2015 mit vielen weiteren Beiträgen, u.a. über Seevogelschutz in England, die illegale Jagd auf Weidenammern in China, Neues zum „Fahlkauz-Komplex“, interessante Vogelnamen aus anderen Sprachen sowie den Steinschmätzer und eine beeindruckende Auswahl von Fotos badender Vögel können Sie über die Internetseite von „Der Falke“ beziehen.
Viel Spaß beim Lesen wünscht das Team von ornitho.de und ornitho.lu!
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30.07.2015
Überraschendes Zugverhalten britischer Trauerenten
Geolokatoren offenbarten verblüffende Erkenntnisse zum Zugverhalten britischer Trauerenten
© Martin Wantoch
Die Brutplätze der Trauerente beschränken sich in Großbritannien auf das Schottische Hochland. Ihr Bestand umfasst derzeit jedoch noch gerade einmal rund 40 Paare. Da die Vögel einzelner Seen eine enge Verbundenheit zeigen und vermutlich meist mit einander verwandt sind, war man bislang davon ausgegangen, dass die Enten gemeinsam in ein kleinräumiges Überwinterungsgebiet ziehen.
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Zum ersten Mal wurden zur Brutzeit 2014 vier britische Trauerenten von Wissenschaftlern des Wildfowl & Wetlands Trust (WWT) mit Geolokatoren ausgestattet, die Auskunft über die Aufenthaltsorte der Vögel geben sollten. Durch den Wiederfang der Vögel in diesem Jahr ließen sich die Daten nun auslesen und analysieren. Überraschenderweise waren die Vögel in vier ganz unterschiedliche Gebiete gezogen. Während eine der Trauerenten nur eine kurze Distanz an die schottische Küste zurücklegte, flog eine weitere mehr als 2500 Kilometer südwärts bis vor die Küste Marokkos. Die beiden übrigen beloggerten Vögel verbrachten den Winter in zwei weit voneinander entfernten Bereichen der Irischen See.
Die Wissenschaftler interpretieren dieses Zugverhalten als eine Art Schutzstrategie. Vergleichbar mit der britischen Königsfamilie, die niemals gemeinsam in ein Flugzeug steigt, sind die Enten dadurch weniger anfällig für einzelne Gefährdungen wie Stürme oder Verölungen. Die Ergebnisse lassen vermuten, dass die Gründe für den Bestandsrückgang offenbar vor allem zur Brutzeit zu suchen sind. Gemeinsam wollen nun die Royal Society for the Protection of Birds, Scottish Natural Heritage, die Schottische Forstverwaltung sowie der Energiekonzern Scottish and Southern Energy mit Hilfe von Nestkameras, einer Temperaturüberwachung der Gelege sowie einer Kartierung der Brut- und Nahrungshabitate nach den Gefährdungen für die Trauerenten suchen.
Trauerenten waren in Großbritannien stets seltene Brutvögel. In den letzten 20 Jahren hat sich der Brutbestand allerdings halbiert. Nur wenig ist über die Ökologie der Vögel bekannt. Ihre Brutplätze liegen versteckt in abgelegenen Regionen des Schottischen Hochlandes, was eine intensive Erforschung erschwert. Da die Vögel den Winter auf dem offenen Meer verbringen sind selbst Zählungen nicht einfach. Der globale Bestand der Trauerente wird auf mehr als eine Million Individuen geschätzt. Bestandstrends sind aufgrund ihrer schwierigen Erfassungen allerdings kaum zu ermitteln.
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30.07.2015
Neues zum Zugverhalten von Braunkehlchen
© Thomas Hinsche
Unter den Vogelarten Europas zeigen sich insbesondere bei den südlich der Sahara überwinternden Langstreckenziehern deutliche Bestandsrückgänge, die darauf schließen lassen, dass die Gründe zumindest zum Teil auch in den afrikanischen Überwinterungsgebieten oder auf dem Zug zu suchen sind. Veränderungen der Nahrungsverfügbarkeit im Winterquartier könnten dabei eine Rolle spielen, doch ist bislang wenig dazu bekannt, wann und wo solche Engpässe auftreten. Im Frühjahr ist eine ausreichende Fitness jedoch für den kräftezehrenden Zug über die Sahara unentbehrlich.
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In einer neuen Studie wurden die Gewichtszunahme und die Phänologie des Frühjahrszuges des Braunkehlchens untersucht, um das Ausmaß zu bestimmen, in dem sich die Vögel in den Savannen der Sahelzone vor dem Abflug in die Brutgebiete stärken. 75 Braunkehlchen wurden dabei zu Beginn eines Frühjahrszuges untersucht, Daten zum Gewicht weiterer 377 innerhalb von drei Jahren außerhalb der Brutzeit sowie von 141 innerhalb von acht Jahren auf dem Durchzug im April gefangener Braunkehlchen wurden analysiert. Alle Daten stammten dabei aus einem wenige Quadratkilometer großen Bereich in Zentralnigeria.
Die Braunkehlchen verließen ihre Winterreviere im April, Männchen starteten dabei durchschnittlich acht Tage früher als Weibchen. Es gab hingegen keine Hinweise darauf, dass der Start des Frühjahrszuges mit dem Alter, der Größe oder dem Gewicht während des Fangs zusammenhing. Die Braunkehlchen verließen ihre Überwinterungsgebiete bei einem Gewicht von 16,8 ± 0,3 g. Dies ist deutlich weniger als die nach Berechnungen für das Überqueren der Sahara benötigten 24 g.
Der Vergleich der Daten zwischen dem Abflug im Winterquartier und der Ankunft im südlichen Europa zeigt eine Diskrepanz von mindestens zwei Wochen, die vermuten lässt, dass viele Braunkehlchen vor der Überquerung der Sahara eine Zwischenrast einlegen. Während die Gewichtszunahme der überwinternden Vögel im Februar und März sehr gering war (durchschnittlich 0,03 g pro Tag), legten Vögel auf dem Zug im April deutlich stärker an Gewicht zu (mindestens 0,23 g pro Tag). Von den im April gefangenen Vögeln lagen rund 20 % in einem Gewichtsbereich, der eine direkte Saharaüberquerung ermöglichen sollte.
Die in der Fachzeitschrift Ibis veröffentlichten Ergebnisse der Studie lassen darauf schließen, dass Braunkehlchen ihre Winterreviere bereits ohne umfangreiche Fettreserven verlassen und diese vermutlich erst im südlichen Randbereich der Sahara aufbauen. Insbesondere Nahrungsengpässe Mitte April in den Zwischenrastgebieten Westafrikas vor der Überquerung der Sahara dürften daher negative Folgen haben.
Weitere Informationen
- Risely et al. (2015): Patterns in departure phenology and mass gain on African non-breeding territories prior to the Sahara crossing in a long-distance migrant. Ibis | DOI: 10.1111/ibi.12288
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30.07.2015
Neue Erkenntnisse zu Zugwegen und Überwinterungsgebieten europäischer Blauracken
© Axel Schonert
Der Umfang, in dem sich Individuen unterschiedlicher Brutpopulationen außerhalb der Brutzeit mischen, hat bedeutende Auswirkungen für Populationsdynamik und den Erhaltungszustand. Die Bestände zahlreicher Langstreckenzieher sind in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen. Um die Gründe dieser Bestandseinbrüche zu ermitteln, sind populationsübergreifende Forschungen zum Zugverhalten und zu den Rast- und Überwinterungsgebieten notwendig. Ein Team internationaler Wissenschaftler hat nun zum ersten Mal eine umfangreiche Studie zu den Aufenthaltsorten der global bedrohten Blauracke außerhalb der Brutzeit durchgeführt und die Ergebnisse in der Fachzeitschrift
Diversity and Distributions veröffentlicht. Die Forscher fanden dabei Unterstützung durch den Natural Environment Research Council (NERC), den British Trust for Ornithology (BTO), die A.G. Leventis Stiftung, die portugiesische Stiftung für Wissenschaft und Technologie (FCT), das spanische Ministerium für Bildung und Wissenschaft sowie die Regionalregierung der Extremadura.
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Neben insgesamt 17 im Rahmen der Untersuchung mit Geolokatoren ausgestatteten Blauracken aus unterschiedlichen Brutgebieten, wurden in der Analyse auch Daten früherer Studien sowie Ringfunde ausgewertet. Auf diese Weise konnten die Routen, Rastgebiete und Winterquartiere von Blauracken aus acht Ländern Europas mit einander verglichen werden.
Die Winterquartiere der Blauracke verschiedener Populationen unterschieden sich dabei deutlich. Zwar gab es einige Überschneidungen zwischen den Überwinterungsgebieten von Individuen unterschiedlicher Populationen, ihre Verteilung war jedoch nicht zufällig. Stattdessen gab es eine positive Korrelation zwischen den Längengraden von Brutplatz und Überwinterungsgebiet und es zeigte sich, dass Vögel gemeinsamer Herkunft auch in hohem Maße ein Überwinterungsgebiet teilen. Die Zusammenhänge waren bei östlichen Populationen stärker als bei westlicheren Brutvögeln. Bei Vögeln östlicher Populationen wurde darüber hinaus der Überspringzug (engl. „leapfrog migration“) sehr deutlich, bei dem nördlicher brütende Vögel über das Überwinterungsgebiet südlicherer Populationen hinweg ziehen, um in weiter entfernt gelegenen Gebieten zu überwintern.
Die relativ geringe Vermischung der Blauracken unterschiedlicher Herkunft außerhalb der Brutzeit verdeutlicht die Gefährdung der einzelnen Brutpopulationen durch lokale Habitatveränderungen. Auch Zwischenrastplätze entlang der Zugwege haben eine große Bedeutung für den Erhalt der Blauracke, insbesondere die Sahelzone sowie für die nordosteuropäischen Blauracken das Horn von Afrika und die Arabische Halbinsel.
Anfang des 19. Jahrhunderts war die Blauracke auch in Deutschland weit verbreitet und stellenweise häufig. Zunehmend atlantisch geprägte Sommer führten von der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis etwa 1920 zum Erlöschen der meisten Vorkommen am nordwestlichen Arealrand. Ein weiterer starker Rückgang der Bestände in ganz Europa setzte in den 1950er Jahren ein. Ab Mitte der 1980er Jahre gab es in Deutschland schließlich nur noch Einzelvorkommen, die letzte dokumentierte Brut fand 1994 in Baden-Württemberg statt (ADEBAR 2014). Heute ist die Blauracke hierzulande zu einer Ausnahmeerscheinung geworden. Von 2000-2013 wurde die Art insgesamt 28-mal in Deutschland nachgewiesen (weitere Informationen in den Berichten von DSK und DAK)
Weitere Informationen
- Finch et al. (2015): A pan-European, multipopulation assessment of migratory connectivity in a near-threatened migrant bird. Diversity and Distributions | DOI: 10.1111/ddi.12345
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29.07.2015
Neue Version von „NaturaList“ veröffentlicht
© Biolovision Sàrl
Durchschnittlich 16 % aller bei
ornitho gemeldeten Beobachtungen werden bereits direkt per Smartphone über die
ornitho-App „
NaturaList“ übermittelt — Tendenz weiter steigend. Seit rund einer Woche steht nun eine neue Version der App im
GooglePlay-Store zum kostenlosen Download bereit. Diese enthält einige umfangreiche und sicher hilfreiche Verbesserungen und Erweiterungen.
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Besonders groß war die Nachfrage nach einer Editierfunktion für die per App eingegebenen Daten. Diesem Wunsch konnte nun entsprochen werden und so lassen sich die Beobachtungen bis zur Übertragung an das System innerhalb der App korrigieren oder präzisieren. Es besteht nun darüber hinaus die Möglichkeit, den Beobachtungen Fotos anzufügen. So lassen sich beispielsweise Belegaufnahmen per Digiscoping bereits direkt während der Beobachtung veröffentlichen. Als weitere Neuerung steht bei der Eingabe nun ein Zählmodus zur Verfügung. Auf diese Weise kann das Smartphone als Zähluhr genutzt und Vögel beim Auszählen eines Trupps direkt in Zehner- oder Hunderterschritten summiert werden.
Größere Veränderungen gab es auch bei den Artenlisten. Entsprechend der IOC World Bird List v4.4 (www.worldbirdnames.org) können nun alle Vogelarten der Welt über die App erfasst werden. So wurden mehr als 15.000 neue Taxa in 22 Sprachen ergänzt. Genau wie bei der bekannten Datenbank für Vogelstimmen aus aller Welt Xeno-Canto (www.xeno-canto.org) wurden die Arten dabei kontinentweise aufgeteilt. Wir möchten jedoch darauf hinweisen, dass Sie (sofern vorhanden) stets die Artenliste des jeweiligen Internetportals (z.B. ornitho.de für Eingaben aus Deutschland) nutzen sollten. Nur auf diese Weise werden die Arten gemäß der jeweils gültigen offiziellen Artenliste und entsprechend ihrer Häufigkeit korrekt dargestellt sowie die Brutzeitcodes gemäß der hinterlegten Zeiträume abgefragt.
Sollten Sie bereits Nutzer von NaturaList sein, so können Sie — sofern nicht ohnehin bereits automatisch geschehen — das Update auf die neue Version ganz einfach im Appstore von GooglePlay durchführen. Sollte es bei dem Update auf die neue Version zu Problemen kommen, so wenden Sie sich bitte an hilfe@ornitho.de. Weitere Informationen und Hinweise zur ornitho-App „NaturaList“ finden Sie unter http://www.ornitho.de/index.php?m_id=20033
Bitte via App eingegeben Beobachtungen ergänzen
Erinnern möchten wir in diesem Zusammenhang noch einmal daran, dass die per App übermittelten Beobachtungen (noch) nicht alle Informationen enthalten (Habitat und Präzisierung der Beobachtung), den Angaben zu den Koloniebrütern wichtige Informationen fehlen und die automatischen Zuordnungen zu den Ortsbezeichnungen nicht immer die glücklichsten sind. Bitte überarbeiten Sie deshalb einzelne Meldungen nochmals online. Vielen Dank!
Hinweise hierzu finden Sie unter http://www.ornitho.de/index.php?m_id=20033
Herzlichen Dank!
Wir möchten die Veröffentlichung der neuen Version von NaturaList zum Anlass nehmen, uns noch einmal ganz herzlich bei allen Spenderinnen und Spendern zu bedanken, die vor allem mit ihren Spenden rund um Weihnachten sowie beim Birdrace dazu beigetragen haben, dass ornitho auch weiterhin innovativ bleiben kann. Weitere Verbesserungen sind in Arbeit oder im Hintergrund bereits umgesetzt worden.
Viel Freude mit der neuen Version der App wünscht
Das Team von ornitho.de und ornitho.lu
PS.: Wir freuen uns natürlich auch weiterhin über Spenden, z.B. unkompliziert und komfortabel per Online-Formular.
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29.07.2015
Studie belegt: EU-Vogelschutzrichtlinie rettet gefährdete Arten
Der Schwarzstorch gehört zu den Arten, die von der EU-Vogelschutzrichtlinie besonders profitiert haben.
© Jochen Gerlach
Die Europäische Vogelschutzrichtlinie wird oftmals als eine der fortschrittlichsten und erfolgreichsten Naturschutzgesetze der Welt bezeichnet. Eine neue gemeinsame Studie von der
Royal Society for the Protection of Birds (RSPB),
BirdLife International und der
Universität Durham zeigt nun, dass dies offenbar durchaus begründet ist. In der Studie wurde ermittelt, dass es für das Wohlergehen einer Art ganz entscheidend davon abhängt, ob sie durch die EU-Vogelschutzrichtlinie besonders geschützt wird. Für den Schutz der in Europa am stärksten gefährdeten Brutvogelarten hat die Richtlinie demnach eine entscheidende Bedeutung.
Daten zu allen in der Europäischen Union vorkommenden Vogelarten wurden in der Untersuchung analysiert. Dabei wurden sowohl kurzfristige (2001-2012) als auch langfristige Trends (1980-2012) berechnet. Es zeigte sich, dass insbesondere die Bestände der auf dem „Anhang-1“ der Vogelschutzrichtlinie gelisteten Arten, wie beispielsweise Löffler, Gänsegeier oder Rosaflamingo, sowohl kurz- als auch langfristig steigen. Besonders auffällig sind diese Entwicklungen in Ländern, die bereits seit längerer Zeit EU-Mitglied sind und somit als Teil des „
Natura-2000-Gebiet“-Netzwerks Schutzgebiete für diese besonders geschützten Arten ausweisen müssen.
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Die Studie belegt eindeutig, dass die Schutzmaßnahmen greifen und die EU-Vogelschutzrichtlinie daher unbedingt erhalten werden muss. Nach dem überwältigenden Votum von über einer halben Million Bürgerinnen und Bürger in der vor wenigen Tagen beendeten EU-Befragung „NatureAlert“ liefert nun auch die Wissenschaft ein klares Argument für den Erhalt der Richtlinie.
Die Ergebnisse der Studie können auf der Internetseite der Online-Fachzeitschrift Conservation Letters heruntergeladen werden.
Wir möchten uns hiermit bei allen bedanken, die dem Aufruf von BUND, NABU, WWF und dem Deutschen Naturschutzring (DNR) sowie hunderten weiteren europäischen Umweltverbänden gefolgt sind und zur bislang größten öffentlichen Beteiligung an einer Befragung der Europäischen Kommission beigetragen haben. Der EU-Kommission und Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker konnte damit eine eindeutige Botschaft übermittelt werden.
Weitere Informationen
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28.07.2015
Neue Studie über Auswirkungen des Klimawandels auf die Fauna und Flora Englands
Auch für den Waldlaubsänger werden durch die Klimaerwärmung stark negative Folgen prognostiziert.
© Martin Wantoch
Es gibt bereits deutliche Hinweise für umfangreiche Auswirkungen des Klimawandels auf Englands Natur. So zeigen sich bereits heute erste Veränderungen der Verbreitung, Phänologie, Artenzusammensetzung und der Lebensräume. Die Naturschutzbehörde Natural England hat nun gemeinsam mit dem
British Trust for Ornithology (BTO), der
University of York dem
Centre for Ecology and Hydrology und der
Royal Society for the Protection of Birds (RSPB) eine Studie veröffentlicht, die die Risiken aber auch Möglichkeiten für die Tiere und Pflanzen Englands bewertet.
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llgemein dürften demnach Wespen, Bienen und Ameisen sowie Arten mit südlicherer Verbreitung, wie die Provencegrasmücke, von steigenden Temperaturen profitieren und ihre Areale erweitern. Arten höherer Lagen sowie feuchter Lebensräume, wie der Große Brachvogel, sind hingegen durch die prognostizierten Folgen des Klimawandels bedroht.
Insgesamt wurden für mehr als 3000 in England heimische Tier- und Pflanzenarten potentielle Veränderungen ihrer Verbreitung durch steigende Temperaturen berechnet. Die Forscher ermittelten, dass bei einer durchschnittlichen globalen Erwärmung um 2°C bis 2080 für 27 % aller untersuchten Arten ein mittleres bis hohes Risiko eines deutlichen Arealrückgangs erwartet werden muss. Bis zu 54 % der Arten könnten ihre Areale hingegen ausdehnen, wobei dies in vielen Fällen durch eine geringe Mobilität oder das Fehlen geeigneter Habitate limitiert sein dürfte.
400 zufällig aus allen Artengruppen ausgewählte Arten wurden in der Studie unter Berücksichtigung verschiedener sich durch den Klimawandel voraussichtlich verändernder Umweltfaktoren intensiver betrachtet. Für ein Set von 30 Arten wurden zudem aktuelle Schutzmaßnahmen mit den durch den Klimawandel resultierenden Anforderungen verglichen und bewertet.
Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass die englischen Bestände zahlreicher südlicherer und wärmeliebender Arten im Zuge einer Klimaerwärmung steigen könnten. Der aktuell stark positive Trend der Bestände von Säbelschnäbler und Seidenreiher dürfte demnach anhalten. Für nördlichere Arten, die kühlere Klimate bevorzugen, dürfte eine Erwärmung hingegen problematisch werden. Vor allem sich verändernde Habitate stellen für Goldregenpfeifer und Berghänflinge eine Bedrohung dar. Doch auch Seevögel wie die Dreizehenmöwe oder Arten der Niederungen, wie der Kiebitz, sind von der Erwärmung bedroht.
Der Bericht betont die Notwendigkeit von Schutzmaßnahmen. Für Arten, deren Areale sich voraussichtlich erweitern werden, müssen geeignete Lebensräume hergestellt und geschützt werden. Vor allem müssen jedoch auch die Habitate für Arten, deren Verbreitungsgebiet zurückgehen dürfte, gesichert werden. Neben diesen Maßnahmen ist es weiterhin zwingend notwendig die Risiken durch Reduzierung der Kohlendioxidemissionen zu minimieren.
Die Ergebnisse der Studie und der Abschlussbericht können kostenlos auf der Internetseite von Natural England heruntergeladen werden.
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28.07.2015
Bestandstrends häufiger Brutvogelarten in Europa 2015
Zum ersten Mal konnte auch für den Eisvogel ein europaweiter Bestandstrend angegeben werden.
© Thomas Hinsche
Der European Bird Census Council (EBCC) hat in Zusammenarbeit mit der Royal Society for the Protection of Birds, BirdLife International, der Czech Society for Ornithology und dem Bureau of Statistics of the Netherlands kürzlich die „
Trends of common birds in Europe 2015“ veröffentlicht. Für 169 Vogelarten werden dabei Trends für den Zeitraum 1980-2013 präsentiert. Wie bereits im Vorjahr sind diese als langfristige sowie 10-Jahres-Trends verfügbar.
Insgesamt steuerten 28 europäische Staaten Daten aus ihren nationalen Monitoringprogrammen zu den Auswertungen bei. Zum ersten Mal flossen dabei auch Daten aus Litauen mit ein. Aus Deutschland stellten Martin Flade, Johannes Schwarz und Sven Trautmann die Daten aus dem DDA-Monitoring häufiger Brutvögel bereit, außerdem lieferte Christoph Grüneberg Daten aus dem Monitoring seltener Brutvögel.
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Waren im Bericht 2014 bereits Trends für 163 Arten dargestellt worden, so konnten in diesem Jahr mit Rostgans, Dunklem Wasserläufer, Eisvogel, Zypernsteinschmätzer, Schuppengrasmücke und Zitronenzeisig Trends für weitere sechs Arten ergänzt werden.
Durchschnittlich haben die Brutbestände aller häufigen Vogelarten über den Betrachtungszeitraum um 17 % leicht abgenommen. Die Bestände von 50 Arten haben in diesem Zeitraum zugenommen, 65 zeigen rückläufige und 45 gleichbleibende Trends. Bei sieben Arten ist der Trendverlauf unklar. Die auf Zypern endemischen Arten Zypernsteinschmätzer und Schuppengrasmücke wurden nicht in die Auswertung einbezogen.
Der auf 39 Arten basierende europäische Indikator für die Agrarlandschaft zeigt für den betrachteten Zeitraum eine Abnahme um 57 % und damit eine weitere Verschlechterung um 3 % im Vergleich zum Vorjahr. Der auf 34 Arten basierende Indikator für häufige europäische Waldvogelarten befindet sich derzeit auf dem Niveau von 1980 und hat sich gegenüber dem Vorjahr demnach leicht verschlechtert.
Ergänzende Informationen zu den „Trends of common birds in Europe 2015“ sind auf der Homepage des EBCC abrufbar. Wie bereits im Vorjahr sind die Informationen leider nicht länger über die bewährten Faltblätter sondern lediglich in digitaler Form verfügbar.
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10.07.2015
Neuer Bundesverband für Fledermauskunde Deutschland e.V. (BVF) gegründet
Großes Mausohr
© Ralf Weise
Im Rahmen der 12. bundesweiten Fledermausfachtagung (BAG 2015) vom 20.- 22. März 2015 in Erfurt wurde der neue Bundesverband für Fledermauskunde Deutschland e.V. (BVF) erstmals vorgestellt. Unter ihm versammeln sich ca. 2500 Mitglieder an Fledermäusen und deren Schutz interessierter Vereine und Fördermitglieder. Ziel des BVF ist es, eine übergreifende, verbandsneutrale Vertretung der Fachinteressen aller Fledermausschützer in Deutschland zu schaffen, um gemeinsame Ziele und Interessen zukünftig einheitlich und auf Bundesebene aber auch international vertreten zu können. Es soll auch der Austausch und die Zusammenarbeit verschiedener mit Fledermäusen befasster Vereine und Gruppen ausgebaut werden.
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Am 03.10.2015 findet in der Staatlichen Vogelschutzwarte Thüringen in Weinbergen OT Seebach die erste Mitgliederversammlung statt, bei der die Bearbeitung und Umsetzung der Schwerpunktthemen diskutiert werden soll. Interessierte sind herzlich zur Teilnahme und zur Mitarbeit eingeladen.
Das vorläufige Programm der Delegiertenversammlung, aber auch zahlreiche Informationen zur Entstehung, den Zielen und der aktuellen Arbeit des BVF finden Sie auf der neuen Internetseite www.bvfledermaus.de. Dort kann man sich auch für einen Newsletter registrieren, um regelmäßig über Neuigkeiten informiert zu werden.
Der Dachverband Deutscher Avifaunisten gratuliert allen Beteiligten zur Gründung des neuen Dachverbandes und wünscht bei Erforschung und Schutz der Fledermäuse in Deutschland viel Erfolg.
Weitere Informationen
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10.07.2015
Großbritanniens berühmtester Kuckuck auf dem Zug durch Deutschland
Dank Satelliten-Telemetrie lassen sich die Zugrouten einiger europäischer Kuckucke in ihre zentralafrikanischen Winterquartiere im Internet verfolgen
© BTO
Die Brutbestände des Kuckucks sind in den vergangenen 25 Jahren bedrohlich zurückgegangen. In England brach der Bestand um rund drei Viertel zusammen. Bereits seit vier Jahren erforschen Wissenschaftler des British Trust for Ornithology (BTO) daher das Zugverhalten von in Großbritannien brütenden Kuckucken. Es konnte dabei ermittelt werden, dass die Vögel auf dem Wegzug zwei unterschiedliche Routen gen Süden wählen: Zum einen westlich durch Spanien, Marokko und Westafrika, darüber hinaus aber auch auf einer zentral-mediterranen Route über Italien und die Zentralsahara. Auch das Überwinterungsgebiet war unbekannt, bis die ersten Kuckucke 2011 den Regenwald im Kongo erreichten.
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Der nach dem Fernsehmoderator Chris Packham benannte Vogel „Chris“ wurde bereits im ersten Jahr in der Grafschaft Suffolk mit einem Satellitensender ausgestattet. Seitdem lässt sich seine Route quasi lückenlos verfolgen. Es ist beeindruckend zu sehen, welche Wege die Vögel während ihres Lebens zurücklegen und welche Strapazen sie dabei auf sich nehmen müssen. „Chris“ hat in den letzten Jahren insgesamt 28 Länder besucht, die Sahara achtmal überquert und erreichte während des Zuges Geschwindigkeiten von annähernd 100 km/h. Mit fünf Jahren hat der Vogel bereits ein für Kuckucke stolzes Alter erreicht. Der Altersrekord für Kuckucke liegt bei sieben Jahren. Auch dem Sender war nur eine Lebensdauer von zwei bis drei Jahren vorausgesagt worden. Es ist umso erfreulicher, dass sich die Route auch weiterhin verfolgen lässt. Aktuell hält sich Großbritanniens berühmtester Kuckuck auf dem Durchzug in Deutschland auf. Seine bislang letzte Ortung stammt vom 7.7. aus der Nähe von Regensburg. Es handelt sich um die bislang östlichste Position, die von dem Vogel in den letzten fünf Jahren aufgezeichnet wurde.
In diesem Jahr wurden weitere acht Kuckucke mit Satellitensendern ausgestattet. Die Namen der Kuckucke wurden diesmal durch einen Schulwettbewerb vergeben. Auf diese Weise konnte auf die alarmierenden Rückgänge der Vögel aufmerksam gemacht und die Bedeutung des Forschungsprojektes vermittelt werden. Insgesamt wurden seit 2011 im Rahmen des Projektes 55 Kuckucke besendert. Aktuell lassen sich die Routen von 18 Vögeln nahezu in Echtzeit auf der Internetseite des BTO verfolgen.
Jeder der besenderten Kuckucke erzählt seine eigene Geschichte. So traf Kuckuck „Fred“ erst am 20. Mai am Brutplatz im berühmten Sherwood Forest in der Grafschaft Nottinghamshire ein. Nur drei Wochen später, am 10. Juni, wurde der Vogel dann bereits auf dem Wegzug in Nordfrankreich geortet. Die aktuellen Positionen der Kuckucke lassen sich unter www.bto.org/cuckoos verfolgen. Dort stehen zu jedem Vogel auch weitere Informationen zum Beringungsort und den bisherigen Aufenthaltsorten bereit.
Doch nicht nur in Großbritannien laufen Projekte mit besenderten Kuckucken. Im Rahmen eines internationalen Satelliten-Telemetrie-Projektes des Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV) lassen sich auch die Wege einiger deutscher sowie weißrussischer Kuckucke verfolgen. Der bei Straubing in Niederbayern besenderte Vogel „Reinhard“ ist dabei als erster in Richtung Süden aufgebrochen. Die Routen von „Reinhard“ und sechs weiteren Kuckucken lassen sich verfolgen unter www.lbv.de/unsere-arbeit/vogelschutz/kuckuck/satelliten-telemetrie-kuckuck-wo-bist-du.html
Weitere Informationen
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10.07.2015
Weitere Zugvogelarten im EuroBirdPortal ergänzt
Weitere Zugvogelarten ergänzt
© EuroBirdPortal
Online-Portale aus über 20 Ländern Europas sind am Projekt EuroBirdPortal (EBP) beteiligt, das am 5. Juni im Rahmen der Green Week der Europäischen Kommission gestartet wurde. Deutschland wird dabei durch ornitho.de vertreten. Die Zahl der im EBP verfügbaren Vogelarten konnte mittlerweile weiter ergänzt werden, sodass aktuell für bereits 21 Arten die Beobachtungen der Jahre 2010 bis 2013 europaweit auf Basis eines 10x10 km-Rasters dargestellt werden und sich beispielsweise mit Durchschnittstemperaturen gegenüberstellen lassen. Zuletzt wurden mit Schilfrohrsänger, Wiesenschafstelze und Neuntöter drei typische Langstreckenzieher ergänzt.
Schauen Sie regelmäßig beim
EuroBirdPortal vorbei! Bis zum Jahresende werden rund 50 Arten und auch die Daten bis 2014 abrufbar sein. Wir halten Sie an dieser Stelle auf dem Laufenden!
Patric Lorgé, Christopher König und Johannes Wahl
für das Team von ornitho.de und ornitho.lu [mehr]
Weitere Informationen
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08.07.2015
1. Europäisches Braunkehlchen Symposium zeigt dringenden Schutzbedarf auf
© LBV
In insgesamt 42 Vorträgen, Postern und weiteren Beiträgen wurden beim 1. Europäischen Braunkehlchen Symposium vom 27. bis 29. Mai in Helmbrechts Forschungsergebnisse aus 18 Ländern vorgestellt. Zu den wesentlichen Ergebnissen des Symposiums zählen die Gründung der International Whinchat Working Group sowie die gemeinsam verabschiedete Resolution „
Message from Helmbrechts“.
Die in einem 312-seitigen Tagungsband zusammengefassten Forschungsergebnisse von insgesamt 58 Autoren & Co-Autoren belegen einen dramatischen Rückgang in Mittel- und Westeuropa, der je nach Region bei 50-90 % liegt. In Luxemburg muss die Art derzeit bereits als ausgestorben gelten. Sogar in den großen Populationen Nordosteuropas wird teilweise schon ein Rückgang festgestellt. In der Roten Liste der IUCN wird dieser Entwicklung aber noch nicht Rechnung getragen und das Braunkehlchen als „
ungefährdet“ eingestuft
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Zahlreiche Verbände und Organisationen, darunter auch der DDA, haben sich der Resolution „Message from Helmbrechts“ angeschlossen, die aufzeigt, dass das Braunkehlchen dringend Hilfe braucht. Die erste Auflage des Tagungsbandes zum 1. Europäischen Braunkehlchen Symposium ist bereits vergriffen, eine zweite Auflage kann jedoch auf der Internetseite des LBV Hof bestellt werden.
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08.07.2015
Winzige GPS-Logger revolutionieren die Erforschung kleinerer Zugvogelarten
Dank neuester GPS-Logger können nun auch kleine Singvogelarten, wie der amerikanische Pieperwaldsänger, per GPS erforscht werden
© Dick Daniels
Pieperwaldsänger brüten in den Waldgebieten des östlichen Nordamerikas. Die nur etwa 20 Gramm leichten Vögel sind Langstreckenzieher, deren Überwinterungsgebiete von Mexiko bis in den Norden von Südamerika reichen. Aufgrund der geringen Größe der Art war es bislang nicht möglich, die Zugwege und zurückgelegten Strecken per Datenlogger zu erforschen. Prototypen einer neuen, in Kanada entwickelten GPS-Technologie konnten nun vom Zugvogelforschungszentrum des amerikanischen Smithsonian Conservation Biology Institute (SCBI) erstmals getestet werden. Mit einem Gewicht von weniger als einem Gramm sind die Datenlogger, die die Vögel wie einen Rucksack tragen, die leichtesten jemals produzierten. Die bislang kleinsten GPS-Logger wogen rund 12 Gramm und ließen daher nur eine Besenderung von Tieren bis minimal 250 Gramm zu. Derart kleine und leichte Logger waren bisher nur als sogenannte Helldunkel-Geolokatoren im Einsatz, die durch Aufzeichnung von Datum und Tageslänge die ungefähre Position der Vögel aufzeichnen konnten. Die neuen GPS-Logger sind jedoch weitaus präziser: Während bisherige Technologien den Aufenthaltsort der Vögel nur auf etwa 150-200 Kilometer genau bestimmen konnten, erreichen die neuen Logger eine Genauigkeit von etwa 10 Metern.
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Bei der Besenderung der nur kohlmeisengroßen Pieperwaldsänger wurden die neuen GPS-Logger so programmiert, dass diese sich alle 28 Tage automatisch für 70 Sekunden aktivierten und die exakte Position der Vögel aufzeichneten. Auf diese Weise ließen sich zwischen Wegzug und Heimzug trotz geringer Batterieleistung 8-10 verschiedene Aufenthalsorte der Vögel ermitteln. Insgesamt 24 männliche Pieperwaldsänger statteten die Wissenschaftler des SCBI in den Bundesstaaten Maryland und New Hampshire mit den neuen GPS-Loggern aus. Es wurden lediglich Männchen besendert, da diese eine hohe Standorttreue aufweisen und ein Wiederfang der Vögel zum Auslesen der Logger notwendig war. Die Vögel trugen die Sender für rund ein Jahr von Juni 2013 bis Mai 2014. Daten von fünfzehn dieser Sender ließen sich schließlich auswerten. Dabei stellte sich heraus, dass sich die Überwinterungsgebiete der Vögel nicht überschnitten. Während die Brutvögel aus Maryland Florida und Kuba zur Überwinterung nutzten, zogen alle in New Hampshire besenderten Vögel bis nach Haiti und in die Dominikanische Republik.
Die Ergebnisse der Pieperwaldsänger-Studie zeigen, dass durch die neue Technologie Rast- und Überwinterungsgebiete sehr genau definiert und dadurch wichtige Erkenntnisse zum Schutz der Vogelarten gewonnen werden können. Insbesondere das Gewicht bzw. die Präzision von Sendern und Loggern war bislang ein großes Problem in der Vogelforschung. Mit der neuen Methode lassen sich durch weitere Studien an standorttreuen Zugvogelarten in den nächsten Jahren sicher viele neue Erkenntnisse gewinnen. So planen die Wissenschaftler des SCBI bereits die Besenderung von Walddrosseln, Roststärlingen und Knutts. Auch die technische Entwicklung ist mit den neuen Loggern längst nicht abgeschlossen. Ziel ist es nun, die Zahl der aufgezeichneten Standorte der Vögel auf bis zu 50 zu erhöhen. Ein Nachteil ist außerdem der Wiederfang der Vögel zum Auslesen der aufgezeichneten Daten. Automatisch und unmittelbar übertragende Sender, die keinen erneuten Fang der Vögel nötig machen, stehen daher ebenfalls im Fokus der Entwickler.
Die Ergebnisse der Studie an Pieperwaldsängern sind in der wissenschaftlichen Online-Fachzeitschrift Scientific Reports veröffentlicht worden, die von der Verlagsgruppe der renommierten Zeitschrift Nature herausgegeben wird. Ein Video vom Wiederfang eines Pieperwaldsängers sowie einer Visualisierung der auf seinem Zug zurückgelegten Strecke ist verfügbar unter „Ovenbird Pinpoint-GPS Tracker Retrieval“.
Weitere Informationen
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08.07.2015
Trends häufiger Vogelarten Dänemarks zur Brutzeit und im Winter 1975-2014 veröffentlicht
Die Brutbestände des Sandregenpfeifers sind in Dänemark in den vergangenen 40 Jahren stark zurückgegangen
© Ralf Kistowski
Die Dänische Ornithologische Vereinigung (Dansk Ornitologisk Forening, DOF) hat in ihrem 16. Bericht Bestandstrends für 108 Brutvogelarten sowie 78 in Dänemark überwinternde Vogelarten veröffentlicht. Die Ergebnisse basieren auf den Daten jahrzehntelanger Punkt-Stopp-Zählungen der häufigen Vogelarten. Bei diesen Zählungen erfassen Ehrenamtliche an vielen Stellen in ganz Dänemark zweimal pro Jahr an jeweils 10-20 Punkten entlang einer Route die Vögel. Ein Termin fällt dabei auf den Winter (20.12.-20.01.), eine weitere Zählung wird während der Brutzeit durchgeführt (1.05.-15.06.). In dem Bericht werden für alle Arten werden sowohl langfristige (1975-2014) als auch kurzfristige (2005-2014) Bestandstrends angegeben und Trenddiagramme gezeigt. Die Daten der Zählungen wurden dabei mit Hilfe der Analyse-Software TRIM (TRends and Indices for Monitoring data) ausgewertet.
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Mit 18,8 % pro Jahr ist der Sandregenpfeifer unter den Brutvögeln kurzfristig am stärksten zurückgegangen. Auch die Bestände von Austernfischer, Blässhuhn, Zwergtaucher und Zaunkönig sind um mehr als 10 % pro Jahr eingebrochen. Die größte Zunahme der Brutbestände war beim Gartenrotschwanz zu verzeichnen (+9,4 %). Ebenfalls erfreulich zugenommen haben Wiesenschafstelze, Kolkrabe, Birkenzeisig und Graugans. Bei den in Dänemark überwinternden Arten fallen vor allem die stark negativen Trends von Wiesenpieper (-31,8 %) und Berghänfling (-29,3 %) auf. Ebenfalls kurzfristig um mehr als 15 % pro Jahr zurückgegangen sind die Zahlen von Seidenschwanz und Kornweihe. Einen stark positiven Trend zeigen hingegen Graugans und Kernbeißer. Ergänzend zu den Bestandstrends der einzelnen Arten werden in dem Bericht auch Trends für Indikator-Arten der Agrarlandschaft und der Wälder dargestellt. Der Bericht kann kostenlos auf der Internetseite der Dänischen Ornithologischen Vereinigung (DOF) heruntergeladen werden.
Weitere Informationen
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07.07.2015
Über den Wolken: Neuer Höhenrekord beim Schreiadler
Schreiadler steigen auf dem Zug bis in enorme Höhen auf.
© Mathias Putze
Ein in der Uckermark brütendes Schreiadlerweibchen hat einen neuen Höhen-Rekord für seine Art aufgestellt. Der Vogel „Marta“ ist mit einem GPS-Sender besendert, dessen Daten nun ausgewertet wurden: Beim Flug aus dem afrikanischen Winterquartier zurück nach Brandenburg legte der Vogel am 29. März über Äthiopien eine längere Strecke in Höhen über 4000 Metern zurück und erreichte dabei maximal 4532 Meter über dem Meeresspiegel. Laut Greifvogel-Experte Bernd-Ulrich Meyburg ist eine solche Flughöhe sehr ungewöhnlich und bislang noch nie bei Schreiadlern gemessen worden. Allerdings ermöglichen erst die von „Marta“ und ihrem Schreiadlermännchen „Ulf“ getragenen Prototypen neuester Sender derartige Messergebnisse, ältere Modelle erfassten nur bis 2000 Meter. Bekannt war daher bislang nur, dass Schreiadler um die 1000 Meter erreichen.
[mehr]
Warum Schreiadler „Marta“ so hoch flog, ist unklar. Kein Gebirgszug zwang den Vogel zu einem derartigen Höhenflug. Vermutlich bedeuteten der geringere Luftwiderstand oder günstige Höhenwinde einen ökonomischen Vorteil für die Vögel. Auch Schreiadlermännchen „Ulf“ flog ähnlich hoch und erreichte um die 4200 Meter.
Die Märkische Oderzeitung begleitet die beiden Adler aus der Uckermark seit ihrem Zug nach Afrika im Herbst 2014. Regelmäßig wird über die neuesten Entwicklungen berichtet. Über die Zugwege der beiden sowie weiterer besenderter Schreiadler informiert auch die Internetseite der Weltarbeitsgruppe Greifvögel e.V..
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07.07.2015
Hervorragende Brutsaison für britische Rosenseeschwalben
Mehr als 14 Jahre liegt der letzte Nachweis einer Rosenseeschwalbe in Deutschland bereits zurück
© Benjamin Steffen
Mit mehr als 100 aktuell auf Coquet Island brütenden Rosenseeschwalben, verläuft die Brutsaison für den seltensten in Großbritannien brütenden Seevogel bislang sehr erfreulich. Das Erreichen einer dreistelligen Anzahl von Brutpaaren ist das Ergebnis 15-jähriger, intensiver Schutzmaßnahmen auf der Insel in der Grafschaft Northumberland.
Rosenseeschwalben litten im 20. Jahrhundert unter weltweiten Bestandsrückgängen und waren in Großbritannien ohnehin stets nur wenig häufig. Aktuell befindet sich auf Coquet Island die einzige regelmäßig besetzte Brutkolonie des Vereinigten Königreichs. Mit der Bereitstellung von bereits in Südirland bei Rosenseeschwalben erfolgreich eingesetzten Nisthilfen auf eigens geschaffenen Kiesterrassen durch die Royal Society for the Protection of Birds (RSPB) begann im Jahr 2000 eine beispielhafte Erfolgsgeschichte. Bereits im ersten Jahr nach der Errichtung stieg die Zahl der Brutpaare von 24 auf 34 an. Die Nisthilfen schützten die Jungvögel maßgeblich vor Prädatoren wie Heringsmöwen, sodass die Kolonie fünf Jahre später schon 92 Paare umfasste. Doch auch vor Störungen und Eierdieben ist die Kolonie seitdem geschützt: Rund um die Uhr wird die Kolonie von RSBP-Mitarbeitern und freiwilligen Helfern bewacht. Es muss außerdem dauerhaft gewährleistet werden, dass sich keine Säugetiere wie Ratten auf der Insel ausbreiten und die Kolonie gefährden.
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Die britischen Naturschützer hoffen nun auf eine erfolgreich verlaufende Brutsaison und darauf, dass die große Zahl von Nachkommen dazu führt, dass sich Kolonien auch in anderen Gebieten entlang der Küste Northumberlands etablieren.
Rosenseeschwalben sind in Deutschland eine extreme Ausnahmeerscheinung und seit 1977 insgesamt erst sechsmal nachgewiesen worden. Der letzte Nachweis der Art stammt aus dem April 2001 von der Hallig Hooge an der Westküste Schleswig-Holsteins. Ein Jahr zuvor startete eine 1996 als Jungvogel in einer irischen Brutkolonie beringte Rosenseeschwalbe einen Brutversuch mit einer Flussseeschwalbe auf der unbewohnten ostfriesischen Insel Minsener Oog, der jedoch scheiterte. Ein neuer Nachweis einer Rosenseeschwalbe in Deutschland würde sicher für große Aufmerksamkeit unter den Vogelbeobachtern sorgen.
Weitere Informationen
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06.07.2015
www.naturealert.eu — Jetzt Europas Natur aus großer Gefahr befreien!
© BUND
Die Europäische Kommission will 2016 den Rechtsrahmen für den Naturschutz in allen EU-Mitgliedstaaten ändern. Dazu sollen die beiden bewährten und erfolgreichen EU-Naturschutzrichtlinien, Vogelschutz- und Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie, „modernisiert“ werden. Was dies für Kommissionspräsident Juncker bedeutet, ist klar: seine Prioritäten sind schnelles Wirtschaftswachstum und möglichst wenig Auflagen für Unternehmen und die Agrarindustrie. Gleichzeitig haben bereits einflussreiche Politiker und Lobbyverbände dazu aufgerufen, diese "Modernisierung" dafür zu nutzen, den EU-Schutz für tausende Tier- und Pflanzenarten und zehntausende Naturschutzgebiete zu lockern oder gar abzuschaffen, in Deutschland betreiben dies z.B. Agrar- und Jagdverbände.
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Bitte unterschreiben Sie jetzt auf www.naturealert.eu! Damit können Sie in wenigen Sekunden etwas für das Überleben von Millionen von Zugvögeln, Fledermäusen, Robben und Schmetterlingen tun und mithelfen, zigtausende Naturschutzgebiete in der ganzen EU vor der Zerstörung zu bewahren. Dies ist ein Aufruf von BUND, NABU, WWF und dem Deutschen Naturschutzring (DNR) sowie hunderten weiteren europäischen Umweltverbänden an EU-Kommissionspräsident Juncker. Er soll seinen Plan aufgeben und die EU-Naturschutzbestimmungen NICHT antasten. Vielen Dank für Ihre
Weitere Informationen
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06.07.2015
Alarmierend: Seevögelbestände gehen weltweit zurück
Seeschwalben zeigten seit 1950 besonders starke Rückgänge
© Jan Goedelt
Populationen von Seevögeln sind gute Indikatoren für langfristige und großräumige Veränderungen mariner Ökosysteme. In einer Untersuchung des Projektes „
Sea Around Us“ der Universität von British Columbia und der Pew Charitable Trusts wurden nun die Entwicklungen der weltweiten Seevogelbestände 1950-2010 verglichen. Insgesamt wurden dabei Daten von mehr als 300 Seevogelarten aus 13 Familien und von über 350 Küstenabschnitten ausgewertet. Geschätzte 19 % der weltweiten Seevogelbestände konnten somit berücksichtigt werden, sodass die ermittelten Trends die reale Entwicklung widerspiegeln dürften. Die Ergebnisse geben Grund zur Sorge, denn es wurde festgestellt, dass die Bestände insgesamt um rund 70 % zusammengebrochen sind. Die größten Rückgänge wurden dabei bei Seevogelfamilien festgestellt, deren Arten vorwiegend weit verbreitet sind oder die sehr große Aktionsräume haben, was auf eine weltweite statt kleinräumige Gefährdung hinweist. So gab es bei den Seeschwalben, die insbesondere auf dem Zug enorme Entfernungen zurücklegen, die größten Rückgänge, gefolgt von Fregatt- und Sturmvögeln. Zunahmen konnten bei Sturmschwalben, Alken und Tölpeln verzeichnet werden. Die Ergebnisse wurden in der internationalen Online-Fachzeitschrift PLOS ONE veröffentlicht.
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06.07.2015
Sturmtaucher orientieren sich anhand von Gerüchen
Der Geruchssinn spielt bei Röhrennasen wie dem Kanarensturmtaucher offenbar eine entscheidende Rolle bei der Orientierung.
© Benjamin Steffen
Eine gemeinsam von Wissenschaftlern aus Großbritannien, Italien, Portugal und den Kapverden durchgeführte Studie an Sturmtauchern hat nun gezeigt, dass sich die Vögel bei ihren weiten Strecken über offenem Meer und ohne jegliche Landmarken offenbar anhand von Gerüchen orientieren. Bereits in vorherigen Studien war ermittelt worden, dass Sepiasturmtaucher bei Einschränkung ihres Geruchssinns Schwierigkeiten bei der Navigation haben, während eine magnetische Beeinflussung keine Effekte zeigte. Inwiefern olfaktorische Signale jedoch tatsächlich zur Rückkehr in die Brutkolonien genutzt werden, war bislang unbekannt.
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Insgesamt 210 Kanarensturmtaucher, Sepiasturmtaucher und Kapverdensturmtaucher wurden im Rahmen der Untersuchung an ihren Brutplätzen mit kleinen GPS-Loggern besendert. Anschließend wurde der Brutplatz täglich erneut kontrolliert und der Logger nach Rückkehr des Vogels umgehend wieder entfernt. Verwendet wurden dabei Logger, die die Position des Vogels alle 10 Minuten aufzeichneten.
Es wurde angenommen, dass die Vögel bei Navigation per Geruchssinn nicht auf gerader Strecke zu ihrem Ziel gelangen, sondern je nach Intensität der Gerüche jeweils nur für bestimmte Zeit in eine Richtung geführt werden. Wird eine Geruchsspur verloren, ändern die Vögel ihre Richtung, bis eine neue Spur gefunden wurde, die ihnen die Richtung weist. Die Konzentrationen des vorwiegend von Phytoplankton erzeugten Dimethylsulfid und anderen biogenen Gerüchen variieren erwartungsgemäß im Raum, sind jedoch weitgehend beständig. Ihre Verteilung kann somit von langlebigen Vögeln wie Röhrennasen erlernt werden. In der unmittelbaren Umgebung der Kolonien wird vermutlich die visuelle Orientierung anhand von Landmarken oder Flugrichtungen anderer Vögel eingesetzt.
Die Ergebnisse der beloggerten Röhrennasen ergaben, dass 69 % der Vögel sich nach dem bei olfaktorischer Navigation zu erwartenden Muster bewegten. Nahezu alle Nahrungsflüge, die vier oder mehr Tage andauerten stimmten überein, bei kürzeren Ausflügen von weniger als zwei Tagen hingegen nur weniger als die Hälfte.
Nie zuvor konnten so konkrete Hinweise auf eine Orientierung per Geruchssinn an Wildvögeln gesammelt werden. Die Ergebnisse der Studie wurden in der jüngsten Ausgabe des Online-Fachjournals der Royal Society Proceedings B veröffentlicht.
Gelbschnabel-Sturmtaucher (Sepia-/Kanarensturmtaucher) treten als sehr seltene Ausnahmeerscheinungen im Herbst auch in der Nordsee auf. Von der Deutschen Avifaunistischen Kommission wurden seit 2010 vier Nachweise anerkannt, zuletzt aus dem September 2012. Seit 1977 existieren gerade einmal 22 anerkannte Nachweise für Deutschland.

