Heckenbraunellen, Meisen und Zaunkönige trällern; in dem einen oder anderen Busch hat sogar schon eine Goldammer vorsichtig ihr Lied angestimmt - die neue Kartiersaison steht vor der Tür!
Auch bei uns laufen die Vorbereitungen auf die Brutzeit 2021 auf Hochtouren, denn am 10. März beginnt die Kartiersaison des Monitorings häufiger Brutvögel.
Seit 1989 werden die Bestandsentwicklungen aller häufigen Brutvogelarten mithilfe standardisierter Methoden überwacht, um u.a. die Frage „Wie entwickeln sich die Brutbestände weit verbreiteter, häufiger Vogelarten?“ beantworten zu können. Seit 2004 finden die Erfassungen auf bundesweit repräsentativen, 1x1 km-großen Probeflächen statt, auf denen zwischen März und Juni vier Begehungen entlang einer ca. drei km langen Route durchgeführt werden.
Damit werden die Bestandsentwicklungen von knapp 100 häufigen Brutvogelarten überwacht. [mehr]
Vielfältiger Einsatz der Ergebnisse für den Naturschutz
Die Zählergebnisse sind Basis für Trendberechnungen, werden im Bericht „Vögel in Deutschland“ fortgeschrieben und fließen in den Indikator „Artenvielfalt und Landschaftsqualität“ der Bundesregierung (BfN) sowie Indikatoren auf europäischer Ebene ein, u.a. den „European Farmland Bird“-Indikator (EBCC), der von der EU-Kommission als Referenz für eine nachhaltige Nutzung der Agrarlandschaft herangezogen wird. Auch für Einstufungen in die Rote Liste gefährdeter Vogelarten in ganz Deutschland, sowie für Auswertungen und Berichte in den Bundesländern werden sie genutzt und liefern damit von Bundesland- bis europäischer Ebene in fachlichen und politischen Diskussionen gute Argumente für Natur- und Artenschutz.
MhB - nun auch digital
2020 konnten die Kartierungen erstmalig mit Smartphone oder Tablet durchgeführt werden. Rund 230 Ehrenamtliche nutzten dafür die „Kartier-Erweiterung“ der App NaturaList und kartierten mehr als 300 Probeflächen.
Neugierig geworden? In einem Beitrag in der Zeitschrift „Der Falke“ blicken wir zurück auf diese erste digitale Saison.
Sie können den Artikel „Erfolgreicher Start ins digitale Zeitalter: Machen Sie mit beim Monitoring häufiger Brutvögel“ hier als PDF herunterladen. Informationen, wie Sie beim MhB mitmachen können, finden Sie auch hier auf unserer Homepage unter der Rubrik Monitoring – MhB.
Das komplette Falke-Heft 12/2020 mit vielen weiteren spannenden Beiträgen erhalten Sie im gut sortierten Zeitschriftenhandel oder über die Internetseite des Magazins „Der Falke“. Die Artikel sind dort auch einzeln als PDF-Download gegen eine geringe Gebühr erhältlich.
Machen Sie mit!
Der zeitliche Aufwand je Probefläche beträgt für die vier Gebietsbegehungen inkl. Auswertung der Daten 30–40 Stunden, bei digitaler Erfassung reduziert er sich bei der Auswertung deutlich. Bundesweit stehen 2.637 Probeflächen zur Verfügung, von denen bereits mehr als 1.800 vergeben werden konnten. Es gibt somit noch reichlich Beteiligungsmöglichkeiten zwischen Rügen und Bodensee! Wo es freie Probeflächen in Ihrer Nähe gibt und wie diese beschaffen sind, erfahren Sie auf der DDA-Website. Am besten sehen Sie direkt einmal nach, denn bis spätestens zum 10. März sollten Sie sich entschieden haben, wenn Sie dieses Jahr noch mitmachen möchten:
In der Gemeinde Champagnant, nordwestlich von Clermont-Ferrand im Zentrum Frankreichs gelegen, wurde Anfang Januar ein toter Rotmilan mit einem Telemetrie-Sender aufgefunden. Mit der Unterstützung der französischen Vogelschutzorganisation LPO konnte der Rotmilan anhand der Seriennummer auf dem Sender identifiziert werden – es handelt sich um den Patenvogel „Ingrid “. Ingrid wurde 2015 durch den DDA und unsere Partner im Rahmen des Projekts „Rotmilan – Land zum Leben“ in Nordsachsen besendert und ihre Flugrouten konnten bis zur letzten Senderauslesung 2019 verfolgt werden. Der Fundort liegt im Bereich der bisherigen Zugrouten zwischen Nordsachsen und ihrem Winterquartier südlich von Léon im Nordwesten Spaniens, welches sie in den Winter 2015/16, 2016/17 und 2018/19 aufsuchte. Den Winter 2017/18 verbrachte das Rotmilan-Weibchen hingegen in der Nähe von Arraute-Charritte am Fuß der Pyrenäen in Südfrankreich, in ca. 400 km Entfernung zu ihrem üblichen Winterquartier. [mehr] Nach dem Fund im Januar wurde der tote Vogel in Frankreich veterinärmedizinisch untersucht und ein toxikologischer Bericht erstellt. Das traurige Ergebnis: Ingrid ist an einer Brodifacoum-Vergiftung gestorben. Brodifacoum ist ein sehr starkes Rodentizid, das zur Bekämpfung von Nagetieren eingesetzt wird und mit einer Konzentration von 130 ng/g in der Leber des toten Vogels nachgewiesen wurde. Rotmilane und andere Greifvögel können sowohl Vergiftungen durch den Verzehr von illegal ausgelegten Giftködern, als auch Sekundärvergiftung durch den Verzehr eines vergifteten Tieres durch die Schädlingsbekämpfung erleiden. Beide Ursachen stellen eine wesentliche Gefährdung für Rotmilane dar, über die allerdings noch zu wenig bekannt ist. Ein kürzlich veröffentlichter Artikel von Badry et al. (2020) zeigte, dass Rodentizid-und Insektizid-Vergiftungen auch in Deutschland regelmäßig bei Greifvögeln vorkommen und vermutlich zu einer höheren Sterblichkeit bei Rotmilanen beitragen. Eine Ermittlung zum Tod von Ingrid wurde in Frankreich durch das Office français de la biodiversité eingeleitet. Auch in dem neu gestarteten LIFE-Projekt EUROKITE beteiligt sich der DDA, zusammen mit vielen weiteren Vogelschutzorganisationen, um europaweit die Todesursachen von Rotmilanen mithilfe von Telemetriedaten näher zu untersuchen und einen langfristigen Schutz der Art zu gewährleisten.
