Mehr als die Hälfte aller Rotmilane weltweit lebt in Deutschland.
Aus diesem Grund hat die Bundesrepublik Deutschland eine besonders
hohe Verantwortung zum Schutz und Erhalt der Art. Seine Bestandsentwicklung
in den letzten 20 Jahren gibt jedoch Grund zur Sorge, denn die Anzahl der
bei uns brütenden Paare hat seit den frühen 1990er Jahren bis heute
deutlich abgenommen. Von 1988 bis 2016 war im Mittel ein Rückgang
des gesamtdeutschen Bestands von 16,5 % zu verzeichnen. Monitoring-Daten
zeigen allerdings, dass es deutliche regionale bzw. naturräumliche
Unterschiede bei der Bestandsentwicklung gibt. So hat sich der
Gesamtbestand in den letzten etwa 12 Jahren deutlich stabilisiert und
vor allem in den Mittelgebirgsregionen und im Südwesten Deutschlands
gab es positive Bestandsentwicklungen. Die Bestände im Norddeutschen
Tiefland hingegen zeigen weiterhin Rückgänge und liegen deutlich
unter dem Niveau der 1990er Jahre.
Die Gründe für den Bestandsrückgang werden besonders in der veränderten
Landwirtschaft vermutet. Rotmilane brüten überwiegend in Wäldern,
Feldgehölzen und Baumreihen, suchen ihre Nahrung aber vor allem im Offenland
und der genutzten Agrarlandschaft. Abwechslungsreiches Acker und Grünland
verschwindet durch die Intensivierung der Landwirtschaft jedoch zunehmend
und damit der Lebensraum für zahlreiche Wildtiere. Große, monotone und
stark gedüngte Felder bieten Tieren keine Nahrungsgrundlage. So gelangen Rotmilane
– gerade während der wichtigen Zeit der Jungenaufzucht – in hoch
und dicht wachsenden Mais- und Rapsfeldern nicht an ihre Beutetiere.
Das Projekt ist ein bundesweites Vorhaben zum Erhalt des Rotmilans und
zur Verbesserung seiner Lebensbedingungen. In neun Modellregionen in sieben
Bundesländern beraten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Land- und
Forstwirtschaft sowie kommunale Partner zu rotmilanfreundlicher Landnutzung
und den Bedürfnissen dieses ganz besonderen Vogels. Hauptziele des Projekts sind,
die Nahrungsverfügbarkeit für den Greifvogel auf landwirtschaftlichen Flächen
und die Brutbedingungen in Wäldern und Gehölzen zu verbessern.