Stark vereinfachte Skizze des vermuteten Mechanismus der olfaktorischen Navigation von Röhrennasen. Die blauen Gerüche assoziiert der Sturmtaucher (S) mit einer Flugrichtung nach Westen. Nicht überall sind die Konzentrationen jedoch ausreichend hoch, um registriert zu werden. Ohne entsprechende Geruchsspur wird die Richtung geändert, bis ein neuer Bereich hoher Konzentration erreicht ist. Gelbe Gerüche assoziiert der Vogel schließlich mit einer südwärts gerichteten Flugrichtung und erreicht so die Nähe der Kolonie, wo er sich anhand visueller Navigation orientieren kann. © Reynolds et al.
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03.07.2015
Aktuelle Trends der Wasservogel-Bestände im Wattenmeer veröffentlicht
Sowohl die Brut- als auch die Rast- und Überwinterungsbestände des Austernfischer haben langfristig abgenommen. Aufgrund anhaltend niedriger Reproduktionsrate ist in den nächsten Jahren mit weiteren Rückgängen zu rechnen.
© Rosl Rößner
Das trilaterale, von den Wattenmeer-Anrainerstaaten Niederlande, Deutschland und Dänemark gegründete Wattenmeersekretariat (Common Wadden Sea Secretariat, CWSS) koordiniert seit 1985 den Schutz des Wattenmeers der Nordsee. In zwei neuen Berichten werden Bestandsentwicklungen sowohl für rastende und überwinternde Vogelarten, als auch für die Brutvögel des Wattenmeeres dargestellt.
Die Publikation „
Trends of Migratory and Wintering Waterbirds in the Wadden Sea 1987/1988-2011/2012“ beschreibt die Veränderungen der Rast- und Überwinterungsbestände von 34 Vogelarten und 10 Unterarten sowohl kurzfristig (10-Jahres-Zeitraum) als auch langfristig (25-Jahres-Zeitraum). Es wird darüber hinaus auch der Anteil der im Wattenmeer auftretenden Vögel an der biogeographischen Population angegeben. Bei der Ringelgans nutzen im betrachteten Zeitraum der Jahre 2002/03-2011/12 so beispielsweise rund 85 % der Population das Wattenmeer. Sehr interessant sind auch kombinierte Trends, differenziert nach der Nahrung und dem zur Nahrungssuche genutzten Habitat, der Brut- sowie der Überwinterungsgebiete.
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Langfristig nehmen die Zahlen von 14 Arten ab, bei 13 Arten zeigen sich keine Veränderungen und bei sechs Arten nehmen die Bestände zu. Zu den Arten mit stark abnehmenden Beständen gehören Kampfläufer, Seeregenpfeifer, Austernfischer und Dunkler Wasserläufer. Ihre Zahlen gingen in den letzten 25 Jahren um mehr als 50 Prozent zurück. Zu den 13 beständigen Arten gehören Kiebitzregenpfeifer, Rotschenkel und Großer Brachvogel. Im Bestand deutlich zugenommen haben u.a. Löffler, Kormoran und Weißwangengans. Da die Bestände der Eiderente erst seit 1993 standardisiert erfasst werden, konnte für diese Art kein langfristiger Trend ermittelt werden. Die Gründe für die unterschiedlichen Entwicklungen sind vielfach noch unklar. Es gibt jedoch Hinweise, dass garnelen- und fischfressende Arten sowie pflanzenfressende Arten zunehmen, während Rastvögel, die sich von Würmern und Schalentieren ernähren, abnehmen.
Über die Entwicklung der Brutvogelzahlen im Wattenmeer wird im Bericht „Trends of Breeding Birds in the Wadden Sea 1991-2013“ berichtet. Für 26 Brutvogelarten werden die durchschnittlichen Bestandsveränderungen pro Jahr im Zeitraum der letzten 21 Jahre dargestellt. Zum ersten Mal wurden dabei neben den Großregionen Dänemark, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und den Niederlanden auch gesonderte Trends für sieben Regionen des Wattenmeeres berechnet.
Bezogen auf das gesamte Wattenmeer nahmen demnach innerhalb der letzten 21 Jahre 5 Arten stark zu (Kormoran, Löffler, Schwarzkopfmöwe, Herings- und Mantelmöwe) und 15 Arten moderat ab. Zu diesen zählen u.a. Säbelschnäbler, Sandregenpfeifer, Kiebitz und Flussseeschwalbe. Auch zwischen Trends von Arten unterschiedlicher Bruthabitate und mit unterschiedlichen Ernährungsformen wird differenziert. Für sieben seltene Brutvogelarten, für die keine Trends angegeben werden konnten, werden die Gesamtbestände 1991-2006 dargestellt. Diese zeigen, dass die Bestände von „Neubürgern“ wie Seidenreiher und Weißwangengans steigen, während Alpenstrandläufer und Kampfläufer mittlerweile kurz vor dem vollständigen Verschwinden als Brutvogel stehen. Steinwälzer und Zwergmöwe brüten derzeit nicht mehr im Wattenmeer.
Als Datengrundlage für die Trendberechnungen dienten die seit 25 Jahren jährlich durchgeführten systematischen Rastvogelzählungen im Wattenmeer, an denen mehrere Hundert vorwiegend ehrenamtliche Vogelzähler teilnehmen. Die Zählungen sind Teil des Trilateralen Monitoring- und Assessment-Programms im Wattenmeer (TMAP), das gemeinsam von den Umweltministerien Dänemarks, Deutschlands und der Niederlande zur Überwachung des Wattenmeers durchgeführt wird.
Die beiden neuen Statusberichte liefern den bislang vollständigsten Überblick über die Entwicklungen der Bestände von Rast- und Brutvögeln im Wattenmeer der Nordsee. Beide Publikationen können auf der Internetseite des Wattenmeersekretariats kostenlos heruntergeladen werden.
Weitere Informationen
- Internetseite des Wattenmeersekretariats
- Blew, J., Günther, K., Hälterlein, B., Kleefstra, R., Laursen,K., Scheiffarth, G. 2015. Trends of Migratory and Wintering Waterbirds in the Wadden Sea 1987/1988 - 2011/2012. Wadden Sea Ecosystem No. 34. Common Wadden Sea Secretariat, Joint Monitoring Group of Migratory Birds in the Wadden Sea, Wilhelmshaven, Germany
- K. Koffijberg, K. Laursen, B. Hälterlein, G. Reichert, J. Frikke & L. Soldaat 2015. Trends of Breeding Birds in the Wadden Sea 1991 - 2013. Wadden Sea Ecosystem No. 35. Common Wadden Sea Secretariat, Joint Monitoring Group of Breeding Birds in the Wadden Sea, Wilhelmshaven, Germany
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02.07.2015
Bewegungsprofile von Basstölpeln per Mobilfunk
Nahezu in Echtzeit lassen sich die Bewegungen der Basstölpel durch die Übertragung per Mobilfunk verfolgen.
© T. A. G.
Im Rahmen des gemeinsamen Projektes „
Track A Gannet“ des Alderney Wildlife Trust, des British Trust for Ornithology (BTO) und der Universität Liverpool wurden auf der britischen Kanalinsel Alderney Basstölpel mit GPS-Sendern ausgestattet, die erstmals durch Übertragung per Mobilfunk die direkte Verfolgung der Flugstrecken, die die Vögel bei der Nahrungssuche zurücklegen, ermöglichen. Die auf den Schwanzfedern der Basstölpel befestigten Sender speichern die Positionen der Vögel und senden diese, immer wenn sich die Vögel in einem Bereich mit entsprechender Netzabdeckung befinden, direkt an eine Internetseite. Nie zuvor konnte das Verhalten von Seevögeln so unmittelbar verfolgt werden.
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Mit Hilfe des Mobilfunknetzes 3G konnten dabei enorme Distanzen ermittelt werden, die die Vögel beim Fischfang auf sich nehmen. Die Daten enthüllten bereits einen Nahrungsflug über mehr als 800 Kilometer durch den Ärmelkanal, ein weiterer auf der Kanalinsel Alderney brütender Vogel wurde bis in die Themse-Mündung verfolgt. Die anhand der Besenderung gewonnenen Ergebnisse können wichtige Informationen zur Bewertung der Auswirkungen von Offshore-Windparks auf Vögel liefern.
Neben Karten der Flugwege der besenderten Basstölpel offenbart die Internetseite des Projektes auch per Webcam einen Blick in die rund 2200 Paare starke Seevogelkolonie, die Großbritanniens südlichsten Brutplatz von Basstölpeln darstellt.
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02.07.2015
Resolution der Jahrestagung 2015 der Fachgruppe Spechte in der DO-G zum Schutz der Spechtbäume in Wirtschaftswäldern
Bereits seit 1990 besteht die Fachgruppe Spechte in der Deutschen Ornithologen-Gesellschaft
© FG Spechte
Vom 5. bis 7.6. 2015 veranstaltete die Fachgruppe Spechte der Deutschen Ornithologen-Gesellschaft in Ascheberg-Davensberg (NRW) ihre Jahrestagung zum Thema: „
Spechthöhlen als Schlüsselstrukturen der Artenvielfalt im Wald“. Die Teilnehmer zeigten sich dabei in hohem Maße besorgt über den zunehmenden wirtschaftlichen Druck auf die Wälder, etwa durch den Bedarf an Energie- und Papierholz, aber auch wegen des Exports von Starkholz.
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Die Fachgruppe erkannte an, dass der Nutzung nachwachsender Rohstoffe eine hohe Bedeutung zukommt. Sie gab aber zu bedenken, dass Wald nicht nur Fläche ist, auf der Holz erzeugt wird. Vom Wald gehen viele Wohlfahrtswirkungen aus, die für die Volkswirtschaft und die Bevölkerung wichtig sind. Nicht zuletzt trägt der Wald maßgeblich zum Erhalt der biologischen Vielfalt in Deutschland bei.
Die Fachgruppe schätzt die Konzepte einiger Bundesländer, im bewirtschafteten Staatswald Habitatbäume zu erhalten und Schutzzonen einzurichten. Wichtig sei, diese Schutzbemühungen auf den Privatwald auszudehnen. Dabei sollte der Nutzungsverzicht finanziell ausgeglichen werden. Die von den etwa 60 Teilnehmern der Tagung einstimmig verabschiedete Resolution können Sie hier herunterladen.
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24.06.2015
Living on the edge: Buch über Zugvögel in der Sahelzone jetzt kostenlos verfügbar
© KNNV Publishing
Viele Vogelarten, die von Sibirien bis Südeuropa brüten, verbindet ihr gemeinsames Winterquartier in der Sahel-Zone. Das Buch „
Living on the Edge“ stellt die überragende Bedeutung dieses afrikanischen Winterquartiers für paläarktische Zugvögel heraus. Die niederländischen Autoren beschreiben in einzigartiger Weise die Herausforderungen und Gefahren, die die Vögel dort zu bewältigen haben. Die Geographie, Wetterverhältnisse, Landnutzung und Umweltbedingungen der Sahelzone werden in Bezug auf ihre Einflüsse auf überwinternde Zugvogelarten behandelt. Untermalt durch zahlreiche Fotos, Zeichnungen, Grafiken und Karten wird ein umfassender Einblick in die von den Vögeln genutzten Gebiete vermittelt. Dabei wird auch darauf eingegangen, inwiefern Veränderungen der Verhältnisse in der Sahelzone Einfluss auf die Populationsschwankungen europäischer Vogelarten haben.
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Allen, die daran interessiert sind, welche Lebensräume jenseits der Sahara von unseren Zugvögeln während der Wintermonate genutzt werden und wie sich die dortigen Bedingungen auf die heimischen Populationen auswirken, sei dieses mehr als 500 Seiten starke Buch wärmstens empfohlen. Nicht umsonst wurde das Buch in Großbritannien mit dem Bird Book Award 2010 ausgezeichnet.
Das Buch kann nun kostenlos als PDF heruntergeladen werden unter http://www.altwym.nl/nl.php/docs/publicaties/ und ist in gedruckter Form weiterhin z.B. bei Media Natur zu bestellen.
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24.06.2015
Satellitentelemetrie offenbart Zugwege britischer Turteltauben
Turteltaube „Titan“ mit dem speziell entwickelten Satellitensender.
© RSPB
Zum ersten Mal überhaupt konnte nun der Zugweg einer in Großbritannien brütenden Turteltaube vollständig verfolgt werden. Im Juli 2014 war im Rahmen eines Forschungsprojekts der
Royal Society for the Protection of Birds eine in der Grafschaft Suffolk an der Ostküste Englands brütende Turteltaube mit einem winzigen Satellitensender versehen worden. Der etwa 5600 Kilometer lange Zugweg der Turteltaube „Titan“ zwischen England und Mali konnte dadurch sowohl auf dem Wegzug als auch bei der Rückkehr ins Brutgebiet in Echtzeit verfolgt werden.
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In Großbritannien ist die Turteltaube die Brutvogelart mit den stärksten Rückgängen. Seit den 1970er Jahren sind die Bestände um rund 96 % zusammengebrochen. Die Entwicklung ist dabei so dramatisch, dass die Population sich alle sechs Jahre halbiert — was dazu führen könnte, dass die Turteltaube ohne entsprechende umfangreiche Schutzmaßnahmen in den nächsten Jahrzehnten als Brutvogel verschwindet. Die neuen Erkenntnisse zum Zugverhalten sollen helfen, die Art in Großbritannien vor dem Aussterben zu bewahren.
Turteltauben ziehen vorwiegend nachts. Titan passierte auf seiner Reise beeindruckende Landschaften wie das Atlasgebirge, die Sahara und den Golf von Cadiz. Es konnte ermittelt werden, dass die Taube dabei 500-700 km pro Nacht, bei einer Geschwindigkeit von bis zu 60 km/h zurücklegte. Bisherige Erkenntnisse zu den Überwinterungsgebieten von Turteltauben lagen vorwiegend durch Ringfunde vor, die jedoch längst nicht so umfangreiche Ergebnisse lieferten. Neben den Überwinterungsgebieten lieferte der Satellitensender von Titan auch die zwischen Brut- und Überwinterungsgebiet zurückgelegte Route sowie die Rastplätze der Taube und wie lange sie sich an den unterschiedlichen Orten aufhielt. Der Wegzug bis nach Afrika, wo der Vogel für sechs Monate in Mali überwinterte, dauerte insgesamt rund einen Monat. Auf dem Frühjahrszug benötigte Titan hingegen gerade einmal zwei Wochen, um entlang der Atlantikküste durch Frankreich und von Dunkerque, der nördlichsten Stadt Frankreichs, über den Ärmelkanal bis nach Suffolk zu gelangen, wo die Taube im selben Gebiet landete, in dem sie im Sommer 2014 besendert worden war.
Die Wissenschaftler der RSPB und ihrer Partner von BirdLife International hoffen durch die Studie die entscheidenden Lebensräume und Nahrungsgründe entlang des Zugweges und dadurch die Gründe für den dramatischen Rückgang der Turteltaube ermitteln zu können. Nur auf diese Weise ließen sich lokale wie auch internationale Schutzmaßnahmen ergreifen, um den Bestand der Turteltaube langfristig zu erhalten. So wollen die Forscher im kommenden Winter Rastgebiete von Titan im Senegal aufsuchen, um dort nach möglichen Beeinträchtigungen für die Vögel zu suchen. Verschiedene Faktoren, wie der Mangel an zuverlässigen Wasserquellen, knappe Nahrungsressourcen oder begrenzte geeignete Rasthabitate, könnten sich negativ auf die dort rastenden und überwinternden Vögel auswirken und sollen untersucht werden.
Zusammen mit weiteren Partnern sollen im Rahmen der „Operation Turteltaube“ aber nicht nur die Bedingungen in den afrikanischen Winterquartieren erforscht werden. Gemeinsam sollen auch in den Brutgebieten die entscheidenden Gründe für den Rückgang ermittelt und hilfreiche Schutzmaßnahmen entwickelt werden. In einem weiteren Schritt sollen schließlich bedeutende Lebensräume für die Turteltauben erhalten und wiederhergestellt werden.
Quelle: Pressemitteilung der RSPB vom 24.6.2015
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24.06.2015
Afrikanisch-Eurasisches Wasservogel-Abkommen feiert 20-jähriges Jubiläum
Das AEWA-Abkommen feiert in diesem Jahr 20-jähriges Bestehen.
© AEWA
Das
Afrikanisch-Eurasische Wasservogel-Abkommen (AEWA) feiert in diesem Jahr sein 20-jähriges Bestehen. Ziel von AEWA ist es, wandernde Wasservögel sowie ihre Lebensräume grenzüberschreitend zu schützen. Das Gebiet des Abkommens umfasst die westlichen Teile Asiens, ganz Europa und Afrika sowie einige arktische Inseln Nordost-Kanadas. Von den insgesamt 120 Anrainerstaaten sind dem Abkommen bislang 74 Staaten einschließlich der Europäischen Union beigetreten. Das Afrikanisch-Eurasische Wasservogelabkommen ist damit zugeschnitten auf die wesentlichen Zugwege von insgesamt 255 wandernden Wasservogelarten, die sich vom westlichen eurasischen Kontinent über das Mittelmeer und die arabische Halbinsel bis nach Südafrika erstrecken, was ca. 40% der gesamten Erdoberfläche entspricht.
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Zugvögel legen zwischen ihren Brutplätzen und Winterquartieren große Strecken über Länder und Kontinente hinweg zurück. Eine wachsende Weltbevölkerung, Verstädterung, Umweltverschmutzung, illegale Jagd, Hindernisse wie Stromleitungen und nicht nachhaltige Nutzung bedrohen die Arten und bewirken den Verlust der natürlichen Habitate. Der Klimawandel beeinträchtigt darüber hinaus zunehmend die Zugwege, die Zeiten des Vogelzugs und die Lebensräume.
Wenn die Partner des Abkommens im November 2015 zu ihrem sechsten Treffen in Bonn zusammenkommen (AEWA MOP6), können sie auf 20 Jahre beeindruckender Leistungen und Fortschritte zurückblicken. AEWA hat sich als ein wirksames Instrument entwickelt, um wandernde Wasservogelarten und ihre Lebensräume in einer günstigen Erhaltungssituation zu erhalten oder wieder in eine solche zu bringen und ist heute das größte rechtlich bindende Abkommen unter dem Dach des Bonner Übereinkommens zur Erhaltung der wandernden Tierarten (CMS).
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18.06.2015
EuroBirdPortal durch weitere Zugvogelarten ergänzt
Seit dem Start des EuroBirdPortals wurden die Daten drei weiterer Arten ergänzt. Viele weitere sollen im Laufe des Jahres folgen!
© R. Martin, F. Sudendey
Das gemeinsame Projekt
EuroBirdPortal der Online-Portale aus über 20 Ländern Europas und unter Beteiligung von
ornitho.de für Deutschland wurde mittlerweile weiter ausgebaut. Zusätzlich zu den seit dem Start am 5. Juni im Rahmen der Green Week der Europäischen Kommission unter
www.eurobirdportal.org/ger/ präsentierten 15 Vogelarten, können mittlerweile auch die Daten von Mehlschwalbe und Steinschmätzer abgefragt werden. Gestern folgte mit dem Trauerschnäpper eine weitere Zugvogelart, die auch hinsichtlich sich verändernder Ankunftszeiten immer wieder im Fokus steht und als eines der ersten „Opfer“ des Klimawandels bezeichnet wird. Sehen Sie sich die Verbreitung des Trauerschnäppers sowie weiterer Vögel Europas in Raum und Zeit an!
In der nächsten Woche wird mit dem Schilfrohrsänger die nächste Art folgen, deren Beobachtungen der Jahre 2010 bis 2013 europaweit auf Basis eines 10x10 km-Rasters verfügbar werden. Es lohnt sich also regelmäßig beim EuroBirdPortal vorbeizuschauen. Bis zum Jahresende werden rund 50 Arten und dann auch die Daten bis 2014 abrufbar sein. Wir halten Sie an dieser Stelle auf dem Laufenden!
Patric Lorgé, Christopher König und Johannes Wahl
für das Team von ornitho.de und ornitho.lu [mehr]
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18.06.2015
Katastrophale Bestandseinbrüche auch bei den Geiern Afrikas
Bei den Geiern Afrikas, wie dem Sperbergeier, kam es in den letzten Jahren zu Rückgängen um bis zu 97 %.
© Johan Stenlund
Eine jüngst im Journal
Conservation Letters veröffentlichte Studie offenbart, dass die Bestände von acht in Afrika weit verbreiteten Geierarten vor allem aufgrund von Vergiftungen innerhalb der letzten 30 Jahre um bis zu 97 % zurückgegangen sind. Zum ersten Mal wurden im Rahmen der von einem Team internationaler Wissenschaftler unter Leitung des
Hawk Conservancy Trust, der Universität St. Andrews und der Universität York durchgeführten Studie kontinentweite Bestandstrends für Afrikas Geier ermittelt. Diese zeigen, dass der Schutz zahlreicher Nationalparke und Reservate offenbar für die Geier wenig wirkungsvoll ist.
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Aasfresser wie Geier sind für ein intaktes Ökosystem unverzichtbar. Ohne Geier werden Kadaver vor allem durch Säugetiere wie Wildhunde und Schakale gefressen, was zu einem höheren Risiko der Übertragung ansteckender Krankheiten führt, die selbst für den Menschen gefährlich werden können. Geier sind langlebige Vögel, die erst nach mehreren Jahren geschlechtsreif werden und in der Regel nur alle 1-2 Jahre einen einzelnen Jungvogel großziehen. Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen, dass innerhalb der letzten drei Generationen die afrikanischen Bestände der untersuchten Geierarten zwischen 70 und 97 % zurückgegangen sind (Bartgeier 70 %; Schmutzgeier 92 %; Weißrückengeier 90 %, Sperbergeier 97 %, Kapgeier 92 %; Kappengeier 83 %; Ohrengeier 80 %; Wollkopfgeier 96 %).
Elf der weltweit 23 Geierarten kommen in Afrika vor, vier davon werden nach den Kriterien der IUCN als stark bedroht oder sogar vom Aussterben bedroht eingestuft, weitere drei sind gefährdet.
Kontinentweite Rückgänge von Geierbeständen sind bereits aus Asien bekannt. Zwischen den Bedrohungen der asiatischen und afrikanischen Geier gibt es jedoch große Unterschiede. Während die Bestandseinbrüche der asiatischen Arten vor allem auf die Folgen des in der Tiermedizin eingesetzten und für die Vögel tödlichen Medikaments Diclofenac zurückzuführen sind, sind die Geier in Afrika unterschiedlichen Bedrohungen ausgesetzt. Diese umfassen unbeabsichtigte und vorsätzliche Vergiftung, den illegalen Handel mit Körperteilen der Geier für die traditionelle Medizin, die Bejagung zur Fleischgewinnung, den Tod durch Kollision mit Stromleitungen und Windkraftanlagen sowie Lebensraumzerstörung und eine damit verbundene Verschlechterung der Nahrungssituation. Die größte Bedrohung stellen dabei offenbar Vergiftungen dar, die als Todesursache für 61 % der untersuchten Geier ermittelt wurden. Afrikanische Geier sind oft unbeabsichtigte Opfer vergifteter Fleischköder, die zum Schutz der Nutztiere vor Raubtieren ausgelegt werden. Darüber hinaus werden die Geier jedoch auch gezielt von Wilderern vergiftet, die befürchten, dass die am Himmel kreisenden Geier Wildhütern ihre illegalen Machenschaften verraten könnten. Weitere 29 % der Todesursachen fielen auf die traditionelle Medizin zurück.
Eine umgehende Regulierung des Imports und Verkaufs von chemischen Substanzen durch die afrikanischen Regierungen sowie Veränderungen kultureller Praktiken sind erforderlich, um die Geier als wesentlichen Bestandteil der Natur- und Kulturlandschaften Afrikas zu erhalten. Ohne entsprechende Veränderungen wird das Verschwinden der Geier zu kaum vorhersehbaren
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18.06.2015
Nationales Naturerbe: Neue Wildnis für Deutschland
Übersichtskarte der neuen Flächen des Nationalen Naturerbes.
© BMUB
62 Gebiete in ganz Deutschland mit einer Gesamtfläche von 31.000 Hektar werden an die Natur zurückgegeben. Das beschloss der Haushaltsausschuss des Bundestages gestern. Bei den Liegenschaften handelt es sich um ehemalige Militärflächen, die dem Bund gehören. Sie sollen nicht privatisiert, sondern allein dem Naturschutz gewidmet werden.
Mit 31.000 Hektar entsprechen die 62 Gebiete zusammen etwa der Größe von drei Nationalparken. Insgesamt sind damit 156.000 Hektar Bundesflächen dauerhaft für den Naturschutz gesichert. Nach den zwei Naturerbe-Tranchen in den vergangenen beiden Legislaturperioden, die sich vor allem auf Gebiete im Osten des Landes konzentriert hatten, enthält die nun vorliegende dritte Tranche erstmals Flächen im ganzen Land.
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Für die Flächen gelten höchste Naturschutz-Anforderungen. Moore und Auen werden generell naturnah entwickelt. Heidelandschaften sollen erhalten werden, weil sie Lebensraum für seltene Pflanzen und eine große Zahl bedrohter Tierarten sind. Wälder, die einen großen Teil der Flächen ausmachen, werden grundsätzlich der natürlichen Entwicklung überlassen, also zu Wildnis. Damit leistet der Bund einen wichtigen Beitrag zu dem Ziel, 5 Prozent der Wälder in Deutschland der Natur zu überlassen.
Übernommen werden sollen die Flächen von unterschiedlichen Naturschutzträgern: den Ländern, der Deutschen Bundesstiftung Umwelt und Naturschutzorganisationen. Auch der Bund selbst verstärkt sein Engagement bei der Pflege und Entwicklung des Nationalen Naturerbes. Um voraussichtlich rund 18.000 Hektar wird sich der Bund künftig selbst kümmern. Die Zuteilung der Flächen zu den neuen Trägerorganisationen wird der Haushaltsausschuss noch beschließen.
Viele der neuen Naturerbe-Flächen liegen in der Nähe von Städten und bieten den Menschen vor Ort damit Gelegenheit für Naturerleben und Erholung. Soweit dies auf ehemaligen Militärflächen möglich ist, wollen die Naturschutzträger die Flächen für Besucher öffnen und zugleich sensible Naturbereiche vor Störungen bewahren.
Ein Informationspapier zum Nationalen Naturerbe, Kartenmaterial sowie eine Übersicht über alle 62 Flächen und ihre Charakteristika finden Sie hier: www.bmub.bund.de/naturerbe
Quelle: Gemeinsame Pressemitteilung von BMUB und BfN vom 18.6.2015
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17.06.2015
Fachtagung „Wendehals 2015 — Struktur und Biodiversität von Streuobstobstwiesen“
Die Ökologie, Forschung und der Schutz von Wendehals und Grauspecht bilden die Themenschwerpunkte der Fachtagung in Hohenheim
© Oliver Richter
Die drastischen Bestandsrückgänge in Deutschland lebender Brutvogelarten geben Anlass zur Besorgnis. Seit den 1970er Jahren gehen die Bestandszahlen von Wendehals (
Jynx torquilla) und Grauspecht (
Picus canus) immer weiter zurück, sodass beispielsweise der Wendehals in der aktuellen Roten Liste Deutschlands sowie Baden-Württembergs als stark gefährdet eingestuft wird. Beide Spechtarten ernähren sich vorwiegend von Ameisen und Streuobstwiesen zählen zu ihren bedeutendsten Nahrungs- und Bruthabitaten. Innerhalb eines durch die Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg geförderten Forschungsprojekts wird aktuell an der Universität Hohenheim zur Lebensweise und den Habitatpräferenzen von Wendehals und Grauspecht in Streuobstwiesen geforscht. Auf Basis der hierbei erlangten Erkenntnisse sollen nachhaltige und zielorientierte Empfehlungen zum Schutz dieser Vogelarten in anthropogen geprägten Lebensraumtypen erarbeitet werden.
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Im Rahmen einer wissenschaftlichen Fachtagung am 16. und 17. Juli 2015 an der Universität Hohenheim sollen zu Beiträgen eingeladener Fachexperten die Ergebnisse des beschriebenen Forschungsprojektes vorgestellt werden. So werden nicht nur Zusammenhänge zwischen Vegetationsstrukturen, dem Vorkommen von Ameisen sowie den Zielarten in Streuobstwiesen Baden-Württembergs präsentiert, sondern durch ergänzende Vorträge ein Überblick über den aktuellen Stand der Wendehals-Forschung, der Ökologie oder dem angewandten Vogelschutz gegeben.
Die Tagung richtet sich an einen breiten Personenkreis aus den Fachgebieten Ornithologie, Ökologie, Naturschutz und Raumplanung, an Universitäten, staatlichen und privaten Forschungsinstitutionen, sowie aus Fachbehörden, Verbänden und weiteren Interessengruppen.
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17.06.2015
Abstandsempfehlungen der Vogelschutzwarten — Neue Leitplanken im Konflikt zwischen Windkraft und Vogelschutz
Neu auf der Liste der Vogelschutzwarten: Um Vorkommen von Wespenbussarden soll nach den neuen Expertenempfehlungen ein 1000-Meter-Radius frei von Windrädern gehalten werden.
© Julius Kramer
Im Dauerkonflikt zwischen dem Ausbau der Windenergie und einem Mindestmaß an Vogelschutz gibt es nach langem Ringen nun wieder eine wissenschaftlich abgesicherte Entscheidungs-Grundlage. Bei ihrer Sitzung am 22. Mai billigten die Staatssekretäre der Landes-Umweltministerien und daraufhin auch die Umweltministerkonferenz die Neufassung des so genannten Helgoländer Papiers. Um die Aktualisierung der „Abstandsempfehlungen für Windenergieanlagen zu bedeutsamen Vogellebensräumen sowie Brutplätzen ausgewählter Vogelarten“ aus dem Jahr 2007 hatte es ein zähes Ringen mit harten Bandagen gegeben. In der Juli-Ausgabe der Zeitschrift DER FALKE wird das Papier vorgestellt. Ein PDF des Artikels können Sie bereits vorab
kostenlos herunterladen.
10.06.2015
Illegale Jagd in China: Wissenschaftler dokumentieren dramatischen Rückgang der Weidenammer-Bestände
Illegal gefangene Weidenammern in China im November 2012
© Huang Qiusheng
Mit ihrer kanariengelben Färbung gehört die etwa sperlingsgroße Weidenammer zu den auffälligeren Vertretern der Singvögel. Sie galt bis vor einigen Jahren als einer der häufigsten Vögel Nordeuropas und Asiens. Ornithologen verzeichnen seither jedoch in vielen Regionen einbrechende Bestände. Seit etwa eineinhalb Jahren wird die Weidenammer als „stark gefährdet“ in der internationale Rote Liste gefährdeter Arten geführt. Wie dramatisch der Rückgang ist, zeigt jetzt erstmals in Gänze eine umfassende neue Studie, an der Wissenschaftler aus Deutschland, England, Russland, Finnland und Japan beteiligt waren. Die Forscher dokumentieren den globalen Zusammenbruch der Population. Die Hauptursache sehen sie in der massiven illegalen Vogeljagd in China.
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„Beispielloser Rückgang“
Die Brutgebiete der Weidenammer erstreckten sich auf fast 16 Millionen Quadratkilometern von Finnland im Westen bis zur russischen Pazifikküste und Japan im Osten. Zur Überwinterung ziehen die Vögel über China nach Südostasien. Noch in den 1980er Jahren schätzten Ornithologen den Weltbestand auf Hunderte Millionen Tiere. Zwischen 1980 und 2013 gingen die Bestandszahlen jedoch um rund 90 Prozent zurück, wie die neue Studie zeigt. Das Verbreitungsgebiet ist im Westen um etwa 5000 Kilometer geschrumpft — im europäischen Teil Russlands ist die Weidenammer inzwischen so gut wie ausgestorben. „Ein so schneller und starker Rückgang einer über ein solch riesiges Gebiet verbreiteten Art ist sehr selten“, betont Dr. Johannes Kamp, Erstautor der Studie und Landschaftsökologe an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU). Die Wissenschaftler vergleichen den Zusammenbruch mit der Ausrottung der Wandertaube in Nordamerika im 19. Jahrhundert. Damals fielen Milliarden dieser Vögel einer ungezügelten Bejagung durch den Menschen zum Opfer — bis zum Aussterben der Art.
Massive illegale Jagd in China
„Wir kratzen mit unserer Studie gerade an der Oberfläche eines Problems, das ein noch größeres Thema werden wird — auch andere Singvogelarten sind betroffen&lduo;, sagt Johannes Kamp. So sei die Jagd auf geschützte Singvögel in China zwar seit 1997 verboten. Dadurch, dass der Verzehr dieser Tiere jedoch als Delikatesse gelte und mit steigendem Wohlstand die Nachfrage steige, würden immer mehr Tiere illegal auf ihrer Zugroute gefangen. „Obwohl die chinesische Regierung versucht, die Wilderei und den illegalen Verkauf einzudämmen, sind die Vögel dort ohne Probleme auf dem Schwarzmarkt erhältlich“, sagt der japanische Ornithologe Simba Chan, Mitautor der Studie und „Senior Conservation Officer“ der internationalen Vogelschutzorganisation „BirdLife International“ (Sektion Asien). Chinesische Ordnungshüter beschlagnahmten bei einer einzigen konzertierten Aktion im November 2011 in zwei Städten der Provinz Anhui im Südosten Chinas zwei Millionen gefangene Singvögel, darunter 20.000 Weidenammern. Zwar gibt es keine genauen Zahlen, aber auf der Basis von Populationsmodellierungen halten die Wissenschaftler mehrere Millionen gefangene Weidenammern pro Jahr in Südostasien für realistisch.
Langzeitbeobachtungen in Finnland und Russland
„Wir können zwar nicht ausschließen, dass neben der illegalen Vogeljagd auch andere Faktoren zu dem dramatischen Rückgang der Weidenammer-Bestände beitragen“, räumt Johannes Kamp ein. „Ein Verlust an Lebensraum allein kann dieses Ausmaß jedoch nicht erklären.“ Auch gäbe es keine Hinweise darauf, dass beispielsweise Krankheiten oder Pestizide eine Rolle spielten. Für ihre Untersuchung griffen die Wissenschaftler unter anderem auf Daten aus Langzeitbeobachtungen verschiedener Brutgebiete in Finnland und Russland — speziell auch aus Sibirien — zurück. Sie führten Computer-Simulationen der Bestandsentwicklung durch und stellten dabei einen Zusammenhang mit den aus China bekannten Fängen her.
Parallele zur illegalen Jagd am Mittelmeer
„Eine massive illegale Bejagung auf ihrer Zugroute durch Ägypten ist für unsere heimischen Vögel eine große Gefahr — das ist gut dokumentiert“, unterstreicht Johannes Kamp. „Über die Problematik in Asien ist allerdings viel weniger bekannt. Dabei sind die Größenordnungen ähnlich wie am Mittelmeer oder sogar noch dramatischer.“ Simba Chan ergänzt: „Wir benötigen weitere gute und systematische Untersuchungen der Zugvogelbestände in Asien. Mit internationaler Unterstützung könnten es uns vielleicht gelingen, die rückläufige Bestandsentwicklung der Weidenammer und vieler anderer Vogelarten wieder umzukehren.“
Quelle: Pressemitteilung der Universität Münster vom 9.6.2015.
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09.06.2015
HanseBird — Das Vogelfestival des Nordens vom 20.-21.6. in Hamburg
Die HanseBird lockt Ende Juni Vogelfreunde nach Hamburg
© NABU Hamburg
Die vom NABU Hamburg veranstaltete HanseBird lädt vom 20.-21. Juni 2015 Vogelfreunde, Naturbeobachter und Fotografen herzlich nach Hamburg ein! Im stimmungsvollen Ambiente der Wasserkunst Elbinsel Kaltehofe dreht sich an diesem Wochenende alles um die Welt der Vögel, deren Beobachtung und Schutz.
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Vor Ort können Ferngläser, Spektive, Kameras und Objektive unter Live-Bedingungen ausprobiert und verglichen werden. Ausflugszentren und Reiseanbieter stellen Vogelparadiese vor, daneben gibt es Outdoor-Ausrüstung, Naturschutzprodukte, Fachliteratur und Kunst. Tierstimmenimitator Dr. Uwe Westphal wird sein Können zum Besten geben. Darüber hinaus laden vogelkundliche Führungen und Fotoworkshops zum Staunen und Mitmachen ein. Kleine Vogelfreunde können am Fuchs-Mobil und im Wasserlabor forschen, auf Schnitzeljagd gehen oder sich schminken lassen. Auf alle Besucher warten beim Gewinnspiel Ferngläser und weitere tolle Preise.
Im Vortragsprogramm der HanseBird geben NABU-Vizepräsident Helmut Opitz, Dr. Jochen Dierschke, Bernd Koop, Klaus Günther, Dr. Jörg Kretzschmar und weitere hochkarätige Referenten Einblicke in unterschiedlichste Facetten der Vogelwelt. Christopher König stellt am Samstagnachmittag ornitho.de vor und zeigt, welche faszinierenden Auswertungsmöglichkeiten sich aus den Meldungen tausender Vogelfreunde ergeben. Zudem werden am DDA-Stand eigene Publikationen wie der neue Atlas Deutscher Brutvogelarten (ADEBAR) angeboten.
Ort: Hamburg, Wasserkunst Elbinsel Kaltehofe, Kaltehofe-Hauptdeich 6-7.
Datum: 20./21.6.2015 jeweils 10-18 Uhr
Eintritt: 5,50 € / ermäßigt & NABU-Mitglieder: 3,80 € / Kinder bis 12 Jahre frei.
Alle Veranstaltungen plus Eintritt zum Museum Wasserkunst sind im Preis enthalten.
Kostenloser Busshuttle für Besucher ab S-Bhf-Tiefstack (stündlich ab 9.45 Uhr).
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05.06.2015
EuroBirdPortal gestartet: Faszinierende Einblicke in die Verbreitung der Vögel Europas in Raum und Zeit
Logo des EuroBirdPortal
© EuroBirdPortal
Die Einführung von
ornitho.de haben die Sammlung und Visualisierung von Vogelbeobachtungen hierzulande grundlegend verändert und in ein neues Zeitalter geführt: Die Onlineportale geben einen tagesaktuellen Einblick in das vogelkundliche Geschehen überregional ebenso wie vor Ort, Zugphänomene lassen sich auf faszinierende Weise nachvollziehen und einfache Vergleiche zwischen einzelnen Jahren hinsichtlich des jahreszeitlichen und räumlichen Auftretens sind mit wenige Mausklicks erstellt. Das sind Möglichkeiten, von denen Vogelbeobachter und Wissenschaftler über Jahrzehnte geträumt haben.
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Erste gemeinsame Auswertungen der ornitho-Portale in Europa, wie z.B. zum Kranichzug oder zum jüngsten Einflug von Rotfußfalken, zeigten, welche beeindruckenden Möglichkeiten sich bieten, wenn über Ländergrenzen hinweg die Daten zusammengeführt werden. Mit dem Start des EuroBirdPortals, das heute im Rahmen der Green Week 2015 der Europäischen Kommission der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, folgt nun nach dreijähriger, intensiver Vorarbeit gemeinsam mit unseren Partnern in Europa der Schritt, von dem Sie ebenso wie wir seit langem geträumt haben: Die Vogelbeobachtungen von Online-Portalen aus über 20 Ländern in Europa werden zusammengeführt und so beispielsweise die Rückkehr der Zugvögel von Sizilien bis zum Nordkap und von Portugal bis Polen sichtbar. Das Projekt, zu dem mehr als 100.000 Vogelbeobachter in Europa jährlich rund 30 Millionen Beobachtungen beitragen, führt die Visualisierung insbesondere der Wanderungen von Vogelarten in ein neues Zeitalter. „Das EuroBirdPortal wird das Wissen über die Verteilung der Vögel in Raum und Zeit in ganz Europa verbessern und stellt eine wichtige Ergänzung zum Vogelmonitoring dar.“, kommentierte der Gabriel Gargallo vom Katalanischen Ornithologischen Institut (ICO) und Projektkoordinator des EuroBirdPortals, den Start des gemeinsamen Portals. Derzeit sind 29 Organisationen Partner des EuroBirdPortals, das unter dem Dach des European Bird Census Council (EBCC) angesiedelt ist. Deutschland wird durch den DDA und ornitho.de vertreten.
Das EuroBirdPortal ist unter www.eurobirdportal.org/ger/ ab sofort erreichbar. Mit dem Start werden für 15 ausgewählte Vogelarten auf Basis eines 10x10 km-Rasters die Daten für die Jahre 2010 bis 2013 präsentiert. Im Viewer werden jeweils zwei animierte Verbreitungskarten dargestellt. So können jeweils zwei Jahre oder zwei Vogelarten miteinander oder eine Art mit der Temperaturverteilung in der jeweiligen Woche verglichen werden. Die Daten werden wochenweise dargestellt, um den Effekt von Wochenenden - an denen deutlich mehr Beobachtungen gemeldet werden als an den übrigen Tagen - auszuschließen. Als wichtige Grundlage dieser Auswertungen dienen die aus ornitho bekannten Beobachtungslisten, über die sich Daten zur Präsenz/Absenz der Vogelarten ermitteln lassen.
Herzlichen Dank!
Vorangetrieben wurde das Gemeinschaftsprojekt vom Katalanischen Ornithologischen Institut (ICO), unterstützt durch die Schweizerische Vogelwarte Sempach, natur&ëmwelt aus Luxemburg sowie vielen weiteren Organisationen und viel ehrenamtlichem Engagement. Zum Leben erweckt wird das EuroBirdPortal wurde jedoch erst durch Sie, liebe Melderinnen und Melder ermöglicht, die für Luxemburg und Deutschland einen beeindruckenden Datenschatz zusammengetragen haben. Ganz besonders danken möchten wir den über 300 Regionalkoordinatoren, die durch ihr großes ehrenamtliches Engagement die Daten geprüft haben!
Wöchentlich werden weitere Arten ergänzt, bis zum Jahresende werden dann rund 50 Arten und dann auch die Daten bis 2014 abrufbar sein. Wir werden Sie über Neuigkeiten zum EuroBirdPortal an dieser Stelle auf dem Laufenden halten. Wir wünschen Ihnen viel Spaß und zahlreiche neue Erkenntnisse mit dem EuroBirdPortal und hoffen, dass Sie dies dazu ermuntert, weitere Beobachtungen bei ornitho.de zu melden und noch häufiger Gebrauch von der Beobachtungslisten-Funktion zu machen!
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03.06.2015
Neue Rote Liste der Vögel Europas veröffentlicht: Etwa jede fünfte Vogelart in der EU ist gefährdet!
Der Papageitaucher gilt europaweit als "stark gefährdet".
© BirdLife International
Nach dreijähriger Arbeit hat eine Arbeitsgemeinschaft unter Federführung von
BirdLife International die neue, durch die EU-Kommission finanzierte Rote Liste der Vögel Europas veröffentlicht. Vorgenommen wurde die Einstufung einerseits auf Ebene der damals 27 EU-Mitgliedsstaaten (Kroatien ist erst 2013 beigetreten) als auch für den gesamten europäischen Kontinent (von Grönland bis in die Türkei und inkl. des europäischen Teils von Russland). Die Einstufung erfolgte nach den Kriterien der Weltnaturschutzunion IUCN. Auf EU27-Ebene sind von den 541 Vogelarten 18 % gefährdet. Elf Arten gelten als "vom Aussterben bedroht", darunter Zwerggans, Schelladler und Schwarzflügel-Brachschwalbe. 16 Arten sind als "stark gefährdet" eingestuft, darunter auch in Deutschland brütende Arten wie Eiderente, Uferschnepfe, Kampfläufer, Steinwälzer und Dreizehenmöwe. Weitere sechs Prozent der Arten gelten in der EU27 als "Near Threatened"; diese Kategorie entspricht der deutschen Vorwarnliste.
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Von den insgesamt in Europa brütenden 533 Arten sind 67 Arten (= 13 %) gefährdet. Zehn dieser Arten, darunter Steppenkiebitz, Weidenammer und Balearensturmtaucher, gelten als "vom Aussterben bedroht", weitere 18 Arten als stark gefährdet (Zwerggans, Zwergschwan und Eissturmvogel). Die Kategorie "gefährdet" umfasst insgesamt 39 Arten, darunter auch einst häufige Arten wie Kiebitz, Großer Brachvogel und Turteltaube. Seit der Veröffentlichung der letzten Liste im Jahr 2004 mussten 29 Vogelarten, die zuvor als ungefährdet galten, in eine Gefährdungskategorie eingestuft werden. Zu diesen Arten gehören unter anderem Tafelente, Austernfischer und Wiesenpieper.
Positive Meldungen gab es zu insgesamt 20 Arten, deren Status innerhalb Europas auf "ungefährdet" herabgestuft werden konnte. Dazu zählen Moorente, Schwarzmilan, Großtrappe und Lachseeschwalbe. Es sei jedoch angemerkt, dass einige dieser Arten weiterhin regional als gefährdet gelten (z.B. in Deutschland).
Die Datengrundlagen für Deutschland stellte der DDA in Zusammenarbiet mit den Landesfachverbänden, dem Bundesamt für Naturschutz sowie der Länderarbeitsgemeinschaft der Vogelschutzwarten bereit. Allen Beteiligten auf koordinativer Ebene ebenso wie den vielen Tausend Ehrenamtlichen, die in Deutschland an der Datenerhebung beteiligt waren, gilt unser herzlicher Dank!
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03.06.2015
BirdLife International stellt Halbzeitbilanz zu EU-Naturschutz-Zielen vor: Ein wenig Licht, viel Schatten
Im Zuge der Intensivierung der Landwirtschaft sind die Bestände der Feldlerche seit den 1960er Jahren erheblich zurückgegangen
© Rosl Rößner
Kurz vor der europäischen Naturschutzkonferenz
Green Week, die heute am 3. Juni in Brüssel beginnt, hat
BirdLife International eine Halbzeitbilanz der EU-Biodiversitätspolitik vorgestellt. Bis 2020 will die Europäische Union den Verlust der biologischen Vielfalt stoppen und geschädigte Ökosysteme wiederherstellen. Das Fazit des Berichts: In einigen Bereichen gibt es erste Fortschritte, das Ziel einer generellen Trendumkehr wird jedoch verfehlt. Viele Tier- und Pflanzenarten sind in der EU weiterhin bedroht.
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Positives für die Natur in Europa ist überall dort zu verzeichnen, wo die beiden wichtigsten Naturschutzrichtlinien, die Vogelschutz- und die Fauna-Floria-Habitat-(FFH-)Richtlinie, erfolgreich umgesetzt werden. Doch vielerorts sind sie bislang unzureichend finanziert und mangelhaft umgesetzt, wie der Bericht festhält. Insbesondere im Bereich der naturverträglichen Landnutzung gibt es dringenden Handlungsbedarf. Über die Hälfte aller Vögel der Agrarlandschaft sind seit 1980 verschwunden, wertvolles Grünland geht in einigen EU-Staaten in alarmierender Geschwindigkeit verloren, darunter in Deutschland, Bulgarien und Slowenien. Alarmierende Beispiele für die daraus resultierenden Bestandsrückgänge bei Vögeln finden sich zahlreiche: So ist das Rebhuhn in den vergangenen 25 Jahren um 94 Prozent eingebrochen und stark gefährdet, der Kiebitz liegt bei einem Minus von 75 Prozent und die Feldlerchenbestände sind deutschlandweit um rund ein Drittel zurückgegangen. Ähnliche Trends zeichnen sich auch auf EU-Ebene ab.
Substanzielle Fortschritte sieht der Bericht bei Ziel 1 (Umsetzung der EU-Naturschutzrichtlinien), Ziel 4 (Fischerei) und Ziel 5 (invasive Arten). Wenig geschehen ist bisher hingegen hinsichtlich Ziel 2 (Wiederherstellung geschädigter Ökosysteme), nur begrenzten Fortschritt gibt es bei Ziel 6 (Beitrag der EU zum weltweiten Erhalt der biologischen Vielfalt). Ziel 3 (naturverträgliche Landnutzung) hingegen wurde bisher völlig verfehlt.
In den Bereichen Fischerei und invasive Arten verfügt die EU inzwischen über eine robuste Gesetzgebung, die kommenden Jahre werden jedoch richtungsweisend für die künftige Entwicklung sein. Dafür müssen insbesondere die Fangquoten und -begrenzungen in Übereinstimmung mit den Visionen der europäischen Fischereipolitik gebracht werden, zudem muss eine ausreichend hohe Zahl von Arten in die EU-weite schwarze Liste der invasiven Arten aufgenommen werden.
Quelle: basierend auf der Mitteilung des NABU vom 3.6.2015, www.nabu.de
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02.06.2015
Vogelgesang wirkt sich positiv auf die Lebensqualität aus
Der Fitis war Teil des Vogelkonzerts, das den jungen Stadtbewohnern vorgespielt wurde.
© Julius Kramer
Eine Studie von schwedischen Wissenschaftlern der Abteilung für Biologie und Umweltwissenschaften der Universität Göteborg sowie des Instituts für Forstwirtschaft an der Universität für Agrarwissenschaften in Uppsala hat gezeigt, dass junge Stadtbewohner Vogelgesang positiv bewerten, insbesondere wenn mehrere Vögel gleichzeitig zu hören sind. Durchschnittlich wurden Bilder von Siedlungsräumen kombiniert mit dem Gesang von mehreren Vögeln höher geschätzt als solche mit weniger Vogelstimmen.
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Verschiedene Studien zeigen, dass Stadtbewohner von der Biodiversität profitieren. Der Einfluss von Tierstimmen auf die Wahrnehmung von Grünflächen ist allerdings kaum bekannt. In der vorliegenden Untersuchung wurden angehende Lehrkräfte und Studenten der Ingenieurwissenschaften befragt und stuften ihre positiven oder negativen Reaktionen beim Hören von Vogelstimmen ein: Haussperling; Fitis; Kombination von Fitis, Buchfink, Blaumeise, Kohlmeise, Rotkehlchen, Amsel und Buntspecht. Die Einstufung erfolgte für drei urbane Wohngebiete mit unterschiedlichem Grünflächenanteil, sodass insgesamt neun Kombinationen von Vogelgesang und Umgebung untersucht wurden.
Vogelstimmen wurden generell positiv wahrgenommen, und Vogelkonzerte von mehr Vogelarten wurden höher bewertet als der Gesang von einzelnen Arten. Im Durchschnitt wurden die urbanen Gebiete in Kombination mit Vogelstimmen mehr geschätzt als die Gebiete alleine, wobei dieser Effekt mit der Anzahl singender Arten zunahm.
Die Autoren folgern, dass Vogelgesang zu positiven Erfahrungswerten der Stadtbewohner beiträgt. Stadtplaner sollten deshalb verschiedene Habitate in Städten fördern, um einer vielfältigen Vogelwelt Lebensraum zu bieten und damit zum Erholungswert von Grünflächen und deren Wahrnehmung durch die Stadtbewohner beizutragen.
Quelle: Informationsdienst Biodiversität Schweiz IBS Nr. 104
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31.05.2015
Sachpreis-Verlosung Birdrace 2015 - herzlichen Glückwunsch?!
Ein Säbelschnäbler ziert in diesem Jahr die Urkunde, die in Kürze an alle Teams verschickt wird. Das Original wurde wie immer verlost. Die/Der Glückliche ist ...
© Jens Hamann
Wir hoffen, dass alle das 12. bundesweite Birdrace am 2. Mai noch in guter Erinnerung haben. Wir auf jeden Fall: Mit 914 Teilnehmerinnen und Teilnehmern und 252 Teams waren so viele dabei wie nie zuvor. Und fast 25.000 Euro an Spenden kamen für
ornitho.de dank über 200 Spendern zusammen. Auch das ist ein neuer Höchstwert. Dafür möchten wir allen Beteiligten nochmals aufs Herzlichste danken! Der einen oder dem anderen mit Hilfe unserer Glücksfee auch im materiellen Sinne, denn fast 90 Preise waren in diesem Jahr in der Lostrommel. Die Chancen, zu den Glücklichen zu zählen, waren somit trotz Rekordbeteiligung wieder einmal sehr hoch - insbesondere dann, wenn das eigene Team Spenden für
ornitho.de einwarb oder ohne Auto unterwegs war. Die folgenden Teilnehmerinnen und Teilnehmer dürfen sich in diesem Jahr freuen:
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Original-Gemälde "Säbelschnäbler" von Jens Hamann
Frank Püchel-Wieling
Zeiss Victory HT 10x42
Hermann Mattes
Lowepro Rucksack
Nils Trottmann
König Photobags Fahrradtaschen
Bernd Koop, Sandra Kube, Paul-August Schult
Glutz von Blotzheim: Handbuch der Vögel Mitteleuropas auf CD-Rom
Rainer Gritzka
Kranich-Patenschaft von Kranichschutz Deutschland
Jochen Dierschke
Jahresabo der Zeitschrift "GEO"
Malte Georg, Monika Huaycochea Cuba, Carl-Henning Loske, Karen Mielke
Bairlein et al.: Atlas des Vogelzugs
Michael Grimminger, Renate Wuttke
Bergmann: Die Federn der Vögel Mitteleuropas
Katharina Klein, Jan Kube, Jörn Wildberger
25-Euro-Buchgutschein Christ Media
Anna-Sarah Cosin, Marion Denecke, Rebecca Fies, Sabine Gettner, Elke Groß, Martin Hoffmann, Steffen Kämpfer, Jutta Pliefke, Georg Rüppel, Thomas Traill
Schwegler Futtersäule
Luca Bertuleit, Holger Besuch, Ellen Coburger, Daniel Doer, Jakob Eckstein, Bjarne Fichtler, Annette Goldscheider, Karola Herrmann, Ursula Keuck, Sonja Köhler, Franz-Josef Lehnen, Peter Meyrahn, Tiemo Rakers, Uwe Schnabel, Astrid Schwabe
Atlas Deutscher Brutvogelarten
Karl Fidelis Gauggel, Maria Mevenkamp, Manfred Sindt
"Die Vogelwelt von Rheinland-Pfalz" (Set der Bände 1 und 2)
Andreas Barkow
20-Euro-Gutschein von Globetrotter
Wolfgang Chunsek, Annegret Süß, Josef Kallmeyer, Helmut Klein, Mona Kuhnigk, Birgitta Michels
Die Vogelwelt des Nationalparks Hainich
Ralf Wendt
Fiedler: Die Vögel Mitteleuropas sicher bestimmen (Set beider Bände)
Lukas Fuhse, Johannes Hofmann, Moritz Otten
Gröbel & Hormann: Geheimnisvoller Schwarzstorch
Ingo Fahne, Daniel Kratzer, Norbert Schmell
Jahresabo der Zeitschrift "Vögel"
Aila Dietrich, Christoph Grüneberg (GÖ), Daniel Haser, Lisa Hummel, Nils Jensen, Julia Metzger, Bernd Michl, Brigitte Schlottbohm, Fabian Schrauth, Franz Thiemann
Völkler: Zweiter Brutvogelatlas des Landes Mecklenburg-Vorpommern
Javier Gonzalez, Eckhard Möller
Jahresabo der Zeitschrift "Ornithologische Mitteilungen"
Benjamin Gnep, Helwig Haag, Ewald Lippok, Stefanie Schumacher, Benjamin Steffen
DVD "Über-Leben Rebhuhn"
David Beckmann, Bärbel Damm, Folke Damminger, Lennart Duerotin, Angelika Fahne, Claudia Guggenberger, Frank Laier, Dieter Marten, Matthias F. Müller, Christoph Schuster
Herzlichen Glückwunsch!
Unabhängig vom glücklichen Glücksfee-Händchen dürfen sich das TEAM BO-BACHTER, Birding for Nature und die BOR-Seeschwalben freuen: Als fleißigste Spendensammler finden sie die Zeitschrift Der Falke von Juni 2015 bis Mai 2016 jeweils zum Monatsanfang im Briefkasten!
Für die volle Lostrommel danken wir ...
... Carl Zeiss Sports Optics, dem AULA-Verlag, Lowepro, König Photobags, Christ Media Natur, Kranichschutz Deutschland, GEO, Schwegler Natur, der Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz Rheinland-Pfalz (GNOR), der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft Mecklenburg-Vorpommern (OAMV), dem dwj-Verlag, Vivara, der Dr. Walther Thiede-Stiftung, www.rebhuhnschutz.de und dem Nationalpark Hainich, die die Preise für die Verlosung zur Verfügung stellten!
Bis zum 13. bundesweiten Birdrace am 7. Mai 2016!
Euer Birdrace-Team des DDA
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29.05.2015
Einfluss des Klimawandels auf Vogelarten nimmt zu — Monitoringbericht der Bundesregierung zum Klimawandel vorgestellt
Der 258-seitige Monitoringbericht ist als PDF frei verfügbar
© UBA
Steigende Temperaturen, feuchtere Winter und häufigere Wetterextreme wirken sich zunehmend auf die deutsche Gesellschaft aus. Betroffen sind unter anderem die Energieversorgung, die Landwirtschaft und die Gesundheitsvorsorge. Das ist das Ergebnis des bislang umfassendsten Berichts der Bundesregierung zur Anpassung an den Klimawandel. Anhand von Daten aus 15 verschiedenen Gesellschaftsbereichen zeigt der Bericht der Interministeriellen Arbeitsgruppe "Anpassungsstrategie der Bundesregierung" auf, welche Veränderungen sich durch den Klimawandel heute schon feststellen lassen und welche Gegenmaßnahmen bereits greifen.
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Die Zahl der so genannten "Heißen Tage" pro Jahr mit Temperaturen über 30 Grad in Deutschland ist seit 1951 von drei auf acht gestiegen. Die über längere Zeiträume andauernden Hitzewellen können sich vielfältig auswirken. So mussten im Sommer 2003 über 30 europäische Kernkraftwerke ihre Stromproduktion drosseln, weil aufgrund der Trockenheit nicht genügend Kühlwasser zur Verfügung stand. Steigende Temperaturen führen auch zu steigenden Gesundheitsrisiken, da die Hitze Menschen stark belasten kann. In bestimmten Regionen Süddeutschlands breiten sich zudem neue wärmeliebende Insekten wie die Tigermücke aus. Sie können schwere Krankheiten wie Malaria oder Dengue-Fieber übertragen. In der Landwirtschaft führen Trockenstress oder Extremereignisse wie Stürme, Starkregen und Hagel zu großen Qualitätsschwankungen und Ertragseinbußen. Mit diesen und weiteren Details zeichnet der erste "Monitoringbericht der Bundesregierung zur Anpassung an den Klimawandel" ein klares Bild von den Folgen des Klimawandels in Deutschland und erläutert den aktuellen Stand geeigneter Anpassungsstrategien.
Der Bericht greift auch den Einfluss des Klimawandels auf Vögel auf, die auf Veränderungen ihrer Umwelt vergleichsweise sensibel reagieren. Die Zusammensetzung von Vogelartengemeinschaften kann sich in Abhängigkeit von Umwelteinflüssen stark verändern. In der Regel sind diese Veränderungen Ergebnis des Zusammenwirkens vieler unterschiedlicher Einflussfaktoren. Wissenschaftliche Untersuchungen belegen jedoch, dass Klimaveränderungen hierbei eine entscheidende Rolle spielen können.
Vögel haben in der Brutzeit artspezifische Temperaturansprüche. Nehmen bedingt durch den Klimawandel die Temperaturen in der Brutzeit im langfristigen Mittel zu, dann finden wärmeliebende Arten bessere Bedingungen vor und werden im Vergleich zu anderen Vogelarten häufiger. Umgekehrt werden kälteliebende Arten im Vergleich zu anderen Vogelarten seltener. In den Jahren 1990 bis 2010 lässt sich eine solche Entwicklung anhand von 88 in Deutschland häufig vorkommenden Brutvogelarten beobachten. Wie der vom Dachverband Deutscher Avifaunisten nach dem Vorbild einer französischen Forschergruppe um Vincent Devictor (Devictor et al. 2008) für Deutschland modifizierte Temperaturindex häufiger Brutvogelarten zeigt, haben sich in diesem Zeitraum die relativen Häufigkeiten der betrachteten Vogelarten zu Gunsten wärmeliebender Arten bzw. zu Ungunsten kälteliebender Arten in statistisch signifikanter Weise verschoben. Diese Befunde lassen sich auch anhand der Verschiebungen von Häufigkeiten und Verbreitungsgebieten einzelner Arten nachvollziehen, wie z.B. anhand der Arealzugewinne des klimasensitiven Bienenfressers. Diese und weitere spannende Veränderungen der Vogelwelt der letzten Jahrzehnte können auch im neu erschienenen Atlas Deutscher Brutvogelarten nachvollzogen werden.
Zur Berechnung des Temperaturindex wird jeder der 88 Arten ein artspezifischer Temperaturanspruchswert zugeordnet, der aus der durchschnittlichen Temperatur (März-August) für den Referenzzeitraum 1961-1990 innerhalb des europäischen Verbreitungsgebiets der Art ermittelt wird. Diese artspezifischen Temperaturanspruchswerte gehen - nach der relativen Häufigkeit der Art im jeweiligen Jahr gewichtet - in die Berechnung des Indexwerts ein. Je stärker der Temperaturindex häufiger Brutvogelarten langfristig zunimmt, desto stärker verschieben sich die relativen Häufigkeiten der Arten untereinander zugunsten wärmeliebender Arten und desto stärker ist der Einfluss eines Temperaturanstiegs auf die betrachtete Gruppe der Vögel. Die gezeigten Indexwerte sind auf ganz Deutschland bezogen, d. h. Aussagen zu einer veränderten Zusammensetzung regionaler Brutvogelgemeinschaften sind hiermit nicht möglich.
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27.05.2015
Chinesische Mauersegler fliegen bis nach Südafrika!
Zugweg eines Mauerseglers aus Peking, basierend auf den vorläufigen Ergebnissen der Geolokatoren-Studie.
© birdingbeijing.com
Eine gemeinsam von Wissenschaftlern aus China, Belgien, Schweden und Großbritannien durchgeführte Studie zeigt, dass am berühmten Sommerpalast in Peking brütende Mauersegler der Unterart
pekinensis mehr als 13.000 km zurücklegen, um ihre südafrikanischen Überwinterungsgebiete zu erreichen, bevor sie dieselbe Strecke — ohne zwischenzeitlich auch nur einmal zu landen — im nächsten Frühjahr noch einmal überwinden. Während ihres gesamten Lebens dürften die kleinen Vögel damit mehr als 180.000 km zurücklegen — was etwa der halben Entfernung zwischen Erde und Mond entspricht.
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Die Mauersegler erreichen Peking im April und starten ab Ende Juli nach der Brutzeit zu ihrer langen Reise nach Afrika. Sie fliegen dabei anfangs in west-nordwestlicher Richtung in die Mongolei, bevor sie das Tienschan-Gebirge auf der Nordseite passieren und dann südlich durch den Iran und Zentral-Arabien das tropische Afrika erreichen. Die rund drei Monate des Winters verbringen die Vögel daraufhin in Namibia und Südafrika, bevor sie ab Februar entlang einer ähnlichen Route wieder in Richtung China aufbrechen und nach dem Passieren von etwa 20 Staatsgrenzen Peking um Mitte April erreichen.
Das Projekt begann im Mai 2014, als insgesamt 31 Mauersegler im Rahmen eines Beringungsprojektes der China Birdwatching Society am Sommerpalast in Peking mit ultra-leichten Geolokatoren ausgestattet wurden. Die von Wissenschaftlern aus Schweden und Großbritannien bereitgestellten Sender ermitteln anhand von Zeitpunkt von Mittag (größte Helligkeit) und Mitternacht die geographische Länge sowie aus der Tageslichtdauer und der Nachtlänge die geographische Breite. Von 13 bislang im Frühjahr 2015 im Brutgebiet wiedergefangenen Vögeln ließen sich die Daten der Sender auslesen und mithilfe spezieller Software analysieren.
Bisher gab es zu den Aufenthaltsorten der Segler außerhalb der Brutzeit lediglich Vermutungen. Dank der jüngsten Erkenntnisse wurde nun zum ersten Mal bekannt, welche Distanzen die Vögel zurücklegen, welche Routen sie fliegen und welche Überwinterungsgebiete genutzt werden. Der Zugweg zwischen China und Afrika ist unter den Vögeln höchst ungewöhnlich und war bislang nur vom Amurfalken bekannt. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die nahezu ihr gesamtes Leben fliegenden Segler selbst in enormer Entfernung liegende Nahrungsgründe entdecken und nutzen können. Sie sollen nun auch zum Verständnis beitragen, wie sich Zugwege von Langstreckenziehern wie den Mauerseglern entwickelt haben und wie die Vögel dadurch die günstigsten lokalen Bedingungen und die beste Nahrungsverfügbarkeit nutzen können.
Wie in vielen weiteren Teilen der Welt, sind die Bestände der Segler in Peking dramatisch zusammengebrochen. Man geht von Rückgängen um 60 % innerhalb der letzten 30 Jahre aus. Mit dem besseren Verständnis der Zugwege der Vögel lassen sich die Gründe dieser Rückgänge nun hoffentlich leichter ermitteln und durch gezielte Schutzmaßnahmen aufhalten. Auch unter den Besuchern des berühmten Sommerpalastes in Peking kann durch die Veranschaulichung dieser beeindruckenden Leistungen das Verständnis für die Natur und die Notwendigkeit ihres Schutzes hoffentlich gesteigert werden. Eine ausführliche Analyse der Daten soll im Laufe des Jahres mit einer wissenschaftlichen Publikation abgeschlossen werden.
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23.05.2015
Starkes Auftreten von Rotfußfalken im Alpenvorland - woher und wohin?
Beobachtungen von Rotfußfalken im Frühjahr 2015. Der grün hinterlegte Raum verfügt über ein ornitho-System (Datenstand: 23.05.2015)
© ornitho-Familie
In den letzten Tagen kam es im südlichen Baden-Württemberg und Bayern zu einem starken Auftreten von Rotfußfalken. Bereits nördlich der Donau traten sie aber (zumindest bislang) nur vereinzelt auf. Auch in der Schweiz sind seit Ende April überdurchschnittlich viele aufgetaucht, nicht so jedoch weiter nördlich und westlich in Europa. Wie lässt sich dieses Auftretensmuster erklären?
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Einen aufschlussreichen Einblick gibt eine Zusammenfassung aller Daten dieses Frühjahrs im "ornitho-Land", die Gaëtan Delaloye, Entwickler des ornitho-Systems (und begeisterter Orni, wie man immer wieder merkt), erstellt hat. Sie zeigt eindrücklich, dass sich das starke Auftreten mindestens von Katalonien über Südfrankreich und entlang des ganzen Alpennordrandes, aber auch südlich der Alpen von der Camargue über Norditalien und das südliche Österreich erstreckt.
Rotfußfalken zeigen einen ausgeprägten Schleifenzug und ziehen — im Vergleich zum Herbst — im Frühjahr deutlich weiter westlich aus Afrika zurück in die osteuropäischen Brutgebiete. In manchen Jahren können sie dabei weit nach Westen verdriftet werden. Meist sind starke Ostwinde der Auslöser für ein überdurchschnittliches Auftreten in unserem Raum, so zuletzt 2008, als auch in den Niederlanden und Norddeutschland um Mitte Mai in der Summe mehrere Hundert Rotfußfalken für Furore sorgten. Auch in diesem Frühjahr wurden sie offenbar besonders weit nach Westen verdriftet und traten in der Folge in deutlich überdurchschnittlichen Anzahlen in Spanien und an der französischen Mittelmeerküste, vereinzelt sogar auf den Kanarischen Inseln auf. Was der Auslöser dafür war, ist derzeit noch unklar, besondere Ostwetterlagen traten in den vergangenen Wochen über Süd- und Mitteleuropa jedenfalls nicht auf, und in unserem Raum herrschten seit Ende April vor allem westliche und nordwestliche Strömungen vor. Das könnte plausibel erklären, weshalb sie nicht weiter nach Norden vordrangen. Die besonders weit nach Westen verdrifteten Vögel scheinen auf dem in Richtung ihrer Brutgebiete in Südosteuropa im Anblick der Alpen deren direkten Überflug gescheut zu haben und sie derzeit nördlich und südlich zu umfliegen. Eine vertiefende Betrachtung nach Abschluss des Einflugs scheint lohnend, um den hier geäußerten ersten Vermutungen nachzugehen.
Wahrlich beeindruckend, wie zeitnah sich durch die Zusammenführung der Daten aus den verschiedenen Onlineportalen inzwischen solche Einflüge darstellen und teilweise auch erklären lassen.
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22.05.2015
„State of nature“: EU-Bericht zur Lage der Natur veröffentlicht
Titelbild des neuen EU-Berichts
© EEA
Am 20.Mai 2015 wurde die bislang vollständigste und genaueste Beschreibung des Zustands der Natur in der EU veröffentlicht. Dies geschah zeitgleich mit dem Artenschutzbericht des Bundesamts für Naturschutz in Bonn. Die neuen Daten sind alarmierend und bekräftigen, dass die EU-Naturschutzrichtlinien unbedingt erhalten und noch viel strikter umgesetzt werden müssen. Der neue Bericht bewertet erstmalig sowohl die Vogelschutzrichtlinie als auch die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie anhand der Ergebnisse der größten gemeinsamen Datenerhebung und -bewertung der EU-Mitgliedsstaaten im Zeitraum 2007—2012.
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Bei den Vögeln fasst der Bericht zusammen, dass mit 52 % mehr als die Hälfte der behandelten Vogelarten derzeit einen sicheren Erhaltungszustand aufweisen. Gezielte Schutzmaßnahmen zeigen messbare Erfolge, doch sind noch viel größere Anstrengungen erforderlich, um die Situation maßgeblich zu verbessern. Es gibt einige Arten bei denen der Naturschutz dank langjähriger Anstrengungen und korrekter Anwendung der EU-Richtlinien wirkt. Andere nehmen jedoch rapide ab, vor allem aufgrund mangelhafter Durchsetzung und Finanzierung des Naturschutzes sowie teils kontraproduktiver Agrarpolitik. Ein Drittel aller Vogelarten in der EU gelten als gefährdet, davon die Hälfte sogar als akut bedroht (Rote Liste). Darunter finden sich nach dramatischen Bestandseinbrüchen auch einst häufige Arten wie Feldlerche oder Uferschnepfe.
Nur rund ein Viertel der übrigen Tier- und Pflanzenarten, die über die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie geschützt werden, weisen einen günstigen Erhaltungszustand auf. Mehr als die Hälfte der Arten (60 %) befinden sich in einem ungünstigen Zustand. Besonders zurück gehen viele Arten, die im ländlichen Raum zuhause sind und von einer nachhaltigen Landwirtschaft abhängen. Viele bedrohte Arten findet man auch in den Meeren, als Folge von Überfischung und umweltfeindlichen Fischereitechniken.
Die Lebensraumtypen zeigen einen allgemein noch schlechteren Erhaltungszustand und Trend als die Tier- und Pflanzenarten. Nur 16 % der Habitate befinden sich in einem günstigen Zustand, 47 % werden als unzureichend und 30 % sogar als schlecht bewertet. Katastrophale Entwicklungen verzeichnet der Bericht vor allem für Grünländer, Feuchtgebiete und Dünenhabitate. Zu den größten Bedrohungen der Lebensräume zählen vor allem Veränderungen in der landwirtschaftlichen Nutzung und durch den Menschen verursachte Änderungen des Wasserhaushalts.
Der Bericht präsentiert aber auch einige positive Beispiele, die verdeutlichen, dass sich umfangreiche Schutzmaßnahmen auszahlen. So haben sich beispielsweise die Bestände von Bartgeier und Weißkopf-Ruderente — Arten, für die mittlerweile durch den EU-LIFE-Fonds geförderte Artenaktionspläne existieren — wesentlich verbessert. Maßgeblich zur Verbesserung des Schutzes von Arten und Lebensräumen hat auch das europäische Natura-2000-Netzwerk beigetragen, das 18 % der Landfläche der EU umfasst und damit das größte Schutzgebietsnetzwerk der Welt darstellt.
Der „State of Nature“ Bericht der EU basiert im Wesentlichen auf den nationalen Berichten der 28 Mitgliedstaaten, die diese gemäß EU-Vogelschutz und FFH-Richtlinie im vorigen Jahr eingereicht haben. Ergänzt wurde er durch weitere Studien, unter anderem durch die „Rote Liste der Vögel der EU“, die am 3.Juni in Brüssel gesondert vorgestellt wird. Dadurch ist die bisher vollständigste und genaueste Zustandsbeschreibung der Artenvielfalt in Europa entstanden.
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21.05.2015
Polen — herzlich willkommen in der ornitho-Familie!
Aktuelle Verbreitung von ornitho-Systemen in Europa (Stand: Mai 2015)
© DDA
Seit dem 6. Mai ist
ornitho.pl online! Damit hat sich die ornitho-Familie um ein gerade aus unserer Sicht sehr bedeutendes Land erweitert, dessen spannende und vielfältige Vogelwelt sich uns nun mit wenigen Klicks erschließt. Die Möglichkeiten, die sich dadurch auch für die Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern bieten, sind fantastisch. Wir freuen uns schon auf die ersten gemeinsamen Auswertungen etwa des herbstlichen Kranichzugs oder des nächsten Einflugs von Rotfußfalken.
Wir wünschen
ornitho.pl einen reibungslosen Start und allen Beobachterinnen und Beobachtern viele neue, spannende Einblicke in das vogelkundliche Geschehen! Einen ersten Paukenschlag gab es direkt wenige Tage nach dem Start des Portals: Über
ornitho.pl wurde Polens erster Saharasteinschmätzer gemeldet.
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21.05.2015
Naturschätze in Gefahr — Jetzt online für den Erhalt der EU-Naturschutzrichtlinien stimmen!
Wild Wonders of Europe
© Konrad Wothe
Gerne verbreiten wir einen Aufruf deutscher Naturschutzorganisationen weiter, der uns in diesen Tagen erreichte: Im Januar startete die EU-Kommission den „Fitness-Check“ der Vogelschutz- und der Fauna-Flora-Habitat-(FFH)-Richtlinie. Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker hat Umweltkommissar Karmenu Vella explizit beauftragt die „Verschmelzung“ und „Modernisierung“ dieser wichtigsten EU-Naturschutzgesetze zu prüfen. Seit Ende April läuft die zwölfwöchige EU-Online-Konsultation. Dabei sind auch alle EU-Bürger gefragt.
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Machen Sie sich aktiv für den Schutz unserer Naturschätze stark! Über 100 Organisationen, darunter auch eine Koalition der deutschen Naturschutzverbände NABU, DNR, BUND und WWF, haben mit der Kampagne „NatureAlert“ in 28 EU-Ländern einen einfachen, komfortablen und schnellen Weg gestaltet, um an der Online-Konsultation zu den EU-Naturschutzrichtlinien teilzunehmen und zu zeigen, wie wichtig der Schutz der Natur ist. Mit nur zwei Klicks können Sie ein von den beteiligten Organisationen im Sinne des Naturschutzes ausgefülltes Antwortformular an die EU-Kommission schicken. Ein kleiner Aufwand für Sie — aber eine große Geste für den Naturschutz. Geben Sie der Natur in der EU und in Deutschland Ihre Stimme und setzen Sie sich gemeinsam mit vielen Verbündeten für den EU-weiten Schutzstatus ein: Jetzt abstimmen!
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20.05.2015
Bundesamt für Naturschutz legt ersten Artenschutz-Report vor
Titelbild des Artenschutz-Report 2015
© BfN
Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) stellt heute zum ersten Mal einen umfassenden Artenschutz-Report vor. Hierin nimmt das BfN eine Analyse der in Deutschland lebenden Tier-, Pflanzen- und Pilzarten vor. Der Report gibt einen Überblick, wie viele Arten in Deutschland leben, wie hoch der Anteil der gefährdeten Arten ist und wie sich die Artenvielfalt in den letzten Jahren entwickelt hat. Er macht aber auch deutlich, wo im Artenschutz Erfolge zu verzeichnen sind und worauf diese sich zurückführen lassen. Damit liefert der BfN-Artenschutzreport eine wichtige Analyse, um gefährdete Arten identifizieren und schützen zu können. Das BfN legt den Fokus auf acht Bereiche, in denen ein dringender Handlungsbedarf festzustellen ist und schlägt zentrale Maßnahmen zum Artenschutz vor.
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„Der Zustand der Artenvielfalt in Deutschland ist alarmierend, denn ein Drittel der auf Roten Listen erfassten Arten ist im Bestand gefährdet und weitere Arten sind sogar schon ausgestorben. Damit wird bislang auch das nationale Ziel verfehlt, den Verlust der biologischen Vielfalt aufzuhalten, “ fasste BfN-Präsidentin Prof. Beate Jessel den Artenschutz-Report zusammen. „Wir müssen dringend unsere Anstrengungen verstärken, um den Artenrückgang zu stoppen“, so Jessel.
Deutschland beherbergt rund 48.000 Tierarten, 9.500 Pflanzen- und 14.400 Pilzarten. In der Roten Liste Deutschlands wurden mehr als 32.000 heimische Tiere, Pflanzen und Pilze hinsichtlich ihrer Gefährdung untersucht. Dabei zeigt sich ein ernüchterndes Bild: Rund 31% wurden als bestandsgefährdet eingestuft, 4% sind bereits ausgestorben.
Von den aktuell untersuchten 11.000 Tierarten sind 30% bestandsgefährdet und 5% ausgestorben. Fast 28% der Wirbeltierarten, die Fische, Amphibien, Reptilien, Vögel und Säugetiere umfassen, sind aktuell bestandsgefährdet. Bei den wirbellosen Tieren, zu denen beispielsweise die Insekten gehören, gelten sogar 45,8% der bislang 6.057 untersuchten Arten und Unterarten als bestandsgefährdet, extrem selten oder bereits ausgestorben. Außer bei den Säugetieren sind bei diesen Zahlen die marinen Organismen nicht berücksichtigt. Die aktuelle Situation der Brutvogelarten hat sich in den letzten Jahren spürbar verschlechtert: Über die letzten zwölf Jahre nahmen 34% der Brutvogelarten in ihrem Bestand mehr oder weniger stark ab. Über 23% der Zugvogelarten sind bestandsgefährdet und stehen auf der Roten Liste der wandernden Vogelarten.
An vorderster Stelle der Ursachen für die Gefährdung der Arten stehen intensive Formen der Landbewirtschaftung. Weitere wesentliche Gefährdungen liegen in der Forstwirtschaft, Wasserbau und Gewässerunterhaltung, Baumaßnahmen sowie Sport- und Freizeitaktivitäten. Unter den 25 wichtigsten Gefährdungsursachen dominieren damit Maßnahmen, die mit einer Intensivierung der Nutzung von Natur und Landschaft und damit einhergehenden Veränderungen bzw. der Zerstörung der Lebensräume verbunden sind. Aktuell spielt der Klimawandel noch keine große Rolle als Gefährdungsursache. Das BfN geht jedoch davon aus, dass dieser Einfluss bei fortlaufender Klimaänderung zunehmen wird. Ursächlich für die Gefährdung der marinen Organismen sind vor allem die Fischerei, Lebensraumveränderungen, Schadstoffeinträge und Aquakulturen.
Um den Artenrückgang zu stoppen, sind weiterhin große Anstrengungen im Artenschutz erforderlich. Das BfN fordert gezielte Einzelmaßnahmen für besonders gefährdete Arten und solche Arten, für deren Erhaltung Deutschland eine besondere Verantwortung hat. Dringend notwendige artübergreifende Schutzmaßnahmen umfassen nach Einschätzung des BfN die Erhöhung der Lebensraum- und Strukturvielfalt in der Landschaft, wie beispielsweise den Erhalt von Grünland, die Einrichtung ungenutzter Pufferstreifen um Landschaftselemente und Äcker, naturnahen Waldbau, Wiedergewinnung von Auenflächen durch Deichrückverlegungen, Wiedervernässung von Mooren und eine ökosystemverträgliche, nachhaltige Fischerei. Zudem ist das Vorhandensein nutzungsfreier Wälder unverzichtbar, um das gesamte Spektrum der Artenvielfalt zu erhalten. Denn zahlreiche Flechten, Moose und Pilze oder Totholz bewohnende Käfer sind für ihren Fortbestand auf solche Waldformen angewiesen.
Ungeachtet der auch weiterhin notwendigen Anstrengungen gibt es aber auch sichtbare Erfolge beim Schutz einzelner Arten. Sie sind vor allem dort festzustellen, wo gezielte Artenschutzmaßnahmen zum Einsatz kamen (etwa bei Vogelarten wie dem Schwarzstorch oder dem Seeadler), wo Schutzgebiete wichtige Rückzugsräume bildeten und zudem gut gemanagt wurden (z.B. beim Schutz der Flussperlmuschel) oder wo durch vertragliche und hinreichend finanziell ausgestattete Maßnahmen Naturschutzkonzepte in der Agrarlandschaft umgesetzt wurden (etwa bei Wiesenbrüterprogrammen oder Ackerrandstreifenprojekten, die Vogelarten wie der Uferschnepfe oder dem Braunkehlchen und Wildkräutern wie der Kornblume zugutekamen). Dies belegt, dass sich gezielte und langfristige Naturschutzmaßnahmen auszahlen. Insbesondere bei einigen Tierarten wie Biber, Wildkatze und Wolf konnten strenge gesetzliche Schutzbestimmungen, Maßnahmen zur Verbesserung bzw. Neuschaffung ihrer Lebensstätten oder Wiederansiedlungsprojekte deutliche Erfolge erzielen. So wird der aktuelle Bestand an Wildkatzen in Deutschland derzeit wieder auf 5.000 bis 7.000 Tiere geschätzt. Das BfN sieht hierin eine Bestätigung bisheriger Schutzbemühungen, die auch weitere Maßnahmen sinnvoll erscheinen lassen, zumal von solchen Schlüsselarten zahlreiche weitere Tier- und Pflanzenarten profitieren.
Der vorgelegte Artenschutzreport gibt wichtigen Aufschluss über die Gründe, die im Artenschutz zu Gefährdungen und zu Erfolgen führen. Er stellt damit eine wichtige Grundlage für den Schutz der Arten dar. Eine genaue Erfassung und Entwicklungsanalyse mit verlässlichen und umfassenden Daten ist unverzichtbar, um gefährdete Arten zu identifizieren, zu schützen und damit dem Verlust der Artenvielfalt in Deutschland entgegenzutreten.
Quelle: Pressemitteilung des BfN, 20.05.2015
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08.05.2015
Stiftung mit neuem Namen: Stiftung Vogelwelt Deutschland
Die Stiftung Vogelmonitoring Deutschland wurde am 16. August 2003 in Chemnitz gegründet. Im Folgejahr übernahm sie die Federführung beim bundesweiten Projekt „Atlas Deutscher Brutvogelarten“ (ADEBAR). Die Arbeiten an diesem 10-jährigen Gemeinschaftsprojekt, an dem über 4.000 Vogelkundlerinnen und Vogelkundler aus ganz Deutschland beteiligt waren, sind inzwischen abgeschlossen: Am 24. April 2015 wurde im Museum Alexander Koenig in Bonn das Atlaswerk offiziell vorgestellt. Den erfolgreichen Abschluss des Projektes und die Übergabe des Buches an die Öffentlichkeit nehmen wir zum Anlass, die neue Bezeichnung der Stiftung zu verkünden. Fortan werden wir unsere Aktivitäten unter dem Namen „Stiftung Vogelwelt Deutschland“ fortführen. Der Beschluss dazu wurde gemeinschaftlich vom Stiftungsvorstand und Stiftungsrat gefasst. Ziel der Umbenennung ist es, mit einem neuen Namen die Belange von Vogelmonitoring und Vogelschutz noch wirksamer in die breite Öffentlichkeit zu tragen. Die Ziele der Stiftung bleiben unverändert.
Die neue Internetnet-Adresse lautet www.stiftung-vogelwelt.de
08.05.2015
Spannendes Rennen mit vielen Rekorden bei (fast) optimalen Bedingungen — das Birdrace 2015 im Rückspiegel
Im zwölften Anlauf endlich ganz oben auf dem Treppchen: Gätkes Erben lagen mit 164 Arten am Ende eines langen Tages mit dem Team Cuxland gleichauf.
© Gätkes Erben
Das 12. bundesweite Birdrace ist Geschichte, und es war eines, das viele der bisherigen Bestmarken brach und mit mancher Überraschung aufwartete. 252 Teams mit über 900 Teilnehmerinnen und Teilnehmern traten an — es waren somit wieder einmal deutlich mehr als im Jahr zuvor. Bei — abgesehen von den Alpen — fast durchweg guten bis optimalen Bedingungen gab es dieses Mal einen geteilten ersten Platz: Mit 164 Arten lagen das Team
Cuxland (zum achten Mal!) und
Gätkes Erben, beide aus Niedersachsen, am Ende gleich auf.
Gätkes Erben ist das erste Team ohne Zugang zur Küste, das ganz vorne landete. Auch in diesem Jahr verzichtete wieder erfreulicherweise über die Hälfte der Teams auf ein Auto. In dieser prestigeträchtigen Wertung hatten am Ende einmal mehr die
Usedommeln die Reifen mit 157 Arten vorn. In der Sonderwertung „Singvögel“ gelang den
Speedbirdern aus Sachsen mit 80 Arten der „Quattrick“, und unter den 18 Nachwuchsteams (in der Mehrzahl unter 20 Jahre alt) hatte das
Team Wetterau mit 133 Arten die Nase knapp vor der Konkurrenz. Im Spendenrennen ließen die BO-BACHTER nichts anbrennen und gewannen zum zwölften Mal: 4.126 Euro standen am Ende zu Buche — ein neuer Rekord. Herausragend war auch das Gesamtergebnis des Spendenrennens zugunsten des Internetportals
ornitho.de: Über 24.000 Euro kamen durch den Einsatz von 95 Teams in diesem Jahr zusammen.
Herzlichen Dank an alle, die dazu beigetragen haben!
300 Arten wurden am „Tag der Vogelartenvielfalt“ entdeckt — noch einmal mehr als im vergangenen Jahr (297), darunter selbstredend auch zahlreiche Seltenheiten. Spannend ist aber auch, dass die Ergebnisse des Birdraces inzwischen auch interessante Einblicke in das jährliche Auftreten einzelner Vogelarten geben. Das alles und noch viel mehr, beleuchten wir in dieser Nachlese auf das 12. bundesweite Birdrace. Denn ein Birdrace ist viel mehr, als das Abhaken von Arten.
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Ruft der Birkhahn aus dem „mist“, lacht man drüber und nimmt′s wie′s ist! Die All-Geier ließen sich die gute Laune von den „suboptimalen“ Bedingungen nicht verderben.
Zunächst noch ein Wort zum Wetter: Petrus überraschte wieder einmal fast alle, glücklicherweise die meisten im positiven Sinne und nur wenige richtig kalt (die aber richtig). Im Vorfeld war schon geunkt worden, es könnte echtes „Fritz-Walter-Wetter“ geben, Dauerregen also und dazu am besten auch noch kalt. Kalt war es zwar auch in der Nacht und vor allem in den frühen Morgenstunden (vielerorts nur knapp über dem Gefrierpunkt, teils darunter), doch es war zumindest von oben her fast überall trocken. Nachdem es in den Tagen zuvor vor allem im Süden teilweise wie aus Kübeln geschüttet hatte, war das die erste Überraschung für viele Teams. Und es war dazu noch weitgehend windstill. Also beste Bedingungen für Eulen und nächtliche Sänger. In den nördlichen Teilen folgte bei vielerorts wolkenlosem Himmel ein wunderbarer Morgen und ein herrlich sonniger Tag. Mütze und Handschuhe durften bald verstaut und gegen Sonnenhut und Sonnenbrille getauscht werden. So manches gezeichnete Gesicht glühte nach einem langen Tag letztlich nicht nur aufgrund der Abendsonne rot. Im Süden dauerte es etwas länger, bis sich die Sonne zeigte, aber das ist bei einem Birdrace ja durchaus nicht von Nachteil, so dass die dortigen Teams ob der Bedingungen hellauf begeistert waren. Kurzum, es herrschten größtenteils gute bis optimale Bedingungen. Nur die Teams in den Alpen hatten wenig zu lachen: Regen im Tal und Schnee in den Bergen, teils garniert mit Hagelschauern, machten viele Hoffnungen eiskalt zunichte. Im nächsten Jahr wird′s besser! Aber hatten wir das den Alpenteams nicht auch schon in den letzten beiden Jahren versprochen?
Doppelsieg: Gätkes Erben endlich am Ziel, Cuxland mit beeindruckender Konstanz