Der Sender von Ingrid konnte geborgen werden und es wird aktuell untersucht, ob die Daten des Senders noch ausgelesen werden können. Nach einigen Jahren kann die Funktion des mit Solarstrom geladenen Senders beeinträchtigt sein. Wir hoffen, dass eine erneute Auslesung von Positionsdaten möglich ist und wir mehr über den Aufenthalt von Ingrid seit der letzten Senderauslesung 2019 erfahren! Insbesondere die Aufenthaltspunkte aus der Zeit unmittelbar vor dem Tod könnten dabei helfen, die Ermittlungen in Frankreich zu unterstützen.
Badry, A., Schenke, D., Treu, G. & O. Krone (2021): Linking landscape composition and biological factors with exposure levels of rodenticides and agrochemicals in avian apex predators from Germany. Environmental Research 193, 110602, ISSN 0013-9351, https://doi.org/10.1016/j.envres.2020.110602
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05.02.2021
Vögel in Deutschland aktuell: Rückblick auf den Herbst 2020
Der Herbst 2020 wird als sonnenscheinreich, trocken und vor allem warm beschrieben. Besonders der Spätherbst zeichnete sich durch ungewöhnlich milde Witterung aus. Dies blieb nicht ohne Folgen für die Vogelwelt. Mehr als 1,8 Millionen Vogelbeobachtungen wurden in den Monaten September bis November bei ornitho.de gemeldet. Ein reicher Fundus, dem wir uns in Form verschiedener Auswertungen gewidmet haben. [mehr] Der Spätherbst ist die Zeit, in der uns einige Vogelarten in Richtung Mittelmeer- oder Atlantikküste verlassen, während aus dem Norden zunehmend Wintergäste das Artenspektrum erweitern. Wie sich die ausgesprochen milde Witterung des Spätherbstes 2020 auf die Vogelwelt ausgewirkt hat, haben wir uns für eine Reihe von Arten beispielhaft angeschaut. Grundlage dafür waren die besonders wertvollen Daten der Beobachtungslisten von ornitho.de. Bei einer ganzen Reihe von spät wegziehenden Kurzstreckenziehern zeigte sich ein verzögerter Abzug.
Im Binnenland fielen im Herbst 2020 ungewöhnlich viele Beobachtungen von Kiebitzregenpfeifern auf. Alljährlich macht sich der Durchzug der Jungvögel dieser arktischen Brutvögel hier bemerkbar, doch selten so stark wie im vergangenen Herbst. Wir haben uns angeschaut, wann Kiebitzregenpfeifer in Deutschland vorwiegend zu beobachten sind und dabei einen besonderen Fokus auf die Beobachtung fernab der Küste gelegt. Als Grund für das starke Auftreten wird ein hoher Bruterfolg angenommen.
Der Merlin ist ebenfalls eine in Deutschland nur als Gastvogel anzutreffende Vogelart. Die besten Chancen auf eine Beobachtung bietet der Herbst. Wir haben uns das jahreszeitliche Auftreten anhand der ornitho-Daten genauer angeschaut und geben Tipps, wann und wo die Vögel zu finden sind.
Einen besonderen Stellenwert genießt in jedem Herbst-Rückblick natürlich auch die Übersicht der in Deutschland entdeckten Raritäten. Da kam von September bis November so einiges zusammen. Fast 3000 Meldungen von „sehr seltenen“ Arten wurden in diesem Zeitraum bei ornitho.de gemeldet. Besonders zahlreich waren Dunkellaubsänger mit etwa 19 verschiedenen Vögeln vertreten. Aber das war noch lange nicht alles: Middendorf-Laubsänger, Strichelschwirl und Rubinkehlchen sind nur einige Höhepunkte der im Herbst 2020 nachgewiesenen Seltenheiten.
Den Beitrag „Vögel in Deutschland aktuell: Herbst 2020: Zugvögel im Spätherbst, Kiebitzregenpfeifer im Binnenland und Merline im Jahresverlauf“ in der Zeitschrift „Der Falke“ können Sie hier als PDF herunterladen. Alle weiteren Beiträge mit direktem Bezug zu ornitho.de finden Sie unter Publikationen und Auswertungen.
Das komplette Falke-Heft 2/2021 mit vielen weiteren Beiträgen, u.a. über Wildvogelfotografie, Zugvogelzählungen, das Wattenmeer, Schellenten sowie den neuen Seltenheitenbericht der DAK können Sie über die Internetseite von „Der Falke“ beziehen.
Viel Spaß beim Lesen wünscht
das Team von ornitho.de und ornitho.lu
Am bevorstehenden Wochenende, dem 16./17. Januar, schultern wieder viele Tausend Beobachterinnen und Beobachter weltweit die Spektive, um im Rahmen des von Wetlands International organisierten International Waterbird Census (IWC) Wasservögel zu erfassen. Seit Ende der 1960er-Jahre werden alljährlich Mitte Januar in mehr als 25.000 Gebieten in über 100 Ländern auf allen Kontinenten die Wasservögel gezählt. Eine in vielen Regionen ehrenamtlich getragene Gemeinschaftsleistung, die weltweit vermutlich ihresgleichen sucht. Mit über 2.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern alleine in Deutschland ist die Wasservogelzählung auch hierzulande das umfangreichste und älteste Erfassungsprogramm in der Vogelwelt. Viele der Zählerinnen und Zähler beteiligen sich seit mehreren Jahrzehnten an der Erfassung und sorgen durch diese Kontinuität gleichzeitig für eine hohe Datenqualität. Über die international bedeutendste Zählung im Januar hinaus werden in vielen Hundert Feuchtgebieten vom Herbst bis zum Frühjahr Wasservögel erfasst, in einigen Gebieten wie dem Wattenmeer sogar rund ums Jahr. Das ehrenamtliche Engagement alleine zur Erfassung der durchziehenden und überwinternden Wasservögel beläuft sich auf rund 100.000 Stunden — jährlich! [mehr]
Corona-Einschränkungen
Das Zählen von Vögeln ist weiterhin möglich und stellt zudem eine gute und sichere Alternative zu vielen anderen Formen der Freizeitgestaltung dar. Wir möchten Sie jedoch bitten, sich stets über die tagesaktuellen behördlichen Bestimmungen vor Ort zu informieren und die folgenden Richtlinien zu beachten, um die Sicherheit zu gewährleisten:
Zählen Sie allein oder maximal mit einer weiteren Person.
Vermeiden Sie die Anreise mit dem ÖPNV.
Vermeiden Sie überfüllte Orte und vermeiden Sie Gruppen von mehr als zwei Personen.
Halten Sie beim Zählen immer einen Abstand von 1,5 Metern zu Mitmenschen ein.
Meiden Sie Vogelbeobachtungshütten.
Schauen Sie nicht durch die optische Ausrüstung anderer Personen.
Beachten Sie mögliche Ausgangssperren und / oder Einschränkungen des Bewegungsradius.
Sollten Sie aufgrund von Ausgangs- und Bewegungseinschränkungen die Zählung nicht durchführen können, halten Sie Rücksprache mit Ihrer Koordinationsstelle, so dass ggf. eine Bestätigung Ihrer dienstlichen oder ehrenamtlichen Tätigkeit ausgestellt werden kann.
Bitte denken Sie unter allen Umständen zuerst an Ihre eigene Gesundheit und die Ihrer Mitmenschen! Niemand sollte sich unter den gegebenen Umständen dazu gezwungen fühlen, die Zählung durchzuführen. Es versteht sich von selbst, dass im Krankheitsfalle, bei Quarantäne-Anordnung oder bei Verdacht einer Ansteckung mit dem Corona-Virus keine Zählung durchgeführt werden kann.
DANKE!
Unser großer Dank für ihre Beteiligung gebührt schon jetzt den meist ehrenamtlich tätigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, insbesondere all jenen, die auf koordinativer Ebene — ebenfalls oft ehrenamtlich — für einen reibungslosen Ablauf sorgen und bei Fragen mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Wir wünschen allen Beteiligten eine sichere, störungs- und niederschlagsfreie Zählung und damit viel Freude an der frischen Luft sowie bei der Erfassung der Wasservögel!
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22.12.2020
Ergebnisse der Synchronzählung von Wasservögeln entlang des Ostatlantischen Zugwegs im Januar 2020
Von Island bis Estland und von Norwegen bis Südafrika nahmen alle Länder entlang des Ostatlantischen Zugwegs im Januar 2020 an synchronen Wasservogelzählungen teil. Insgesamt beteiligten sich mehr als 12.000 Personen an der Datensammlung und erfassten insgesamt 250 verschiedene Arten. Von den 95 Schwerpunktarten des Ostatlantischen Zugwegs wurden mehr als 14 Millionen Vögel gezählt. Um einen genaueren Eindruck der gesammelten Ergebnisse liefern zu können, stellten 32 beteiligte Länder nun ihre Ergebnisse in einem Bericht zusammen, der in Kooperation zwischen der Wadden Sea Flyway Initiative (WSFI), Wetlands International (WI) und BirdLife International (BLI) erstellt wurde. Eine noch umfassendere Analyse des Populationsstatus der Arten und des Zustands der von ihnen genutzten Feuchtgebiete soll Ende 2021 veröffentlicht werden. [mehr] In Deutschland koordiniert der DDA bundesweit das Monitoring rastender Wasservögel. Seit 2016 kann die Wasservogelzählung standardisiert über das Online-Portal ornitho.de erfasst werden. Die dadurch unmittelbare Verfügbarkeit der Zählergebnisse bildete die Grundlage, um bereits wenige Monate nach dem Zähltermin erste Ergebnisse der Internationalen Mittwinterzählung im Januar 2020 präsentieren zu können. In früheren Jahren wäre eine kurzfristige Zusammenstellung aktueller Zählergebnisse aus tausenden Zählgebieten unmöglich gewesen.
Der Winter 2019/20 war hierzulande der zweitwärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Unter diesen milden Bedingungen wurden besonders viele Ringelgänse, Schwarzhalstaucher sowie Pfeif- und Spießenten festgestellt. Auf eine weiterhin positive Entwicklung deuten auch die Zahlen von Weißwangen- und Graugans sowie Silberreiher hin. Verglichen mit Zahlen aus früheren Jahren fällt bei fast allen Watvogelarten hingegen auf, dass – anders als zu erwarten – geringere Bestände gezählt wurden. Dies könnte auf weitere Bestandsrückgänge einiger Arten wie Austernfischer, Kiebitzregenpfeifer oder Knutt hindeuten. Auffällig und nur schwer zu erklären sind sehr geringe Bestände von Brandgans, Großem Brachvogel und Alpenstrandläufer.