Entspannt-zufriedenes Siegergrinsen: Zum achten Mal hatte das Team Cuxland die Nase zumindest mit vorne. Eine beeindruckende Konstanz!
Ob sie noch dran geglaubt hatten? Vermutlich ja, denn sonst hätten sie es nicht jedes Jahr wieder aufs Neue versucht. Im zwölften Anlauf hat es nun endlich geklappt mit dem Sprung aufs oberste Treppchen: 164 Arten standen nach einem fast 24-stündigen Rennen auf der Liste von Gätkes Erben, ebenso viele wie bei ihren Dauerrivalen vom Team Cuxland, die damit ihren achten(!) Sieg feierten und dabei das Highlight ihrer bisherigen zwölf Teilnahmen beobachteten: einen Wolf. Gätkes Erben sind damit gleichzeitig das erste Team ohne Zugang zur Küste, dem ein Sieg gelang. Bislang kamen die Sieger zehnmal von der Nord- und einmal von der Ostseeküste (2010 Iron Birden). Mit ihrem neuen Teamrekord verbesserten Gätkes Erben auch gleichzeitig den von ihnen gehaltenen Rekord der Binnenland-Teams. Der bundesweite Rekord von 174 Arten bei einem Birdrace wird — von wem sonst — von Cuxland gehalten, aufgestellt im Jahr 2009.
Auf den dritten Rang rauschten — ebenfalls mit ihrem besten Ergebnis und 158 Arten — die Speedbirder aus Sachsen, die damit erstmals auf dem „Stockerl“ landeten und bei acht Möwenarten (mehr ist im Binnenland im Mai nicht drin) und dem Sieg in der Singvogelwertung mit dem Verlauf des Tages sicherlich hochzufrieden waren, auch wenn es im zwölften Anlauf wieder nicht klappte, eine Waldschnepfe dingfest zu machen. Vielleicht sind ja aller guten Dinge doch 13? Hauchdünn mit nur einer Art weniger am Treppchen vorbei strampelten die Usedommeln, die damit wie schon in den Vorjahren bestes Fahrradteam wurden und sich über alle fünf Lappentaucher-Arten freuten. Sie stellten einmal mehr unter Beweis, was mit hervorragenden Kenntnissen der Arten und der Region sowie ordentlich Sitzfleisch in einigen Teilen Deutschlands auch ohne Auto drin ist. Einmal mehr eine echte Meisterleistung der heimlichen Birdrace-Könige. Sie hielten damit den Trans Hannover Express um eine Art in Schach, die in diesem Jahr vom Fahrrad auf das Auto umstiegen, um zu sehen, wie viel aus der Region Hannover herauszuholen ist. Viel, wie man sieht. Offenbar gibt es Überlegungen, im nächsten Jahr wieder zu radeln. Mit strategisch cleverer Planung (die Bahn darf ja auch benutzt werden!) und dem nötigen Glück zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle zu sein (so wie in diesem Jahr bei ihrem Teichwasserläufer), könnten sie den Usedommeln vielleicht auch radelnd dicht „auf die Pelle“ rücken.