Das nationale Kapitel zu Deutschland wurde gemeinsam von DDA, Schutzstation Wattenmeer, NLWKN und Nationalpark Wattenmeer zusammengestellt. Der gesamte Bericht ist frei als PDF verfügbar.
Weitere Informationen:
Wahl, J., K. Günther, J. Ludwig & N. Prior 2020: Preliminary results of the January 2020 count of waterbirds in coastal and inland Germany. In: van Roomen, M., G. Agblonon, T. Langendoen, G. Citegetse, A.Y. Diallo, K. Gueye, E. van Winden & G. Luerssen (Hrsg.) 2020: Simultaneous January 2020 waterbird census along the East Atlantic Flyway: National Reports. Wadden Sea Flyway Initiative p/a Common Wadden Sea Secretariat, Wilhelmshaven, Wetlands International, Wageningen, Niederlande, BirdLife International, Cambridge, Großbritannien. https://www.waddensea-worldheritage.org/node/1283/
Der neue Brutvogelbericht im Magazin Wadden Sea Ecosystem liefert als Kerninformation die Entwicklung der Brutbestände im Zeitraum 1991-2017 auf der Ebene des internationalen Wattenmeeres, der jeweiligen Länder sowie – für eine Auswahl von Arten – auch für einzelne Regionen. Zudem veröffentlicht der Bericht die Ergebnisse der Gesamterfassungen der Jahre 2006 und 2012, u.a. in Form von Karten bei den Artkapiteln, die die Verbreitung der Arten sowohl 2006 als auch 2012 zeigen. Dies ermöglicht direkte Vergleiche und veranschaulicht Veränderungen in der Verbreitung. [mehr] Der Bericht liefert Basisinformationen über die Trends der Brutvogelbestände im Zeitraum 1991-2017 und einen Bericht über die Gesamtzählungen in den Jahren 2006 und 2012, die alle im Rahmen des trilateralen TMAP-Programms durchgeführt wurden. Die Ergebnisse zeigen, dass etwa 395.000 Brutpaare von Küstenbrütern im internationalen Wattenmeer vorkommen. Der überwiegende Anteil entfällt auf koloniebrütende Arten wie Lach-, Herings- und Silbermöwe sowie auf weitverbreitete Arten wie Austernfischer und Kiebitz.
In den Verbreitungsmustern im Wattenmeer findet sich häufig die geographische Artverbreitung auf größeren Maßstab wieder. So kommen einige Arten vorwiegend nördlich der Elbmündung vor (z.B. Lach- und Küstenseeschwalbe), während andere westlich der Elbe am häufigsten anzutreffen sind (z.B. Löffler und Eiderente). Insgesamt leben 75% aller Brutpaare auf den Wattenmeerinseln und Halligen, dies gilt insbesondere für Koloniebrüter.
18 von 32 Arten (56%) haben seit Beginn des Monitorings im Jahr 1991 Rückgänge zu verzeichnen. Zu den Brutvogelarten mit den stärksten Rückgängen zählen einerseits bereits durch langanhaltende Rückgänge selten gewordene Arten (z.B. Bekassine, Kornweihe, Kampfläufer). Andererseits betrifft der Rückgang auch Arten, die spärlich verteilt im Wattenmeer vorkommen (z.B. Sandregenpfeifer), aber auch häufige, weitverbreitete Arten (z.B. Austernfischer). Im Gegensatz dazu ist die Weißwangengans gegenwärtig die sich am schnellsten ausbreitende Brutvogelart im Wattenmeer. Zunahmen verzeichnen auch Schwarzkopf- und Mantelmöwe sowie Kormoran und Löffler. Gegensätzliche Trends innerhalb des internationalen Wattenmeeres finden sich u.a. bei Brandgans, Säbelschnäbler und Silbermöwe. Einige dieser Muster zeigen eine Art Gradient von einem Rückgang im Südwesten zu stabilen bzw. zunehmenden Brutbeständen im Nordosten. Weitere Untersuchungen zur Erklärung dieser Muster sind wünschenswert.
Der langfristige Rückgang vieler Brutvögel hat in den letzten Jahren sowohl auf trilateraler wie nationaler Ebene eine große Aufmerksamkeit erfahren. Die Ergebnisse internationaler Rastvogelzählungen deuten darauf hin, dass der Rückgang einiger Arten zu einem gewissen Grad im Wattenmeer zu suchen ist. Dies hat dazu geführt, dass in allen Ländern Maßnahmen zum Schutz von Brut- und Rastvögeln im Wattenmeer umgesetzt werden, so z.B. in LIFE-Wiesenvogelschutzprojekten, Programmen zum Prädationsmanagement sowie Maßnahmen zur Renaturierung von Salzwiesen.
Im Rahmen des trilateralen TMAP-Programms werden seit 1991 im internationalen Wattenmeer die Brutbestände von See- und Küstenvögeln erfasst. Das Brutvogelmonitoring im Wattenmeer umfasst jährliche Zählungen 27 seltener Küstenvogelarten sowie der Koloniebrüter. Häufige und weit verbreitete werden alljährlich auf repräsentativen Probeflächen erfasst. Eine Gesamterfassung aller Brutvogelarten des Artensets erfolgt alle sechs Jahre auf der gesamten Fläche. Ziele sind die Überwachung der Bestandsgrößen und ihrer Trends sowie die Beschreibung der Gesamtverteilung innerhalb des internationalen Wattenmeeres. Die Brutbestände mehrerer im Wattenmeer brütender Vogelarten sind von internationaler Bedeutung, da sie einen großen Anteil an der Gesamtpopulation ausmachen oder das Wattenmeer das einzige Brutgebiet in Nordwesteuropa darstellt.
Koffijberg, K., T. Bregnballe, J. Frikke, B. Gnep, B. Hälterlein, M. B. Hansen, P. Körber, G. Reichert, J. Umland, T. van der Meij 2020: Breeding Birds in the Wadden Sea: Trends 1991- 2017 and results of total counts in 2006 and 2012. Wadden Sea Ecosystem No. 40. Common Wadden Sea Secretariat, Joint Monitoring Group of Breeding Birds in the Wadden Sea, Wilhelmshaven. https://www.waddensea-worldheritage.org/resources/ecosystem-40-trends-breeding-birds
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21.12.2020
Der mobile ADEBAR: Deutsche Brutverbreitungskarten jetzt auch in der Kosmos-Vogelführer-App
Viele, die in Deutschland eine App zur Vogelbestimmung nutzen, haben den Kosmos-Vogelführer, den „Svensson“, auf ihr Handy geladen. In der Tat ist es sehr hilfreich, dieses erstklassige Standardwerk immer zur Hand zu haben, zumal das Smartphone heute für die meisten ein ständiger Wegbegleiter ist.
Ein Manko waren bislang die nur relativ groben europaweiten Verbreitungskarten. Was lag also näher, als die Karten aus dem Atlas Deutscher Brutvogelarten (ADEBAR) als zusätzliche Funktion in die Svensson-App zu integrieren? Nach der gar nicht so einfachen Klärung der rechtlichen Grundlagen ist es nun soweit: DDA, Kosmos-Verlag und die Entwickler der App haben es möglich gemacht, dass auch die ADEBAR-Karten als Zusatzfeature in die App geladen werden können. [mehr] Alle Nutzer der Kosmos-Vogelführer-App (sowohl Android als auch iPhone) können ab sofort die deutschen Verbreitungskarten per „In-App-Kauf“ hinzufügen. Die Karten aller Brutvögel Deutschlands kosten gerade einmal 1,65 € für Android bzw. 2,29 € für iPhone. Dazu einfach in der App eine deutsche Brutvogelart auswählen. Bei den Symbolen unterhalb der Abbildungen ist neuerdings eine kleine Deutschlandkarte verfügbar. Mit einem Klick auf diese Karte gelangt man zu den weiteren Schritten des Kaufs und kann über diesen Menüpunkt später auch Art für Art die Karten der Brutverbreitung in Deutschland aufrufen.
Der DDA wünscht schöne Feiertage – und viel Spaß mit den Karten aus dem großen ADEBAR-Atlas im handlichen Format! [weniger anzeigen]
21.12.2020
Deutsche Avifaunistische Kommission bittet um Seltenheitsmeldungen 2019
Die achte Ausgabe der Schriftenreihe „Seltene Vögel in Deutschland“ mit dem Seltenheitenbericht für das Jahr 2018 kann seit Anfang Dezember über den DDA-Schriftenversand bezogen werden. Um Ihnen im nächsten Jahr einen möglichst umfassenden Bericht über seltene Vogelarten in Deutschland im Jahr 2019 vorlegen zu können, benötigen wir nun Ihre Mithilfe! [mehr] Mehr als 250 Dokumentationen sind bereits zu im Jahr 2019 beobachteten Seltenheiten bei der DAK eingegangen (Übersicht). Für viele teils gut belegte Raritäten liegen jedoch noch keine Dokumentationen vor. Falls also noch undokumentierte Beobachtungen seltener Vogelarten aus dem vergangenen Jahr in Ihren Notizbüchern oder auch bei ornitho.de schlummern, möchten wir Sie bitten, die Dokumentationen bis zum 28. Februar 2021 an die DAK zu senden.
Zur Dokumentation bundesweit dokumentationspflichtiger Arten nutzen Sie bitte möglichst die aktuelle Version des Meldebogens. Bitte senden Sie den ausgefüllten Bogen direkt an die DAK! Wir leiten alle Dokumentationen auch umgehend an die Landeskommission des betreffenden Bundeslandes weiter.
Viele Dokumentationen erreichen uns mittlerweile sehr zeitnah, oft schon wenige Tage nach der Beobachtung. Dafür danken wir allen Beobachterinnen und Beobachtern ganz herzlich! Frohe Weihnachten und viele schöne Entdeckungen 2021 wünscht
Das Team der Deutschen Avifaunistischen Kommission
Die Meldeadresse der DAK lautet: Deutsche Avifaunistische Kommission
c/o Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA) e.V.
An den Speichern 2
D-48157 Münster www.dak-web.de dak@dda-web.de [weniger anzeigen]
11.12.2020
Europäischer Brutvogelatlas 2: Erste Auflage bereits vergriffen
Die Resonanz auf den Europäischen Brutvogelatlas 2 ist überwältigend. Die 1. Auflage des neuen, englischsprachigen Standardwerks ist bereits ausverkauft, aber die 2. Auflage ist in Arbeit und soll ab 18. Januar verfügbar sein. Es werden daher aktuell nur Reservierungen aufgenommen, die dann schnellstmöglich bearbeitet werden. Bestellungen können über den Verlag Lynx sowie den Buchhandel erfolgen. Der DDA und auch die Vogelwarte Sempach sind hingegen nicht in Versand und Logistik eingebunden und können keine Bestellungen entgegennehmen. [mehr] Aufgrund mehrfacher Rückfragen und Bitte der Herausgeber möchten wir bei dieser Gelegenheit außerdem noch einmal darauf hinweisen, dass es sich bei EBBA2 (für „European Breeding Bird Atlas 2“) um ein rein englischsprachiges Werk handelt. Der Europäische Brutvogelatlas deckt ein Gebiet von mehr als 11 Millionen km² ab, in dem rund 150 verschiedene Sprachen gesprochen werden. Durch die englischsprachige Ausrichtung ist EBBA2 international bestmöglich nutzbar. Selbst ohne Englischkenntnisse sind die Verbreitungskarten aber leicht verständlich und eine spannende Lektüre.