Unverwechselbar ist die Pfahlstellung der Usedommeln, die sich ungewohnt frei und in untypischem Habitat zeigen. 157 Arten entdeckten sie auf ihrer Rundfahrt durch Vorpommern - Platz 1 in der Fahrradwertung. Da muss man sich auch nicht verstecken.
Nicht beklagen werden sich vermutlich Pornithos aus der Uckermark, die sich von Jahr zu Jahr steigerten und nun mit hervorragenden 151 Arten in den illustren „Club150“ eingetreten sind. Ihren sechsten Platz teilen sie sich mit der Gurkentruppe aus dem Spreewald, die in dieser Region und Formation erstmals unterwegs waren und damit den Titel „beste Newcomer 2015“ abräumte. Da werden nun aber die Gurkengläser im Spreewald klirren ... Um lediglich schlappe zwei Arten an der Marke von 150 Arten vorbei schrammten die Alten Socken, die ebenfalls im „Cuxland“ unterwegs waren. Platz 8 sprang damit dieses Mal für eines der Teams (fast) der ersten Stunde heraus. 2005 waren sie erstmals am Start — Platz 21 mit 109 Arten. 2015 waren dafür 136 Arten notwendig. Zurecht stolz auf 110 Kilometer im Sattel war das Team Havelland, das sich dieses Jahr erstmals auf dem Fahrrad versuchte und auf einem exzellenten 9. Gesamtrang und damit als Vizemeister unter den Fahrradteams einrollte. Wir ziehen den Hut vor dieser Leistung und freuen uns, dass Teams auch nach vielen motorisierten Jahren noch den Umstieg wagen, und damit im wahrsten Sinne des Wortes nicht viel schlechter fahren. Vielleicht macht es ja im kommenden Jahr das eine oder andere Team den Havelländern nach?
Ebenfalls auf 145 Arten kamen die Tarantino-Freunde von From Ducks till Swan aus dem Kreis Plön, deren Kenntnisse ganz offensichtlich über die Entenvögel hinausreichen und damit den Sprung in die Top 10 dieses Jahres schafften und gleichzeitig auch den bei inzwischen 40 Teams prestigeträchtigen Sieg im nördlichsten Bundesland holten — sehr zum Leidwesen von Watten-Trio-NF und Wannacks Topti(c)kern, die auf Platz 12 und 14 einkamen und sicher allzu gerne als „grüne“ Teams der motorisierten Konkurrenz im Norden ein Schnippchen geschlagen hätten.
Beachtliche 127 Arten, und damit fünf mehr als 2014, waren in diesem Jahr notwendig, um unter die Top50 zu kommen, und nicht weniger als 139 Teams gelang es in diesem Jahr, die „Schallgrenze“ von 100 Arten zu erreichen oder zu überspringen. Bei vielen, die darunterblieben, lag das nicht an fehlender Motivation oder Kenntnis, sondern schlicht an einem Mangel an hochwertigen Lebensräumen, die vor allem in den dicht besiedelten Regionen fehlen.
Wie so oft finden nur die ganz vorne platzierten Teams besondere Erwähnung, Geschichten gäbe es aber zu allen zu erzählen, zumal beim Birdrace die Platzierung nur ein Aspekt unter vielen ist. Diese Nachlese ist deshalb schon jetzt sehr lang. Wir hoffen deshalb, dass alle nicht erwähnten Teams es uns nachsehen, dass wir nur auf die Top10 näher eingehen. Tragt eure vielen spannenden Erlebnisse und Anekdoten weiter, so dass es im kommenden Jahr hoffentlich noch mehr Teams werden und für eine vielfältige und artenreiche Landschaft auf etwas andere Weise demonstrieren!
Usedommeln zeigen den 131 anderen Fahrradteams wieder die Rücklichter

Australisches Outback oder afrikanische Steppe? Nein, Herford! Einen herrlichen Morgen erlebten die Bicycle Birders aus der Birdrace-Hauptstadt. Der Rest des Tages verlief auch nicht schlecht: sie fuhren ihr zweitbestes Teamergebnis ein.
Auch in der Fahrradwertung ließen die Favoriten keine Federn: Mit 157 Arten waren die Usedommeln einmal mehr der Konkurrenz um mehr als eine Fahrradlänge voraus und fuhren souverän bereits ihren fünften Titel seit der offiziellen Einführung 2008 ein. Über 20 Stunden und sicherlich wieder über 100 km im Sattel lagen dabei zwischen dem Waldkauz um 2 Uhr morgens und dem Waldwasserläufer um 22:45 Uhr. Als beste „grüne Newcomer“ landeten die beiden Sunnyboys aus dem Havelland mit 145 Arten auf einem sicher nicht nur für sie überraschenden zweiten Platz. Die Wettbüros hatten im Vorfeld eher auf andere Teams gesetzt, allen voran die Teams aus Schleswig-Holstein. Diese schenkten sich (und vor allem sich selbst) einmal mehr nichts: Mit 142 Arten lag nach 19 Stunden und 127 km im Sattel das Watten-Trio-NF um eine Reifenstärke vor Wannacks Topti(c)kern, die — ihrer Artenliste nach zu urteilen — sogar die 24 Stunden voll ausnutzten: um 0:30 begann es mit Graugans und anderen Wasservogelarten und endete mit einem Teichhuhn zehn Minuten vor dem „Abpfiff“ um Mitternacht. Das verdient allerhöchsten Respekt, und das gilt ausnahmslos für alle Teams, die auf ein Auto verzichten: Den ganzen Tag on the road und dann auch noch Augen und Ohren für jeden Ruf und Flügelschlag. Chapeau bas, würde da der geneigte Franzose sagen!

130 Kilometer cruisten die rADLERaugen quer durch das Westmünsterland — das ist vermutlich Rekord für dieses Jahr. Nebenbei erspähten sie auch noch 119 Arten, darunter drei Flamingo-Arten in der westfälischen Camargue im Zwillbrocker Venn an der niederländischen Grenze.
Wie vorhergesagt endete das Duell zwischen dem Team mit den unmöglichen Vöglichkeiten und dem Team mit den unvöglichen Möglichkeiten unentschieden — sie waren gemeinsam im „Reich der Usedommeln“ in Vorpommern-Greifswald unterwegs. Und das ist bekanntlich artenreich: 139 waren‘s am Ende — Platz 5! Den siebten Platz teilen sich gleich drei Teams, die 136mal ihr Kreuzchen setzen durften: Die Rostocker Stadtisten erreichten das alleine auf dem Stadtgebiet von Rostock, The Big Day — Ein Tag Vogelfrei nur auf Eiderstedt und u.a. dank einer Eismöwe und die fünf GOLDENEn AUErhähnen in alter Tradition zu Fuß: Sie durchwanderten wieder die Goldene Aue zwischen Harz und Kyffhäuser und legten dabei nicht weniger als 25 km zurück. Wow, da schmerzen beim Schreiben schon die Füße!
Nicht weniger als 57 der Radteams kamen auf 100 oder mehr Arten, und alle Fahrradteams zusammen sicher auf mehrere Tausend Kilometer im Sattel. Wir wünschen Waden und Sitzfleisch eine schnelle und gute Erholung!
Singvögel: Speedbirder zum vierten Mal in Folge top

So viele Singvogelarten wie noch nie und doch „nur“ dritte in dieser Sonderwertung. Die Jungs von Pornithos werden es angesichts des herrlichen Tages in der Uckermark sicher gut verkraften.
Die Sonderwertung „Singvögel“ wurde 2007 eingeführt, da alle Teams ohne Zugang zur Küste in der Gesamtwertung v.a. aufgrund der fast nur dort anzutreffenden Arten seit jeher das Nachsehen haben und bis auf dieses Jahr noch nie den Sprung ganz an die Spitze schafften. Der Vorteil liegt vor allem bei den Nicht-Singvogelarten, der mit dieser Sonderwertung „ausgeglichen“ wird. Die Überlegung ging auf: Bei allen bisherigen Rennen lagen Teams aus dem Binnenland vorne. So auch in diesem Jahr.
Wie immer ging′s dabei hauchdünn zu: Auf nicht weniger als 80 Singvogelarten kamen die Speedirder aus Sachsen, die damit zum vierten Mal in Folge die Nase vorne hatten und an ihren eigenen Rekord von 81 Arten nur knapp vorbeiheizten. Ihr dritter Rang in der Gesamtwertung basiert damit wieder einmal zu mehr als der Hälfte auf Singvogelarten. Das ist bei keinem anderen der ganz vorne platzierten Teams der Fall. Sie behielten damit wieder einmal im fast schon traditionellen Fernduell mit Gätkes Erben die Oberhand (79 Arten), die das aber in diesem Jahr sicher mit einem entspannten Gesamtsiegerlächeln hinnehmen konnten. Nach ihrem zweiten Platz im vergangenen Jahr hörten Pornithos auch in diesem Jahr in der Uckermark wieder genau hin und kamen auf 78 Singvogelarten. Im vergangenen Jahr hätte das zum 1. Platz gereicht! Mit sehr guten 76 Singvogelarten knapp am Treppchen vorbei gurkte die Spreewald-Combo und gab damit gleich drei Teams ordentlich Saures, die sich mit je 73 Singvogelartendeshalb den fünften Platz teilen: die Marschmenschen, Wannacks Topti(c)kern und Cuxland. Wannacks Topti(c)ker dürfen sich damit in diesem Jahr am Titel „bestes grünes Team in der Sonderwertung Singvögel“ schmücken.
Man darf gespannt sein, ob es je einmal einem Küstenteam gelingt, in dieser Sonderwertung ganz vorne zu landen. Insgesamt landeten sechs Fahrradteams unter den Top10 (die eigentlich die Top14 sind), also deutlich mehr als in der Gesamtwertung.
Nachwuchsteams: Wetterau knapp vor HSV

Die Augen zum Himmel, komm lasst uns Birder sein ... die Bachemer Grünschnäbel hochkonzentriert bei ihrem ersten Birdrace.
Bereits seit 2009 gibt es die U20-Wertung, bei der die Mehrheit der Teammitglieder jünger als 20 Jahre alt sein muss. Nach 15 Teams im vergangenen Jahr gab es dieses Jahr wiederum eine Steigerung: 18 Teams standen an der virtuellen Startlinie. Das Rennen machten schließlich die drei Jungornis vom Team Wetterau, die auf 133 Arten kamen und damit den bisherigen Rekord der U20-Teams — wie Sportreporter zu sagen pflegen — geradezu pulverisierten (bislang 121, aufgestellt von den Flatternden Welpen 2011). Nur knapp am Sieg vorbei radelten Hamburgs schnellste Vogelgucker (HSV) , die mit 130 Arten ebenfalls deutlich über dem alten Rekord blieben und sich nicht nur über den Titel „bestes autofreies U20-Team“, sondern vielleicht auch bald über ein weiteres Jahr HSV in der ersten Liga freuen dürfen. Seit dem Wochenende stehen die Chancen ja nicht mehr ganz so schlecht.
Auf Platz 3 landeten die wortspielerischen Comedy-Freunde von Two half and a man aus Heinsberg, die mit 106 Kreuzchen auf der Liste lässig die 100-Artenmarke knackten und damit die drei Nachwuchs-Birderinnen von Sulevia nochmal auf Distanz halten konnten. 84 auf Anhieb — Respekt! Sie platzierten sich damit knapp vor den Löbauer Turmfalken und den Löbauer Kopfmeisen, die sich über so viele Highlights freuten, dass dazu sogar das Bemerkungsfeld zu klein war. So soll es sein!
Spendenrennen: BO-BACHTER machen das Dutzend voll

Birding for Nature, eines der beiden Teams des Bundesamtes für Naturschutz, motivierten nicht weniger als 37 (!) Spenderinnen und Spender und kamen auf 2.425,35 Euro bei — Platz 2 unter den 95 Teams, die Spenden einwarben.
Sie sind einfach nicht zu bezwingen, die BO-BACHTER, die dieses Mal mit 4.126 Euro das Spendenrennen für sich entschieden — zum zwölften Mal im zwölften Rennen, und wieder mit einem neuen Rekordergebnis. Über 36.000 Euro trugen sie bislang zu den bundesweiten Spendenprojekten ADEBAR und ornitho.de bei — jedes Mal mit über 1.000 Euro!
Nicht weniger fleißig waren die ewigen Zweiten in dieser Wertung (tatsächlich belegten sie nie einen anderen Platz!), Birding for Nature aus Bonn, die dieses Mal 0,012 % der Bonner Einwohner für die Idee begeistern konnten und bei 2.425,35 Euro landeten. Über 20.000 Euro haben auch sie seit ihrem ersten Start 2007 mittlerweile beigesteuert. Das Podium komplettieren — nein nicht wie immer — dieses Mal die BOR-Seeschwalben, deren Spendenkurve seit Jahren stetig weiter steigt und die als drittes Team überhaupt die 2.000-Euro-Marke knackten. Nicht weniger als 18 Firmen konnten sie in diesem Jahr schon überzeugen. Wenn sie so weitermachen, dann flattern die BOR-Seeschwalben vielleicht bald noch höher hinaus.
Mit fast schon respektvollem Abstand folgen ihre Nachbarn aus Münster, The Famous Grouse Birders feat. Rotkehlchen, die es mit 1.370 Euro ebenso wie die HGON Kelkheim mit 1.274 Euro schafften, mehr als 1.000 Euro einzuwerben und die Top 5 komplettieren. Das gab’s auch noch nie.
Dank eines neuen Teamrekords von 126 Arten preschte das EFTAS-NLU-Birdraceteam, ebenfalls aus Münster, auf den sechsten Platz vor und steuerte damit 630 Euro bei, hauchdünn von den UferSCHWABEN mit 625 Euro und Houston, wir haben ein Pirol, die diesen zwar leider nicht hatten, dafür aber stolze 590,70 Euro erbirdeten. Auf fast ebenso viel kamen die Alten Socken mit satten 545,40 Euro und Sankt Pica Pica, die mit 518,36 die Top 10 komplettieren.
DANKE für ein großartiges Spendenergebnis!

Sankt Pica Pica aus Hamburg machten es ihren Namensgebern nach und „stibitzten“ Spenden von 19 Personen und birdeten sich so zu 518,36 Euro. Stellvertretend für alle, die sich engagiert haben: herzlichen Dank für euren Einsatz!
In der Summe kamen über 24.000 Euro an Spenden zusammen, die auch in diesem Jahr in Betreuung, Unterhalt und Weiterentwicklung des Internetportals ornitho.de fließen werden. Insgesamt 95 Teams — mehr als je zuvor — trugen zu dieser bislang höchsten Spendensumme bei, insgesamt 59 mit 100 und mehr Euro.
Wir danken allen Spenderinnen und Spendern sowie allen Teams, die in oft wochenlanger Vorarbeit die Spenden einwarben, aufs Herzlichste für dieses großartige Engagement!
Alle Spenderinnen und Spender werden — so sie nicht anonym bleiben wollen — in Kürze auf ornitho.de unter „Unterstützung“ aufgeführt.
Gelbschnabeltaucher, Kleiner Gelbschenkel und weitere 298 Arten

Der Kleine Gelbschenkel, der auf Norderney entdeckt wurde, war bundesweit gesehen das Highlight des diesjährigen Birdraces. Bis 2013 gibt es nur 14 anerkannte Nachweise dieser nordamerikanischen Art. Foto: J. Bruzinski
Nach derzeitigem Stand wurden am 2. Mai im Rahmen des Birdraces 300 Vogelarten entdeckt. Das ist Rekord (bislang 298 im vergangenen Jahr)! Diese hohe Artenzahl ist einerseits auf die höhere Anzahl an Teams — mehr Augen sehen eben auch mehr —, aber auch darauf zurückzuführen, dass gleich mehrere Teams in den Alpen, fünf Teams auf Helgoland und eines auf der offenen Nordsee unterwegs waren. Damit wurden die verschiedenen Lebensraumtypen Deutschlands sehr gut abgedeckt. Artenreichstes Bundesland war dieses Mal Niedersachsen mit 229 Arten, gefolgt von Schleswig-Holstein mit 227. An dritter Stelle schon folgte Nordrhein-Westfalen mit erstaunlichen 212 Arten, darunter einmal mehr eine erkleckliche Anzahl an freifliegenden Exoten. Insgesamt 23 solcher Arten wurden in diesem Jahr beobachtet. Gleich fünf Arten wurden im Rahmen eines Birdraces erstmals beobachtet. Die Anzahl der insgesamt im Rahmen der zwölf Jahre beobachteten Arten stieg damit auf 356. Doch nun schön der systematischen Reihenfolge nach ...
Nicht alljährlich werden Schwarzkopf-Ruderenten beim Birdrace entdeckt, aber das ist auch gut so. Die einzige in diesem Jahr fanden PaderBird bei Delbrück. Einen scharfen Blick hatten auch Don Jorge und das Auge, die im Nordosten Mecklenburg-Vorpommerns die einzige Rothalsgans dieses Jahr herausstachen. Nicht als eigene Art zählbar, aber dennoch ein Highlight, war je eine Pazifische Ringelgans auf Neuwerk sowie eine aus Gefangenschaft entfleuchte in Münster. Noch nie konnte bislang beim Birdrace eine Zwerggans entdeckt werden, in diesem Jahr waren es dann gleich zwei: eine entdeckte das Team Wasserralle im Kreis Aurich, die andere konnte von den Hamburger Teams bestaunt und notiert werden. Insgesamt vier Teams konnten eine Moorente entdecken, wobei einige, wenn nicht alle aus dem niedersächsischen Wiederansiedlungsprojekt stammen oder Zoos entflohen (oder aus diesen entlassen worden?) sein dürften. Erst das dritte Mal wurde ein Haselhuhn im Rahmen des Birdraces entdeckt. Wie im letzten Jahr gelang dies den wackeren 3 Zehenspechtern, die sich bei ihrer Tour durch die verregneten Alpen auch noch über Auerhuhn und Birkhhuhn freuen durften.
Den ersten Gelbschnabeltaucher im Rahmen des Birdraces beobachteten die Ostroller auf dem Berzdorfer See in Sachsen — neben dem Kleinen Gelbschenkel das Highlight des letzten Samstags. Die einzige Zwergdommel dieses Jahres entdeckte das Team Corax an den Wallendorfer Kiesgruben in Sachsen-Anhalt und den Nachtkrabben sowie den Zaunammern war in Stuttgart der einzige Nachtreiher vergönnt. Gleich zwei Seidenreiher erfreuten Teams aus Nordrhein-Westfalen, The early Birds an der Weser und die Di-Bi-Di-Birder am Rhein an der Bislicher Insel.

Seit drei Wochen hält sich bei Bünde ein nordamerikanischer Buntfalke auf (obgleich er sich ziemlich wild verhält, sein Züchterring bezeugt eindeutig, dass er nicht über den großen Teich geflogen ist). Diese Chance ließen sich Corvus corax und die Herford Birders natürlich nicht entgehen ... Foto: J. Hadasch
Eine Steppenweihe flog überraschend über das Cuxland sowie Helgoland hinweg und dürfte bei Gätkes wahren Erben und den Siegern aus Cuxhaven für die eine oder andere „Becker-Faust“ gesorgt haben. Mit einem Steinadler steuerten die 3 Zehenspechter eine weitere exklusive Art bei, hingegen gleich fünf Teams im Nordosten waren noch späte Raufußbussarde vergönnt. Wie bislang (fast) immer tauchten auch wieder Rotfußfalken zur richtigen Zeit in den richtigen Gebieten auf und bescherten vier Teams eine Beobachtung, gleich sechs Individuen VIE will rock you nahe der niederländischen Grenze. Ein weiterer Farbtupfer im diesjährigen Birdrace war der Buntfalke von Bünde, selbstredend der erste und wohl auch für lange Zeit der letzte im Rahmen eines Birdraces.
Seit der Osten intensiver beackert wird, werden alljährlich regelmäßig Kleine Sumpfhühner entdeckt, dieses Jahr allerdings nur von Pornithos in der Uckermark und Corax im Saalekreis. Immer regelmäßiger werden auch Stelzenläufer beobachtet, so in diesem Jahr von gleich neun Teams an mindestens fünf Orten. Ziemlich baff dürften Charadrius — Wir pfeifen auf den Regen gewesen sein, als sie einen Trupp von 21 (!) Mornellregenpfeifern bei Schwabmünchen entdeckten. Wahrlich ungewöhnlich zu dieser Zeit und in dieser Anzahl so tief im Binnenland. Etwas planbarer war da der eine Mornell, der sich schon einige Tage zuvor auf dem Rader Sand bei Bremen aufhielt. Da ließen sich die dortigen Teams natürlich nicht zweimal bitten ... Zwei Teichwasserläufer verhalfen den Milanos in Brandenburg und dem Trans Hannover Express zu weiterer Motivation und bei den Leegehähnen auf Norderney dürfte beim Anblick eines Kleinen Gelbschenkels vielleicht kurzfristig der Gedanke nach einem Fass Bier aufgekommen sein: Bislang gibt es nur 14 anerkannte Nachweise dieser nordamerikanischen Art in Deutschland.
Erst die zweite Birdrace-Spatelraubmöwe kitzelten Gätkes wahre Erben beim Seawatching auf Helgoland heraus, und die Eismöwe bei St. Peter-Ording (erst die dritte beim Birdrace) dürfte The Big Day - Ein Tag Vogelfrei ordentlich Motivation bei ihrer Tour de Eiderstedt verschafft haben. Überraschend rar machten sich einige Seeschwalben, so wurde nur eine Raubseeschwalbe von Darßky_und_Stutch_feat._Youko-Babe entdeckt, nur vier Teams durften eine Weißbart-Seeschwalbe notieren und kein einziges eine Weißflügel-Seeschwalbe. Das gab’s noch nie!
Als einzige hörten die Schwarzwälder KOWA-Küken das melodische Prüt-Prüt von gleich neun Bienenfressern, und als einzige durften Die 3 Zehenspechter — nomen est omen — beim Dreizehenspecht ein Kreuzchen setzen. In den ersten Birdrace-Jahren wurden noch regelmäßig Ohrenlerchen entdeckt, inzwischen gelingt das — trotz einer deutlich gestiegenen Anzahl an Teams — nicht mehr alljährlich. Die einzige Ohrenlerche in diesem Jahr beobachteten die Leegehähne auf Norderney. Über Rotkehlpieper durften sich die UferSCHWABEN und die Gurkentruppe freuen, über eine (wie immer vorbehaltlich einer Anerkennung durch die Avifaunistischen Kommissionen) Maskenschafstelze Die Ammerseher und die Gebrüder Berolf bzw. über eine Aschkopf-Schafstelze die GOLDENEn AUErhähne. Überraschenderweise die bislang erste Alpenbraunelle steuerten wiederum die Die 3 Zehenspechter bei, ebenso den einzigen Zitronenzeisig dieses Jahres. Sie sind damit mit Sicherheit das Team mit den meisten exklusiven Arten in diesem Jahr.
Nach Jahren mit überdurchschnittlichen Niederschlägen in der Sahelzone (Balken) konnten mehr Birdrace-Teams einen Waldlaubsänger nachweisen (Linie). Dargestellt ist die Abweichung vom Mittelwert der elf Birdraces bzw. vom Mittelwert der Niederschlagssumme von Juni bis Oktober des vorherigen Jahres in der Sahelzone 1900-2013. Danach zu urteilen war 2014 ein eher durchschnittliches Jahr in der Sahelzone (aktuelle Daten liegen noch nicht vor). Daten: http://jisao.washington.edu/data/sahel
Neben diesen seltenen Arten, die das viel bemühte „Salz in der Suppe“ sind, lassen die Ergebnisse des Birdraces auch bei einigen mittelhäufigen Arten interessante Rückschlüsse auf die Bedingungen, teils auch auf die Bestandsentwicklung zu. So beim Rebhuhn, das — allerdings wenig überraschend — nur noch von rund 18 % der Teams gesehen wurde. Zum Vergleich: bei den ersten fünf Birdraces waren es im Mittel noch 45 %. Nach den kalten und schneereichen Wintern scheinen sich die Wasserrallen im Zuge der zuletzt milden Winter allmählich wieder zu berappeln: rund 46 % der Teams konnten eine sehen oder hören; einer der höchsten Anteile bislang. Ebenso scheinen sich auch die Schleiereulenbestände wieder zu erholen: Immerhin wieder knapp 21 % der Teams konnten sie für sich verbuchen.
Den bislang zweitniedrigsten Wert gab es in diesem Jahr bei der Turteltaube (17 %), nur im vergangenen Jahr waren es mit nur knapp 10 % noch weniger. Der geringe Wert ist sicherlich auch ein Effekt des frühen Birdrace-Termins. Aber vielleicht nicht nur. In Kürze werden die Ergebnisse aus dem Monitoring häufiger Brutvögel zeigen, ob auch die Brutbestände 2014 einen Einbruch erlitten, es sich also möglicherweise um einen Nachhall der Verluste des letzten Jahres handelte. Interessant ist weiterhin der bislang niedrigste Wert beim Kuckuck mit 78 %, das sind über 10 Prozentpunkte weniger als üblich. Und der ist nun wirklich nicht zu überhören und um diese Jahreszeit besonders ruffreudig. Noch überraschender ist, dass gerade einmal 52 % der Teams einen Mauersegler notieren konnten. Das ist mit weitem Abstand der niedrigste Wert: Im Mittel der letzten fünf Jahre waren es 85 %! Auch bei der Mehl- und insbesondere bei der Uferschwalbe lag die Nachweisquote so niedrig wie nie, bei letzterer waren es nur 47 %. Der Mittelwert der letzten fünf Jahre beträgt 69 %. Auch Garten- und Dorngrasmücke wiesen die bislang niedrigsten Werte auf. Möglicherweise gab oder gibt es einen Zugstau auf dem Weg von Afrika zu uns, so dass bislang deutlich weniger Vögel zu uns gelangt sind, als zu dieser Zeit üblich. Auch in Großbritannien waren Ende April deutlich weniger Uferschwalben anwesend als üblich (s. BTO Bird Migration Blog), und auch die Mauersegler scheinen dort noch deutlich seltener zu sein, als normalerweise üblich. Auch merklich weniger Kuckucke wurden nachgewiesen und auch Dorngrasmücken sind noch nicht in den üblichen Anzahlen angekommen (s. BirdTrack). Dass die aus Südwesten ankommenden Arten generell zu spät dran sind, lässt sich jedoch nicht sagen: Der Gartenrotschwanz erreichte seinen bislang höchsten Wert mit 70 %.
Übrigens: Wer die Ergebnisse auf Bundes-, Landes- und Kreisebene weiter im Detail betrachten (oder analysieren) will, nur zu:
Bitte beachten: Für 2015 fehlen noch die Artenlisten einzelner Teams!
Bundesländer
Nachdem in den ersten Jahren vor allem in Nordrhein-Westfalen das Birdrace immer mehr Anhänger fand, steigt nun die Zahl der Teams auch in anderen Bundesländern erfreulich an. In bereits acht Bundesländern waren mehr als zehn Teams unterwegs, und für 135 Kreise waren Teams angemeldet, in 54 mindestens zwei. Mit direkter Konkurrenz im eigenen Kreis macht es gleich mindestens doppelt so viel Laune. Auf Länder mit mindestens 20 Teams wollen wir im Folgenden etwas genauer eingehen. Übrigens: Die Ergebnisse jedes einzelnen Bundeslandes lassen sich über die Filterfunktion mit einem Klick aufrufen.
Nordrhein-Westfalen

Erstmals gelang es einem Team in Bonn, die 100-Arten-Marke zu knacken. Nach 75 km Stadtrundfahrt in 18 Stunden mit vielen Überraschungen feiern die Feinschmätzer die neue Bestmarke.
69 Teams traten im Mutterland des bundesweiten Birdraces in diesem Jahr an, je 12 davon in Herford und in Münster. Das Dauerduell zwischen West- und Ostfalen um den Titel der Birdrace-Hauptstadt endete dieses Mal damit unentschieden. Münster hatte jedoch eindeutig die bessere CO2-Bilanz: alle Teams traten in die Pedale. Landesweit gab es eine kleine Überraschung, denn nicht eines der Teams vom Niederrhein oder aus Münster, sondern The early birds aus dem Kreis Minden-Lübbecke im äußersten Nordosten machten dieses Mal das Rennen ihres Lebens und ließen u.a. dank Gelbkopf-Schafstelze und Seidenreiher mit Teamrekord von 135 Arten alle anderen hinter sich. Damit blieb der Landesmeister-Titel einmal mehr in Westfalen. Aber nur knapp, denn die Di-Bi-Di-Birder aus dem Kreis Wesel kamen — ebenfalls mit Seidenreiher — auf 132 Arten und etablierten sich damit fest in der Spitze der NRW-Liga. Mit nur einer Art weniger und einer bezogen auf die Brutvögel Münsters fast lückenlosen Artenliste platzierten sich die letztjährigen Landesmeister von Ex-Perdix auf dem gemeinsamen dritten Rang mit den Zeugen Limosas, die mit Purpurreiher, Löffler und Pfuhlschnepfe sicherlich dennoch hochzufrieden waren. Mit 130 Arten und einem neuen Teamrekord fast restlos happy waren auch The Famous Grouse Birders feat. Rotkehlchen, wenn da nicht die fehlende Mehlschwalbe wäre. Denn so steht nun der münsteraner Birdrace-Pokal in der DDA-Geschäftsstelle ein Jahr lang auf dem falschen Schreibtisch. Bereits auf Platz 5 und mit 127 Arten kamen Mr. Pink ein, die — wenn sie auch nächstes Jahr noch in Münster sind — den „Altherren-Teams“ ein Schnippchen schlagen könnten. Gleiches gilt für das EFTAS-NLU-Birdraceteam, bei denen dieses Jahr endlich mal alles zusammenpasste und die ihren Teamrekord deutlich auf 126 Arten verbesserten und damit PaderBird in Schach halten konnten, die mit 124 Arten auf Rang 7 kamen. Sie hatten — gemeinsam mit The early birds — die meisten Singvogelarten im Land.
Im Herforder Stadtduell lagen Corvus corax mit 118 Arten vor den Herford Birders, bei denen bei 117 Arten Feierabend war. In Ostwestfalen müssen hervorragende Bedingungen geherrscht haben, denn beide Teams trafen sich mit neuen Teamrekorden zum traditionellen Après Race.
Schleswig-Holstein

Kein grüner Land an diesem Jahr ... 31 der 40 Teams aus Schleswig-Holstein traten in die Pedale, so auch die Seh-Regenpfeifer und Ist das ein Spatz?, die gemeinsam und samt Nachwuchs durch Dithmarschen cruisten.
Sensationelle 40 Teams starteten im nördlichsten Bundesland, alleine 11 davon im Kreis Nordfriesland und mit Ausnahme von neun Teams alle mit dem Rad. Gut, in Schleswig-Holstein sind vielerorts die Deiche die größten Hindernisse, aber 100 km werden dadurch auch nicht kürzer und man muss immer treten, oft auch gegen den Wind. Am Ende eines für viele sowohl stunden- als auch kilometermäßig sehr langen Tages hatten From Ducks till Swan mit 145 Kreuzchen die längste Artenliste, knapp vor dem Watten-Trio-NF mit 142, die damit den nicht ganz unbedeutenden Titel des besten Fahrradteams wieder an die Westküste holten. Mit nur einer Art weniger kamen als Dritte Wannacks Topti(c)ker ins Ziel, die sicherlich im nächsten Jahr wieder versuchen werden, den Spieß umzudrehen. Auf den Plätzen vier bis acht folgen — jeweils nur durch eine Art getrennt — ausnahmslos radelnde Teams. In der Singvogelwertung unangefochten die Nummer 1 waren einmal mehr Wannacks Topti(c)ker mit 73 Arten, Pody und Co hatten bei den Spenden ganz im Norden die Nase vorn. Und so sind doch alle irgendwie Gewinner ...
Niedersachsen

Cross-Crocket für alle statt Golfrasen gegen Bezahlung: Die Göttinger Sozialbrachvögel nutzten das Birdrace — kreativ wie immer — als Demonstration gegen den geplanten Golfplatz Geismar. Mehr dazu auf
www.golfplatz-goettingen.de und zum Rennen in Südniedersachsen wie immer auf
www.ornithologie-goettingen.de.
Wie schon in den vergangenen Jahren war Niedersachsen auch dieses Mal mit mittlerweile 31 Teams das drittaktivste Bundesland. Und — same procedure as every year — muss man schon deutschlandweit vorne liegen, um auch als Landesmeister ins Bett gehen zu können. Diese Mal landeten sogar die ersten vier Teams aus Niedersachsen bundesweit in den Top 10: Gätkes Erben, Cuxland (je 164), Trans Hannover Express (156) und Alte Socken (148) fuhren der Konkurrenz — allesamt automobilisiert — doch deutlich davon. Auf Platz fünf schob sich mit einer winzigen Art Vorsprung das Team WonderBRA aus der Wesermarsch vor der kreisinternen Konkurrenz der BRAchvögel, Bube, Dame, König aus Lüneburg und dem VEC — Vogel-Entdecker-Club aus Vechta sowie den radelnden Galliern von Bördnix vom Dümmer, die sich damit souverän den autofreien Landesmeistertitel holten. Mit 132 Arten komplettiert das „Dicke-Hose-Team“ von VC Vollgas Vogelkacke, ebenfalls aus der Wesermarsch, bereits die Top 10. In den meisten anderen Bundesländern fangen die Top 10 da erst an ...
Im „Inselduell“ der ostfriesischen Inseln von Borkum bis Neuwerk behielten einmal mehr die leegehähne von Norderney mit 117 Arten die Oberhand, knapp vor gleich drei Teams, bei denen — als hätten sie sich abgesprochen, um auf dem Treppchen zu landen — auch erst bei 112 Arten Feierabend war und die sich alle über neue Team- und Inselrekorde freuen durften: VoFeCrew Borkum, Borkum zählt und die Langeooger Inselspöker. Die deutlich kleineren der angetretenen Inseln, vertreten durch die Gimpel Minds (86) und die Bordellregenpfeifer (79) von Neuwerk sowie die Baltrumer Strandläufer (85), konnten zwar vorne nicht eingreifen, hatten aber trotzdem ihren Spaß, denn an der Größe der Inseln lässt sich ja nun mal nichts ändern.
Baden-Württemberg

125 km radelten die SCHÖNBUCHFinken kreuz und quer durch den Landkreis Tübingen, Buggel nauf, Buggel nonder, und freuten sich nicht nur über schöne Aussichten, sondern auch Sperlingskäuze und letztendlich für den Kreis sehr beachtliche 112 Arten. Hut ab!
Wie schon im vergangenen Jahr war das „Ländle“ mit 23 Teams die Nummer vier unter den Bundesländern, für das die Nachlese sich auf zwei Sätze beschränkt, da es unter www.ogbw.debereits eine formidable Zusammenfassung der Geschehnisse am Birdrace-Tag gibt, die keiner Ergänzung bedarf. Dazu gab’s ein Interview mit den UferSCHWABEN auf SWR4 — so wie es sich für ein ordentliches Sportereignis gehört — live vom Sportplatz.
Auf ein Neues im nächsten Jahr?!