EBBA2 wird für viele Interessenten erst Anfang des nächsten Jahres verfügbar sein. Um Ihre Vorfreude zu steigern und die Wartezeit vielleicht ein Stück zu versüßen, möchten wir bei dieser Gelegenheit noch einmal auf unseren DDA-Adventskalender hinweisen, in dem wir derzeit Tag für Tag Informationen aus dem neuen Europäischen Brutvogelatlas 2 kombiniert mit weiteren Ergebnissen und Meldungen aus der Vogelwelt präsentieren. Ein tägliches ornithologisches Rätsel steigert jeweils die Vorfreude auf das nächste Türchen. Den DDA-Adventskalender finden Sie unter www.dda-web.de/adventskalender.
Vor allem an der Westküste Schleswig-Holsteins werden in den letzten Wochen vermehrt tote Vögel gefunden. Bei vielen Millionen Vögeln, die das Wattenmeer alljährlich nutzen, sind verendete Tiere keine Seltenheit, doch in der aktuellen Dimension besorgniserregend. Grund ist der Ausbruch der Vogelgrippe, dem inzwischen viele Tausend Wildvögel zum Opfer gefallen sind. [mehr] Die Verbreitung erfolgt nach derzeitigem Kenntnisstand offenbar unter anderem über den Kot der Tiere. Auch wenn Greifvögel oder Möwen an Aas fressen, kann das Virus übertragen werden. Um Infektionsketten im Kampf gegen die Vogelgrippe zu unterbrechen, sind Mitarbeiter des Nationalparks in Schutzanzügen laufend mit dem Einsammeln der Kadaver beschäftigt. Eine Übertragung auf Hausgeflügelbestände soll bestmöglich vermieden werden. In mehreren Geflügelhaltungen wurde das Virus bereits nachgewiesen. Es gibt derzeit aber keine Hinweise darauf, dass sich auch Menschen infizieren können.
Im Bereich der schleswig-holsteinischen Westküste wurden seit dem Ende Oktober rund 11.000 tote Wat- und Wasservögel registriert und täglich kommen neue dazu. Der Großteil davon konnte gesammelt werden. Mehr als die Hälfte der betroffenen Vögel entlang der Westküste Schleswig-Holsteins sind Weißwangengänse, aber auch viele Pfeifenten sowie verendete Möwen, Greifvögel und Watvogelarten wurden schon gesammelt. Beim aktuellen Ausbruch wurden bislang bereits mehr als doppelt so viele Fälle verzeichnet, wie zum Geflügelpestgeschehen in den Jahren 2016/17.
Im Sommer 2020 wurde das Virus HPAIV H5 im südlichen Sibirien und Kasachstan entdeckt. Inzwischen sind Fälle aus Dänemark, Deutschland, den Niederlanden, Großbritannien, Irland und Frankreich bestätigt worden. Hierzulande stammen die Funde überwiegend aus dem Bereich der schleswig-holsteinischen Wattenmeerküste und der Ostseeküste in Mecklenburg-Vorpommern. Vereinzelte Nachweise gibt es inzwischen aber auch aus anderen Bundesländern. Bei eintretendem Frost ist nach Angaben des Friedrich-Loeffler-Instituts mit einer weiteren Verlagerung des Infektionsgeschehens ins Binnenland und weiter nach Südeuropa zu rechnen, da viele Wasservogelarten Kälteflüchter sind und dann eisfreie Gewässer weiter südlich aufsuchen.
Unnormale Verhaltensweisen (z.B. unkoordiniertes Kopfkreisen) und Totfunde von Wildvögeln sollten umgehend den Veterinärbehörden zur Bergung und Untersuchung gemeldet werden. Nur so lassen sich Infektionsketten durch aasfressende Vögel verhindern. Das Einsammeln und Beproben organisiert aus Seuchenschutzgründen das Veterinäramt. Die Dokumentation der betroffenen Arten sollte, wo möglich, in enger Kooperation mit den Naturschutzbehörden erfolgen, um das Geschehen in Zusammenhang mit dem Auftreten und Bewegungen von Vogelpopulationen zu werten.
Die Überwinterungsgebiete des Rotmilans liegen bekanntermaßen hauptsächlich auf der Iberischen Halbinsel und im südlichen Frankreich. Allerdings zeigen in den letzten Jahren winterliche Zählungen an Schlafplätzen auch in Mitteleuropa eine steigende Anzahl von überwinternden Rotmilanen. Die internationale Rotmilan-Winterzählung, bereits seit vielen Jahren durch die Ligue pour la Protection des Oiseaux (LPO) in Frankreich koordiniert wird, wird auch in diesem Jahr wieder Anfang Januar durchgeführt und in Deutschland durch die regionalen Koordinatoren des DDA und die Plattform ornitho.de unterstützt. [mehr] Eine europaweite Winterzählung kann wertvolle Hinweise zur Bestandsentwicklung des Rotmilans in seinem nahezu gänzlich auf Europa begrenzten Verbreitungsgebiet liefern. Insbesondere in Spanien ist es allerdings nicht mit vertretbarem Aufwand möglich in jedem Jahr die hohe Anzahl aller anwesenden Rotmilane zu erfassen. Um dennoch zukünftig eine jährliche stichprobenhafte Zählung in allen wichtigen Überwinterungsgebieten des Rotmilans zu etablieren, haben sich im neu gestarteten LIFE Projekt EUROKITE Vogelschutzorganisationen aus ganz Europa als Projektpartner zusammengetan. Eine enge Kooperation zwischen EUROKITE und den nationalen Koordinatoren stellt sicher, dass die bestehende Rotmilan-Winterzählung so optimal ergänzt werden kann.
Das EUROKITE-Projekt zielt insbesondere darauf ab, mit der Besenderung von Greifvögeln wie dem Rotmilan die wesentlichen Todesursachen der Vögel zu untersuchen und menschgemachte Sterblichkeit durch gezielte Maßnahmen zu bekämpfen. Durch die Besenderung im Projekt werden aber auch viele weitere Informationen gewonnen, wie z.B. zu Rotmilan-Schlafplätzen im Winter. Um die Winterverbreitung des Rotmilans als Grundlage für eine Stichprobenzählung heranzuziehen, wurden nun im Rahmen von EUROKITE die Schlafplätze von mehr als 600 besenderten Vögeln jeweils aus dem Januar der Jahre 2018-2020 zusammengetragen. Anhand von Telemetriedaten der Projektpartner aus den Ländern Deutschland, Schweiz, Spanien, Frankreich, Tschechien, Österreich, Slowakei und den Beneluxstaaten konnte ein sehr hoher Anteil des kontinentalen Brutbestands der Art abgedeckt und federführend durch den DDA analysiert werden.
Winterverbreitung des Rotmilans in Südwest- und Mitteleuropa anhand der Daten von 600 besenderten Vögeln aus 2018-2020. Dunkle Rasterzellen zeigen eine geringere Abundanz, hellgelbe Zellen eine hohe Abundanz. In der Schweiz und Deutschland spiegeln die genutzten Rasterzellen allerdings teilweise eher die Besenderungsorte als die tatsächliche lokale Winterverbreitung wider.
Bei der Auswertung wurde die Altersstruktur der besenderten Vögel sowie die tatsächlichen europäischen Brutbestandsanteile der Ländern in denen die Tiere besendert wurden berücksichtigt, um daraus eine möglichst realistische Winterverbreitung des Rotmilans für das kontinentale Europa zu berechnen. Die Ergebnisse zeigen eindrücklich die besonders hohe Bedeutung der Iberischen Halbinsel, wo nach den Ergebnissen etwa 65 % der Vögel überwintern, und von Frankreich wo sich im Januar weitere 20 % der Rotmilane aufhalten. Allerdings machen auch die Schweiz, mit ca. 7 %, und Deutschland mit fast 5 % des Winterbestands einen wesentlichen Anteil aus. Da keine Besenderungsdaten von Vögeln aus ebenfalls wichtigen Brutgebieten wie Schweden, Polen und Italien verfügbar waren, weichen die tatsächlichen Bestandsanteile sicherlich noch etwas von den berechneten Werten ab, dennoch ist dies sicherlich eine sehr gute Grundlage um die aktuelle Winterverbreitung der Art zu beschreiben.
Rotmilan-Winterverbreitung in Europa als regionaler Bestandsanteil anhand der Daten von 600 besenderten Vögeln aus 2018-2020
Eine wichtige Erkenntnis aus der Auswertung der Rotmilan-Winterverbreitung ist außerdem, dass sich mit einer Anzahl von etwa 250 Zählgebieten, die europaweit sowohl an besonders wichtigen als auch an zusätzlich ausgewählten bekannten Schlafplätzen regional verteilt werden, bereits ungefähr 45 % des Winterbestands der Art erfassen lassen! Damit kann eine jährlich durchgeführte, stichprobenhafte Winterzählung wie im Projekt EUROKITE geplant einen wesentlichen Beitrag zur Erfassung der europäischen Bestandsentwicklung des Rotmilans leisten.
Wenn Sie die Rotmilan-Winterzählung in Deutschland und den europaweiten Schutz der Art im Projekt EUROKITE in den nächsten Jahren durch Ihre Zählung unterstützen wollen, melden Sie sich gerne bei uns! Alle Informationen zur Rotmilan-Winterzählung sowie zu den regionalen Ansprechpartnern haben wir hier für Sie zusammengestellt. [weniger anzeigen]
03.12.2020
EBBA2: Neuer Atlas der Brutvögel Europas veröffentlicht
Aktuelle Informationen zur Verbreitung und Häufigkeit der Vögel Europas sind wichtige Grundlagen für den Schutz der Vogelwelt. Vor zehn Jahren startete der European Bird Census Council (EBCC) das ehrgeizige Projekt, die europaweiten Kartierungen aus den 1980er Jahren zu wiederholen, den Europäischen Brutvogelatlas (EBBA1) zu aktualisieren und Veränderungen gegenüber der damaligen Verbreitung aufzuzeigen. Dank der engen Zusammenarbeit mit den Partnerorganisationen – in Deutschland dem Dachverband Deutscher Avifaunisten – konnte die selbstgestellte Herkules-Aufgabe nicht nur erfolgreich gemeistert, sondern sogar dem ursprünglich aufgestellten Zeitplan folgend „fristgerecht“ umgesetzt werden. Schweizer Präzisionsarbeit, die die Handschrift der Erstautorin Verena Keller von der Schweizerischen Vogelwarte Sempach trägt. Womit keineswegs die immense Leistung des gesamten Herausgeberteams geschmälert werden soll, das die auf über 11 Millionen km² auf systematische und standardisierte Weise gesammelten Vogeldaten auswertete und die Ergebnisse zu diesem im wahrsten Sinne des Wortes schwergewichtigen Werk zusammentrug. [mehr] Während der Kartierphase 2013-2017 wurden 539 in Europa heimische Brutvogelarten registriert, von denen 40 Arten endemisch vorkommen, also nur in Europa brüten. Von weiteren 59 Arten konzentriert sich die Verbreitung zumindest weitgehend auf Europa. Wenige Arten wie Bachstelze oder Kuckuck wurden in mehr als 85% aller untersuchten 50-km-Quadranten entdeckt. Mehr als die Hälfte aller Arten ist hingegen auf weniger als 10% des untersuchten Gebiets beschränkt. 57 nicht-heimische Vogelarten brüten in Europa. Eine von zehn Vogelarten Europas stammt also aus anderen Regionen der Erde. 39 dieser Arten wurden in den letzten 30 Jahren zum ersten Mal als Brutvogel in Europa festgestellt.