Vom Aufgang der Sonne, bis zu ihrem Niedergang ... Wie viele der 252 Teams werden wahrscheinlich auch die Ostsee-Oielen von der Greifswalder Oie im nächsten Jahr wieder dabei sein. Wir freuen uns schon jetzt auf den 7. Mai 2016.
Das Birdrace 2015 ist Geschichte, die Nachlese neigt sich dem Ende. Vieles, aber selbstverständlich längst nicht alles ist erzählt. Viele weitere Geschichten von herrlichen Stimmungen, unerwarteten und eindrucksvollen Beobachtungen, unglücklich oder durch schlafende Teammitglieder versemmelte Arten, platten Reifen oder vom Hagel zerschlagenen Hoffnungen gäbe es zu erzählen. Also tut ihr es und erzählt weiter, welches Vergnügen ein Birdrace ist, wie viele schöne Erlebnisse man von einem solchen Tag mitnimmt und wie viel Neues man über die Landschaft und die Vogelwelt dabei erfährt.
In diesem Sinne hoffen wir, dass der Samstag mit vielen schönen Erinnerungen noch lange im Gedächtnis bleibt, wünschen allen gute Erholung von den Strapazen und freuen uns auf das 13. bundesweite Birdrace am 7. Mai 2016.
Zuvor wird aber noch die Glücksfee ihres Amtes walten und die über 80 Preise verlosen. Wir drücken die Daumen!
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07.05.2015
LfU und LBV bekräftigen Kooperation beim Vogelschutz
LfU-Präsident Claus Kumutat und LBV-Vorsitzender Dr. Norbert Schäffer vor der neu sanierten Vogelschutzwarte in Garmisch-Partenkirchen
© LfU
Aus Anlass der energetischen Sanierung des Dienstgebäudes der Staatlichen Vogelschutzwarte Bayerns trafen sich der Präsident des Bayerischen Landesamtes für Umwelt (LfU) Claus Kumutat und Dr. Norbert Schäffer, seit Dezember 2014 Erster Vorsitzender des Landesbundes für Vogelschutz in Bayern (LBV), vor der neu sanierten Vogelschutzwarte in Garmisch-Partenkirchen. „
Neben unserer bayernweiten Kooperation arbeiten wir in der Vogelschutzwarte buchstäblich unter einem Dach zusammen“, erklärt Schäffer mit Blick auf die intensive Zusammenarbeit mit dem LfU und die teilweise Nutzung des Gebäudes durch die LBV-Regionalgruppe der Landkreise Garmisch-Partenkirchen und Weilheim-Schongau. LfU und LBV sind seit Jahrzehnten in gemeinsamen Projekten und Veranstaltungen für den Artenschutz in Bayern tätig. „
Diese fruchtbare Zusammenarbeit von amtlichem und ehrenamtlichem Naturschutz für den Erhalt heimischer Biodiversität wollen wir auch künftig intensiv fortsetzen“, so Schäffer. Kumutat dankt dem LBV für sein breites Engagement für den Vogelschutz, insbesondere auch bei der Vogelzählung: „
Die Erkenntnisse aus dem Monitoring sind eine maßgebliche fachliche Grundlage für wirksamen Vogelschutz. Ohne das ehrenamtliche Engagement des LBV wäre die flächendeckende Erfassung nicht möglich“. Die beiden bayerischen Brutvogelatlanten aus den Jahren 2005 und 2012 wurden unter maßgeblicher Beteiligung des LBV erstellt und gemeinsam veröffentlicht. Aktuell sind die Ergebnisse der Zusammenarbeit in den kürzlich erschienenen Atlas deutscher Brutvogelarten (ADEBAR) eingeflossen.
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06.05.2015
1. Europäisches Braunkehlchen Symposium
© LBV
Beim 1. Europäischen Braunkehlchen Symposium am 28./29. Mai 2015 in Helmbrechts im oberfränkischen Landkreis Hof werden neueste Forschungsergebnisse zur Biologie des Braunkehlchens präsentiert. Der dramatische Bestandsrückgang des Braunkehlchens vor allem in Mittel- und Westeuropa gibt Anlass zu großer Sorge. Bereits vor über 30 Jahren wurde die Art auf die Roten Listen aufgenommen und 1987 nicht zuletzt deshalb zum „Vogel des Jahres“ gekürt. Seit Mitte der 2000er Jahre scheint sich die Lage noch zu verschärfen, denn selbst Brutgebiete, die sich rein äußerlich in den letzten Jahrzehnten kaum verändert haben, verwaisen zunehmend. Auf dem Symposium werden die Ursachen für den dramatischen Rückgang erörtert, aber auch erfolgreiche Schutzmaßnahmen vorgestellt. 35 Beiträge aus 15 Teilnehmerländern stellen die aktuelle Situation des Braunkehlchens in Europa dar (22 Vorträge, 13 Poster). Am Ende des Symposiums ist die Gründung einer Arbeitsgruppe geplant, die ein europaweites Schutzkonzept für den bedrohten Wiesenbrüter entwickeln soll.
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Ein rund 250 Seiten umfassender, zweisprachiger Tagungsband mit allen Vorträgen und Postern des Symposiums sowie einigen zusätzlichen Artikeln kann im Anschluss an die Tagung über die Internetseite bei der LBV-Kreisgruppe Hof bestellt werden.
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06.05.2015
Herzlichen Glückwunsch!
25 Jahre Ornithologische Arbeitsgemeinschaft Mecklenburg-Vorpommern
© OAMV
Die Ornithologische Arbeitsgemeinschaft Mecklenburg-Vorpommern (OAMV) begeht in diesem Jahr ihr 25-jähriges Bestehen. Der DDA gratuliert ganz herzlich zum Jubiläum und wünscht den Aktiven viel Energie und Erfolg für die zukünftigen Aufgaben!
Die OAMV setzt die Tätigkeit der Interessengemeinschaft Avifauna Mecklenburg und der formell am 25.08.1990 auf dem Recknitzberg als Interessengruppe des NABU, Landesverband Mecklenburg-Vorpommern e.V., gegründeten Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft Mecklenburg-Vorpommern fort.
Nach Beschluss durch die Mitgliederversammlung erfolgte am 02.04.1995 die Umwandlung der OAMV in einen selbständigen eingetragenen Verein mit Einzelmitgliedschaft. Zum Jahresende 2014 hatte die OAMV 454 Mitglieder.
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Vom 10.-12. April 2015 feierte die OAMV auf ihrer Jahrestagung in Malchin ihr 25 jähriges Bestehen. Nach dem Begrüßungsabend am Freitag wurden am Samstagvormittag auf zwei Exkursionen die unweit des Tagungsortes liegenden, fast 850 Hektar umfassenden Renaturierungsflächen des Polders Große Rosin mit ihrer artenreichen Vogelwelt aufgesucht. Auf die sich anschließende Mitgliederversammlung der OAMV folgte ein Festvortrag von Dr. Bernd Nicolai vom Museum Heineanum in Halberstadt, der an die frühen Zeiten seiner ornithologischen Arbeit in Mecklenburg-Vorpommern erinnerte und über seine Forschungen am Hausrotschwanz berichtete. Der Sonntag gehörte den wissenschaftlichen Vorträgen.
Die Versammlung dankte Frank Vökler für seine koordinativen Arbeiten beim zweiten Brutvogelatlas Mecklenburg-Vorpommerns, der wenige Tage vor der Mitgliederversammlung erschienen ist. An diesem Werk haben 234 meist ehrenamtliche Kartierer mitgewirkt. Eine gewaltige Leistung!
Ein Höhepunkt der Jubiläumsveranstaltung war die Ernennung von Ehrenmitgliedern. Stefan Kroll sprach die Laudatio für Hans Zöllick, den Storchenvater des Landes. Klaus-Dieter Feige begründete in sehr persönlichen Worten die Auszeichnungen für Ernst Schmidt und Dietrich Sellin. Joachim Neumann zeigte in Wort und Bild, warum Werner Eichstädt zum Ehrenvorsitzenden berufen wurde.
Zum Vorsitzenden wurde Klaus-Dieter Feige (Matzlow) bei nur einer Stimmenthaltung wiedergewählt. Als weitere Mitglieder im Vorstand wurden gewählt: Jens Köhler (Greifswald), Bernd Ladendorf (Waren), Rolf-Rüdiger Strache (Groß Woltersdorf), Frank Vökler (Bad Doberan) und Andreas Weber (Speck).
Der DDA wünscht allen Mandatsträgern ein weiterhin glückliches Händchen und beharrliches Druchhaltevermögen und freut sich auf die Fortsetzung der sehr erfolgreichen Zusammenarbeit.
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02.05.2015
Happy birdday to you ... Allen Teams viel Vergnügen beim 12. bundesweiten Birdrace!
Im Frühtau zu Werke wir gehn‘ fallera ... in den meisten Regionen steht den Teams ein herrlicher Morgen bevor.
© Team "Trans Hannover Express"
Gong, Gong, Gong ... nachdem die Turmuhren zwischen Sylt und Zugspitze heute Nacht zwölfmal geschlagen hatten, ging′s für die ganz ambitionierten Teams bereits um Mitternacht los, um in den folgenden 24 Stunden soviele Vogelarten wie möglich zu sehen oder zu hören. Über 900 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in 249 Teams sind beim 12. bundesweiten Birdrace des Dachverbandes Deutscher Avifaunisten (DDA) am Start — wieder einmal mehr als im Vorjahr. Auch die Anzahl der Teams, die auf ein Auto verzichten stieg weiter, ebenso die der Nachwuchsteams. Und das Wetter wird in weiten Teilen der Republik gut. Es ist also angerichtet für einen spannenden und erlebnisreichen "Tag der Vogelartenvielfalt"!
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Auf dr Alp da gibt′s koa Sicht
Nach den durchwachsenen bis sehr feuchten Tagen hat Petrus ausgerechnet am Birdrace-Tag ein Einsehen und den Hahn größtenteils zugedreht: Vielerorts gibt es ein Wechselspiel aus viel Sonne, aber auch Wolken, es bleibt trocken und abseits der Küste weht so gut wie kein Wind — gute bis optimale Birdrace-Bedingungen also. Gut, bei maximal 15 Grad wird es nicht gerade besonders warm, aber primäres Ziel ist ja nicht der Liegestuhl, sondern eine möglichst lange Artenliste und da sind solche Temperaturen für Menschen wie Vögel gleichermaßen angenehm: die einen bleiben frisch und munter, die anderen singen ausgiebiger und länger. Apropos: mit vielerorts nahe 0 Grad wird’s nachts allerdings ziemlich frisch, Mütze und Handschuhe werden für die ersten Rennstunden also kaum entbehrlich sein. Soweit zur Mitte und zum Norden.
Wie schon in den beiden vergangenen Jahren meint es Petrus mit den Teams im Süden hingegen nicht gerade gut: Vor allem in den Alpen und im Alpenvorland werden die Teams ohne Plastikhülle nicht auskommen. Nach den starken Regenfällen der letzten Tage und Schnee in den Bergen soll es zwar nicht mehr aus Kübeln gießen, aber optimale Bedingungen sehen anders aus. Vor allem euch All-Geiern, 3-Zehenspechtern und Guggenmichls wünschen wir deshalb, dass es in den Hochlagen doch etwas Sicht gibt und ihr somit die Alpenarten zur bundesweiten Artenliste beisteuern könnt. Bei so vielen Teams insgesamt und gleich mehreren in den Alpen gelingt es vielleicht, erstmals 300 oder mehr Vogelarten bundesweit an einem Tag zu entdecken.
Cuxland, Gätkes Erben ... oder doch die Usedommeln?
Im Rennen um die ersten Plätze sind alle Teams, die in den vergangenen Jahren vorne mitmischten, auch heute wieder dabei. Klarer Favorit — auch wenn sie selbst sicher wieder tiefstapeln — ist das Team Cuxland, das bereits achtmal die Nase vorn hatte. Aber letztes Jahr war es genau eine Art, die sie vor Gätkes Erben lagen, denen es somit nicht nur zuzutrauen, sondern nach elf Anläufen durchaus auch einmal zu gönnen wäre, dass sie sich aufs oberste Treppchen beobachten. Oder gelingt es den Usedommeln allen ein Schnippchen zu schlagen und die Rücklichter zu zeigen? Schon zweimal gelang ihnen als Fahrradteam der Sprung aufs Treppchen ... Aber auch das Havelland ist immer für eine Überraschung gut, Darßky und Stutch sind sicherlich mit einigen Ambitionen aufgestanden und die Speedbirder werden auch erst die Ohren auf Durchzug stellen, wenn heute schon gestern ist.
Wer auch immer heute Abend die Nase oder das Vorderrad vorne haben wird: Über allem steht die Freude an der Vogelbeobachtung, ein intensiver, erlebnisreicher Tag mit Freunden und Bekannten in der Natur und natürlich ein fairer Umgang zwischen und mit allen Beteiligten — der Konkurrenz, vor allem aber den Vögeln und deren Lebensräumen!
Auf die Räder, fertig, los: Wer hat den Reifen vorn in der autofreien Variante?
Waren 2008, im ersten Jahr mit umweltfreundlicher Variante, nur 30 Teams und damit ein Viertel mit dem Rad oder zu Fuß unterwegs, so verzichten heute 129 und damit mehr als die Hälfte der Teams auf ein Auto. Eine Entwicklung, über die wir uns sehr freuen! Es gibt somit mehr und mehr ein Rennen im Rennen, und der erste Platz in dieser Sonderwertung ist (fast) ebenso prestigeträchtig wie der erste Platz insgesamt. Das was das Team Cuxland insgesamt ist, sind die Usedommeln unter den "grünen" Teams: Sie halten mit 160 Arten den Bestwert (aufgestellt 2014) und lagen seit 2008 viermal vorn. Kurzum, sie sind die Favoriten, ob sie wollen oder nicht. Aber Pody & Co. und Wannacks Topti(c)ker aus Schleswig-Holstein, die zwei bzw. einmal auf Platz 1 radelten, werden sicherlich auch ein Wörtchen mitreden wollen und ebenso wie viele andere Teams wieder 100 km und mehr am Abend in den Beinen haben, wenn die Räder schließlich wieder stillstehen. Das ist echter Frischluftsport!
Spendenrennen: Machen die BO-BACHTER das Dutzend voll?

Das TEAM BO-BACHTER sind die ungekrönten Spendenkönige: elfmal hatten sie im Spendenrennen die Nase vorn!
Wäre das Spendenrennen beim Birdrace die 1. Bundesliga, es gäbe wohl landesweite Demonstrationen für Regeländerungen: Noch nie gab es andere Birdrace-Spendenmeister als das TEAM BO-BACHTER aus Bochum. Da können selbst Real Madrid oder die Bayern einpacken. Und auch dieses Jahr schicken sie sich wieder an, die Konkurrenz hinter sich zu lassen und das Dutzend voll zu machen — wie es aussieht mit einem neuen Rekord: Mit 32 Euro pro Art (!) und über 1.000 Euro an pauschalen Spenden sind sie ins Rennen gestartet. Damit dürfte ihnen der erste Platz kaum zu nehmen sein, auch wenn sich viele andere Teams — aktuell über 70 — großartig engagiert haben. Mit aktuell 17 Euro pro Art könnten die BOR-Seeschwalben dieses Mal vielleicht den zweiten Platz erobern, denn im Kreis Borken im Westmünsterland kommt man erfahrungsgemäß auf mehr Arten als in Bonn, wo Birding for Nature unterwegs sind, die aktuell bei knapp 13 Euro pro Art liegen, aber auch schon über 700 Euro sicher haben. Und wer weiß, vielleicht passiert ja noch eine Überraschung ...
Wir möchten allen Spenderinnen und Spendern sowie allen, die sich teils über Wochen und mit vielen Telefonaten und Schreiben für das Einwerben von Spenden engagiert haben, ganz herzlich danken. Ihr und euer Einsatz ist großartig, wir wissen das sehr zu schätzen!
Die Spenden werden auf Beschluss der DDA-Mitgliederversammlung auch in diesem Jahr wieder der Betreuung, dem Unterhalt und der Weiterentwicklung des Internetportals ornitho.de zugutekommen. Die mittlerweile über 14.000 Nutzerinnen und Nutzer wird es freuen.
Tief im Westehehen ...
Die Rasenden Falken sind eines von 15 Nachwuchsteams. Auf welchem Platz die Rutschpartie enden wird, dürfte noch eher nebensächlich sein. In 20 Jahren sehen die Nachwuchsornis das vielleicht anders ...
... ist die Konkurrenz einmal mehr am größten: 69 Teams treten in NRW überwiegend in die Pedale und küren den Landesmeister, der mutmaßlich wieder zwischen einem Team aus Münster und einem vom Niederrhein entschieden werden wird. Es geht also auch um Rheinland vs. Westfalen, kurzum um viel. Kein Wunder auch, dass die diesjährige Birdrace-Hauptstadt wieder im bevölkerungsreichsten Bundesland liegt. Dieses Mal hat Herford wieder mit zwölf Teams die Nase vorne, Münster — wo wieder alle Teams radelnd unterwegs sind, kommt auf elf Teams. Das sind mehr als in manchem Bundesland!
Doch auch in den anderen Bundesländern ist die Konkurrenz inzwischen beachtlich: Niedersachsen kommt auf 31 Teams, Schleswig-Holstein auf 30 — jeweils so viele wie noch nie. Doch nicht nur im kühlen Norden wird es heißer, auch im Süden breitet sich das "Birdrace-Fieber" weiter aus: Baden-Württemberg bringt 22, Bayern immerhin 15 Teams an den Start. Besonders freut uns, dass wieder aus allen Bundesländern Teams dabei sind.
Bordellregenpfeifer gegen Gimpel Minds, Wuttpecker gegen KorpulEnten ...