Trotz starker Veränderungen der Landschaft und des Klimas in Europa sind nur sehr wenige Arten, wie z.B. das Laufhühnchen, komplett verschwunden. Doch wurden innerhalb der letzten 30 Jahre bedeutende Veränderungen der Avifauna festgestellt: 35% aller heimischen Arten konnten ihr Brutareal erweitern. Dazu zählen z.B. Kuhreiher, Schwarzkopfmöwe und Zitronenstelze. Bei 25% aller heimischen Arten wurde hingegen ein Rückgang des Verbreitungsgebiets ermittelt. Beispiele mit deutlichen Abnahmen sind Kampfläufer, Blauracke oder auch der Ortolan – die Vogelart auf dem Umschlag des neuen Atlas. Bemerkenswert ist, dass sich die Brutgebiete der Vögel Europas durchschnittlich um 28 km nach Norden verschoben haben – etwa 1 km pro Jahr.
Sergi Herrando vom Katalanischen Ornithologischen Institut und Mitglied des EBBA2-Koordinationsteams betont: „Die Regionen im Norden des Kontinents haben Arten hinzugewonnen. Arealverluste wurden häufig bei Vogelarten festgestellt, die für landwirtschaftlich genutzte Flächen und Grünländer charakteristisch sind, insbesondere im Mittelmeerraum sowie in West- und Mitteleuropa. Landnutzung und Klimawandel scheinen die Hauptursachen für diese Veränderungen zu sein“.
Petr Voříšek, von der Tschechischen Gesellschaft für Ornithologie und ebenfalls Mitherausgeber, ergänzt, dass der europäische Naturschutz auch Erfolge vorweisen kann: „Viele Arten, die für den europäischen Vogelschutz von Belang sind, erlitten Arealverluste, aber es gibt auch positive Beispiele. Einige Arten, die durch internationale Gesetzgebung geschützt sind, wie der Seeadler, haben ihre Verbreitung in Europa ausgeweitet. Auch die Zunahme der Brutverbreitung einer Reihe von Arten der Feuchtgebiete, wie der Rohrdommel, ist u.a. auf die Wirksamkeit von Schutzmaßnahmen zurückzuführen.“
EBBA2 ist eines der größten bürgerwissenschaftlichen Projekte, das sich auf die Kartierung der biologischen Vielfalt konzentriert. Insgesamt haben rund 120.000 Feldforscher Daten zum Atlas beigetragen, die große Mehrheit davon ehrenamtlich. Verena Keller hebt die ausgezeichnete Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten hervor: „EBBA2 war nur möglich dank des EBCC-Netzwerkes von Organisationen und Einzelpersonen aus ganz Europa, die sich einem gemeinsamen Ziel verschrieben haben und über alle Grenzen und Barrieren hinweg zusammenarbeiten“.
Ergänzend zum Druckwerk soll zu einem späteren Zeitpunkt eine interaktive Online-Version der Atlaskarten veröffentlicht werden. Mark Eaton, EBCC-Vorsitzender, blickt in die Zukunft: „Die unglaubliche Fülle an neuen Erkenntnissen durch die dem Atlas zugrunde liegenden Daten wird dazu dienen, vielfältige Forschungsarbeiten zu ermöglichen und die Erhaltung der Artenvielfalt in ganz Europa für die kommenden Jahrzehnte zu unterstützen“.
Iván Ramirez, bei BirdLife International für den Artenschutz in Europa und Zentralasien zuständig, kommentiert: „Dieser Atlas ist eine Schlüsselpublikation, die als Leitfaden für die künftige Naturschutzarbeit in unserer Region dienen soll. Er hilft dabei, die Veränderungen der Verbreitung aller Arten im Laufe der Jahre zu verstehen, und zeigt deutlich auf, wo in unserer Region Aktivitäten zum Artenschutz und zur Wiederherstellung von Lebensräumen stattfinden sollten.“
Das Projekt wäre ohne engagierte Kartiererinnen und Kartierer sowie die finanzielle Unterstützung durch Stiftungen oder auch die Übernahme von Artpatenschaften nicht möglich gewesen. Dafür möchten sich der EBCC und der DDA bei allen, die im letzten Jahrzehnt fleißig Daten im Rahmen der bundesweiten Monitoringprogramme oder in unserem Online-Portal ornitho.de Daten erhoben und beigesteuert haben, ganz herzlich bedanken.
„Vögel in Deutschland“ behandelt auf über 50 Seiten die Erfassung von Brutvögeln und die Möglichkeiten, selber zu ihrer Erfassung beizutragen, sei es über die Meldung von Beobachtungen oder die Teilnahme an Brutvogelmonitoring-Programmen.
„Seltene Vögel in Deutschland 2018“ beinhaltet neben dem Seltenheitenbericht 2018 auch Beiträge zum Auftreten des Tienschan-Laubsängers in Europa, zur Beobachtung eines Italiensperlings in Mecklenburg-Vorpommern sowie zum ersten Nachweis des Swinhoewellenläufers für Deutschland.
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Eine Bodenbrut des Schwarzstorches, die Vorstellung des Sperlingskauzes, die insular vorkommende Schleiergrasmücke und ein Bericht über die Unterscheidung der Grasmücken machen einen Großteil der aktuellen Ausgabe aus. Daneben wird für das Monitoring seltener Brutvögel auf die Kartierung von Graureiher und Saatkrähe eingegangen. Das ist natürlich längst nicht alles — schauen Sie doch mal vorbei auf den Seiten von Der Falke.
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BfN-Schriftenvertrieb: Tel.: 0 25 01 / 8 01-3 00, Fax: 0 25 01 / 8 01-3 51 oder im Internet
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