Ein Paar der seltenen Bordellregenpfeifer. Sehr charakteristisch ist das knappe Prachtkleid des Männchens.
Wattnspass denkt man sich jedes Jahr aufs Neue, wenn man die Teamnamen durchgeht; ein untrügliches Zeichen, dass es beim Birdrace glücklicherweise nicht bierernst zugeht. Die drei Vollmeisen nehmen es mit den Marschmenschen auf, die UferSCHWABEN versuchen den FeldLÖrchen zu entfliegen, die Oderhuehnchen wollen — so oder so — die Schweißstörche auf Distanz halten, die Natural Born Birders treffen auf das, die oder den WonderBRA, Digga macht — ebenso wie der VC Vollgas Vogelkacke und Pornithos — eher einen auf dicke Hose, während Bird Marley and the Magic Warblers die Sache eher chillig angehen dürften. Und ob Die Drei von der Tankstelle weit kommen, wird sich zeigen. Etwas schwungvoller angehen wollen es offenbar die Turbotauben und das Turbo-Rudel, mehr nach alles oder nichts klingt hingegen die Taktik von Gans oder Kranich, und From Ducks till Swan werden auf ihrem Roadtrip durch Ostholstein am Ende hoffentlich kein Blutbad anrichten. Die Doppelkornweihen und die Traubenschnäpper verzichten sinnvollerweise auf ein Auto, und egal wo sie am Ende liegen, Hamburg schnellste Vogelgucker (HSV) werden - im Gegensatz zu ihrem Namensgeber(?) — nicht aus der ersten Birdrace-Bundesliga absteigen. Vielleicht können sie ja immerhin Die Gurkentruppe aus dem Spreewald hinter sich lassen? Sicher Recht behalten werden Diesmal sehen wir mehr oder weniger, und im Duells Team mit den unmöglichen Vöglichkeiten gegen das Team mit den unvöglichen Möglichkeiten deutet sich eindeutig ein Unentschieden an.
Die Göttinger Sozialbrachvögel werden sicher nicht nur in der Innenstadt abhängen und versuchen, sich Dynamo avigoe vom Leib zu halten, die möglicherweise in den Steinfurter Vogelvenns neue Anhänger finden werden. Die Reken-Brachvögel "stochern" im Westmünsterland nach möglichst vielen Arten, während die Demmingos im braunen Sumpf hoffentlich nicht stecken bleiben. Wenn DIETERekwasserläufer ihrem Namen alle Ehre machten, wäre das der erste für das Birdrace, Die Uhulogen werden auch mit noch so guten Spektiven wohl keine Teuto Tölpel zu Gesicht bekommen und die Zeugen Limosas den Liedern der Waldecker Herzbuben wohl kaum Glauben schenken. Bei alledem haben die Loving Kookaburras zwar offensichtlich nichts zu lachen, sich aber immerhin lieb.
In diesem fröhlichen Sinne wünschen wir allen Teams einen an positiven Überraschungen und Erlebnissen reichen Tag ohne Platten, Pech und Pannen!
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30.04.2015
Weltzugvogeltag 2015 — „Energie vogelfreundlich gestalten!“
© http://www.worldmigratorybirdday.org
Am 9. und 10. Mai 2015 ist Weltzugvogeltag — eine weltweit stattfindende Kampagne zum Schutz von Zugvögeln und ihren Lebensräumen. Der Weltzugvogeltag wird von zwei internationalen Abkommen organisiert, die durch das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) verwaltet werden — dem Übereinkommen zur Erhaltung der wandernden wild lebenden Tierarten (CMS) und dem Abkommen zur Erhaltung der afrikanisch-eurasischen wandernden Wasservögel (AEWA). Das diesjährige Thema des Weltzugvogeltags lautet „Energie vogelfreundlich gestalten!“ und zielt darauf ab, die Bedeutung der Entwicklung von Energie-Technologien hervorzuheben, die Auswirkungen auf Zugvögel und ihre Lebensräume minimieren und mildern.
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In Zeiten einer ständig steigenden weltweiten Nachfrage nach Energie, sind die Entwicklung neuer und der Ausbau bestehender Technologien für erneuerbare Energien der Schlüssel, wenn es um das Streben nach einer kohlenstoffarmen Zukunft geht. Energie kann jedoch nur nachhaltig und umweltfreundlich sein, wenn dabei auch die biologische Vielfalt und insbesondere die Zugvögel berücksichtigt werden.
Seit dem ersten Weltzugvogeltag im Jahr 2006, fanden in 130 Ländern Veranstaltungen statt, die die Notwendigkeit der Erhaltung der Zugvögel verdeutlicht haben. Auch 2015 laufen weltweit zahlreiche Veranstaltungen. Sie können selbst am Weltzugvogeltag teilnehmen, indem Sie sich beispielsweise an Exkursionen, Ausstellungen oder anderen öffentlichen Veranstaltungen beteiligen. Weitere Informationen zum Weltzugvogeltag sowie zur Teilnahme finden Sie auf der Weltzugvogeltag-Internetseite unter: www.worldmigratorybirdday.org
Dort können Sie auch kostenlose Materialien (Poster, Sticker und Postkarten) bestellen und ihre Veranstaltung mit der immer größer werdenden Weltzugvogeltag-Gemeinschaft teilen.
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28.04.2015
ADEBAR im Fernsehen
Prof. Dr. Beate Jessel, Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz, im Interview mit Lars Tepel (Fernsehmagazin
nano).
©
Am 27. April 2015 berichtete das Fernsehmagazin
nano auf 3sat über den Atlas Deutscher Brutvogelarten. Johannes Wahl und Christoph Sudfeldt vom Dachverband Deutscher Avifaunisten stellen die Arbeit am ADEBAR-Projekt vor und spannen den Bogen bis hin zu ornitho.de. Beate Jessel, Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz, hebt den hohen Stellenwert bürgerschaftlichen Engagements hervor, das dem staatlichen Naturschutz bei der Erfüllung seiner gesellschaftlichen Aufgaben eine unverzichtbare Hilfe sei. Aber auch die alarmierende Bestandssituation der Vogelwelt in der Agrarlandschaft kommt nicht zu kurz. So fordert Jessel eine gezieltere Förderung spezifischer Agrarumweltmaßnahmen, die konkret der Erhaltung der heimischen Artenvielfalt dienen, anstelle der derzeit praktizierten, vergleichsweise unspezifischen Ausschüttung der Fördermittel mit der Gießkanne.
Hier geht es zum Video:
ADEBAR im TV
27.04.2015
Tagung der Fachgruppe Spechte der DO-G 2015 im Münsterland
Die Eichen-Hainbuchenwälder der Davert, dem Tagungsort der Fachgruppe Spechte 2015, beherbergen große Vorkommen des Mittelspechts.
© Lutz Ritzel
Vom 5.-7. Juni 2015 lädt die Fachgruppe Spechte der Deutschen Ornithologen-Gesellschaft (DO-G) zur Jahrestagung ins zentrale Münsterland nach Ascheberg-Davensberg ein. Mitausrichter der Tagung sind die Nordrhein-Westfälische Ornithologengesellschaft (NWO), der Landesverband NRW des NABU und die NABU-Naturschutzstation Münsterland sowie die Vogelschutzwarte im Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV). Das umfangreiche Programm verteilt sich auf insgesamt drei Kalendertage.
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Als Schwerpunktthema der Tagung wurden Spechthöhlen als wichtige Schlüsselrequisiten der Artenvielfalt im Wald gewählt. Nutznießung und Konkurrenz um diese Kernrequisiten sind sowohl biologisch als auch artenschutzfachlich interessante Untersuchungsaspekte. Die Bedeutung der Spechthöhlen, ihrer Verteilung und Häufigkeit einerseits für die Spechte selbst, andererseits auch für die sogenannten Spechthöhlen-Nachnutzer stehen im besonderen Fokus der Tagung. Das Programm möchte das Schwerpunktthema von verschiedenen Seiten aus beleuchten.
Die Tagung findet am Rande der Davert, dem größten Laubwaldgebiet des Münsterlandes, statt. Kennzeichnend für die urige Niederung sind ihre Sümpfe, Feuchtwiesen, Hecken und großen Eichenwälder. Der zentrale Bereich ist ein über 2200 ha großes Naturschutzgebiet. Es genießt als FFH- und EU-Vogelschutzgebiet besonderen Schutz. Die Lebensraumtypen der Eichenwälder in der Davert gehören zu den bedeutendsten Vorkommen in Deutschland. Mit über 120 Brutpaaren befindet sich hier das größte Mittelspechtvorkommen in Nordrhein-Westfalen.
Weitere Informationen
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24.04.2015
Neuer Brutvogelatlas liefert umfassenden Datenfundus
Feierliche Übergabe des Atlas Deutscher Brutvogelarten an Prof. Beate Jessel
© DDA
Die Kartierung von
80 Millionen Brutpaaren und damit mehr als
400.000 Stunden ehrenamtlicher Arbeit stecken in „ADEBAR“, dem neuen
Atlas Deutscher Brutvogelarten. Damit liefert das Werk einen umfassenden Datenfundus zu allen
280 in Deutschland brütenden Vogelarten. Es belegt dabei unter anderem, dass
Buchfink und Amsel die häufigsten Arten sind. Vorgestellt wurde der Brutvogelatlas heute von der Stiftung Vogelwelt Deutschland und dem Dachverband Deutscher Avifaunisten in Bonn.
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Das 800seitige Werk entstand in mehr als zehnjähriger Arbeit und beschreibt die Verbreitung aller in Deutschland auftretenden Brutvogelarten. ADEBAR ist nicht nur das Ergebnis eines der größten Kartiervorhaben, zu dem jemals in Deutschland zur Mitarbeit aufgerufen wurde. Dem Projekt wurde eine Begeisterung entgegengebracht, die alle Erwartungen übertraf: Mehr als 4000 Ehrenamtliche beteiligten sich an den Bestandserhebungen. Im Durchschnitt steuerten jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter deutlich mehr als 100 Stunden Feldarbeit bei. Rund 600.000 ausgewertete Datensätze, die auf mehr als vier Millionen kartierten Vogelrevieren basieren, liegen den Verbreitungskarten zugrunde. „Ich bin beeindruckt, zu welchen Leistungen die Bürgerwissenschaft, neudeutsch auch 'Citizen Science' genannt, fähig ist. Dank dieses enormen Engagements steht uns jetzt ein Datenfundus zur Verfügung, der umfassend Auskunft über den Zustand der Natur gibt und unverzichtbare naturschutzrelevante Erkenntnisse liefert“, erklärte Prof. Beate Jessel. Die Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) erwies allen Beteiligten an dem Mammutprojekt größte Anerkennung, als sie das Werk im Rahmen einer Festveranstaltung im Zoologischen Forschungsmuseum Alexander Koenig in Empfang nahm.
Auch die „nackten Zahlen“ zur Bestandssituation der heimischen Vogelarten sind beeindruckend: Aktuell brüten 280 Vogelarten in Deutschland, davon regelmäßig 248 einheimische Arten. Der Rest verteilt sich auf unregelmäßig brütende oder gebietsfremde Vogelarten. Insgesamt brüten hierzulande rund 80 Millionen Vogelpaare. Damit entfällt auf jeden Einwohner Deutschlands ein Vogelpaar. Die mit Abstand häufigsten Arten sind Buchfink und Amsel mit jeweils über acht Millionen Paaren, gefolgt von der Kohlmeise mit mehr als fünf Millionen Paaren. Zusammen mit 19 weiteren Arten, deren Bestände über eine Million Paare erreichen, machen sie 80 Prozent aller in Deutschland brütenden Vögel aus. Diese Arten sind nicht nur sehr häufig, sondern auch weit verbreitet. Etwa ein Fünftel aller einheimischen Brutvogelarten besiedelt mehr als 90 Prozent der Landfläche Deutschlands. Auf der anderen Seite stehen mit knapp 100 Arten etwa doppelt so viele, die auf weniger als zehn Prozent der Landesfläche brüten. Davon sind viele Arten stark gefährdet, wie der Seggenrohrsänger, dessen Bestände sehr stark abgenommen haben und nur mithilfe sehr großer Schutzanstrengungen vor dem Erlöschen bewahrt werden können.
„ADEBAR versetzt uns erstmals in die Lage, Veränderungen des Brutareals von Vogelarten seit etwa Mitte der 1980er-Jahre sichtbar werden zu lassen. Gleichermaßen beeindruckend wie alarmierend ist die Erkenntnis, wie sensibel Vogelarten auf Veränderungen in ihren Brutlebensräumen reagieren können“, wies Dr. Kai Gedeon, Vorsitzender der Stiftung Vogelwelt, auf die überraschend große Populationsdynamik einzelner Arten hin. „Die Art mit der größten Bestandsabnahme seit Mitte der 1980erJahre ist das Rebhuhn, die Art mit den größten Arealverlusten die Haubenlerche, dicht gefolgt vom Vogel des Jahres 2013, der Bekassine. Es gibt aber auch positive Entwicklungen: Das Schwarzkehlchen hat sich stark ausgebreitet“, bilanzierte Gedeon. Insgesamt überwiegt aber der Anteil an Arten, deren Brutareal schwindet.
„Offenkundig ist, dass viele Arten der Agrarlandschaft weite Bereiche des noch in den 1980er Jahren besiedelten Brutareals geräumt haben“, betonte Bernd Hälterlein, Vorsitzender des Dachverbandes Deutscher Avifaunisten. Betroffen sind vor allem Arten des Feuchtgrünlandes, aber auch solche des zunehmend industriell bewirtschafteten Ackerlandes. Uferschnepfe und Wiesenpieper haben bereits viele Brutgebiete aufgrund Entwässerung, Grünlandumbruch und der Intensivierung der Grünlandnutzung aufgegeben. Die Bestände vieler auf dem Boden brütenden Feldvögel, wie Kiebitz und Feldlerche, sind vor allem im zurückliegenden Jahrzehnt stark zurückgegangen. Regional oder lokal sind auch diese Arten bereits aus der Landschaft verschwunden. Hälterlein forderte: „Der sich in den letzten Jahren beschleunigende Niedergang auch ehemals häufiger Vogelarten der Normallandschaft — also in Allerweltslebensräumen jenseits der großen Naturschutzgebiete oder Nationalparks — muss allen gesellschaftlichen Akteuren eine Verpflichtung sein, umgehend gegenzusteuern.“
„Vogelarten sind darüber hinaus ausgezeichnete Indikatoren, mit deren Hilfe sich stellvertretend die Entwicklung der Artenvielfalt und die Landschaftsqualität messen lassen. Geht es ihnen schlecht, so sind auch viele andere Tiergruppen betroffen“, erklärte BfN-Präsidentin Prof. Jessel und forderte mehr Weitblick bei der Nutzung unserer natürlichen Ressourcen ein. „Die aktuellen Befunde verpflichten uns — abseits dringend notwendiger Analysen — dazu, nun auch Taten folgen zu lassen, um den Erhaltungszustand unserer Vogelwelt deutlich zu verbessern.“ Anderenfalls drohe ein dramatischer Verlust an Artenvielfalt, der weit über das Verschwinden einzelner Vogelarten hinausgehe. Der neue Atlas deutscher Brutvogelarten bietet hierfür belastbare Informationen und ausgezeichnete Argumentationshilfen.
Informationen zum „Atlas Deutscher Brutvogelarten“/ Bezug:
Format ca. 24,5 x 32,5 cm, gebunden, durchgehend 4-farbig, umfassende Informationen zur Brutverbreitung und zur Bestandsentwicklung zu 311 Brutvogelarten mit Verbreitungskarten. Illustrationen von Paschalis Dougalis, einführende Kapitel, Literaturverzeichnis, Namen aller Mitarbeiter, 800 Seiten.
ISBN-13: 9783981554335
Preis: 98,00 Euro.
Das Buch kann online bestellt werden.
Eine Leseprobe gibt es unter: www.dda-web.de/downloads/adebar/
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20.04.2015
Buch-Tipp: "Die Vogelwelt des Nationalparks Hainich"
Auf 215 Seiten erfahren Sie viel Spannendes über die Avifauna des Hainichs - auch, wo und wie Sie diese selbst erkunden können.
© Nationalpark Hainich
Mit "Die Vogelwelt des Nationalparks Hainich", dem vierten Band der von der Nationalparkverwaltung herausgegebenen Schriftenreihe ERFORSCHEN, liegt jetzt eine sehr ansprechende Zusammenstellung des Kenntnisstandes zur Avifauna des Schutzgebietes vor. Ziel dieses Bandes ist es, ein breites Publikum über die vielfältige Vogelwelt des Nationalparks mit seinen abwechslungsreichen Lebensräumen zu informieren.
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Im Nationalpark Hainich spielte die Erfassung der Vögel von Anfang an eine wichtige Rolle in der Forschung. Neben Wissenschaftlern und Nationalparkmitarbeitern haben auch zahlreiche ehrenamtlich Tätige mit ihren Beobachtungen dazu beigetragen, dass die Vögel zu den am intensivsten erforschten Tiergruppen im Schutzgebiet zählen. Ausgewählte ornithologische Forschungsprojekte und -vorhaben wie das Monitoring Greifvögel und Eulen, das Integrierte Monitoring von Singvogelpopulationen, die Revierkartierungen der Brutvögel des Nationalparks 2000-2010 sowie das Specht-Monitoring werden ausführlich vorgestellt. Durch die Aufbereitung und Darstellung der Ergebnisse werden den Lesern ökologische Zusammenhänge aufgezeigt und erläutert. Nicht zuletzt soll dieser Band dazu anregen, sich selbst mit dieser interessanten Artengruppe zu beschäftigen, z. B. im Rahmen einer Wanderung im Nationalpark zur Erkundung der Vogelwelt.
Der Band "Die Vogelwelt des Nationalparks Hainich" (215 Seiten, zahlreiche Fotos, Grafiken und Tabellen) ist zum Preis von 12,50 Euro bei der Nationalparkverwaltung oder über den Buchhandel (ISBN 978-3-9817221-3-0) zu beziehen.
Weitere Informationen
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20.04.2015
HanseBird 2015 lockt mit attraktivem Vortragsprogramm
Auch der DDA wird wieder auf der HanseBird mit einem Stand vertreten sein. Besuchen Sie uns!
© NABU Hamburg
Die vom NABU Hamburg veranstaltete HanseBird lädt vom 20.—21. Juni 2015 bereits zum sechsten Mal Vogelfreunde, Naturbeobachter und Fotografen herzlich auf die Hamburger Elbinsel Kaltehofe ein und hat dabei wieder hochkarätige Referenten im Programm.
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Am Sonntag stellt Dr. Jochen Dierschke (Vogelschutzwarte Helgoland) Durchzügler und Brutvögel im Laufe der Jahreszeiten auf Deutschlands einziger Hochseeinsel vor. Direkt im Anschluss zeigt Bernd Koop (OAG Schleswig Holstein) Gewinner und Verlierer in der Vogelwelt Schleswig-Holsteins im Zuge des Landschaftswandels. NABU-Vizepräsident Helmut Opitz wird verraten, wie der Habicht zum "Vogel des Jahres 2015" wurde und welche Ziele der NABU mit dieser Auszeichnung seit 1970 verfolgt.
Am Samstag berichtet Klaus Günther (Schutzstation Wattenmeer) - passend zum diesjährigen Titelvogel der HanseBird - von der erfolgreichen Rückkehr des Löfflers ins deutsche Wattenmeer. Hauptsponsor Carl Zeiss Sport Optics gibt anschließend praktische Tipps zur Naturbeobachtung und verrät, worauf es bei der Wahl des richtigen Fernglases ankommt. Der DDA stellt das Portal ornitho.de vor — Christopher König zeigt, welche faszinierenden Einblicke in das vogelkundliche Geschehen damit möglich sind.
An beiden Veranstaltungstagen wirft Stephan Martens (Napur Tours) einen Blick über den europäischen Tellerrand und nimmt sein Publikum mit auf die Reise durch das Vogelparadies Costa Rica. Für Naturfotografen wird es bei Vorträgen zur Telefotografie und zum Digiscoping ebenfalls an beiden Tagen spannend: Dr. Jörg Kretzschmar (für Swarovski Optik) wird zeigen, was beim Fotografieren durchs Spektiv heutzutage möglich ist, David Kreibich (KOWA) vergleicht Vor- und Nachteile beider Techniken.
Merken Sie sich den Termin am besten schon jetzt vor! Vortragszeiten sowie alle weiteren Infos zum Vogelfestival des Nordens unter:
www.hansebird.de
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13.04.2015
Zweiter Brutvogelatlas des Landes Mecklenburg-Vorpommern erschienen
© OAMV
Pünktlich zur 25-Jahrfeier der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft Mecklenburg Vorpommern e. V. vom 10.-12.04.2015 in Salem wurde der Zweite Brutvogelatlas Mecklenburg-Vorpommern ausgeliefert. Der Brutvogelatlas präsentiert die bei den landesweiten Erfassungen in den Jahren 2005-2009(-12) gewonnenen Ergebnisse und beschreibt die Veränderungen gegenüber den vorigen Kartierungen aus den Jahren 1978-82 bzw. 1994-98. Darüber hinaus werden die Bestandsentwicklungen in einen historischen Kontext gestellt und ein Vergleich mit den Veränderungen der Brutvogelbestände der angrenzenden Regionen (Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Brandenburg und soweit möglich auch mit der polnischen Region Pommern) vorgenommen.
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Etwa 234 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben die Daten für den neuen Brutvogelatlas erhoben. Dieses gemeinsame Projekt einer großen Zahl von Ornithologen Mecklenburg-Vorpommerns zeugt von einer großen Kontinuität der avifaunistischen Erfassung. In einigen Regionen gab es auch Unterstützung durch Ornithologen aus anderen Bundesländern. Neben der eigentlichen Kartierungsarbeit flossen weitere Bestandserhebungen spezieller Artengruppen, die vielfach bereits seit Jahrzehnten erfasst werden, in dieses Buch ein.
In Mecklenburg-Vorpommern brüten insgesamt 202 verschiedene Brutvogelarten, davon 190 Arten regelmäßig. Darin eingeschlossen sind die inzwischen fest etablierten Neozoen, wie Kanadagans, Nilgans, Jagdfasan und Straßentaube, aber auch der Nandu. Von 12 Arten gelang nur in einem oder wenigen Jahren ein Brutnachweis. Diese Artengruppe umfasst u.a. in Mecklenburg-Vorpommern noch nicht etablierte Neozoen, wie die Mandarinente, aber ebenso Arten, die inzwischen als Brutvogel verschwunden sind (Steinkauz), neu bzw. wieder neu im Gebiet auftreten (z. B. Grünlaubsänger bzw. Zwergsumpfhuhn) und schließlich solche, die nur gelegentlich Brutgast sind
(z. B. Sumpfohreule).
Insgesamt brüten in Mecklenburg-Vorpommern 3,5 - 4 Mio. Brutvogelpaare. Häufigste Art ist die Amsel mit etwa 450.000 Paaren, gefolgt vom Star mit etwa 400.000 Paaren. Deutlich zugenommen haben z. B. Seeadler, Kranich deutlich abgenommen u. a. Weißstorch, Kiebitz, Haubenlerche und Steinschmätzer. Einige Arten haben ihr Verbreitungsgebiet im Land stark vergrößert (z. B. Schwarzkehlchen und Alpenbirkenzeisig), bei anderen hat es sich dagegen stark verkleinert, z. B. bei Bekassine bzw. Turteltaube.
Bezug
Der Zweite Brutvogelatlas (469 Seiten) ist für 20,- € zzgl. Versandkosten zu beziehen bei:
Frank Vökler
Wossidlostr. 19
18209 Bad Doberan
E-Mail: frank.voekler (at) t-online.de
Tel.: 038203/776330
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03.04.2015
12. bundesweites Birdrace am 2. Mai — Anmeldung hat begonnen
Wetter gut, Laune gut! Von den Bedingungen beim Birdrace-Tag hängt viel ab ...
© Team "Jordsand Neuwerk"
In vier Wochen ist es wieder soweit, bereits zum 12. Mal steigt das bundesweite Birdrace. Für alle, die noch nicht dabei waren: Entgegen der direkten Übersetzung „Vogelrennen“ rennen bei einem Birdrace nicht die Vögel, sondern die Beobachterinnen und Beobachter versuchen in Teams von 3—5 Personen innerhalb von 24 Std. so viele Vogelarten wie möglich zu sehen oder zu hören. Das Beobachtungsgebiet kann frei gewählt werden, klare Grenzen sind jedoch v.a. bei mehreren Teams im gleichen Raum wichtig. Hierbei haben sich (Land)Kreise als Einheiten vielfach bewährt. Wer am Ende die meisten Arten entdeckt hat, hat gewonnen. Einen Preis gibt es dafür jedoch nicht, denn die zahlreichen Sachpreise werden unter allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern verlost. Schon deshalb betrügt man letztendlich nur sich selbst, wenn man schummelt. Es ist also Ehrensache, dass man sich sportlich und fair verhält. Und dass der Schutz der Natur und insbesondere der Vogelwelt dabei an höchster Stelle steht, ist selbstverständlich und oberstes Gebot (weitere Regeln s.u.).
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Begeisterung wecken und Artenvielfalt in die Öffentlichkeit tragen
Das gemeinsame Beobachten mit Freunden und Bekannten steht an diesem Tag zweifelsohne im Mittelpunkt. Viele Teilnehmer beginnen den Tag noch in der Nacht und legen des Fernglas erst ab, lange nachdem die Sonne untergegangen ist. An keinem anderen Tag im Jahr wird so intensiv beobachtet, in so vielen Regionen und in so vielen verschiedenen Lebensräumen. Für die meisten, die bereits einmal dabei waren, ist der erste Samstag im Mai deshalb alljährlich fest im Kalender vorgemerkt. Seit der ersten Austragung 2004 mit 41 Teams stieg die Anzahl der Teilnehmer/innen von Jahr zu Jahr. Im vergangenen Jahr nahmen bereits 791 Beobachter/innen in 214 Teams aus allen Bundesländern teil — wieder einmal ein neuer Rekord. 297 Vogelarten wurden im vergangenen Jahr bundesweit beobachtet. Der erste Samstag im Mai wurde somit schleichend zum inoffiziellen „Tag der Vogelartenvielfalt“.
Auf großes Interesse stieß das Birdrace auch von Anfang auch bei den Medien: Mehrfach schafften es Teams bis auf die Titelseiten von Tageszeitungen, und mehrere Radio- und Fernsehteams berichteten über den für Außenstehende durchaus etwas skurril anmutenden Wettbewerb. Mithilfe dieses großen medialen Interesses lassen sich somit Themen des Naturschutzes sehr gut in die Öffentlichkeit tragen, z.B. der Niedergang der Vogelartenvielfalt in der Agrarlandschaft.
Spendenrennen für ornitho.de
Schon seit dem ersten bundesweiten Birdrace sind die Teams dazu aufgerufen (es ist aber keine Teilnahmevoraussetzung!), Spenden für ein jährlich festgelegtes Projekt zu sammeln. Nachdem für sechs Jahre der bundesweite Brutvogelatlas ADEBAR unterstützt wurde (der nun in diesen Tagen ausgeliefert wird), fließen die Spenden seit 2010 in den Unterhalt, die Betreuung sowie die Weiterentwicklung von ornitho.de. Das Internetportal, bei dem mittlerweile fast 14.000 Personen angemeldet sind, die über 13 Mio. Beobachtungen gemeldet haben, ist auch dieses Jahr wieder das Spendenprojekt. Wir hoffen, dass es gerade für begeisterte Nutzer von ornitho.de ein zusätzlicher Ansporn ist, über die Teilnahme am Birdrace selbst zu diesem Gemeinschaftsprojekt beitragen zu können. Alle Unterstützer der letzten Jahre sind, so sie nicht anonym bleiben wollten, unter „Unterstützung“ auf ornitho.de genannt.
Lostrommel wieder reichlich gefüllt
Dank der Großzügigkeit von Carl Zeiss Sports Optics, des AULA-Verlags, Christ Media Natur, Lowepro, Kranichschutz Deutschland, Schwegler, König Photobags, der GNOR, der Zeitschrift VÖGEL, Globetrotter, rebhuhnschutzprojekt.de sowie des DDA und der Stiftung Vogelmonitoring Deutschland ist die Lostrommel in diesem Jahr schon zum Beginn der Anmeldung gut gefüllt, sodass wir unter allen Birdracern, besonders jenen, die sich beim Einwerben von Spenden engagieren, wieder viele attraktive Preise verlosen können.
Seit 2007 ziert ein Gemälde die Urkunde, die alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer erhalten. In diesem Jahr ist es ein wunderschöner Säbelschnäbler von Jens Hamann, der unter all jenen verlost wird, deren Team mindestens 100 Euro für ornitho.de eingeworben hat.
Benötigen Sie weitere Gründe, um erstmals dabei zu sein? Das Wetter am 2. Mai wird vermutlich herrlich und der Tag mit Sicherheit unvergesslich!
Weitere Informationen und Anmeldung:
Allen eine gute Vorbereitung bei frühlingshaften Bedingungen wünscht
das Birdrace-Team des DDA
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02.04.2015
Vögel in Deutschland aktuell: Rückblick auf den Winter 2014/15
Viel Schnee gab′s im Winter 2014/15 nicht, dafür aber reichlich Bergfinken
© Rosl Rößner
Sehr mild und wenig sonnig verlief der meteorologische Winter 2014/15. Die meist nur kurzen winterlichen Witterungsphasen beschränkten sich größtenteils auf den Süden Deutschlands. In der April-Ausgabe von DER FALKE betrachten wir in der Rubrik "Vögel in Deutschland aktuell" das vogelkundliche Geschehen in den Monaten Dezember bis Februar.
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Die milden Verhältnisse wirkten sich auch auf den Rastbestand des Zwergschwans aus, der im Rahmen einer europaweiten Synchronzählung im Januar 2015 gezielt erfasst wurde. Nach den gleichwohl noch vorläufigen Daten ist davon auszugehen, dass im Januar bis zu 4000 (vielleicht sogar mehr) Zwergschwäne in Deutschland rasteten. Das ist der höchste seit mindestens 1990 in Deutschland dokumentierte Bestand zu dieser Jahreszeit. Im Frühjahr sind die Anzahlen deutlich höher: So rasteten alleine in Schleswig-Holstein Anfang März um die 6.000 Zwergschwäne (s. Nachricht "Synchronzählung Zwergschwan in Schleswig-Holstein").
Reich gedeckt war der Tisch insbesondere in der Nähe größerer Obstplantagen für die Wacholderdrosseln, die sich im Herbst auffällig rar gemacht hatten: Sie kamen mit dem kurzen Wintereinbruch kurz vor Jahresende, und das in beeindruckenden Anzahlen. In unserem Beitrag stellen wir das Auftreten der Wacholderdrosseln im vergangenen Winter zeitlich und räumlich grafisch dar.
Noch eindrucksvoller dürften zweifelsohne die mehreren Millionen Bergfinken gewesen sein, die sich an mindestens zwei Massenschlafplätzen in Hessen und Südbaden versammelten. Das Schauspiel des morgendlichen Ab- und abendlichen Einflugs wurde an manchen Tagen von Hunderten teils von weither angereisten Besuchern bewundert.
Den Beitrag "Vögel in Deutschland aktuell: Winter 2014/15: Zwergschwäne in großer Zahl, Wacholderdrosseln in Massen und Bergfinken in Millionen" können Sie hier als PDF herunterladen. Alle weiteren Beiträge finden Sie unter Publikationen und Auswertungen auf ornitho.de.
Das komplette Falke-Heft 04/2015 mit vielen weiteren Beiträgen, u.a. über die verborgene Vielfalt der Rohrsänger, die Hybridisierung von Schrei- und Schelladlern, Seeschwalben auf Neuwerk sowie Regenbrachvögel und Bluthänflinge können Sie über die Internetseite von "Der Falke" beziehen.
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31.03.2015
ADEBAR: Auslieferung ab 10. April 2015
© Paschalis Dougalis
Die von uns mit der Herstellung beauftragte Druckerei in Kleve hat mitgeteilt, dass die Auslieferung des Atlas Deutscher Brutvogelarten ab dem 10. April 2015 erfolgen wird. Da etwa 4.000 Bestellungen vorliegen, wird der Versand einige Tage in Anspruch nehmen. Sollten Sie zu den Subskribenten gehören und seit der Bestellung des Atlas Ihre Adresse geändert haben, dann teilen Sie diese bitte kurzfristig mit. Am besten per Email an
Thomas Thissen oder postalisch an
Dachverband Deutscher Avifaunisten e.V.
An den Speichern 6
48157 Münster
Auch eine telefonische Mitteilung ist möglich: 0251 / 210140-0.
Sollten Sie ADEBAR noch nicht bestellt haben, dann geht es hier zur
Online-Bestellmöglichkeit
Zudem bieten wir Ihnen eine kostenlose
Leseprobe an.
30.03.2015
„Seltene Vögel in Deutschland 2013“ erschienen
© DAK/DDA
Mit der dritten Ausgabe der Reihe „
Seltene Vögel in Deutschland“ wird nun erstmals bereits rund ein Jahr nach den letzten enthaltenen Beobachtungen ein vollständiger Bericht über das Auftreten von Seltenheiten in Deutschland präsentiert. Dank der zeitnahen Dokumentation von Seltenheiten durch die zahlreichen BeobachterInnen und die gute Zusammenarbeit mit den Avifaunistischen Landeskommissionen konnte damit an internationale Vorbilder angeknüpft werden.
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Die dritte Ausgabe von „Seltene Vögel in Deutschland“ umfasst 76 Seiten. Im Kernbeitrag des Heftes werden die Nachweise seltener Vogelarten in Deutschland im Jahr 2013 veröffentlicht. Nach einem erst nachträglich bekannt gewordenen deutschen Erstnachweis des Kanadakranichs 2010, gelang 2013 ein weiterer Nachweis, der ebenso zu den Highlights dieses Jahrgangs gehört wie eine als Wildvogel angesehene Kleine Bergente sowie die zweiten Nachweise von Haussegler, „Östlicher Klappergrasmücke“ und Steinortolan. Zum dritten Mal seit 1977 wurde ein Steppenadler in Deutschland als vermutlicher Wildvogel anerkannt. Diese und mehrere hundert weitere Nachweise werden detailliert und mit zahlreichen Fotos und ergänzenden Grafiken und Karten präsentiert.
Ein Artikel von Jochen Dierschke beschäftigt sich mit dem Vorkommen der Pazifischen Ringelgans in Deutschland. Nach dem Erstnachweis 1975 gab es bis in die 1980er Jahre nur wenige weitere Nachweise in Deutschland. Seit Mitte der 1990er Jahre wird die Art aber alljährlich und in steigender Zahl nachgewiesen. Neben einer ausführlichen Erläuterung der Häufigkeit in Deutschland sowie der Phänologie und räumlichen Verteilung der Nachweise werden Rastdauer, Ortstreue, Altersverteilung und Ringfunde diskutiert.
In mehreren westwärts gerichteten Ausbreitungswellen hat sich der Grünlaubsänger in Deutschland mittlerweile zu einem regelmäßigen Durchzügler und seltenen Brutvogel entwickelt. Steffen Koschkar und Jochen Dierschke betrachten in einem Beitrag die mehr als 500 bis 2013 vorliegenden Nachweise und diskutieren das Vorkommen nach Jahren, die geographische Verteilung und das saisonale Auftreten der Art hierzulande.
Der Band stellt in einem weiteren Beitrag die Überarbeitung der nationalen Meldeliste zum 1.1.2015 vor. Neben vier seit der letzten Aktualisierung neu nachgewiesenen und somit ergänzten Arten, wurden alle Arten von der Meldeliste gestrichen, von denen in den vergangenen zehn Jahren im Median mindestens acht Nachweise gelangen. Die daraus resultierenden acht Streichungen werden genauer kommentiert und begründet.
Abgerundet wird der Band durch einen weiteren Beitrag der DAK zu deren Umgang mit Beobachtungen schwer zu kategorisierender Vögel. Bei einer Reihe von Vogelarten ist die Herkunft der bei uns beobachteten Individuen mitunter sehr schwierig zu beurteilen, da sie häufig in Gefangenschaft gehalten werden, darüber hinaus aber auch ein wildes Auftreten möglich erscheint. Der Beitrag stellt die generell bei der Kategorisierung herangezogenen Kriterien vor und nennt für eine Auswahl von Arten spezielle Kriterien, die bei Beobachtungen dieser Arten für eine Bearbeitung durch die DAK grundsätzlich mindestens erfüllt sein müssen.
Die ansprechend gestaltete und reich bebilderte dritte Ausgabe von „Seltene Vögel in Deutschland“ kann zum Preis von 9,80 € zzgl. Versandkosten bestellt werden bei:
DDA-Schriftenversand
An den Speichern 6, 48157 Münster
Tel: 0251 / 2101400
E-Mail: schriftenversand | dda-web.de
Internet: www.dda-web.de/publikationen
Die Reihe ist auch im Abonnement erhältlich. Eine Ausgabe kostet dann 7,50 € zzgl. Versandkosten.
Sollten Sie die beiden ersten Ausgaben noch nicht kennen, können Sie diese jetzt zum reduzierten Preis von nur 5,00 € zzgl. Versandkosten erwerben.
Mit dem Erscheinen des dritten Bandes von „Seltene Vögel in Deutschland“ möchten wir Ihnen außerdem auch den Seltenheitenbericht der zweiten Ausgabe „Seltene Vogelarten in Deutschland 2011/12“ kostenlos als online lesbare Version anbieten.
Mit freundlichen Grüßen
Ihre Deutsche Avifaunistische Kommission
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20.03.2015
Bericht „Seltene Brutvögel in Bayern 2009—2013“ veröffentlicht
Innerhalb der letzten 20 Jahre hat sich der bundesweite Bestand der Zwergdommel nahezu verfünffacht. Dieser positive Trend hat sich auch in Bayern deutlich bemerkbar gemacht.
© Thomas Kirchen
Die Arbeitsgemeinschaft Seltene Brutvögel in Bayern (AGSB) hat in OTUS, der Zeitschrift des gleichnamigen Vereins für Feldornithologie in Bayern, jüngst ihren 4. Bericht zu seltenen bayerischen Brutvögeln veröffentlicht. Aufgrund des langen behandelten Zeitraums und der damit verbundenen Fülle an Daten wird der Bericht in zwei Teilen veröffentlicht. Der nun vorliegende erste Teil behandelt auf 70 durchgehend farbigen und durch zahlreiche Karten, Diagramme und Fotos reich illustrierten Seiten die Brutvorkommen von 45 Nichtsperlingsvogel-Arten von Nonnengans bis Wiedehopf. Der Erfassungsgrad vieler Arten konnte durch die Einführung des Internetportals
ornitho.de erheblich verbessert werden. Zu den besonders bemerkenswerten Brutereignissen zählen der erste gesicherte Brutnachweis des Steinhuhns seit 1979, der vierte bis sechste bayerische Brutnachweis des Stelzenläufers sowie neue Brutnachweise der Sumpfohreule.
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Der Bericht ist im Heft 6 der Zeitschrift OTUS erschienen. Die Ausgabe enthält darüber hinaus Beiträge zum ersten Nachweis eines Gleitaars für Bayern und einer Mischbrut von Silber- und Mittelmeermöwe an der ostbayerischen Donau. Weitere Informationen und Bestellung unter www.otus-bayern.de
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19.03.2015
DER FALKE berichtet: Etappensieg für Vogelschutz bei Windenergie-Ausbau — Umweltministerien geben neue Abstandshinweise für Windräder frei
Für den Rotmilan wurde der empfohlene Abstand von Windrädern zum Nest von zuvor 1000 Metern auf 1500 Meter verschärft.
© Rosl Rößner
Im Konflikt um einen naturgerechten Ausbau der Erneuerbaren Energien haben Vogelschützer einen wichtigen Etappensieg errungen. Nach jahrelanger Verzögerung haben die Fachabteilungen der Länder-Umweltministerien nach Informationen des Journals
DER FALKE grünes Licht für die Neufassung der von den Staatlichen Vogelschutzwarten erarbeiteten Abstandsempfehlungen für Windräder zu Vogelschutzgebieten und Nestern („Helgoländer Papier II“) gegeben. Damit dürfte der Artenschutz in Gerichtsverfahren gestärkt werden, denn schon das erste „Helgoländer Papier“ ist von Gerichten oft bei Entscheidungen als maßgebliche fachliche Orientierung herangezogen worden.
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Die neue Empfehlungsliste legt Abstände fest, in denen um die Nester vieler besonders gefährdeter Vogelarten keine Windräder gebaut werden sollen. Für den vom Aussterben bedrohten Schreiadler sind dies 6000 Meter, für Seeadler und Schwarzstorch 3000 Meter. Während die Abstandsempfehlungen für viele Arten sogar zugunsten der Windstandorte abgesenkt wurden, empfehlen die Staatlichen Vogelschutzwarten für den Rotmilan einen Mindest-Abstand zwischen Windrädern und Nest von nun 1500 Metern gegenüber 1000 Metern in den bislang gültigen Vorgängerempfehlungen von 2007. Dies wird mit wissenschaftlichen Untersuchungen begründet, nach denen der Rotmilan besonders häufig Opfer von Kollisionen mit Windkraftanlagen wird. Hierzulande leben mehr als 50 Prozent aller Rotmilane, weshalb Deutschland sich international zu einer besonderen Verantwortung für den Erhalt der Art verpflichtet hat.
Die neue Empfehlungsliste wurde auf Basis aktueller wissenschaftlicher Untersuchungen unter anderem an Vögeln erstellt, deren genauen Flugwege man mit Hilfe von Satellitensendern erforscht hat, die den Tieren in einer Art Rucksack umgeschnallt wurden. Vor allem gegen die Ausweitung des Mindestabstandes bei Rotmilanen war die Windstrom-Industrie Sturm gelaufen.
Druck der Windindustrie auf Vogelschutzwarten
Der Freigabe des Papiers durch die Länderarbeitsgemeinschaft Naturschutz (LANA) der Landes-Umweltministerien war ein jahrelanges zähes Ringen vorausgegangen. Vor allem grün-regierte Ministerien hatten die Befassung mit dem Papier in dem höchsten Fachgremium der Ministerien und damit seine Veröffentlichung blockiert, berichtet DER FALKE in seiner an 30. März erscheinenden Aprilausgabe. Bei dem Treffen der Fachabteilungen der Landesumweltministerien wurde das Papier nach Informationen von DER FALKE in der vergangenen Woche nun „zur Kenntnis genommen“ und es wurde auf die Erteilung weiterer Änderungsaufträge verzichtet. Damit ist der Weg frei zur Veröffentlichung und Anwendung des Papiers durch die Vogelschutzwarten.
Auf Druck der Windindustrie wurden nach Recherchen von DER FALKE einige Formulierungen in dem Papier abgeschwächt. Statt von einem „Ausschlussbereich“ um ein Nest ist nun von einem „empfohlenen Mindestabstand“ die Rede, aus „fachlich erforderlichen“ wurden „fachlich empfohlene“ Abstände. Am gravierendsten sei aber die Hinhalte-Taktik einiger Länder gewesen, zitiert das Magazin aus Kreisen der Umweltministerien. „Die Verzögerung hat der Windlobby mehrere Jahre Zeit verschafft, Anlagen dort zu bauen, wo sie nach einstimmiger fachlicher Überzeugung schon seit Jahren nicht hätten gebaut werden dürfen“, sagte ein Insider aus einer Landesregierung im Gespräch mit DER FALKE. Auch vor der entscheidenden Sitzung in der vergangenen Woche hatten die grünen Umweltministerien von Rheinland-Pfalz und Niedersachsen nach DER FALKE-Informationen vergeblich eine Verschiebung der Befassung beantragt. Ungewöhnlicherweise wurde das Papier aber auch der Staatssekretärs-Konferenz der Länder zugeleitet, die im Mai tagt. Eine weitere politische Einflussnahme auf das Fachpapier ist dem Bericht zufolge damit nicht ausgeschlossen.
Quelle: Pressemitteilung DER FALKE vom 19.3.2015
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12.03.2015
Herzlichen Glückwunsch: NWO-Preis 2015 an Christoph Sudfeldt
Sichtlich erfreut und überrascht nimmt Christoph Sudfeldt den NWO-Preis 2015 aus den Händen des NWO-Vorsitzenden, Joachim Weiss, und dem Vorsitzenden der Preis-Jury, Henning Vierhaus, entgegen.
© Barbara C. Meyer
Christoph Sudfeldt erhielt am vergangenen Sonntag den Preis der
Nordrhein-Westfälischen Ornithologengesellschaft (NWO) 2015 für seine großen Verdienste um das Vogelmonitoring in Deutschland und seine tragende Rolle bei der Erstellung von ADEBAR. In seiner Laudatio würdigte Stefan R. Sudmann den avifaunistischen Werdegang von Christoph Sudfeldt von feldornithologischen Untersuchungen als Jugendlicher am Wiesenpieper, über die Limikolenforschung in den Rieselfeldern Münster, die Koordination der Wasservogelzählung in NRW und bundesweit, die Veröffentlichung wegweisender Arbeiten zum Feuchtgebietsschutz sowie der deutschen Liste der Important Bird Areas, der Professionalisierung des DDA, der zur Jahrtausendwende noch einen Jahresumsatz in der Größenordnung von 10000 DM hatte und mittlerweile zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt, der Professionalisierung des Vogelmonitorings in Deutschland von rein ehrenamtlichen Strukturen zu einer langfristigen Absicherung im Rahmen der Verwaltungsvereinbarung Vogelmonitoring bis zur Herausgabe des Atlas Deutscher Brutvogelarten (ADEBAR) in diesem Frühjahr. Das verdeutlicht, welche entscheidende und prägende Rolle Christoph Sudfeldt auf die avifaunistische Arbeit in Deutschland hatte und hat!
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Der Vorstand des DDA und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der DDA-Geschäftsstelle sagen — sicherlich auch im Namen Tausender Ehrenamtlicher im Vogelmonitoring bundesweit — „Herzlichen Glückwunsch!“.
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11.03.2015
Neue Rote Liste der Brutvögel Mecklenburg-Vorpommerns erschienen
Die Bekassine, der Vogel des Jahres 2013, ist in Mecklenburg-Vorpommern mittlerweile vom Aussterben bedroht.
© Peter Hering
Bei der aktuell veröffentlichten Roten Liste der Brutvögel Mecklenburg-Vorpommerns handelt es sich nach den Fassungen aus den Jahren 1992 und 2003 um die 3. Fassung einer Roten Liste für diese Artengruppe. Sie basiert im Wesentlichen auf den Ergebnissen der Kartierungen zum Atlas Deutscher Brutvogelarten.
Von den in der Liste der Brutvögel Mecklenburg-Vorpommerns geführten 229 Vogelarten wurden 212 Arten einer Bewertung zugeführt. Bei den übrigen nicht bewerteten Arten handelt es sich entweder um Neozoen oder um nicht regelmäßig brütende Vermehrungsgäste. Von den bewerteten 212 Arten konnten 105 Arten (49,5 %) als ungefährdet eingestuft werden. 88 Arten (41,5) wurden verschiedenen Kategorien der Roten Liste sowie weitere 19 Arten (9 %) der Vorwarnliste zugeordnet.
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Im Vergleich mit der 2. Fassung der Roten Liste aus dem Jahre 2003 wurden 64 Brutvogelarten (30,2 %) in eine andere Kategorie eingestuft. Die Kategorieänderungen betrafen 27 Arten mit positiveren Einschätzungen (Beispiele: Gebirgsstelze, Kleines Sumpfhuhn, Uhu, Wanderfalke) und 37 Arten mit negativeren Einschätzungen (Beispiele: Bekassine, Feldlerche, Feldschwirl, Haubenlerche, Waldschnepfe, Wiesenpieper). Bei 137 Arten gab es keine Änderungen der Einstufungen, für 11 Arten konnte die veränderte Einstufung keinem Trend zugeordnet werden. Es muss allerdings darauf hingewiesen werden, dass Vergleiche der Listen aufgrund einer inzwischen weiterentwickelten Methodik grundsätzlich nur mit Einschränkungen vorgenommen werden können. Die Ursachen für Bestandsveränderungen sind in der Regel komplexer Natur und sie können sowohl in den Brutgebieten, wie auch auf dem Zug bzw. in den Überwinterungsgebieten wirken.
Die Rote Liste der Brutvögel Mecklenburg-Vorpommerns kann über die Internetseite des Ministeriums für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz Mecklenburg-Vorpommern bestellt oder auch als pdf-Datei direkt abgerufen werden.
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03.03.2015
Buchtipp: „Vogelmonitoring in Deutschland — Programme und Anwendungen“ wieder erhältlich
Sudfeldt, C., R. Dröschmeister, J. Wahl, K. Berlin, T. Gottschalk, C. Grüneberg, A. Mitschke & S. Trautmann (2012): Vogelmonitoring in Deutschland - Programme und Anwendungen. — Naturschutz und Biologische Vielfalt 119
© BfN
Nachdem die erste Auflage des Buchs „
Vogelmonitoring in Deutschland — Programme und Anwendungen“ (Naturschutz und Biologische Vielfalt Band 119) bereits nach etwa eineinhalb Jahren vergriffen war, hat sich das Bundesamt für Naturschutz (BfN) entschlossen, einen Nachdruck der Publikation anzufertigen. Damit ist dieses erfolgreiche Werk, das die verschiedenen Programme und Konzepte des Vogelmonitorings vorstellt und über die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten informiert, wieder verfügbar.
Das Buch vermittelt einen aktuellen Überblick über die Programme, Methoden, Konzepte, Anwendungsgebiete und Auswertungsmöglichkeiten des Vogelmonitorings in Deutschland. Den Kern des Buches bilden drei Kapitel zu den ehrenamtlichen Programmen: Monitoring häufiger Brutvögel, Monitoring seltener Brutvögel und Monitoring rastender Wasservögel; die Konzepte werden in komprimierter Art vorgestellt und die Arbeitsteilung zwischen den Programmen wird deutlich. Anwendungsbeispiele wie Auswertungsverfahren des Vogelmonitorings werden illustriert. Die organisatorischen Voraussetzungen im föderalen Deutschland für ein dauerhaftes Vogelmonitoring, das die internationalen Anforderungen erfüllt, werden beschrieben. Wesentlicher Pfeiler dafür ist die von Bund und Bundesländern getroffene Verwaltungsvereinbarung Vogelmonitoring, die die Zusammenarbeit mit dem Dachverband Deutscher Avifaunisten regelt und auch eine jährlich aktualisierte Berichterstattung an die interessierte Öffentlichkeit ermöglicht.
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Bezug:
BfN-Schriftenvertrieb — Leserservice im Landwirtschaftsverlag GmbH, 48084 Münster. Tel.: 02501 / 801-300, Fax: 02501 / 801-351 oder im Internet: www.buchweltshop.de/bfn
Weitere Informationen
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02.03.2015
Erster Band der Avifauna Rheinland-Pfalz erschienen!
Band 1 der Avifauna RLP ist erschienen
© GNOR
Bereits im Jahre 1969 wurde bei der Gründungsversammlung der „Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz“ das Ziel formuliert, eine Landesavifauna für dieses herauszugeben. Nun, nach über 45 Jahren und einigen gescheiterten Anläufen ist es endlich soweit: Die Gesellschaft für Naturschutz und Ornithologie Rheinland-Pfalz hat als Nachfolgeorganisation der OAG RLP den ersten Band von „Die Vogelwelt von Rheinland-Pfalz“ herausgegeben. Stolze 864 Seiten umfasst der 1. Band des auf vier Bände ausgelegten neuen Standardwerks über die Vogelwelt dieses in manchen Bereichen fast mediterran anmutenden Bundeslands (z.B. Brutvorkommen von Bienenfresser, Orpheusspötter, Zaun- und Zippammer). Der
1. Band liefert geballte Informationen über die Historie der Vogelforschung, über den Naturraum (Geologie, Klima, Lebensräume) und über die Methodik. Ein echtes Schmankerl sind auch die Vorstellungen der Vogelschutzgebiete von RLP mit der dort vorkommenden Vogelwelt und hochwertigen Fotos. Umfangreiche Kapitel über beispielsweise Zugvogelerfassungen, Siedlungsdichte-Untersuchungen, Vogelberingung, Wasservogelzählungen, Neozoen oder die „Rote Liste“ runden das Werk ab.
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Band 1 kostet 44,90 Euro (zzgl. Porto + Verpackung; im Inland 8,29 €!) und kann über die GNOR-Landesgeschäftsstelle bezogen werden. Weitere Informationen erhalten Sie auf www.avifauna-rlp.de. Hier besteht auch noch die Möglichkeit, Artpate zu werden und somit die Erstellung des Werks zu unterstützen.
Weitere Informationen
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25.02.2015
Das Monitoring häufiger Brutvögel startet in die neue Saison — machen Sie mit!
Auf den Probeflächen des Monitoringprogramms stehen häufige Arten wie die Goldammer im Mittelpunkt.
© DDA
Mit den längeren Tagen sind bei Amseln, Kleibern, Heckenbraunellen oder Meisen die Frühlingsgefühle nicht mehr zu überhören. Keine Frage, die Vorbereitungen für die Brutzeit haben bei vielen Arten bereits begonnen. Aber auch bei uns laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren, denn am 10. März beginnt die Kartiersaison des Monitorings häufiger Brutvögel.
Seit 1989 werden die Bestandsentwicklungen aller häufigen Brutvogelarten mithilfe standardisierter Methoden überwacht, um u.a. die Frage „Wie entwickeln sich die Brutbestände weit verbreiteter, häufiger Vogelarten?“ beantworten zu können. Seit 2004 finden die Erfassungen auf bundesweit repräsentativen, 1x1 km-großen Probeflächen statt, auf denen zwischen März und Juni 4 Begehungen entlang einer ca. 3 km langen Route durchgeführt werden.
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Vielfältiger Einsatz der Ergebnisse für den Naturschutz
Die Ergebnisse des Programms werden jährlich im Bericht „Vögel in Deutschland“ fortgeschrieben und sie fließen u.a. in den Indikator „Artenvielfalt und Landschaftsqualität“ der Bundesregierung (BfN) sowie Indikatoren auf europäischer Ebene ein, u.a. den „European Farmland Bird“-Indikator (EBCC), der von der EU-Kommission als Referenz für eine nachhaltige Nutzung der Agrarlandschaft herangezogen wird.
Machen Sie mit!
Der zeitliche Aufwand je Probefläche beträgt für die vier Begehungen zwischen März und Juni inkl. der Auswertung der Daten 30—40 Stunden. Bundesweit stehen 2.637 Probeflächen zur Verfügung, von denen bereits rund 1.500 vergeben werden konnten. Es gibt somit noch reichlich Beteiligungsmöglichkeiten zwischen Rügen und Bodensee! Wo es noch freie Probeflächen in Ihrer Nähe gibt und wie diese beschaffen sind, können Sie über das Informationssystem „Mitmachen beim Monitoring häufiger Brutvögel!“ ganz einfach erkunden. Am besten Sie sehen direkt einmal nach, denn bis spätestens zum 10. März sollten Sie sich entschieden haben, wenn Sie dieses Jahr noch mitmachen möchten:
Wir freuen uns auf Ihre Unterstützung!
Johanna Karthäuser und Sven Trautmann
im Namen aller landesweiten Koordinatoren [weniger anzeigen]
23.02.2015
Deutsche Avifaunistische Kommission bittet um Seltenheitsmeldungen 2014
© DAK/DDA
Die dritte Ausgabe der Zeitschrift „
Seltene Vögel in Deutschland“ steht bereits kurz vor der Fertigstellung. Das Heft wird neben Artikeln über Pazifische Ringelgänse und Grünlaubsänger in Deutschland auch den Bericht der Deutschen Avifaunistischen Kommission (DAK) über die bundesweit dokumentationspflichtigen Beobachtungen des Jahres 2014 sowie Beiträge zur Überarbeitung der nationalen Meldeliste zum 1.1.2015 und zum generellen Umgang der DAK mit Beobachtungen schwer zu kategorisierender Vögel enthalten.
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Nach dem Bericht ist vor dem Bericht! Um Ihnen bereits im nächsten Winter den Bericht über seltene Vogelarten in Deutschland 2014 vorlegen zu können, benötigen wir Ihre Mithilfe! Rund 350 Dokumentationen sind bereits zu im vergangenen Jahr beobachteten Seltenheiten bei der DAK eingegangen (Übersicht unter www.dda-web.de/dak). Für viele teils gut belegte Raritäten liegen jedoch noch keine Dokumentationen vor. Falls also noch undokumentierte Beobachtungen seltener Vogelarten aus dem vergangenen Jahr in Ihren Notizbüchern oder auch bei ornitho schlummern, möchten wir Sie bitten, die Dokumentationen bis zum 31. Mai 2015 an die DAK zu senden.
Zur Dokumentation bundesweit dokumentationspflichtiger Arten nutzen Sie bitte die aktuelle Version des Meldebogens. Bitte senden Sie den ausgefüllten Bogen direkt an die DAK! Wir leiten alle Dokumentationen auch umgehend an die Landeskommission des betreffenden Bundeslandes weiter.
Viele Dokumentationen erreichen uns mittlerweile sehr zeitnah, oft schon wenige Tage nach der Beobachtung. Dafür danken wir allen Beobachterinnen und Beobachtern ganz herzlich!
Das Team der Deutschen Avifaunistischen Kommission
Die Meldeadresse der DAK lautet:
Deutsche Avifaunistische Kommission
c/o Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA) e.V.
An den Speichern 6
48157 Münster
www.dda-web.de/dak
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18.02.2015
Zwergsäger: EU-Vogelschutzgebiete begünstigen klimatisch bedingte Verlagerungen der Winterverbreitung
Zwergsäger haben ihre europäischen Überwinterungsgebiete in den letzten 25 Jahren deutlich nach Nordosten verlagert.
© Axel Halley
Viele Vogelarten reagieren auf die globale Erwärmung mit Änderungen ihrer Verbreitung. Das ist auch beim Zwergsäger der Fall, dessen europäische Überwinterungsgebiete sich in den vergangenen 25 Jahren deutlich nach Nordosten verlagert haben. Das ist ein Ergebnisse einer Studie von Wissenschaftlern aus 16 Ländern, die die Daten der Internationalen Wasservogelzählung auswerteten. Die Ergebnisse zeigen auch: Das Netz der EU-Vogelschutzgebiete wirkte sich dabei begünstigend aus, es zeigten sich aber auch große Lücken im Schutzgebietsnetz vor allem im Norden des Überwinterungsgebiets.
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Derzeit überwintert rund ein Drittel des Weltbestands des Zwergsägers in Nordosteuropa, noch vor zwei Jahrzehnten waren es gerade einmal 6 %. Dabei stiegen die Bestände innerhalb der EU-Vogelschutzgebiete in den letzten 25 Jahren doppelt so stark an, wie in Gebieten ohne Schutzstatus. Die Studie bestätigte damit vorhergehende Analysen u.a. bei Brutvögeln, die zeigten, dass Netzwerke von Schutzgebieten wie das der EU-Vogelschutzgebiete bei der Anpassung von Vogelarten an sich ändernde klimatische Bedingungen eine wichtige Rolle spielen.
Die Studie deckte allerdings vor allem im Norden des Überwinterungsgebiets auch große Lücken im Netzwerk der EU-Vogelschutzgebiete auf. Viele Gebiete wurden bereits vor mehr als 20 Jahren unter Schutz gestellt, als noch nicht mit so raschen Umweltveränderungen gerechnet wurde. Mehr als acht von zehn der in Lettland und Schweden überwinternden Zwergsäger hielten sich außerhalb der Schutzgebiete auf, in Finnland sogar fast alle Individuen. Die klimatisch bedingten Verschiebungen werden sich auch in Zukunft fortsetzen. Es ist deshalb dringend notwendig, das Netzwerk an Schutzgebieten an die veränderten Bedingungen anzupassen, da sich entsprechende Verlagerungen der Winterverbreitung auch bei anderen Wasservogelarten zeigten.
Die Autoren betonen jedoch, dass auch die bereits ausgewiesenen Schutzgebiete in den „traditionellen“ Überwinterungsgebieten im Südwesten des Verbreitungsgebietes weiterhin gesichert werden müssen. Bei der Vereisung etwa der Ostsee sind die Vögel gezwungen, kurzfristig großräumig auszuweichen. In diesen Extremsituationen sind sie besonders auf ein intaktes Netzwerk geschützter Gebiete angewiesen. Die Etablierung und Aufrechterhaltung eines flächendeckenden Netzes von Schutzgebieten ist das erklärte Ziel der EU-Vogelschutzrichtlinie und des Natura-2000-Netzwerks. Um dieses Ziel tatsächlich zu erreichen, sind zusätzliche Ressourcen nötig.
Die in der Fachzeitschrift Diversity and Distributions veröffentlichten Ergebnisse der Studie basieren auf den Daten der Internationalen Wasservogelzählung aus 16 Ländern seit 1990. Aus Deutschland sind die Daten aus dem vom DDA koordinierten Monitoring rastender Wasservögel eingeflossen. Mit ihrem Engagement bei oft widrigen Witterungsbedingungen haben viele Tausend ehrenamtliche Zählerinnen und Zähler die Grundlage für diese wichtige Auswertung gelegt. Ihnen gebührt unser ganz besonderer Dank!
Weitere Informationen
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12.02.2015
ADEBAR — Subskription mit Preisvorteil endet am 28. Februar 2015
© SVD / DDA
Wer ADEBAR zu einem reduzierten Preis erwerben will, muss sich sputen: Nur noch bis zum
28. Februar 2015 können Sie das Werk zum Vorzugspreis von 69,90 € je Exemplar zzgl. Porto- und Versandkosten von 4,10 € bestellen. Die Subskription gewährt einen Nachlass von etwa 30 % auf den Buchhandelspreis.
Wichtig: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am ADEBAR können das Werk sogar für nur 39,90 € zzgl. Porto- und Versandkosten von 4,10 € erstehen. Der Rabatt beträgt 60 % gegenüber dem Buchhandelspreis. Die Frist für das Mitarbeiterangebot endet erst am 31. Dezember 2015.
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Mit dem Erwerb des ADEBAR unterstützen Sie den Vogelschutz in Deutschland! Die Stiftung Vogelmonitoring Deutschland und der Dachverband Deutscher Avifaunisten sind erheblich in Vorleistung getreten, um das Gemeinschaftswerk von weit mehr als 4.000 Beteiligten, das in den kommenden Jahren maßgebliche Referenz zur Bewertung der heimischen Vogelfauna sein wird, erfolgreich abschließen zu können. Durch inzwischen mehr als 3.500 Vorbestellungen konnten wir bereits den Großteil der entstandenen Kosten decken. Allerdings müssen wir noch eine beachtliche Lücke schließen, um „eine schwarze Null“ zu schreiben. Durch den Kauf des ADEBAR tragen Sie unmittelbar dazu bei, dass sich solche Großprojekte refinanzieren. Eventuelle Gewinne werden wir selbstverständlich gemeinnützigen Zwecken im Sinne unserer Satzungen zuführen. So helfen Sie dem Vogelschutz auf doppelte Weise!
Was erwartet Sie? Machen Sie sich selbst ein Bild vom ADEBAR und durchblättern Sie unsere Leseprobe. Bitte haben Sie etwas Geduld, je nach Internetverbindung dauert das Laden einige Sekunden.
Atlas Deutscher Brutvogelarten. Herausgegeben durch die Stiftung Vogelmonitoring Deutschland und den Dachverband Deutscher Avifaunisten. Format ca. 24,5 x 32,5 cm, gebunden, durchgehend 4-farbig, pro Brutvogelart (meist) eine Doppelseite mit Verbreitungskarte und Text sowie Illustration von Paschalis Dougalis, einführende Kapitel, Literaturverzeichnis, Namen aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, 800 Seiten, Gewicht ca. 3,5 kg, Versand in speziellem Versandbehälter. Preis im Buchhandel: 98,00 €.
Bezug:
Thomas Thissen
Dachverband Deutscher Avifaunisten e.V.
An den Speichern 6
48157 Münster
Tel. 0251 / 2101400,
E-Mail: .
Online-Bestellmöglichkeit
Weitere Informationen
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04.02.2015
5. Koordinierungstreffen zum Brutvogelmonitoring sowie der Steuerungsgruppen von ornitho.de
Mit 34 Teilnehmerinnen und Teilnehmern waren die Treffen in Uder einmal mehr sehr gut besucht.
© DDA
Vom 31. Januar bis 1. Februar kamen im thüringischen Uder die Koordinatorinnen und Koordinatoren der landes- und bundesweiten Programme zum Brutvogelmonitoring zusammen. Auf dem jährlich stattfindenden Treffen diskutieren Expertinnen und Experten aus allen Bundesländern aktuelle Themen und Fragestellungen rund um die Erfassung der Brutvogelarten in Deutschland.
Nach einem Überblick über neue Projekte und Vorhaben des DDA stand am Samstag das Monitoring häufiger Brutvögel (MhB) im Mittelpunkt. Sven Trautmann, bundesweiter Koordinator des MhB, erläuterte Zuständigkeiten und Ablauf der Zusammenarbeit zwischen Bundes- und Landeskoordinierungsstellen und stellte verschiedene internationale und nationale Vorhaben und Auswertungen vor, in denen auf Daten aus dem MhB zurückgegriffen wurde bzw. wird.
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Am Sonntag stand das Monitoring seltener Brutvögel (MsB) im Fokus. Jürgen Ludwig stellte die detaillierten Eingabemöglichkeiten für Koloniebrüter in ornith.deo vor und zeigte am Beispiel der Uferschwalbe in Niedersachsen, wie diese für systematische Erfassungen im Rahmen des Monitorings genutzt werden können. Christoph Grüneberg präsentierte anschließend Ergebnisse der bundesweiten Rotmilankartierung 2011/12, deren Datenzusammenstellung im letzten Jahr abgeschlossen werden konnte. In einem separaten Block wurden darüber hinaus Gefährdungsursachen von Brutvögeln in Deutschland und weitere Ergebnisse des nationalen Berichts nach Art. 12 der EU-Vogelschutzrichtlinie vorgestellt, die in Vögel in Deutschland 2014 einfließen werden. Abschließend wurde das Projekt „EBBA2“ des European Bird Census Coucil (EBCC) vorgestellt, bei dem bis 2020 der zweite europäische Brutvogelatlas entstehen wird. Besonderes Augenmerk galt dabei der Frage, wie die Ergebnisse aus dem Atlas Deutscher Brutvogelarten (ADEBAR) dafür aufbereitet werden können.
Wir bedanken uns bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unserer Programme zur Erfassung der Brutvögel in Deutschland und wünschen allen Aktiven eine spannende Feldsaison 2015!
Treffen der Steuerungsgruppen von ornitho.de
Im Vorfeld der Jahrestagung der Koordinatorinnen und Koordinatoren des Brutvogelmonitorings trafen sich zunächst die bundesweite Steuerungsgruppe von ornitho.de sowie anschließend die Vertreter der Steuerungsgruppen der Länder zu ihrer jährlichen Sitzung. Beraten wurde u.a. über die Richtlinien zur Beantragung und Nutzung der Beobachtungsdaten aus ornitho.de, die basierend auf den Erfahrungen der ersten drei Jahre ausgearbeitet wurden. Sie sind eine wichtige Ergänzung der „Regeln von ornitho.de“ und werden allen an einer Nutzung der Beobachtungsdaten Interessierten klare Richtlinien an die Hand geben und die Beantragung von Daten vereinfachen. Die Bundeskoordinatoren, Christopher König und Johannes Wahl, blickten darüber hinaus auf das sehr erfreuliche Jahr 2014 mit über 4 Mio. Meldungen und zahlreichen wichtigen Weiterentwicklungen (automatische Plausibilitätskontrolle, Koloniebrüter-Tool, verfeinerter Validierungsprozess, App NaturaList) zurück und gaben einen Aus- und Überblick über die Entwicklungen auf nationaler und internationaler Ebene. Auch 2015 wird es einige spannende Weiterentwicklungen geben, sowohl in Bezug auf ornitho.de als auch in der Zusammenarbeit der Online-Portale auf europäischer Ebene.
Unser herzlicher Dank gilt allen Mitgliedern der Steuerungsgruppen auf Bundes- und Länderebene für die umsichtige Leitung der Geschicke von ornitho.de in den vergangenen drei Jahren! [weniger anzeigen]

30.01.2015
ADEBAR im Druck
© SVD / DDA
Die eine oder der andere hatte unsere Grußbotschaft zum Jahreswechsel aufmerksam gelesen und erfreut zur Kenntnis genommen, dass ADEBAR im Druck ist. Inzwischen haben wir alle Fragen mit der Druckerei geklärt, und heute können wir verkünden: Die Produktion hat begonnen. Mit der Auslieferung des Atlaswerkes darf etwa Ende des 1. Quartals gerechnet werden. Den genauen Liefertermin geben wir noch rechtzeitig bekannt.
Der Atlas deutscher Brutvogelarten ist das Ergebnis einer zehnjährigen Zusammenarbeit. Am Gelingen dieses wohl aufwändigsten Projektes in der Erforschung der heimischen Avifauna beteiligten sich mehrere tausend Akteure — bei den Kartierungen, der Auswertung der immensen Datenmengen, der Bereitstellung und Abstimmung fachlicher Informationen, an der Abfassung und Korrektur von Texten oder durch finanzielle Zuwendungen und Spenden. Ihnen allen gebührt unser aufrichtiger Dank!
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Zuvorderst sind die Kartiererinnen und Kartierer der mittelhäufigen und seltenen Vogelarten sowie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Monitoring häufiger Brutvögel zu nennen, die in unermüdlicher Arbeit die unverzichtbaren Basisdaten erhoben haben. Allein in die ADEBAR-Kartierung wurden mehr als 350.000 Stunden investiert — meist ehrenamtlich. Im Monitoring häufiger Brutvögel kamen alljährlich über 20.000 Stunden für die Feldarbeit zusammen, bei der Auswertung der Daten am Schreibtisch sicher mindestens genau so viele. Ohne dieses große Engagement wäre ADEBAR nicht möglich geworden.
Verfolgen wir den Datenfluss von der Aufnahme bis zur zentralen Datensammlung weiter, so sind die Verantwortlichen in den regionalen vogelkundlichen Vereinigungen und Arbeitsgemeinschaften als nächstes an der Reihe. Sie organisierten in Abstimmung mit den Landeskoordinatorinnen und -koordinatoren die Feldarbeit in „ihrem“ Gebiet und sorgten an der Basis für nicht nachlassende Motivation. Ein gelungenes Unterfangen! ADEBAR dürfte als sinnstiftendes Gemeinschaftsprojekt wesentlich dazu beigetragen haben, dass Vogelbeobachtung und -monitoring heutzutage als selbstverständliche Teile der Umweltüberwachung wahrgenommen werden. Nicht wenige Beteiligte sahen sich als Mitglied der „ADEBAR-Familie“, was uns immer wieder mit großer Freude erfüllte. Uns war insbesondere das freundschaftliche Schulterklopfen auf den unzähligen Tagungen, Seminaren und Arbeitstreffen immer wieder Ansporn, noch „eine Schippe draufzulegen“.
Die größte Last des Vorhabens trugen die Landeskoordinatorinnen und -koordinatoren in den Landesfachverbänden und -fachbehörden. Sie hatten mit sehr unterschiedlichen Voraussetzungen in den einzelnen Ländern zu kämpfen. Uns ist es ein großes Anliegen, allen Beteiligten für den jederzeit kooperativen und konstruktiven Umgang auf der Suche nach Lösungen auch bei schwierigeren Problemen ausdrücklich zu danken.
ADEBAR wäre aber auch ohne die finanzielle Unterstützung Dritter nicht möglich gewesen. Wenngleich das Projekt auch im koordinativen Bereich erheblich vom ehrenamtlichen Engagement getragen wurde, so waren wir dennoch zwingend auf Zuwendungen und Spenden angewiesen, um zumindest einen Teil der Auswertungen und Ergebnisdarstellungen erstellen lassen zu können. Dass dies im notwendigen Umfang gelang ist — wie bei der fachlichen Umsetzung von ADEBAR — vielen Akteueren zu verdanken. Im Wesentlichen fußten die Einnahmen auf vier Säulen: Ein herzliches Dankeschön geht an die Vorstände der Stiftungen, die uns ihr Vertrauen schenkten und gern dabei halfen, das Mammutprojekt zu verwirklichen. Herausstellen möchten wir die Heinz Sielmann Stiftung, allen voran Heinz und Inge Sielmann und ihr Team. Eine zweite Säule der Finanzierung bildeten die Einnahmen von über 110.000 Euro, die durch die Vergabe von Artpatenschaften erzielt wurden. Die Patinnen und Paten ermöglichten durch ihr Engagement einerseits die Illustrierung des ADEBAR, andererseits die Ausschüttung von Mitteln zur Unterstützung der Datensammlung und -eingabe. Als dritte Säule muss hier das Birdrace genannt werden, das für einen Spendenzufluss in fast derselben Größenordnung wie die Patenschaften sorgte. Nicht zuletzt ist den mehr als 3.000 Subskribenten hoch anzurechnen, dass sie bis zur Herausgabe des Werkes große Geduld bewahrten. Dank der Vorbestellungen konnten wir einen Teil der Auswertungen zwischenfinanzieren. Nur wenige waren angesichts der eingetretenen Verzögerungen verärgert, der weitaus größte Teil vertraute uns und wir hoffen, dass das vorliegende Ergebnis die gesteckten Erwartungen erfüllen wird.
Kai Gedeon, Christoph Grüneberg, Alexander Mitschke und Christoph Sudfeldt
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28.01.2015
Allianz aus Umweltorganisationen verklagt Bundesregierung wegen fehlendem Meeresschutz in Nord- und Ostsee
Als ungewollter Beifang sterben in kilometerlangen Stellnetzen Jahr für Jahr tausende Meeresenten und Schweinswale
© Nicole Sonntag
Meeresschutz findet in Deutschland nur auf dem Papier statt: In den zehn Offshore-Schutzgebieten in Nord- und Ostsee sind auch acht Jahre nach ihrer Ausweisung keinerlei Schutzmaßnahmen in Kraft. Dagegen klagt jetzt eine Allianz der Umweltorganisationen Greenpeace, WWF, BUND, NABU, Deutsche Umwelthilfe, WDC (Whale and Dolphin Conservation) und dem Deutschen Naturschutzring (DNR), der die formell gegen das Bundesamt für Naturschutz gerichtete Klage heute am Verwaltungsgericht Köln einreichte. „
Die Bundesregierung verschleppt den Schutz von Nord- und Ostsee seit Jahren und gefährdet damit bedrohte Meeresbewohner und ihre Lebensräume“, kritisierten die Verbände. „
In den ausgewiesenen Gebieten müssen nach EU-Recht Schweinswale, Seevögel, wertvolle Sandbänke und Riffe geschützt werden. Tatsächlich darf aber jeder Quadratmeter im Schutzgebiet befischt werden, obwohl Fischerei der schwerste Eingriff ins Ökosystem Meer ist.“ Neben der Fischerei finden auch Sand- und Kiesabbau, der Bau von Offshore-Windkraftanlagen und die Suche nach Öl- und Gasvorkommen in den Schutzzonen statt.
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Für die Regulierung der Fischerei ist in Deutschland das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) zuständig. Für das Management der zehn Schutzgebiete in der deutschen Ausschließlichen Wirtschaftszone, dem Seegebiet zwischen 12 und 200 Seemeilen zur Küste, ist das Bundesumweltministerium (BMUB) verantwortlich. Da sich die beiden Ministerien nicht einig werden können, verwaist der Schutz der Meere seit Jahren im toten Winkel der Zuständigkeiten. Ein unhaltbarer Zustand, den die Klage der Umweltorganisationen beenden soll. Sie fordert, den Einsatz umweltschädlicher Fischereimethoden wie Grundschleppnetze und Stellnetze aus den Schutzgebieten zu verbannen. „Die skandalöse Blockadehaltung zwischen den Ministerien gefährdet unsere wertvollsten Meeresgebiete und verstößt gegen EU-Recht. Es ist absurd, wenn Schweinswale selbst in Rückzugsräumen in Stellnetzen ersticken und der Meeresboden in Schutzzonen von schwerem Fischereigerät durchpflügt wird. Zerstörerische Fischerei hat in Meeresschutzgebieten nichts zu suchen“, kritisieren die Umweltschützer die Tatenlosigkeit des Fischereiministeriums. Seit die Sechs-Jahresfrist zur Einführung von Schutzgebietsverordnungen Ende 2013 abgelaufen ist, verstößt der Zustand in deutschen Gewässern auch gegen die europäische FFH-Richtlinie.
Die negativen Umweltfolgen sind den politisch Verantwortlichen bekannt: Der Zustand von wichtigen „Schutzgütern“ wie Schweinswalen, Seevögeln und Riffen verschlechtert sich, wie der aktuelle FFH Bericht der Bundesregierung an die EU-Kommission beweist. Trotz wissenschaftlicher Gutachten und zwei ministeriellen Anhörungen wurden die bereits 2011 erarbeiteten Regulierungsmaßnahmen für die Fischerei nicht in Kraft gesetzt, weil der politische Streit zwischen den Ministerien BMUB und BMEL nicht beigelegt wurde. Dass es auch besser geht, zeigen europäische Nachbarn: Irland, Spanien, UK, und die Niederlande haben längst Schutzauflagen für die Fischerei in marinen Natura 2000 Gebieten durchgesetzt.
Formal sind 47 Prozent der Meeresfläche in deutschen Gewässern als Schutzgebiet ausgewiesen. Von den küstennahen Gewässern stehen 70 Prozent unter Schutz, der Schutzgebietsanteil in der deutschen AWZ beträgt über 30 Prozent.
Quelle: Gemeinsame Pressemitteilung von DNR, BUND, DUH, GREENPEACE, NABU, WDC, WWF vom 27.01.2015
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26.01.2015
Höhere Mortalität in Mauretanien überwinternder Löffler während des Heimzugs
Das Zugsystem der Löffler. Die Größe der Punkte gibt die Zahl der in den jeweiligen Regionen überwinternden Individuen an, die in die Analyse eingeflossen sind.
© Lok et al. (2015)
In einer neuen Studie der Universität Groningen, des Niederländischen Instituts für Meeresforschung (NIOZ) und der niederländischen Löffler-Arbeitsgruppe fanden Forscher nun heraus, dass die Mortalitätsrate in Mauretanien überwinternder Löffler signifikant höher ist, als die der in Frankreich oder auf der Iberischen Halbinsel überwinternden Vögel. Ein Grund scheint vor allem der lange Zugweg über natürliche Barrieren wie die Sahara zu sein.
Die Forscher verglichen die saisonale Überlebensrate von in den Niederlanden brütenden Löfflern, die den Winter in unterschiedlich weit entfernten Gebieten (ca. 1000, 2000 und 4500 km) in Frankreich, auf der Iberischen Halbinsel sowie in Mauretanien verbrachten.
Anhand von Ablesungen farbberingter Vögel aus den Jahren 2005 bis 2012 konnte ermittelt werden, dass die Überlebensrate in den Sommer-, Herbst- und Wintermonaten sehr hoch und unabhängig von der Länge des jeweiligen Zugwegs war. Während des Frühjahrszugs lag die Mortalitätsrate bei den in Mauretanien überwinternden Vögeln mit 18% jedoch deutlich höher, als die der nur bis Frankreich (5%) oder auf die Iberische Halbinsel (6%) ziehenden Vögel.
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Die Ergebnisse zeigen, dass die Distanz zwar generell eine entscheidende Rolle für die Zugvögel spielt, dass die Mortalitätsrate der Trans-Sahara-Zieher hier jedoch lediglich auf dem Frühjahrszug höher lag und die auf der Iberischen Halbinsel überwinternden Löffler keine höheren Verluste zu verkraften hatten als die in Frankreich.
Die auf dem Frühjahrszug im Vergleich mit europäischen Überwinterern deutlich höhere Mortalitätsrate der Löffler in Mauretanien lässt vermuten, dass die größten Verluste bei der Überquerung der Sahara zu verzeichnen waren. Bei diesem nordwärts gerichteten Zug verursachen Passatwinde in tieferen Luftschichten bis ca. 2 km Höhe häufig Gegenwind, was zu einer reduzierten Fluggeschwindigkeit und zu einer damit verbundenen längeren Flugzeit führt. Auf dem Herbstzug begünstigen hingegen häufige Rückenwinde den Vogelzug.
Zwei allgemeine Faktoren des Vogelzugs finden hier Bestätigung: Zum einen steigt mit zunehmender Länge der Zugwege die Wahrscheinlichkeit, dass natürliche Barrieren wie Wüsten, Gebirge oder Ozeane überquert werden müssen, zum anderen treffen Langstreckenzieher mit höherer Wahrscheinlichkeit auf ungünstige Wetterbedingungen — ganz einfach weil sie längere Zeit in der Luft sind. Diese Faktoren sollten sich jedoch vorwiegend dann negativ auf die Überlebensrate auswirken, wenn die Vögel vor dem Abzug keine ausreichenden Nährstoffvorräte anlegen konnten, um die Strapazen des Heimzugs zu überstehen.
Die Ergebnisse der Studie wurden in der Januar-Ausgabe von Biology Letters veröffentlicht (s.u.)
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20.01.2015
Wiedehopfe „imprägnieren“ ihre Eier durch ein spezielles Bakteriensekret
Wiedehopfe nutzen ein spezielles Bürzeldrüsensekret zum Schutz ihrer Eier vor Infektionen.
© Thomas Hinsche
Forscher der Universität Granada und des Obersten Rats für wissenschaftliche Forschung CSIC, der größten öffentlichen Forschungseinrichtung Spaniens, sowie weiterer Institute haben entdeckt, dass Wiedehopfe ihre Eier mit einem selbst produzierten Bakteriensekret ummanteln, um damit die Schlupfrate zu erhöhen. Das Sekret, das innerhalb einer speziellen Struktur der Eischale eingelagert wird, hilft dabei, die Eier vor Infektionen zu schützen.
Die Forscher hinderten in ihrer Studie mehrere weibliche Wiedehopfe am „Imprägnieren“ ihrer Eier mit der durch die Bürzeldrüse der Vögel erzeugten Substanz. Die festgestellte Menge pathogener Bakterien in nicht geschlüpften Eiern lag in diesen Fällen signifikant höher als bei Bruten, in denen kein solcher Eingriff stattgefunden hatte. Das Bakteriensekret stellt demnach offenbar eine Barriere für den Eintritt von Krankheitserregern ins Innere des Eis dar.
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Besonders die Enterokokken-Bakterien dieses Sekrets sind offenbar vorteilhaft für die Entwicklung der Embryonen, da der Bruterfolg direkt mit der Menge dieser Enterokokken in den Eierschalen und in den Sekreten der Weibchen korrelierte. Je mehr Enterokokken enthalten waren, desto höher lag die Rate des Schlupferfolgs.
Die Bürzeldrüse der Wiedehopfe unterscheidet sich in großem Maße von der Drüse anderer Vogelarten. Darüber hinaus fanden die Forscher heraus, dass Wiedehopf-Eier eine außergewöhnliche Struktur aufweisen, die bislang noch bei keiner anderen Vogelart festgestellt worden ist. Die Oberfläche der Eier ist durch viele kleine Vertiefungen geprägt, die die Hülle jedoch nicht vollständig durchdringen und deren Funktion offenbar vor allem der Speicherung des Bakteriensekrets dient.
Die Ergebnisse der Studie wurden in der November-Ausgabe der renommierten Zeitschrift Journal of Animal Ecology veröffentlicht.
- Martín-Vivaldi, M., J. J. Soler, J. M. Peralta-Sánchez, L. Arco, A. M. Martín-Platero, M. Martínez-Bueno, M. Ruiz-Rodríguez & E. Valdivia 2014: Special structures of hoopoe eggshells enhance the adhesion of symbiont-carrying uropygial secretion that increase hatching success.Journal of Animal Ecology, 2014; 83 (6): 1289—1301. (Abstract)
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16.01.2015
„Wochenende der Wasservögel“ — Internationale Wasservogelzählung und europaweite Zählung von Zwerg- und Singschwan
Pfeifenten
© Hans Glader
Am bevorstehenden Wochenende, dem 17./18. Januar, schultern wieder viele Tausend Beobachter weltweit die Spektive, um im Rahmen des von
Wetlands International organisierten
International Waterbird Census (IWC) Wasservögel zu erfassen. Seit Ende der 1960er Jahre werden alljährlich Mitte Januar in mehr als 25.000 Gebieten in über 100 Ländern auf allen Kontinenten die Wasservögel gezählt. Eine in vielen Regionen ehrenamtlich getragene Gemeinschaftsleistung, die weltweit vermutlich ihresgleichen sucht. Mit über 2.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern alleine in Deutschland ist die Wasservogelzählung auch hierzulande das umfangreichste und älteste Erfassungsprogramm in der Vogelwelt. Viele der Zählerinnen und Zähler beteiligen sich seit mehreren Jahrzehnten an der Erfassung und sorgen durch diese Kontinuität gleichzeitig für eine hohe Datenqualität. Über die international bedeutendste Zählung im Januar hinaus werden in vielen Hundert Feuchtgebieten vom Herbst bis zum Frühjahr Wasservögel erfasst, in einigen Gebieten wie dem Wattenmeer sogar rund ums Jahr. Das ehrenamtliche Engagement alleine zur Erfassung der durchziehenden und überwinternden Wasservögel beläuft sich auf rund 100.000 Stunden — jährlich!
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Europaweite Synchronzählung von Sing- und Zwergschwan
Nicht alle Wasservogelarten halten sich ganztägig auch auf Gewässern auf. Vor allem Schwäne und Gänse suchen während des Tages größtenteils auf landwirtschaftlich genutzten Flächen nach Nahrung. Sie werden deshalb im Rahmen ergänzender, spezieller Erfassungsprogramme gezählt. Für Zwerg- und Singschwan finden so seit den 1980er Jahren — und seit den 1990er Jahren in fünfjährigem Turnus — europaweite Synchronzählungen statt. Ziel ist es, den Gesamtbestand zu erfassen und weitergehende Informationen zum Bruterfolg und zum Nahrungshabitat zu erhalten. Eine solche europaweite Synchronzählung der beiden gelbschnäblichen Schwanenarten findet am kommenden Wochenende statt; in Deutschland fügen wir diesen den Höckerschwan hinzu. Weitergehende Informationen zu dieser Sonderzählung (und zur Meldung der Ergebnisse!) finden Sie unter www.dda-web.de/schwaene2015. Bitte nutzen Sie möglichst ornitho.de zur Meldung Ihrer Ergebnisse (und beachten Sie dabei die Hinweise zur Meldung). Vielen Dank!
Eine wichtige Bitte an alle, die die App NaturaList zur Meldung ihrer Beobachtungen verwenden: Bitte bearbeiten Sie Ihre Meldungen unter ornitho.de nachträglich, z.B. zur Angabe des Nahrungshabitats oder wichtiger Verhaltensweisen. Vielen Dank!
Übrigens: Spannende Ergebnisse eines Projektes zur Erforschung der Herkunft der in Deutschland überwinternden Singschwäne finden Sie unter http://singschwan-tracking.sushitee.de/.
Bitte achten Sie auf Waldsaatgänse!
Die in Europa überwinternden Waldsaatgänse gehören zu den wenigen Gänsepopulationen in Europa, die eine negative Bestandsentwicklung aufweisen. Der Winterbestand in Europa hat sich seit Beginn koordinierter europaweiter Erfassungen im Winter 2003/04 bis 2012/13 etwa halbiert und betrug im Winter 2012/13 nur noch etwa 40.000 Vögel. Aufgrund dieser stark negativen Bestandsentwicklung gibt es seit Ende 2013 internationale Bemühungen zum Schutz der Waldsaatgans, die in einen internationalen Artenaktionsplan unter AEWA münden sollen. Als Zuarbeit für den Aktionsplan soll durch eine erneute europaweite Zählung Mitte Januar 2015 eine aktuelle Bestandsgröße ermittelt werden.
Waldsaatgänse überwintern in Deutschland hauptsächlich in Mecklenburg-Vorpommern und in Nordost-Brandenburg, wenngleich kleine Trupps auch außerhalb dieses Winterareals in anderen Teilen Norddeutschlands anzutreffen sind. Aufgrund der Bestimmungsprobleme werden in den Hauptvorkommensgebieten um Mitte Januar Zählungen von wenigen Artspezialisten durchgeführt. Zu deren Unterstützung möchten wir Sie darum bitten
- alle Waldsaatgans-Beobachtungen mit exakter Verortung zeitnah auf ornitho.de zu melden (bei Feststellungen außerhalb der regulären Verbreitung bitte möglichst einen Foto- oder Videobeleg anfertigen) und
- soweit möglich bei Saatgans-Beobachtungen eine Zuordnung zu Wald- oder Tundrasaatgänsen bei der Meldung vorzunehmen (und nicht als „Saatgans“ zu melden).
Baden-Württemberg: Landesweite Kompletterfassung
In Baden-Württemberg wird am bevorstehenden Wochenende ein besonders ehrgeiziges Ziel verfolgt: Es soll — nach Mitte November zum zweiten Mal in diesem Winter — versucht werden, einer vollständigen Erfassung aller Wasservögel möglichst nahe zu kommen. Deshalb werden auch viele Kleingewässer und Nebenflüsse erfasst, teilweise erstmals systematisch. Für diese Wiederholung der Kompletterfassung vor sechs Jahre konnten auch viele neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewonnen werden. Wir wünschen speziell ihnen viel Freude und den Kollegen von der Ornithologischen Gesellschaft Baden-Württemberg (OGBW) viele interessante neue Erkenntnisse!
Vielen Dank!
Es steht also wahrlich ein „Wochenende der Wasservögel“ bevor. Unser großer Dank für ihre Beteiligung gebührt schon jetzt den meist ehrenamtlich tätigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, insbesondere all jenen, die auf koordinativer Ebene — ebenfalls meist ehrenamtlich — für einen reibungslosen Ablauf sorgen und bei Fragen mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Wir wünschen allen Beteiligten eine vor allem störungs- und niederschlagsfreie Zählung und damit viel Freude an der frischen Luft und bei der Erfassung der Wasservögel!
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15.01.2015
Nationale Meldeliste der Deutschen Avifaunistischen Kommission zum 1. Januar 2015 überarbeitet
© DAK/DDA
Das Auftreten einiger sehr seltener Arten hat sich in den vergangenen Jahren deutlich geändert, sodass nach der letzten Aktualisierung vom 1.1.2011 eine Überarbeitung der nationalen Meldeliste notwendig wurde. Um einzelnen Einflugjahren weniger Bedeutung zukommen zu lassen, wird als Kriterium künftig nicht der Durchschnitt, sondern der Median herangezogen. Gestrichen werden generell alle Arten, von denen in den vergangenen zehn Jahren im Median mindestens acht Nachweise gelangen oder die regelmäßig in Deutschland brüten. Die rückwirkend ab dem 1.1.2015 gültige Meldeliste
kann hier heruntergeladen werden.
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Seit der letzten Überarbeitung der nationalen Meldeliste neu nachgewiesen wurden Kanadakranich Grus canadensis, Middendorff-Laubsänger Phylloscopus plumbeitarsus, Braunkopf-Kuhstärling Molothrus ater und Weißkehlammer Zonotrichia albicollis.
Von der nationalen Meldeliste zum 1. Januar 2015 gestrichen wurden
- Pazifische Ringelgans Branta bernicla nigricans,
- Steinhuhn Alectoris graeca,
- Schlangenadler Circaetus gallicus,
- Gänsegeier Gyps fulvus,
- Steppenweihe Circus marcourus,
- Goldhähnchen-Laubsänger Phylloscopus proregulus,
- Grünlaubsänger Phylloscopus trochiloides und
- Seggenrohrsänger Acrocephalus paludicola.
Die gestrichenen Arten gehen in die Obhut der Avifaunistischen Landeskommissionen über und sind i.d.R. künftig bei diesen zu dokumentieren. Für die von der nationalen Meldeliste gestrichenen Arten sind auch Nachträge bisher nicht dokumentierter Beobachtungen bis 31.12.2014 weiterhin ausdrücklich willkommen.
Ein ausführlicher Beitrag mit weiteren Erläuterungen sowie Begründungen für die Streichungen wird in „Seltene Vögel in Deutschland 2013“ veröffentlicht. Der Band erscheint im 1. Quartal 2015.
Ihre Deutsche Avifaunistische Kommission
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12.01.2015
Buchtipp: Atlas des Vogelzugs — Ringfunde deutscher Brut- und Gastvögel
© Aula-Verlag
Die Beringung von Vögeln ist nach wie vor eine der wichtigsten Methoden zur Erforschung des Vogelzugs. In Deutschland werden seit mehr als 100 Jahren Vögel beringt. Über 20 Millionen Tiere haben seither mehr als eine Million Rückmeldungen erbracht. Was bislang fehlte, war eine zusammenfassende Darstellung der Funde. Der „Atlas des Vogelzugs“ schließt diese Lücke, indem er die Daten der drei deutschen Beringungszentralen erstmals umfassend zusammenführt und in zahlreichen Karten und prägnanten Texten übersichtlich darstellt. Anhand der Funde von in Deutschland beringten bzw. mit einem auswärtigen Ring gefundenen Vögeln werden die Zug- und Überwinterungsgebiete der hierzulande brütenden, aber auch die Herkunftsgebiete durchziehender bzw. überwinternder Arten aufgezeigt. Darüber hinaus wird die Arbeit der zahlreichen ehrenamtlichen Mitarbeiter gewürdigt, die mit ihrem Einsatz seit jeher einen unschätzbaren Beitrag zur Vogelforschung leisten.
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Der 586 Seiten starke und mit 950 Karten sowie weiteren 88 überwiegend farbigen Abbildungen bebilderte Atlas ist im AULA-Verlag erschienen.
Weitere Informationen
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08.01.2015
Vögel in Deutschland aktuell: Rückblick auf den Herbst 2014
© Aula-Verlag
Der Herbst 2014 war in Deutschland der zweitwärmste seit Beginn flächendeckender Messungen im Jahr 1881. Auch die Vögel reagierten auf die milden Temperaturen und so gehen wir in der Januar-Ausgabe von DER FALKE in der Rubrik „
Vögel in Deutschland aktuell“ der Frage nach „Wer blieb länger, wer kam später?“. Eine Reihe von Vogelarten wurde spät im Jahr noch ungewöhnlich zahlreich beobachtet. Besonders auffällig war dies bei Rotmilan und Weißstorch festzustellen. Wir vergleichen die Zahl der Beobachtungen mit der aus dem Herbst 2013. Doch nicht alle Arten waren häufiger als gewöhnlich zu beobachten. Wacholderdrosseln wurden deutlich seltener beobachtet.
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Als eine der häufigsten Vogelarten in Deutschland finden Ringeltauben vergleichsweise wenig Beachtung. Ihren mitunter spektakulären Zug innerhalb weniger Massenzugtage schauen wir uns einmal näher an. Wir gehen der Frage nach, ob und wie sich diese Zugereignisse in den Daten von ornitho.de widerspiegeln und welche Aussagen zum Durchzug der Ringeltauben sich gegebenenfalls daraus ableiten lassen.
Bereits 2013 gab es hierzulande ein starkes Auftreten von Rotfußfalken. In diesem Jahr waren die Zahlen nochmals größer, sodass es sich wohl um eine der stärksten dokumentierten Invasionen in Deutschland handelte. In unserem Rückblick befassen wir uns genauer mit dem zeitlichen und räumlichen Auftreten und der Altersstruktur der beteiligten Vögel.
Den Beitrag „Vögel in Deutschland aktuell: Herbst 2014: Rotmilane, Ringeltauben und Rotfußfalken“ können Sie hier als PDF herunterladen. Alle weiteren Beiträge finden Sie unter Publikationen und Auswertungen.
Das komplette Falke-Heft 01/2015 mit vielen weiteren Beiträgen, u.a. über den Habicht als Vogel des Jahres 2015, Seeregenpfeifer in Deutschland, die Herkunft einiger deutscher Vogelnamen, Vögel des Offenlandes und Schleiereulen können Sie über die Internetseite von „DER FALKE“ beziehen.
Viel Spaß beim Lesen wünscht das Team von ornitho.de und ornitho.lu!
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